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Future for Future

Tatsuro Iwagami/Atsushi Sakurai
von

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„Jungs ich schwöre euch, wenn das jetzt nicht funktioniert, dann such ich mir eine andere Band und ihr könnt sehn wo ihr bleibt!“

Ein allgemeines Stöhnen erfüllte auf Yaguchis Worte hin den Raum, in dem sie nun seit mehr als zwei Stunden zu proben pflegten. Oder wie es Tatsuro empfand, gepeinigt wurden.

Yaguchi war heute noch um eine Spur nervtötender als es sonst der Fall war. Eigentlich war Tatsuro immer der Annahme gewesen, dass in dieser Hinsicht gar keine Steigerung mehr möglich wäre, aber da hatte er sich wohl gründlich getäuscht.

Er konnte nicht sagen wie oft sie nun schon sämtliche Songs, die sie auf diesem Festival zu spielen hatten, durchgegangen waren. Und wie oft er der Meinung gewesen war, dass es doch ziemlich gut klang, was sie da von sich gaben. Bis Yaguchi sie dann wieder anmotzte, dass sie sich gefälligst mehr Mühe geben sollten und jedem von ihnen einen Hinweis zu zischte, was er anders, beziehungsweise wie er es richtig zu machen hatte. Doch egal wie sehr sie sich auch mühten, so schien man Yaguchi heute einfach nicht wohlgestimmt zu bekommen.

Sie hatten noch zwei Tage bevor sie diesen Auftritt zu bewältigen hatten und Tatsuro war sich sicher, dass keiner der dort Anwesenden großartiges von ihnen erwartete, wusste man doch, dass sie noch Amateure waren und kleine Unstimmigkeiten da einfach dazu gehörten.

Jedoch führte sich Yaguchi hier auf, als würden sie ein Konzert im Tokyo Dome geben, wo sie sich vor tausenden Zuschauern beweisen müssten.

Hier konnten sie ja schon von Glück reden, wenn sie zehn Leute halbwegs begeistern konnten.

„Miya, nun reg dich mal wieder ab!“, hörte Tatsuro nun Satoshi in einem deutlich entnervten Tonfall von sich geben, der damit wiedergab, was ihm und augenscheinlich auch Hiro bei all der Schikane auf der Zunge lag.

„Ich soll mich abregen!“, wetterte man Satoshi daraufhin entgegen, worauf Tatsuro für sich feststellen musste dass, wäre er jetzt an Satoshis Stelle, er Yaguchi einfach am Kragen gepackt und ihm deutlich gemacht hätte, dass er sich hier mal nicht so aufspielen sollte.

Aber auch wenn Satoshi sich schon öfter mit Yaguchi in den Haaren hatte, so hatte sich dieser nie zu einem groben Akt wie diesem hinreißen lassen.

Dafür verdiente Satoshi wahrlich seinen Respekt.

Solch eine Seelenruhe war wirklich beeindruckend.

Und auch diesmal war außer harscher und zurechtweisender Worte nichts weiter zu verfolgen, bis Yaguchi mit deutlichem Verdruss im Gesicht aus dem Zimmer stürmte und mit dem schwungvollen Zuwerfen der Tür deutlich machte, was sie ihn alle mal konnten.

„Was ist denn mit dem heute los?“ Hiro befreite sich nun von seinem Bass und setzte sich mit einem erschöpften Seufzen auf einen der herumstehenden Stühle.

„Ich glaub er hat einfach zu viel Stress.“, erklärte Satoshi daraufhin seine Theorie, während er mit einem seiner Drumsticks versuchte eine wohl juckende Stelle auf seinem Rücken zu erreichen.

„Das Festival steht kurz vor der Tür und die Zwischenprüfungen sind auch nicht mehr in allzu weiter Ferne. Außerdem weiß ich, dass Miya nach der Schule auch noch einem Job nachgeht.“

Ok, das war nun auch neu für Tatsuro.

Ihm war klar, dass Yaguchi ein recht zielstrebiger Charakter war, aber das mit dem Job hatte er bis dato nicht gewusst.

Wie auch?

Nur weil sie in einer Band spielten hieß es noch lange nicht, dass sie auch so etwas wie Freunde waren. Generell wusste er kaum etwas über Yaguchis Privatleben, und er war sich sicher, dass dieser es auch so belassen wollte.

„Tja, dann war’s das wohl für heute.“, meinte Hiro daraufhin und griff bereits nach seiner Jacke hinter sich.

Tatsuro schaute auf die Uhr über der Tür. Sie waren nun seit fast drei Stunden hier und wenn er ehrlich war, dann reichte es ihm auch.

„Hey Iwagami, hast du noch Lust auf ne Runde Zocken in den Arkaden?“ Etwas überrascht schaute Tatsuro zu Hiro, der ihn nun abwartend ansah.

Es war das erste Mal, dass Hiro gedachte ihn in eine Aktivität nach den Proben einzubeziehen.

Oder überhaupt fragte, ob sie noch Zeit zusammen verbringen könnten.

Es ließ Tatsuro etwas überrumpelt zurück.

Er war nun vielleicht vier Monate in der Band und bis dato war er stets allein oder mit Satoshi abgezogen, wenn die Proben vorüber waren. Das hieß, wenn er denn zu den Proben aufgetaucht war.

Hiro kam nun an ihn heran und lehnte sich ihm ein Stück entgegen. „Hab gehört, dass du ein einfacher Gegner bist was Street Fighter angeht.“, zog er ihn daraufhin mit einem herausfordernden Grinsen auf. Tatsuro drehte sich sofort zu Satoshi, dem er dieses Leck an Information zu verdanken haben musste. Satoshi rutschte daraufhin sein Drumstick ganz zufällig aus einer Hand, worauf er hinter seinem DrumSet abtauchte, um sich aus dem Sichtfeld zu bringen.

Ein leichter Schubs von Hiros Schulter gegen die Seine brachte Tatsuros Aufmerksamkeit auf diesen zurück. „Also, was ist nun?“

Tatsuro schnappte sich seine Tasche und seinen Mantel. „Warum nicht. Aber die erste Runde geht auf dich.“

Damit verließen sie den Raum, worauf Satoshi erleichtert aufatmen wollte, als die Tür erneut aufflog.

„Glaub nicht, dass du mir davonkommst, Takayasu.“, hörte er Tatsuro grollen, bevor er dann gänzlich abzog.

Mit einem Seufzen griff Satoshi nun den Drumstick auf.

Tatsuro konnte ein nachtragender Typ sein, aber zum Glück wusste er auch, dass er ihn mit einer Schachtel seiner Lieblings Pockys wieder etwas gnädiger stimmen konnte.
 

***
 

Es war der Abend vor dem Festival, als Tatsuro beschloss die Nacht bei Satoshi zu verbringen, um zu vermeiden, dass er durch irgendetwas mit seinem Vater aneinander geraten würde. Das Letzte was er gebrauchen konnte war ein ramponiertes Gesicht bei einem Auftritt.

Es war die letzten Tage noch kälter geworden und Tatsuro tänzelte ob seiner kalten Zehen ein wenig vor Satoshis Haustür herum, als dieser dann auch endlich aufmachte.

„Wurde aber auch Zeit!“, murrte er in seinen Schal und kickte seine Schuhe in dem kleinen Flur von seinen Füßen.

Gut das Satoshi allein zu Hause war, und er sich seine derzeitige Laune auch nicht verkneifen brauchte.

In dieser Hinsicht war Sato ein wirklich gelassener Kerl und Tatsuro dankbar wenigstens einen Freund zu haben, der es mit ihm aushielt.

Tatsuro machte es sich wie immer in Satoshis neongrünem Monster von einem Sitzsack bequem, bis dieser sich mit zwei Tassen Tee zu ihm gesellte.

In Satoshis Zimmer sah es nicht weniger chaotisch aus als bei ihm, was ihn sich immer etwas wie zu Hause fühlen ließ, wenn er hier war. Der einzige Nachteil war, dass er somit auch meist zwischen all dem Gerümpel und herumliegenden Klamotten schlafen musste, machten sie sich des Futons wegen kaum die Mühe, davon etwas beiseite zu räumen.

Aber solange er nicht wieder mit Satoshis alten Socken im Gesicht aufwachte, sollte es ihm auch weiterhin egal sein.

„Und schon Lampenfieber, wegen morgen?“, erkundigte sich Satoshi schelmisch, während er an seinem Tee nippte.

„Pfff, soweit kommt es noch. Ich glaube nicht, dass sich das große Flattern wegen eines Publikums von fünf Leuten lohnt.“

„Lass das Mal nicht Miya hören, der würde dir sofort sagen, “ damit wechselte Satoshi zu einem überernsten Gesichtsausdruck und einer versuchten Miya Stimmparodie, „dass du auch für diese fünf dein Allerbestes geben solltest.“ Tatsuro kam nicht umhin aufzulachen über diese kleine Vorführung.

„Er nimmt das Ganze eindeutig zu ernst. Keiner erwartet, dass wir tatsächlich gut sind. Also was soll´s.“

„Naja, er hat seine Zukunft schon durchgeplant. Er will Gitarrist werden und eine Band gründen, mit der er was erreichen kann. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist es schon ein Wunder, dass er es mit uns aushält.“ Satoshi schaute nun etwas nachdenklich auf die Tischplatte vor sich. „Ich bewundere ihn schon ziemlich dafür, dass er weiß was er will und auch schon daran arbeitet es wahr werden zu lassen. Sieh uns im Gegensatz dazu an.“

Tatsuro war etwas überrascht über Satoshis Gedanken, aber er wusste ebenso, dass er nicht Unrecht hatte.

Dass er nicht wusste was er wollte hielt man ihm wie eine scharfe Klinge an die Kehle. Aber er hatte sich mit der Zeit an das brennende Gefühl, dass diese auszulösen vermochte, gewöhnt.

Er rückte sich noch etwas bequemer in seiner Sitzgelegenheit zurecht und schaute überlegend an die Decke.

Satoshi schien indes nichts weiter von ihm zu diesem Thema zu erwarten und schaltete den kleinen Fernseher in einer Ecke des Raumes ein.

Tatsuro schenkte dem nicht weiter Beachtung, sondern ließ seine Gedanken kreisen. Noch etwas über ein Jahr und er hatte die Schule hinter sich gebracht. Seine Brüder hatten im Salon ihrer Eltern angefangen, aber das kam für ihn nicht in Frage.

Er dachte, dass er es vielleicht in einer Werkstatt als Mechaniker versuchen könnte.

Vorzugsweise für Motorräder. Er hatte eine Schwäche für schnelle Maschinen.

Vielleicht sollte er auch in eine andere Stadt ziehen. Weg von der Familie, die ihn eh nur als Fehler ansah. Das Problem war nur, dass er dafür Geld brauchte. Geld, das er nicht hatte.

Er hoffte einfach nur, dass er einen Job finden würde, um dann so schnell wie möglich ausziehen zu können. Selbst wenn er in einen Wandschrank ziehen müsste. Alles war besser als unter dem Dach seiner Eltern zu bleiben.

Tatsuros Finger fanden ihren Weg in den weichen, roten Stoff seines Schals, den er immer noch um den Hals trug, was ihm auch jetzt erst wirklich auffiel. Und für einen Moment schloss er seine Augen und versuchte sich an das Gesicht der Person zu erinnern, die ihm diesen gegeben hatte. Er mochte betrunken gewesen sein an diesem Abend, doch dieses Gesicht hatte er noch genau vor Augen.

Mein Gott, es war so ein attraktives Gesicht gewesen, dass er sich manchmal doch fragte, ob er es nicht nur geträumt hatte. Seine Hand griff den Schal noch etwas fester.

Der Beweis, dass es kein Traum gewesen war.

Was bedeutete, dass auch dieses Versprechen keine wirre Fantasie darstellte.

Tatsuro vernahm das aufgeregte Kreischen von Mädchen aus dem Fernseher, und Satoshi der ein etwas mürrisches, „Wie kann man als Kerl nur so verdammt heiß aussehen?!“, vor sich hin murmelte. Tatsuro ließ seine Augen aber weiterhin geschlossen, selbst als er sich erneut an Satoshi wandte.

„Ich habe jemandem ein Versprechen geben müssen, es ebenfalls mit der Musik zu versuchen.“, erzählte er ihm, worauf er Satoshis neugierigen Blick auf sich spüren konnte.

„Und wer soll das sein? Sicherlich niemand aus deiner Familie.“, erkundigte er sich auch sogleich, was Tatsuro leicht lächeln ließ.

„Tsk, meine Familie wird froh sein, wenn sie mich loswird. Und ich ihnen nie wieder unter die Augen komme.“ Erneut kreischte es aus dem TV-Gerät, hatte Satoshi über seine Worte wohl nicht weiter umgeschaltet.

„Und wem hast es nun versprochen?“ Tatsuro schlug seine Augen wieder auf und war schon im Begriff sich Satoshi zuzuwenden, um ihm von dem kleinen Zusammentreffen mit Acchan zu erzählen, als sein Blick auf den Bildschirm des Fernsehers fiel.

Mit schreckgeweiteten Augen betrachtete er die Person, die er dort sah.

„Ihm…“, gab er in einem irritierten Flüstern wieder, was Satoshi nicht wirklich hatte verstehen können.

„Huh?“, kam es auch recht eloquent von ihm zurück, was Tatsuro seinen Arm ausstrecken und auf den Mann in dieser Show deuten ließ, die ihm wage etwas sagte.

„Ihm. Ihm hab ich es versprochen.“ Tatsuro schenkte dem skeptischen Blick Satoshis keine Beachtung, als dieser auf den Bildschirm schaute und dann zurück zu Tatsuro. Dieser war nun unmittelbar vor das Gerät gerutscht und schaute wie gebannt auf den Mann, dessen Name dem Zuschauer als Sakurai Atsushi eingeblendet wurde.

Satoshi lachte amüsiert auf.

„Sorry Tatsu, aber ich glaube das ist höchst unwahrscheinlich. Jemand wie er lebt in einer ganz anderen Welt. Er ist womöglich nicht mal menschlich. Ich meine, schau ihn dir doch an. Der Typ ist, “ Satoshi wedelte mit einer Hand, die er auf Sakurai gedeutet hielt, herum, „ unreal!“

„Uh huh.“, war allerdings alles was er von Tatsuro darauf zu hören bekam, was Satoshi dazu brachte ihn etwas genauer zu studieren. Dieses Verhalten war überaus seltsam an Tatsuro zu beobachten. Konnte er sich nicht daran erinnern, dass ihn jemand schon einmal derart eingenommen hatte. Selbst dieses Porno-Sternchen, auf das er so stand, hatte so eine Reaktion nicht in ihm bewirken können.

Satoshi würde sich eher die Zunge abbeißen, als seinen aufkommenden Gedanken je laut auszusprechen. Aber gerade in diesem Augenblick sah Tatsuro mit seinen großen, begeisterten Augen und dem Lächeln auf den Lippen nahezu niedlich aus.

Das war definitiv ungewohnt und nicht weniger merkwürdig es festzustellen.

Daraufhin kam die Show zu ihrem Ende und Tatsuro schaute ruckartig zu ihm zurück.

„Lass mich alles wissen, was es über ihn zu wissen gibt!“ Damit kam dieser auf allen Vieren auf ihn zu, was Satoshi automatisch die Beine an sich ziehen und seinen Freund konfus mustern ließ.

„Und ich meine Alles!“
 

Satoshi lag in Seesternposition auf seinem Bett und schnarchte vor sich hin, hatte er es schon vor zwei Stunden aufgegeben Tatsuro dazu bringen zu wollen, sich von dem Stapel Musikzeitschriften wieder loszusagen, damit sie etwas anderes mit ihrer Zeit anstellen konnten. Doch selbst wenn er Satoshi noch eine Lektion in Sachen Street Fighter verpassen wollte, so kam er einfach nicht von all den zu findenden Informationen los, die sich vor ihm ausgebreitet befanden.

Satoshi hatte außerdem eine der Buck Tick CD´s seiner Schwester aus ihrem Zimmer entwenden können, welche er nun in Dauerschleife hörte.

Er hatte sogar feststellen dürfen, dass ihm Sakurais Band nicht einmal fremd war. Einer seiner Brüder hatte ein, zwei Alben von ihnen gehabt, woher er auch den einen oder anderen Song kannte.

Nur hatte Sakurai zu jener Zeit noch einen anderen optischen Stil gepflegt, weswegen ihm diese Verbindung nicht ansatzweise gekommen war. Auch weil er ihre Musik nicht weiter verfolgt hatte.

Aber nun sahen die Dinge so ganz anders aus.

In einer etwas albern erscheinenden Geste vergrub Tatsuro sein Gesicht in dem Schal, den er Satoshi nicht hatte anfassen lassen, nachdem er ihm erzählt hatte, wie er zu diesem gekommen war.

Es war ein schwelendes Gefühl von Zuversicht, das sich in ihm niedergelassen hatte, nun wo er um Sakurais Status wusste.

Vielleicht war es ja doch keine so abwegige Idee, der Musik eine Chance zu geben.



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