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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Freitagabend,

ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, außer es tut mir leid. Die letzten Wochen waren wirklich stressig für mich. Neben dem Job und der Vorbereitung im Repititorium schreibe ich derzeit auch noch eine Hausarbeit und da bin ich einfach nicht mehr hinterhergekommen und ich habe euch warten lassen, und dann auch noch auf das Kapitel hier, es tut mir wirklich leid.

Aber die letzten Kapitel werden jetzt wieder wöchentlich kommen, keine Sorge, Freitags oder Samstags, je nachdem wie früh ich von der Arbeit nach Hause komme, also haltet noch ein bisschen aus ;-)

In diesem Sinne wünsche ich euch ein ganz wundervolles Wochenende und wir sehen uns nächsten Freitag.


Liebe Grüße

Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 56 - Abreise

Kapitel 56 – Abreise

 

-Zorro-

Tief aufseufzend blieb er stehen und drehte sich noch ein letztes Mal um; betrachtete das gemachte Bett im matten Tageslicht und ließ seinen Blick über die leeren Regale und den aufgeräumten Raum gleiten.

Dies war sein letzter Tag auf Kuraigana, heute würde er abreisen und wer wusste schon ob und wann er dieses Zimmer je wieder betreten würde. Es fiel ihm schwer, sich das einzugestehen, aber irgendwie wollte er nicht wirklich gehen.

Also natürlich wollte er gehen, er konnte es kaum erwarten, endlich wieder seine Freunde wiederzusehen. Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder mit den anderen weiterzusegeln und diese Welt zu sehen. Er freute sich wie ein kleines Kind darauf, wieder auf die Thousand Sunny zu ziehen.

Doch gleichzeitig betrachtete er diesen Raum wehleidig. Dieser Raum hier war für ganze zwei Jahre sein Zimmer gewesen.

Zorro hatte nie ein wirkliches Heim gehabt. Seine ersten Lebensjahre hatte er in irgendeinem Tempel verbracht, an den er nie zurückkehren konnte. Das Dorf, in dem er und seine Mutter danach für kurze Zeit gelebt hatten, konnte er nicht mal mehr beim Namen nennen und er bereute nicht, es verlassen zu haben.

Die meiste Zeit seines Lebens hatte Zorro in der Kendoschule seines Meisters Koshiros im East Blue zugebracht und sobald er sein Versprechen wahrgemacht hatte, würde er das Dorf Shimotsuki und Kuinas Grab besuchen, aber letzten Endes war es ihr Heim, ihr Zuhause, und nicht seines.

Nein, anders als die meisten seiner Crew hatte Zorro kein Zuhause gehabt, wohin er hätte zurückkehren können, wo jemand auf ihn wartete, er hatte keine Familie gehabt, keine Freunde, die auf ihn warteten, nur einen gütigen Lehrmeister, der wahrscheinlich nicht begeistert davon war, dass Zorro nun ein Pirat war. Ein gütiger Lehrmeister, der wahrscheinlich sehr getrauert hatte, als die Nachricht von Zorros Tod über die Welt verteilt worden war.

Zorro verdankte Meister Koshiro vieles und er hoffte, dass er lächeln würde, wenn er herausfinden würde, dass Zorro noch lebte, und Zorro wollte ihm eines Tages mit Stolz gegenüberstehen, und doch…

In diesem Zimmer wirst du von jetzt an wohnen. Das hier ist kein Übergangszimmer, kein Gästezimmer. Dieser Raum gehört nun dir mit allem was hier drin ist. Es ist dein Zimmer.

Kuraigana war Zorros Heim geworden, dieser karge Raum sein Zimmer und erst jetzt verstand er, was die anderen wohl gefühlt haben mussten, als sie entschieden hatten Ruffy zu folgen.

Zorro wusste nicht, ob er diesen Raum hier je wieder betreten würde, aber allein, dass die Möglichkeit bestand, erfüllte ihm mit einem seltsamen Gefühl, das er nicht ansatzweise beschreiben konnte.

Kopfschüttelnd drehte er sich um und warf den Seesack über seine Schulter. Alle Sachen, die für Lady Loreen gedacht waren, waren bereits in der Vorhalle und würden von den Soldaten verladen werden, sobald das Marineschiff ankommen würde. All diese Sachen würden auch wieder zurück nach Kuraigana kommen.

Das, was Zorro mit auf seine Reise nehmen würde, das alles war in diesem Sack auf seiner Schulter. Er brauchte nicht viel in seinem Leben, hatte nie viel gebraucht, und daran hatte auch die ausschweifende Lebensweise des Samurais nicht viel geändert.

Die Türe hinter sich schließend ging Zorro den Flur entlang, die drei Schwerter an seiner Hüfte vibrierten aufgeregt, sie wussten, dass echte Kämpfe nicht mehr fern waren und selbst sein sonst so sanftes Wado-Ichi-Monji schien die Zukunft freudig zu erwarten. Freudiger als Zorro selbst, wie es ihm schien.

Natürlich würde er nicht in dieser Gestalt die Insel verlassen können, Zorro würde sich vorher in Lady Loreen verwandeln müssen, ob er wollte oder nicht, und das würde er auch tun, später.

Zuvor hatte Zorro noch eine Sache zu erledigen, die er nicht als Loreen erledigen wollte, er musste das als er selbst regeln.

Als er durch die Vorhalle ging, kam ihm Perona entgegen, die noch ganz dreckig von ihrer Gartenarbeit war und sich die Erde an der Schürze abwischte.

„Da bist du ja“, sagte sie eilig und blieb noch nicht mal stehen. „Ich bin jetzt mit dem Garten soweit fertig und gehe schnell duschen und ziehe mich um, danach kann ich dir beim Fertigmachen helfen. Das Kriegsschiff sollte so in zwei Stunden da sein. Sind alle deine Sachen hier?“

An der Tür blieb sie nun doch stehen und sah ihn ernst an.

„Ja“, entgegnete er knapp, genervt davon, dass sie so tat als bräuchte er ihre Fürsorge. „Wo ist Dulacre?“

„Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Ich war den ganzen Morgen draußen.“ Sie rollte mit den Augen und verschränkte die Arme. „Wenn er hier nirgendwo rumläuft wird er wohl noch in der Bibliothek sein, oder? Oder im Kaminzimmer oder in seinen Räumen…“

„Da ist er nicht“, murrte Zorro, „von da komm ich doch gerade.“

„Dann wohl in der Bibliothek oder im Kaminzimmer“, entgegnete Perona nur mit einem Schulterzucken und eilte weiter.

Zorro tat es ihr gleich und ging zur Bibliothek hinüber. Dort klopfte er kurz an, ehe er eintrat und den Seesack zu Boden fallen ließ.

Der Samurai stand auf der anderen Seite des großen runden Tisches und legte gerade Josei zurück aufs Holz. Daneben standen die nötigen Utensilien, die zur Schwertpflege benötigt wurden und ein kleiner Stich durchfuhr Zorro.

Er hatte die Abende gemocht, an denen sie gemeinsam ihre Schwerter gereinigt und gepflegt und sich über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Hilfsmittel ereifert hatten. Solche Abende würde es von nun an nicht mehr geben.

„Oh, Lorenor, da bist du ja. Hast du alles gepackt, was du brauchst?“ Mihawk zeigte sein stets sachtes Lächeln während er die kleine Ölflasche verschloss.

„Sag mir bitte, dass dies nicht alles ist, was du mit dir nimmst“, bemerkte er mit hochgezogener Augenbraue und nickte zu Zorros Beutel hinüber. „Da können doch unmöglich all deine Habseligkeiten hineinpassen.“

„Es ist mehr als ich brauche“, entgegnete Zorro schlicht. „Bist du dir sicher, dass du mich nicht begleiten willst?“

Für einen Moment wurden die Augen des Samurais groß und er sah Zorro mit leicht geöffnetem Mund an, ehe er leise auflachend den Kopf schüttelte und den Blick abwandte.

„Aber Lorenor, wirst du zum Ende deiner Gegenwart etwa sentimental?“

„Tze, Schwachsinn“, verwarf Zorro die Worte des anderen. „Es ist logischer Menschenverstand. Ich finde es wirkt seltsam, wenn Lady Loreen ohne Falkenauge zum Sabaody Archipel reist und aufgrund des Treffens mit Eizen werde ich über zehn Tage vor den anderen ankommen. Zehn Tage die wir noch nutzen könnten, wenn du nur…“

„Wofür nutzen, Lorenor?“ Erneut zeigte der Ältere dieses sachte, nervige Lächeln. „Für ein paar letzte Einheiten? Mach dich nicht lächerlich. Auch wenn du es nicht zeigst, so sehe ich doch genau, dass die gebrochenen Knochen noch nicht ganz verheilt sein können und ich werde so kurz vorher nichts riskieren.“

„Aber…“

„Lorenor, wir werden nicht spontan den Plan ändern, der schon seit Wochen feststeht. Abschied ist immer schwer, glaub mir, ich weiß das.“

„Ach, hör doch auf mit diesem…“

Er verstummte, als Dulacre ihm das Schwert seiner Schwester hinhielt und ihr Geplänkel mit einem leisen Seufzen unterbrach.

„Ich hätte nicht gedacht, es jemals wirklich aus den Händen zu geben“, flüsterte Dulacre und sah ihn einfach nur an.

„Bist du dir sicher, dass ich es nehmen soll?“, hinterfragte Zorro und legte eine Hand an seine Schwerter. „Ich hab doch meine.“

„Aber nein, ich habe dir gesagt, dass es deines ist, sofern du es meistern kannst.“ Der Samurai ging um den Tisch herum und reichte ihm das Schwert seiner Schwester. „Und das hast du, vortrefflich sogar. Es wäre unfair Josei gegenüber es zwei Jahre lang für Trainingszwecke zu nutzen und ihm dann einen wahren Kampf zu verwehren.“

Zorro nahm das widerspenstige Schwert entgegen.

„Außerdem ist keines deiner Schwerter derzeit in der Lage dich als Loreen angemessen zu beschützen. Nur Josei ist stark genug, um deine fehlende Kraft auszugleichen.“

Leise lachte Mihawk auf, als das Kitetsu an Zorros Hüfte zu zetern begann.

„Dafür, dass es so eifrig nach deinem Leben trachtet, ist es doch recht eifersüchtig“, schmunzelte er während Zorro das erhaltene Schwert sorgsam in seinem Seesack verstaute.

„Lass mich dir noch einen letzten Rat mit auf deine Reise geben, Lorenor.“ Nun klang Mihawk wieder wie der nervige Lehrmeister, den Zorro über die Zeit schätzen gelernt hatte. „Die vergangenen Monate habe ich dich darauf vorbereitet auf Gegner zu treffen, die dir überlegen oder nur schwer einzuschätzen sind. Aber insbesondere von Erstgenannten wird es nicht mehr viele auf der Welt geben, vor denen du dich in Acht nehmen brauchst.“

Zorro entgegnete nichts. Auch wenn der andere ziemlich abgehoben und arrogant klang, irgendwie war es auch ziemlich cool ein solches Lob von seinem baldigen Kontrahenten zu hören. Zorro bildete sich nichts auf seinen Stolz ein, aber oh ja, er war so was von stolz gerade.

„Die meisten Feinde, denen du aber über den Weg laufen wirst, werden dir deutlich unterlegen sein. Kaum einer von ihnen wird stärker sein als Jiroushin und wenn doch, dann nicht viel.“

Diese Aussage überraschte Zorro ein bisschen. Es war schon lange her, dass er den Vizeadmiral übertroffen hatte und trotzdem hatte er großen Respekt vor Dulacres bestem Freund. Dennoch konnte er nicht verhindern ein bisschen enttäuscht zu sein.

„Wie meinst du das?“, murmelte er. Der Samurai konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass…

„Während Jiroushin und ich gemeinsam auf hoher See waren gab es nur selten Momente, in denen ich wirklich eingreifen musste. Die wenigsten Menschen sind bereit so weit zu gehen wie wir es tun, Lorenor, und dementsprechend sind nur wenige auch so stark wie wir.“

„Worauf willst du hinaus?“ Ja, Zorro war ziemlich stolz darauf, was er erreicht hatte, und ja, er war verdammt stolz darauf, wenn der andere so etwas sagte, aber gleichzeitig klang es doch auch ziemlich eingebildet und er brauchte keine Lektion in Sachen Arroganz. Wenn der Ältere ihm noch etwas beibringen wollte, dann doch bitte etwas Sinnvolles.

„Tze, Lorenor“, beschwerte sich Dulacre direkt. „Was ich sagen will ist, die letzten zwei Jahre hast du dich darauf vorbereitet auf stärkere Gegner zu treffen, aber nun solltest du dich darauf vorbereiten, dass die meisten deiner Feinde schwächer sein werden und auch wenn du sie keinesfalls unterschätzen solltest, so wäre es doch mehr als fahrlässig dich nicht zurückzuhalten, wenn es nötig ist. Du könntest großen Schaden anrichten mit deiner jetzigen Kraft.“

Tatsächlich klang der Samurai fast besorgt, fast noch ernster als sonst schon, wobei das eigentlich unmöglich war.

„Dein Talent, das Können deiner Gegner zügig einschätzen zu können, wird dir diesbezüglich sicherlich von Nutzen sein. Aber sei dir bewusst, dass du dich stets…“

„…Kontrollieren muss, wenn ich gegen Schwächere kämpfe, schon klar“, unterbrach er den anderen. „Du vergisst, dass ich nicht bin wie du. Ich kann auch gut gegen Schwächere kämpfen und dabei meinen Spaß haben. Also mach dir nicht so einen Stress, wegen solcher Kleinigkeiten.“

Der Samurai schnaubte leise auf: „Na wenn du meinst, aber sage nicht ich hätte dich nicht gewarnt. Du hast dich in den vergangenen Monaten sehr verändert, Lorenor, aber die Welt dreht sich noch genauso langsam wie zuvor; erwarte nicht, dass sie mit dir mithalten kann.“

Zorro hob nur eine Augenbraue hoch, entgegnete jedoch nichts und so sahen sie sich nur für einen Moment an, ehe Zorro mit den Schultern zuckte und langsam aufatmete.

„Gut, dann mach ich mich jetzt fertig und hau dann ab“, bemerkte er und verbeugte sich knapp. „Ich bin dir zu Dank verpflichtet, mehr als ich in Worte fassen kann oder will. Also, bis dann.“

„Warte Lorenor!“ Der andere legte ihm eine Hand auf die Schulter, als er schon drauf und dran war, den Seesack sich wieder über die Schulter zu werfen. „Ist das deine Art ‚Lebe wohl‘ zu sagen? Das kannst du doch nicht ernst meinen.“

Aufseufzend warf Zorro den Sack wieder auf die Erde und wandte sich um.

Lebe wohl? Ernsthaft? Mach doch nicht so ein großes Ding aus der Sache. Als würden wir uns nie wieder sehen. Tze, du Vollidiot. Wir beide wissen, dass ich in ein paar Monaten, spätestens in einem Jahr wieder vor der Tür stehen werde und dich herausfordere.“

Der andere atmete hörbar auf.

„Ein Jahr, sagst du? Glaubst du wirklich, dass es reichen wird?“

Nun grinste Zorro.

„Oh, du hast mich doch schon immer unterschätzt. Sicher wird es reichen, eher weniger, wenn es nach mir geht.“

Er konnte dem Älteren ansehen, dass er erleichtert war.

„Ein Jahr also, ich denke so lange kann ich noch warten. Auch wenn es mich traurig stimmt ein Jahr lang von dir nichts zu hören. Nun ja…“, Dulacre zuckte mit den Schultern, „…ich werde wohl eure Abenteuer in der Zeitung verfolgen.“

„Wovon redest du?“, murrte Zorro – rollte über so viel Theatralik nur mit den Augen - und vergrub die Hände in den Tiefen seiner Manteltaschen. „Ich weiß doch, was du für ein Kontrollfreak bist. Du wirst kaum die kommenden zwei Wochen hier ohne Neuigkeiten aushalten. Außerdem hab ich keinen Bock darauf, dass du auf die Idee kommst, mich wie ein überfürsorglicher Leibwächter über die ganze Welt zu verfolgen.“

Er konnte dem anderen ansehen, dass er genau ins Schwarze getroffen hatte. Entschieden zog er die weiße Zwillingsteleschnecke hervor, die der andere ihm vor über zwei Jahren geschenkt hatte.

„Wir werden in Kontakt bleiben, verstanden? Damit du hier nicht durchdrehst und Perona auf die Nerven gehst. Aber komm nicht auf die Idee mich jeden Tag anzurufen, da hab ich nämlich keinen Nerv für. Ich werde mich melden, wenn ich Zeit habe und sonst nicht, klar?“

Die Überraschung, die gerade noch dem anderen anzusehen war, wurde nun von dem kalkulierenden Blick eines Handelspartners vertrieben.

„Du willst mir also verbieten dich anzurufen? Du erwartest also, dass ich still und leise hier warte, auch wenn weder du noch die Zeitung mir wochenlang Neuigkeiten über den Verbleib von dir und deiner Crew bringt? Oh Lorenor, darauf werde ich nicht eingehen.“

Verdammt! Er hatte vergessen wie unnachgiebig der andere sein konnte, wenn es um Verhandlungen ging. Er hätte das mit der Teleschnecke nie erwähnen sollen, allerdings hatte er wirklich die Befürchtung gehabt, dass dieser besessene Vollidiot dann eines Tages einfach bei ihnen auf der Sunny auftauchen und ein Chaos heraufbeschwören würde.

„Na, meinetwegen. Wenn du einen Monat nichts hörst, kannst du…“

„Ein Mal pro Woche!“

„Was?“ Fassungslos sah er den anderen an.

„Wenn ich nicht alle sieben Tage von dir höre, werde ich mich bei dir melden und solltest du nicht abnehmen, werde ich mir die Freiheit erlauben dich zu verfolgen, schließlich habe ich noch deine Vivre Card.“

„Du hast sie ja nicht mehr alle“, flüsterte Zorro. „Ein Mal die Woche? Als hätte ich dafür Zeit, wenn ich…“

„Oh bitte Lorenor. So wie du es mir beschrieben hast besteht dein Alltag auf hoher See aus Trainieren und Schlafen. Dazwischen wirst du wohl zwei Minuten finden, um mich über deinen Verbleib zu informieren. Ich verlange nicht, dass du mir einen Wochenbericht schickst, ich möchte nur wissen, ob du wohlbehalten bist. Es wäre eine furchtbare Enttäuschung, wenn du so kurz vor dem Ziel sterben würdest und ich die vergangenen zwei Jahre völlig umsonst damit vergeudet hätte dich auszubilden.“

„Tze, als wären die vergangen zwei Jahre für dich Zeitvergeudung gewesen.“ Zorro machte einen Schritt nach vorne und grinste den anderen an. „Oder waren sie es?“

Es bereitete ihm Genugtun, wie der andere unter dieser herausfordernden Frage zögerte. Er wusste, dass der andere nichts mehr hasste, als sinnlose Zeitverschwendung und er wusste auch, dass Dulacre alles, was nicht seinem Ziel dienlich war, als sinnlos bewertete und sein Ziel war es nun mal, dass Zorro ihn besiegen würde.

Aber Zorro wusste nun mal auch…

„Das waren sie nicht“, gestand der andere schließlich kühl ein, „aber das bedeutet nicht, dass ich von meinen Bedingungen abweichen werde.“

Aufstöhnend wandte Zorro sich ab.

„Na gut!“, knurrte er und bückte sich nach seinem Seesack. „Wir machen es so, wenn du dann endlich Ruhe gibst.“

Er hob eine Hand zum Gruß.

„Gut, da wir das nun geklärt hätte, werde ich mich umziehen gehen. Mach Perona ja nicht zu viele Umstände, verstanden? Sie hat immer noch Angst vor dir und ich will keine Klagen hören. Also, bis dann.“

Bereits an der Tür verharrte er als der andere ihm immer noch nicht antwortete. Zorro wusste, dass es klüger wäre zu gehen, dass es einfacher wäre nicht über die Beweggründe des anderen nachzudenken und einfach seine Reise anzutreten. Zorro wusste, dass jedes Nachfragen, jedes Zögern jetzt nur zu Problemen führen würde, die er vermeiden konnte, die ihn nichts angingen und ihn letzten Endes auch nicht interessierten.

Seufzend wandte er sich um.

Dulacre stand immer noch am Tisch, den Blick auf den Boden gerichtet, wo Zorro vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte, und eine Hand auf der Tischplatte abgestützt.

Es war offensichtlich, dass er hochkomplizierte Gedankengänge in seinem glattgestriegelten Kopf vollzog, sein Kiefer bebte leicht, als er ihn vor- und zurückschob, konzentrierte Furchen zogen sich über seine Stirn und seine Augen fixierten den Boden vor sich so eindringlich als ob er versuchte nur mit der Kraft seiner Gedanken ein Loch in den Stein zu brennen.

Er war sich Zorros Anwesenheit wahrscheinlich bewusst, doch schien er sich noch nicht entschieden zu haben, ob er sagen wollte was er dachte und Zorro hatte sich gleichsam noch nicht entschieden, ob er es wirklich hören wollte.

So vergingen einige Atemzüge, bis Zorro schließlich beschloss, dass er weder gutmütig noch geduldig genug war, um zu warten bis der andere seine Gedanken geordnet hatte. Wenn der andere mit der Sprache nicht rausrückte konnte es gar nicht so wichtig sein und Zorro würde sich nicht mit Problemen anderer herumschlagen, wenn der andere es noch nicht mal schaffen würde den Mund aufzumachen. Außerdem wollte Zorro auch gar nicht, dass der andere den Mund aufmachte und seine Gedanken laut aussprach.

Entschieden zuckte er mit den Achseln und drehte sich wieder zur Tür.

„Lorenor.“

Verdammt! Wäre er doch besser gleich gegangen. Warum war er nicht einfach gegangen?

„Es gibt noch etwas… was ich mit dir besprechen muss.“ Der Samurai hörte sich ungewohnt zurückhaltend an, doch Zorro wollte von all dem, was jetzt kommen würde, nichts wissen. „Ich gebe zu, dass es mir nicht gerade leicht fällt darüber zu reden, aber es wäre dir gegenüber wohl nicht gerecht, wenn ich es dir vorenthalte.“

Laut atmete Mihawk hinter ihm ein, ehe er leise aufschnaubte.

„Also wirklich, es ist gar nicht so einfach wie ich erhofft hatte“, murmelte der Ältere in seinem Rücken. „Vielleicht wäre es doch besser dich in Unwissenheit zu lassen, aber jetzt habe ich es schon angesprochen, also sollte ich es einfach direkt…“

„Hey!“ Entnervt stöhnte Zorro auf und wandte sich dann doch wieder um. Dulacre sah ihn direkt an, beide Hände zu Fäusten geballt und irgendwie wirkte er noch bleicher als sonst schon. „Also erstens, du schwafelst zu viel. Wenn du etwas sagen willst, spuck es direkt aus und mach nicht so einen Aufstand. Und zweitens, für wie blöd hältst du mich eigentlich?“

Der andere öffnete leicht den Mund, als ob er wirklich antworten wollte.

„Das war eine rhetorische Frage, du Mistkerl. Ich weiß genau, worum es hier geht und warum du hier so rumdruckst.“

„Du weißt es…?“ Wenn irgendwie möglich wurde der Ältere noch blasser.

„Na klar, schließlich bin ich kein Vollidiot und du bist nicht gerade unauffällig. Außerdem ist es ja nicht so, als ob Perona, Jiroushin oder Kanan dezent in ihren Anmerkungen gewesen wären. Ich mag kein Genie sein, aber selbst ich kann eins und eins zusammenzählen.“

Oh, hätte er gewusst, dass der andere so dreinblicken konnte, hätte er selbst das Thema schon viel früher angesprochen. Die Mischung aus absoluter Panik und Nervosität ließ den Samurai Jahre jünger und nicht halb so überheblich wie sonst wirken, gleichzeitig war es Zorro nur zu bewusst, dass der kommende Teil noch sehr nervig werden würde und er das Thema genau aus diesem Grund bisher vermieden hatte.

„Dann… dann weißt du wie ich fühle?“ Dulacre klang fassungslos und er schüttelte leicht den Kopf. „Du weißt was ich…“

„Sag es nicht“, unterbrach Zorro ihn kühl. „Ich will’s gar nicht erst hören.“

„Aber…“

„Nein, jetzt rede ich und du hältst die Klappe. Also, Jiroushin hat mir mal gesagt, dass ich auf die Gefühle meiner Freunde Rücksicht nehmen muss, weil ich sie ansonsten wohl weder wertschätze noch respektiere und auch wenn mich die Probleme anderer echt nerven, so respektiere ich meine Freunde doch.“

Er verschränkte die Arme und ließ den anderen erst gar nicht zu Wort kommen.

„Aber um das klar zu stellen: Ich habe mein Leben meinem Traum und meiner Crew verschrieben und das heißt ich kann und werde auf nichts und niemanden sonst Rücksicht nehmen, deswegen wirst du jetzt nichts sagen. Denn wenn du jetzt aussprichst, was wir beide wissen, dann muss ich darauf Rücksicht nehmen, dann muss ich darauf eine Antwort geben, und das kann ich nicht, verstanden? Ich will nicht auf dich und deine Gefühle Rücksicht nehmen müssen und ich kann dir keine Antwort geben, denn in meinem Leben ist für so etwas kein Platz, weder für dich noch für sonst wen. Es ist eine Sache, zwischen dem Leben meiner Freunde und meinem eigenen Traum zu wählen, aber diese entweder oder Frage kann nicht ein weiteres Leben umfassen, dass ich nicht aufs Spiel setzen will.“

Mittlerweile sah der Samurai ihn beinahe ausdruckslos an, schien jedes seiner Worte wie einen Zug auf dem Schachbrett zu analysieren.

„Daher wirst du nichts sagen, nicht heute und nicht in Zukunft. Nicht, weil du keine Antwort verdienst, sondern weil ich noch nicht mal die für dich habe, und so unfair du es finden magst, mir die Wahrheit vorzuenthalten, so unfair fände ich es, dir nicht mal eine Antwort zu geben. Aber es ist nun mal so, ich kann nicht auch noch auf dich Rücksicht nehmen, also sag bitte nichts, damit ich dich nicht respektlos behandeln muss.“

Für eine lange Zeit betrachtete der andere ihn, verschränkte ebenfalls die Arme und legte dann nachdenklich einen langgliedrigen Finger an die Lippen.

Zorro bewegte sich währenddessen überhaupt nicht. Er hatte entschieden zu bleiben und dieses Fass aufgemacht. Er meinte jedes Wort, was er gerade gesagt hatte absolut ernst und er hatte bewusst viele Worte benutzt, damit es selbst ein Sturkopf wie der Samurai verstehen konnte. Er wollte nicht, dass Dulacre seine Gefühle gestand, aber mehr als warnen konnte er ihn nicht. Wenn es dem Samurai wichtiger war, die Wahrheit auszusprechen, ganz gleich der Konsequenzen, würde Zorro nicht wie ein feiger Hund davonlaufen, sondern ihm gegenüberstehen, auch wenn er keine Antwort hatte.

Denn es war genau wie er es gesagt hatte. Über solche Dinge wollte und konnte er sich keine Gedanken machen, so etwas interessierte ihn nicht und er würde nicht riskieren, dass irgendwelche Worte oder Verlockungen ihn von seinem Versprechen und von seiner Aufgabe ablenken würden.

Wie immer hielt er dem stechenden Blick der Falkenaugen stand, konnte kaum erahnen was der andere dachte und zum ersten Mal wünschte er sich, zu wissen was in dem anderen vorging, damit er wissen würde, wofür er sich zu wappnen hatte.

Ganz gewiss hatte er nicht mit dem leisen Schmunzeln gerechnet, dass der andere ihm nun schenkte, den Zeigefinger immer noch gegen den Mundwinkel gelehnt.

„Das waren ungewohnt viele Worte für deine Verhältnisse, Lorenor“, urteilte Dulacre milde und in nervigster Falkenauge Manier.

„Naja, du weißt ja, je mehr Worte ich brauche, desto blöder stellst du dich in der Regel an“, entgegnete er und erlaubte sich ein fieses Grinsen.

Einen Moment lang sahen sie einander schweigend an, dann seufzte der Samurai auf und begann vor dem Tisch auf und ab zu gehen.

„Also gut“, meinte er mit einem tiefen Atemzug. „Ich möchte dich nicht in eine unangenehme Situation zwingen und werde daher schweigen.“

Innerlich atmete Zorro auf, doch anmerken ließ er sich nichts.

„Natürlich ist das alles nur eine Farce, aber das weißt du. Schließlich weiß ich nun auch, dass du weißt, was ich weiß und…“

„Komm zum Punkt.“

„Sei nicht so ungeduldig, Lorenor, du wolltest doch respektvoll bleiben.“

„Nein, ich habe nur gesagt, dass ich nicht respektlos werden will.“

Leise gluckste der Samurai auf und sah dann aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber.

„Ich beuge mich deinem Willen, Lorenor. Aber lass mich dich eines fragen: Wenn du mich in aller Klarheit darum bittest keine Antwort von dir zu verlangen, da du mir keine geben kannst und mich nicht verletzten möchtest, nimmst du dann nicht bereits Rücksicht auf meine Gefühle?“

Er hatte geahnt, dass der andere so etwas fragen würde, und doch war er fast überrumpelt.

„Um das klar zu stellen“, murrte er unwirsch. „ich finde das alles ziemlich nervig und du bist ein unglaublich nerviger Mistkerl und ich kann es kaum erwarten dir dein arrogantes Grinsen vom Gesicht zu wischen.“

Tief holte er Luft und sprach weiter, als der andere versuchte seine Meinung einzubringen: „Aber wie du weißt, würde ich nie etwas tun, was ich später bereuen würde, also auch wenn du ein nerviger Vollidiot bist und mich das alles hier echt ankotzt - weil du es echt wieder mal viel zu kompliziert machst - ich halte daran fest, dass ich nichts aus den vergangenen zwei Jahre bereue, nichts, kapiert?!“

Der Samurai blieb stehen und sah ihn ernst an.

„Du bereust nichts?“

Nun war es an Zorro leise aufzulachen, ehe er sich kopfschüttelnd nach seinem Seesack beugte und ihn über seine Schulter warf.

„Absolut nichts“, sagte er klar und ließ Dulacre hinter sich zurück.

 

-Mihawk-

Als die Tür vor ihm ins Schloss fiel, meinte er zum ersten Mal seinen Herzschlag wieder wahrnehmen zu können. Schwerfällig stützte er beide Hände auf dem Tisch vor sich ab und nahm tiefe Atemzüge, ehe er sich schließlich auf einem Stuhl niederließ und sich fahrig durchs Gesicht rieb.

Lorenor hatte es gewusst. Dulacre wusste nicht seit wann, aber ganz offensichtlich war weder er so subtil wie er vermutet hatte noch Lorenor so dumpf wie er immer vorgab zu sein. Aber was noch viel erstaunlicher – ja, noch beängstigender – für ihn war, Lorenor hatte es so angenommen wie es war. Weder hatte der Jüngere sich über ihn lustig gemacht, noch ihn bemitleidet oder angewidert abgewiesen.

Tief einatmend lehnte Dulacre sich zurück und fuhr sich erneut durchs Gesicht, als er allmählich realisierte was gerade geschehen war. Dann schlug er auf den Tisch.

Schon wieder! Schon wieder hatte er Lorenor unterschätzt, selbst bei etwas, das so etwas Banales wie Dulacres Gefühle betraf, hatte er den anderen unterschätzt und er ärgerte sich, dass Lorenor anscheinend ihn so leicht durchschauen konnte und er selbst es noch nicht mal bemerkt hatte, und er schimpfte sich einen Taktiker und Strategen!

Gleichsam konnte er das Glück, welches sich in ihm ausbreitete, wie eine unaufhaltsame Flutwelle, kaum fassen. In der einen Sache, in der er Lorenor all die Zeit angelogen hatte, konnte er nun ehrlich sein. Lorenor schien nicht genervter von den jüngsten Entwicklungen als sonst. Nein, wenn Dulacre so über das Geschehene nachdachte, dann schien der Jüngere fast darauf gewartet zu haben, dass er es ansprach.

Hätte Lorenor wirklich nicht gewollt, dass Dulacre über seine Gefühle sprechen würde, dann wäre er doch einfach gegangen, nachdem er Josei an sich genommen hatte, nicht wahr? Also, wenn er dies nicht getan hatte, was konnte…?

„Was sagte ich dir bezüglich Türen und Privatsphäre?“ Er sah noch nicht mal auf, als die Projektion der Geisterprinzessin hinter ihm halb durch die Wand hindurch glitt. „Außerdem verliert diese Technik ihre Berechtigung, wenn man dich so leicht bemerkt.“

Sie schnalzte leise mit der Zunge – etwas, was sie sich eindeutig von ihm abgeguckt hatte – und schwebte in sein Blickfeld.

„So ging’s schneller, okay? Das Marineschiff ist gerade angekommen und ich hab noch alle Hände voll zu tun mit Zorro. Du musst ans Tor.“

„Wie bitte?“

Er glaubte kaum, was sie da sagte und als ihr Sinnbild für eine Sekunde unscharf wurde, wusste er, dass sie vor Furcht erzitterte.

„Es ist nicht meine Schuld, okay?“, rechtfertigte sie sich jetzt, ihre Stimme höher als noch Sekunden zuvor. „Ich stecke noch Hals über Kopf in Zorros Haaren und wir brauchen noch ein paar Minuten. Es war abgesprochen, dass er nach dem Packen direkt zu mir kommt, was kann ich dafür, wenn du ihn noch so ewig…oh…“

Er verdeckte sein Gesicht mit beiden Händen und rollte mit den Augen, als es bei ihr klick machte.

„Oh! Ihr habt miteinander gesprochen? Endlich?!“

Es war doch recht erbärmlich, dass sein Verhalten so offensichtlich gewesen war, dass selbst das Geistermädchen ihn durchschaut hatte, aber er tatsächlich geglaubt hatte, sich unauffällig zu verhalten.

„Und?“ Sie musste genau vor ihm schweben, so laut und nah war ihre Stimme. „Was hast du gesagt? Was hat er gesagt? Wie…“

„Ich würde dir nun raten zu schweigen, Perona. Frag Lorenor, wenn du so neugierig bist, aber reize meine Geduld nicht, erst recht nicht heute.“

Seine gute Laune war innerhalb von Sekundenbruchteilen verebbt. Denn nun wurde ihm bewusst, dass Jiroushin von Anfang an Recht gehabt hatte. Er hatte Lorenors eigene Gedanken und Gefühle nur insoweit berücksichtigen können, wie er sie hatte vermuten können. Aber er hatte sich nun mal getäuscht und wenn er den Mut früher gefunden und Lorenor die Wahrheit gesagt hätte, dann hätte er dieses neue Gefühl der Harmonie und Freimut schon so viel länger auskosten können.

Nun aber überschattete Lorenors Abschied dieses kleine Glück. Ja, der Jüngere hatte ihn nicht abgelehnt und ihm sogar ermöglicht mit ihm Kontakt zu halten, gleichwohl kam es genauso, wie Dulacre es von Anfang an befürchtet hatte, Lorenor ließ ihn zurück, so wie von Anfang an bestimmt und besprochen.

Schwermütig erhob er sich und ignorierte die wabernde Projektion seines Nutznießers während er den Raum verließ. Er wünschte Lorenor würde bleiben, obwohl er genau wusste, dass der Jüngere gehen musste, um glücklich zu werden.

Doch wieder wurde er zurückgelassen, wie von all den wenigen Menschen, die ihm je wichtig gewesen waren. Natürlich war es nicht Lorenors Absicht, nicht mal seine Verantwortung, aber trotzdem tat es weh.

Auf dem Weg zum großen Eingangstor des Schlosses nahm er Umhang und Hut mit, zeigte sich als der Samurai, den die Soldaten fürchteten, als er die Flügeltüren aufstieß.

Die Weißhemden kamen, eingeschüchtert und unsicher, folgten seinen kalten Befehlen, ohne ihn auch nur ansehen zu können, nahmen das Gepäck der erhabenen Lady Loreen so schnell in die Hand wie ihre eigenen Beine, und eilten zum Schiff zurück.

Der Konteradmiral, der wenig später die Stufen zu ihm hinaufkam, wirkte kaum weniger beeindruckt, auch wenn er es deutlich besser zu verbergen versuchte. Dulacre kannte ihn nicht, auch wenn er es vielleicht sollte, nicht dass es ihn interessierte, doch er ließ sich den Namen sagen und sah den Jüngling von oben herab an.

„Ich werde es nur einmal sagen“, erklärte er kühl und trat auf den Soldaten, der kaum älter als Lorenor zu sein schien, zu, „sollte meinem Schützling etwas auf der Überfahrt zum Sabaody Archipel geschehen, werde ich dich und die ganze Besatzung deines Schiffes beseitigen, habe ich mich deutlich ausgedrückt?“

Nun entglitten dem Soldaten doch seine Züge.

Es überraschte Dulacre nicht, dass jemand wie er geschickt wurde, es war keine aufregende oder gar gefährliche Mission, gleichzeitig waren die erfahrenen Hasen nicht dumm genug sich seinem Zorn auszusetzen, also hatten sie einen Anfänger geschickt, als eine Art Mutprobe oder auch einfach nur zur allgemeinen Belustigung.

Ihm war das gleich, egal aus welchem Grund dieser Junge gekommen war, Dulacre hasste es der Marine die seinen anzuvertrauen und das sollte jeder ruhig wissen.

„Und wieder einmal übertreibst du maßlos.“

Ihm sollte die Luft wegbleiben, als die Türe in der Eingangshalle aufging und Lorenor hineinkam. Perona hatte sich wieder einmal selbst übertroffen und er fragte sich warum sie dies getan hatte. Für eine Überfahrt brauchte Lady Loreen eher praktikable Kleidung und es gab niemanden, den Lorenor am heutigen Tage zu beeindrucken brauchte.

Damit war es ganz offensichtlich, dass sie es nur wegen ihm getan hatte, und obwohl es ihm missfiel, versagt hatte sie nicht.

Das Training der vergangenen Jahre zeigte seine Früchte auch in dieser Gestalt, wie er fand, eine elegante Körperspannung und jeder Schritt so leicht wie eine Feder; ob Lorenor wollte oder nicht, zumindest in Absatzschuhen und in dieser Gestalt bewegte er sich wie ein Tänzer und Perona hatte dafür gesorgt, dass er auch so aussah.

Doch der Blick, mit dem Lorenor ihn bedachte, war wie immer genau er. Ganz gleich in welch feinen Kleider Perona ihn steckte, ganz gleich wie fein sie seine Lippen schminkte und ganz gleich mit welcher Perfektion sie seine grünen Locken in Position steckte, unter all dem war immer noch Lorenor und seine stechenden Augen funkelnden Dulacre drohend an.

Dann wandte Lorenor sich dem Konteradmiral zu und wie so oft schien er perfekt mit seiner Rolle zu verschmelzen.

„Bitte machen Sie sich nicht zu viele Gedanken über seine Worte. Es gibt ihm Sicherheit andere Männer zu bedrohen.“

Dulacre stutzte. Er war es gewohnt, dass Lorenor austeilte und gerade als Loreen schon mal Dinge sagte, die er dem Jungspund nie zugetraut hätte, aber das gerade…

Der Konteradmiral verneigte sich knapp und eilte mit den Worten von dannen, an der Anlegestelle auf sie zu warten.

„Was sollte das, Lorenor?“, murrte er unzufrieden, als der Soldat weit genug entfernt war. „Ich weiß, dass es meine Idee war Lady Loreen Falkenauges Schwachstelle sein zu lassen, aber…“

„Das hatte nichts mit Lady Loreen oder Falkenauge zu tun“, unterbrach Lorenor ihn kühl, doch seine Augen zeigten den bösen Schalk, vor dem Dulacre gelernt hatte sich in Acht zu nehmen, „es war die reine Wahrheit, du Mistkerl.“

Bevor Dulacre etwas erwidern konnte, kam Perona mit zwei übergroßen Koffern aus dem Schloss geeilt und auch wenn er darauf gehofft hatte, dass nun bedeutungsschwere Worte diesen schweren Abschied begleiten würden, so überraschte es ihn nicht, dass Lorenor ihm einfach nur kurz zunickte und dann mit Perona die Stufen hinabeilte.

Es passte nicht zu Lorenor einen Abschied durch große Reden aufzuschieben und es war immer einfacher für den, der ging.

Also stand Dulacre nun da, beobachtete das große Marineschiff in der Ferne, und fühlte wie dieses leere Gefühl in ihm einsetzte. Die rationale Stimme in seinem Hinterkopf hinterfragte gerade sämtliche Entscheidungen und Diskussionen, in denen er sich dagegen ausgesprochen hatte, Lorenor zum Sabaody Archipel zu begleiten, doch eigentlich wusste er genau, dass diese Entscheidung richtig war.

Vor zwei Jahren, war es eine Qual für ihn gewesen Lorenor zu seiner Crew zurückzubringen, er war sich bewusst, dass er dieses Mal nicht nur der stille Beobachter sein würde, also blieb er zurück.

Während er dort so stand, sah er wie die Human Drills nach und nach aus den Schatten der Bäume kamen, manche von ihnen rannten zum Strand und wedelten mit Tüchern dem Schiff nach, offensichtlich in Trauer über die Abreise ihrer Herrin.

Anders als Dulacre zeigten sie ihre Gefühle ganz ungeniert, manche von ihnen schienen sogar zu weinen, andere eilten zu den Gartengeräten und begannen schier unermüdlich aber auch blindlings ihre Arbeit fortzuführen.

Sie waren immer so, wenn Perona fortging, selbst wenn sie nach wenigen Tagen zurückkommen würde, jedes Mal benahmen sich die Affen so, als würde ihre Welt zusammenbrechen und dieses eine Mal konnte Dulacre sie noch nicht mal dafür belächeln.

Plötzlich kam einer der Primaten zu ihm hochgekrochen und hielt ihm ein fast sauberes Taschentuch hin.

„Tze, mach dich nicht lächerlich“, wies er den Affen ab. „Ich bin nicht wie ihr.“

Er wandte sich um und schritt zurück ins Schloss, stieß die Türen hinter sich zu. Zum ersten Mal seit langer Zeit war er allein in seinem Heim, er konnte nun tun und lassen was er wollte, brauchte sich nicht mehr mit lästigen Hausbesetzern zu streiten noch um frühe Trainingsstunden scheren.

Es sollte eine Erleichterung sein. Dulacre hatte die Position als Lehrmeister noch nie gemocht – hauptsächlich wegen der umständlichen Arbeit und seiner fehlenden Geduld – und nun sollte er doch dankbar sein, dass diese Phase seines Lebenslaufes abgeschlossen war.

Langsamen Schrittes ging er durchs Schloss bis er sein Zimmer erreicht hatte, wo Yuro ihn bereits sanft summend erwartete. Er zog eine Schublade darunter auf und nahm eine kleine weiße Teleschnecke hinaus, die er in seine Hosentasche steckte, ehe er sein Schwert nahm und wieder den Raum verließ, stetig verfolgt von den kalten Steinwänden.

Im Garten angekommen ließ er sich neben den Kirchbaumsetzling im Gras nieder und legte das Black Sword neben sich.

„Ich sollte Jiroushin anrufen“, murmelte er, wohl wissend, dass sein Kindheitsfreund es ihm ewig vorhalten würde, dass er ein einziges Mal Recht behalten hatte.

Leise seufzte er auf und legte sich zurück, versuchte die seltenen Sonnenstrahlen auf seiner Haut zu genießen, doch es tat weh und es kostete all seine Willensstärke nicht aufzuspringen und Lorenor hinterherzueilen.

„Hoffentlich werden sie nicht von Piraten angegriffen.“

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maggy_24
2020-03-10T20:28:57+00:00 10.03.2020 21:28
Seine Reaktion ist vollkommen angemessen und typisch für den OC aus dem Anime. Ich bin gespannt wie diese tolle Geschichte enden wird. Und noch spannender finde ich das Widertreffen der Freunde auf dem Archipel. OHHH das wird bestimmt suuuuuuuuuuper *-*
Antwort von:  Sharry
14.03.2020 16:09
Hi,

danke dir für deinen Kommentar und danke für deine Worte, das ist immer mein Ziel, das die Charaktere sie selbst bleiben, egal wie sehr ich sie ärgere ;-)

Ganz liebe Grüße
Von: RuffysKreationen
2020-03-08T11:20:59+00:00 08.03.2020 12:20
Ein schönes Kapitel T___T
Zorro hat nun endlich ein Zuhause gefunden, was ihm nun bewusst wird. Auch das Wissen über Mihawks Gefühle hast du super beschrieben. Jede andere Reaktion von ihm hätte mich aber auch wirklich gewundert XD
Mihawk nun ganz allein Zuhause...hach, ich will nicht, das es endet :3
Aber bald ist Zorro wieder auf der Sunny! Bin gespannt, was er als Lady Loreen noch zu stemmen hat o.o
Antwort von:  Sharry
14.03.2020 16:08
Hey,
oh vielen Dank, freut mich, dass es dir gefallen hat und ja, das Ende ist nah... aber keine Sorge, wir werden beide Idioten vorher noch mal sehen ;-)

Liebe Grüße


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