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My bloody Soulmate

von

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Es war Punkt 7:45 Uhr des nächsten Tages und der Wecker schellte. Kira und ich waren uns einig geworden, uns eine dreiviertel Stunde Zeit zu geben, bevor wir los mussten, um pünktlich genug im Schulgebäude zu sein. Da ich um einiges schneller auf den Beinen war als sie – Ich hatte 'senile Bettflucht', wie sie es beschrieb – ließ sie mich als erste ins Bad, während sie sich langsam fertig machte. In altbekannter Manier steckte ich meine Haare nach oben und machte sie fest, um so ordentlich wie möglich auszusehen. Vorher wusch ich mir das Gesicht und kümmerte mich im Allgemeinen um meine Hygiene. Make Up interessierte mich dabei nicht, ich hatte nicht vor, mich für irgendjemanden dort besonders hübsch zu machen. Denn der letzte Ort, wo ich einen Jungen kennen lernen wollte, war an einer Akademie, an der es auch Vampire gab. Fertig angezogen verließ ich das Bad und räumte Kira somit ihren Platz ein. Hätte ich nur früher gewusst, dass uns an diesem Morgen ein Päckchen erwarten würde. Ich hörte nur, wie jemand etwas einwarf und schnappte mir sofort den Schlüssel. Durch meine alte Paranoia war ich es gewohnt, alles abzuschließen, was ich konnte, wenn es niemanden etwas anging, was sich darin befand. In der Postklappe fand ich zwei Pakete vor, eines davon adressiert an mich, das andere an meine Zimmergenossin.

"Kira", rief ich und klopfte gegen die Tür. "Hier ist ein Paket. Ich glaube, wir sollen das aufmachen" Wie ich darauf kam? Vielleicht gab der ganz dezente Zettel, auf dem mit fettgedruckten Buchstaben Schuluniform geschrieben stand, den Hinweis. Mental zuckte ich mit den Schultern und drückte der Brünetten das Päckchen in die Hand, als sie die Badtür öffnete. Verschlafen bedankte sie sich und verkroch sich wieder in das Zimmer zurück. Ich zu meinem Teil öffnete es. Um ehrlich zu sein hatte ich mich schon gewundert, wann und wie wir unsere Uniformen bekommen würden. Diese Frage war aber nun geklärt. Sorgfältig zog ich die Kleidungsstücke heraus. Ein Hemd, Krawatte, Jacke und Rock. Alles in einem schlichten Weiß-Hellblau gehalten. Was aber meine Aufmerksamkeit erregte war eine seltsame Binde, welche sich an einem Arm der Jacke befand. Mit einer unauffälligen Sicherheitsnadel war diese dort fest gemacht, damit sie leicht abgemacht werden und somit auch nur mit dem Hemd getragen werden konnte. Was mich verwirrte war diese abstrakte Malerei darauf. Sollte das ein Symbol sein? Ein blauer, rundlicher Kristall mit Schweif – oder sollte das ein Flügel sein? - und einer kleinen blauen Kugel darüber. Ein wirklich seltsames Design, aber ich war nicht in der Position, das zu hinterfragen. Ohne weiter darüber nachzudenken schlüpfte ich in die Schuluniform und richtete meine Haare Mithilfe des Spiegels im Vorsaal, bevor ich meine Brille aufsetzte und meine Tasche schnappte. Inzwischen hatte auch Kira es geschafft, sich fertig anzuziehen. Im Gegensatz zu gestern trug sie keinen Pferdeschwanz mehr, sondern ihre Haare hingen ihr offen über den Rücken. Zwei Strähnen umrahmten ihr Gesicht und ließen sie mithilfe der grünen großen Augen nur noch jünger aussehen, als sie es eh schon tat.

"Also, wollen wir?", fragte ich sie und sie nickte mir zu. So traten wir unseren Weg zur Begrüßungszeremonie an.
 

Bevor wir schlafen gegangen sind, erhielten wir noch eine Nachricht. Unterrichtsbeginn wäre 9 Uhr, Schluss 17 Uhr. Zwischen den Stunden gab es je zehnminütige Pausen, bis auf eine große, welche eine Stunde umfasste. Eine wirkliche Ausgangssperre gab es nicht wegen der Vampire, da wollte man Gleichberechtigung durchsetzen. Jedoch würde zu den Abendstunden ab 23 Uhr am Eingangstor ein Lehrer stehen, der vermerkte, wann wer geht und wiederkommt. Schüler, die am nächsten Tag nicht zum Unterricht erschienen und nicht als zurück gekehrt gemeldet wurden, werden gesucht.

Schüler des ersten Jahrganges haben sich am ersten Schultag zu einer 'Begrüßungszeremonie' einzufinden. Diese würde im Hauptsaal des Schulgebäudes stattfinden. Für eine Wegbeschreibung sollten wir uns an das Sekretariat wenden. Weitere Erkundungen des Campus wären an den folgenden Nachmittagen und Wochenenden gestattet. Wir erhielten sogar eine Liste mit Namen von Lehrern und Aufsichtspersonen, welche ebenfalls die Aufgabe angenommen hatten, Neulinge herumzuführen. Zum Glück, dachte ich mir da nur. Denn dieses Gelände war nicht gerade klein.
 

Als Kira und ich den Saal betraten, wimmelte es schon nur so von Schülern. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, wie viele es waren. Noch unterhielten sie sich laut miteinander, keiner hatte sie zum Schweigen aufgefordert. Ein Blick auf die Uhr über der Bühne verriet, dass es Fünf vor um Neun war, wir waren also noch pünktlich. Ich sah mich um, ob es eine Aufteilung gab. Dabei fiel mein Blick auch auf die Binden an den Armen der anderen. Einige hatten die gleiche Malerei wie Kira und ich – einen blauen Kristall. Andere ... hatten eine rote Rose. Da machte es Klick in meinem Kopf – Diese Zeichen sollten die Menschen von den Vampiren unterscheiden. Ich tippte meine neugewonnene Freundin an und deutete zu der Masse an Menschen, damit wir uns dorthin begaben. Ganz so einfach war es jedoch nicht, denn kaum hatten wir uns in Bewegung gesetzt, wurde ich von jemanden von meinen Füßen gerissen und fand mich auf dem Boden wieder. Mit einem Ächzen und einem leisen Fluchen rieb ich mir mein Hinterteil und wagte es noch gar nicht, aufzublicken. Wer auch immer es gewesen sein mag, dem würde ich die Hölle heiß machen, wenn er sich nicht entschuldigte!

"Pass doch auf, wo du hinrennst", wurde ich angezischt. Wie bitte?! Was für ein Idiot! Ich war ja wohl diejenige, die hingefallen ist! Mit einem eiskalten Blick entgegnete ich dem Übeltäter und stand langsam wieder auf, während ich meine Uniform zurecht strich.

"Ich bin keine zwei Schritte gegangen, da hast du mich umgerannt, Mister Wichtig. Ich würde ja sagen, du solltest dir mal die Tomaten von den Augen nehmen" Unwillentlich fiel mein Blick auf die Armbinde. Eine Rose. Eine ... schwarze Rose? Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Sicherlich war er irgendeine Art von Vampir. War er gefährlich? Wichtig? Hochrangig? Was auch immer. Manieren hatte er nicht! Mit einem abfälligen Blick musterte er mich von Kopf bis Fuß.

"Du hast ganz schön viel Mumm für einen kleinen Menschen.", gab er spöttisch von sich und fasste mir auf den Kopf. Knurrend schlug ich seine Hand weg, ganz zu seiner Überraschung. Sein Kumpel, welcher neben ihm stand, gab ein beeindrucktes Pfeifen von sich. Bei seinem nächsten Grinsen zeigte der Übeltäter seine Zähne. "Pass auf, dass du dir nicht das Genick brichst, Mädel. Nicht alle bekommen hier eine zweite Chance"

"Auf diese zweite Chance kann ich gut und gerne verzichten."

"Wynne ...", meldete sich Kira kleinlaut neben mir und deutete zu den anderen menschlichen Schülern. Ich nickte ihr nur zu, giftete mein Gegenüber noch einmal mit meinem Blick an, bevor ich mich an ihm vorbei drängelte – Jedoch nicht, ohne ihn mit meiner Schulter noch einmal einen Stoß zu verpassen. Natürlich musste ich aufpassen, dass das Ganze nicht auf mich zurück schlägt und ich wieder auf dem Boden landete. Ich hatte schon bemerkt, dass mit der Kraft dieses Typen nicht zu scherzen war. Verdammt. Ich hoffte nur, dass ich nie wieder was mit ihm zu tun haben musste.

Wir fanden uns an unserem Platz ein, oder zumindest an einem Plätzchen, wo wir noch in Ruhe stehen konnten. Mit ein paar Leuten kamen wir ins Gespräch, jedoch nicht lang, da wurden wir mit dem Läuten einer Klingel zur Ruhe aufgerufen. Drei Gestalten begaben sich auf die Bühne vor uns – Eher noch im Hintergrund standen eine Frau und ein Mann, welche ihre Blicke über die neuen Schüler schweifen ließen. Auf den Lippen der Frau zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, welches aber recht schnell wieder erstarb, als ihre Augen an etwas hängen blieben. Mh, was es wohl war ...? Der Mann neben ihr strahlte allein von dort weit vorn eine unglaubliche Dominanz aus. Niemand würde es sich auch nur im Geringsten wagen, ihm zu widersprechen. Zumindest keiner von den Menschen. Die dritte Person war die blonde Frau vom vorherigen Tag, welche ich um Hilfe gebeten hatte. Mit einem aufgeregten Lächeln trat sie nach vorn an das Mikrofon.

"Wir 'eißen euch 'erzlich Willkommen an der Insignia-Akademie, neue Schüler!", rief sie aus und hob die Arme, wobei sie lachte, gefolgt von einer milden Runde Applaus. Kira und ich stimmten mit ein. Ich mochte diese Frau und ihre Art irgendwie. "Es ist uns eine unaussprechliche Ehre, dieses Jahr so viele neue Gesichter bei uns begrüßen zu dürfen. Menschen so wie auch Vampire befinden sich wie bekannt unter uns und sollen 'ier in Einklang leben und lernen – Voneinander und miteinander! Es wird bei uns nicht einfach werden. Wir werden euer Können und Wissen bis zum letzten bisschen testen. Gebt euer bestes und lernt fleißig. Ich weiß, ihr könnt es schaffen und eure Schulzeit 'ier mit Bravour beste'en! Ich glaube an euch alle!" Mit einer Verbeugung erntete sie eine weitere, lautere Runde an Applaus und trat nach hinten, um den Platz mit der anderen Frau zu tauschen. Ich richtete meine Brille und betrachtete sie genauer. Dunkelbraunes Haar zierte ihr Haupt. Ihre Kleidung war eher schlicht gehalten mit einem schwarzen Oberteil und Rock, welcher ihre Füße bedeckte. Die Haare hatte sie nach oben gebunden, wodurch sie nicht nur elegant aussah, sondern auch eine autoritäre Präsenz ausstrahlte. Erneut beäugte sie die Masse vor sich, bevor sie herzlich und warm lächelte.

"Schülerinnen und Schüler. Jeder von uns weiß, welche Standards wir an der Insignia-Akademie vertreten. Für einige von euch wird es ein Albtraum werden, ich will euch nichts vormachen. Manche werden wir nächstes Jahr auch nicht wieder begrüßen dürfen, aus verschiedenen Gründen. Seid euch aber auch bewusst – Wenn ihr Schwierigkeiten habt, steht euch die Lehrerschaft zur Verfügung." Sie legte die Hände auf ihren Rücken und streckte diesen durch, wodurch ihre Gestalt noch größer wurde. "Als Direktoren dieser Schule wünschen wir uns nur das Beste für unsere Schüler. Es wird nicht leicht für euch, am Anfang miteinander auszukommen. Für derartiges sind auch eure älteren Mitschüler für euch da. Sie teilen gerne ihre Erfahrungen und ihr gesammeltes Wissen mit euch. Fühlt euch frei, euch jederzeit mit ihnen zu unterhalten. Sei es nun im Aufenthaltsraum, bei abendlichen Spielen, während Feiern. Wir werden mehr als nur eine Feierlichkeit abhalten, mehr als nur ein Projekt starten, welches Mensch und Vampir weiter zusammen bringen soll. Wir möchten mit dieser Schule beweisen, dass wir zusammen leben können." Frustriert entwich mir ein Seufzen. Natürlich musste das Thema 'Zusammenleben von Mensch und Vampir' angesprochen werden. Ich für mein Verhältnis hatte nicht vor, viel mit der anderen Rasse zu reden. Sie interessierten mich Schlicht und ergreifend nicht auf eine Art und Weise, welche man 'Verehrung' nenne könnte. Herrgott, sie interessierten mich einfach nicht. Ich wollte einfach nur meinen Abschluss hier schaffen und meine Arbeit als Autorin beginnen. Seufzend setzte ich meine Brille ab und kniff mir in den Nasenrücken. Eine Geste die ich ausführte, wenn ich frustriert oder genervt war. So hatte ich es mir irgendwann angewohnt.

Die Ansprache der Dame war alsbald zuende und die letzte Person trat nach vorn. Dem Mann hätte man auch gut und gerne das Mikrofon wegnehmen können und es hätte keinen Unterschied gemacht. Seine Stimme war laut und hallte durch den Saal. Er ließ keine Widersprüche zu, so wie die Aura, die er ausstrahlte. Ich hörte nicht ganz so gespannt zu wie die anderen, jedoch wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne gelenkt, als Kira mich antippte und hindeutete mit den Worten "Ist das nicht der Typ, der dich umgerannt hat?"

Ich weitete die Augen, als ich den Kerl da vorne stehen sah. Mit Stolz erhobenem Haupt und einem widerlichen Grinsen auf den Lippen stand er da – Die mittellang schwarzen Haare zerzaust im Gesicht, die Uniform halb offen, sodass die Frauen (vor allem die Menschlichen) rundherum über seinen Oberkörper schwärmen konnten.

"Ab diesem Jahr wird auch unser Sohn, Caleb, diese Schule besuchen.", sprach der Direktor und wandte sich dem Jungen zu. "Er wird sich organisatorisch um die Feste und Projekte kümmern, um Verantwortung zu lernen. Sobald seine Schulzeit vorbei ist, wird er nämlich das Amt des Direktors antreten und uns ablösen" Na ganz große Klasse.
 

Ich rieb mir die Schläfen und versuchte, meine Kopfschmerzen loszuwerden. Nicht nur, dass ich einen Vampir angerempelt hatte. Nein. Es war auch noch der Sohn der Direktoren. Ich schwor sofort, sollte er mich verpetzen, würde ich ihm die Nase brechen, bevor ich den Campus verließ. Mir egal, ob meine Hand dabei auch für die nächsten Wochen unbrauchbar werden würde. Mir. Sowas. Von. Egal.

"Argh!" Ich könnte mir die Haare rausreißen! Kira neben mir zuckte über mein Ausraster zusammen. Wir befanden uns gerade auf dem Weg zur ersten Unterrichtsstunde und ich war jetzt schon am Verzweifeln. Ich benötigte dafür nicht mal Lernstoff. Nein, alles, was ich brauchte, war eine miese Begegnung mit einem Vampir.

"Das ... das wird schon, Wynne. Ich meine, nur, weil er in unserem Jahrgang ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch in unsere Klasse geht" Ich nickte ihr zu. Wir hatten das Glück, zusammen in eine Klasse gesteckt zu werden. Und ich wollte mich bei welch heiliger Macht auch immer dafür bedanken.

"Na sieh mal einer schau", hörte ich eine nur schon allzu bekannte Stimme sagen. Zum Glück hatte ich den Tag noch nicht vor dem Abend gelobt ...

"Das ist nicht dein beschissener Ernst", entwich es mir, als ich den schwarzhaarigen Vampir am Türrahmen zum Klassenzimmer lehnen sah. Sein Kumpel stand bei ihm, musterte uns und blickte zu dem anderen.

"Was für schmutzige Worte da deinem kleinen Mündchen entkommen, Mensch. Hast du dir etwa nicht die Zähne geputzt?"

"Fragt derjenige, dessen Mundgeruch man bis hier rüber riechen kann. Jetzt mach die Biege bevor meine Laune den Tiefpunkt erreicht"

"Ach, ihr wollt hier rein?", hinterfragte Caleb spöttisch und blickte hinter sich. "Na, was ein Zufall. Sieht aus, als wären wir Klassenkameraden." Mir lief es eiskalt den Rücken runter, als er das Wort dermaßen betonte. Er geilte sich daran auf, wie er mich zur Weißglut bringen konnte. Kochend drängte ich mich an ihm vorbei, gefolgt von Kira. Während sie aber hindurch kam, wurde ich am Handgelenk gepackt und fand mich binnen weniger Sekunden dicht vor dem Vampir wieder. Nur wenige Zentimeter trennten uns voneinander und ich hörte das scharfe Einatmen einiger weiblicher Klassenkameraden.

"Hör zu, Mädel. Im Gegensatz zu dir habe ich hier eine Stimme, eine ziemlich laute sogar. Und wenn du nicht spurst, brauch ich nur mit den Fingern zu schnippen, und du fliegst von der Schule. Also eigne dir Respekt an, oder ich breche deinen Geist, damit du mit hängendem Kopf nach Hause gehst" Vampire und Menschen sollen friedlich miteinander leben, mein Arsch! Ich biss die Zähne zusammen um ihm nicht ins Gesicht zu spucken und weiter damit zu reizen. Was ich jedoch schaffte, war, ihm mein Handgelenk zu entreißen, obwohl er dies vermutlich auch zugelassen hat. Ohne einen weiteren Ton, was für ihn leider als Triumph galt, wandte ich mich ab und suchte mir einen Sitzplatz aus. Kira hatte sich inzwischen schon einen gesucht und mit ihren Sachen eingerichtet. Sie befand sich mit einem anderen Mädchen im Gespräch. Ihre feuerroten Haare waren kaum zu übersehen.

"Wynne!", rief sie mich herüber und deutete auf den Platz, welchen sie neben sich frei gehalten hatte. Die andere saß vor ihr, hatte sich für das Gespräch umgedreht und sich auf dem Tisch abgestützt. Als ich näher kam, entdeckte ich die Armbinde mit einer schwarzen Rose. Ganz große Klasse.

"Hallo", zischte ich. Das Feuermädchen richtete sich auf und blickte mich an.

"Hast du dich gerade ernsthaft mit Caleb Lecrune gestritten?", hakte sie sofort nach und ich seufzte nur genervt.

"Das geht dich einen feuchten Dreck an, Vampir", fuhr ich sie an und setzte mich, bereit, meine Sachen rauszuholen und mich endlich auf den Unterricht zu konzentrieren. Das Mädchen zuckte zurück und suchte bei meiner Zimmergenossin nach Hilfe.

"Wynne, jetzt ... jetzt sei doch nicht so. Nicht alle Vampire sind wie er", versuchte diese mich nun zu beruhigen. Oh, wenn sie wüsste, wie tief mein Hass für diese Biester reichte.

"Es ist mir scheiß egal. Das könnte die heilige Mutter Theresa sein und es wäre mir egal. Vampir bleibt Vampir. Blutsauger bleibt Blutsauger" Verletzt senkte die rothaarige ihren Blick, während ich meine Tasche öffnete und meinen Block und Federmappe herausholte.

"Ich ... Ich bin jedenfalls Neva. Freut mich ..." Ich gab darauf einfach nichts zurück und begann, an einem Konzept zu arbeiten, bis die Stunde beginnen würde. Nach einer Schweigepause fing Kira mit dem Vampirmädchen auch wieder ein Gespräch an.

"Woran arbeitet sie da?", flüsterte die Vampirin noch laut genug, damit ich es hören konnte.

"Vielleicht am nächsten Kapitel ihrer Geschichte. Sie ist die Autorin von 'Schwarze Nacht' und 'Unter einem Himmel'"

"Echt jetzt?!", die andere konnte ihre Aufregung gar nicht verbergen. "Ich liebe diese Geschichte. Am Anfang dachte ich nicht mal, dass es sich um eine Romanze handelt!"

"Es war auch nicht als so eine gedacht", mischte ich mich ein und legte den Stift weg. Ich hatte kaum zwei Zeilen geschrieben. Wie sollte ich auch so arbeiten? "Ich wollte eigentlich nur eine einfache Fantasy-Geschichte schreiben. Der Arbeitstitel hieß auch nicht 'Unter einem Himmel', sondern 'Die Legende von Eleandu'. Nur ... irgendwie haben sich die Charaktere und ihre Geschichte verselbständigt."

"Wie cool ...", murmelte die Rothaarige und sah mich mit strahlend goldenen Augen an. "Du musst dringend den Autoren-Kurs besuchen. Viele Hobbyautoren haben sich schon angemeldet. Mein Bruder auch. Ich kann dir sicher-"

"Ich brauche deine Hilfe nicht, um in diesen Kurs zu kommen", unterbrach ich sie. Und als wöllte die höhere Macht, der ich es zu verdanken habe, mit Caleb in einem Klassenraum zu sitzen, sich entschuldigen wollen, ließ sie es in diesem Moment zum Unterricht klingeln, sodass sich die Vampirin umdrehen und auf den Lehrer konzentrieren musste.
 

Es war durchaus angenehm, nicht dieses nervige hin und her Laufen zu haben, wie an meiner früheren Schule. Der Raum, in dem wir waren, war so gesehen unser Klassenraum. Er befand sich an der Nordseite des Schulgebäudes, direkt über der Mensa. In den Raum passten gut 28 Schüler, keiner mehr und keiner weniger, ohne dass diese aufeinander sitzen mussten. In unserem Alter konnte man wenigstens davon ausgehen, dass die meisten schon einen gewissen Standard an Anstand hatten, wodurch es nur selten (ja, selten) zu Papierknöllchenschlacht kam. Zusammen mit Kira saß ich in der hinteren Reihe, am Fenster, von wo man den Raum recht gut im Überblick hatte. Der großkotzige Vampir saß auf der anderen Seite an der Wand neben seinem Freund, welcher weniger die Klappe aufmachte als der schwarzhaarige neben ihm. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich fast gesagt, dass er der Sohn eines Mafiabosses ist, so wie er sich aufführte. Und es blieb auch nicht unbemerkt, dass sich die meisten Menschen im Zimmer sich für die Mücken interessierten. Solange ich nicht mit reingezogen wurde, war mir das auch recht egal. Da konnte sich auch Kira mit so einem Biest unterhalten. Es war ihr gutes Recht, welches ich ihr nicht nehmen konnte. Sie schien ja auch regelrecht einen Narren an dieser Vampirin gefressen zu haben. Besagte Frau wurde in einer der Pausen von ihrem großen Bruder besucht, welcher gerade mal eine Jahrgangsstufe über ihr war, jedoch glatt 3 Jahre älter aussah. Was ich so mitbekommen hatte, war sein Name Yakeno. Eigentlich interessierte es mich nicht, ich mischte auch in den Gesprächen nicht mit, selbst als es um Schriftstellerei ging und um den Autorenkurs. Der Vampir sprach mich sogar selber an, gab aber auf, als ich nach dem dritten Mal immer noch nicht auf ihn reagierte. Was ich stattdessen tat? Ich arbeitete an meinem Konzept für das nächste Kapitel von 'Schwarze Nacht', welches Kira gierig beäugte. Mir war klar, dass sie unglaublich neugierig war. Anders ging es mir bei ihren Zeichnungen aber auch nicht. Manchmal erwischte ich sie im Unterricht, wie sie einen weißen Zettel hervorholte und begann, darauf zu skizzieren. Sie war unglaublich talentiert, dass mir der Neid fast ins Gesicht geschrieben stand.

"Du musst mal meine Charaktere zeichnen", scherzte ich, als ich eine Skizze von ihr musterte. Ganz nervös mit einem Mal lief die Brünette rot an und starrte auf ihren Bleistift.

"W-Wenn du magst, gern!", erwiderte sie zu meiner Überraschung und ich lachte auf. Oh, das wäre bestimmt interessant. Wenn sie es sogar so gut hinbekommen würde, wie ich vermutete, könnte ich damit ein Cover für das Buch erstellen!
 

Der erste Tag zog sich langsam dahin. Manchmal fand ich mich in einem Gespräch mit Vampiren wieder, ungewollt. Kira brachte mich immer wieder dazu, mit dieser Neva ein zwei Worte zu wechseln, bevor ich mich wieder an meinen Entwurf machte. Der Unterricht war eher langweilig, aber etwas anderes hatte ich mir nicht erwartet. Die ersten Seiten meiner Ordner waren jedenfalls schon mit Notizen beschriftet und bereit, als Lernmaterial verwendet zu werden. Es war nicht besonders viel, da die meisten Lehrer sich erst einmal vorgestellt und erzählt haben, was uns erwartet und was sie für Ansprüche an uns haben. Caleb's dumme Sprüche hie und da trugen auch überhaupt nichts zum Unterricht bei. Am liebsten wäre ich es fast gewesen, welche ihm eine Papierkugel an den Kopf geworfen hätte. Oder ein Stein. Ein Stein wäre passender gewesen.

Die Mensa hatten wir auch besucht. Sie war groß genug, um einige Schüler zu fassen. Die Jahrgangstufen mischten sich hierbei untereinander und es war der perfekte Ort, um sich auszutauschen. Andere zogen es vor, ihre Essenspause nach draußen zu verlegen. Was mir aber auch aufgefallen war – Es gab einige Menschen, deren Kristalle auf den Armbinden hatten andere Farben. Schwarz, wie die Rose der Vampire, wenn ich mich nicht getäuscht hatte. Und die meisten, die einen solchen schwarzen Kristall hatten, waren in der Gegenwart von Vampiren aufzufinden. Was nicht heißen sollte, dass dies unmittelbar miteinander zusammen hing, absolut nicht. Es war nur eine kleine Beobachtung, die ich gemacht habe. In der Schule gab es noch ein System, von dem wir Schüler aus dem ersten Jahrgang nichts wussten. Und eines kann man mir glauben – Ich hätte am liebsten auch nie etwas darüber erfahren.



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