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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ähm... einen schönen... Montagabend,

ja, ich weiß, ich bin etwas spät dran und ich hab noch nicht mal eine gute Ausrede, da ich weder Karneval feiern gegangen bin noch an der Hausarbeit gearbeitet habe, an der ich dieses Wochenende arbeiten wollte/sollte und daher nicht ausgegangen bin...
Äh joa, ich glaube ich belasse es dabei, beantworte noch eure lieben Kommentare und lege dann vielleicht mal mit meiner Hausarbeit los... (vielleicht... ich sollte wirklich... hach, warum bin ich so gut im prokrastinieren?) Falls einer von euch Tipps hat, wie ich mich motivieren kann, ich könnte es echt gebrauchen^^'

Ganz liebe Grüße und eine schöne Woche

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Kapitel 55 - Freude

Kapitel 55 – Freude

 

-Zorro-

Warme Sonnenstrahlen weckten ihn, doch der kühle Wind ließ ihn wissen, dass die Nacht nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.

Müde versuche Zorro sein unversehrtes Auge zu öffnen. Er saß immer noch im Garten und der rotgefärbte Himmel über dem Schloss, welches er in den vergangenen Monaten sein Heim genannt hatte, bestätigte seine Vermutung.

Es war vielleicht ein Fehler gewesen, hier einzuschlafen; die gebrochenen Rippen und die geprellte Hüfte beschwerten sich deutlich über die unbequeme Schlafposition. Trotzdem war Zorro so entspannt wie selten. Auf Kuraigana hatte er nur an wenigen Tage die Zeit gehabt Nachmittags mal ein kleines Nickerchen zu halten, dafür hatte er manche Nacht deutlich mehr geschlafen als er es für gewöhnlich tat – mit Ausnahme von der Zeit während Dulacres ultimativen Trainings, wo der Samurai ihn mit Schlafentzug regelrecht gefoltert hatte – doch kaum etwas war so befreiend, wie ein kurzer Schlummer an der frischen Luft.

Insbesondere weil es ihm immer besser ging, wenn er etwas geschlafen hatte. Sein Körper tat immer noch weh und jede Bewegung war anstrengend, gleichzeitig jedoch genoss er jedes Ziepen und Pochen. Diese Wunden erfüllten Zorro mit einem selbstbezogenen Genugtun.

Als er damals Dulacre das allererste Mal gegenübergestanden und erschreckend eindeutig gegen ihn verloren hatte, war es keine einfache Zeit für ihn gewesen. Der Samurai hatte ihn zwar auch angespornt besser zu werden und die Abenteuer seiner Crew hatten Zorro von schweren Grübeleien abgehalten, aber der verzweifelte Drang besser werden zu müssen war immer dagewesen. Im Laufe ihrer Reise war Zorros Verlangen stärker werden zu müssen gleichsam mit der Gewissheit, dass sie in ihrem damaligen Zustand nicht bestehen konnten, gewachsen und letzten Endes hatte sich diese Befürchtung bewahrheitet.

Letzten Endes hatte Zorro seinen Kapitän nicht vor dem Samurai Bär und seine Crew nicht vor dem Kommandanten der G6 Hakkai beschützen können, nein, Zorro hatte noch nicht mal sich selbst vor der Kalten Klinge der Gerechtigkeit Homura beschützen können.

Das alles hatte an seinem Stolz genagt, hatte ihn an seiner Entschlossenheit zweifeln lassen. Damals, nachdem er erst seine Crew und dann sich selbst und seinen eigenen Körper verloren hatte, damals hatte Zorro für einen kurzen Moment gezweifelt, fast schon aufgegeben.

Wäre er nicht auf Sasaki gelandet, wäre es nicht Dulacre höchstpersönlich gewesen, der Zorro gefunden hätte, dann hätte er wohl aufgegeben, zumindest für einen kurzen Moment und in diesem Moment hätte er auch ein bisschen von sich selbst verloren, was er nie wieder hätte finden können und sich auch nie verziehen hätte.

Wenn er ganz ehrlich war, so hatte Zorro sich schon so manches Mal gefragt wann – und ob – er es je schaffen würde, mit dem Samurai mithalten zu können. In einem Gespräch hätte er wohl immer selbstbewusst behauptet, dass es sich nur um wenige Monate handeln konnte, aber nach seiner ernüchternden Niederlage hatte er im Stillen gezweifelt, war unsicher geworden, ob er seinen Traum tatsächlich verwirklichen konnte.

Aber die Dinge waren gekommen wie sie gekommen waren und Zorro hatte seinen Stolz aufgegeben, um vom Besten der Besten lernen zu können und mittlerweile, nach zwei langen Jahren, war Zorro weder unsicher noch am Zweifeln.

Gerade in diesem Moment, mit schmerzendem Körper, noch halbverschlafen auf diesem Stuhl, genau jetzt wusste Zorro, dass er bald stark genug sein würde, um selbst Dulacre besiegen zu können, und bereits jetzt war er stark genug, um sich selbst, seine Crew und ganz besonders seinen Kapitän beschützen zu können und diese Gewissheit erfüllte ihn mit Stolz und Genugtun.

Er hatte gestrauchelt und mit sich selbst gekämpft – in mehrfacher Hinsicht – aber jetzt war er endlich auf der Zielgeraden angekommen. In wenigen Tagen würde Zorro endlich seine Freunde wiedersehen und in naher Zukunft würde er endlich seinen Traum wahrmachen und sein Versprechen gegenüber Kuina erfüllen.

Ob es an dieser Gewissheit lag oder an den seltenen Sonnenstrahlen, Zorro war warm und glücklich, doch wenn er ganz ehrlich war, so sehr er sich auf die Zukunft auch freute, so wenig wollte er, dass die Gegenwart Vergangenheit werden würde.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er den Samurai, der tatsächlich nur einige Meter entfernt auf dem Boden hockte und wie es schien Unkraut im Kartoffelbeet jätete. Im ersten Moment hätte er ihn beinahe nicht erkannt; mit dem riesigen Strohhut auf dem Kopf und der kurzen Hose sah er beinahe aus wie eine zu großgewachsene, zu ernste und zu blasse Version seines Kapitäns aus.

Selten lief der andere in so lockerer Kleidung herum. Seine Hemden hatte er in den letzten Monaten doch das ein oder andere Mal im Schrank gelassen und auch seinen affigen Hut mit Federboa hatte Zorro in letzter Zeit kaum gesehen, aber die kurze Hose war neu.

Erneut fiel Zorros Blick auf den linken Oberarm des anderen, wie so oft in den letzten Tagen. Bald würde er wohl verblassen, aber dort, halb verdeckt vom Ärmel des dunklen T-Shirts des Älteren, hob sich ein grün-gelblicher Fleck von der sonst so blassen Haut des Samurais ab.

Alleine der Anblick erfüllte Zorro mit Befriedigung, es war nicht viel, nur ein kleiner blauer Fleck, und doch war es ein kleiner Sieg gewesen, zumindest nachdem Dulacre ihm in seiner nervigen, ruhigen und vor allem besserwisserischen Art erklärt hatte, dass es seine erste Verletzung seit fast fünfzehn Jahren gewesen war; selbst jetzt noch konnte Zorro sich über die blasierte Miene des anderen aufregen, als dieser seinen Hemdsärmel hochgeschoben hatte und Zorro ganz genau erklärt hatte, wie diese Verletzung zustande gekommen war, als wäre Zorro nicht selbst dabei gewesen!

Allerdings musste er sich eingestehen, dass er sich an die Treffer, die er anscheinend gelandet hatte, kaum erinnern konnte. Tatsächlich konnte er sich an fast nichts mehr aus ihrem ersten richtigen Kampf erinnern, alles war ein verschwommener Mix aus Farben, Geräuschen und Berührungen, alles bis auf diese Augen.

Noch jetzt brannten sie in der Dunkelheit wann immer Zorro sein Auge schloss. Mihawks Blick hatte ihm gleichsam Angst gemacht und ihn erregt, ihm den Atem genommen und ihn beflügelt und er hatte befürchtet und doch auch gewollt, dass der andere ihn noch mal so ansehen würde.

Aber seit dem Kampf hatte Dulacre das nicht mehr getan; wie jetzt auch zeigte seine Miene meist nur diese kühle, nervige Gelassenheit, mit der er Zorro auch seine Verletzung gezeigt hatte. Ruhig betrachtete der Samurai für einen Moment das blühende Unkraut in seinen Händen, ehe er es zur Seite warf und damit fortfuhr seine Finger durch die Erde zu wühlen. Schmunzelnd beobachtete Zorro ihn bei seiner Tätigkeit.

Tja, auch der Samurai hatte sich verändert. Am Anfang hatte Zorro ihn wirklich nicht leiden können mit seinem versnobten Gehabe, seinen nervigen Manieren und seinem eitlen Hochmut. Am Anfang hatten sie sich überhaupt nicht verstanden und doch hatte der Samurai eingewilligt ihm zu helfen und mit der Zeit waren sie dann doch Freunde geworden.

Ja, wenn Zorro daran dachte, wie er sich vor dem anderen auf die Knie geworfen hatte, wenn er sich daran erinnerte, wie er vor dem anderen in Tränen ausgebrochen war, damals hätte ihm nicht im Traum einfallen können, dass die Dinge sich so entwickeln würden.

Nie hätte er sich vorstellen können, dass ihm das harte Training unter den kalten Augen des Samurais Spaß machen würde und nie hätte er gedacht, dass er Gefallen an den abendlichen Gesprächen am Feuer oder am Schachbrett finden würde.

Er hätte sich allerdings auch nie vorstellen können, dass er sich um juristische Spielereien oder historische Gegebenheiten scheren würde, genauso wenig wie er seinem Lehrmeister wohl nie zugetraut hätte, dass dieser sich durch Dreck wühlen würde.

Sie beide hatten sich wohl ganz schön verändert.

Ob sich die anderen in den letzten zwei Jahren auch so verändert hatten?

Du hast die Sorge, dass sie dich anders behandeln. Aber Lorenor, du hast dich verändert, ob du willst oder nicht.

Er wollte nicht, dass die Dinge sich änderten und gleichzeitig wusste er, dass dies nicht in seiner Macht lag.

Dulacre hatte Recht, ob Zorro wollte oder nicht, er hatte sich während seiner Zeit hier verändert, so wie alle seine Freunde sich vermutlich verändert hatten, und nun blieb ihm nichts anderes übrig als zu hoffen, dass es wieder wie früher werden würde und doch nicht mehr genauso.

Er wollte nie wieder das Gleiche durchmachen müssen. Dieses Mal würde er alle beschützen und zurückkehren, um Dulacre zu besiegen.

„Ach, einen schönen guten Abend, Lorenor. Lange genug geschlafen?“

Die gelben Augen blitzten vor Schalk auf, als der Samurai zu ihm hinüber sah und sich leicht grinsend aufrichtete. Gemächlich klopfte sich der Ältere die Erde von den Knien, ehe er die Handschuhe auszog und zu Zorro hinüberkam.

„Du schläfst wirklich viel. Sogar noch mehr, wenn du verwundet bist“, bemerkte er und hockte sich vor Zorro auf den Boden. „Wie geht es dir?“

Zorro zuckte mit den Achseln und sah zu dem anderen hinab.

„Müde“, murmelte er mit einem schiefen Grinsen, welches der andere erwiderte als er sich den Strohhut abnahm und mit dem Unterarm über die Stirn rieb.

„Dabei hast du doch den ganzen Tag geschlafen.“

Erneut zuckte Zorro nur mit den Schultern und sah über den anderen hinweg auf das künftige Blumenfeld.

„Sieht gut aus“, meinte er.

„Als wäre es viel Arbeit ein paar Samen auf ein Feld zu werfen“, kommentierte der Samurai in seiner gewohnten abwertenden Art und richtete sich wieder auf. „Es wird langsam kühl. Wir sollten hineingehen und etwas essen. Außerdem möchte ich mich umziehen und du solltest dir auch etwas überziehen. Jetzt, wo die Sonne untergeht, ist es nicht ratsam für dich so halbnackt rumzulaufen.“

„Tze, ich laufe als halbe Mumie herum, wenn überhaupt schwitze ich mich hier zu Tode.“

Der Samurai entgegnete nichts, sondern sah ihn nur mit erhobener Augenbraue und einem sachten Grinsen an.

„Na denn, du Mumie, kannst du selbst laufen oder soll ich dich tragen?“

„Ach, halt doch die Klappe“, murrte Zorro und ließ sich von ihm aufhelfen.

Langsamen Schrittes gingen sie durch den Garten. Auch wenn Zorro nicht zulassen würde, dass der andere ihn trug – und er sich nicht sicher war, ob das überhaupt ein Scherz gewesen war oder nicht - so konnte er wahrlich nicht so schnell laufen, wie er gerne würde. Doch der Samurai bemerkte dazu nichts, sondern schien im sachten Schlenderschritt ganz fasziniert die Umgebung zu begutachten, die Hände hinterm Rücken ineinander verschränkt.

„Wo ist Jiroushin?“, fragte Zorro beiläufig als ihn sein eigener Atem nervte.

„Er ist hineingegangen, um seine Sachen zu packen“, erläuterte Dulacre und bedachte ihn mit einem Seitenblick. „Entgegen meines Vorschlags möchte er doch morgen abreisen, um einige Dinge zu organisieren. Natürlich wäre es mir lieber, wenn er noch die paar Tage warten würde, um dich zu begleiten, aber… nun ja, letzten Endes ist es wohl seine Entscheidung, auch wenn ich sie missbillige.“

Zorro entgegnete nichts und so gingen sie schweigend weiter. Vor ihm blieb der andere stehen und seufzte leise.

„Auch wenn ich es kaum zugeben möchte, Perona hat gute Arbeit geleistet - sie und die Human Drills - der Garten hat sich gut entwickelt. Ich hätte nie gedacht, dass diese Insel mal einen gewissen Charme innehaben könnte.“

So viel Lob war äußerst ungewöhnlich für den Samurai, allerdings war er immer etwas friedvoller, wenn Jiroushin zu Besuch war, außerdem…

„Sag mal“, murmelte Zorro und schloss zu ihm auf, „gefällt dir die Arbeit im Garten?“

Mit großen Augen wandte sich der Ältere zu ihm um und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Der andere fuhr sich über seinen Bart und sah nachdenklich zum Himmel hinauf.

„Es hat etwas Entspannendes und am Ende sieht man, was man geschafft hat. Man macht sich zwar auch ziemlich dreckig und es ist Arbeit für…“  Der Samurai schwieg einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, es ist gute Arbeit und auch wenn es nicht ansatzweise so interessant ist wie der Schwertkampf, so ist es doch keine Zeitverschwendung.“

Zorro wusste, dass es nichts Schlimmeres für den anderen gab als unnütz Zeit zu vergeuden, daher war diese Aussage schon mehr als nur eine Anerkennung.

„Aber gefällt es dir auch?“, blieb Zorro hartnäckig und begegnete dem fragenden Blick des Älteren neugierig. „Damit meine ich, ist es etwas, was du gerne wiederholen würdest, etwas, was dir Freude bereitet und nicht bloß etwas, womit du sinnvoll die Zeit totschlagen kannst?“

Sie hatten die Hintertür zum Schloss erreicht und Dulacre hielt sie für Zorro auf.

„Es bereitet mir gewiss eine Zufriedenheit, dass denke ich schon, Lorenor. Aber ob sie mir gefällt, ich weiß nicht. Gefällt dir denn die Gartenarbeit?“

„Nicht wirklich.“ Hinter ihnen schlug die Türe zu. „Es ist wie du sagst, man wird zufriedener, wenn man sich durch den Dreck wühlt, es ist eine gute Arbeit. Aber ich finde sie oft nervig, um ehrlich zu sein, ziemlich eintönig und irgendwie erinnert mich das ganze an das Flicken von Segeln.“

Langsam gingen sie den Gang entlang und Zorro war froh zu wissen, dass es nur noch wenige Meter bis zum Kaminzimmer und seinem Sofa waren.

„Dann, was gefällt dir, Lorenor?“

„Außer zu kämpfen?“

Leise lachte der Ältere.

„Natürlich, was gefällt dir neben dem Schwertkampf?“

„Hmmm… eine gute Feier mit viel Alkohol“, schmunzelte er, „und guter Laune. Ich mag es den anderen beim Tanzen zuzusehen und dabei gute Gespräche zu führen.“

Nachdenklich erinnerte er sich an die vielen Feiern, die er mit seinen Freunden angezettelt hatte, erinnerte sich an die eine, die sie hatten feiern wollen und doch nie hatten können, entschied jedoch nicht in Gedanken zu schwelgen, sondern Dulacres Frage zu beantworten.

„Angeheizte Diskussionen finde ich eher nervig, aber manchmal können die auch ganz interessant sein. Das Training macht mir Spaß, sowohl alleine als auch mit anderen. Von dir unterrichtet zu werden war oft auch echt anstrengend, aber die meiste Zeit hat es mir echt gefallen und ich mag es andere zu unterrichten. Ich bin nicht so gut im Erklären wie du, dessen bin ich mir bewusst, aber es macht mich stolz zu sehen wie schnell Chopper besser geworden ist in den paar Sachen, die ich ihm gezeigt habe.“

Im Kaminzimmer angekommen setzte er sich schwerfällig auf sein Sofa und sah zum anderen hinüber, der sich ebenfalls auf dessen Sessel niederließ.

„Oft hängt es davon ab, ob ich in der richtigen Laune oder bei den richtigen Leuten bin. Selbst der beste Sake kann eine beschissene Stimmung nur bedingt retten.“

Dulacre neigte den Kopf leicht.

„Es fällt mir schwer zu glauben, dass eine lärmende Gesellschaft voller pöbelnder und ungesitteter Gäste eine vergnügliche Atmosphäre bereiten kann, ganz gleich welcher Alkohol ausgeschenkt wird. Ich empfand solche Veranstaltungen schon von jeher als unangenehm.“

„Das werden wir ändern“, bemerkte Zorro mit einem leichten Grinsen, „spätestens nachdem ich dich besiegt habe werden wir wohl eine richtige Party schmeißen und da wirst du nicht drum herum kommen. Dann werde ich dir mal zeigen wie richtige Piraten feiern und glaub mir, du wirst deinen Spaß haben.“

Nun zeigte auch der Samurai ein leises Lächeln und lehnte sich zurück.

„Meinetwegen, ich werde vorbereitet sein, Lorenor.“

Gähnend warf Zorro seine Beine ungelenk aufs Sofa und legte sich hin.

„Du solltest dir etwas überziehen.“

„Nerv nicht. Erzähl mir lieber, was dir so gefällt.“

Der andere schwieg. Nach einer Weile schloss Zorro sein Auge und war bereits drauf und dran wieder einzuschlafen, als der andere schließlich doch sprach.

„Ein richtiger Kampf bereitet mir wohl am meisten Freude.“ Dulacre klang sehr ruhig, als ob er jedes Wort hinterfragte. „Ich würde sagen, dass mir die Schwertkunst wahrlich beflügelt und mich beseelt wie nichts anderes. Unser kleiner Kampf hat mir wirklich gefallen, denke ich…“

„Und was noch?“, murmelte Zorro, ohne aufzusehen, nachdem der andere wieder still wurde. „Was außer dem Schwertkampf macht dir Spaß?“

Erneut schwieg der Ältere, ehe er leise aufseufzte.

„Du stellst mir Fragen, Lorenor. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Natürlich trinke ich gerne einen guten Wein, aber das hat wohl nichts mit Spaß zu tun, sondern eher mit Genuss. Sowohl der Krieg als auch die kleineren Scharmützel des letzten Jahrzehnts halfen etwas gegen die Langeweile, aber gefallen haben sie mir wohl nicht und als Spaß würde ich sie erst recht nicht bezeichnen.“

Schritte verrieten Zorro, dass der andere wohl aufgestanden war und Richtung Tür ging.

„Mit einem guten Tanzpartner kann ich dem Tanzen etwas abgewinnen, aber nur, wenn ich dazu in der Stimmung bin. Ein spannendes Buch oder eine gute Partie Schach können mich wohl begeistern, aber meine Ansprüche an alle drei sind ziemlich hoch.“

Die Schritte verstummten.

„Unsere Unterhaltungen und kleinen Auseinandersetzungen sind manchmal recht belebend. Solange sie nicht in einem Streit ausarten könnte ich sogar fast sagen, dass sie mir fast mehr gefallen als manche Trainingseinheit. Wenn auch nicht im Schwertkampf, so warst du mir doch was die Willensstärke betrifft immer ein ebenbürtiges Gegenüber. Ja, ich würde sagen es bereitet mir sogar Spaß meinen Willen an dem deinen zu messen. Aber das meintest du wohl nicht.“

Nun war es Zorro, der schwieg, als die Türe dumpf ins Schloss fiel.

Es war eine einfache Frage gewesen.

Was gefällt dir?

Aber natürlich war nichts einfach einfach, wenn es um den Samurai ging. Warum hatte er nicht einfach gesagt, dass er gerne Bücher las und Schach spielte, solange er keinen würdigen Gegner im Schwertkampf hatte?

Was sollte diese Bemerkung am Ende?

Zorro hatte keine Ahnung, was Dulacre damit genau meinte.

Ihm war klar, dass der andere von den Situationen sprach, wo sie beide eifrig über Dinge diskutierten, die sie beide interessierten. Gerade im Bereich der Schwertkunst teilten sie nicht immer eine Meinung, wenn es ums Detail ging und sie hatten ganze Nächte damit verbracht sich über Kleinigkeiten zu ereifern.

Doch, diesbezüglich wusste Zorro ganz genau, was der andere meinte. Er selbst hatte nie jemanden gekannt, der sich so intensiv mit dem Schwerte auseinandergesetzt hatte, wie er selbst. Vielleicht Kuina, aber damals war er selbst noch ein Kind gewesen und naiv, damals hatte er noch zu wenig gewusst, um darüber diskutieren zu können.

Selbstredend war Dulacre besser gebildet gewesen als Zorro – gerade zu Anfang – und hatte Namen und Begriffe gekannt, die Zorro noch nicht mal hatte aussprechen können, aber das hatte nichts daran geändert, dass er eine Meinung gehabt hatte, die er mit guten Argumenten hatte vertreten können.

Ja, diese Gespräche hatten ihm eine Menge Spaß gemacht und er verstand, was der Samurai damit meinte.

Aber den Willen aneinander messen?

Meinte er damit die ganzen nervigen Streitereien oder etwas anderes?

Sie hatten sich in den vergangenen Jahren oft gestritten und Zorro hätte sehr gut darauf verzichten können. Ja, auch ihm war manchmal der Geduldsfaden gerissen und er hatte manchmal etwas überreagiert - allerdings hatte er auch mit einigen körperlichen Veränderungen zu kämpfen gehabt - aber im Vergleich zu ihm war Dulacre ein absoluter Dramatiker, der sich über jede Kleinigkeit aufregen konnte und nicht einsehen wollte, wenn er sich irrte.

Nein, diese Auseinandersetzungen waren nur nervig und anstrengend gewesen und Zorro hätte liebend gerne auf sie verzichtet.

Aber vielleicht hatte Dulacre auch diese anderen Gespräche gemeint. Die außerhalb der Schwertkunst, abseits von Politik, Strategie, Historie und Allgemeinbildung. Diese ruhigen Gespräche, die keiner von ihnen beiden wirklich suchte, aber auch nicht vermied.

Solche Momente waren für Zorro die verworrensten. Er war niemand, der leichtfertig über Dinge sprach, die ihn beschäftigten – was zugegebenermaßen auch nicht viele Dinge waren – und wenn, dann gegebenenfalls nur mit Robin, die nie viele seiner Worte gebraucht hatte, um ihn zu verstehen.

Dulacre war da anders. Manchmal hatte Zorro das Gefühl, dass dieser Mistkerl ihn absichtlich falsch verstand und immer viel zu viele Worte brauchte, nur um am Ende dann doch ihm die Worte im Mund zu verdrehen.

Trotzdem konnte Zorro nicht sagen, dass diese Gespräche schlichtweg unangenehm waren, manchmal ja, manchmal hatte er das Gefühl als würde der andere um ein Problem oder ein Thema herumstochern, ohne einfach klar und direkt seine Frage oder Meinung zu sagen und das war anstrengend. Aber manchmal hatten diese Momente auch etwas, was Zorro nicht wirklich in Worte fassen konnte.

Er mochte diese Gespräche nicht, fand sie ätzend und bedrohlich zugleich und doch war er jedes Mal neugierig wohin sie ihn dieses Mal führen würden.

Zorro war kein großer Redner und Unterhaltungen waren ihm eigentlich zu umständlich, aber wenn er so drüber nachdachte, dann merkte er, dass er sich gerne mit dem Samurai unterhielt und es ihm beinahe egal war über was.

Ob sie sich nun über etwas Lächerliches wie Hobbies und Interessen unterhielten oder über die Dinge, über die Zorro noch nicht mal nachdenken wollte, am Ende blieb er doch und redete mit dem anderen, selbst wenn er nicht wollte.

Selbst wenn er nicht wollte, schaffte Dulacre es am Ende ihm zum Reden zu bringen, mit seiner fordernden, nervigen, theatralischen Art. Er schaffte es Zorro Dinge sagen zu lassen, die er vorher noch nicht mal gedacht hatte. Er schaffte es, dass Zorro sich über Dinge öffnete, von denen er vorher selbst nicht gewusst hatte.

Vielleicht meinte Dulacre das, wenn er davon sprach ihrer beider Willen aneinander zu messen. Selten musste Zorro sich mit jemandem so auseinandersetzen, wie mit dem Samurai.

Ruffy war eher der Typ Mensch, der Probleme durch körperliche Verhandlungen aus der Welt schaffte und Zorro konnte damit sehr gut leben. Von den anderen aus der Crew trauten sich vielleicht mal Nami oder Franky ein Kommentar fallen zu lassen, aber größtenteils war ein Blick seinerseits genug gewesen, um sie zum Schweigen zu bringen, wenn er wirklich wollte.

Robin war meistens zu klug gewesen, um ihre Gespräche ausarten zu lassen. Zorro war vielleicht deutlich dümmer als sie, aber er hatte bemerkt, dass sie ihre Unterhaltungen in eine andere Richtung gelenkt hatte, wann immer sie die Sorge hatte, dass das gegenwärtige Thema zu Unstimmigkeiten führen könnte.

Nein, der einzige in ihrer Crew, der Zorro wirklich mal ab und an Paroli geboten hatte, war wohl der verdammte Koch gewesen, der sich nie zu schade war, auch Zorro mal herauszufordern. Doch selbst er war nie in der Lage gewesen, Zorro wirklich an seine Grenzen zu bringen, weder körperlich noch geistig. Ihre kleinen Scharmützel waren gut, um mal etwas Dampf abzulassen oder um sich die Beine auf hoher See zu vertreten. Ihre kleinen Streitereien konnte mal ganz unterhaltsam sein, meist jedoch waren sie nervig.

Auch wenn Zorro nicht eine Sekunde daran zweifelte, dass alle in seiner Crew einen starken Willen hatten, so hatte er es doch nie darauf ankommen lassen.

Ganz anders jedoch mit dem Samurai. Dass Dulacre ihn physisch und auch in Sachen Bildung an seine Grenzen gebracht hatte, verwunderte Zorro nicht eine Sekunde, aber Dulacre hatte Recht. Ihre Gespräche waren nicht nur oberflächliches Kaffeegeschwätz gewesen, nicht nur höfliches Flurgerede, nein, sie hatten sich miteinander auseinandergesetzt, auch und gerade bei Themen, die der jeweils andere vielleicht lieber vermieden hätte.

„Tze, was für ein Mistkerl“, murrte Zorro und legte seinen unverletzten Arm über die geschlossenen Augen.

„Ich hoffe doch, du meintest damit nicht mich.“ Wie aufs Stichwort musste natürlich Dulacre hereinkommen.

„Wen sollte ich wohl sonst meinen?“, entgegnete Zorro, ohne sich zu regen.

„So unhöflich wie eh und je. Hier.“

Lautlos fiel ein weicher Stoff auf Zorros Oberkörper und als er unter seinem Arm hinwegblinzelte, erkannte er den grünen Mantel, den er aus all den Sachen gewählt hatte, die Kanan ihm zur Verfügung gestellt hatte.

„Du solltest wahrlich etwas überziehen. Nicht, dass du dich in deinem geschwächten Zustand auch noch erkältest.“

Zorro schloss sein Auge wieder und bewegte sich nicht.

„Ich werde nicht krank“, meinte er gelassen. „Aber so langsam bekomme ich doch Hunger…“

„Perona braucht nur noch wenige Minuten. Vielleicht solltest du solange noch etwas schlafen. Du wirkst immer noch etwas blass.“

„Hmm…“, murrte Zorro nur zustimmend und entschloss diesen Vorschlag in die Tat umzusetzen.

Im Halbschlaf hörte er im Hintergrund Porzellan und Glas leise klirren, der Samurai deckte wohl den Tisch. Vielleicht würde er Zorro heute erlauben mal wieder ein Glas Wein zu trinken, es war schon traurig, dass er sich tatsächlich vom Älteren das Trinken verbieten ließ.

„Sag mal“, murmelte er als er entschied, dass sein Hunger größer war als seine Müdigkeit, doch immer noch, ohne die geringsten Anstalten zu machen, sich aufzurichten. „Was hast du eigentlich vor, nachdem ich abreise?“

„Wie meinst du das?“

„Naja, ich hab eigentlich kaum eine Ahnung, wie dein Alltag so normalerweise aussieht. Ich meine, die letzten zwei Jahre hat sich dein Leben fast nur um mein Training und meine Probleme gedreht. Muss eine ziemliche Erleichterung sein, jetzt endlich wieder zum gewohnten Alltag zurückkehren zu können, oder?“

Er erhielt keine Antwort. Bildete er sich das nur ein oder war der Samurai heute ungewohnt langsam darin zu antworten?

Mit einem leisen Grunzen setzte Zorro sich nun doch auf und sah zum anderen hinüber, der ihn ausdruckslos betrachtete und schließlich die Schultern zuckte.

„Du überschätzt mein Leben, Lorenor. Ich habe mich dir nur angenommen, weil mein Leben mich unglaublich angeödet hatte und du das eine Unberechenbare darin warst. Sobald du gehst, wird mein Leben wieder zu alter Eintönigkeit zurückfinden, denn mein Alltag besteht aus nichts anderem als langweiligen Dingen. Die langweilige Zeitung, langweilige Aufträge von der Weltregierung, langweilige Verpflichtungen der fünf Inseln und nun habe ich noch einen langweiligen Garten und ein langweiliges Findelkind dazubekommen. Ganz zu schweigen von der ganzen, unglaublich lauten, aber zumindest nur in Teilen langweiligen, Familie Cho. Also nein, ich habe nichts Besonderes vor, nachdem du abgereist bist. Ich werde zu meinem langweiligen Alltag zurückkehren und auf den Tag warten, an dem du mich herausforderst.“

Zorro hatte keine Ahnung, ob der andere ihn gerade nach Strich und Faden hinters Licht führe wollte, aber irgendwie… hörte sich das ziemlich enttäuschend, fast schon bemitleidenswert an.

Noch einen Moment länger betrachtete der Ältere ihn, ehe er damit fortfuhr den Tisch zu decken.

Vielen Worte kamen Zorro in den Kopf, wenn er an den anderen dachte – die Mehrzahl davon nicht vorteilhaft – aber langweilig gehörte wohl nicht dazu. Mihawk war ein nerviger, herablassender und verzogener Zeitgenosse, faul und über alle Maße eitel und arrogant, aber langweilig war er gewiss nicht.

Egal welchen Ort Zorro in den vergangenen Jahren erwähnt hatte, der andere hatte ihn gekannt und war oft auch schon mal dort gewesen. Er war nicht gut darin Geschichten zu erzählen und doch hatte Zorro seinen Berichten meist gerne zugehört.

Der andere hatte eine Meinung zu fast allem und zögerte auch nicht sie laut zu äußern, doch schien er normalerweise auch zu wissen wovon er sprach. Er war besserwisserisch und aufgeblasen, trotzdem hatte er Zorro die meiste Zeit geduldig in allen unterwiesen, wovon er Ahnung gehabt hatte.

Zorro wusste nicht viel über die Vergangenheit des anderen, aber was er wusste hörte sich nach einem Leben an, nach Abenteuern und Gefahren, Verlust und Freuden, nach Erfahrungen und Sehnsüchten.

Aber was der andere gerade beschrieben hatte hörte sich…

„Du solltest etwas ändern.“ Mühsam erhob Zorro sich. „Wenn dein Leben so beschissen ist, wie du sagst, dann solltest du was ändern.“

Der andere sah kurz zu ihm hinüber.

„Aber das habe ich doch, schließlich stehst du hier.“

„Ach, Schwachsinn. Wenn ich alles in deinem Leben bin, das irgendwie halbwegs interessant ist, ist das ziemlich erbärmlich, ganz ehrlich. Niemand sollte eine größere Rolle in deinem eigenen Leben spielen als du selbst. Also wenn dein Leben dich ankotzt – und mich würde ein so langweiliges Leben ankotzen – dann verändere es und warte nicht nur darauf, dass ich es dir interessant mache, dazu hab ich weder Zeit noch die nötige Geduld.“

Am Tisch angekommen, ließ er sich auf seinen Stuhl fallen. Er war wirklich müde und sehnte sich bereits jetzt nach seinem Bett, am schlimmsten waren jedoch die Knochenbrüche, die tatsächlich immer noch bei jeder Bewegung ächzten, selbst in dieser Gestalt.

„Du belehrst mich?“ Dulacre klang beinahe drohend. „Was könnte mein Leben schon interessanter machen als mein künftiger Gegner?“

„Keine Ahnung, such dir ein Hobby oder was auch immer. Perona scheint in der Gartenarbeit aufzugehen und Jiroushin in seiner Familie und seiner Arbeit. Keine Ahnung, lern ein Instrument oder wie man strickt oder was auch immer. Such etwas, was nicht langweilig ist und mach das.“

Leise lachte der andere und setzte sich ebenfalls an den nun gedeckten Tisch.

„Das einzige, was mich wirklich interessiert, ist die Schwertkunst, Lorenor. Alles andere ist langweilig.“

„Woher willst du das wissen?“

Der andere sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ich fand Schachspielen früher ziemlich scheiße, weißt du das? Oder lesen oder Diskussionen über irgendwelche Themen, war alles ziemlich langweilig für mich. Aber nur weil ich mich nicht damit auseinandergesetzt habe. Woher willst du wissen, dass es nichts auf dieser Welt gibt, dass dich vielleicht auch interessieren könnte, wenn du es nicht mal ernsthaft versuchst? Keine Ahnung, ob es so toll sein wird wie der Schwertkampf, aber verdammt noch mal, hast du die letzten 15 Jahre dich einfach nur gelangweilt? Du hättest hunderte Dinge ausprobieren können aber…“

Zorro war mit seiner Standpauke noch lange nicht fertig, aber in diesem Moment kam Jiroushin gefolgt von Perona herein und zu seiner Überraschung wechselte der Samurai elegant das Thema, während sie zu Essen begannen.

Ernsthaft besprach Dulacre wie Zorros Abreise und Ankunft auf dem Sabaody Archipel zu verlaufen hatte und quittierte jeden erheiterten Kommentar und jede lockere Reaktion eines anderen mit einem missbilligenden Blick.

Mehrfach erwähnte der Samurai, wie enttäuscht er von Jiroushin war, weil er früher abreisen und Zorro so nicht auf dessen Überfahrt begleiten würde. Weder Jiroushins Einwürfe, dass er die Zeit brauchen würde, um Vorkehrungen für Lady Loreens vermeintliche Rückkehr nach Kuraigana zu treffen, noch Zorros Meinung, dass er ganz gut ohne einen Babysitter zurecht kommen würde, beschwichtigten den Herrn des Schlosses.

Der Hauptgrund dahinter war natürlich der, dass der Samurai selbst nicht mit Zorro reisen würde. Sie wollten vermeiden, dass eine erneute Verbindung zwischen Dulacre und den Strohhüten gezogen werden würde – so zumindest die Aussage des Samurais – außerdem fürchtete Dulacre, dass seine Anwesenheit auf dem Sabaody Archipel zu Konflikten führen könnte. Was er damit gemeint hatte, wusste wohl nur er.

Doch Zorro würde nicht allein reisen. Er wusste nicht wirklich wessen Idee es gewesen war und wer hatte überzeugt werden müssen, aber Perona würde ihn als Anstandsdame begleiten und dafür sorgen, dass niemand Zorros Verschwinden bemerken würde.

Wie genau Jiroushin vorhatte Lady Loreens Anwesenheit auf der Rückreise vom Archipel nach Kuraigana der gesamten Besatzung seines Kriegsschiffes vorzugaukeln, wusste Zorro nicht, aber er entschied, dass dies nicht seine Sorge war.

Sobald er zurück bei seiner Crew war und als Lorenor Zorro wieder an seinem Leben teilnehmen würde, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Welt herausfinden würde, dass er auch Lady Loreen war, und spätestens dann würde Eizen wohl auch das Interesse an ihm verlieren und ihn in Ruhe lassen. Sollte er es vorher überhaupt schaffen ihn zu erreichen.

Doch Zorro hatte nicht vor die Maskerade direkt fallen zu lassen. Vielleicht wäre es klüger, das mochte schon sein, aber wenn er nach zwei langen Jahren seinen Freunden gegenüberstehen würde, dann wollte er es als Lorenor Zorro – nur als Lorenor Zorro – und ihre Abreise vom Sabaody Archipel würde so oder so recht riskant werden, da brauchten sie nicht noch weitere Probleme, die wohl unweigerlich folgen würden, wenn die Welt die Wahrheit herausfinden würde.

Bald würde er abreisen, aber ganz freuen konnte er sich nicht, denn er wusste, dass ihm noch eine letzte Prüfung bevorstehen würde, bevor er endlich seine Crew wiedersehen würde. Schließlich musste er ein paar Tage früher anreisen, um Eizen zu treffen.

Es beunruhigte ihn, dass der Politiker sich mit ihm auf dem Archipel treffen wollte und nicht im Marinehauptquartier oder auf Mary Joa. Auf der anderen Seite, was konnte Eizen schon wissen? Nur die Crew wusste, wann und wo sie sich wieder treffen würden und daher musste Zorro sich keine Sorgen machen, zumindest nicht darüber…

Misstrauisch versuchte er den Theorien des Samurais zu folgen, doch die Müdigkeit schien gegen ihn zu gewinnen und nachdem er ganze zwei Mal auf dem Stuhl eingenickt und wieder hochgeschreckt war, forderte der Ältere ihn mit strenger Stimme auf zu Bett zu gehen.

„Du hast mir gar nichts zu befehlen“, murrte Zorro, obwohl er kaum sein eines Auge offen halten konnte, sich wohl bewusst, dass Jiroushin zu seiner Rechten leise kicherte.

„Noch bin ich dein Lehrmeister, Lorenor. Also geh oder ich werde dich höchstpersönlich in dein Zimmer bringen.“

Zorro wollte etwas erwidern, doch da erhob sich der Vizeadmiral und streckte sich leicht.

„Ach, ich bin auch ziemlich müde und ich werde morgen sehr früh aufgesammelt, daher denke ich, dass ich dich begleiten werde, Zorro. Wenn du nichts dagegen hast.“

Schulterzuckend ergab Zorro sich seinem Schicksal und folgte dem anderen aus dem Raum, die Falkenaugen stetig auf seinen Rücken geheftet.

Er war müde und sein lädierter Körper tadelte ihn dafür, dass er so lange auf unbequemen Stühlen gesessen hatte, sodass er dem munter vor sich hin schwatzenden Soldaten kaum zuhörte.

„Ich werde wohl mitten in der Nacht abreisen, sodass wir uns vermutlich nicht sehen werden. Vielleicht werden wir auch keine Chance haben, auf dem Sabaody Archipel in Ruhe miteinander zu sprechen.“

Zorro wurde hellhörig, als der andere plötzlich viel ernster sprach als noch die Sekunden zuvor, in denen er von Kind und Frau geschwärmt und sich über Mihawks übertriebene Fürsorge lustig gemacht hatte.

„Gibt es denn noch etwas, was wir in Ruhe miteinander besprechen müssten?“, fragte Zorro mit einem Gähnen nach und sah zu dem Blondschopf hinauf, der sein übliches Grinsen verloren hatte und schwieg.

Vor Zorros Zimmertüre blieben sie schließlich stehen und der andere kratze sich am Hinterkopf.

„Ich kann nicht leugnen, dass ich dich mag, Zorro, und Hawky frisst dir regelrecht aus der Hand, aber das weißt du ja.“ Zorro entgegnete nichts. „Aber dir muss bewusst sein, dass egal was auf Kuraigana passiert ist, nichts davon ändert unsere beiden Rollen in der Welt. Ich bin stolz darauf Teil der Marine zu sein und Hawky zu Liebe habe ich die letzten zwei Jahre ignoriert was du getan hast, aber sobald Lorenor Zorro wieder…“

„Wir sind Feinde“, unterbrach Zorro den anderen mit Leichtigkeit, „das ist mir schon klar. Ich erwarte keine Nachsicht von dir, Jiroushin. Im Gegenteil, du solltest deine Prinzipien verfolgen und wenn das bedeutet, dass wir uns eines Tages in einem echten Kampf gegenüberstehen, dann werden wir kämpfen und ich werde mich für deine Rücksicht in den letzten Monaten erkenntlich zeigen.“

Der Blonde sah ihn misstrauisch an, doch Zorro grinste nur.

„Du bist nicht der erste Mann der Marine, mit dem ich mich angefreundet habe. Aufgrund unserer Rollen in der Welt mögen wir zwar Feinde sein, Jiroushin, aber ich hoffe doch, dass wir abseits davon Freunde sind.“

„Natürlich“, murmelte Jiroushin direkt.

Erneut zuckte Zorro mit den Schultern und wandte sich zur Tür.

„Dann gibt es auch nichts mehr zu bereden.“

„Eine Sache hätte ich da doch noch“, bemerkte der Ältere als Zorro bereits halb in seinem Zimmer verschwunden war und sich nun fragend umdrehte.

Verlegen rieb sich der andere den Nacken, ehe er Zorro dann ernst ansah.

„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber… Dulacre ist mein bester Freund, ich würde alles für ihn tun und ich hab mein Leben lang auf ihn Acht gegeben. Ich weiß, du hast nie darum gebeten, aber… er hört dir mehr zu als mir und daher… Dulacre kann sehr egoistisch sein, aber in seinem Egoismus ist er manchmal auch sehr selbstlos, wenn es um die Menschen geht, die ihm wichtig sind und dazu gehörst auch du.“

Nun wirkte er beinahe so ernst, wie der Samurai sonst und Zorro entschied die Bestimmtheit des anderen nicht durch einen bissigen Kommentar zu entwürdigen.

„Weißt du, Zorro, in der Familie Mihawk gibt es einen Spruch, und zwar, dass man jede Verantwortung, die man einmal übernommen hat, auch zu tragen hat, ob man will oder nicht. Es ist eine der wenigen Regeln, die Dulacre ernst nimmt, und auch wenn ich weiß, dass sie nicht für dich gilt so hoffe ich doch…“

„Worauf willst du hinaus, Jiroushin?“

Überrascht weiteten sich die grünen Augen des anderen, ehe er leicht lächelte.

„Wow, ihr seid euch wirklich ähnlich. Dulacre unterbricht mich auch immer, wenn ich ins Reden komme. Was ich sagen will ist, dass jede Freundschaft auch Verpflichtungen mit sich bringt und ich weiß darum hast du nicht gebeten. Du bist nicht für Dulacre verantwortlich, trotzdem möchte ich dich bitten auf ihn aufzupassen, ganz besonders, wenn ich es nicht kann. Hawky hört dir zu, wenn er auf niemanden mehr hört, daher bitte ich dich…“ Plötzlich verbeugte sich der Soldat vor Zorro. „…auch wenn es nicht in deiner Verantwortung liegt, du bist der einzige, der Dulacre vor sich selbst beschützen kann und ich kann meinen besten Freund nicht verlieren, also bitte – bitte – lass nicht zu, dass ihm etwas passiert, wenn du es verhindern könntest.“

Zorro betrachtete den anderen für eine lange Sekunde. Er mochte nicht, wenn Leute sich vor ihm verneigten, es gab den Eindruck, als würde er über anderen stehen, und solche Über-Unter-Ordnungsverhältnisse mochte er nicht.

„Dulacre ist ein erwachsener Mann und absolut in der Lage seine eigenen Entscheidungen zu fällen“, sprach Zorro nun klar, als der andere sich aufrichtete. „Seine Entscheidungen gehen nur ihn etwas an und auch wenn du mich darum bitten magst, so werde ich ihm da nicht reinreden, selbst wenn seine Entscheidungen absolut idiotisch sein sollten.“

Er konnte sehen, wie der andere eine Spur blasser wurde.

„Trotzdem möchte ich dir versichern, dass ich Dulacre mehrfach mein Leben zu verdanken habe und daran festhalte diese Schuld zu begleichen. Ich erlaube es ihm nicht zu sterben, ehe ich meine Schuld beglichen habe. Das heißt egal wie beschissen seine Idee sein sollte, ich werde schon dafür sorgen, dass er dabei nicht drauf geht.“

Dann griff Zorro nach der kleinen Kreuzkette an seinem Hals. Er würde sie bald ablegen müssen und irgendwohin verstecken, wo sie niemandem in die Hände fallen konnte.

„Außerdem habe ich schon zu viele Freunde verloren, um auch nur einen weiteren zu riskieren. Du kannst also beruhigt sein. Weißt du, er ist nicht der einzige, der über 15 Jahre warten musste, um auf ein ebenbürtiges Gegenüber zu treffen. Also glaub ja nicht, dass ich bereit bin nochmal 15 Jahre auf jemanden zu warten.“

Entschieden sah er den anderen an.

„Ich erlaube Dulacre nicht zu sterben, ehe ich ihn besiegt habe, und danach wird es meine Aufgabe als der Stärkere von uns beiden sein, ihn als meinen Freund zu beschützen, so wie ich alle meine Freunde mit meinem Leben beschützen würde. Das hat nichts mit Verantwortung und Pflicht zu tun, Jiroushin, das ist ganz einfach meine Entscheidung. Gute Nacht.“

Er ging hinein und schloss die Türe vorm Vizeadmiral.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2020-03-01T12:04:44+00:00 01.03.2020 13:04
Wir kommen dem Ende näher Q___Q
Schön, mal wieder die Gedankengänge von Zorro zu lesen, dass auch er Zweifel hatte und aufgeben wollte. Hast du super beschrieben.
Antwort von:  Sharry
06.03.2020 21:16
Hey,

ja, bald ist es vorbei... mein Studium bedankt sich^^'
Und ich danke dir für diene lieben Worte, hoffe, dass dir auch die nächsten Kapitel gefallen werden ;-)

LG


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