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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy,
schön das ihr trotz des warmen Wetters hierher gefunden habt. Ich hoffe ihr habt Spaß beim lesen. Komplett anzeigen

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Bittere Wahrheit

Gemütlich lag ich an Letho gekuschelt und zeichnete träge Muster auf seine Brust. Er tat dasselbe auf meinem Rücken. Mit geschlossenen Augen lauschte ich seinem Herzschlag, der sich mittlerweile wieder beruhigt hatte. Es war für mich ungewohnt gewesen, alles selber zu initiieren, aber ich fand es nicht schlecht. Außerdem hatte es sich Letho verdient, sich einfach mal hinzugeben. Für ihn war es bestimmt nicht leicht, zumal er ja nicht einfach so in ein Bordell gehen konnte. Überall wurde er gesucht. Letho ließ seine Hand ein wenig nach unten wandern und zog mich ein wenig näher. „Worüber grübelst du nach?“ fragte er leise. Überrascht sah ich auf, er hatte seinen Kopf leicht angehoben, um mich ansehen zu können. „Das diese Position für mich ungewohnt war, aber wie gerne ich das für dich gemacht habe.“ Lächelte ich. Dann stützte ich mich auf meinen Ellenbogen und küsste ihn. „Wenn du dich damit nicht wohl fühlst, …“ murmelte er leise. „Schh, nichts davon. Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht schön fand.“ Beruhigte ich ihn sofort. „Ich habe sogar schon weitere Ideen.“ Grinste ich ihn vielsagend an. Ein kleiner Schauer lief durch seinen Körper. Was mich noch breiter grinsen ließ.

„Ich kann kaum glauben, dass das hier echt ist.“ Seufzte er. Ich krabbelte über ihn. „Echter geht es kaum.“ Vorsichtig strich ich über seine Rippen, „Ist wirklich alles wieder verheilt?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Ja wirklich, das hat sich seit deiner letzten Frage vorhin nicht geändert. Und bei dir?“ Sanft strich er über einige Prellmarken.

„Besser als gestern.“ Murmelte ich und beugte mich weiter vor, um ihn zu küssen. „Krümel.“ Wollte Letho mich aufhalten, doch ich ließ mich nicht ablenken, auch wenn Letho nach der Decke fischte.

Ein leises Räuspern, ließ mich erschrocken aufsehen und nach der Decke greifen. „Vesemir!“ quietschte ich erschrocken. Er stand an der Treppe und schaute demonstrativ an die Wand. Knallrot im Gesicht wickelte ich die Decke um uns.

„Ich wollte dich noch warnen.“ Murmelte Letho leise und richtete sich auf, so dass ich nun auf seinem Schoß saß. Zum Glück hatte er mich gehalten, sonst wäre ich nach hinten auf seine Beine gefallen. „Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Aber scheinbar ist sogar alles in bester Ordnung.“ Vesemir klang ein wenig verlegen und drehte sich zum gehen, ohne noch einmal zu uns zu blicken.

Seufzend ließ ich den Kopf auf Lethos Schulter fallen, „Hier hat man wirklich nirgends lange Privatsphäre.“ Maulte ich.

Letho lachte leise, „Dann sollten wir uns vielleicht einen Ort außerhalb der Festung suchen.“ Grinste er. „Der kleine See war doch recht ruhig.“ Schlug er lächelnd vor. Geschockt sah ich ihn an, bis mir einfiel, dass er das Gespräch am Vorabend gar nicht mitbekommen hatte. „Nein Letho, nicht der See. Bitte versprich mir, dass du ihn meiden wirst. Du erinnerst dich an die Geschichte, die ich erzählt hatte? Die mit dem Spiegelhändler? Er scheint dort gelegentlich aufzutauchen. In Vesemirs Jugend sind dort Kinder verschwunden, als ein Mann dort gesehen wurde. Die Beschreibung passt auf ihn und Eskel hat gestern dort jemanden gesehen.“ Flehte ich ihn an.

„Aber sollten wir dann nicht erst recht dort patrouillieren? Um sicher zugehen, ob er es ist, oder nicht?“ wollte er wissen. „Nein Letho, er ist gefährlich. Sehr gefährlich. Gefährlicher als deine Feinde zusammen in einer Person, mit scheinbar unbegrenzter magischer Macht. Du musst mir versprechen, dich von ihm fernzuhalten.“ Bettelnd sah ich ihn an. „Ich weiß was, ich versuche ihn zu zeichnen, damit du nicht aus versehen mit ihm in ein Gespräch kommen kannst.“ Fiel es mir ein.

„In Ordnung Krümel.“ Er strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht. „Ich werde mich von ihm fernhalten.“ Fügte er noch an.

„Danke!“ hauchte ich und überhäufte ihn mit Küssen. Er ließ es eine Weile zu und genoss die Zuneigung. „Wir sollten uns vielleicht unten blicken lassen, bevor der Nächste nach oben kommt.“ Murmelte er dann gegen meine Lippen. „Muss wohl sein.“ Grummelte ich.

Nur ungern löste ich mich von ihm und ließ ihn aufstehen. Für einige Augenblicke hatte ich eine gute Sicht auf seinen unverhüllten Körper, bis er in seine Brouch geschlüpft war. Ein wenig enttäuscht machte ich es ihm gleich. Ich machte mich ein wenig sauber und zog mich dann ebenfalls an. Ich war gerade in meine Stiefel gestiegen, als sich Lethos Arme um mich schlangen. „Was ist los, Krümel?“ wollte er wissen. Ich drehte mich in seiner Umarmung um, damit ich ihn ansehen konnte. „Du hast dich angezogen.“ Schmollte ich leicht. „Sollte ich vielleicht nackt runter gehen? Wer weiß wer sich gerade alles unten befindet.“ Wollte er mit hochgezogener Augenbraue wissen.

„Nun es hätte sicherlich etwas für sich, aber du hast recht. Nur ich darf dich so anbeten.“ Bestimmte ich und gab ihn einen schnellen Kuss, ehe ich aus seinen Armen schlüpfte. Lächelnd schüttelte er den Kopf und folgte mir. Als wir unten aus der Tür traten, wurde klar warum Vesemir wohl nach oben kam. Es herrschte geschäftiges Treiben.

Vesemir nahm die Vorbereitung für die kommende Schlacht scheinbar sehr ernst. Während er, Eskel und Lambert die Waffenständer alle an einen Ort trugen, sortierte Ves die alten Schwerter und Roche trug sie zu den Waffenständern. „Wir sollten wohl mit anpacken.“ Meinte Letho. „Sieht so aus.“ Stimmte ich zu. Letho ging zu Lambert, um ihm zu helfen und ich wollte zu Ves gehen, als Vesemir uns entdeckte. „Ah, Alanya, Letho gut das ihr da seid. Ich habe eine andere Aufgabe für euch. Ihr werdet die Bücher sortieren. Sie sollen in die oberen Regale. Vorrang haben alle Bücher über Magie, Alchemie und Bestarien. Alle Anderen können unten bleiben.“

Ich stieß die Luft aus meiner Lunge, was für eine Monsteraufgabe. Auch Letho schien nicht sonderlich begeistert zu sein. „Wir sollten dann wohl erst mal schauen, was oben für Bücher sind.“ Schlug er vor. Roche grinste gehässig. Er hatte mit Ves die leichteste Aufgabe bekommen. Ich schickte ihm noch einen bösen Blick, ehe ich Letho die Leiter nach oben folgte.

Als wir uns um das erste Regal gekümmert hatten, fühlte ich mich von Vesemir leicht betrogen. Die Bibliothek, zu der er mir den Zugang alleine verwehrt hatte, war die ganze Zeit vor meiner Nase, versteckt zwischen alten, zerfledderten und unwichtigen Büchern.
 

Einige Stunden später taten mir Arme und Beine weh, vom hoch und runterklettern sowie dem hin und her tragen der Bücher. Aber es hatte auch einen kleinen Vorteil, dass wir uns um die Bücher kümmerten. Draußen regnete es und die Anderen suchten draußen alle Schwerter und sonstige Waffen zusammen. Doch plötzlich stockte Letho, er starrte in Richtung des offenen Tores. Erst als ich mich darauf konzentrierte, konnte ich es auch hören. Draußen zeterte eine weibliche Stimme herum und es war nicht Ves, ihre Stimme klang anders. Neugierig gingen wir näher. Wir erreichten gerade die Tür, als wir das Portal sich schließen sahen. Yennefers Freundin war wohl angekommen.

Jetzt konnte ich auch verstehen, wer da über das Wetter zeterte und sich darüber beschwerte, dass ihr neues Kleid ruiniert wäre.

„Geralt hat mich hierher eingeladen und Yennefer hat mir versichert, dass ihr wüsstest das ich komme. Jetzt tragt gefälligst meine Sachen rein!“ keifte sie. Doch die Hexer blieben einfach stehen. Ich verdrehte die Augen, noch so eine Zauberin, die Hexer als ihre Leibeigenen betrachtete. Ich zog die Schultern hoch und trat in den Regen zu den Anderen.

„Oh Alanya, ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Ich dachte du wärst noch mit Geralt unterwegs.“ Begrüßte sie mich, als ich neben Vesemir zum stehen kam. „Aber es passt gut, vielleicht hören diese Hornochsen auf dich. Sag ihnen, sie sollen meine Sachen rein tragen, bevor sie völlig durchnässt sind.“ Forderte sie. Ich seufzte, „Vielleicht solltest du aufhören sie zu beleidigen und einfach höflich fragen, ob sie dir helfen Keira.“ Schlug ich ihr vor. „Du musst noch viel lernen, das sind Hexer, die verstehen keine Höflichkeit!“ erwiderte sie. Ich konnte Lambert knurren hören und auch Vesemir schien nicht wirklich erfreut.

Ich ging ein paar Schritte vor und drehte mich zu den Hexern um. „Wärt ihr vielleicht so freundlich? Ich befürchte, wir würden sonst noch den ganzen Abend hier stehen.“ Bat ich sie.

Aber erst als ich mir eine kleine Kiste und Letho sich ebenfalls eine nahm, um sie rein zu bringen, kam Bewegung in die Anderen. „Na geht doch.“ Meinte Keira abfällig und stolzierte an uns vorbei ins Trockene. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.

Doch kaum war ihr Gepäck drinnen, fing sie schon wieder an. „Was ist das denn für eine Bruchbude? Wie hat Yennefer das hier nur ausgehalten? Kein Wunder, das sie nach Skellige abgehauen ist!“ zeterte sie. „Ich hoffe mein Zimmer ist in einem besseren Zustand!“ forderte sie.

„Wir sind keine Herberge!“ entgegnete Vesemir. „Du verlangst doch wohl nicht, dass ich bei einem von euch in einem Zimmer schlafen soll!“ keifte sie. „Ein Turmzimmer haben wir noch.“ Seufzte Eskel. „Gut, dann bereite es vor. Ich habe Hunger und will dann schlafen gehen. Portalreisen machen mich immer müde!“ kam es nun von ihr. „Da ist die Tür, Treppe bis nach oben. Mach es dir selber sauber!“ wütete Lambert.

„Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst! Ich war die Beraterin von Foltest! So etwas habe ich nicht nötig!“ selbst Roche verdrehte jetzt die Augen, musste er sich damals auch immer so etwas anhören? „Alanya?“ fragte Vesemir ruhig. Ich nickte, „Ich geh schon.“ Murmelte ich. Ich machte einen kleinen Abstecher in die Küche, um den Besen und einen Eimer mit Wasser zu holen.

„Beeil dich aber. Ich möchte mich wirklich gleich frisch machen.“ Forderte sie noch. „Gibt es eigentlich für Magier und Zauberinnen eine Klasse, wie mache ich mich am besten unbeliebt?“ knurrte ich leise vor mich hin. Die Hexer lachten, sie hatten mein Gemurmel verstanden. Vesemir hatte die Tür zum Turm zum Glück offen gelassen. Murrend stieg ich die Stufen nach oben. „Ich hätte Menge vielleicht doch gleich zu ihr schicken sollen. Oder sie mit den Unterlagen zu Radovid gehen lassen!“ Fluchte ich vor mich hin.

Oben angekommen stellte ich die Putzutensilien zur Seite und verschaffte mir einen Überblick. So langsam kam mir der Verdacht, dass ich das schlechteste Zimmer bekommen hatte. Hier gab es komischer weise so gut wie keinen Staub und Gerümpel gab es überhaupt keines. Selbst das Bett war sauber und schien wie frisch bezogen. Nun gut, dann fang ich da mal an, dachte ich mir und ging auf das Bett. Ich nahm das Kissen und schüttelte es auf, als ich die Decke ordentlich falten wollte, fiel mir auf, dass sie von der unten liegenden Seite etwas wärmer schien. Hatte sich hier einer der Anderen zwischenzeitlich vor Vesemir versteckt, um ein Nickerchen zu machen? Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich wischte die Oberflächen schnell ab und nahm dann den kleinen Bettvorleger und ging damit auf dem Balkon. Eine Krähe saß auf dem Geländer. Sie flatterte mit den Flügeln und krächzte, flog aber nicht davon, als ich den kleinen Teppich ausschüttelte.

„Husch! Flieg zu deinen Freunden. Hier gibt es nichts für dich!“ versuchte ich ihn zu vertreiben. Doch er krächzte nur noch lauter und hüpfte das Geländer entlang. „Husch!“ versuchte ich es erneut. Er flatterte ein Stück hoch, ehe er sich wieder auf das Geländer setzte. „Wenn du zu dem Waldschrat gehörtest, das war sein Pech, er hätte sich nicht an meinem Hexer vergreifen dürfen!“ ich schüttelte den Teppich in seine Richtung. Er krächzte empört und flatterte auf den Dachvorsprung und äugte nach unten. „Dummer Vogel!“ murmelte ich und ging wieder hinein. Vorsichtshalber verschloss ich die Tür zum Balkon, nicht das der Vogel noch herein kam. Auf das Theater dann, hatte ich nun wirklich keine Lust.

Vielleicht sollte ich mit Vesemir sprechen, dass die nächste Zauberin, die hier so unhöflich rein platzte, ihr Zimmer selber machte. Obwohl eigentlich waren ja keine mehr frei. Es war mehr als wichtig, das Avallach den Raum mit Balkon bekam. Sonst könnte er Ciris Kraft nach dem Ausbruch nicht zügeln.
 

Ich sah mich noch einmal kurz um, auch wenn alles ordentlich war, würde Keira bestimmt etwas zum meckern finden und wenn es nur der Bereich unten an der Treppe ist. Seufzend nahm ich meine Utensilien und verließ das Zimmer wieder. Wenigstens habe ich hierfür keine Ewigkeit gebraucht. Ich stöhnte, als ich an die Mengen an Bücher dachte, die noch sortiert werden mussten. Ich machte extra langsam, so müsste Letho zwar mehr buckeln, aber er hatte auch eindeutig mehr Kraft.

Aber irgendwann war auch die längste Treppe zu Ende und ich trat ins Erdgeschoss. Entweder hatten sie alle Schwerter zusammen gesammelt, oder sie wollten nicht mehr in den Regen raus.

Die Regale aus der Mitte des Raumes waren unter die Holzetagen geschoben worden und bildeten so einzelne Abteile. Roche und Ves sortierten dort Bücher ein während die Hexer oben die Bücher einsortierten.

Das Erdgeschoss wirkte jetzt noch größer, aber auch ordentlicher und strukturierter. So konnte man sich schon fast vorstellen, wie hier viele lange Tischen standen, an den die Kinder aßen oder Vorträgen über Monster lauschten.

Sogar die Betten waren woanders hin geschoben worden. Vielleicht zwischen die Regale, überlegte ich. Nur Keira saß an der Seite und kümmerte sich um ihr Aussehen. „Ich mach mich mal in der Küche an die Arbeit, Vesemir!“ rief ich durch den Raum. Er nickte dem zu.

Meine kleine Rache an Lambert musste ich wohl erneut verschieben. Aber irgendwann würde er etliche Zwiebeln schälen.
 

Als ich den Topf endlich vom Feuer heben konnte, war ich froh, dass der Tag sich langsam dem Ende näherte. Ich trug den Topf zum Tisch und ging dann das Geschirr holen. Der Geruch würde die hungrigen Mäuler schon von alleine anlocken. Und ich sollte rechte behalten, während die Hexer gerade dabei waren sich zu setzen, kamen die anderen Drei langsam zum Tisch. Ich verteilte die Schalen und setzte mich ebenfalls. „Lasst es euch schmecken.“ Meinte ich und sah belustigt zu, wie sie sich schon beinahe darüber stritten, wer sich etwas zuerst nehmen darf.

„Jungs, es ist genug für alle da!“ lachte ich. Eskel nutzte die Ablenkung und füllte sich seine Schale. Keira war die Letzte, die sich etwas nahm. Kritisch beäugte sie das Essen.

„Was ist das?“ wollte sie wissen. „Gulasch, heiß ist es am besten.“ Antwortete ich ihr. „Hm, mein neues Lieblingsessen.“ Nuschelte Letho. Ich lächelte ihn an, „Was war es vorher?“ wollte ich wissen. „Das was grad da war, man kann nicht immer wählerisch sein.“ Antwortete er, als er geschluckt hatte.

„Also ich weiß nicht, essbar sieht es nicht aus!“ meckerte Keira.

„Iss es, oder hungere. Etwas Anderes werde ich dir nicht machen.“ Meinte ich zu ihr. Missmutig fing sie dann doch an zu essen. Das Essen verlief ruhig, selbst Roche hatte seine Vorsicht fallen lassen. Vermutlich hatte Ves ihm gesteckt, dass es nur Minzöl gewesen war. Fast alle nahmen sich noch etwas nach und der Topf war beinahe alle. Schade, ich hatte gehofft, dass es für den nächsten Tag nochmal reichen würde.

„Zeigst du mir das nächste Mal, wie man das macht?“ wollte Ves wissen. Ich zuckte mit den Schultern, „Mal schauen.“ Blieb ich wage. „Och bitte, ich zeig dir auch wie man richtig gute Leber zu bereitet.“ Bettelte sie. Letho neben mir, lachte in seine Faust und tarnte es als Husten. Ich unterdrückte ein Würgen, bei dem Gedanken an Leber.

„Warum nicht? Ich hatte schon lange keine gute Leber mehr.“ Meinte Eskel. Ich verengte meine Augen und starrte ihn finster an. „Dann macht ihr Beide das. Ich mache keine Leber.“ Knurrte ich ihn an. „Ist ja schon gut, dann halt nicht.“ Lenkte Eskel ein.

„Du solltest sie nicht gegen dich aufbringen Eskel. Du hast die Ghule gesehen gehabt. Und wenn du dir immer noch nicht sicher bist, schau dir die Waldschrat Trophäe an.“ Meinte Letho ruhig. Ich wurde ein wenig rot, „Ich hatte nur Glück. Außerdem hat er mich Glücklicherweise nicht als ernsthafter Gegner betrachtet zu haben, sonst hätte er mir nicht den Rücken zu gekehrt.“ Spielte ich es runter.

„Sei nicht immer so bescheiden.“ Meinte Letho und wuschelte mir durch die Haare. „Letho!“ maulte ich und versuchte sie wieder zu glätten. Als er nicht mehr in meine Richtung schaute, boxte ich ihm auf den Arm. „Sei froh, dass du keine Haare hast.“ Hängte ich hinten dran. Er grinste in meine Richtung und strich sich dann über den Kopf. Ves, Roche und Keira schauten unserem Gekabbel erstaunt und überrascht zu.

„Königsmörder unter sich.“ Hörte ich Roche murmeln. Sofort lag mein Blick auf ihm. „Für Könige bin ich eher der falsche Ansprechpartner!“ widersprach ich. „Dann eben Attentäter.“ Korrigierte er höhnisch. „Davon findet sich noch ein Dritter hier am Tisch!“ eröffnete ich und starrte ihm in die Augen. Auch sein Blick verfinsterte sich. Ves schaute verwirrt zwischen uns hin und her. „Vernon?“ wollte sie wissen.

„Sie hat wohl zu viel Qualm in Novigrad eingeatmet!“ lenkte er ab. „Von wegen, das musst du gerade sagen!“ wehrte ich mich. „Ich habe ja wohl keine Scheiterhaufen angezündet!“ verkündete er. „Und hab das sicherlich nicht freiwillig getan!“ mittlerweile standen wir beide am Tisch und hatten uns jeweils mit unseren Händen darauf abgestützt. „Da wär ich mir nicht so sicher. Du schienst dich im Tempel ja ziemlich wohl gefühlt zu haben!“ wetterte er. „Das hätte ich mich in einem Melitele oder Majoran Tempel genauso. Das hatte absolut gar nichts mit dem Feuer zu tun!“ fauchte ich.

„So jemanden wie dich hätten die dort niemals rein gelassen!“ höhnte Roche nun. „Dich dann ja wohl auch nicht!“ erwiderte ich. „Schließlich haben wir doch leider einige Gemeinsamkeiten!“ murmelte ich.

„Alanya!“ mahnte Vesemir nun doch langsam, doch ich ignorierte ihn. „Was willst du damit sagen?“ wollte Roche wissen. „Meine Mutter war wenigstens keine Hure!“ fuhr ich ihn an. Doch Roche platzte der Kragen, das Klatschen hallte durch den gesamten Raum. Meine Wange schmerzte.

„Das reicht!“ wetterte Vesemir. „Roche, ab in die Küche. Ich will dich hier heute nicht mehr sehen. Wenn du mit der Küche fertig bist, gehst du in dein Zimmer.“ Befahl er. „Aber, …!“ wollte er widersprechen. „Keine Widerworte!“ knurrte Vesemir. Letho wurde unterdessen von Eskel auf seinem Platz gehalten.

„Heuchler!“ rief ich Roche noch hinterher. „Alanya raus! Ich habe dir etwas gesagt. Du wirst erst wieder rein kommen, wenn der Unterstand vollständig gemistet ist.“ Wandte er sich an mich. Ich starrte ihn wütend an. Doch seinem Blick konnte ich nur wenige Augenblicke widerstehen. „Fein!“ knurrte ich und stapfte wütend zur Tür.

„Letho, du bleibst hier! Sie wird das alleine machen.“ Konnte ich ihn noch hören. Außer Sichtweite rieb ich mir die schmerzende Wange. Roche hatte ganz schön hart getroffen.

Draußen regnete es immer noch und mir wurde klar, wie einfach Roche davon gekommen war, mit dem bisschen Küchendienst. Es gab keine Schubkarre, mit der ich den Mist wegfahren konnte und ich musste ihn außerhalb der Festung abladen. Dazu kam, dass es immer dunkler wurde.

Ich suchte mir zwei größere Eimer, die auch noch gefüllt tragen konnte und machte mich an die Arbeit. So viel dazu, dass ich mich eigentlich auf einen ruhigen Abend gefreut hatte.
 

Nach Stunden hatte ich gerade mal die Hälfte geschafft und meine Hände fühlten sich wund an. Vermutlich hatte ich dort Blasen bekommen.

Die Sonne war schon länger wieder am Horizont, als ich endlich fertig wurde. Völlig durchnässt, vom Regen in der Nacht und dem Schweiß, schlurfte ich ein letztes Mal zur Festung hoch. Ich stellte die Forke und die Eimer beiseite und fütterte die Pferde noch. Endlich konnte ich wieder rein, ich hörte mein Bett schon lange nach mir rufen.

Gähnend schlurfte ich über die Höfe. Seltsamerweise war sonst niemand draußen. Als ich die Zitadelle betrat, saß Vesemir in der Nähe des Eingangs und schärfte einige Schwerter. „Endlich fertig?“ wollte er wissen. Ich nickte und schlurfte an ihm vorbei. „Gut, dann mach dich sauber und komm wieder runter.“ Ich erstarrte und schaute ihn geschockt an, wollte er mir wirklich den Schlaf verwehren?

„Ist das nicht ein bisschen hart, Vesemir?“ wollte Eskel wissen, der sich in der Nähe aufhielt. „Nein, wenn sie sich nicht beherrschen kann, wird sie so vielleicht ihre Energie für etwas nützlicheres verwenden. Schließlich kann ich sie nicht an Pendel schicken, wie einen von euch damals und Küchendienst ist für sie keine Strafe.“ Murrte er. Sein Blick fiel auf mich, „So weit verstanden?“ fragte er, „Ja Vesemir.“ Maulte ich und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Auf dem Weg zum Turm konnte ich sehen wie Lambert noch die letzten Bücher sortierte, aber die Anderen entdeckte ich nicht.

Ich schaffte es kaum die Treppe hoch, so weich waren meine Beine vor Erschöpfung. Als ich endlich oben war, musste ich mich an die Wand lehnen und kurz ausruhen. Letho kümmerte sich gerade um die Feuerstelle im Raum. Nach einigen Minuten ging ich auf ihn zu. „Morgen Letho.“ Gähnte ich. Er drehte sich zu mir um. In seinem Blick lag Enttäuschung. „Ich dachte eigentlich, dass du dich mittlerweile besser beherrschen kannst.“ Begrüßte er mich. Wortlos starrte ich ihn an, ehe ich anfing mich aus meinen nassen Sachen zu schälen.

„Wann hast du das letzte Mal meditiert?“ wollte er wissen, als ich anfing mich zu waschen. Ich musste kurz überlegen, „Ich glaube das letzte Mal war vor dem Vorfall beim Fischen.“ Gestand ich leise. „Dann wirst du jetzt damit anfangen das morgens und abends zu machen.“ Forderte er. „Heute geht nicht. Vesemir will das ich gleich wieder runter komme.“ Murmelte ich und fing an mir trockene Sachen anzuziehen. „Was?“ Letho war leicht geschockt. „Er sagt ich solle meine Energie so besser für nützliche Dinge verbrauchen, weil er mich ja nicht ans Pendel zur Strafe schicken kann.“ Wiederholte ich seine Worte.

Letho seufzte und ging dann zu seinen Sachen. Er kramte darin herum und kam mit zwei Phiolen zurück. „Hier, von beiden aber nur ein paar Schlucke. Nicht alles, soweit bist du noch nicht.“ Meinte er und reichte mir die Fläschchen. „Danke Letho.“ Murmelte ich. Er hatte mir Waldkauz und Schwalbe gegeben. Mit Mühe bekam ich die Korken gezogen und trank etwas davon. Sofort war das bekannte Jucken und Kratzen auf den Schleimhäuten da. Ich verzog das Gesicht und nahm schnell den anderen Trank.

Er reichte mir noch etwas zu trinken, damit ich den Geschmack los werden konnte. Nach und nach spürte ich, wie die Tränke durch mein Blut rasten. Dann fingen meine Muskeln an zu kribbeln und zu brennen. Wenn Letho mich nicht aufgefangen hätte, wäre ich wohl zu Boden gestürzt. Besorgt sah er mich an. „Es wird gleich besser.“ Murmelte er. Ich nickte schwach. Dieses Gefühl war ein kleiner Preis, um einen gewaltigen Muskelkater zu verhindern. Schwalbe würde die feinen Mikrorisse in den Muskelfasern heilen und Waldkauz würde wohl ähnlich wie ein Energiedrink funktionieren.
 

Letho hatte sich auf das Bett gesetzt und mich auf seinem Schoss. „Warum hast du Roche gestern nicht einfach ignoriert?“ fragte er leise. Ich kuschelte mich an ihn, „Ich konnte nicht. Ich kann ihn einfach nicht leiden. Er ist eine falsche Schlange, … entschuldige, nichts gegen euch Vipern.“ Murmelte ich. „Warum denkst du das? Du hast ihn gestern schon Heuchler genannt, warum?“ bohrte er weiter. „Wegen dem was er getan hat. Erst lässt er Geralt auspeitschen und macht dann einen auf Freund. Und er dich hinrichten will. Er beschuldigt dich des Königsmord, dabei ist er doch nicht besser. Er war es, der Henselt getötet hat.“ Erklärte ich ihm.

„Krümel, du solltest dich trotzdem nicht von ihm provozieren lassen. Auch wenn es dir vielleicht schwer fällt.“ Er strich leicht über meine Wange. „Man sieht schon kaum noch was.“ Lächelte er dann. Ich schaute auf meine Hände. Auch die Blasen heilten langsam. Ich richtete mich etwas auf und küsste Letho. „Krümel, versprich mir, dass du dich zurückhälst.“ Bat er. „Das kann ich nicht, aber ich werde mein bestes geben.“ Versicherte ich ihm. Er nickte darauf hin, „Ich möchte nicht, das Vesemir auf den Gedanken kommt, dass er noch härter durchgreifen muss und seine alten Bestrafungsmethoden ausgräbt.“

Nein, das wollte ich auch nicht, in einem der Bücher wurde erwähnt, dass Geralt und Eskel von ihm mit einem Riemen geprügelt wurden, weil sie eine Hummel an einen Krug banden und sich über ihre Fluchtversuche lustig gemacht hatten.

„Du hast recht, ich werde mich bemühen.“ Versprach ich ihm noch einmal. „Gut, dann lass uns jetzt nach unten gehen, bevor der alte Mann nach oben kommt, um zu kontrollieren, was du so lange machst.“ Schlug er vor. Doch ich erhob mich nicht gleich, „Warum hast du eigentlich den Kopf des Waldschrats mit gebracht?“ wollte ich wissen, damit ich noch einen Moment länger bei ihm sitzen bleiben konnte.

„Es ist deine Trophäe, du hast sie dir verdient.“ Meinte er. „Nein, es wäre deine gewesen, wenn du nicht auf mich Rücksicht hättest nehmen müssen. Außerdem weiß ich gar nicht, was ich damit machen soll.“ Entgegnete ich. „Dann nehmen wir sie halt mit runter und fragen Vesemir, ob er ein Platz für sie hat. Sie muss ja eh noch präpariert werden.“ Gab er zurück. Ich nickte und stand widerwillig auf, als er anfing sich zu erheben. Das Kribbeln in den Muskeln hatte mittlerweile fast völlig nachgelassen und ich fühlte mich auch nicht mehr ganz so müde, nur ein wenig unbehaglich. Vermutlich die Reste von Schwalbe in meinem Blut.

Ich ging zum Tisch und packte die Zeichnungen ein, nachdem ich sie zusammengefaltet hatte, dann suchte ich noch nach einem Stück Pergament und dem Kohlestift. Die Zeichnung von Gaunter könnte ich auch unten anfertigen.

Letho hatte den Waldschrat Kopf in der Hand und wartete an der Treppe auf mich. „Na los Krümel, nicht das Vesemir wirklich noch hoch kommt. Nachher kannst du den Rest von Waldkauz haben, dann hältst du zum Abend auch wirklich durch.“ Versprach er. Ich nickte und zusammen verließen wir den Turm.

Unten machte ich mich direkt auf dem Weg zum Esstisch. Natürlich saß dort mittlerweile keiner mehr, aber so würde ich meine Ruhe haben. Ich wusste wie Gaunter aussah, aber sich sein Gesicht ins Gedächtnis zu rufen und dann auch noch auf Papier zu bannen war deutlich schwieriger, als ich dachte. Vielleicht war es einer seiner Tricks, aber am Ende hatte ich eine Zeichnung, von der ich dachte, dass sie reichen könnte. Dass man zumindest ihn erkennen würde, wenn man ihn sieht.
 

Ich war gerade fertig geworden, als sich jemand zu mir setzte. „Hier bist du. Ich habe dich beim Frühstück vermisst.“ Es war Keira. „Musste doch Mist schaufeln.“ Brummte ich. „Die ganze Nacht?“ fragte sie entsetzt. Ich nickte nur. „Aber warum sitzt du dann hier unten und bist nicht im Bett?“ wollte sie weiter wissen. „Vesemir hat es nicht erlaubt.“ Murmelte ich.

„Was warum?“ fragte sie empört. „Warum lässt du das mit dir machen? Er hat dir nichts vorzuschreiben.“

Ich schüttelte den Kopf, „Er hat hier das Sagen. Er hatte mich ermahnt und ich habe nicht gehört, also verpasste er mir eine Strafe. So wie es jeder Anführer macht.“ Entgegnete ich ihr. „Also ich würde das nicht mit mir machen lassen. Wer ist das?“ wechselte sie das Thema, als ihr Blick auf die Zeichnung fiel. Ich seufzte, „Das ist Gaunter O’Dimm. Er nennt sich auch Mann des Glases oder Spiegelhändler.“ Erzählte ich ihr.

„Hm, ich glaube von einem Mann des Glases habe ich schon mal gehört gehabt. Es klang eher wie Aberglaube, solch Geschichten erzählen sich doch nur Waschweiber. Deswegen habe ich da nicht weiter zugehört.“ Äußerte sie. „Die Geschichten stimmen, ihn gibt es wirklich und wenn ich mit meiner Vermutung recht habe, treibt er sich gelegentlich hier im Tal herum. Ich hoffe, dass ich mich wirklich irre.“ Erklärte ich.

„Ihn gibt es wirklich?“ fragte sie überrascht. Ich nickte erneut. „Ja und ich habe eine Zeichnung gemacht, damit die Anderen wissen, von wem sie Abstand halten sollten.“ Sie runzelte die Stirn, „Woher weißt du von ihm und wie er aussieht?“ fragte sie dann. „Das tut nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass man sich besser nicht mit ihm einlässt.“ Warnte ich sie.

„Wenn mich Jemand suchen sollte, ich bin draußen.“ Meinte ich noch und stand auf. Die Zeichnung ließ ich auf dem Tisch liegen.

Ich würde versuchen meine Technik mit der Armbrust noch ein wenig zu verbessern. Da ich nicht wusste wann Geralt hier ankam, konnte ich nicht abschätzen, wie viel Zeit bis zur Schlacht noch blieb, daher sollte ich ein wenig mehr üben, als ich bisher getan hatte. Ich wollte zumindest sagen könne, ich habe alles versucht, falls mein Plan doch nicht klappen würde.

Ich lief über die Höfe, bis zum Trainingsbereich.

Dort stellte ich die Trainingsattrappen auf, was aber deutlich leichter gesagt, als getan war. Die waren sau schwer. Dann suchte ich mir ein paar alte Nägel aus den Kisten und pinnte damit die Zeichnungen an die Köpfe. Die beiden Nilfgaarder und Imlerith. Die drei sollten meine Motivation ein wenig stärken. Vor allem der Elf. Er war schließlich der Grund für diese Aktion hier.
 

Nach etlichen Versuchen schaffte ich endlich, dass fast jeder Schuss traf. Auch wenn ich immer noch weit entfernt davon war, auch wirklich dort zu treffen, wo ich hinzielte. Umso mehr freute ich mich natürlich, wenn ich es dann doch schaffte. In diese Situation platzen die Hexer. Ich hatte gerade die Imlerith Attrappe zwischen die Augen getroffen und machte einen Luftsprung vor Freude, als ich Eskel hinter mir hörte, „Scheint als hätte Roche doch recht gehabt.“ Meinte er zu jemanden. Erschrocken fuhr ich herum.

Eskel, Letho und Vesemir standen dort. Roche stand mit Abstand hinter ihnen. „Was treibst du da?“ wollte Vesemir wissen. „Ich übe das Schießen. Sieht man doch.“ Gab ich zurück. „Und warum nimmst du Nilfgaarder als Ziele?“ wollte Eskel wissen. „Woher weißt du das sie aus Nilfgaard sind?“ wollte ich sofort von ihm wissen. „Hab sie an der Grenze getroffen.“ Zuckte er mit den Schultern. „Wo genau!“ forderte ich. „Äh, bei Ban Glean, glaub ich. Warum?“ fragte er verwirrt.

„Die schnappe ich mir!“ fluchte ich und wollte schon in Richtung der Pferde. „Ganz toll, jetzt hast du ihr auch noch verraten, wo sie ihre Ziele finden kann.“ Meckerte Roche. „Alanya, bleib sofort stehen!“ forderte Vesemir. Grummelnd kam ich seiner Forderung nach und drehte mich zu ihm um. „Wo willst du hin?“ fragte er. „Den Halunken das geben, was sie verdienen!“ ich wollte mich schon wieder umdrehen und weiter gehen. „Du bleibst hier!“ befahl Vesemir. Ich ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. Ich schaute zu Letho, der mich allerdings eher ratlos ansah.

„Du hast gesagt, du hilfst mir, wenn ich sie finde.“ Forderte ich von ihm. Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. „Nicht jetzt Krümel.“ Beschloss er. „Aber, …!“ wollte ich widersprechen, aber Letho schüttelte den Kopf. Er flüsterte etwas zu Vesemir, das diesen aufseufzen ließ.

„Kann ich darauf vertrauen, dass du hier bleibst, oder muss ich dir einen Aufpasser zur Seite stellen.“ Wollte Vesemir von mir wissen. „Nein, ich werde hier bleiben.“ Gab ich unwillig nach. „Gut, dann räum hier auf und komm rein.“ Forderte er noch und ging dann zurück. Letho kam zu mir und die anderen Beiden folgten Vesemir. „Ich dachte du würdest mir helfen.“ Murmelte ich etwas enttäuscht zu Letho, als er mich erreichte. „Das werde ich auch, aber nicht jetzt. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. „Aber!“ wollte ich mich widersetzen. „Nein Krümel. Wir haben hier im Moment mehr als genug zu tun. Es gibt eine andere Zeit für deine Rache.“ Versuchte er mir klar zu machen. Dann zog er mich an seine Brust. „Wer ist der Dritte?“ wollte er dann wissen. „Das kann ich dir jetzt noch nicht verraten. Aber er hat den Tod mehr als verdient.“ Murmelte ich. „Verstehe.“ Flüsterte Letho und strich mir sanft über den Kopf.

Zusammen sammelten wir die Bolzen wieder ein und ich stellte die Armbrust zur Seite. Ehe wir den Anderen folgten, reichte Letho mir die angefangene Phiole. „Hier, bis zum Abendessen ist es noch eine Weile und ich denke nicht das Vesemir dich vorher ins Bett lässt. Versuche ihn bitte nicht noch mehr zu reizen, das tut Keira schon genug.“ Bat Letho mich. Ich nahm das Fläschchen entgegen, „Ich werde mich bemühen.“ Murmelte ich und leerte die Phiole. Der Geschmack war widerlich und die Nebenwirkungen echt nervig. Zum Glück beschränkten die sich nur noch auf das Jucken und Kratzen im Mund. Bei Schwalbe sah es ein wenig anders aus, der Trank würde meine Verletzungen zwar heilen, aber ich konnte ihn nicht wie die Hexer prophylaktisch vor einem Kampf nehmen. Er würde mich zu sehr schwächen.

Auf dem Weg nach drinnen, schnappte ich mir noch Lamberts alte Rüstung, die immer noch draußen lag. Schließlich musste ich sie auch noch fertig machen und weiter mit der Armbrust üben, war für heute wohl nicht drin. Dank Roche, warum auch immer er nach draußen kam.

„Was ist los Krümel? Du knurrst ja schon beinahe.“ Lachte Letho leise neben mir. „Wegen Roche kann ich heute nicht mehr weiter üben.“ Maulte ich. „Ach Krümel, du kannst doch morgen weiter machen. Heute machst du einfach deine regulären Aufgaben und nach dem Essen gehst du schlafen.“ Entgegnete er, während er mir die Tür zur Zitadelle auf hielt. „In Ordnung. Ich werde den Kopf unten halten.“ Versprach ich ihm.

Während ich draußen war, hatten die Wölfe scheinbar noch ein wenig umgeräumt. Dort wo ursprünglich die Betten standen, war nun die Brauausrüstung aufgebaut worden. Daneben Kisten und Regale in denen sich scheinbar Zutaten befanden.

Der Bereich um die Tische wirkte heller, da dort jetzt noch mehr Kerzen standen. Erfreut stellte ich fest, dass meine Zeichnung wirklich noch dort lag. Ich hatte befürchtet, dass sie zwischendurch verschwand.
 

Später am Abend fiel ich todmüde ins Bett. Bis zum Abendessen hatte ich mich um die Rüstung von Lambert gekümmert und nebenbei Ves mit Uma beobachtet. Sie schien nicht dieselben Probleme mit ihm zu haben, wie ich.

Nach dem Essen bin ich direkt hoch gegangen, hatte mich ausgezogen und aufs Bett gefallen. So wie ich aufkam, blieb ich auch liegen und schlief auf der Stelle ein. Nur als Letho die Decke unter mir hervor zog und dann ebenfalls ins Bett kam, wurde ich kurz wach. Ich kuschelte mich an seine Seite, nur um dann direkt wieder einzuschlafen.
 

Als ich am morgen wach wurde, war die Sonne gerade am aufgehen und färbte die Wände rot. Ich blinzelte und rieb mir dann den Schlaf aus den Augen. „Morgen Krümel. Gut geschlafen?“ hörte ich Letho fragen. „Hm, wie ein Stein.“ Gähnte ich und drehte meinen Kopf dann zu ihm. „Und du?“ wollte ich dann wissen. „Auch gut.“ Er zog mich ein wenig höher auf seiner Brust und küsste mich dann. Ich seufzte wohlig und kuschelte mich an ihn. Mein Kopf lag wieder auf seiner Brust und ich konnte seinem Herzen lauschen, das kräftig und ruhig schlug. „Letho?“ fragte ich nach einer Weile. „Hm?“ summte er. „War Vesemir gestern noch immer schlecht drauf, nachdem ich ins Bett bin?“ wollte ich von ihm wissen.

„Keira hat ihn noch ziemlich genervt, wenn du das meinst. Außerdem schien ihm das Gesicht von diesem O’Dimm bekannt vor zu kommen. Er konnte sich bloß nicht daran erinnern, wo er ihn schon mal gesehen hatte.“ Antwortete er. Ich stützte mich auf den Ellenbogen und schaute Letho an. „Vielleicht sollten wir ihn ein wenig aufmuntern, was meinst du? Hilfst du mir beim Frühstück machen?“ bat ich ihn. „Wenn du so liebst fragst, wie könnte ich da nein sagen?“ lächelte er. „Danke mein Großer. Vielleicht bekomme ich Keira auch noch davon überzeugt, heute Abend die Wanne hier oben mit Wasser zu füllen.“ Schlug ich vor und erhob mich langsam.

„Das klingt großartig.“ Grinste er. „Hm, vor allem, weil sie groß genug für uns Beide ist.“ Zwinkerte ich. Dann stand ich wirklich auf und machte mich für den Tag fertig. Letho folgte meinem Beispiel und stand ebenfalls auf. Bevor ich jedoch runter ging, suchte ich noch die Unterlagen von dem Magier auf der Reuseninsel heraus. „Mit Zauberinnen verhandelt man am besten.“ Grinste ich, als Letho mir neugierig zu sah. „Keira arbeitet an dem Heilmittel für die Catroina Seuche. Erinnerst du dich, wie sie mit Geralt davon ritt und er ohne sie wiederkam.“ Fragte ich ihn. Er nickte und so fuhr ich fort, „Er hatte ihr Unterlagen von einem Magier besorgt, als sie davon ritten, wollte sie sie ihm stehlen, weil er sie nicht zu Radovid gehen lassen wollte. Allerdings hatte ich sie mir von ihm aushändigen lassen, bevor Keira bemerkte das er zurück ist.“ Ich winkte mit den Notizen leicht. Grinsend schüttelte der Hexer den Kopf. „Du bist schon so eine.“ Lachte er. „Ach was für eine bin ich denn?“ wollte ich ihn necken.

„Mein kleiner Teufel.“ Grinste er und schnappte mich und trug mich die letzten Stufen der Treppe runter. Lachend befreite ich mich aus seinem Griff, als wir unten ankamen. Aus dem neuen Schlafbereich konnte man noch schnarch Geräusche hören, so dass wir leise in die Küche rüber huschten.

Letho schnitt den Speck und briet ihn, während ich schnell ein paar Kartoffeln schälte und in feine Scheiben schnitt. Dazu würde es Rührei geben. Das Essen war eigentlich schnell fertig, aber da es nicht so klang, als wären die Anderen schon wach, blieben wir noch in der Küche. Letho lehnte an dem Tisch und ich an ihm. Ich hatte meine Arme um ihn geschlungen und mein Kinn so auf seine Brust gestützt das ich ihn ansehen konnte. „Hast du für heute schon etwas geplant?“ fragte ich ihn. „Nein, eigentlich nicht. Aber Vesemir findet bestimmt eine Aufgabe, außerdem sollte ich unsere Tränke erneuern.“ Antwortete er. Ich nickte, „Ich werde noch ein bisschen Schießen üben. Und mich mit Keira befassen.“ Er strich mir ein paar Haare aus der Stirn. „Das Schießen musst du wohl verschieben. Es regnet ziemlich stark draußen. Aber du könntest mir mit den Tränken helfen oder Vesemir fragen, ob er eine Aufgabe für dich hat.“ Schlug er vor.

„Dann werde ich dir helfen.“ Stimmte ich zu und zog ihn in einen Kuss. Letho wollte sich aus dem Kuss befreien, doch ich ließ meine Fingerspitzen über seinen Nacken streichen. Bei vielen funktionierte es und brachte sofort ein entspanntes zusammensinken. So auch bei ihm, er schloss sogar die Augen. Doch nur wenige Augenblicke später wusste ich, warum Letho sich zurück ziehen wollte. Ich blickte ihn entschuldigend an.

Roche stand in der Tür und starrte uns geschockt an, bis er scheinbar seine Sprache wiedergefunden hatte. „Natürlich, ich hätte es mir denken können!“ spuckte er entsetzt. Letho knurrte, er war überhaupt nicht davon angetan, dass Roche nun über uns bescheid wusste. Ich fasste nach Lethos Arm, um ihn ein wenig zu beruhigen. Doch es hatte nicht den gewünschten Effekt. Er zog seinen Arm weg und schob mich ein Stück hinter sich, so dass er nun zwischen mir und Roche stand. Diese Geste war eindeutig und Roche nahm sie schief grinsend zur Kenntnis.

„Wage es dich noch einmal, sie anzufassen oder zu bedrohen!“ warnte Letho ihn, doch Roche verschränkte seine Arme vor der Brust. „Und wenn?“ provozierte der Kommandant. Letho ballte die Hände zu Fäuste. „Letho.“ Bat ich ihn leise. „Roche wird sich benehmen und nicht wagen etwas zu versuchen, es sei denn er will das alle wissen was wirklich in Vergen mit dem Einhorn passierte.“ Sprach ich nun so laut, dass auch Roche mich verstand. Dieser versteifte sich sofort und alle seine Muskeln spannten sich an. „Du wagst es!?“ spie er hervor.

Ich nickte, „Sollte mir oder Letho etwas zustoßen, habe ich Vorkehrungen getroffen, dass die Wahrheit an das Licht der Öffentlichkeit kommt. Alle Wahrheiten!“ drohte ich ihm im Gegenzug. Dass dies nicht stimmte, würde ich ihm sicherlich nicht auf die Nase binden. Roche erbleichte leicht und verließ die Küche. Eine stille und verwirrte Ves folgte ihm. „Vernon? Was meint sie?“ wollte sie von ihm wissen und die Tür schloss sich hinter ihnen.

„Krümel!“ Letho war immer noch leicht aufgebracht. „Es tut mir leid Letho, das wollte ich nicht.“ Entschuldigte ich mich bei ihm. Mit einer bedrohlichen Haltung kam er auf mich zu, „Du kannst nicht jeden erpressen.“ Murmelte er. „Aber ich könnte es versuchen.“ Grinste ich unschuldig. Er stand jetzt direkt vor mir, während mein Rücken die Wand berührte. Er stütze sich mit einer Hand über meiner Schulter ab und beugte sich leicht zu mir runter. „Du bist zu unbedacht, vielleicht sollte ich dich dafür bestrafen, damit du dich ein wenig zügelst.“ Knurrte er leise. Ich schluckte, „Versprochen?“ hauchte ich atemlos. Lethos Augen wurden groß, er war über meine Reaktion sichtlich überrascht. „Ich mag beide Positionen.“ Erklärte ich leise und schaute weg, als ich merkte wie sich mein Gesicht erhitzte.

„Wenn das so ist, werden wir sehen.“ Flüsterte er an mein Ohr und dirigierte mich am Kinn so, dass ich ihn wieder ansah. Er überbrückte den letzten Abstand und küsste mich. Dann löste er sich von mir. „Du kannst das Essen schon einmal auftun. Ich werde die Anderen wecken.“ Wechselte er abrupt das Thema, so dass ich ihn nun verwirrt anschaute. Als er sich aber in Richtung Tür bewegte, machte auch ich an die Arbeit. Ich portionierte alles und brachte es dann nach draußen zum Esstisch.

Nach und nach trudelten alle. Die Miene der Hexer hellte sich deutlich auf, als sie das reichhaltige Essen erblickten.

Während des Essens blieben alle ruhig, nur Roche blickte mich immer wieder an, doch ich versuchte es zu ignorieren. Ves wiederum blickte ständig zu Roche. Ich fand in ihrem Blick lag eine gewisse Sehnsucht. Schulterzuckend nahm ich es erst einmal zur Kenntnis.

Nach dem Mahl ging jeder an seine Aufgaben, nun alle bis auf Keira, die scheinbar wieder in ihrem Zimmer verschwand. Ich nahm mich dem Geschirr an und machte schnell den Abwasch. Schließlich wollte ich Letho gleich helfen. Ich räumte die Küche auf und trat dann wieder ins Erdgeschoss.

Vesemir stand am Brautisch und schien irgendetwas vor sich hin zu fluchen.

„Was ist los Vesemir?“ fragte ich ihn, als ich näher kam. „Ich wollte einige Tränke und Absude vorbereiten, aber irgendwie scheint der Reaktor und die Kühlspirale defekt zu sein. Ohne dies kühlen die Phiolen zu langsam ab und die Tränke haben nur mindere Qualität oder sie sind völlig wirkungslos.“ Seufzte er. Ich ging um den Tisch herum und besah mir das Gerät. Es hatte eine Halterung aus Holz, die den Reaktor über einer Flamme hielt und über Glasröhren zu einer Retorte führte, wo sich das Destillat sammeln sollte. Um diese Röhre waren zwei Spiralen, eine aus Glas und eine aus Kupfer, diese sollten wohl den Abkühlvorgang beschleunigen.

„Wenn du gerade nichts zu tun hast, hätte ich eine bitte an dich und Letho.“ Fragte er indirekt. Ich schaute auf. „Da es eh regnet, kann ich nicht weiter mit der Armbrust üben und wenn du auch gerade brauen wolltest, hätte Letho wohl auch Zeit.“ Meinte ich. Letho war mittlerweile auch dazu gekommen, er hatte seinen Beutel mit Brauutensilien in der Hand. „Worum geht es denn?“ wollte er wissen.

„Ich bin der Meinung, unten im Keller müsste noch ein weiterer Abseier stehen. Könntet ihr den suchen?“ fragte Vesemir. So hieß dann scheinbar das Gerät, dachte ich mir. „Hast du eine Vermutung in welchem Raum?“ wollte ich dann wissen. „Direkt der erste nach der linken Abzweigung.“ Antwortete er. Ich verzog das Gesicht, „War das nicht der, mit der riesigen Spinne?“ wandte ich mich an Letho. Dieser nickte, „Keine Sorge, ich pass auf, dass dich keine Spinnen fressen.“ Grinste er. Vesemir sah mich fragend an. „Die Spinne war riesig, fast so groß wie Lethos Hand.“ Rechtfertigte ich mich, jetzt grinste auch Vesemir. „Du legst dich mit Monstern an, hast aber Angst vor Spinnen?“ in seiner Stimme schwang der Unglaube mit. „Ich habe keine Angst vor Spinnen, die sind einfach nur eklig!“ schmollte ich.

„Ah natürlich, wenn das so ist. Aber Letho ist ja mit dabei.“ Meinte der alte Hexer. „Na komm Krümel, schauen wir mal, ob wir das Gerät finden. Danach kannst du mir mit den Tränken helfen.“ Schlug Letho vor. Mit zerknirschtem Gesicht stimmte ich zu. So machten wir uns auf den Weg, Letho entzündete die Fackeln in den Gängen, als er jedoch den Raum betrat, blieb er ruckartig stehen und ich lief beinahe in ihn hinein.

„Letho?“ fragte ich ihn. Er ging in den Raum und schaute sich um, ehe er mir zu verstehen gab, das ich folgen konnte. „Ich dachte ich hätte etwas gesehen. Sah aus wie Rauch oder Nebel, aber ich kann nichts riechen.“ Meinte er. „Vielleicht etwas Magisches? Vesemir sagte ja schon, er wüsste selbst nicht genau, was hier unten alles so lagert.“ Schlug ich vor. Doch Letho schüttelte den Kopf, „Nein, eher unwahrscheinlich, das Medaillon hat nicht reagiert.“ Er schaute sich noch einmal um, „Wo hattest du es denn gesehen?“ wollte ich wissen und wich den Spinnweben im Raum aus. „Dort bei dem Durchgang.“ Er zeigte in die Richtung. Ich trat näher, doch auch ich konnte nichts entdecken. Schulterzuckend ging ich zu Letho zurück.

„Vielleicht etwas aus deiner Welt? Ich meine es scheint ja doch recht viel hier rüber zu kommen.“ Überlegte er. „Könnte sein, aber dann müsste im Gang irgendwo ein Gerät dafür stehen.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Wir können ja mal wann anderes dort nachsehen, was sich dort noch alles anfindet.“ Schlug er vor. „Aber nur wenn du da alle Spinnenweben entfernt hast.“ Entgegnete ich und wischte mir welche angewidert aus dem Gesicht.

Letho schüttelte darüber nur den Kopf. „An denen ist doch gar nichts schlimmes. Sie kleben nur ein bisschen.“ Neckte er. „Ja, ja. Lach du nur. Jeder hat halt seine Schwächen.“ Murrte ich.

Letho schlang seine Arme um mich, „Sei nicht so. Hab ein bisschen Spaß.“ Murmelte er an mein Ohr und fing an mich zu kitzeln. „Letho!“ quietschte ich lachend und versuchte mich von ihm zu befreien. „Das ist unfair.“ Lachte ich. Da ich mich nicht aus seinem Griff befreien konnte, ließ ich mich einfach auf den Boden rutschen. Nun saß ich zu seinen Füßen. Als er trotzdem weitermachen wollte, drehte ich mich um und umarmte seine Knie fest. Er versuchte einen Schritt zu machen, doch er verlor sei Gleichgewicht und landete ebenfalls auf seinem Hintern.

Schnell kletterte ich über seine Beine und setzte mich auf seine Oberschenkel und warf ihn gänzlich um. Ich fing seine Hände ein und grinste auf ihn runter. „Hab ich dich, Hexer!“ lachte ich. Er grinste auch. „Oh nein, der Hexenjäger hat mich, wie komm ich jetzt nur wieder frei?“ machte er ein Spiel draus. „Wenn du brav bist, lass ich dich vielleicht wieder gehen.“ Lächelte ich.

„Und was soll ich dafür tun?“ fragte er. „Mir fällt bestimmt noch etwas ein.“ Murmelte ich und beugte mich zu ihm runter. Er schnellte mit seinem Kopf hoch und schnappte nach meiner Lippe, die er zwischen seine zog. Als er sich aus dem Kuss löste, keuchte ich leicht. „Hier unten wird uns bestimmt Keiner stören.“ Grinste er verschwörerisch. Er befreite eine seiner Hände und legte sie auf meinen unteren Rücken, um mich ein Stückchen höher auf seinen Schritt zu ziehen. Ich biss mir auf die Lippe. Sollten wir wirklich hier unten?

Ich schob meine Hände unter sein Hemd, während seine Hände über meine Oberschenkel strichen. Ich beugte mich vor und folgte mit meinen Lippen der Spur meiner Hände.
 

Wir wurden wirklich nicht gestört, aber ein Bett oder zumindest ein Teppich wäre bequemer gewesen. Ich rieb mir meine wunden Knie, während Letho sich noch seine Kleidung richtete. „Alles in Ordnung?“ fragte er, als er kurz aufschaute. „Nächstes mal vielleicht doch lieber wieder das Bett.“ Grinste ich schief. Er nickte, „Bereit nach dem Apparat zu suchen?“ fragte er dann noch.

„Hm, sollten wir wohl wirklich langsam.“ Stimmte ich unwillig zu, aber der Boden lud nun wirklich nicht zum kuscheln ein.

Wir machten uns an die Regale, was hieß ich ließ Letho erst die Spinnenweben entfernen, ehe wir durch die Böden und Kisten stöberten. Letho hatte eine große leere Kiste gefunden, in die wir unbenutzte Phiolen und anderes alchemistisches Zeug legten, das seiner Meinung nach nützlich sein könnte. Den Apparat für Vesemir hatten wir bereits entdeckt, aber Letho wollte die restlichen Regale noch durch schauen. Seine Neugier wurde belohnt, er fand einige Bücher. Sie sahen schon ziemlich alt aus und fielen beinahe auseinander, aber er meinte es könnte interessante Rezepte beinhalten.

Mit der mittlerweile schweren Kiste bepackt, verließen wir den Keller.

Als Vesemir uns sah, runzelte er erst die Stirn, ehe er die Augenbraue hoch zog. „Muss ja ne ziemlich große Spinne gewesen, mit der ihr gerungen habt, so wie ihr ausseht.“ Grinste er. Sofort wurde ich knall rot und versuchte den Dreck von meiner Hose zu klopfen. Doch dann kam mir eine Idee, ich könnte den Spieß auch einfach umdrehen. Ich ging näher zu Vesemir und beugte mich vor, „Der Gambeson, den du damals zurück lassen musstest, er ist übrigens immer noch bei ihr. Sie würde sich bestimmt über einen Brief von dir freuen, sie ist mittlerweile Witwe.“ Flüsterte ich ihm zu. Geschockt sah er mich an. „Was? Woher? Ich weiß gar nicht was du meinst!“ stammelte er verlegen. Ich zwinkerte ihm lächelnd zu, während Letho die Kiste am Tisch abstellte.

„Krümel, ärger ihn nicht.“ Grinste Letho. Ich drehte mich zu ihm, „Ich ärgere ihn überhaupt nicht, aber vielleicht braucht er auch nur einen leichten Schubs in die richtige Richtung.“ Entgegnete ich.

„Ich bin lange aus dem Alter für solche Abenteuer raus.“ Schmunzelte Vesemir. „Dann lass sie einfach wissen, wie es dir geht und dass du dich noch an sie erinnerst.“ Zuckte ich mit dem Schultern. „Ich werde darüber nachdenken.“ Nickte Vesemir.

Ich sah Letho zu während er sein Braubereich vorbereitete. „Alanya, hast du zufällig das Rezept von dem Absud hier? Ich würde es mir gerne mal ansehen.“ Fragte Vesemir. „Ähm ich glaube ich habe es oben liegen.“ Überlegte ich. Letho seufzte und zog ein Büchlein aus seinem Beutel. „Hier, die letzten Einträge sind die Rezepte für sie.“ Meinte Letho und reichte es Vesemir rüber. Dieser studierte die Tränke eine Weile, ehe er sich ein Pergament nahm und einige Notizen machte. Dann reichte er alles an Letho zurück. „Für Waldkauz solltet ihr lieber dieses Rezept nehmen. Es ist deutlich weniger giftig. Das Rezept vom Absud hat Lambert gut rekonstruiert bekommen und bei Schwalbe habt ihr schon die Albedo Variante.“ Meinte er. Überrascht sah ich ihn an. „Schau nicht so. Wenn du drauf bestehst Tränke zunehmen, solltest du wenigstens die nehmen, die dir am wenigsten Schaden.“ Brummte der alte Hexer.

„Danke Vesemir!“ stammelte ich. Damit hatte ich niemals gerechnet. Schließlich war er ja eigentlich strickt dagegen das ich Tränke nahm. „Schon gut. Und jetzt pass auf, damit noch etwas lernst.“ Er nickte in Lethos Richtung, der darauf wartete, dass meine Aufmerksamkeit bei ihm war.

Gemeinsam gingen wir das neue Rezept durch. Dann verbesserte er meine Schneidetechnik und gab ein paar Tricks bekannt, wie man mehr Wirkung aus den Zutaten holen konnte.

Doch nachdem ich gesehen hatte, dass die Sonne wieder schien, wurde ich immer hibbeliger. „Na geh schon. Die restlichen Tränke mach ich alleine.“ Meinte Letho dann irgendwann genervt. „Danke Letho!“ rief ich und eilte schon raus in den Trainingsbereich.

Nachdem ich gestern Fortschritte gemacht hatte, wollte ich heute unbedingt weiter üben. Draußen schnappte ich mir die Armbrust und einige Bolzen. Falls Zoltan ebenfalls kommen sollte, könnte ich ihn fragen, ob er mir Bolzen und eine Armbrust anfertigt, mit der man noch präziser schießen konnte.
 

Mittlerweile trafen über die Hälfte der Schüsse, aber ich musste mich immer noch stark darauf konzentrieren, die Tipps von Letho, Vesemir und aus dem Buch zu berücksichtigen. Ich mahnte mich immer wieder selbst, auf meine Haltung zu achten. Ich sammelte gerade wieder die Bolzen ein, als ich sah, dass Vesemir an dem alten Heuwagen lehnte. Nachdem er bemerkte, dass ich ihn gesehen hatte kam er auf mich zu. „Hallo Vesemir, was gibt es?“ begrüßte ich ihn.

„Du machst schnell Fortschritte.“ Lächelte er. „Man braucht vermutlich nur den richtigen Anreiz.“ Erwiderte ich. Er nickte, „Das stimmt wohl, aber ich frage mich, ob deiner der richtige ist.“ Seufzte er. Ich sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?“ wollte ich daher wissen. Er setzte sich auf einen niedrigen Mauervorsprung und deutete das ich es ihm gleichtun sollte.

Er wartete mit seiner Antwort solange, bis ich mich gesetzt hatte. „Dein Ehrgeiz ehrt dich. Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist er nicht notwendig.“ Meinte er leise und sah mich eindringlich an. „Wie kannst du das sagen?“ fragte ich ihn geschockt. „Ich bin alt, Alanya. So alt, dass ich selbst nicht mehr weiß, wie viele Jahre ich auf dem Buckel habe. Ich habe viele, sehr viele schöne Jahre mit meinen Wölfen gehabt. Du solltest dir keine Gedanken um mich machen. Verschwende deine Energie nicht an einen alten Hexer wie mich.“ Sprach er sanft und leise.

Ich konnte nur den Kopf schütteln, „Nein das kann ich nicht!“ protestierte ich. Doch Vesemir lächelte nur traurig, „Irgendwann geht alles zu Ende.“

„Nein! Das werde ich nicht zu lassen! Nicht so!“ rief ich aufgebracht, die ersten Tränen liefen über mein Gesicht. Er zog mich in seine Arme und strich mir tröstend über den Kopf, „Ist schon gut Mädchen.“ Seufzte er. Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein nicht so! Das hat keiner verdient und ich werde es verhindern.“ Schluchzte ich und krallte mich an seinem Gambeson fest.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ihr verzeiht mir das Kapitelende. Mir selbst hing ein Klos im Hals beim schreiben und in meinen Augen brannten die Tränen leicht. 😢

Aber hier die Aufgaben:
- Von Yen und Geralt werdet ihr nichts hören, dafür jedoch meldet sich eine andere Zauberin. Keira Metz öffnet in der Nähe der Festung ein Portal und steht kurz später vor den Toren, Einlass verlangend. Geralt habe sie eingeladen und obendrein wisse Yennefer von ihrer Ankunft. Das ist dann wohl die Freundin, von der sie sprach. Natürlich wird Keira ein Zimmer allein für sich verlangen und sich nicht lumpen lassen, alle herum zu scheuchen, die sie findet, um auch genau dafür zu sorgen.
- Keira wird sich natürlich auch ein bisschen über dich wundern, doch offenbar hat Yen ihr das eine oder andere gesteckt, sodass sie tatsächlich versucht, sich gut mit dir zu stellen und eine Art Frauenallianz zu bilden. Immerhin seid ihr ja hier förmlich unter Wilden! Zumindest sieht sie das so.
- Beim Aufräumen für Keiras Zimmer entdeckst du ein paar Dinge, die auffällig sind: Zum einen wirkt das eigentlich leer stehende Zimmer fast bewohnt, denn es ist gar nicht so dreckig und obendrein ist das Bett gemacht, zum anderen könntest du wetten, das Bett wäre noch warm gewesen. Vielleicht bemerkst du auch die Krähe, die am offenen Fenster hockt und dich beobachtet.
- Vesemir wird dich bitten, im Keller doch nach einer bestimmten Konstruktion zu suchen, einer alchemistischen Vorrichtung mit kleinen Phiolen, die zur Destillation dient. Die, die er eigentlich benutzt, ist wohl beschädigt, aber er ist sicher, es gäbe unten noch weitere. Letho hilft dir sicher gerne. Allerdings fällt Letho im Keller auch ein schwarzroter Rauch auf, der sich direkt verzieht, als ihr runterkommt - und zwar nicht nach oben durch die Tür, sondern tiefer ins Gewölbe. Lethos Amulett reagiert nicht, doch er findet das doch sehr seltsam und meint, das sei vielleicht etwas aus deiner Welt, weil es nicht magisch scheint.

Optionale Aufgaben:
- Sprich mit Ves doch mal über sie und Roche. Vielleicht erzählt sie dir ja, dass sie mehr für ihn übrig hat, als er gerne wahrhaben will. So ähnlich ging es dir ja gefühlt auch eine Weile mit Letho. Vielleicht hilft euch diese Gemeinsamkeit, euch anzunähern.
- Bei einem abendlichen Umtrunk wird Eskel ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und von einer kleinen Liaison mit einer Sukkubus erzählen. Roche verurteilt das hart, doch du erinnerst dich doch sicher an die Najade? Etwas Unterstützung könnte Eskel ganz gut tun.
- Vielleicht fragst du ja Keira mal nach O'Dimm. Sie ist immerhin weit gereist und eine gelehrte Magierin. Tatsächlich hat sie sogar schon mal flüchtig vom Spiegelmeister gehört, doch hielt es für Gerüchte, die es nicht wert waren, erforscht zu werden. Nur irgendein Ammenmärchen.
- Denk natürlich an deine Schießübungen, immerhin wird Vesemirs Leben davon abhängen. Der alte Hexer wird dich irgendwann dabei zur Seite nehmen und mit einem unangenehm wissenden Blick anstarren und meinen, dass es schon gut sei. Er habe ein langes, erfülltes Leben gehabt und du solltest dir nicht zu große Gedanken um einen alten Mann machen.


Zwei der optionalen Aufgaben passten leider nicht wirklich in das Kapitel, aber vielleicht werde ich sie später noch mit einbringen. Komplett anzeigen

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