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The Splintered Truth II

von

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Die Anreise --- Der Schlussstrich

[Rick]
 

Vor einigen Monaten:
 

Auf der Insel Geweboz, die südlich der Sommerinsel lag, nahe der Stadt Vair, stand das Gildenhauptqaurtier der Black Star Guild. Es war keine normale Gilde, wie sie typischerweise vertreten war. Es war eine Mischung aus Dojo und der Struktur einer normalen Gilde. Manche zynische Zungen behaupteten, dass es die Lager von Söldner war, die für Geld alles taten, aber dennoch war es eine angesehene Schule für Kampfsport, außerdem schien die Gilde doch beliebt zu sein, denn immerhin war die Halle des Hauptquartier stets gefüllt mit ein paar Leuten, die keine Mitglieder waren.

Im Grunde waren die Mitglieder nicht so rau und kaltherzig, wie die Gerüchte besagt hatten.

Rick verstand sich zwar noch nicht mit allen, aber die Atmosphäre war im Grunde in Ordnung. Es war aber kein Vergleich zur Atmosphäre, die in der Ranger Guild Eingangshalle geherrscht hatte, zumindest früher. Trotz der Streitereien und dem ganzen Gezicke, war es ein Zuhause gewesen, aber das sah Rick hier nicht. Für ihn war es ein Dojo, in dem er jetzt vier Jahre sein Leben verbrachte, bis der Junge wieder nach Hause durfte.


 

Er hatte die meisten von seiner Gilde schon seit einer Weile nicht mehr gesehen. Zwar war immer wieder ein Besuch gekommen oder er traf jemand per Zufall irgendwo, vor allem bei den kleinen Turnieren, die das Dojo mit den anderen weltweit organisierte. Rick war schon ein wenig umher gekommen.

Es würde ihn aber schon interessieren, was aus den meisten geworden ist. Rick vergaß den Fakt nicht, dass er seine Mitglieder aus dem Dojo nun länger kannte, als ein paar aus seiner Gilde, dennoch war dem Jungen stets bewusst, dass dies nicht gleich kam mit einer Familie, denen man sich anvertrauen kann.

Auch die sogenannte Lehre war nicht leicht. Es kostete eine große Überwindung dies durchzustehen.

Das Training war zwar nicht schwer gewesen und schnell hatte der Junge gelernt mit der neu gelernten Kampfkunst umzugehen, aber die Zeit, die sie beanspruchte, war enorm. Tägliche Abläufe und kaum Freizeit waren das Resultat, aber er sollte das auch in vier Jahren schaffen, was andere in zehn Jahren taten.

Er erntete viel Lob und sein Lehrmeister, also der Gildenmeister Ronin Blackstar erwähnte immer wieder, dass Rick ein Naturtalent sein. Er müsste unbedingt bei den Regionalmeisterschaften mitmachen. Keiner der anderen Teilnehmer hätte eine Chance.

Rick hatte sich überreden lassen wenige Male mitzumachen und auch zu gewinnen, aber schnell war es langweilig geworden. Vor allem als der inzwischen junge Mann anfingen sich immer öfters mit seiner Freundin zu treffen.

Die einzige Sache, die ihn eigentlich am Meisten interessierte war Alina, die fast schon wöchentlich am Wochenende bei ihm vorbeischaute, aber als dann auch bei ihr die Schulzeit heftiger und anstrengender, musste sie die Besuche einschränken.

Irgendwann blieb sie sogar ein ganzen Monat fern und Rick langweilte sich sehr.

Im Gegensatz zu ihr, durfte er ohne Erlaubnis die Insel nicht verlassen. Angeblich hatte das Linda untersagt und Ronin hielt sich dran.

Dem Gildenmeister war dies auch aufgefallen und er hatte versucht dem jungen Mann gut zuzureden, aber dies schien keine Früchte zu tragen.

Zwar übte sein Schüler wegen den Worten immer fleißiger, damit er für die kommenden Kleinturniere stetig stärker wurde, aber Ricks Konzentration ließ nach. Die Verführung seiner abwesenden Freundin war zu enorm.


 

So beschloss Rick eines Abends zu Alina zu reisen, um sie zu besuchen, auch wenn es sowohl hieß, dass der junge Mann nicht abreisen durfte und an der Mädchenschule seiner Freundin, keine Besuche von Jungs bzw. junge Männer erlaubt waren.

So würde Rick einfach in einem Hotel in der nächste Stadt übernachten. Geld sollte dabei keine Rolle spielen, immerhin durfte er ein Teil des Preisgeldes behalten.

Das einzige Problem war sein Lehrmeister, denn Ronin hatte ihn mit Worten eine ziemlich schwere Last auferlegt, nämlich dass es nie eine gute Idee war sein Training zu pausieren, denn zum vollkommenen Abschließen der Kampfkunst musste man die Techniken in sich ein verleihen, dazu waren ein paar Jahre nötig, bis der Vorgang abgeschlossen und nicht mehr reversibel ist. Wenn er jetzt schon nach zwei Jahren für mehrere Wochen pausieren würde, würde dies ihn wieder zurückwerfen. Für jeden Tag im Überzug, ein paar Wochen zurück.

Rick wollte dieses Argument nicht akzeptieren, denn warum sollte dies denn passieren? Aber trotzdem plagte es den jungen Mann.

In weiteren zwei Jahren würde er doch sowieso gehen und dann würde er das Training in dieser Form nicht weiter fortführen können. Die Techniken, die er bis dahin gelernt hatte, würde der junge Mann doch nie wieder vergessen. Er würde diese brauchen für das große Turnier.

Rick reiste einfach von der Insel Geweboz einfach ab. In einer Nacht und Nebelaktion war der junge Mann verschwunden. Ihm war egal, was danach passierte. Sein Lehrmeister konnte so sauer sein, wie er wollte, Rick würde dies einfach akzeptieren, auch jede Bestrafung. Seine Freundin war ihm wichtiger.

Der junge Mann wollte nun einmal Alina wiedersehen, es war schon über einen Monat her und sie hatte sich auch nicht gemeldet. Vermutlich hat Marris Herrwald ihr das Smartphone weggenommen, zumindest hatte Alina das letzte Mal erzählt, dass diese Schreckschraube dies gar nicht mochte. Angeblich eine sehr mürrische und anstrengende Frau, die viel von ihren Leistungen hielt und deswegen Alina mehr oder weniger dazu zwang erfoglreich zu sein. Rick stellte sich diese Lehrerin als unausstehliche Frau vor. Sie hatte aber auch das letzte Mal kein besonders guten Eindruck hinterlassen, als Rick sie beim großen Treffen zum ersten bzw. das letzten Mal gesehen hatte.


 

Die Fahrt dauerte nicht allzu lange und schnell erreichte der Junge den gewünschten Hafen von Zitra. Von diesem Ort aus reiste Rick in Richtung Süden, um zur Stadt Keyfran zu gelangen. Somit war das gewünschte Ziel, also die Elitehochschule für Mädchen nicht mehr weit weg.

Er checkte dort in einem einfachen Hotel ein.

Dann war seine einzige Überlegung, was er nun tun sollte. Wie konnte er Alina nun kontaktieren, ohne auf das Schulgelände zu müssen, denn diese Eliteschule wurde schwer bewacht, zumindest stand bewaffnetes Personal an der Pforte. Nach den Erzählungen von Alina, wirkte die Schule eher wie ein Gefängnis. Jeder Mensch verhielt sich seltsam und seine Freundin hatte absolut keine Freude daran.

Klar dass sie deswegen wütend auf Linda wurde, denn eigentlich musste Linda davon gewusst haben.

Bisher war es so gewesen, dass Rick dies für eine Übertreibung hielt, aber inzwischen kamen ihm wirklich die Zweifel, ob Linda hier nicht ein wenig übertrieben hatte.

Um so länger er die Hochschule im Gesamten betrachtete, um so mehr wurde dem jungen Mann klar, dass Linda etwas bezweckt hatte, was vielleicht nicht ganz auf Alina gepasst hätte.

War die Entscheidung von Linda wirklich durchdacht gewesen? Waren die ausgewählten Lehrmeister wirklich die weise Entscheidung gewesen?

Oder waren am Ende die Schüler das Problem?

Dass Alina gewisse Menschen aus Prinzip nicht mochte, dass hatte Rick schon längst akzeptiert, das war einfach eine Eigenschaft seiner Freundin, aber das mit Linda war etwas anderes. Die beiden Frauen schienen sich nicht zu vertragen. Von Linda hätte Rick aber mehr erwartet. Immerhin war sie eine Gildenmeisterin.

Sie tat zwar so, als wäre nichts, aber der junge Mann war nicht blöd, Lindas Groll war unscheinbar, aber so wie es scheint doch da.

Aber war es nicht zu weit gedacht, wenn Rick nun annahm, dass die Elitehochschule nur eine Racheaktion gegen Alina war. Würde Linda etwa soweit gehen?

Alina selbst hatte damals, während eines vorangegangen Treffen dazu argumentiert, dass sie es nicht wusste, ob Linda einen großen Groll hegt. Aber das blonde Mädchen tat sich einfach damit ab, dass Linda ein Kontroll- und Machtmensch war. Rick musste da leider zustimmen, dennoch war die schwarzhaarige Gildenmeisterin eine sehr fürsorgliche und sehr beschützende Person. Wer weiß was aus Rick passiert wäre, wenn Linda damals für ihn nicht dagewesen wäre. Immerhin verdankte er ihr das Leben und das nicht nur einmal.

Das aufgesuchte Hotel war nicht billig gewesen, aber es bot für seinen Zweck ein gemütliches Zimmer. Rick würde hier einfach warten, bis ihm ein guter Plan eingefallen war.

Zumindest musste der junge Mann sich erholen, denn die Überfahrt war doch sehr kräftezehrend gewesen.

Die Betten waren weich und auch die Atmosphäre des zweistöckigen Gebäude war wunderbar. Schnell fand Rick seine Ruhe.


 

Ein scharfes Klingen, wie das Eindringen eines Messers in einem Körper, der wohl nicht viel Widerstand bot.

Rick schlug seine Augen auf. Der Schweiß perlte von seiner Stirn.

„Verdammt..........., ich bin wohl zu schnell eingeschlafen, ohne............“, murmelte der junge Mann, erstaunt sah er sich um.

Der junge Mann war nicht mehr in dem Hotel. Rick war plötzlich in einem langen kühlen weiß angestrichenen Gang. In beiden Richtungen führte ein langer Weg. An den Seiten waren Fenster und ein roter Teppich führte in beiden Richtungen.

„Was will ich hier? Ich war doch gerade noch auf der Suche nach Alina? Ich wollte.......... ich wollte diese Hochschule aufsuchen? Wieso bin ich jetzt hier? Ich muss wieder gehen!“, überlegte der Junge. Er kratzte sich am Hinterkopf, während er nervös in beide Richtungen sah. An beiden Enden waren jeweils eine Doppelholztüre, ansonsten blockierten zwei weiße Wände die Sicht in die beiden anderen Richtungen. Es war wohl dunkel, denn durch die Fenster konnte man nur die schwarze Nacht erkennen, außerdem fühlte sich alles kalt an, als wäre es Winter.

Der Junge wandte sich nach rechts, weil er der Meinung, dass es dort nach Draußen ging und weil eine Stimme aus dem Inneren es verlangte, dennoch sah Rick zurück. Er schaute zu der anderen Tür.

Die braune Holztüre blieb unverändert. Sie stand da, als wäre sie einfach nur eine Tür, auch wenn der junge Mann der Meinung war, dass hier etwas nicht stimmte.

Die innere Stimme wurde lauter und sie verlangte, dass der Junge weiterging, aber Rick weigerte sich. Aus unerklärlichen Gründen wollte er nun wissen, was sich hinter dieser Türe befand.

Um so näher er dieser kam, um so kälter wurde es, um so mehr Angst bekam er, um so dunkler wurden die Wände. Ein sehr dunkles Schwarz kroch die Wände entlang, als Rick nach dem goldenen Türgriff griff.

Langsam drückt er diese hinunter und der junge Mann öffnete die Türe im Anschluss, während ihm ein kalter Windhauch entgegen kam.

Es offenbarte sich eine größere Halle. Die Fläche des Bodens betrug ungefähr 100 Quadratmeter.

Ansonsten war die Halle weiß angestrichen und der Boden war zum Teil mit einem roten Teppich versehen. Am anderen Ende der Halle war wieder eine braune Doppelholztüre.

Rick war nicht allein. Er entdeckte auf der anderen Seite der Halle zwei Personen.

Zwei Personen, die er nicht sofort erkannte.

Eine ummantelte Person, mit einem blutigen Fleischermesser in der rechten Hand. Von diesem Fleischermesser tropfte eine rote Flüssigkeit. Es war wohl Blut. Eine römische Schrift im goldenen Glanz und schwarzer Umrandung war auf dem rechten Handrücken tätowiert worden.

Dieser Person gegenüber stand, ein paar Meter entfernt, Tina. Sie sah älter aus, als Rick das Mädchen in Erinnerung hatte. Der Junge konnte ihr Gesicht nicht ganz erkennen, aber dennoch erkannte Rick sie. Wie konnte das nur sein?

Plötzlich erfasste ihn ein weiterer kühler Hauch, aber dieses Mal von hinten und im nächsten Moment ergriff ihn eine tiefe Angst.

Reflexartig sprintete der Junge nach vorn und schnell wollte Rick zu Tina eilen, denn er sah, wie die ummantelte Person ihr Fleischermesser langsam zur Seite hob, um wohl als Nächstes zuzustechen.

„................... verhält sich komisch, Rick! Es stimmt etwas mit …......... nicht.“, hörte Rick gebrochen von irgendwoher. Es war aber wohl Tina, die sprach, jedoch sprach sie den Namen so undeutlich aus, dass der Junge nicht einmal zuordnen konnte, wen sie gemeint hatte. Rick wollte aber zur Zeit nur eines, er wollte Tina erreichen, bevor die ummantelte Person ihr Angriff vollenden konnte:

„LAUF WEG TINA! LAUF WEG!“, brüllte Rick, aber seine Stimme wurde ungewollt leise, weil irgendetwas ihm im Hals stecken blieb. Wieso konnte er nicht brüllen? Was war nur los? Warum zum Teufel war er diesen Moment so langsam?

Plötzlich wurde der junge Mann extrem langsam und dann stolperte er sogar, wie ein älterer Herr, dem man seinen Gehstock genommen hatte. Unsanft flog der junge Mann zu Boden, als hätte man Rick umgestoßen.

Als er wieder aufsah, lag Tina, mit dem Kopf weggedreht, auf dem Boden und vor ihm stand die ummantelte Person. Das Blut der Messerspitze tropfte vor ihm auf den Boden.

Eine Stimme aus seinem Inneren ermahnte ihn:

„Du hast wieder versagt! Du warst wieder einmal langsam! Du hast nichts kapiert! DU WARST WIE GESAGT ZU LANGSAM!“, daraufhin erschallte ein ohrenbetäubender Schrei durch sein ganzen Körper, sodass sich sein Aufwachen anfühlte, als würde ihn eine übergroße Hand aus den Träumen reißen und ihn einmal quer durch den ganzen Raum schleudern.


 

Schweißgebadet wachte er auf und Rick starrte erschrocken an die Decke.

Er brauchte ein paar Minuten, bis sich der junge Mann aufsetzte.

Schnell hielt er sich den Kopf. War das alles gerade nur ein Albtraum gewesen? Er hoffte doch sehr.

„Ich.........., ich habe bestimmt einfach nur zu wenig geschlafen in den letzten Tagen.“, tat Rick die unwohlen Erinnerungen einfach ab. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit würde er diese Erinnerungen nicht mehr so schnell loswerden, denn der Traum hatte sich zu echt angefühlt.

Er sah auf die Uhr, die im Hotelzimmer hing und dann seufzte der Junge.

„Ich muss mich beeilen!“

So machte sich Rick fertig und er eilte in Richtung Osten, um Alina bald treffen zu können. Er versuchte diese grausigen Erinnerungen gegen ein paar gute auszutauschen. In der Hoffnung, dass er in den nächsten Stunden ein paar gute bekam.


 

Außerhalb des Gelände der Elitehochschule trafen sich Alina und Rick in der Nähe einer größeren Grillplatzstätte mitten im Wald. Da es aber etwas kühler war und es auch so schien, als könnte es bald regnen, war niemand anderes zu sehen. Was für ein Glück.

Die Grillstätten sahen auch nicht so aus, als wären sie in letzter Zeit benutzt worden. Vielleicht duldete die Hochschule in ihrer Nähe keine Plätze, die laute Leute anzog, zumindest konnte sich der junge Mann so etwas vorstellen.

In seiner etwas dickeren schwarzen Jacke, die ihn auch vor dem vielleicht kommenden Regen schützen sollte, stand Rick angelehnt an dem Holzpfahl, der die Schaukel auf der rechten Seite befestigt hielt. Alina schaute ihn schmunzelnd an:

„Du hast dich also ohne Erlaubnis dich hierher geschlichen, nur um mich zu sehen?“, dabei konnte der junge Mann ein Funkeln in ihren Augen erkennen.

Kurz seufzend meinte Rick im Anschluss:

„Eigentlich habe ich gar keine Lust auf den Ärger, aber wenn ich nicht gehen darf, dann werde ich meine eigenen Entscheidungen treffen. Immerhin habe ich ein Recht dich zu treffen, da wird sich mir keiner in den Weg stellen. Dumme Regeln, sowie angebliche wichtige Worte halten mich nicht auf. Die kapieren das nicht oder sie sind nur neidisch.“

Alina freute sich sichtlich über seine Worte. Schnell schmiegte sich das Mädchen, welches Rick nur fast einen halben Kopf überragte, an ihm:

„Große Worte, aber ich weiß, dass du alles für mich tun würdest. Immerhin habe ich mich auch aus der Schule geschlichen. Die alte Hexe wird sich bestimmt wieder tierisch aufregen, aber hey, das ist mir egal! Scheiß egal! So lange ich dich treffen kann! Ich finde es sehr cool, wenn jemand wegen mir die Regeln bricht.“, erklärte sie und Alina gab Rick einen Kuss.

„Auf was hast du Lust? Was würdest du heute gern mit mir tun.“, Alina grinste und sie streichelte über Ricks Brust.

Normalerweise wäre Rick auf Alinas Versuch sofort angesprungen, aber heute lag etwas in der Luft bzw. in ihm, denn der Albtraum von heute zog sich immer noch durch seinen Bauch und daher fühlte sich der junge Mann nicht allzu motiviert, was sein Ego extrem nervte bzw. reizte. Rick wollte Alina aber nicht vergraulen, nur würde momentan keine Leidenschaft in ihm entfacht werden.

Er streifte sanft über ihre Schultern und der junge Mann meinte:

„Ich weiß, Alina, was wir jetzt gerne tun könnten, aber heute fühle ich mich nicht gut. Ich hatte zuvor einen wirklich üblen Traum, der mir immer noch im Magen liegt. Es fühlt sich an wie Steine. Es war kein so ein abgefahrener Albtraum, die man hat, wenn man sich Horrorgeschichten reinzieht. Es war einfach zu real und zu beängstigend. Ich könnte es nicht einmal in Worte fassen. Zum Beispiel war da ein ohrenbetäubender Schrei und der schallt mir noch in den Ohren. Vielleicht ist es später besser, es tut mir Leid, Alina.“

Seine blonde Freundin schaute ihn leicht beleidigt in die Augen:

„Das klingt fast wie nach einer Ausrede. Ich gebe dir die Freikarte tun und lassen was du möchtest und jetzt willst du nicht? Du warst doch dem Letzt nicht so? Ist es etwas schlimm, weil wir hier im Wald sind? Oder liegt es an mir? Bin ich etwas langweilig geworden? Ist es das? Oder..........“, ihr Blick wurde schlagartig finster:

„............. hast du dir eine Kampfsporttussy angelacht, die du nun nicht nur im Kampfsport flachlegen kannst.............“

„Jetzt mach mal halblang!“, wurde Rick lauter. Er klang sehr gereizt.

„Keines der Dinge trifft zu. Ich liebe dich wie eh und je und daran hat sich nichts geändert. Ich hatte einfach nur ein beschissenen Traum, der noch zu spüren ist. Es ist doch so, wie wenn du deine Tage hast und du immer so zickig bist. Also dann, wenn...........“, Alina stampfte in dem Moment kräftig auf den Boden:

„WAS SOLL DAS DENN HEIßEN?! AUF WAS WILLST DU HINAUS?!“, sie verschränkte ihre Arme und das Mädchen ging ein paar Schritte von Rick weg:

„Jetzt hast du deine Chance verpasst! PECH GEHABT, RICK! Du kannst heute Abend dein Bett mit dir selbst teilen!“, wurde sie lauter.

Rick seufzte. Wieso war Alina manchmal einfach so seltsam? Ihr Geist geht einfach mit ihr zu schnell durch.

Zum Glück passierte so etwas, wenn man mit ihr allein war, es war schlimm wenn so etwas in der Öffentlichkeit passierte. Der junge Mann konnte deswegen jedes Mal nur seufzen.


 

„Wir sind aber nicht allein!“, geisterte Rick plötzlich durch den Kopf.

Nun bemerkte der junge Mann, dass sie nicht alleine waren, denn in der Ferne waren doch ein paar Leute aufgetaucht.

Es war nichts verwunderliches, immerhin war dies ein großer Grillplatz, aber abgesehen davon, war etwas in der Luft wahrzunehmen, welches darauf hindeutete, dass diese Personen, die aufgekreuzt waren, keine friedlichen Absichten hatten, zumindest überkam Rick eine Gänsehaut. Ein gewisses Gefühl, welches er nur in den Turnieren gespürt hatte, vor allem im Finale.

Die kommende Truppe war sehr suspekt, voran diese schwarzhaarige große Frau. Sie ging in einer seltsamen arroganten Haltung auf die beiden zu, dabei stachen vor allem ihre hohen schwarzen High Heels hervor.

Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Es fühlte sich wie Aggressivität an, zumindest diese komische Anspannung in der Luft, die man plötzlich wahrnahm. Wie der Instinkt eines Kämpfers, eher eines wilden Kämpfers.

Ein schwarzer Mantel kreiste über den Boden, während sie oberhalb des Gürtels teilweise fast schon freizügig wirkte.

Hinter ihr standen zwei Personen. Ein älterer Mann mit einem stabilen Gehstock, ebenfalls in schwarz gekleidet, starrte mit seinem mürrischen Blick den beiden Jugendlichen entgegen. Die andere Person war komplett umhüllt, man konnte nicht einmal seine Augen wahrnehmen, die durch eine Maske verdeckt wurde. Wahrscheinlich sah er nur durch seine Schlitze hindurch. Diese beiden Personen rührten sich nicht mehr. Sie blieben einfach stehen.

Mit jedem Schritt, die die Frau näherkam, desto mehr fühlte sich Rick unbehaglicher.

Dieser Moment fühlte sich genauso an, wie vor zwei Jahren, als sie Tina gesucht hatten. Da hatten sie diesen Mann im Raum getroffen, der nur einen kurzen Moment dagewesen war, aber die damalige Angst war so enorm gewesen, dass man einige Tage gebraucht hatte, um dieses wieder loszuwerden. Genau diese Furcht spürte Rick jetzt und nun wusste der junge Mann auch warum. Es war das Gefühl Mordlust, die die Frau nun ausstrahlte, während sie näherkam.

„Was willst du?!“, brummte Alina plötzlich. Sie schien nervös zu sein, als würde seine Freundin dieses Gefühl ebenfalls wahrnehmen.

„Hey warte.“, meinte Rick und er versuchte sich vor seiner Freundin zu stellen.

„Hey! Ich kann auf mich selbst aufpassen!“, erklärte die Blondine lautstark.

„Warum seid ihr hier? Wir wollten diesen Platz alleine haben. Könnt ihr jetzt bitte abhauen, zumindest soweit ihr kommt? Ich gebe euch eine Minute!“, erklärte die Dame mit einem zufriedenen Grinsen, während sie immer noch näherkam.

„Warum sollen wir das tun? Hier stand nichts, was darauf hingewiesen hat, außerdem seht ihr noch dazu so aus, als hättet ihr irgendetwas Ungutes vor.“, fragte Rick, während sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, aber er wusste nicht einmal warum genau, nur wusste der junge Mann, dass er definitiv keine zufriedenstellende Antwort bekommen würde. Man durfte aber in solchen Situation nur nicht die Nerven verlieren.

„Tssss, immer diese Widerworte von den Jugendlichen.“, meinte die schwarzhaarige Frau und sie tippe einmal kurz mit ihren High Heels auf den Boden, kurz darauf war die Dame verschwunden und Rick spürte ein heftigen Tritt im Magen. Als Nächstes flog er wohl einige Meter nach hinten, bis der junge Mann wieder klar denken konnte, aber Rick hatte kurz darauf starke Schmerzen.

Hätte er sich in diesem Moment nicht verteidigt, sowie ihm sein Lehrmeister dies gezeigt hatte, dann hätte er bestimmt gekotzt vielleicht sogar Blut. Das war kein Tritt eines Menschen, es war so etwas wie der Tritt eines Pferdes, welches mit seinen Hinterbeinen ausschlug.

Langsam und brummend stand Rick auf, während er sah, wie Alina vor Wut die Dame anbrüllen wollte, da rief Rick zu ihr:

„RENN WEG, ALINA! RENN SOFORT WEG! UND KEINE WIDERWORTE! HÖR AUF MICH UND LAUF WEG!“, er brüllte mit all seiner Kraft, damit seine Freundin ja keinen dummen Fehler beging. Alina schaute ihren Freund erstaunt, aber auch nervös an. Wahrscheinlich hatte sie Rick so nicht erwartet. Ihr Blick schweifte wieder zu der schwarzhaarigen Dame, die tatsächlich stehen geblieben war und die Blondine anlächelte.

„Haut ihr jetzt ab? Oder habt ihr das noch nicht kapiert?“, fragte die Frau mit einem sehr bedrohlichen Unterton, dabei ließ sie von ihrem selbstsicheren Lächeln nicht ab.

Sie hob ihre rechte Hand, um sich eine Strähne aus dem Gesicht zu wischen, dabei kam ihr rechter Handrücken zum Vorschein.


 

Es war aber nichts Besonders zu sehen. Man konnte nur ausmachen, dass ihre Hände alles andere, als nur zum Schminken genutzt wurden. Es waren Hände einer sehr kräftigen Person, die eventuell sogar schon damit für großes Unheil gesorgt hatte. Vielleicht sogar schon getötet.

Dennoch war Rick enttäuscht gewesen, als er den nackten Handrücken der rechten Hand gesehen hatte, aber was hatte der junge Mann erwartet? Ein Tattoo vielleicht?

Rick schaute um sich, auch wenn er sich am Liebsten wieder setzen wollte, aber er eilte zu Alina. Der junge Mann packte seine Freundin am linken Arm und er zerrte sie nach hinten. Momentan war ihm die Grobheit egal.

„Wir müssen hier weg!“, befahl er, während seine Zähne aufeinander schlugen, um den immer wiederkehrenden Schmerz zu unterdrücken.

„Hey................ was? Nein! Wir müssen.............“, wollte Alina erwidern, denn wahrscheinlich war seine Freundin gerade sehr heißblütig und am Liebsten würde sie wohl der aggressiven Dame eine verpassen.

„Fünf............. vier............“, begann die fremde Frau an zu zählen.

Mit dem nächsten Windhauch, der an Rick vorbei wehte, gab er sich und auch seiner Freundin einen Ruck.

„WEG HIER!“, zwar wehrte sich Alina noch zunächst dagegen, aber als sie selbst auch schon im Laufen war, eilte seine blonde Freundin ihm hinterher.

„Wieso lassen wir uns so etwas gefallen, wir sind keine Schwächlinge!“, meinte Alina verständnislos.

„Die bringen uns um! Spürst du das nicht? Diese Mordaura.........., es war wie damals in diesem Zimmer............., dieser Tritt dieser Frau war mörderisch!“, erklärte er, während Rick in Richtung Wald stürmte. Alina schwieg.

Sie rannten einige Meter, bis ihnen schließlich die Puste ausging.

Es lagen nun einige Meter zwischen ihnen und auch wenn man zurück sah, so war nicht einmal mehr der Platz in der Ferne zu erkennen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Alina. Sie schien wohl nicht ganz zu akzeptieren, dass die beiden geflohen waren, statt zu kämpfen.

Rick sah seiner Freundin entschlossen in die Augen:

„Alina! Ich wäre auch am Liebsten zurückgeeilt und ich hätte mich dafür revanchiert, aber hast du das gerade wirklich nicht gespürt? Ihr Tritt war kein normaler Kick, es hat sich so angefühlt, als hätte mich ein Pferd getreten. Hätte ich schon zuvor diesen Schauder gehabt, hätte ich mich nicht rechtzeitig verteidigen können. Wer weiß ob ich dann überhaupt noch hätte aufstehen können?“, erklärte er und seine Freundin sah ihn kurz wortlos an. Ihr Mund stand leicht offen, als fand sie gerade keine Worte. Ihr Blick wich zur Seite:

„Wir sind nicht schwach. Wir dürfen uns nicht von anderen herum schubsen lassen! So feige wegzurennen, ich hätte mehr erwartet. Die Frau hat dich nur überrascht! Du hättest dich nicht so einschüchtern lassen sollen.“, erklärte sie leise.

Ricks Mundwinkel verzogen sich nach unten:

„Ich weiß, Alina! Glaubst du, ich würde freiwillig fliehen?“, Rick sah ein, dass eine Diskussion mit Alina nie wirklich Sinn machte, deswegen hörte er einfach auf zu argumentieren. Er hatte keine Lust mehr dazu. Der junge Mann war nur noch wütend. Er wollte momentan einfach nur gehen.

„Du bist ein jämmerlicher Feigling. Ich weiß nicht, wieso ich überhaupt auf dich abgefahren bin.“, erklärte Alina, während sie dennoch Rick folgte. Ihre Arme waren dabei verschränkt ineinander, damit wollte sie wohl ihren Ärger mehr Ausdruck verleihen.


 

Ab diesem Moment bekam die Beziehung der beiden Risse.

An diesem Tag war Rick auch nicht mehr lange bei ihr gewesen, denn am Abend brach noch ein großer Streit im Hotelzimmer aus, sodass seine Freundin einfach gegangen war.

Rick blieb zwar noch für einige Tage in Zitra, aber dies sollte sich bald ändern.

Über die folgenden Wochen kamen immer mehr Probleme auf, die sich summierten und am Ende reiste Rick einfach ab, auch wenn die Konsequenzen waren, dass Alina für eine lange Zeit auf ihn sehr wütend sein würde.

Der Ärger von seinem Lehrmeister blieb ihm auch nicht erspart, so musste Rick in den folgenden Wochen viel leisten, um dies wieder gutzumachen. Zumindest hatte Ronin eingesehen, dass ein Mann viele Fehler für eine Frau begehen würde und er nahm Ricks Schuldgefühle an.

Die nächsten Monate waren für den jungen Mann nicht einfach.

Die Streitereien nahmen zwar mit den Monaten ab, aber die Beziehung blieb betrübt. Alina war nicht mehr so erfreut, wenn sie ihn sah, aber dennoch wollte seine Freundin, dass die beiden etwas unternahmen. Es entwickelte sich zu einer sehr seltsamen Beziehung.

An seiner Ausbildung änderte das nichts. Er strengte sich weiterhin an, um möglichst viel zu lernen und wegen der Schmach versuchte Rick sich weiter auf seine Verteidigung zu fokussieren. Das Vertrauen des Lehrmeisters hatte er aber verloren.

Die vier Jahre gingen zu Ende und nun reiste Rick zurück nach Ranger Island. Auf der Reise traf er seine Freundin, sodass sie das letzte Stück zusammenfahren konnte. Ein ungewollter Schaden am Schiff verzögerte die Reise um einzige Tage.

Auch wenn die beiden es noch rechtzeitig geschafft hatten, zumindest waren sie nicht zu spät gewesen, so war Linda alles andere als erfreut, als Rick und Alina aufkreuzten.

Denn Linda hatte spitz bekommen, dass die beiden immer wieder mal die Unterrichtzeit geschwänzt hatten und einfach abreisten, auch wenn dies bei Rick gegen Ende weniger wurde bzw. gar nicht mehr passierte, war es bei Alina schlimmer geworden. Sie hatte sich in den vier Jahren zu einer sehr wilden Persönlichkeit entwickelt, die schnell aggressiv wurde. Ihre herrscherliche Art, die in den letzten Monaten extrem an Selbstbewusstsein zugenommen hatte, trug nichts Positives zu der derzeitigen Situation im Ranger Guild Hauptquartier bei.
 

Wieder in der Gegenwart:
 

„Ihr habt mich schwer enttäuscht! Ihr beide! Und ich dachte wirklich, dass ihr erwachsen seid! Wir konnte ihr einfach eure Pflichten vernachlässigen? Marris und Ronin haben stets ihr Bestes getan, aber ihr habt euch nicht an Regeln gehalten und es ist egal wie lange das nun her ist. Es geht hier um das Prinzip!“, wurde Linda lauter. Sie lief dabei leicht im Kreis. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte sie Kopfschmerzen. Rick erkannte sofort, dass es ihr gar nicht gutging.

„Lass mich das übernehmen, Linda. Du bist noch nicht ganz gesund.“, erklärte Rossya, aber Linda machte mit einer Handbewegung deutlich, dass sie es selbst übernehmen wollte.

„Du hast keine Ahnung!“, wurde Alina laut. Sie stampfte auf den Boden.

Linda seufzte leise und ein gewisses Grummeln war zu hören.

„Alina!“, wurde Rick lauter:

„Wir sollten hier wenigstens zugeben, dass wir nicht ganz darüber nachgedacht haben.“, erklärte der junge Mann. Rick wollte eigentlich nur seine Ruhe, aber wenn er Linda nicht Recht gab, dann würde sie noch für eine unbestimmte Zeit weiter die beiden anbrüllen. Rick kannte das Spiel, also musste er jetzt einfach den Gepeinigten spielen.

Die Reise war lang und anstrengend, für ein gewissen Zeitraum der Ruhe würde der junge Mann vieles tun, bevor sie dann wieder aufbrechen mussten.

„Bist du jetzt endgültig verweichlicht?“, warf Alina ihm vor und sie sah ihn kopfschüttelnd an. Rick wurde dabei wieder wütend. Seine Mundwinkel verzogen sich nach unten und seine Hände ballten sich leicht zu Fäuste.

„Reiß dich zusammen, Alina!“, brummte er leise, aber deutlich.

„Es hat keinen Sinn mit euch darüber zu reden, ihr würdet das sowieso nicht verstehen.“, erklärte Linda und sie stoppte kurz, während die schwarzhaarige Dame ihre rechte Hand an ihre Stirn legte.

„Die Konsequenzen dafür werdet ihr noch spüren, aber wir haben momentan einfach wichtigeres zu tun. Ich will wegen so etwas das Turnier nicht absagen müssen. Es steht zu viel auf dem Spiel, einfach zu viel.........................“, sie stoppte kurz, als hätte die Gildenmeisterin etwas gesagt, was ihr unangenehm war. So drehte sich Linda einfach um und sie ging die Treppen wieder hinauf.

„Wir fahren heute, also am späten Abend. Richtet deswegen eure Sachen! Ich lege mich noch einmal kurz hin. Rossya weiß alles, falls ihr irgendwelche Fragen habt.“, erklärte die Gildenmeisterin, bevor sie bei den weiteren Treppen hoch in das nächste Stockwerk verschwand.


 

So löste sich die Gruppe in der Haupthalle des Gildenhauptquartiers auf und jeder kümmerte sich um sein Zeug. Alina war wütend vorangestürmt, während Rick in sein Zimmer ging.

Der junge Mann hatte sich ein wenig hingesetzt, als schließlich alles gepackt war. Diese Pause hatte er gebraucht, denn die Rückkehr hatte sich Rick ehrlich gesagt ein wenig anders vorgestellt.

Es hatte sich eher wie eine Heimkehr nach einem langen Abend angefühlt, aber nicht wie vier Jahre. Warum war das so? War es etwa dem Konflikt geschuldet?

Oder war das Turnier am allen Schuld? War vielleicht jeder so angespannt, weil das Turnier vor der Tür stand? Immerhin hatten alle die letzten vier Jahre dafür trainiert und sich auch geistig darauf vorbereitet. Er zählte dazu auch Alina, auch wenn sie zur Zeit mehr als anstrengend war.

Aber eine Sache plagte ihn seit damals und zwar der Albtraum, der sich wie die Realität angefühlt hatte. Er hatte ihn zwar eine Zeitlang vergessen gehabt, aber als der junge Mann Tina vorher in der Eingangshalle zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gesehen hatte, war diese Angst wieder da.

Rick hatte in den vergangen zwei Jahren auch nicht mehr über den Albtraum herausgefunden, weder wo, weder wer oder weder warum dies so passiert war und wer die Stimme in seinem Kopf gewesen war. Der Schrei war aber bisher noch nicht abgeklungen.

Plötzlich klopfte es an der Tür.

„Tina?“, dachte Rick für ein kurzen Moment, aber es trat ein rothaariger großer schlanker Mann, mit einem muskulösen Körperbau herein. Er zeigte mit seinem rechten Finger auf Rick, während er grinste:

„Yo, ich soll dich rufen, denn es findet gleich eine kurze Besprechung statt. So in ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten.“

Rick sah der jungen Mann für einen Moment lang an.

Es war Hannes, er kannte ihn von früher, von der alten Gilde, aber es war ein seltsamer Moment ihn nach so einer langen Zeit wiederzusehen. Rick hatte ihn bisher nicht wirklich gegrüßt, aber dafür war es jetzt auch zu spät:

„Danke dir.“, sagte Rick nur und Hannes nickte zufrieden, danach schloss er wieder die Türe und Rick war nun wieder alleine in seinem Zimmer. Sein Zimmer hatte sich in den letzten vier Jahren nicht wirklich geändert. Es tat ihm plötzlich immer mehr Leid, dass er Linda überhaupt Sorgen bereitet hatte.

Auf der anderen Seite wollte der junge Mann nicht mehr darüber nachdenken, denn diese Gedanken zogen einen nur runter und es war ihm Leid immer wieder schlechte Laune wegen so etwas zu bekommen.

Rick stand auf. Er machte sich fertig, um dann zu dieser Besprechung zu gehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit in der Gildenhalle abgehalten wurde.

Mit jedem Schritt wurde es ihm bewusster, die Abreise rückte immer näher. Das Ergebnis der letzten vier Jahre. Im Inneren war der junge Mann schon extrem aufgeregt, aber Rick konnte das gut runter spielen. Sein Training hatte ebenso viel dazu beigetragen.

Sich nicht vom Gegner provozieren lassen war ein Punkt der Lektionen, dazu die innere Ruhe zu finden.

Diese Lektionen zeigten tatsächlich Wirkung und bei manchen Situation hatte es schon sei Gemüt gekühlt, aber es war kein Allgemeinrezept für Problemlösungen.

Während der junge Mann zur Tür lief, lief er an einen Spiegel vorbei, welcher neben seiner Türe hing, sodass Rick immer vorbeilaufen musste, wenn er die Türe öffnete.

Der junge Mann sah sich einen Moment lang im Spiegel an:

Hatte er bisher eigentlich nur richtige Entscheidungen getroffen? Oder hatte er jemals überhaupt etwas richtig gemacht?

Rick schüttelte seinen Kopf. Warum sollten ihn wieder solche Gedanken belästigen? Diese Plagen sollten aufhören.

Er hatte jetzt schlichtweg keine Lust dazu, deswegen beeilte er sich. Schnell schloss er die Türe hinter sich und nun eilte der junge Mann nach unten in die Eingangshalle.


 

Rick warf ein Blick durch die Halle. Sie hatte sich im Vergleich zu früher schon ein wenig geändert. Es wirkte nun einladender. Die Sitzmöglichkeiten waren nun bequemer und am Rand stand ein kleiner Schrank mit einer Kaffeemaschine und einem Wasserbehälter. An der Wand in Richtung der Halbetage mit dem Podest, waren nun auch mehr Bilder aufgehängt worden.

Früher war das Aussehen und die Atmosphäre der Gilde zweitrangig, immerhin kamen die Leute, um ihre Probleme zu lösen und nicht, um die Dekoration zu bewerten.

Heutzutage, vor allem wegen dem Tourismus und der stark angestiegenen Einwohnerzahl, musste man sich wohl so von der Konkurrenz abgrenzen, auch wenn glücklicherweise keine weitere Gilde auf Ranger Island zugelassen wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es genug Anmeldungen.

Man weiß nicht wie lange das noch so bleibt, immerhin war der Bürgermeister, der immer noch gut auf die Gilde zu sprechen war, noch der alte, der genug Dreck am Stecken hatte.

Langsam versammelten sich die anderen der Gilde.

Daniel, Julius, Max, Engl, Noju, Hannes und Omega. Rossya kam kurz darauf und ein wenig später Linda.

„Hallo Rick.“, hörte er plötzlich von der Seite eine leise weiche und weibliche Stimme. Er bemerkte Tina aus dem Augenwinkel, sie schien demütig zu wirken.

„Ah hallo Tina, wir haben uns bisher noch nicht wirklich begrüßen können, tut mir Leid.“, erklärte der junge Mann.

„Ah das macht doch nichts!“, wurde sie lauter.

„Tina, du scheinst dich kein Stück verändert zu haben, hast du wenigstens etwas in deinen vier Jahren gelernt?“, hörte Rick von den Treppen Alina rufen, die in eiligen Schritten auf ihren Freund zulief.

„Ja.............., ich habe viele tolle neue Freunde kennengelernt. In meiner Klasse....., also da gab es die ehrgeizige und kluge Christina und Leo, auch wenn er manchmal ein wenig eingebildet sein kann................“, wollte Tina erklären:

„Gähn.........., Tina.........., wir sind nicht hier, um jetzt über Belangloses zu reden.“, erklärte Alina. Tina wirkte für einen Moment überrascht und ein wenig frustriert.

„Was ist denn jetzt schon wieder mit Alina los? Muss sie immer ein Streit provozieren? Waren sie nicht eigentlich Freundinnen?“, genervt sah Rick Alina eine Weile an und als er den traurigen Blick von Tina sah, meinte er mit harscher Stimme:

„Entschuldige dich.“, Alina sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Wie bitte?“, fragte sie dann nach wenigen Sekunden.

„Das war unnötig, also entschuldige dich.“, erklärte er.

„Ach das muss nicht sein............“, wollte Tina sich einmischen.

„Jetzt reicht es! Die eine muss immer Streit anfangen und die andere lässt alles über sich ergehen. Was für eine Freundschaft soll das sein? Was für ein Paar wollt ihr abgeben? Werdet mal erwachsen und benehmt euch entsprechend!“, wurde Rick lauter.

Bevor Alina oder Tina sich zu Wort meldeten, fing Rossya an zu reden:

„Ruhe! Wir wollen nun kurz durchsprechen, wie die Abfahrt abläuft. Konzentriert euch, immerhin wird es eine stressige Zeit.“, die weißhaarige Dame sah durch den Raum, dabei blieb sie kurz mit ihrem Blick bei Rick stehen, dann erklärte Rossya weiter:

„Da wir nun früher losfahren müssen, hat Linda ein andere Mitfahrgelegenheit organisieren müssen und da um diese Uhrzeit kein Schiff mehr dorthin gefahren wäre, musste etwas anderes her. Es wird ein privates Kreuzfahrtschiff sein. Es ist keiner dieser absolut großen Dinger, aber es hat seinen Preis. Für normale Personen liegt das außerhalb der Preisklasse, aber wir haben Glück und wir dürfen sozusagen als kurzweilige Gäste mitfahren. Das Schiff fährt von einem der Nachbarinseln ab und es würde dann zum gleichen Hafen fahren, zu dem wir ebenfalls hinmüssen. Es werden dort die Gäste auf das Schiff kommen und wir gehen ab, weil das Turnier sowieso in der Nähe stand findet. Also........“, Rossya stoppte kurz.

„................. erwarte ich absolutes Benehmen. Wir dürfen dort eigentlich nichts anfassen, aber wir dürfen die Betten nutzen. Wir sind dort keine zahlende Gäste, daher sind wir sozusagen wie Personal, aber wir werden nicht bezahlt. Ich erwartete das beste Benehmen, was unsere Gilde zu bieten hat.“, die weißhaarige Dame verwies auf das Gepäck, welches hinter der Treppe stand und so nicht sofort von den Kunden der Gilde als Erstes gesehen werden konnte:

„Wir tragen jetzt das ganze Gepäck zur Hafenstadt, da leider unsere Mitfahrgelegenheit zur Hafenstadt ausfällt, aber ich denke ihr seid stark genug.“, sie verwies auf Hannes und Omega:

„Die drei werden uns helfen.“

„Also eigentlich wollte ich nur...............“, wollte Hannes erwidern:

„............uns helfen.“, beendete Rossya seinen Satz, dabei warf sie ihm ein harschen Blick zu.

„Ja..........“, sagte der rothaarige junge Mann mit heruntergezogenen Mundwinkel.

„Ich helfe gern.“, erklärte sich Omega bereit. Der Hüne mit dem sanften Gemüt war schon immer jemand, der jederzeit hilfsbereit war.

Rick hatte ihn als Pazifist in Erinnerung, der auch schon früher nur ständig Linda hinterhergerannt war. Ein Muttersöhnchen hatte Rick ihn früher genannt, aber wenn der große und muskulöse junge Mann vor ihm stand mit dem kurzen schwarzen Haar, dann stieg der Respekt plötzlich stark an.

„Wie konnte der eigentlich so muskulös werden? Selbst wenn ich solange trainiere, werde ich nie so kräftig sein?“, überlegte Rick.

Wahrscheinlich wenn nur Omega zulangte, dann würde er allein schon die Hälfte des Gepäcks tragen.

„Danke Rossya.“, unterbrach Linda ihre weißhaarige Freundin. Linda war bisher still gewesen. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war sie wohl ein wenig ausgelaugt. Ihr Gesichtsfarbe wirkte blass. Irgendetwas schien die schwarzhaarige Dame zu plagen.

„Der Kapitän, der das Schiff fahren wird, ist ein alter Freund meines Vaters. Da er meinem Vater etwas geschuldet hat, lässt der Mann uns mitfahren, aber er ist kein friedlicher Zeitgenosse, deswegen bitte ich euch, dass ihr euch benehmt.“, die Anwesenden nickten teilweise.

„Gut, dann packen wir es an.“, erklärte Engl, während er sich die Hände rieb.


 

Wenige Stunden später war alles organisiert und der Gang auf das Schiff konnte gemacht werden. Dazu wurde eine Fähre organisiert, die zu diesem Schiff fuhr, welches etwas entfernt im Hafenwasser schwamm.

Julius, Daniel, Max, Tina, Alina, , Engl, Noju, Dr. Drogan, der hinzugestoßen war, Linda und Illan, der wie immer mitten aus dem Nichts aufgetaucht war, standen im Moment auf der Fähre. Rick stieg als Letztes darauf.

„Nun gut, dann überlasse ich euch die Gilde für eine gewisse Zeit. Rossya wird den Überblick behalten, da sie aber für die Finanzen zuständig ist, wird sie mit der Organisation der Kunden nicht alleine klarkommen, daher habe ich Uwe schon angefragt, ob er ein Blick über die Bücher wirft. Cedric und Yannick werden weiterhin die Aufträge annehmen, die sich außerhalb der Insel befinden und Jay habe ich verdonnert die Gildenhalle zu schrubben, richtig zu polieren, bis sie wirklich von selbst aus glänzt.“, erklärte die schwarzhaarige Gildenmeisterin und Hannes sah sie nervös an:

„Ich werde mein Bestes geben, auf mich kann man sich verlassen und ich werde auch sicherlich nichts machen, was unbehaglich wäre.“, erklärte der rothaarige junge Mann mit einem kräftigen Grinsen im Gesicht.

„Nun gut.“, meinte Linda zunächst verwundert, bis sie den Fährmann anwies, dass er das Schiff in Bewegung setzen konnte.


 

Auf dem großen Schiff, welches einige Meter lang und entsprechend breit war, sowie mehrere Stockwerke besaß, wurden sie zwar nicht sonderlich begrüßt, aber allein die prachtvolle Atmosphäre der Räume war atemberaubend. Die Gilde durfte aber nur die Gänge zu den Schlafzimmern im ersten Stock, die Schlafzimmer, das Heck und der Aufenthaltsraum für das Personal nutzen, aber nicht die größeren Hallen und Räume, sowie die Sporträume und den Pool. Auch die Küche war tabu, dennoch fühlte sich die Fahrt, wie ein großer Luxus an. Rick hatte in seinem Leben noch nicht so viel Luxus gehabt. Zwar war der junge Mann nie sonderlich scharf auf so etwas, aber es konnte nicht schaden es zumindest einmal ausprobiert zu haben.

Der Kapitän hatte sich zunächst noch nicht gezeigt, nur das unfreundliche Personal, welches wohl nur zu zahlenden Kunden nett war, sah man ab und zu.

Linda hatte der Gruppe erklärt, dass die Überfahrt ungefähr zwölf Stunden dauern würde, daher war es angebracht zumindest zu schlafen. Es war sowieso schon spät geworden.

Nach der Besprechung der Schlafzimmerzuordnung, ging jeder schlafen.

Rick hatte sich zwar erholt, aber dennoch lehnte er es nicht ab, sich erneut ins Bett zu legen. Alina oder Tina sprachen mit ihm kein Wort, während der junge Mann allein zu seinem Zimmer ging. Nur eine der Bedienstete, die wohl die saubere Bettwäsche auf die Zimmer verteilte, lief beinahe in Rick hinein. Dabei verlor die junge Frau, die ungefähr im gleichen Alter von Rick war, eine goldene Kette. Der junge Mann half ihr auf und er gab ihr die goldene Kette zurück. Dankend nahm die junge Frau die Geste an und nach einer kurzen Entschuldigung lief sie weiter.

„Selbst das Personal hier ist reich. Ich habe noch nie so eine glänzende goldene Kette gesehen.“, meinte Rick überrascht, darauf ging er in sein Zimmer.


 

Es hörte sich wie das Schleifen von Metall an, als würde jemand mit einem großen Messer über einen Stein fahren, um dieses zu schärfen.

Der junge Mann lief in den großen Raum hinein. Tina und Alina standen dort. Alina stand in verschränkten Armen dort, aber sie hatte sich umgezogen. Sie trug einen dicken grünen Anorak, als würde es Draußen ziemlich kalt werden. Ihr langes blondes Haar war gekämmt und nach hinten geworfen. Ihr Blick war erwachsenen, aber ihre Mundwinkel wie immer. Sie trug schwarze Reiterstiefel und dazu eine dunkelblaue Jeans. Tina hingegen trug ihr langes rotbraunes Haar, welches immer dunkelroter wurde mit der Zeit, gebunden als Pferdeschwanz. Ihre Kleidung war lockerer, sie trug eine Hemdbluse, dessen oberster Knopf offen war, dazu eine Mischung aus Hose und Rock. Ein Teil ihres Oberschenkels konnte man sehen, bis zu dem festen Schuhwerk war es ein stabiler Stoff, der ihre Haut bedeckte. Man könnte meinen, dass sie eine Wanderung durch die Berge machen wollte, aber es immer noch gut aussehen sollte und das tat Tina auch.

„Seit wann trägst du so etwas?“, fragte Rick Tina.

„Du änderst dich nie?“, mischte sich Alina ein.

„Warum trägst du ein Anorak? Wir haben doch kein Winter?“, erklärte der junge Mann.

„Sei nicht so blind, Rick. Bitte sei nicht so blind.“, erklärte Tina. Ihre Stimme klang traurig und ihr Blick war vergleichbar mit einem Trauernden.

„Was? Was ist mit euch eigentlich immer los?“, fragte Rick verständnislos.

„Könnt ihr euch nicht einmal wie normale Menschen sein? Sind eure Hormonströme so durcheinander, dass ihr immer............“, wollte sich der junge Mann lautstark beschweren, da bemerkte er zwei große Schatten, die um die drei kreisten.

Als Rick bemerkte, was genau diese Schatten waren, verblasste sein Gesicht. Es waren zwei ungefähr drei Meter große Männer, die ummantelt waren. Ihr schwarzer Mantel war so dunkel, dass man seinen Blick darin verlieren konnte, aber das Erschreckendste war die metergroße Sense in den Händen.

„Du warst noch nie gut darin.“, erklärte Alina.

„Was?“, meinte Rick verständnislos.

Ein eiskalter Hauch fegte ihn von den Füßen und er fiel unsanft auf den Boden. Als der junge Mann aufwachte, bemerkte Rick, dass er neben seinem Bett lag. Ihm war kalt, seine Finger zitterten, aber der Raum selber wirkte nicht unbedingt so, als herrschten hier Minusgrade.

Was zum Teufel war das gerade eben gewesen. Wieder ein Albtraum? Wieder so eine seltsame Botschaft? Rick hatte gedacht, dass es eine einmalige Sache gewesen wäre, denn seitdem damaligen realistischen Albtraum, hatte er keinen weiteren gehabt.

Zitternd stand der junge Mann auf. Zuerst musste Rick sich im Bad frisch machen. Der Schock des Albtraum saß ihm wieder einmal tief im Magen.


 

Zur Erholung hatte Rick sich in den Aufenthaltsraum begeben, um dort, während dem Hinaussehen aus den großen runden Fenster, zu versuchen an nichts zu denken.

Die meisten der Gruppe befanden sich momentan in diesem Aufenthaltsraum.

Es war ein langer, breiter Raum, der an der Fensterfront ein paar gegenüberstehende Sofas hatte, dort stand dazwischen jeweils ein Tisch. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich ein großes Terrarium und auf der linken Seite eine Bar. Ein Barkeeper stand dort, der die Gruppe unzufrieden anschaute. In dem Terrarium waren teilweise wunderschöne Pflanzen zu sehen. Rick hatte zwar keine Ahnung, aber mit Sicherheit waren es wohl seltene Exemplare, wieso sollten man sie sonst zur Schau stellen.

Daniel und Julius saßen an der Bar, aber wahrscheinlich durften sie außer Säfte sowieso nichts trinken, was die beiden bestimmt nervte. Linda verbat sicherlich jede Art von Alkohol während der Reise bzw. vor dem Turnier.

Aber Rick war das egal, ihn interessierte Alkohol momentan sowieso nicht. Sein Blick schweifte nach rechts und er sah Max und jemand Fremdes gegenüber sitzen. Es war ein Mädchen, eigentlich schon eine junge Frau, sie hatte lange purpurfarbene Haaren. Es war ziemlich auffällig, sowie im Gesamten ihr ganze Kleidung. Es wirkte sehr vornehmlich. Gehörte sie zum Personal oder zu den Gästen?

Sein Blick schweifte ein Paar Sofas weiter und er entdeckte ein weitere schöne junge Dame. Es scheint wohl so zu sein, dass es an der luxuriöse Atmosphäre lag, dass hier alles wunderschön aussah.

Und Rick bekam sofort ein schlechtes Gewissen, weil er genau das gerade gedacht hatte.

„Hey.........“, rief die junge Frau ihm zu.

Rick zögerte ein bisschen, aber dann ging er ein paar Schritte auf sie zu:

„Ah hey...................“, währenddessen fiel ihm auf, dass die junge Frau, die Dame von gestern Abend war. Sie war wohl vom Personal. Die goldene Kette war nicht zu übersehen.

„Entschuldige wegen gestern. Ich bin zwar niemand vom Personal, aber wenn ich immer sehe, wie viel die hier leisten müssen, dann bekomme ich immer Mitleid und ich will ihnen helfen. Mein Vater interessiert sich sowieso nicht für mich, daher kann ich hier machen was ich will.“, sie lächelte ein wenig und Rick wurde es warm ums Herz.

„Setze dich doch.“, erklärte sie und die junge Frau verwies auf das leere Sofa gegenüber ihrem Sitzplatz.

„Ja gern.“, stimmte er sofort zu, aber nur, weil Rick sowieso gerade so ausgelaugt war, dass er sich setzen wollte.

Drei Sicherheitsmänner, die ihm Raum verteilt standen und ebenfalls die anwesenden Leute mit ihren grimmigen Gesichtern bestraften, wirkten schon ein wenig angsteinflößend. Warum fixierten sie Rick auf einmal? Hatte er irgendetwas verbrochen?

„Aber warum sollte man hier Sicherheitsleute abstellen und warum gleich drei? Sind wir so gefährlich oder hat Linda einfach nur Angst, dass wir irgendetwas verbocken könnten?“, Rick verstand das nicht, aber vielleicht war auch der Kapitän einfach nur vorsichtig.

„Wenn das so wäre, dann wäre der Kerl echt ein unangenehmer Zeitgenosse, als würden wir irgendetwas dummes machen wollen.“, dachte Rick. Er wollte sein Kopf schütteln, aber der junge Mann ließ es.

Er setzte sich hin und die junge Frau tat dies ebenfalls. Sie lächelte erneut und wieder wurde es Rick warm ums Herz. Welch ein schönes Gefühl.

Der junge Mann war kurz abgelenkt, da bemerkte er, dass die junge Frau ihn etwas gefragt hatte.

Als er sie verwundert anschaute, weil es Rick nervte, dass er ihr nicht zugehört hatte, erklärte die junge Frau erschrocken:

„Ich hatte vergessen mich vorzustellen, dabei habe ich dich unhöflicherweise einfach angesprochen.“, sie schaute kurz aus dem Fenster. Das Meer schien ruhig zu sein. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis das Schiff den Hafen endlich erreichte.

Die junge Frau sah Rick wieder an:

„Mein Name ist Jenny Wonnfeld und ich bin die Tochter des Kapitäns, zumindest eine seiner Töchter, aber ich bin ihm nicht wichtig, weil ich nicht so erfolgreich bin, wie meine älteren Geschwister.“, erklärte sie, dabei trug die junge Frau ein sehr betrübten Blick. Es ähnelte ein wenig Tina, aber Rick wollte nicht wieder abschweifen und unhöflich sein:

„Mein Name ist Rick Nerafal, ich bin Mitglied der Ranger Guild und wir fahren zurzeit nach Totram, um an diesem Turnier teilzunehmen. Ich weiß nicht, ob du davon schön gehört hast?“, fragte er.

„Oh doch!“, die junge Frau wirkte plötzlich viel interessierter und sie lächelte wieder.

Daraufhin musste auch Rick lächeln. Die junge Frau war ihm schon sympathisch geworden.

„Das Turnier........., es ist bestimmt sehr aufregend. Leider darf ich aber ohne Erlaubnis nicht das Schiff verlassen..............“, sie zögerte kurz und das Mädchen sah verlegen zur Seite:

„Eigentlich würde ich schon gerne.............“, sie sah wieder zu Rick:

„Aber wenn ich das tun würde, dann würde mich mein Vater vom Schiff werfen. Er duldet mich hier nur, weil ich seine Tochter bin. Er würde mich züchtigen, würde ich mich nicht an seine Regeln halten.“, Jenny klang traurig.

Rick hatte plötzlich das Bedürfnis sie zu trösten:

„Sei bitte nicht traurig...........“, wurde er kurz lauter:

„..............wenn ich könnte würde ich dich ja bitten uns zu begleiten, wenn du unbedingt das Turnier sehen willst.“, kurz darauf dachte der junge Mann darüber nach, was er da eigentlich gerade eben gesagt hatte.

„Oh........., ähm.........., danke, aber ich kann nicht......, aber es ist sehr nett von dir!“, das Mädchen wurde ebenfalls lauter. Jenny schien immer mehr verlegen zu sein.

„Warum sage ich so etwas? Ich bin hier nur ein Gast und wenn dein Vater dir das nicht erlaubt.........., auch wenn ich so etwas wirklich unfair finde. Regeln kann ich verstehen, aber so etwas ist doch nicht mehr in Ordnung.“, erklärte Rick.

Jenny sah ihn traurig an.

„Wir kennen uns nicht, aber du setzt dich für mich ein. So etwas hat noch niemand für mich getan.“, erklärte Jenny.

„Ach was........., würde ich mich richtig einsetzen, dann würde ich deinem Vater sagen, was ich davon halte. Man kann seine Tochter doch nicht hier festhalten, nur weil sie ein Familienmitglied ist.“, erklärte Rick.

„Mein Vater ist mächtig.........., ich weiß nicht was man tun kann.“, Jenny schüttelte leicht den Kopf, während sie nach unten sah und ihre Hände leicht geballt auf ihre Oberschenkel drückte:

„Aber ich schätze deinen Versuch sehr. Ich will nicht, dass irgendeiner von euch Ärger bekommt. Ich hätte das vorher nicht sagen sollen. Ich mache hier nur alles schlimmer.“, erklärte Jenny.

Immer mehr kochten die Schuldgefühle in Rick hoch. Er hatte das Gefühl, dass er im Verlauf dieses Gespräches der jungen Frau immer mehr Sorgen bereitete. Darüber hätte sich Rick fast schon die Haare vom Kopf gerissen. Warum war er so unvorsichtig?

Rick atmete kurz durch und der junge Mann versuchte seine Gedanken zu ordnen. Was könnte er in dieser Situation nur sagen, um das Ganze nicht noch schlimmer zu machen.


 

„Ich verstehe.“, hörte er plötzlich von der Seite sagen. Es war ihm eine bekannte weibliche Stimme und als sein Kopf registrierte, wer das eigentlich war, musste der junge Mann schon ein Seufzen unterdrücken, denn in seinem Inneren hatte er schon erahnt, dass genau diese Situation eintreffen würde. Warum musste das Schicksal immer so ironisch sein?

Ricks Kopf drehte sich leicht zu seiner Freundin, Alina, die mit verschränkten Armen und in Begleitung von Tina leicht schräg hinter ihm, knapp einen Meter, von seinem Sitzplatz auf dem Sofa entfernt, stand. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war sie gar nicht erfreut. Wahrscheinlich missverstand Alina wieder einmal die Situation.

Statt sich zu rechtfertigen beschloss Rick stumpf zu antworten:

„Was ist Alina? Kommentierst du alle Gespräche so? Ich würde die Tochter des Kapitäns wenigstens begrüßen, bevor ich ein Urteil fälle.“

Alina schaute das Mädchen ein paar Sekunden lang an, ohne eine Miene zu verziehen, währenddessen schauderte es Jenny wohl ein wenig.

„Oh hallo, mein Name ist Tina Break schön dich kennenzulernen.“, meldete sich Tina zu Wort, die hinter Alina zum Vorschein kam. Sie ging ein paar Schritte auf Jenny zu, bis Alina die Hand dazwischen streckte:

„Ich gehe stark davon aus, dass du mit ihr flirtest, weil du ein Problem mit mir hast. In letzter Zeit streitest du nur noch mit mir. Ich bin nicht blind, ich weiß genau, dass wir nicht mehr zusammen sind, oder Rick?“

Rick ballte seine Hände zu Fäuste und ein leichtes Knurren war von ihm zu hören, aber der junge Mann fing sich schnell wieder, dann meinte er mit bösen Blick zu Alina:

„Also gut, Alina! Hiermit mache ich Schluss mit dir! Lässt du mich jetzt nun in Frieden? Ich möchte mich gerne weiter mit Jenny unterhalten. Mit ihr kann ich wenigstens noch ein normales Gespräch führen, ohne dass es gleich eskaliert.“, erklärte Rick, dann schaute er zu Jenny. Ihr war die Situation wohl sehr unangenehm, zumindest konnte man ihre Anspannung wahrnehmen.

„Du machst wirklich Schluss mit mir?“, hörte man von Alina sagen. Sie war leise und angespannt, als hätte die Blondine dies wirklich nicht erwartet.

„Sie hatte es unbedingt provozieren müssen. Wahrscheinlich dachte Alina, dass ich jetzt hier eine Nummer der Reue abziehe, aber da hat sie falsch gedacht!“, dachte Rick nur, ohne sich umzudrehen.

„Vielleicht solltet ihr euch erst einmal beruhigen und darüber nachdenken.............“, wollte Tina beschwichtigen, da meinte Alina lautstark:

„Lassen wir den Idioten seinen Trieben nachgehen, ich verschwinde!“, erklärte Alina, dann drehte sie sich um.

Die Blondine ging in Richtung Ausgang, an dem Terrarium und an der Bar vorbei.

„Komm Tina!“, erklärte sie und das schüchterne Mädchen folgte ihr, dabei drehte sich Tina mehrmals zu Rick um. Ihr Blick war besorgt.

„Ich finde das gemein zu dir, dabei habe ich doch das Gespräch angefangen? Warum ist sie plötzlich so sauer auf dich? Ich finde du hast nichts falsch gemacht.“, meinte Jenny.

„Mache dir deswegen keine Gedanken. Zwischen mir und Alina war es schon eine Weile nicht mehr so gut. Du trägst da keine Schuld.“, erklärte Rick.

„O.k, aber ich fühle mich deswegen trotzdem nicht sonderlich gut.“, erklärte sie.

Rick bemerkte, dass Alina ein weiteres Mal stehen geblieben ist, jedoch hatte sich die Blondine nicht umgedreht. Sie war wütend, man konnte es an ihrer Haltung erkennen, auch wenn Rick nicht ihr Gesicht sah.

„Ich muss die Sache endgültig beenden und Alina deutlich machen, dass es aus ist, sonst wird sie nie damit aufhören!“, dachte Rick stark genervt.

Er sah Jenny in die Augen, bis sie leicht errötete:

„Es gibt doch hier so etwas wie ein Restaurant, nicht? Lass uns später dort Essen gehen, ich denke die Zeit reicht noch bis zur Ankunft.“, fragte Rick mit einem leichten Schmunzeln.

„Ich......................“, gab Jenny von sich. Sie wollte wohl etwas sagen, aber die junge Frau erschrak zu Tode, als sie an Rick vorbeischaute.

„Du machst wirklich Schluss mit mir, um mit dieser Schlampe zusammen zu sein?!“, brüllte Alina zornig, während sich die Blondine umdrehte. Ihre Augen strahlten plötzlich etwas sehr angsteinflößendes aus, was Rick bisher nie bei ihr gesehen hatte.

„Alina!“, rief Tina.

Alina ballte ihre Hände zu Fäuste und eine Art Licht strahlte aus ihnen, daraufhin bewegten sich die kleinen Ranken im Terrarium, die schlagartig an Größe zusammen und das Schutzglas durchschlugen, als sie sich lösten.

Daraufhin wuchsen aus diesen Ranken kleinere Ranken, die auf Jenny zuschossen. Rick wollte reagieren, aber der junge Mann war zu langsam.

Die kleineren Ranken umschlangen Jenny, vor allem ihr Hals. Die junge Frau wurde in die Luft gezerrt, dabei strampelte Jenny. Sie bekam sichtlich keine Luft mehr. Die Ranken würgten Jenny.

Die nächsten Minuten vergingen wie Stunden für Rick.

Warum reagierte keiner der Sicherheitsmänner. Die Männer schauten nur überrascht, aber sie reagierten nicht. Engl und Noju kamen in den Raum gestürmt und Tina zerrte Alina, die kurz ein diabolisches Lächeln im Gesicht hatte.

Rick griff nach den Ranken und er riss sie mit all seiner Kraft auseinander, sodass Jenny wieder zu Boden flog und Luft bekam. Alina wollte zwar wieder die Ranken auf Jenny zufliegen lassen, da war Linda aufgetaucht, die nun vor der Blondine stand.

Bevor Alina überhaupt reagieren konnte, versetzte Linda ihr eine kräftige Ohrfeige. Alina wich nach hinten und ihr war sichtlich der Schmerz ins Gesicht geschrieben.

Die großen Ranken flogen zu Boden und sie rührten sich nicht mehr, außer ein paar Zuckungen.

Jenny atmete schwer und Rick fragte vorsichtig:

„Alles gut, kannst du atmen?“, natürlich konnte sie das, aber der junge Mann konnte in diesem Moment nicht wirklich klar denken.

Ein größerer schwerer Mann kam durch die breite weiße Doppeltüre, der gegenüberliegenden Türe, durch die Linda in den Raum kam, hereingestürmt. Sein Blick ging zuerst zum Terrarium.

Sofort setzte sich einer der Sicherheitsmänner in Bewegung. Er packte Jenny und der Mann hielt ihr eine entsicherte Schusswaffe an den Kopf. Währenddessen kam ein weiterer Sicherheitsmann in den Raum. Dieser Mann konnte man ebenfalls in die Kategorie des großen schweren Hünen einordnen.

Der Mann, der zuerst in den Raum gestürmt war, drehte sich überrascht zu dem Sicherheitsmann um, der hinter ihm in den Raum kam.

„Also Herr Kapitän, wie sie sehen können, wird das nun eine Übernahme ihres Schiffes.“, zeitgleich zogen alle übrigen Sicherheitsmänner im Raum ihre Waffen, sowie der Barkeeper der eine abgesägte Schrottflinte unter der Bar hervorhob.

„Was zum.................!?“, dachte Rick überrascht, als er sich umsah.



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