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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und es geht weiter.
Dieses Mal ist es glaube ich wieder ein wenig länger geworden. Ich hoffe das stört euch nicht. Komplett anzeigen

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Geheimnisse

Ich ging weiter über die Höfe, die Schritte hinter mir wurden leiser, bis ich sie nicht mehr hören konnte. Ich drehte mich nicht um, ich wollte Roche nicht unbewusst dazu auffordern mir wieder zu folgen. Als ich die Zitadelle betrat, wurden Lambert und Eskel gerade langsam wach. Als ich die beiden sah, kam mir eine Idee. „Lambert du musst mir heute früh nicht helfen. Dafür heute Abend. Es wollen viele Kartoffeln geschält werden.“ Grinste ich. Lambert murrte und sah mich finster an, sagte aber nichts weiter.

Ich sammelte die Reste vom Tisch ein und trug sie in die Küche. Zum Frühstück würde ich heute nur Haferbrei machen, da ich noch den Abwasch erledigen musste, hatte ich keine Lust auf einen größeren Aufwand. Natürlich hätte Lambert mir helfen können, aber er würde sich vielleicht in meine Idee einmischen.

Vor mich hin grinsend machte ich mich an die Arbeit, niemand beschuldigte mich ungerechtfertigt. Ich suchte alles zusammen, bevor ich es servierte. Das Essen war schnell fertig, während der Haferbrei vor sich hin köchelte, schnitt ich etwas Obst klein, dass ich hinzu geben wollte. Dann gab ich den Honig mit in den Topf, um alles ein wenig zu süßen. Als das fertig war, portionierte ich alles und da ich gehört hatte, das mittlerweile fast alle am Tisch waren, brachte ich es nach draußen. Ich hatte die Schüsseln auf ein Brett gestellt und trug es nun zum Tisch, während ich eine leise Melodie summte.

Jedem stellte ich eine Schale vor und legte einen Löffel dazu. Ich achtete darauf, dass die Schale mit dem auffälligen weißen Schmuckring vor Roche landete. Ich grinste ihn an, als ich ihm den Löffel reichte. Die Portion für Letho stellte ich auf einem leeren Platz, entweder schlief er noch, oder er wollte Roche noch eine Weile aus dem Weg gehen.

„Lasst es euch schmecken.“ Meinte ich als ich mich ebenfalls setzte und nach meinem Löffel griff. Auffällig unauffällig schielte ich immer wieder zu Roche, der das Ganze wie erhofft mitbekam. Ich versteckte ein grinsen und blickte schnell auf meine Schale und fing an zu essen. Misstrauisch stocherte mein ‚Opfer‘ in seinem Essen, ehe er es dann probierte. Er schien gerade schlucken zu wollen, als er plötzlich ein wenig blass wurde.

„Ist irgendetwas Roche? Schmeckt es dir nicht? Dabei habe ich mir doch extra Mühe gegeben.“ fragte ich betont unschuldig. Seine Augen weiteten sich und er sprang von seinem Platz auf und lief nach draußen, eine verwirrte Ves folgte ihm. Als ich die Tür zufallen hörte konnte ich das Lachen nicht mehr unterdrücken. Die Übrigen sahen mich skeptisch an. „Was hast du gemacht?“ wollte Vesemir wissen. „Nichts.“ Grinste ich.

„Alanya!“ fragte er streng. „Ich habe wirklich nichts gemacht. Mir könnten allerdings vorhin vielleicht ein paar Tropfen Minzöl in seine Schale gefallen sein, ist doch nicht meine Schuld, wenn er denkt ich hätte ihn vergiftet.“ Verteidigte ich mich. Vesemir schüttelte den Kopf, während Eskel, Lambert und Yennefer ein Lachen versteckten.

„Und warum?“ wollte der alte Hexer wissen. „Er hat mich beschuldigt, irgendetwas mit Ves gemacht zuhaben, weil sie mir von Anais erzählte.“ Erklärte ich. Vesemir seufzte, „Ich will nicht, dass weitere Lebensmittel verschwendet werden, ist das klar?“ fragte er mit ruhiger, aber ernster Stimme. Ich nickte, „Ja, Vesemir.“
 

„Was hast du angestellt Krümel, das Vesemir dich am morgen schon rügt?“ Letho war gerade um die Ecke getreten und setzte sich nun zu uns. „Sie hat Roche glauben lassen, dass sie ihn vergiftet hat.“ Grinste Eskel. Auch die Mundwinkel von Letho zuckten nun. „Nun, er wird das dann wohl verdient haben.“ Murmelte Letho und fing selbst an zu essen.

„Lambert, hast du deine Sachen zusammen gesucht?“ fragte ich nach einem Moment. „Ja, liegt neben meiner Truhe.“ Grummelte er. „Gut. Ich kümmere mich nachher drum, dein Sattel hab ich vorhin schon gemacht.“ Er nickte nur. Vielleicht war er sauer auf mich, das raus kam, dass er die Anderen angeschwindelt hatte?

„Was für Sachen?“ wollte Eskel wissen. „Ich flicke seine Kleidung und säubere seine Ausrüstung. Als Belohnung, dass er sich in der Küche angestrengt hat. Das Frühstück gestern hat er alleine gemacht.“ Erklärte ich. „Wenn ich das vorher gewusst hätte, …“ schmollte Eskel leicht.

„Ich hatte mich schon gewundert, es war gestern doch leicht salzig.“ Meinte Yennefer. Ich zuckte mit den Schultern, „Etwas mehr Salz schadet nicht, so wie die Drei gestern früh noch auf dem Tisch hingen.“ Grinste ich. Nur Eskel hatte den Anstand, etwas verlegen drein zu schauen.
 

„Das mit dem Sattel ist gar keine so schlechte Idee, Alanya. Ich denke wir sollten dasselbe tun, ehe das Wetter schlechter wird und dem Leder zusetzt.“ Meinte Vesemir. Eskel stöhnte leise, scheinbar war sein Sattel nicht im besten Zustand. „Ihr könnt mir später ja Gesellschafft leisten, wenn man dabei sich unterhalten kann, macht es viel mehr Spaß.“ Schlug ich vor. Vesemir nickte. Damit war beschlossen, dass wir später uns gemeinsam um die Ausrüstung kümmern würden. Da die Anderen bereits aufgegessen hatten, verließen sie den Tisch. Ich blieb bei Letho sitzen, während er noch aß.

„Wie hast du geschlafen?“ fragte ich ihn. „Hm ziemlich gut, auch wenn es beim aufwachen ein wenig kühl im Bett war.“ Zwinkerte er. „Ich dachte ich lass dich schlafen, wegen der Nacht davor. Du schienst da nicht sehr viel Schlaf bekommen zu haben.“ Erklärte ich mich.

„Du kannst mich ruhig wecken, vor allem wenn du, dass nächste mal wieder etwas mit Roche planst. Ich hätte es zu gerne gesehen.“ Grinste er.

„Es war eine spontane Idee, eine kleine Rache, er hat mich heute morgen abgepasst, während ihr alle noch geschlafen habt. Er hat mich beschuldigt irgendetwas mit Ves angestellt zu haben.“ Erzählte ich ihm. Sofort wurde sein Blick ernst. „Hat er etwas gemacht?“ wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, er wollte nur wissen warum sich ein Hexenjäger um die Ausrüstung eines Hexers kümmert, warum ich hier bleibe und Aufgaben für euch erledige und das mit Ves halt.“ Zählte ich auf.

„Pass bitte auf, ich fühle mich nicht wohl dabei, wenn du mit ihm alleine bist. Er ist nicht so harmlos wie er aussieht.“ Bat Letho. „Ja, ich werde aufpassen. Ich weiß was er damals mit Geralt gemacht hat, die Narben kann man immer noch auf seinem Rücken sehen.“ Ein kleines Schaudern durchlief mich, als ich mich an den blutigen Rücken von Geralt erinnerte, aber Roche würde sich hier so etwas hoffentlich nicht trauen.

Ich stand auf und sammelte alle Schüsseln zusammen, dann trat ich zu Letho, legte meine Arme von hinten um ihn und meinen Kopf auf seine Schultern. „Pass du auch auf, ja? Lass dich nicht von ihm provozieren.“ Bat ich ihn und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Er nickte, „Gut, wenn du auch noch Etwas hast, das geflickt werden muss, dann bring es später mit runter, ich kümmere mich dann drum.“ Bat ich ihn noch. Er legte eine Hand auf meinen Arm, „Das brauchst du nicht, Krümel. Ich hoffe das weißt du?“ wollte er widersprechen. „Ich möchte es aber, ich will mich um dich kümmern.“ Lächelte ich ihn an. Er blickte schnell weg, doch ich hatte das Aufblitzen in seinen Augen bereits gesehen.

„Wenn du irgendetwas brauchst, dann sag es mir ruhig.“ Bot ich an. Er nickte, dann zog er mich auf seinen Schoß. „Du weißt gar nicht wie glücklich du mich machst.“ Ich verzog das Gesicht bei seinen Worten, „Krümel?“ fragte er unsicher. „Schon gut, aber bitte nicht diese Formulierung. Das sagte Menge damals zu mir.“ Beruhigte ich ihn gleich. Auch er verzog das Gesicht ein wenig. Ich gab ihm einen kleinen Kuss, „Du kommst dann auch später raus? Wie die Anderen?“ fragte ich ihn dann. Er nickte, „Natürlich. Ich werde dir Gesellschaft leisten.“ Lächelte er. Ich gab ihm noch einen Kuss und erhob mich dann, um das Geschirr in die Küche zu bringen.

Als ich mich auf den Weg machte, Lamberts Sachen zu holen, war Letho ebenfalls vom Tisch aufgestanden.

Neben Lamberts Truhe lag ein Haufen Hemden, eine Hose und eine alte Rüstung. Ich raffte alles in meine Arme und trug es nach draußen. Ich legte es auf einen der Tische, die unter einer Lagerplane standen. Ich räumte die Bänke auf und stellte sie wieder hin, so dass die Anderen sich dazu setzen konnten. Dabei fiel mein Blick auf die Mauer, mit der kleinen Rankenpflanze. Seufzend legte ich meine Hand an die Steine. Hier würde Vesemir sterben, ich hatte zwar keine große Hoffnung, aber vielleicht könnte man ihn doch noch retten.

Vesemir war einer der ältesten Hexer, die noch lebten, vielleicht sogar einer der Ersten, wenn es einer verdient hatte im Bett zu sterben dann er. „Hey kleine Furie, alles in Ordnung?“ Lambert kam näher, schnell wischte ich mir die Träne weg und drehte mich dann lächelnd zu ihm um, „Ja, alles gut. Ich musste nur an etwas denken.“

Ich ging zu dem Tisch und besah mir die Hemden, bei einigen hatte ich nicht die Hoffnung, dass man sie noch retten konnte. Sie taugten aber vielleicht noch als Flicken. Ich nahm Eines, dass nur einige Risse hatte und fing an zu nähen.

„Tolle Arbeit übrigens mit meinem Sattel, sieht wieder fast aus wie neu.“ Druckste Lambert. Ich sah von der Naht nicht auf, „Bitte, eine gepflegte Reitausrüstung ist genauso wichtig wie die Schärfe eurer Schwerter. Nichts ist ärgerlicher, als wenn ein Pferd unreitbar wird, nur weil es eine Scheuerstelle aufgrund von Dreck bekommt. Sowas lässt sich ganz leicht vermeiden. Wenn du dir zum Beispiel das Pferd von Eskel anschaust, die kleinen weißen Flecke am Rücken zeigen, das dort der Sattel gescheuert hatte oder er nicht richtig passt.“ Erklärte ich.

„Ups.“ Konnte ich hören und sah auf. Eskel stand einige Meter entfernt und rieb sich verlegen durch die Haare. Ich schüttelte den Kopf, klar dies hier war eine andere Welt und eine andere Zeit, aber warum gingen sie so sorglos mit ihren Pferden um? Sie waren doch auf sie angewiesen.

„Wenn ihr wollt, kann ich euch später zeigen, wie man erkennt, ob ein Sattel passt. Ich bin zwar kein Sattler, aber ein bisschen weiß ich auch darüber. Und ob die Trensen richtig eingestellt sind kann ich auch prüfen.“ Bot ich an.

„Das ist eine gute Idee. Manchmal denke ich, mein Pferd weigert sich einen Sattel zu tragen.“ Mischte Vesemir sich ein, als er das Gesagte beim näher kommen hörte. Ich nickte, „Wenn wir dann schon dabei sind, wann waren eure Pferde das letzte Mal beim Schmied und tragen sie Eisen?“ seufzte ich.

„Eisen keine, Schmied? Keine Ahnung.“ Grummelte Lambert. War ja klar, „Gut, da du dich ja nicht mehr um deinen Sattel kümmern brauchst, schau doch ob du Werkzeug für die Pferdehufe findest.“ Bat ich. Als Lambert sich weigern wollte, genügte ein Blick von Vesemir und er spurte. Als ich ihm nachblickte, konnte ich sehen wie Roche uns aus der Ferne beobachtete. Von Ves war nichts zu sehen. Schulter zuckend machte ich mich wieder an die Arbeit.

Immer mal wieder blickte ich auf und beobachtete Eskel und Vesemir, die sich um ihre Sättel kümmerten. Eigentlich dachte ich ja, dass wir uns wirklich unterhalten könnten, aber mir viel kein wirkliches Thema ein und die Beiden sahen auch ziemlich konzentriert aus.

Ich hörte wie die schwere Tür zur Zitadelle zu fiel und blickte dorthin, Letho kam mit Yennefer heraus getreten, die Beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein.

Schnell blickte ich zu der Stelle, an der ich Roche zuletzt gesehen hatte. Dieser stand stocksteif da und versuchte Letho in Grund und Boden zu starren.
 

„Oh, oh.“ Entfuhr es mir. „Was ist los?“ wollte Eskel wissen. „Roche hat Letho entdeckt.“ Erklärte ich kurz. Auch Eskel blickte nun auf, Roche kam auf uns zu, Ves immer hinter ihm, mit entschlossenem Gesichtsausdruck und der Hand am Schwert. Sie schien sich also in der Nähe aufgehalten zu haben, außerhalb meines Blickfelds. Aus Roches Augen sprühten schon beinahe Funken.

Letho schien davon scheinbar noch nichts mitbekommen zu haben. Als er uns erreichte, sah er uns verwirrt an, folgte aber dann unserem Blick. Als er Roche entdeckte, verschränkte er seine Arme und erwartete dessen Ankunft.

„Letho von Guletta, ich hätte mir denken können, dass die Nachricht von deinem Tod zu schön ist, um wahr zu sein.“ Knurrte der Temerier. „Vernon Roche!“ knurrte Letho. Ich schaute zu den anderen Hexern, während Eskel die Situation angespannt beobachte, beschäftigte sich Vesemir weiterhin mit der Lederpflege.
 

Ich legte die Nähutensilien beiseite und erhob mich von der Bank. „Wie hast du das geschafft? Ich habe Vester von deinem Tod prahlen hören!“ knurrte Roche. „Das geht dich nichts an!“ mischte ich mich ein. „Was weißt du denn schon darüber?!“ knurrte er mich an. Ich starrte zurück, aber er musste etwas in meinem Ausdruck erkannt haben.

Seine Augen weiteten sich mit Erkenntnis, „Du! Das warst du! Vester erwähnte eine Frau, die darum flehte, Letho begraben zu dürfen, mit Kopf.“ Knurrte er aufgebracht. Ich grinste ihn nur an. „Er ist ein Königsmörder, er hat den Tod verdient!“ fluchte Roche, „Als ob er hier der einzige Königsmörder wäre.“ Höhnte ich.

Sofort lagen alle überraschten Blicke auf mir, „Hey, seht mich nicht so an, … es war kein König, … nur ein Fürst!“ verteidigte ich mich empört. „Krümel?“ fragte Letho ruhig, ich sah zu ihm, „Na gut und ein Kaiser.“ Gab ich leise murmelnd zu.

Yennefers intensiver und fragender Blick lag auf mir, „Niemand lehnt einen Auftrag der dunklen Bruderschaft ab!“ rechtfertigte ich mich. Letho seufzte tief.

„Immer wieder voller Überraschungen. Aber vielleicht ist es noch mal nützlich.“ Lächelte Yen. Roche schien sich von seinem Schock erholt zu haben. „Ihr beherbergt einen Königsmörder und einen Hexenjäger, der sich als Attentäter verdingt? Wisst ihr überhaupt wer sie ist?!“ schrie Roche. „Gerade von dir hätte ich anderes erwartet Yennefer! Wie kannst du so seelenruhig neben ihr stehen, wo sie doch bereits etliche Magier auf den Scheiterhaufen gebracht hat.“ Fuhr er fort.
 

Ich verengte die Augen, warum fing er ausgerechnet jetzt damit an. „Sie war mit dem schlimmsten der Hexenjäger überhaupt verheiratet und ihr lasst sie hier einfach so frei rum laufen! Vielleicht sollte ich beide gleich hier direkt enthaupten! Das wird uns eine menge Ärger ersparen!“ drohte er und zog sein Schwert. Ves folgte seinem Beispiel. Aber auch ich und Letho hatten unsere Waffen gleich zur Hand. Eskel hatte ebenfalls den Arm gehoben, jederzeit bereit sein Schwert zu ziehen.

„Jetzt reicht es aber!“ mischte sich Vesemir nun ein. Mit tödlicher Ruhe erhob er sich und trat zwischen uns. „Ich weiß ganz genau, wer die Beiden sind, was sie getan haben und warum. Auch wenn ich ihre Taten nicht gut heiße, verstehe ich, dass man manchmal schlechte Entscheidungen trifft und manchmal sind Opfer notwendig, um Andere zu retten.“ Verteidigte Vesemir uns.

„Ihr steckt sofort eure Waffen weg. Alle!“ ernst sah er uns an. „Sofort!“ wiederholte er, als wir zögerten. Nur langsam und unter wortlosen Protest taten wir wie er es verlangte.

„Du wirst hier unter meinen Dach keinen der Meinen angreifen oder gar töten. Sollte ich noch einmal sehen, dass du die Waffe gegen einen von uns erhebst, ist es mir egal ob du mit Geralt befreundet bist, oder dass er dich hergebeten hat. Ist das klar?“ wandte sich Vesemir an Roche.

„Dann halt vorerst nur sie. Viele werden froh sein, wenn es sie nicht mehr gibt! Wer weiß wen sie sonst noch auf dem Gewissen hat, oder welche Morde sie bereits plant!“ er hatte seine Klinge bereits wieder in der Hand und deutete damit in meine Richtung, genauer gesagt, dessen Spitze war direkt auf meinen Hals gerichtet. Ich schluckte, machte unwillkürlich einen Schritt zurück und sah unsicher zu Vesemir, Letho neben mir wirkte ebenfalls sehr angespannt. Ich hatte das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben.

Aber dann kam Bewegung in Vesemir, wo ich zuerst befürchtet hatte, er würde einen Schritt zur Seite machen und mich ausliefern, überraschte er mich dann doch. Er hatte ebenfalls seine Klinge gezogen und stand nun direkt vor mir. Mich durchströmte Erleichterung, er schützte mich, trotz der vielen Dinge, die ich getan hatte und den Hexern verschwieg.

Roche taumelte zurück und sah Vesemir überrascht an, „Warum schützt ihr sie?“ wollte er verwirrt wissen und ließ sein Schwert sinken. „Hatte ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Du kannst auch gerne direkt deine sieben Sachen sammeln und von hier verschwinden!“ forderte Vesemir. „Vernon, denk an Geralt. Er sagte doch, dass er unsere Hilfe bräuchte.“ Mischte Ves sich ein. Roche gab vorerst nach. Dann drehte sich Vesemir zu uns um, „Und ihr Beide haltet die Füße still, ist das klar!“ wollte er von uns wissen. Ich nickte, „Ja Vesemir.“ Auch Letho stimmte direkt zu. „Gut, dann zurück an die Arbeit.“ Wurde Vesemir wieder etwas milder.
 

„Vernon, ich weiß du hast ein kleines dunkles Teil bei dir, aus einem unbekannten Material. Ich will, dass du es mir aushändigst.“ Forderte Yennefer nun und wechselte effektiv das Thema. „Wie kommst du da drauf? Ich weiß nicht wovon du sprichst.“ Entgegnete er. „Leugne es nicht. Die magische Signatur kommt von dir. Du weißt doch gar nicht was du damit anfangen sollst. Also gib es mir, bevor du es kaputt machst.“

„Weißt du denn überhaupt selbst, was das ist?“ wollte Roche nun wissen. „Solange ich es noch nicht gesehen habe nicht, aber ich habe schon andere Teile davon. Deshalb will ich es haben!“ demonstrativ streckte sie ihre Hand aus. Roche nickte Ves zu. Diese kramte daraufhin in der kleinen Tasche, die sie am Gürtel trug.

„Wir hatten es in einem Lager von Banditen gefunden, sie schienen auch nicht zu wissen was es ist. Aber es lag mit einigen Wertsachen in einer Kiste.“ Erklärte Roche während Ves Yennefer das Teil aushändigte.

Als ich erkannte was sie hervor zog, verdrehte ich die Augen. Wer benutzte so etwas denn noch? Wer auch immer an diesen Teilen rumfuschte, hatte scheinbar keinerlei Ahnung von moderner Technik. Yennefer nahm es entgegen und besah sich die flache Plastikscheibe. Als sie jedoch anfing daran rumzuspielen, konnte ich nicht ruhig zusehen. „Nicht!“ meinte ich und machte schon einen Schritt auf sie zu, doch sofort lag der finstere Blick von Roch auf mir und ich zog mich direkt wieder zurück. „Du weißt was das ist?“ wollte Yennefer wissen.

Ich nickte, „Ja, man kann es mit einem Speicherkristall vergleichen. Im Inneren sind Informationen gespeichert. Wenn du es zu sehr biegst, an dem Metall drehst oder in die kleine Öffnung fässt könnten diese Informationen kaputt gehen.“ Bestätigte ich ihr.

„Wie kommt an diese Informationen?“ wollte sie weiterhin wissen. „Man braucht einen speziellen Kasten dafür. Die Teile, die ich gefunden habe, ergeben vielleicht einen.“ Überlegte ich. „Woher weiß ein Hexenjäger mehr über ein Artefakt, als eine Zauberin?“ wollte Ves wissen. Ich presste die Kiefer aufeinander, um nicht frustriert aufzuschreien. Letho schien das zu bemerken und legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter.

„Viele in meiner Heimat hatten so etwas. Aber es ist eigentlich veraltet.“ Erklärte ich knapp. „So etwas habe ich aber in Redanien noch nie gesehen.“ Meinte Roche. „Verdammt noch mal, ich komme nicht aus Redanien, ich bin auch kein Hexenjäger und war schon mal gar nicht mit Menge verheiratet!“ platzte mir dann doch der Kragen.

„Da habe ich aber gegenteiliges gehört.“ Erwiderte Roche. „Da hast du falsch gehört. Entweder bin ich eine bessere Schauspielerin, als ich jemals geglaubt hatte, oder deine Agenten haben nur Stroh im Kopf!“ fuhr ich Roche an. Verwirrt runzelte dieser die Stirn.

„Alanya, was habe ich gerade gesagt?“ mahnte Vesemir. „Entschuldige Vesemir. Aber bei soviel Unsinn, platzt mir halt manchmal die Hutschnur.“ Gab ich nach. „Geh an deine Arbeit zurück! Letho wird später mit dir laufen oder trainieren gehen, dann könnt ihr eure hitzigen Gemüter abkühlen.“ Wies er an. „Ja Vesemir.“ Murmelte ich und schlurfte zum Tisch zurück, um die Hemden von Lambert weiter zu nähen. Allerdings lauschte ich mit halben Ohr zu der Gruppe.

„Ich werde später nach Skellige aufbrechen, Vesemir. Geralt braucht mir schon viel zu lange, um hierher zu kommen. Daher werde ich dort nach dem rechten sehen. Ich werde die Tür zum Turm versiegeln, damit sich keiner dort rein verirrt.“ Eröffnete Yennefer. „In Ordnung. Du hättest aber auch einfach nach dem Schlüssel fragen können.“ Seufzte Vesemir.

Ich hatte mich mehr auf das Gespräch konzentriert, als auf das Nähen und hatte mir daher in den Finger gestochen. Ich zischte auf und steckte mir den Finger in den Mund, damit es erst gar nicht anfangen konnte zu bluten.

„Ich habe die Befürchtung, ein Schlüssel könnte nicht reichen. Eine alte Freundin von mir wird bald hier eintreffen und sie kann ihre Neugierde nicht zügeln.“ Widersprach Yennefer. „Und wer wird das sein?“ wollte Vesemir wissen. Alle Anderen schienen genauso neugierig. „Das wird eine kleine Überraschung, aber sie wird sich benehmen.“ Ich beobachtete wie Vesemir resigniert die Schultern hängen ließ. „Gut, wenn nicht, wirst du das verantworten. Aber wenn du eh unterwegs sein wirst, kannst du auch frische Lebensmittel mitbringen. Für so viele Gäste werden sie nicht lange reichen.“ Forderte er. Yennefer nickte, „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Erwiderte sie und ließ dann die Gruppe stehen.

Eskel ging nun auch wieder an die Arbeit und Roche zog mit Ves zurück. Als Letho und Vesemir sich ebenfalls zu uns gesellten, konzentrierte ich mich wieder auf das Nähen. Letho ging Eskel zur Hand und kümmerte sich um dessen Satteldecke.
 

Schweigend verrichteten wir unsere Aufgaben, doch im Gegensatz zu vorhin, war die Stille jetzt drückend. So blieb es bis Lambert dazu kam.

„Was ist hier denn los? Hab ich was verpasst?“ wollte er wissen. Vesemir sah kurz zu mir rüber, schwieg aber. Eskel antwortete ihm nach einigen Augenblicken, „Roche hatte Letho entdeckt und es stellte sich heraus, dass unsere Kleine hier, vergessen hatte zu erwähnen, dass sie ebenfalls als Attentäter tätig war.“ Seine Stimme klang seltsam emotionslos.

„Was?!“ rief Lambert erstaunt. „Dann geht Henselt auf deine Kappe?“ wollte er wissen. Entsetzt sah ich ihn an, „Nein, kein König.“ Meinte ich schnell. „Einen Kaiser.“ Murmelte Vesemir. Lambert sah mich mit großen Augen an. „Tatsächlich? Emhyr wohl nicht, dass hätte ich gehört.“ Wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, warum hatte ich bloß meine Klappe nicht gehalten.

„Nein nicht Emhyr, Titus Mede der Zweite, Herrscher von Tamriel.“ Antwortete ich. „Nie gehört.“ Runzelte er die Stirn. Hätte mich auch stark gewundert, es war ja eigentlich nur eine Quest. Ich sollte wirklich lieber erst einmal nachdenken, bevor ich den Mund aufmachte.

Ich hatte das nächste Hemd fertig und faltete es, um es zu den anderen Beiden auf den Stapel zu legen.

So arbeitete ich mich von Kleidungsstück zu Kleidungsstück, während die Hexer mittlerweile fertig waren. Als Eskel und Vesemir ihre Sachen nahmen und wieder an ihren Platz brachten, setzte Letho sich zu mir. Schweigend sah er mir zu, während ich die Risse und Löcher in den Hemden flickte.
 

Als sich jedoch etwas über den Spalt zwischen meiner Hose und der Rüstung entlang bewegte, hätte ich mich beinahe erneut in den Finger gestochen.

Als ich Letho empört anschaute, sah er unschuldig lächelnd weg. Ich lächelte kopfschüttelnd über seine Verspieltheit und genoss das leichte kitzeln an meinem Rücken. Aber irgendwann konnte ich das Schaudern nicht mehr unterdrücken. Ich legte das Hemd zur Seite und drehte mich zu Letho, „Weißt du eigentlich, was du damit auslöst?“ fragte ich ihn. Doch er zog nur die Augenbraue hoch. Gut er schien es wirklich darauf anzulegen, kurzer Hand setzte ich mich auf seinen Schoß und zog ihn in einen intensiven Kuss.

Er zog mich ein wenig näher, „Ist das so?“ raunte er mir ins Ohr, als wir unsere Münder trennten. „Möchtest du das wirklich hier und jetzt herausfinden?“ neckte ich ihn. Er schien einen kurzen Moment zu überlegen, „Alle Anderen scheinen beschäftigt zu sein, aber oben dürfte es dann doch wärmer und bequemer sein.“ Antwortete er schließlich.

Ich biss leicht in seine Halsseite, „Also ich sitze gerade ziemlich bequem.“ Murmelte ich leise und grinsend an seinen Hals. Doch dann drehte er den Spieß um und fing seinerseits an, mich ein wenig zu necken. Er küsste sich meinen Hals entlang und atmete sanft gegen mein Ohr. Er schob einen Finger leicht unter meine Rüstung, so dass er ein Stück oberhalb meines Kreuzbeins über die Wirbelsäule streichen konnte. Seine andere Hand wanderte in meinen Nacken. Ich ließ mich gegen ihn sacken und genoss es für eine Weile, bis es fast zu viel wurde. „Letho!“ jammerte ich leise. „Hm?“ summte er und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Ich konnte nicht länger nur genießen, ich wollte ihm ein wenig zurück geben, daher ließ ich meine Hand zu seiner Hose wandern. Unauffällig zupfte ich an den Nesteln der Schamkapsel. Als der Knoten sich leicht gelockert hatte, ließ ich zwei Finger hinein schlüpfen.

Er unterdrückte ein Stöhnen an meinem Hals. Ihm schien unser Tun mehr als nur zu gefallen. Leider ertönte in dem Moment ein Räuspern hinter mir. „Du störst!“ knurrte ich frustriert, ohne zuschauen, wer da eigentlich störte. „Ihr seid ja schlimmer als Geralt und seine Zauberin, die verziehen sich dazu wenigstens.“ Meckerte er.

„Nicht unser Problem, wenn du immer zur falschen Zeit auftauchst, Lambert!“ wütend schaute ich ihn an. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich das Werkzeug beim Unterstand hingelegt habe.“ Grinste er dann. Frustriert knurrte ich, Letho hatte seine Hände mittlerweile an meinen Rücken gelegt, damit ich nicht von seinem Schoß fiel.

Ich hingegen ließ meine Finger noch ein wenig auf und ab gleiten, aber Lambert hatte die Situation gründlich zerstört. Ich zog meine Finger aus Lethos Hose und knotete sie wieder zu, ehe ich mich erhob.

„Vielen Dank Lambert!“ knurrte ich ihn an und stieß ihn zur Seite, als ich an ihm vorbei ging.

Musste der Kerl auch immer zur falschen Zeit auftauchen?

„Gern geschehen!“ lachte er mir hinterher. Ich hörte noch wie Letho etwas sagte, verstand ihn aber nicht. Wütend kickte ich einen losen Stein über den Boden. Ich verzog mich zu den Pferden. Pferde hatten schon immer die Fähigkeit meine Laune zu heben.

Ich setzte mich auf einen Balken und beobachtete sie beim fressen. Einige Zeit später hörte ich Schritte hinter mir. Ich seufzte und kraulte Skorpion am Kopf, der mich neugierig nach Leckerlis beschnupperte.

„Sei nicht sauer, Krümel.“ Letho klang ein wenig geknickt. Schnell drehte ich mich zu ihm um. „Ich bin doch nicht sauer auf dich.“ Beeilte ich mich zu sagen. Etwas erleichterter aussehend, kam er die letzten Schritte näher. „Ich bin sauer auf Lambert, er hat das doch sicher mit Absicht gemacht.“ Maulte ich. Er zog mich in seine Arme. „Wir werden noch viele ruhige Momente zusammen haben.“ Wollte er mich scheinbar trösten.

„Ja, aber es ist nicht unbedingt nur das. Es, … wie soll ich sagen? Es schien, dass du dich diesmal nicht sofort wieder zurück ziehst, sondern, ach ich weiß auch nicht.“ Versuchte ich mich zu erklären.

„Ich möchte jeden Moment mit dir genießen. Du bist schließlich keine Dirne, die ich aufsuche, wenn ich mal ein paar Münzen übrig habe.“ Meinte er. Ich nickte an seiner Brust. „Aber du brauchst nicht schüchtern sein, wenn du ein langsameres Tempo haben möchtest ist das ok, aber wenn du etwas Anderes brauchst, lass es mich wissen.“ Wollte ich ihn ermutigen.

Er gab mir einen Kuss auf meinen Kopf. „Ach Krümel.“ Seufzte er. „Wenn du dich fallen lassen willst, ich werde dich auffangen, wenn du die Kontrolle abgeben willst, passe ich auf dich auf. Ich bin für dich da, mein Großer.“ Verdeutlichte ich es noch einmal. Sein Atem stockte und er schluckte, „Woher?“ fragte er unsicher und leise. Ich schaute lächelnd zu ihm auf. „Geraten. Außerdem weiß ich von deinem Gedanken, das Frauen herrschen sollten und dein Verhalten ließ es auch manchmal erahnen. Außerdem ist es verständlich, du bist immer auf der Hut, da braucht man auch mal Pause von. Ich würde alles für dich tun, Letho. Du brauchst nur fragen.“ Gab ich zu. „Keine Sorge, du bestimmst das Tempo und wenn du etwas willst oder nicht willst, sag es einfach. Ich werde weder lachen noch dir böse sein.“ Versprach ich ihm.

Er hob mich hoch und setzte mich wieder auf den Balken, so dass ich jetzt ein wenig größer wirkte als er. Er schlang seine Arme um mich und legte seinen Kopf an meinen Bauch. „Gerade will ich dich einfach nur festhalten.“ Murmelte er. Sanft strich ich über seinen Kopf.

Wir blieben eine ganze Zeitlang so, bis er sich wieder von mir löste. „Danke.“ Lächelte er. „Immer.“ Lächelte ich zurück. „Wir sollten uns wirklich ein ruhiges Plätzchen suchen, wenn wir alleine bleiben wollen.“ Murmelte er dann. Ich drehte mich um, doch durch das Gebälk am Unterstand konnte ich nicht viel erkennen. Ich verrenkte mich leicht, bis ich die Neuankömmlinge sehen konnte.

Allerdings verlor ich dabei den Halt auf dem Balken. Ich ruderte noch mit den Armen, aber fiel dann doch. Rücklings fiel ich zwischen die Pferde. Empört schnaubten sie, als ich in ihrem Heu landete. „Krümel?“ fragte Letho besorgt. „Alles gut, nichts passiert. Du bist halt einfach umwerfend.“ Grinste ich zu ihm hoch und setzte mich auf. Überall hatte ich nun Heu hängen. „Was sollte, dass den werden?“ lachte Eskel, als er am Unterstand ankam.

„Ich wollte nur die Qualität des Heus prüfen.“ Lachte ich und schob Kiran weg, der das Heu aus meinen Haaren knabbern wollte. „Und was hast du festgestellt?“ wollte Vesemir wissen. Er hatte meinen kleinen Unfall ebenfalls gesehen. „Es ist auf jeden Fall bequem.“ Meinte ich und stand auf. Letho half mir das Heu aus meinen Haaren zu fischen und ich klopfte mir die Hose ab. Vesemir sah dem Ganzen schmunzelnd zu.

„Lambert meinte, du wolltest jetzt die Pferde machen?“ fragte Vesemir. Ich verkniff mir ein knurren. „So hat er das? Warum ist er dann nicht ebenfalls hier?“ wollte ich wissen. Lambert legte es wirklich darauf an, die nächste Zeit nur noch Kartoffeln und Gemüse zu schälen.

Der ältere Hexer schaute sich um und nahm zwei Finger zum Mund, da Eskel sich die Ohren zu hielt, taten Letho und ich es ihm gleich. Keine Sekunde zu früh. Vesemir stieß eine laute Pfiff Folge aus und sah dann abwartend zum Weg hoch zu den oberen Innenhöfen.

Tatsächlich kam Lambert einige Momente später. Als er uns jedoch alle dort stehen sah, stockte er kurz und wurde langsamer. Der Pfiff hatte allerdings auch Roche und Ves angelockt. Neugierig kamen sie hinter Lambert her. Ich seufzte, aber nun gut, deren Pferde verdienten es auch, dass die Reiter wussten, worauf sie zu achten haben.

„Ves ihr Beide könnt euch gerne anschließen. Alanya wollte kurz zeigen, wie man überprüft, ob ein Sattel passt.“ Lud Vesemir sie ein.

Der Schimmel von Vesemir, war zufällig das sauberste, so das ich ihn für das Beispiel nahm. Während ich noch schnell mit einem Striegel die Sattel- und Gurtlage säuberte, erklärte ich, warum dies so wichtig war. Dann ließ ich mir den Sattel von Vesemir geben und legte ihn ohne Satteldecke auf den Rücken. Sofort ruckte das Pferd mit dem Kopf. Beruhigend strich ihm über den Hals.

Ich zeigte wie man prüfte das der Sattel passte, während er lose auf dem Rücken lag, aber auch schon so war klar, dieser Sattel passte nicht auf das Pferd.

Er lag nicht richtig auf und drückte somit an einigen Stellen. Während ich all das erklärte, hörten alle bis auf Roche und Lambert interessiert zu. Die Anderen stellten Fragen und ließen sich etwas genauer zeigen.

Danach schaute ich mir die Hufe an, nicht ideal, aber auch nicht so katastrophal wie ich es erwartet hatte. Es war nichts, um das man sich sofort kümmern musste. Die Gruppe zerstreute sich langsam, allerdings schien Ves auch ein kleiner Pferdenarr zu sein, denn sie ging in den Unterstand und verteilte kleine Leckereien an die Pferde und kraulte sie.

„Wem gehört der Fuchs?“ wollte sie wissen. „Er sieht ziemlich edel aus.“ Meinte sie. Letho grinste, „Was Roche wohl sagen würde, wenn er wüsste das du einen Nilfgaarder als Edel bezeichnet hast.“

Ich grinste ebenfalls, als sie ihn erstaunt an sah. „Ich habe ihn vom Kaiser bekommen, das ist Tetris.“ Antwortete ich ihr. „Vom Kaiser?“ fragte sie verblüfft. Ich nickte, „Ja, damit ich Geralt begleiten konnte. Aber als er nach Skellige wollte, ritt ich alleine weiter. Wann habt ihr ihn getroffen?“ wollte ich von ihr wissen.

„Wir haben ihn nicht selber getroffen. Einer unserer Späher traf auf ihn. Sie kannten sich und daher hat Geralt ausrichten lassen, dass er uns hier benötigen würde.“ Erzählte Ves, während sie immer noch die Pferde streichelte. „Hat er gesagt warum?“ fragte ich sie und reichte ihr einen Striegel. Wenn wir hier schon standen, konnten wir wenigstens auch die Pferde bürsten.

„Nein leider nicht. Deswegen haben wir die Männer auch nicht mit gebracht. Aber falls wir sie doch brauchen sollten, sind sie nicht so weit entfernt, als dass wir sie nicht doch erreichen könnten.“ Meinte sie.

Dann schwiegen wir eine Zeitlang. „Das heute Morgen war ziemlich fies. Vernon hatte ziemliche Probleme mit seinem Magen.“ Fing sie an. Ich lachte kurz, „Es war doch nur ein bisschen Minzöl. Er hat wohl wirklich geglaubt, ich wollte ihm schaden.“

„Minzöl?“ fragte Ves ungläubig. Ich nickte, „Ja, als kleine Rache dafür, dass er mich heute Morgen abgepasst hat, als alle noch schliefen. Er warf mir vor etwas mit dir angestellt zu haben, damit du von Anais erzählst.“ Erklärte ich. Sie wurde ein wenig rot, „Ich hätte besser darüber nachdenken sollen, was ich sage. Tut mir leid, dass du deswegen Ärger hattest. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich dir vertrauen kann, obwohl ich dachte, ich wüsste wer du bist.“ Versuchte sie sich zu erklären. Ich zuckte mit den Schultern, „Ist schon gut. Manchmal habe ich so eine Wirkung auf Andere. Ich hatte das schon mal, dass jemand wild Fremdes mir seine Lebensgeschichte erzählt hatte.“ Dass ich diesen Umstand auch mal ausnutzte, musste ich ihr ja nicht auf die Nase binden.
 

Ves kam ein wenig näher und stellte sich auf die andere Seite des Pferdes. „Was ist das eigentlich zwischen dir und Lambert?“ wollte sie dann wissen. „Was soll da sein, da ist nichts.“ Antwortete ich ihr leicht irritiert. „Aber so wie er dich ansieht und wenn ich das richtig gesehen hatte, war das seine Kleidung, die du vorhin gemacht hast.“ Meinte sie.

„Wie sieht er mich denn an?“ wollte ich wissen. Sie zuckte mit den Schultern, „Er scheint dich immer zu beobachten. Und manchmal schleicht sich ein Ausdruck in sein Gesicht, aber ich kann es nicht deuten.“ Versuchte sie zu erklären.

„Vielleicht glaubt oder hofft er, dass er mich noch einmal ins Bett kriegt, aber eigentlich hatte ich ihm klar gemacht, dass das nicht nochmal passiert. Es war eine einmalige Sache.“ Tat ich die Sache ab. „Du warst mit ihm im Bett? Also war da doch etwas zwischen euch?“ fragte sie neugierig. Doch ich schüttelte den Kopf, „Ne, er stand nur gerade zur Verfügung. Ich hatte ausversehen ein Schmerzmittel überdosiert und nun ja, ich denke, jeder Mann wäre mir in dem Moment recht gewesen.“ Gab ich zu. Ves sah mich mit offenem Mund an. „Und deswegen hofft er, dass du noch einmal zustimmst?“ Ich nickte, „Ja, aber ich bin nicht an ihm interessiert. Und seine Kleidung habe gemacht, weil ich ihm eine Belohnung versprach. Weißt du, er kann nämlich nicht kochen und ich versuche es ihm bei zu bringen. Ab und zu eine kleine Belohnung kann ein wahres Wunder bewirken und die Motivation stärken.“ Erklärte ich.

Jetzt lachte sie. Ich sah mich nach Letho um, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, er wollte mir eigentlich Gesellschaft leisten und dann ließ ich ihn stehen, weil Ves mich ablenkte. Meine Laune war deswegen ein wenig gesunken, als ich mich wieder den Pferden widmete.

Ves schien das scheinbar bemerkt zu haben, denn sie konzentrierte sich auch erst einmal schweigend auf die Pferde. Ich entwirrte gerade die Mähne von Kiran, als ein Pfiff meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich schaute auf, Letho stand am Tor und schaute mich abwartend an. „Kommst du?“ fragte er. „Bin sofort da!“ rief ich zurück.

Auch Ves hatte aufgeschaut, „Du tust mir leid, dass du mit dem da, jetzt los musst. Lass dich nicht unterkriegen, ja?“ wollte sie mich scheinbar aufmuntern. Die Kiefer aufeinanderpressend, warf ich den Striegel in die entsprechende Kiste und ging zu Letho. Er wartete bis wir außer Sichtweite waren und legte dann einen Arm um meine Schultern. „Was ist los Krümel?“ wollte er wissen. „Es ist das was Ves gerade gesagt hatte und es tut mir leid, dass ich dich vorhin einfach so hab stehen lassen. Dabei hatte ich dich heute Morgen ja gefragt, ob du mir Gesellschaft leistest.“ Seufzte ich.

„Ist schon gut Krümel. Ich hab nichts dagegen, wenn du dich mit Ves beschäftigst. Es tut euch Beiden vermutlich gut, ihr habt ja sonst nur Männer um euch.“ Meinte er. „Aber trotzdem, es war nicht richtig von mir. Ich hätte dich mit einbeziehen sollen.“ Entgegnete ich. Letho blieb stehen und drehte mich an der Schulter so, dass ich ihn ansehen musste. „Hör zu Krümel, ich habe dir gestern schon gesagt, du sollst dein Leben nicht wegen mir einschränken. Nur weil ich jemanden nicht mag, heißt das nicht, dass du denjenigen auch nicht mögen darfst. Wenn du dich mit Ves anfreunden willst, dann tu das.“ Sprach er ernst. Ich schüttelte den Kopf, „Darum geht es doch gar nicht. Ich hatte dich gebeten Zeit mit mir zu verbringen und dann habe ich dich stehen lassen.“ Widersprach ich geknickt. „Ich bin dir deswegen aber nicht böse.“ Meinte er sanft. „Das solltest du aber.“ Murmelte ich.

„Gut, wenn es dir dann besser geht, wirst du ein paar Monster mehr töten, während ich nur zu schaue.“ Grinste er. Überrascht schaute ich ihn an, „Ok. Wohin gehen wir?“ wollte ich dann wissen. „Runter zum See. Ein paar Ertrunkene jagen. Du wolltest ja wieder ein wenig trainieren, die werden dich fordern, sind aber nicht zu gefährlich.“ Erklärte er. Ich nickte, damit konnte ich leben, auch wenn ich gerne auf nasse Füße verzichtet hätte.

„Na dann los.“ Meinte ich. Er nickte und schlug ein lockeres lauf Tempo an, so dass ich bequem neben ihm bzw. hinter ihm her joggen konnte, als der Weg schmaler wurde. Denn See erreichten wir wie erwartet ohne Probleme, nur eine große Gruppe Rehe und einige Hasen liefen vor uns davon. Da Letho nicht ganz bis zur Hütte runter lief, sondern vorher abbog, umgingen wir auch das Wasserweib. Darüber war ich recht froh, denn ich hatte keine Lust mich mit Schlamm bewerfen zu lassen.
 

Die ersten Ertrunken konnten wir schon riechen, bevor wir sie überhaupt hörten. Letho warf mir ein kleines Fläschchen Klingenöl rüber, „Hier, schmiere das auf dein Schwert.“ Ich fing es auf, „Danke Letho.“ Antwortete ich, als ich das Öl auf die Klinge goss. Die leere Phiole verstaute ich und wir schlichen uns an die Monster an. Wie angekündigt blieb Letho zurück und überließ sie mir. Aber ich konnte im Augenwinkel sehen, wie er ebenfalls sein Schwert gezogen hatte.

Ich verzog die Nase bei dem Gestank meiner Gegner, wie hielten die Hexer das nur aus? Meinen ersten Gegner konnte ich überraschen und schnell sank er gurgelnd zu Boden. Die Anderen waren da nun nicht mehr ganz so leicht und schnell hatte meine Rüstung neue Kratzer und ich landete des Öfteren im Dreck. Allerdings schaffte ich die Ertrunkenen ohne das Letho eingreifen musste.

„Gut gemacht Krümel.“ Lobte Letho mich, zog dann die Nase aber wenig kraus, da ich überall mit Ertrunkenen Blut besprenkelt war.

Wir folgten dem Ufer weiter, aufgrund der Ertrunkenen im See, der Bären am Ufer und der Wölfe zwischen den Bäumen hörten unsere Medaillons gar nicht auf zu vibrieren. Gegen die Bären wollte Letho mich zuerst nicht antreten lassen, machte es am Ende so ähnlich wie Geralt mit den Nekkern. Er überließ mir einen kleineren, bereits durch ihn geschwächten. Gegen einen Bären zu kämpfen war für mich etwas völlig Neues. Mal griff er mit seinen Zähnen an, mal stellte er sich auf seine Hinterbeine und schlug nach mir oder stürmte plötzlich auf mich zu.

Als ich ihn endlich besiegt hatte, brauchte ich eine Verschnaufpause. Daher überließ ich Letho das Rudel Wölfe, das auf einmal auftauchte. Vesemir hatte recht, die Wölfe schienen sich hier wie die Karnickel zu vermehren. Aber es gab auch unnatürlich viele Bären hier. So viele, dass ich mich fragte, ob es für die Bären in dieser Welt normal war, sich mit Anderen ein Revier zu teilen oder generell in Gruppen zu leben. Denn das waren sicherlich nicht alles Weibchen mit ihren Jungtieren.
 

Meine Gedanken wurden aprubt unterbrochen, als Letho von etwas erfasst und gegen einen Baum geschlaudert wurde. Erschrocken schaute ich mich um, konnte aber zuerst nichts erkennen, daher lief ich auf Letho zu. Dieser richtete sich gerade wieder auf und schüttelte benommen den Kopf. Doch ich kam erst gar nicht bei ihm an. Die Erde unter meinen Füßen bewegte sich auf einmal und Wurzeln schossen hervor. Sie umschlangen mich und hielten mich fest. Panisch versuchte ich mich zu befreien, doch ich konnte mich kaum bewegen. Letho hatte alles mit angesehen, „Alanya!“ brüllte er und kam eilig auf mich zu. Er wollte mich gerade aus den Wurzeln befreien, als wir das Knarzen und Ächzen von Holz hinter uns hörten.

„Keine Sorge, ich lass nicht zu das dir was passiert.“ Versprach Letho hastig, griff sein Silberschwert und stürmte an mir vorbei. Vom Kampf konnte ich nicht viel sehen, da er sich größten Teils hinter mir abspielte. Ich fluchte innerlich, warum habe ich nicht gemerkt, wie weit wir bereits gelaufen waren? Wann waren wir an der ersten Ruine vorbei gekommen?

Ich versuchte mich weiterhin aus der Umklammerung zu lösen, aber meine Bewegungen wurden stark eingegrenzt. Mein Schwert lag nutzlos am Boden und ich konnte es nicht erreichen. Ich konnte nur hilflos den Kampf mit anhören. Letho schien Probleme zuhaben und ich war froh, dass zumindest die Wölfe bereits besiegt waren. Ich wand mich in den Ranken, bis ich endlich meinen Dolch zugreifen bekam.

Es dauert noch mal eine ganze Weile, bis ich ihn auch endlich gezogen hatte. Sofort machte ich mich daran die Ranken und Wurzeln zu durch schneiden. Aber es würde ewig dauern, schließlich hatte ich keine Säge und hacken konnte ich in meiner Position auch nicht. Ich hört Letho fluchen und konnte die Hitze von seinem Igni spüren, kurz darauf die Ausläufer von Aard.

Ich wagte es erst gar nicht, mich genauer umzuschauen, der Waldschrat musste recht nahe bei mir sein, sonst würde Letho das Risiko wohl eher nicht eingehen, dass ich etwas abbekam. Ich vervielfachte meine Anstrengungen nur umso mehr. Als ich kurz aufschaute, konnte ich sehen wie der Waldschrat sich einige Meter vor mir materialisierte. Letho hastete an mir vorbei und sprang über einige Wurzel, die vor ihm aus dem Boden stießen.

Mit schrecken musste ich feststellen, dass Letho bereits an mehreren Stellen blutete und sein Atem keuchend ging. Ich hätte ihn am liebsten angefeuert, doch ich wagte es nicht ihn abzulenken. Er wirkte ein Igni, aber es erreichte den Waldschrat nicht, er musste schon ziemlich erschöpft von den vielen Kämpfen vorher sein. Ich konzentrierte mich wieder auf die Wurzeln, die Erste hatte ich jetzt fast durch, nur noch ein kleines bisschen.

Als ich kurz aufblickte, sah ich, wie Letho sich gerade wieder vom Boden aufrappelte. Ich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, als er kurz zu mir blickte. Der Schrecken in seinen Augen wurde durch grimmige Entschlossenheit ersetzt und er stürmte erneut auf seinen Gegner zu. Er wirbelte wie ein Tornado durch die Luft und hieb nach dem Monster, doch es wich immer wieder aus oder entmaterialisierte sich, um hinter dem Hexer wieder aufzutauchen.
 

„Letho!“ schrie ich entsetzt, als er erneut Bekanntschaft mit einem Baum machte und dann dort liegen blieb. Der Waldschrat hatte ihn erreicht und schlug auf ihn ein. „Letho!“ rief ich erneut, doch es kam immer noch keine Reaktion von ihm.

„Lass deine dreckigen Griffeln von ihm! Das ist mein Hexer!“ schrie ich den Waldschrat an. Dieser blickte nur kurz zu mir, drehte sich dann aber wieder zu Letho, als er sah, dass ich immer noch in seinen Wurzeln gefangen war. Es schien sogar, als würde er mich auslachen.

Tränen der Wut und der Angst flossen über meine Wangen, ich warf mich mit aller Kraft gegen meine Fesseln. Mit der Kraft der Verzweiflung schaffte ich es letztendlich mich zu befreien. Ich zog mein Silberschwert und stürmte auf den Waldschrat zu, ich schaffte es sogar meine Klinge in ihm zu versenken, ehe er mich wie eine Fliege davon schleuderte und sich Letho wieder zu wendete.
 

Auch wenn mein Silberschwert jetzt in seinem Rücken steckte und mein Stahlschwert irgendwo unter Laub vergraben war, wollte ich nicht aufgeben. Ich zog meinen langen Dolch packte in fest mit meiner Hand und lief erneut auf das Monster zu. Ich sprang auf seinen Rücken, mit einer Hand hielt ich mich an seinen Hörnern fest und mit einem Fuß fand ich auf meinem Schwert halt.

Wie eine Wahnsinnige stach ich immer wieder in den Nacken des Monsters. Während es brüllte und schrie, fluchte ich was das Zeug hielt und beschimpfte es.

Doch auf einmal stürzte es und erschrocken stellte ich fest, dass ich das Biest beinahe enthaupten hatte. Der Aufprall drückte mir die Luft aus den Lungen und ich brauchte einen Moment, um wieder klar denken zu können. Nur um sicher zu gehen, durchtrennte ich die letzten Reste des Halses und warf den Kopf beiseite.

Dann rannte ich das kurze Stück zu Letho und ließ mich neben ihm auf die Knie fallen. „Letho?! Letho, kannst du mich hören?“ fragte ich hastig, doch es kam keine Reaktion. „Letho bitte!“ flehte ich. Doch immer noch nichts. Seine Atmung ging röchelnd, also lebte er zumindest noch.

Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, „Komm schon, reiß dich zusammen, du musst ihm helfen. Du bist Sani, du kannst das, also konzentrier dich!“ ermahnte ich mich selber. Ich atmete ein paar Mal tief ein und versuchte mir einen Überblick zu schaffen. An seinen Armen hatte er blutende Wunden, aber keine lebensgefährlichen.

Ich tastete seinen Kopf ab, gut keine knöchernen Verletzungen. Seine Beine waren nicht merkwürdig verdreht, also dort auch keine Brüche, blieb nur noch sein Oberkörper. Meine Hände zitterten, als ich die Schnallen seiner Rüstung öffnete. Als ich seine beiden Kurzschwerter bei Seite legte, stellte ich entsetzt fest, dass die Metallplatte an seinem Bauch eingedrückt war. Mit soviel Ruhe wie es mir möglich war, zog ich ihm die Rüstung aus. Ich war froh, dass ich sie ihm nicht über den Kopf ausziehen musste, dass hätte ich alleine nicht geschafft. Sein Hemd zerschnitt ich einfach. „Oh heilige Scheiße!“ hauchte ich, als ich seinen Brustkorb sah. Der Waldschrat hatte ihm etliche Rippen gebrochen und unter der Haut an seinem Bauch schimmerte bereits ein riesiges Hämatom.

„Wir kriegen das wieder hin. Wir kriegen das wieder hin.“ Versprach ich mir und ihm immer wieder und strich ihm über die Wangen. Aber eigentlich war ich mir gerade ganz und gar nicht sicher, wie ich das hinkriegen sollte. Die Pferde waren in der Festung und bis dorthin konnte ich ihn nicht tragen. Seine kleine Tasche am Gürtel, in der er seine Tränke mitführte, schimmerte nass und zeigte so, dass die Phiolen zerbrochen waren.

Ich griff in meine, ich hatte Lamberts Absud dabei, aber ich wusste nicht, ob er bei Letho helfen würde. „Besser als gar nichts.“ Murmelte ich und versuchte ihm den Trank ein zuflössen. „Bitte Letho, du musst das trinken.“ Flehte ich ihn an, denn obwohl er ohne Bewusstsein war, konnte ich ihm nicht den Mund öffnen. „Letho bitte!“ schluchzte ich, doch es nutzte nichts. „Du verdammter sturer Kerl. Ich will dir doch helfen!“ fluchte ich. Doch sein antrainierter Schutzreflex ließ nicht nach.

Vor mich hin schluchzend strich ich immer wieder über seine Wangen.

Ich saß eine ganze Weile dort, die Umgebung immer im Auge behaltend, falls sich weiter Monster anschleichend sollten. So bekam ich auch nicht gleich mit, als seine Augenlider flatterten. Erst das schmerzhafte Stöhnen lenkte meine volle Aufmerksamkeit auf ihn. „Letho?“ fragte ich leise. Langsam öffnete er seine Augen. Verwirrt sah er mich an, „Krümel?“ fragte er. „Schhhh ist gut, hier trink das, es sollte dir zumindest ein bisschen helfen.“ Ich hielt ihm die Phiole an die Lippen. Vorsichtig trank er es.

„Was war das?“ wollte er wissen, seine Stimme war ein wenig schmerzverzerrt. „Der Absud, den Lambert mir mal gemacht hatte. Deine Tränke wurden zerstört.“ Erklärte ich und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Er verzog das Gesicht, als er sich bewegen wollte. „Beweg dich nicht. Deine Rippen sind gebrochen und ich weiß nicht, ob du innere Verletzungen hast.“ Bat ich ihn.

Ich versuchte ihn ein wenig zuzudecken, damit er nicht so schnell auskühlte. „Ruh dich aus, ich bin hier und passe auf.“ Versprach ich ihm. „Sollte ich nicht eigentlich auf dich aufpassen?“ keuchte er. „Jetzt bin ich einmal dran. Ich habe dir ja gesagt, ich mache alles für dich.“ Er nickte und schloss dann die Augen.
 

Da es immer kühler wurde, suchte ich die nähere Umgebung nach trockenem Holz ab, um ein kleines Feuer zu machen. Immer wieder schaute ich nach Letho, das es trat kaum eine Besserung ein. Der Absud musste wohl zu schwach für ihn gewesen sein.

Als der Wind immer stärker und kälter wurde, zog ich die Wolfskadaver näher und versuchte sie ein wenig zu stapeln, um Letho ein bisschen Schutz zu geben. Ich hatte Lethos Kopf auf meine Beine gelegt und versuchte ihm Trost und Sicherheit zu spenden, so wie er es mit mir getan hatte, nach dem Werwolfangriff. Doch die Dämmerung rückte immer näher und es wurde klar, dass ich ihm alleine nicht helfen konnte.

„Ich bin gleich wieder da.“ Versicherte ich ihm und stand auf. Ich sammelte noch mehr Holz, diesmal nicht nur trockenes. Ich nahm auch feuchtes und brach frische Äste von den Bäumen. Wenn wir Glück hatten, würde Einer in der Festung den Rauch sehen und verstehen, dass etwas nicht stimmte.

Aber irgendwann hatte die Nacht völlig eingesetzt und niemand war gekommen. Letho schien immer noch zu schlafen oder er war in einer seichten Bewusstlosigkeit und auch ich wurde immer müder.

Neben der Erschöpfung kamen auch allmählich die leichten Schmerzen der Prellungen. Ich kniete nahe bei Letho und dem Feuer, wagte es aber nicht in eine Meditation zu schlüpfen aus Angst, dass ich dann einschlafen würde.

Um mich wach zu halten, hatte ich bereits meine Schwerter eingesammelt und geschärft, meinen Frust hatte ich an dem Kadaver des Waldschrats ausgelassen, in dem ich immer wieder auf ihn eintrat und ihn wüst beschimpfte. Doch auch das war irgendwann keine Option mehr.

Am liebsten hätte ich mich neben Letho zusammen gerollt und geweint, über diese beschissene Situation. Aber ich hatte ihm versprochen aufzupassen, damit er sich ausruhen konnte. Und in der Dunkelheit konnten noch viele Monster lauern.
 

Ich kämpfte damit, dass mir meine Augen nicht zu fielen, als ich plötzlich etwas hören konnte.

„Letho! Alanya!“ ganz leise konnte ich hören, wie Jemand nach uns rief. „Hier!“ rief ich und verschluckte mich beinahe, weil ich so laut rief. Einige Momente später konnte ich Hufgetrappel hören. „Alanya!“ jetzt konnte ich hören, dass es Vesemir war, der rief.

„Hier Vesemir! Letho ist verletzt!“ antwortete ich verzweifelt. Oben am Steilhang, unter dem wir uns befanden, tauchte Vesemir auf, „Ich bin gleich bei euch unten!“ versprach er und verschwand wieder aus meiner Sicht. Einige Minuten später war er bei uns unten am Ufer und sprang aus dem Sattel. Er kam zu uns rüber geeilt. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. Ich erklärte ihm knapp was passiert war, währenddessen hatte uns Eskel ebenfalls erreicht.

Eskel weckte Letho und verabreichte ihm einen Trank, während Vesemir sich um mich kümmerte. Er warf mir einen Umhang um die Schultern und hielt mich einfach nur fest. Nach einer Weile ging es Letho so weit gut, dass er sich langsam aufsetzten konnte. „Komm ich bring dich zur Festung.“ Meinte Vesemir und schob mich in Richtung Pferd. Doch ich wollte Letho nicht alleine lassen. „Eskel kümmert sich hier um alles, du bist völlig erschöpft und durchgefroren.“ Meinte Vesemir nur ruhig. „Geh ruhig Krümel, wir kommen gleich nach.“ Versicherte Letho, seine Stimme klang immer noch angespannt und er hielt sich seine Rippen. Vesemir setzte mich auf das Pferd und schwang sich hinter mir in den Sattel, ich hatte schon gar nicht mehr wirklich die Energie, um mich zu widersetzen. Als Vesemir anritt, lehnte ich mich an ihn zurück und er musste mich festhalten, damit ich nicht vom Pferd fiel.
 

Auf dem Weg zurück musste ich wirklich eingeschlafen sein, denn ich wurde im Bett wach. Letho lag neben mir und schlief noch. Verwundert rieb ich mir die Augen, was hatte mich geweckt? Ich setzte mich auf und schaute mich um. Ves stand dort und starrte mich und dann Letho an. Ihr blick wanderte immer wieder zwischen uns hin und her, während sie erstickte Laute von sich gab. „Was willst du Ves?“ fragte ich mit heiserer Stimme.

„Vesemir erzählte, dass ihr Beide während des Trainings verletzt wurdet, da wollte ich schauen wie es dir geht.“ Stotterte sie. Auch Letho war mittlerweile aufgewacht. Er hielt sich die Rippen als er sich aufsetzte. Finster starrte er Ves an. Als er seine Hand in ihre Richtung ausstreckte, wollte sie zurückweichen, doch er war schneller. „Du wirst vergessen was du eben gesehen hast, du hast kurz mit Alanya gesprochen, ihr geht es gut. Und du wirst dieses Zimmer nie wieder ohne Erlaubnis betreten.“ Befahl er ihr unter Axii. Sie wiederholte den Befehl und eilte dann die Treppe runter.

„Was sollte das Letho?“ fragte ich ihn irritiert.

„Sie ist eine von denen, bei denen ich nicht möchte, dass sie wissen wie nahe wir uns sind. Sie würde es Roche erzählen und er würde nicht davor zurück schrecken, dieses Wissen zu nutzen.“ Erklärte er. Ich nickte nur, ich konnte ihn ja verstehen.

„Wie geht es dir?“ wechselte ich das Thema. „Besser, aber lass uns noch etwas schlafen.“ Bat er. Ich war auch noch ein wenig müde und so stimmte ich zu. Er legte sich zurück und ich rückte näher an ihn ran. „Ich hatte solche Angst um dich gestern.“ Gestand ich. „Ich dachte der Waldschrat bringt dich um, als du dich nicht mehr bewegt hast.“ Schluchzte ich leise.

„Weine nicht Krümel. Dank dir hat er mich nicht völlig zu Mus verarbeitet. Das hast du gemacht, ich bin stolz auf dich.“ Murmelte er beruhigend. „Ich hab dir doch gesagt, ich passe auf dich auf.“ Grinste ich schief und hustete leicht. Mein Hals kratzte ein wenig beim Sprechen und meine Stimme war rau. „Wirst du krank?“ wollte Letho besorgt wissen, „Ne, glaub nicht. Ich habe meine Stimme nur ein wenig überstrapaziert, als ich mich am Waldschrat ausgetobt habe.“ Antwortete ich.

Letho lachte, hielt sich aber dann seine Rippen. „Autsch.“ Murmelte er. Ich richtete mich auf, „Was ist los?“ wollte ich wissen. „Meine Rippen sind noch nicht wieder ganz heil, die tun noch ein bisschen weh.“ Erklärte er. „Brauchst du was? Soll ich dir etwas holen?“ erkundigte ich mich schnell.

Er nickte, „Was denn?“ fragte ich genauer nach, „Dich, in meinen Armen.“ Grinste er.

Am liebsten hätte ich ihn dafür geknufft, aber ich wollte ihm nicht ernsthaft weh tun, also legte ich mich wieder und kuschelte mich vorsichtig an ihn. Er legte einen Arm um mich und schnell waren wir Beide wieder eingeschlafen.
 

Später schreckte ich auch einen Albtraum hoch, Lethos Namen noch auf den Lippen. „Hey Krümel, ich bin hier, alles gut.“ Flüsterte er und strich mir über die Wange. Ich hielt mich an ihm fest, „Diesmal konnte ich mich nicht rechtzeitig befreien. Und du, … der Waldschrat hat dich zertreten und lachte dabei.“ Schluchzte ich. „Ist gut, ich bin hier. Du hast mich gerettet.“ Flüsterte er und hielt mich tröstend fest. Doch nach einiger Zeit wurde mir etwas Anderes bewusst.

„Ich glaube wir könnten Beide ein Bad vertragen.“ Schniefte ich. Letho lachte, „Was hast du erwartet, nach den Kämpfen und fast Tage im Bett liegen?“ Ich sah ihn verwirrt an, „2 Tage?“ fragte ich. Er nickte, „Ja, Ves kam gestern Nachmittag nach oben und Vesemir war vorhin auch kurz da, aber ich wollte dich noch ein wenig schlafen lassen.“ Erklärte er.

„Wie schaut es aus, wollen wir aufstehen?“ fragte er dann. Ich setzte mich auf, irgendwie tat mir alles weh, aber schlafen konnte ich jetzt nicht mehr. „Waschen und dann essen klingt gut.“ Murmelte ich. Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen. „An dir ist wirklich ein kleiner Hexer verloren gegangen.“ Grinste Letho. Ich runzelte die Stirn, „Ähm danke, denke ich. Aber ich wäre ungern ein Hexer geworden.“ Murmelte ich.

„Ist es dir zu gefährlich und ungemütlich geworden?“ fragte Letho, ich schüttelte sofort den Kopf, „Nein, dann könnte ich nicht mit dir zusammen sein.“ Grinste ich ihn an und schlüpfte dann aus dem Bett. Erfreut stellte ich fest, dass am Feuer bereits Wasser zum waschen stand. Meine Rüstung, die Stiefel und meine Hose lagen auf einem Stapel neben dem Bett. Das musste wohl Vesemir gewesen sein, wenigstens hatte er mir mein Hemd angelassen, dachte ich und wurde ein wenig rot.
 

Ich schob einen Schemel ans Feuer, „Komm Letho, ich möchte dir helfen.“ Bat ich ihn. Er hatte wohl gesehen, dass es mir wichtig war und stimmte, ohne zu zögern, zu. Als er sich gesetzt hatte, gab ich ihm einen Kuss und sah ihn dann genauer an, seine Rippen bewegten sich bei seiner Atmung wieder normal und das riesige Hämatom war schon wieder bereits fast vollständig verblasst. Ich nahm den Schwamm aus dem Wasser, schäumte ihn ein und fing an ihn zu waschen.

Er schien es zu genießen, dass sich jemand so um ihn kümmerte, er schloss die Augen und seufzte wohlig auf. Ich hetzte nicht und ließ mir Zeit, prüfte jeden Zentimeter seiner Haut auf Schäden. Nachdem ich fertig war, trocknete ich ihn genauso sorgfältig ab.

Als ich fertig war, schlüpfte Letho in seine Hose und kam dann zu mir, „Jetzt bin ich dran.“ Raunte er und zog mein Hemd nach oben. „Deswegen habe ich das doch nicht gemacht.“ Murmelte ich und schlüpfte aus den Ärmeln. „Ich weiß, aber ich möchte es.“ Dann stockte er kurz, „Warum hast du nichts gesagt Krümel?“ fragte er, als ich das Hemd aus hatte. Ich sah an mir runter, überall hatte ich blaue Flecken und Abschürfungen. Zum einen aus den Kämpfen gegen die Ertrunkenen und Wölfe und zum anderen von den Wurzeln und dem Hieb des Waldschrats.

„Ist nicht so schlimm.“ Wiegelte ich ab. „Krümel bitte, wenn du verletzt bist, will ich es wissen.“ Bat er. Ich schüttelte den Kopf, „Wirklich, es geht mir gut. Ich werde heute vielleicht keine Bäume ausreißen und auf Training lieber verzichten, aber es ist wirklich nicht so schlimm.“

Mein Gesicht wusch ich mir selbst, wobei ich feststellte, dass ich dort auch einige Schrammen hatte, dann nahm Letho mir den Schwamm ab und fing an mir den Rücken zu waschen. Wenn ich nicht überall die Prellungen gehabt hätte, hätte ich das genießen können. Obwohl ein richtiges Bad angenehmer gewesen wäre.

Vielleicht sollte ich Yennefer um eines bitten, wenn sie wieder da ist. Als Letho fertig war, wickelte er ein Handtuch um mich und griff dann nach meiner Bürste. Er versuchte meine Haare zu entwirren, wobei es immer mal wieder ziepte, aber ihm fehlte vermutlich die Übung mit dem Umgang von längeren Haaren. „Danke Letho.“ Meinte ich zwischendurch und nahm ihm dann die Bürste ab, ich kämmte schnell mit geübten Bewegungen die Knoten heraus und band mir die Haare dann zusammen.

Letho hatte in der Zeit ein Hemd über gezogen und war in seine Stiefel geschlüpft. Er setzte sich auf die Truhe am Fußende des Bettes und schaute mir ungeniert zu, als ich mir meine Sachen zusammen suchte. Gut, wenn er etwas zusehen haben wollte, bekam er es auch. Ich grinste ihn über meine Schulter an, ehe ich das Handtuch fallen ließ.

Langsam zog ich mich an, erst die Unterwäsche, dann die Hose, die ich von Yennefer bekommen hatte und schließlich ein lockeres Hemd.

Immer noch barfuß ging ich zu Letho, legte meine Unterarme auf seine Schultern und beugte mich vor, um ihn zu küssen. Er zog mich ein wenig näher und ließ seine Hände auf meinen Hüften liegen. Es schien, als wolle er unauffällig seine Hände unter das Hemd schieben. Ich grinste an seine Lippen. „Das gehört alles dir.“ Schnurrte ich und schob seine Hand ein wenig höher. Ich ließ ihn ein paar Kreise auf meine Haut zeichnen, ehe ich mich wieder von ihm löste.

„Aber erst essen.“ Grinste ich ihn dann an. Er nickte, „Gut, ich denke ich könnte auch einen Happen vertragen.“ Meinte er und ließ sich von mir hochziehen, auch wenn es eher symbolisch war. Er hatte eindeutig mehr Muskelmasse als ich, von seiner Größe ganz zu schweigen. Schnell stieg ich in meine Stiefel, denn ich hatte wirklich Hunger.

Mein Magen knurrte erneut, als wir die Treppe runter stiegen. „Ich denke wir sollten dich schnellsten füttern, bevor dein Magen ausbricht und uns auffrisst.“ Lachte Letho. „Ha, ha. Sehr witzig!“ schmollte ich.
 

„Oh sieh mal einer an wer endlich ausgeschlafen hat.“ Wurden wir von Lambert begrüßt. Er war gerade dabei den Schutthaufen nahe der Küchentür zu beseitigen. „Halt die Klappe Lambert!“ murrte ich. „Ignoriere ihn einfach.“ Murmelte Letho. Er führte mich an den Tisch und ließ mich setzen. „Ich werde mal sehen, was ich zu Essen finde.“ Ich wollte widersprechen, „Nein das mache ich. Bleib ruhig sitzen.“ Bat er. Ich ließ ihn machen, wenn er sich dann besser fühlte, würde ich ihn nicht hindern. Er kam mit zwei großen Portionen mit dickem Eintopf und Brot zurück.

Es roch himmlisch und ließ meinen Magen erneut knurren. Letho lachte wieder, „Hier, bevor du noch verhungerst.“ Grinste er, als er die Schale vor mich abstellte. „Danke.“ Nuschelte ich noch schnell, ehe ich mich in meinem Essen vergrub. Die Suppe schmeckte wie sie roch und sie wärmte von ihnen. Jetzt erst merkte ich, wie ausgekühlt ich noch war, obwohl ich solange im Bett gelegen hatte. Auch Letho aß mit großem Appetit.

Ich steckte gerade das letzte Stück Brot in den Mund, als Vesemir zu uns kam. „Ah ihr seid wach, sehr schön. Alanya, wenn du aufgegessen hast, will ich mit dir sprechen.“ Unsicher nickte ich und schluckte den letzten Happen. Dann stand ich auf und ging zu Vesemir, wortlos deutete er mir an, dass ich ihm folgen sollte. Er schloss er eine Tür auf und ich folgte ihm hindurch. Er führte mich die Treppe hinauf, bis zum Raum auf halber Höhe. Der Raum, der in Geralts Traum die Bibliothek war.
 

Vesemir blieb mitten im Raum mit dem Rücken zu mir stehen und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. So blieb er einige Momente stehen und seufze dann, „Ich weiß wir kennen uns noch nicht lange und jemanden Fremden zu Vertrauen ist schwer, vor allem in den Kreisen, in denen du scheinbar verkehrt hast.“ Fing er an. „Aber ich kann dich nicht beschützen, wenn du immer wieder etwas verschweigst.“ Ich schluckte und wusste nicht was ich sagen sollte. „Als du und Letho hier ankamt, habe ich lange mit ihm gesprochen. Er musste sich erklären und auch zu dir habe ich einige Fragen gestellt. Seine Erzählungen über dich sind nicht sehr lang, auch Lambert konnte nicht viel mehr über dich erzählen, wenn ich Geralt fragen würde, wäre es bei ihm sicher ähnlich. Auch Roche erwähnte, dass du scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht seist. Letho konnte oder wollte mir nicht sagen, woher du kommst, nur das deine Heimat weit weg ist.“ Fuhr er fort. Er drehte sich endlich zu mir um.

„Woher kommst du? Welche Geheimnisse verbirgst du? Es gibt ein paar zu viele Zufälle. Dein Eingreifen, um Lethos Kopf, die Schemata, die du gefunden hast, du erwähntest einen Waldschrat im Tal und wirst kurze Zeit später von einem angegriffen. Obwohl wegen dir Magier verbrannt wurden, vertraut Yennefer dir. Du weißt Dinge, von denen du keine Ahnung haben solltest.“ Warf er mir vor.

Geknickt ließ ich den Kopf hängen, „Ich, …. Ich…“ fing ich an, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Keine Angst, du kannst hier frei reden.“ Wollte er mich beruhigen.

„Es tut mir leid Vesemir, ich wollte nicht, dass es wegen mir ärger gibt. Aber scheinbar bringe ich allen immer nur Probleme.“ Flüsterte ich, drehte mich um und ging zur Treppe. „Wo willst du hin? Wir sind noch nicht fertig.“ Sprach er ernst. „Meine Sachen packen.“ Murmelte ich.

„Und warum?“ wollte er wissen. „Dann brauchst du mich nicht fortschicken.“ Antwortete ich leise und wollte weiter gehen. „Warum denkst du das?“ wollte er überrascht wissen. „Weil es immer so ist. Am Ende schickt mich immer jeder weg.“ Schluchzte ich.

„Ich schicke dich nicht weg. Ich möchte nur die Wahrheit wissen.“ Er war näher gekommen und drehte mich zu ihm um. „Ich darf hier bleiben?“ fragte ich hoffnungsvoll. „Natürlich Mädchen. Ich will nur wissen, ob es eventuell mehr ärger geben könnte.“

„Danke Vesemir.“ Ich wischte mir die Tränen fort. „Na komm her.“ Meinte er und öffnete seine Arme. Er zog mich in eine Umarmung. „Ich schick dich nicht weg. Du bist doch irgendwie eine von uns. Ich möchte nur fürs nächste Mal vorgewarnt sein.“ Ich nickte. „Es tut mir leid, Vesemir. Ich dachte meine Vergangenheit wäre hier egal.“ Murmelte ich. Als er nichts weiter sagte, fuhr ich fort.

„Ich, … in meiner Heimat war ich lange beim Militär, danach kam ich in die Dienste eines Lords. Für ihn habe ich spioniert, Geheimnisse und Artefakte gestohlen. Ich habe im Auftrag der dunklen Bruderschaft gemordet.“ Fing ich an. Ich erzählte ihm dasselbe, wie ich es auch Vattier erzählt hatte. Ich erzählte ihm, was geschah, bevor ich auf Geralt traf. Die Gefangennahme, das Gespräch mit dem Kaiser und was für Berichte ich ihm hab zukommen, lassen. „Letho hatte nicht gelogen, als er meinte ich käme von weit weg. Du kennst doch sicherlich die Geschichte, dass die Menschen nicht immer hier waren. Ich komme aus der ursprünglichen Heimat der Menschen. In dem einen Moment bereite ich mich auf eine Schlacht zu Hause vor und im nächsten Moment war ich in Velen. Ich weiß nicht wie ich hier her gekommen bin.“ Schloss ich meine Erklärungen.

„Du kommst aus einer anderen Welt?“ wollte er erstaunt wissen. Ich nickte, „Ja, Yennefers Theorie ist, dass es vielleicht einen Riss zwischen den Welten gibt. Letho und ich sind zwischendurch über einige Gegenstände gestolpert, die darauf hindeuten, dass ich nicht die Einzige bin, die durchgekommen ist. Aber ich scheine die vielleicht die Einzige zu sein, die länger als ein paar Tage überlebt hat.“ Erzählte ich.

„Hast du daher auch dein Wissen?“ fragte Vesemir. Ich löste mich von ihm. „Zum Teil ja, ich würde dir gerne alles sagen, aber ich kann es nicht. So gerne ich auch Letho alles sagen würde, es geht einfach nicht. Aber ich verspreche dir, euch allen, dass ich nichts absichtlich tun würde, um euch zu schaden. Ich versuche alles, damit euch allen nichts passiert!“ schwor ich.

Vesemir schien die Anspielung verstanden zu haben. Seine Augen wurden groß, „Du solltest eine solche Last nicht tragen müssen.“ Murmelte er.

„Gibt es etwas, dass wir jetzt tun können?“ fragte er vorsichtig. Ich nickte, „Bring mir das Schießen bei. Ich habe einen Plan, er hängt davon ab und von dir. … Sollte der Zeitpunkt kommen, musst du liegen bleiben, ich denke du wirst es merken, wenn es soweit ist. … … Es könnte eine Schlacht hier her kommen.“ Flüsterte ich den letzten Satz. Kaum hatte ich ausgesprochen, zog sich in meinem Bauch alles zusammen. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und stürmte auf den Balkon. Mein Magen leerte sich, ich hatte es noch gerade so nach draußen geschafft. Ich fiel auf die Knie und erbrach mich, bis nur noch Galle kam und selbst dann noch weiter. Kalter Schweiß lief mir über die Stirn. Meine Sicht verschwamm durch die Tränen in meinen Augen. Mein Bauch krampfte sich immer noch zusammen und ich holte keuchend Luft.

Verdammter Mist, ich habe doch nur eine mögliche Zukunft angedeutet, was würde passieren, wenn ich mehr offenbaren würde?

„Alanya?“ fragte Vesemir besorgt. „Geht gleich wieder.“ Murmelte ich und spuckte aus, um die letzten Reste Galle aus meinem Mund zu bekommen. „Was war das?“ wollte er wissen. „Ich habe zu viel gesagt.“ Keuchte ich und sah zu ihm auf. „Ist das schon einmal passiert?“ fragte er, als er mir aufhalf. „Noch nie so schlimm.“ Gab ich zu. Er führte mich wieder rein. „Komm unten machen wir dir einen Tee.“ Er wollte mich zur Treppe führen.

„Warte Vesemir, ich muss dir noch etwas sagen.“ Bat ich ihn. Neugierig sah er mich an. „Es tut mir leid, dass ich auf Yennefer gehört hatte. Bevor ich mit Letho los bin, um die Fallen aufzustellen, kam sie zu mir und sagte, es würde sich jemand nähern. Ich wollte das wir es dir sagen, aber sie überzeugte mich, dass es nicht nötig sei.“ Ich schaute ihn nicht an. „Sie wusste davon?“ fragte er ruhig. Ich nickte, „Da ist noch etwas. Diese Teile, wie das von Roche, es strahlt eine magische Signatur aus, die verfolgt werden kann. Daher wusste Sie das sich Jemand nähert. Es gibt einen Magier, der wohl auch solche Bruchstücke hat, er weiß jetzt das Yennefer welche in ihrem Besitz hat und er möchte sie scheinbar unbedingt haben. Ich habe die Befürchtung, dass er vielleicht die Signatur bis hier her verfolgen könnte. Es tut mir leid, dass ich nicht eher etwas gesagt habe.“ Entschuldigte ich mich.

„Die kann was erleben, wenn sie zurück ist!“ knurrte er. „Gibt es noch etwas, was du jetzt los werden musst?“ ich schüttelte den Kopf, „Später vielleicht.“ Er nickte, „In Ordnung. Wenn irgendetwas getan werden kann, dann sag bescheid. Jetzt bring ich dich zu deinem Letho.“ Lächelte er. „Etwas könnte noch gemacht werden. Im Tal gibt es noch mehr Schemata, aber an die komme ich nicht dran.“ Fiel es mir ein. „Gut, ich werde Lambert und Eskel drauf ansetzen.“ Stimmte er zu. „Sie sollten die Höhlen und die Ruinen durchsuchen.“ Gab ich einen kleinen Hinweis.

Zusammen gingen wir die Treppe runter. Letho schien gewartet zuhaben. Nahe der Tür lief er hin und her. Als er mein blasses Gesicht sah, blickte er mich besorgt an. „Geh mit ihr ein bisschen an die frische Luft.“ Empfahl Vesemir ihm und überließ mich in Lethos Obhut. „Was ist passiert.“ Wollte er wissen. „Ich hab die Suppe wohl nicht vertragen.“ Grinste ich gequält. Er begleitete mich zum Brunnen, damit ich mir den Mund ausspülen konnte.

„Krümel bitte, sag die Wahrheit, du hast geweint, was war los?“ wollte er wissen und legte einen Arm um mich. „Ich dachte er wollte mich weg schicken, weil ich immer Probleme mitbringe.“ Gab ich zu, Letho seufzte. „Warum denkst du das ständig?“ automatisch klammerte ich mich an ihn, „Weil es am Ende immer alle machen.“ Flüsterte ich. Er strich mir über den Kopf, „Ich werde bei dir bleiben.“ Versprach er mir. „Danke. Ich auch bei dir.“ Antwortete ich immer noch leise.

Er beugte sich zu mir runter, so als wolle er mich küssen, hielt dann aber doch inne und blickte auf den Hof. Ich drehte mich um und sah gerade noch wie Eskel in die Zitadelle hetzte. „Meinst du es ist etwas passiert?“ fragte ich Letho. „Ich weiß es nicht, aber wenn, werden wir es später erfahren.“ Murmelte er.

„Gibt es etwas, was du jetzt machen möchtest?“ fragte er dann. „Kannst du mit einer Armbrust umgehen?“ wollte ich wissen. „Nur die Grundlagen, warum fragst du?“ stellte er die Gegenfrage. „Übst du mit mir ein wenig?“ bat ich ihn. Er zog eine Augenbraue hoch, „Sagtest du vorhin nicht noch, heute kein Training?“ Ich zuckte mit den Schultern, „Ich möchte es zumindest probieren. Bitte?“ bat ich erneut. „In Ordnung. Aber nicht lange.“ Willigte er dann ein.
 

Ich weiß nicht was Letho erwartet hatte, aber zumindest wohl nicht solch schlechte Schießleistung von mir. Immer wieder korrigierte er meine Haltung und gab mir Hinweise, wie ich das Ziel besser treffen könnte. Aber wirklich viel brachte es nicht. Nur wenn ich mich wirklich drauf konzentrierte, mir die Übungspuppe als Jemand anderes vorzustellen, schaffte ich ein paar Treffer. „Das hat heute kein Sinn mehr.“ Gab ich irgendwann auf. „Eine Pause wird dir gut tun.“ Stimmte Letho zu. Außerdem zog sich der Himmel zu, bald würde es anfangen zu regnen.

Ich sammelte die Bolzen ein und brachte alles an seinen Platz zurück. In meinen Gedanken reifte eine Idee, ich brauchte andere Zielscheiben. Welche die meine Motivation stark erhöhen, die Ziele zu treffen. Wenn ich damit dann immer wieder die Ziele treffe, dann sollte es auch ohne gehen. Ich hoffte nur, dass ich zum Lernen noch genügend Zeit haben würde.

Auf dem Weg nach drinnen kam mir noch eine andere Idee, „Letho, falls ich heute das Abendessen mit Lambert mache, halte dich und die Anderen besser aus der Küche fern. Ich möchte mich bei Lambert für seine Störungen bedanken. Er darf Zwiebeln schneiden, mit einem stumpfen Messer.“ Warnte ich ihn. Er runzelte die Stirn, „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Das artet bei euch ja schon beinahe in einem Kleinkrieg aus.“ Seufzte er.
 

„Wieder besser?“ wollte Vesemir wissen, als wir rein kamen. Ich nickte, „Ja und Letho hat mir beim üben mit der Armbrust geholfen.“ Erzählte ich. Vesemir lächelte leicht, „Schön und kommst du voran?“ fragte er. „Eher schlecht, aber ich habe eine Idee wie ich das beheben kann.“ Erwiderte ich. Vesemir nickte nur. „In Ordnung, du könntest Eskel in der Küche helfen, Lambert wird hier im Erdgeschoss noch länger beschäftigt sein.“ Ich schaute mich um. Der Schutthaufen an der Ecke war mittlerweile weggeräumt und man brauchte nicht mehr den kleinen Umweg drum rum machen. Auch der an der Säule war weg. Das hieße wohl, ich würde am Abend nach dem Essen, hier unten fegen und wischen müssen.

Vesemir schien meine Gedanken erraten zu haben. „Lambert wird das alles alleine machen, du kümmerst dich um die Dinge, die du brauchst für deinen Plan.“ Erstaunt sah ich ihn an. „Danke Vesemir.“ Letho blickte mich verwirrt an. „Ich würde es dir gerne sagen Letho, aber ich kann es nicht. Es tut mir leid. Aber Vesemir könnte es dir sagen. Dann wirst du verstehen warum ich es nicht noch einmal erzählen kann.“ Entschuldigte ich mich und floh dann in die Küche. Ich wollte nicht den enttäuschten Blick von Letho sehen, wenn ihm klar wurde, wie viel ich verschwiegen hatte.
 

„Hallo Eskel.“ Begrüßte ich den Hexer in der Küche. Er sah nicht vom Fleisch auf, das er gerade Schnitt, als er antwortete. „Hallo Alanya, was gibt es?“

„Vesemir meinte, ich könnte helfen. Was bereitest du denn vor“? wollte ich wissen. „Kleine Spieße, aber eigentlich brauche ich keine Hilfe.“ Gab er zurück. „Oh, keine Hilfe?“ fragte ich verwundert. Der Hexer schüttelte den Kopf. Ich prüfte den Schrank, „Dann werde ich den Brotteig für morgen vorbereiten. Wenn es dich nicht stört?“

„Nein, nein. Mach ruhig.“ Antwortete er abwesend. Wir arbeiteten eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. Erst als ich den Teig zum ruhen näher an die Kochstelle stellte, brach ich die Stille. „Du sahst vorhin so gehetzt und durcheinander aus, als du zurück kamst. War irgendetwas passiert?“

Eskel sah von seinen Spießen auf, „Ich weiß nicht, vielleicht. Es kann aber auch völlig harmlos sein. Nur ich fühle mich ziemlich unwohl dabei.“ Fing er an. „Ich denke man sollte sich ruhig auf sein Bauchgefühl verlassen.“ Ermunterte ich ihn. „Ich habe die Fallen geprüft, die ihr ausgelegt habt, ich bin bis zu dem kleinen See. Dort stand Jemand. Ich dachte ich hätte einen Mann gesehen. Aber als ich dort ankam, war niemand dort. Nichts hat darauf hingewiesen, dass Jemand nach euch da gewesen war. Aber ich bin mir sicher, dass ich Jemanden gesehen hatte.“ Versicherte er.

„Ein Mann? Konntest du ihn genauer sehen?“ fragte ich neugierig. Er schüttelte den Kopf, „Nein, er stand gegen die Sonne.“ Dann runzelte er die Stirn, „Vesemir wollte übrigens dasselbe wissen. Er meinte früher wurde dort auch gelegentlich ein Mann gesehen wurde.“

„Hat er erzählt, ob ihn Jemand erkannte? Ich meine so oft findet doch wahrscheinlich kein Fremder her, oder?“ fragte ich weiter. Eskel zuckte mit den Schultern, „Er hat nichts weiter dazu gesagt. Du könntest den Anderen Bescheid sagen, dass das Essen bald fertig ist.“ Bat er dann. „In Ordnung. Ach, und Eskel? Vielen Dank, dass du Letho die Nacht geholfen hast und uns zu dem See gelotst hast.“ Meinte ich, säuberte meine Hände noch schnell und verließ dann die Küche.

Vesemir diskutierte gerade mit Lambert über irgendetwas, dass diesem nicht zu passen schien, Letho war nirgends zu sehen und Roche schien die undankbare Aufgabe erhalten zuhaben, auf Uma aufzupassen.

Die Drei würden es so mitbekommen, wenn das Essen fertig war, also ging ich nach draußen, um Letho und Ves zu suchen. Ves fand ich bei den Pferden, doch was ich dort ebenfalls fand, bzw. nicht fand erschreckte mich. Kiran war weg, ebenso wie Lethos Sattel. Ich sagte Ves bescheid und eilte dann zurück zur Zitadelle.

Vesemir hielt inne, als er sah das ich auf ihn zugeeilt kam. „Letho ist weg. Hat er dir gesagt wo er hin wollte?“ fragte ich ihn. Doch Vesemir schüttelte den Kopf. „Nein, er meinte nur, er müsse etwas erledigen und das es Spät werden würde.“ Geknickt ließ ich den Kopf hängen, „Ist es wegen dem was ich dir erzählt hatte?“ wollte ich wissen. Vesemir legte eine Hand auf meine Schulter, „Ich weiß es nicht. Ich kann dir nur sagen, dass er im Anschluss direkt gegangen ist. Aber mach dir keine Sorgen, er kommt wieder.“ Wollte er mich aufmuntern. Niedergeschlagen nickte ich. Ich schlurfte an den Tisch, aber der Appetit war mir vergangen, egal wie gut das Fleisch ausgesehen hatte, das Eskel zubereitete.

Lambert saß ebenfalls schon am Tisch, „Schon Ärger im Paradies? Letho sah ja nicht sehr erfreut aus, als er vom Hof geritten ist.“ Triezte er. Ich seufzte nur, „Ich weiß nicht.“ Murmelte ich. Er wollte erneut den Mund aufmachen, doch ich trat ihn vors Schienbein, da Roche und Ves sich näherten. Auch Vesemir setzte sich dann mit Uma zu uns und Eskel brachte das Essen.

Lustlos stocherte ich daran herum, während die Anderen es sich haben schmecken lassen. „Vesemir, Eskel erwähnte vorhin den Mann am See, weißt du mehr darüber?“ fragte ich ihn, um mich ein wenig abzulenken und steckte dann ein Stück Fleisch in den Mund. „Nicht viel, ich habe ihn damals auch einmal gesehen, aber nur als Schemen in der Dämmerung. Andere haben ihn auch gesehen, kurz nach dem die Kinder verschwanden. Sie konnten ihn genauer sehen, sie sagten er sähe aus wie in Mann in seinen besten Jahren, hatte aber bereits einen kahlen Kopf und einen heiteren Gesichtsausdruck.“ Erzählte er.

Ich verschluckte mich an dem Stück Fleisch und fing an zu Husten „Ach du heilige Scheiße!“ fluchte ich hustend. Eskel der neben mir saß, klopfte mir auf den Rücken. „Alles in Ordnung?“ fragte er. „Ich hoffe inständig, dass ich mich irre.“ Keuchte ich. „Du kennst den Mann?“ wollte Vesemir wissen.

„Ich habe zumindest eine Idee, wer er sein könnte. Gaunter O’Dimm.“ Doch alle sahen mich ratlos an. „Er nennt sich auch Spiegelhändler oder Mann des Glases. Niemand weiß, was er wirklich ist. Einige sagen er sei ein Dämon, andere behaupten er sei ein Djinn, aber er ist viel mächtiger als die.“ Ich schluckte, „Er schlägt den Leuten einen Handel vor und viele fallen darauf rein. Er verspricht Gold, Macht oder was auch immer man sich wünscht, aber der Preis ist viel zu hoch. Um den Handel zu besiegeln ist ein Blutopfer nötig und der Preis, den man am Ende zahlen muss, ist die eigene Seele.“ Erklärte ich. „Es gibt ein Kinderlied, das von ihm handelt, vielleicht kennt ihr das?“ ich pfiff kurz die Melodie. Vesemir nickte, „Ja, das kenne ich. Woher kennst du ihn.“

„Ich habe ihn zum Glück noch nie persönlich getroffen, aber ich habe mich eine Zeitlang mit dem Okkultem beschäftigt und in der Akademie in Oxenfurt gibt Jemanden, der sich mit ihm beschäftigt.“ Antwortete ich ihm. „Ich bitte euch, haltet euch von ihm fern, er ist mehr als gefährlich. In meiner Heimat gilt er als das Gegenstück für alles Göttliche und Heilige.“ Beschwor ich sie.

Der Hunger war mir nun gründlich vergangen. War es wirklich O’Dimm, der am See auftauchte? Hatte er die angehenden Hexer entführt? Was wollte er hier?

„Du solltest dich vielleicht hinlegen. Du bist ziemlich blass und heute war alles ein bisschen fiel für dich.“ Schlug Vesemir vor. Dankbar nahm ich seinen Vorwand an und erhob mich, „Ach ja, bevor ich es vergesse, das Paket bei dir oben auf dem Tisch, ist für dich. Yennefer hat es da gelassen.“ Fügte er an. „Danke Vesemir.“ Murmelte ich und verzog mich.
 

In meinem Zimmer verkroch ich mich zwar ins Bett, aber schlafen konnte ich nicht. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf herum und ich versuchte wach zubleiben, bis Letho zurück kam. Doch er kam nicht, als ich morgen aufwachte war sein Bett leer und der Platz neben mir kalt. Seufzend krabbelte ich unter der Decke hervor, ich fühlte mich wie gerädert. Ich ging zu dem Tisch und entdeckte das Paket, von dem Vesemir gesprochen hatte. Jetzt wurde ich doch ein wenig neugierig. Ich öffnete es und musste schmunzeln. Yennefer hatte wohl Angst, dass ich in ihrer Abwesenheit verwahrloste. Sie hatte mir ein Fläschchen mit pflegendem Öl, eine nach Blumen riechende Seife und einen Satz Kleidung geschenkt. Die Seife roch sehr gut, so beschloss ich sie gleich zu nutzen und gegen neu, saubere Kleidung hatte ich auch nichts einzuwenden, auch wenn der Stil sehr an Yennefer erinnerte.
 

Nachdem ich fertig war, ging ich hinunter. Da ich noch immer ziemlich müde war, beschloss ich, dass ich nur einen Haferbrei machen würde und die Brote backen. Lambert konnte von mir aus vorerst weg bleiben, ich hatte jetzt keinen Nerv dazu, auf ihn in der Küche aufzupassen.
 

Ich hatte gerade den Topf vom Feuer genommen und die Brote aus der Hitze geholt, als ich etwas im Augenwinkel sah. Ich blinzelte, doch es schien noch dazu sein. Ich rieb mir über die Augen und schaute dann in die Richtung, jetzt war die Bewegung an der Tür. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, war wohl etwas Staub, der durch einen Luftzug am Fester aufgewirbelt wurde, oder eine Wimper im Augenwinkel. Ich wischte mir noch einmal über die Augen, nein da war wirklich nichts. Ich war vielleicht einfach noch zu müde.

Das Essen verlief relativ ruhig und nachdem ich den Abwasch gemacht hatte, setzte ich meine Idee mit den Zielscheiben um. Ich ging nach oben und setzte mich an den Tisch. Ich suchte drei leere Pergamente und einen Kohlestift hervor. Dann fing ich an zu zeichnen, die diesen Leuten würde ich sicherlich treffen. Ich saß eine ganze Zeitlang an den Gesichtern, ich war nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, aber ich war der Meinung, dass man sie erkennen konnte.

Plötzlich hörte ich hinter mir etwas zu Boden fallen. Erschrocken drehte ich mich um, Letho stand dort, der Kopf des Waldschrats lag vor der Truhe. Er hatte ihn dort scheinbar hingeworfen. „Letho! Du bist zurück!“ begrüßte ich ihn und lächelte ihn vorsichtig an.

„Du wusstest von ihm?“ er deutete auf den Schädel. Ich nickte, er seufzte und rieb sich durchs Gesicht. „Eine kleine Warnung wäre schön gewesen.“ Knurrte er. „Ich hatte es versucht.“ Stammelte ich. „Und als wir am See entlang sind, hatte ich nicht mitbekommen das wir an der Ruine vorbei gekommen sind. Sie sollte mir als Orientierung dienen. Es tut mir leid Letho!“ entschuldigte ich mich. Ich stand auf und ging auf ihn zu. „Bitte Letho, du musst mir glauben. Ich wollte bestimmt nicht, dass es so endet. Ich würde nie wollen, dass du verletzt wirst!“ schwor ich ihm.

„Warum hast du nichts gesagt?“ flüsterte er.

„Ich wollte ja, aber ich wusste nicht wie.“ Hauchte ich ebenso leise. „Auch wenn es dafür vielleicht ein bisschen früh ist, aber ich liebe dich. Ich würde dir niemals schaden!“ ich schaute ihm unsicher in die Augen. Ich ging langsam auf ihn zu. Vorsichtig streckte ich eine Hand nach seinem Gesicht aus, „Ich wäre beinahe vor Angst gestorben, als du nicht auf mich reagiert hast. Du wärst wegen meinem Fehler fast gestorben.“ Er schmiegte seine Wange in meine Handfläche.

„Nein Krümel, wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich gestorben. Ohne den Absud, …“ er sprach nicht zu ende. „Aber er hatte doch nicht geholfen.“ Stammelte ich. „Da irrst du dich, er war nur für die Rippen nicht stark genug.“ Hauchte er, dann beugte er sich zu mir und küsste mich. „Versprich mir nur eins, wenn es wieder so etwas geben sollte, versuche uns hartnäckiger zu warnen, oder es zumindest anzudeuten. Vesemir und ich werden dann verstehen. Ich möchte genauso wenig, dass dir etwas passiert.“

Er zog mich näher an sich, „Der Duft von Jasmin passt zu dir.“ Murmelte er an meinen Hals. „Die Seife habe ich von Yennefer bekommen.“ Entgegnete ich, „Wo warst du die ganze Nacht? Ich habe mir sorgen gemacht.“ Wollte ich dann wissen. „Ich musste erst einmal das sacken lassen, was Vesemir erzählte. Ich habe viel nachgedacht und mir wurden einige Zusammenhänge klar, bist du ein Seher?“ fragte er dann direkt.

„Nein, nicht direkt. Aber manchmal sehe ich die Zukunft in meinen Träumen.“ Gab ich zu. Nun, dass ich die Zukunft der Hexer nicht in meinen Träumen sah, musste ich ihm ja nicht direkt sagen. „Ich bin froh, dass ich das jetzt weiß. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, Dinge zu wissen und nichts sagen zu können.“ Murmelte er.

Dann löste er sich von mir, verwirrt sah ich zu, wie er seine provisorisch reparierte Rüstung auszog und dann aus seinen Stiefeln schlüpfte. „Komm her, Krümel.“ Bat er. Als ich bei ihn ankam, zog er mich mit, bis er sich auf das Bett setzen konnte. Er schob seine Hände unter mein Hemd und lehnte seinen Kopf an meinen Bauch.

„Ich brauch dich jetzt ganz nah bei mir.“ Murmelte er. Ich legte meine Hände an sein Gesicht, so dass er mich ansehen musste. „Natürlich mein Großer. Alles was du willst.“ Versprach ich ihm. Ehe ich mich auf seinen Schoß setzte und ihn in einen Kuss zog. Seine Hände wanderten an meinem Bauch hoch, bis zu meiner Brust, wo er die Schnürung meiner Unterwäsche löste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und hier die Aufgabe, wie gewohnt:

- Du wirst erfahren, dass Geralt einen Späher traf, der zu Roches Einheit gehört und den Hexer erkannte. Daher haben Roche und Ves schon von dem anstehenden Kampf erfahren und sind nach Kaer Morhen gekommen. Obendrein kündigt Yennefer an, dass auch eine alte Freundin von ihr bald hier eintreffen würde. Welche genau, darüber schweigt sie sich aus. Deutlich überraschender hingegen ist der Besuch, den du vielleicht bemerkst, während du deinen Aufgaben nachgehst. Eine Art grauer Rauch zieht durch ein Fenster und schließlich in Richtung Keller hinab.
- Denk an das Teil der Apparatur, von dem Yen sprach, denn das haben Ves und Roche mitgebracht und die Zauberin wird beide auch direkt und offen darauf ansprechen - vor allen anderen. Beide versuchen es zu leugnen, doch Yen lässt nicht locker. Sie fordert, die Beiden mögen es herausgeben, zumal sie doch eh nicht wüssten, was sie damit anfangen sollten. Roche wird erklären, sie hätten es beim Ausheben eines Lagers gefunden und gibt das Teil tatsächlich an Yen heraus. Allerdings ist ihr absolut unklar, wie man das hier mit den anderen verbinden soll. Für dich hingegen sieht es nicht nur irgendwie nach einer Diskette aus. Bitte, wer benutzt denn noch ein Floppy-Laufwerk?
- Roche und Letho geraten wie erwartet aneinander und Roche droht, Letho zu töten, Ves als Deckung im Rücken. Die Sache eskaliert schnell und kurz, denn die Hexer stehen natürlich hinter Letho. Roche wird dich mit den Feuern konfrontieren, die dutzende Magier das Leben kosteten und deine Rolle darin unverhohlen ansprechen, wohl in der Hoffnung, dies gegen dich verwenden zu können. Es ist Vesemir, der ein Machtwort spricht und darauf hinweist, dass Roche und Ves Gäste seien und er keine Drohungen, an die Seinen unter diesem Dach dulde. Dich zählt er wohl auch zur Familie, sodass Roche klein beigibt, weil er doch versprochen hatte, Geralt zu helfen.
- Apropos Geralt, von dem hat Yen nämlich auch Neuigkeiten. Offenbar will sie ihm auf den Inseln zur Hand gehen, sodass sie allen streng verbietet, ihr Zimmer zu betreten, dir aber noch ein kleines Päckchen dalässt, in dem du frische Kleidung, ein duftendes Öl und eine kräftig nach Jasmin duftende Seife findest. Offenbar damit du nicht völlig wie die Hexer wirst, mit denen du dich so herumtreibst.
- Eskel wird nach einer Patrouille, um die Fallen zu prüfen, ziemlich nervös wirken. Er spricht lange mit Vesemir, sagt offen jedoch nichts. Vielleicht fragst du ihn ja, als ihr später gemeinsam das Abendessen vorbereitet?
-> Er würde dir erzählen, dass er glaubt, jemanden am Ufer des Sees von Tag und Nacht gesehen zu haben, doch als er nachgesehen habe, sei der Mann weg gewesen. Er habe dabei einfach ein ungutes Gefühl.
-> Vesemir könnte dir vielleicht erzählen, dass er früher am See auch einen Mann hat stehen sehen, als er jung war. Kurz nachdem die ersten Jungs dort verschwunden waren. Allerdings wäre das in der Dämmerung gewesen und auch andere hätten den Mann damals gesehen. Vielleicht lässt du dir den Mann beschreiben? Ohne Haar in seinen besten Jahren mit heiterer Miene, aber unauffällig. Komplett anzeigen

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