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Zyklon

von

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Sandteufel

Die Sonne schien durch die tiefhängenden dichten Wolken am Himmel. Ein schöner Tag für Ende November, so dachte er die Worte vom alten Mann. So war es dennoch wahr; die letzten Tage waren mit Regen und Sturm vergangen und kosteten ihm Nächte wertvollen Schlafes. Das Wetter wurde zu einer wahren Nemesis für sie.
 

Mit der gefalteten Zeitung in der Hemdtasche verstaut, fühlte sich Franky zum ersten Mal seit Monaten erleichtert. Wenigstens wusste er nun von den Aufenthaltsorten drei seiner Kameraden, und von ihrem Überleben ebenfalls, zusammen mit den Gerüchten über das Skelett, welche diesen Küstenabschnitt erst erreicht hatten, gab es genug Nachrichten, die ihm eine bessere Laune verschafften. Brook befand sich an einem Ort in seiner Reichweite, Chopper auch, der – zumindest verstand Franky den Zeitungsartikel so – inzwischen in Sanji und Zorros Obhut war.
 

Ein weites Lächeln setzte sich auf seinen Lippen ab, als er zum Rand des Anlegers ging, der sein derzeitiges Zuhause war, und blickte hinauf in das riesige, hölzerne Gesicht. „Nur noch vier fehlen. Wir bringen sie alle wieder nach Hause, Sunny.“
 

—————
 

Gegen 16 Uhr entschied Ruffy, eine Pause und eine frühe Teatime zu machen. Er wusste nicht genau, ob es typisch war oder nur eine Angewohnheit der Bibliotheksmitarbeiter, dass sie sich zwischen 16:30 Uhr und 17:30 Uhr die Zeit nahmen, einen Tee zu trinken – natürlich mit den leckersten Snacks. Es erinnerte ihn an die Mahlzeit zwischen Mittag- und Abendessen, aber er war sich nicht sicher, ob Sanji dabei einer Sitte gefolgt ist, denn bisher hatte Ruffy immer gegessen ohne groß nachzudenken. Was immer die Verbindung war, er hatte erst seit kurzem akzeptiert, dass diese Gewohnheit ein kultureller Schatz der Gemeinschaft war, wie Robin es ihm erklärt hatte, und so sah er es nur noch als Snack an, statt als richtige Mahlzeit. Das ganze Konzept kultureller und gemeinschaftlicher Aktivitäten, Sitten und Regeln wurde ihm erst jetzt so richtig klar.
 

Beim Betreten des Pausenraums, fragte Ruffy sich, wann Dera wohl ihre Schicht beenden würde und war sichtlich überrascht, als er sie bereits auf ihn wartend vorfand. Ihre Tasche war gepackt und aufbruchsfertig so wie sie selbst, nur die Tasse Tee vor ihr war es noch nicht. Da war dieses warme Lächeln auf ihren Lippen, als sie ihn bemerkte, das durch seine Erwiderung noch mehr aufblühte.
 

„Fertig mit deiner Recherche?“, fragte sie, ihr Kinn ruhte auf ihrer Handfläche, die andere Hand umschloss locker die Tasse.
 

„Mehr oder weniger... Ich bin mir nicht sicher, ob’s überhaupt was gebracht hat“, seufzte Ruffy, schnappte sich eine Dose Limonade aus dem Automaten und nahm neben ihr Platz. „Muss ich wohl morgen wieder kommen.“
 

„Na dann bin ich froh, dass deine Recherche keinen Erfolg brachte. Wonach suchst du überhaupt?“ Wie sich ihre Lippen um den Rand der Tasse legten, wirkte natürlich, gewöhnlich, und trotzdem konnte er nicht wegsehen.
 

Ruffy schreckte rechtzeitig aus seiner Trance. „Äh... Robin meinte, es würde Bücher über verschiedene Schreibstile geben und ich brauche Inspiration. Will mal was neues ausprobieren für den Wettbewerb.“
 

„Oh, du nimmst teil? Aufregend“, grinste Dera, „Deine Chancen stehen auch gut. Die meisten Teilnehmer schreiben nur für den Wettbewerb und haben kaum Übung. Es findet auch nur statt, um mehr Besucher herzulocken.“
 

„Werden wir sehen.“ Es löste ein merkwürdiges Gefühl in ihm aus, aber er wusste nicht, woher es kam. Wenn Dera sich über seine Teilnahme so freute, musste er einfach das Beste schreiben, nicht wahr? „Also... willst du immer noch nach Hitchwick?“
 

„Definitiv! Ich wollte dich nach meinem Tee einsammeln, aber du musst wohl meine Gedanken gelesen haben“, schmunzelte sie mit leicht erröteten Wangen. Hah, das war also nicht einseitig, stellte Ruffy fest.
 

„Scheint wohl so.“ Ruffy hatte keine Kontrolle über das Grinsen, das sich über seine Gesichtszüge legte und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht.
 


 

Zeit konnte eine so mysteriöse, eigenartige Sache sein. Während man alles in Zeitraffer erlebte, versank die Sonne hinter dem Horizont in einem Augenblick, ein Blinzeln später war es schon pechschwarz. Winter verhielt sich nunmal so, ganz kalt und düster und bedrohlich, doch dieses Konzept entwich Ruffys Gedanken vollständing während der Fahrt. Auf dem Beifahrersitz neben dem Mädchen zu sitzen, das in letzter Zeit einen beeindruckenden Platz in seiner Gedankenwelt innehielt, ihrer sanften Stimme zu zuhören, die irgendeinem Song aus dem Radio einen weiteren Klang verlieh; warum fühlte es sich so warm und angenehm, gleichzeitig so aufregend an?
 

Sie hielten auf einem Parkplatz neben dem Diner, der Garys Familie gehörte. Während der Fahrt hatte Dera offenbart, was sie inzwischen alles über das ,Hitchwick-Skelett’ herausgefunden hatte und wie gern sie herkommen wollte, doch bisher hatte sie der Gedanke zu sehr gegruselt, um allein herzufahren. Welch ein Glück, dass Ruffy seine eigenen Gründe hatte, diesen Fall zu erforschen.
 

Auch wenn Dera wusste, wo das Hitchwick-Skelett vergraben sein sollte, war es zu dunkel für beide, um sich zu orientieren und so entschieden sie sich, im Diner nach dem Weg zu fragen. Neuerdings war es der Ort für Informationen zum gruseligen Fund, und alles, was es darüber hinaus gab. Als Dera nach jemanden suchte, der ihnen den Weg zeigte, sah sich Ruffy in der Souvenir-Ecke um. Unzählige schlechte und mittelmäßige Zeichnungen und Postkarten, die alle nicht wie Brook aussahen, aber irgendwie doch, denn am Ende war ein Skelett immer noch ein Skelett.
 

Einige Minuten später führte sie ein barscher Mann über den Parkplatz zur nächsten Farm, jeder von ihnen mit einer Taschenlampe ausgestattet. „Die Geräusche haben vor einiger Zeit aufgehört. Ich weiß noch, dass wir eine Woche nach dem Vergraben Hilfsarbeiter von der Pineshaw Farm da hatten, die das Skelett sehen wollten, aber keiner von uns wollte es wieder ausgraben“, erzählte er müde, ein langer Tag voller Arbeit deutlich hörbar. „Sie stellten viele Fragen. Über die Kleidung, ob wir Gegenstände gefunden hätten und ob das Skelett Haare hatte – was merkwürdig ist, weil an dem Schädel eine Afro-Perücke geklebt war, aber nach sowas fragt man ja in der Regel nicht.“
 

„Dann ist das wirklich Merkwürdige passiert. Einer von denen hat sich auf das Grab gekniet und fing an, lauter zu reden. Plötzlich kamen Geräusche von unter der Erde, als ob er eine Reaktion ausgelöst hätte“, fuhr er fort und öffnete ein Tor zur Farm. „Ich hätte sie gern wieder da, um das nochmal zu testen, aber die beiden werden immer noch vermisst. Ich schätze, ihr habt davon gehört?“
 

„Die vermissten Männer von der Pineshaw Farm? Ja, sehr bedauerlich. Es gibt nur noch wenig Hoffnung, dass man sie findet“, seufzte Dera und verzog das Gesicht ein wenig, die ganze Angelegenheit gruselte sie immer mehr, doch gleichzeitig wuchs ihre Aufregung.
 

Kurz darauf erreichten sie die Grenze des Hofes und betraten ein ungenutztes, grasloses Feld. Ein paar Schritte vor ihnen entdeckte Ruffy ein Holzkreuz in die Erde gestampft, nur sichtbar durch das silberne Mondlicht. Dieser Anblick machte ihm bewusst, wie sehr ihm Robin an seiner Seite fehlte; hier zu stehen, das provisorische Grab seines Freundes zu sehen, drehte seinen Magen um. Robin würde verstehen, was er durchmachte, wie er Halt brauchte. Wissentlich, dass Brook nicht mehr sterben konnte, änderte das nichts an den Horror der Szene vor ihm.
 

„Das ist die Stelle“, sagte der Mann und deutete auf das Kreuz mit der Taschenlampe. „Ich muss wieder zurück. Ich vertrau euch, selbst zurück zu finden.“ Mit diesen Worten verschwand er im Innern des Farmhauses.
 

„Das ist gruseliger als ich dachte. Fühlt sich an wie eine dieser Szenen im Film, bevor die Dummen vom Bösen getötet werden.“ Dera sah sich um, in der Ferne erstreckte sich der Wald am Horizont.
 

Ruffy konnte nicht leugnen wie seltsam diese Situation war, allerdings nicht gruselig für ihn, da er ja wusste, was sich unter der Erde befand. Zumindest hoffte er das. „Außer, dass wir nicht die Dummen sein werden“, grinste er und schritt hinüber zum Grab. Die Erde war noch immer durchnässt von den schweren Regenfällen der letzten Wochen, die nächtliche Kälte begann schon die oberste Schicht des Bodens zu vereisen. Er warf die Taschenlampe beiseite und kniete nieder, ungeachtet des kalten Matsches, der sich durch seine Hose fressen wollte. Zögerlich legte er seine Hand flach auf das Grab und sprach in einer lauten Stimme, sodass seine Worte bis zum Rand des weiten leeren Feldes reichten: „Das wäre was für Robin – sowas creepy und düsteres.“
 

„Oh ja, sie würde es lieben!“, lachte Dera zustimmend.
 

Ruffy lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht vor, beide Hände nun auf dem Grab. Erneut sprach er so laut wie er konnte. „Sie hat einen sehr eigenartigen Humor. Einen alten Freund von mir, Lysop, hat sie immer richtig gern gegruselt.“
 

Und plötzlich begann der Boden zu vibrieren. Dumpfe Geräusche kamen von unten, verzweifelt versuchten sie sich durch die vielen Schichten Erde an die Oberfläche zu kämpfen. Als würde sich jemand einen Weg hinauf bahnen wollen, der Boden bebte immer stärker. Das reichte Ruffy als Beweis.
 

„Was zur Hölle passiert hier!“ Dera konnte ihren Augen und Ohren nicht trauen, ihre Stimmung schwenkte um in Panik.
 

Ungeachtet ihrer Reaktion fing Ruffy an, zu graben. Es gab keine Verwechslung mehr, es gab kein Leugnen mehr, da unten war Brook, unfähig sich selbst zu befreien. Wie wild schob er die Erde beiseite, Schicht für Schicht, so schnell er nur konnte mit seinen bloßen Händen. So weich und locker der Boden auch war, er war kalt und durchnässt, was das Durchkommen erschwerte.
 

„Was machst du da?! Bist du verrückt?“ Deras Worte klangen irritiert und schockiert von seinem Verhalten, doch zum ersten Mal war es ihm egal. „Ruffy! Was zur Hölle!“
 

Er ignorierte sie. Er musste sich konzentrieren, er musste zu Brook durchkommen, er musste ihn aus diesem Albtraum befreien. Und so grub er und grub und grub, Adrenalin rauschte durch seine Adern in einer Intensität wie seit Monaten nicht mehr, seit dem Sturm. Seine Hände handelten nach keiner Logik, er konnte nicht mehr klar denken, machte er überhaupt Fortschritte? Wie tief hatten sie ihn nur vergraben? Vielleicht war dort unten tatsächlich nichts– nein, Brook war da, er hatte auf seine Stimme reagiert! All diese Gedanken drehten sich in Ruffys Kopf und seinem Magen, Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und Nacken und seine Knie sanken immer tiefer ins Erdreich hinab. So verlor er sich in diesem Moment, und den Bezug zu seiner Umwelt.
 

Bis etwas sein Blickfeld störte, ein Gegenstand wurde ihm vor das Gesicht gehalten und zwang ihn, sein hektisches Graben zu unterbrechen. Es dauerte eine Sekunden, bis Ruffy die Schaufel erkannte und Dera, die sie ihm anbot. „Du kommst ja sonst kaum voran“, zwinkerte sie ihm etwas verunsichert zu, eine weitere Schaufel in der anderen Hand.
 

Verwundert und für einen Augenblick sogar benommen von der Schnelligkeit ihres Wandels, hellte sich Ruffys Gesichtsausdruck allmählich auf, bis zu jenem breiten Grinsen, wie er es vor dem Sturm getragen hatte. Um keine Zeit zu verschwenden, richtete er sich auf und nahm Dera eine Schaufel ab, damit sie zusammen das Grab ausheben konnten. Tatsächlich kamen sie so schneller voran, geführt vom Licht des Mondes und der Taschenlampen; umgeben von der Dunkelheit der beginnenden Nacht befanden sie sich fern jeder Blicke. Entdeckt zu werden war das Letzte, das Ruffy in diesem Moment in den Sinn kam.
 

Nach gefühlt Ewigkeiten brachen sie durch die letzte Schicht Erde oder so schien es, als sich plötzlich eine knochige Hand aus dem Boden streckte. Dera kreischte vor Schreck und krabbelte aus dem Loch, das sie gegraben hatten, aber verblieb beim Grabesrand. Unkoordiniert versuchte die Hand nach etwas zu greifen, wühlte dabei nur noch mehr das Erdreich auf, also warf Ruffy seine Schaufel aus der Grube und schob die restliche Erde mit seinen Händen beiseite. Sobald die Hand frei war, ergriff er sie und zog mit aller Kraft den verbundenen Körper an die Oberfläche. Und da war es – das Gesicht, das er so sehnsüchtig sehen wollte.
 

„Brook!“, rief er überwältigt und warf voller Erleichterung die Arme um den Mann.
 

Nun in einer aufrechten Haltung, fühlte Brook sich gelähmt von der plötzlichen Freiheit. All diese Nächte und Tage in der Tiefe nur mit Sorge und Angst in seinen Gedanken; Verzweiflung, die zur Hoffnungslosigkeit und schließlich zur Stille verblasste. Und jetzt, jetzt war er frei – ein weiteres Mal befreit von seinem Käpt’n.
 

„Es tut mir so leid! Ich hab erst gestern von dir erfahren... hätte ich eher gewusst, wo du bist, wäre ich eher hier gewesen!“ Die Worte stolperten nur so über Ruffys Lippen, es war noch schwerer als zuvor, seine Gefühle im Zaun zu halten, als er in das Gesicht seines Kameraden sah.
 

„Ruffy-san...“ Seine Stimme klang so heiser und rau wie seine Gefühle, die langsam wieder zum Leben erwachten. Er konnte seinen Wahrnehmung nicht trauen.
 

„Ja, ich bin's. Ich nehm dich jetzt mit nach Hause... na ja, zu Robin und mir. Du bist jetzt sicher“, grinste Ruffy und richtete sich auf, um Brook vom Rest des Grabes zu befreien.
 


 

Wieder zurück in Deras Wagen, war das Grab wieder vollständig hergerichtet. Da es niemand wieder ausheben würde, würde niemand herausfinden, dass das Skelett fehlte. Es würde so funktionieren, irgendwie, Ruffy hatte das alles nicht wirklich durchdacht. Er hätte, hätte Robin zugestimmt, zusammen nach Brook zu suchen. Anstatt impulsiv zu agieren, hätte sie sich einen cleveren Plan ausgedacht, aber was sollte er machen? Impulsiv war nun mal seine Art.
 

Einige Kilometer Schweigen später, fiel Ruffy erst auf, dass Dera bei der ganzen Prozedur dabei gewesen war, und was das bedeutete. Schließlich war sie kein Teil der Crew, sie wusste nicht, wer sie alle wirklich waren und was musste ihr wohl durch den Kopf gehen? Sie hatten eben ein lebendes Skelett ausgegraben, das nun halb-sitzend, halb-liegend versuchte, auf die Rückbank des eher kleinen Autos zu passen. Und trotzdem, stellte Dera keine Fragen.
 

„Ich, ähm... Ich schulde dir was“, brach Ruffy das Schweigen, verlegen rieb er sich den Nacken.
 

„Ja – eine Erklärung“, antworte Dera mit den Augen auf die spärlich beleuchtete Straße vor ihnen gerichtet, „Und eine Mahlzeit, um sie zu erzählen.“
 

Ruffy wollte etwas erwidern, dann bemerkte er das Lächeln auf ihren Lippen und die sanfte Röte auf ihren Wangen. „Tu ich. Und danke.“
 

„Keine Ursache. Ich bin froh, dass ich eine Hilfe sein konnte und immerhin bin ich auch auf meine Kosten gekommen“, strahlte Dera und wandte sich zu Brook über den Rückspiegel: „Hi, ich bin übrigens Dera.“
 

„Welch schöner Name, Dera. Ich bin Brook.“ Kein Scherz, kein Gelächter folgte. Es würde seine Zeit brauchen, zu sich selbst zurück zu finden.
 

„Also bist du ein Freund von Ruffy? Oder Familie?“
 

Ruffy gestikulierte mit seiner Hand schwenkend in der Luft. „Beides, kann man sagen.“
 

„Ich verstehe“. lächelte Dera Brook zu, „Ich bin froh, dass wir dir helfen konnten.“
 

„Die Freude liegt ganz bei mir“, erwiderte Brook erheitert.
 


 

Es war bereits nach acht, als sie Ruffys Wohnsiedlung erreichten. Die Fahrt war leicht und unbeschwert gewesen, der Schreibwettbewerb das Hauptthema und welche Art von Story Ruffy verfassen könnte; während Brook sie stumm beobachtete.
 

Wenn der Moment kam, getrennte Wege zu gehen, stieg Ruffy zu erst aus dem Auto aus, um Brook hinaus zu helfen (war Brook schon immer so riesig gewesen?), bis Dera ebenfalls helfen musste. Sobald der große Mann unbeschädigt neben dem Auto stand, wendete sich Ruffy zu seiner Begleitung, die schon auf eine ordentliche Verabschiedung wartete. Es passierte wieder, seine Augen waren fixiert auf ihr Gesicht, das ihm inzwischen so vertraut war.
 

„Also... wir sehen uns dann morgen?“, fragte sie vorsichtig, eine lose Strähne schob sie hinter ihr Ohr.
 

„Jap! Und danke noch mehr für deine Hilfe. Ich schulde dir wirklich was“, wiederholte Ruffy sein Versprechen und trat näher, „Vielleicht könnten wir ja morgen zusammen Mittag essen?“
 

„Hört sich gut an“, schmunzelte Dera, „Aber du solltest dich jetzt um deinen Freund kümmern. Gute Nacht.“ Zur Untermalung ihrer Worte, lehnte sie sich vor und küsste seine Wange zum Abschied.
 

Nachdem er ihr beim Wegfahren hinterher gesehen hatte, eine Hand die feuchte Stelle auf seiner Wange berührend, drehte sich Ruffy zu Brook und führte ihn durch das Labyrinth der Wohnhäuser zu seinem. Die Siedlung war leer und still, zu kalt waren die Nächte geworden als dass sich irgendwer in den Pfaden zwischen den Gebäuden aufhalten wollte. Eine willkommene Menschenleere, denn so musste Ruffy nicht erklären, warum das Skelett von Hitchwick neben ihm her lief; dafür war er schließlich nicht clever genug.
 

Endlich vor der Haustür angekommen, zog Ruffy den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss mit einem breiten Grinsen für Brook (er musste das immer noch verarbeiten) die Tür auf – ahnungslos darüber, was ihn auf der anderen Seite erwarten könnte.
 

„Du hast also doch nach Hause gefunden.“
 

Noch immer in ihrer Arbeitskleidung, stand Robin in dem kleinen Flur zwischen Küche und Wohnzimmer. Sorge und Röte waren sichtbar in ihren braunen Augen und legten sich wie ein Schatten über ihr schönes Gesicht. „Ich weiß, ich sollte mich nicht in dein Privatleben einmischen und es ist nicht meine Angelegenheit, was du mit wem in deiner Freizeit machst–“
 

„Robin.“ Ruffy stand auf der Türschwelle, vor Brook, der noch immer im dunklen Treppenhaus wartete.
 

„–es stört mich nicht, dass du mit wem anderes Zeit verbringst, wirklich nicht, ich–“
 

„Robin.“
 

„–aber es wäre nett, wenn du mir wenigstens Bescheid geben würdest, wenn du irgendwo hingehen willst und nicht einfach verschwindest. Okay? Weißt du, wie es sich angefühlt hat, als ich dich nicht finden konnte und keiner wusste, wo du warst? Ich wusste nicht...“ Sie strich sich neue Tränen aus dem Gesicht, ihre vorherige Frustration über sein Fehlverhalten wich aus ihrem Kopf. Die letzten Stunden klammerten sich erneut um sie mit einem engen Griff und sie verlor jegliche Kontrolle über ihre Gefühle.
 

Als sie ihr Gesicht in ihren Händen verbarg, begriff Ruffy, wie wichtig es für sie war, ihrer Wut und Besorgnis Luft zu machen. Er hatte es vermasselt und diese Schuld ergriff ihn sofort. „Tut mir echt leid...“ Ohne weiter zu zögern eilte er zu ihr und machte dabei Platz für Brook, die Wohnung zu betreten und die Tür hinter ihnen zu schließen. „Du hast recht, ich hätte dir Bescheid sagen sollen – es tut mir leid“, entschuldigte sich Ruffy und schloss sie in seine Arme, so gut er konnte. „Aber ich bin ja jetzt hier... Ich werde immer zurück kommen.“
 

Robin hielt sich an ihm fest, zu gefangen in ihrem emotionalen Turmult, um die dritte Person mit dem besorgten Ausdruck zu wahrzunehmen. „Ich wüsste nur einfach nicht, was ich machen sollte, wenn ich dich verliere... Es tut mir leid, wie ich heute Morgen zu dir war. Ich hasse es, mich mit dir zu streiten.“
 

„Ich weiß, und es ist okay. Mach dir keine Gedanken, okay?“ Mit einem Lächeln löste er die Umarmung ein wenig: „Ich hab da was, was ich dir zeigen muss.“
 

Er war nicht einmal ganz beiseite gegangen, da war Robin schon bei Brook und untypisch für sie, warf ihre Arme um seinen Torso. Von seinem Platz aus beobachtete Ruffy die beiden, wie sie Worte der Zuneigung und Erleichterung austauschten – ein Anblick, den er nie wiedersehen würde, nicht mit diesen beiden.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein kleines Piep von meinen Lesern wäre schön. Oder poste ich für die Wand? Seid ihr alle Wände? D: Komplett anzeigen

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