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Soul catcher

von

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Heimweg

„Yoshiko! Gott, Yoshiko! Was ist nur passiert!“, fragte Haru mit weit aufgerissenen Augen und angespannten Muskeln. Yoshikos bester und einzigster Freund sprintete in Hochgeschwindigkeit auf die gelähmte siebzehnjährige zu. Er bückte sich zu ihr hinunter und hielt ihr den Regenschirm hin. Besorgt musterte der Ältere das durchnässte und schockiert dreinschauende Mädchen vor sich. Haru sah ihr an, wie unwohl und fertig sie sich in jenem Moment fühlte, also beschloss er sie erstmal etwas zu beruhigen. Ganz langsam griff der Blonde nach Yoshikos Handgelenk und zog sie sanft zu sich. Beruhigend strich der Ältere über Yoshikos Rücken und flüsterte immer wieder: „Keine Sorge. Ich bin hier, ja?“
 

Yoshiko sträubte sich anfangs noch, doch dann erwiderte sie Harus Umarmung und drückte sich nun voll und ganz an seine wärmende, breite und muskulöse Brust. Schluchzend sog sie seinen Geruch ein und kuschelte sich etwas weiter an ihn. Wie kalt und schlapp sie sich nur fühlte. Ihr ganzer Körper war bis aufs Limit durchgefroren und taub und ihre Augen hörten schon vor Erschöpfung auf zu tränen. Das alles war zu viel für sie. Wie konnte so was nur passiert? Bis vor kurzem war sie noch das Opfer eines perversen Vergewaltiger gewesen, welcher glücklicherweise aber in seinem Vorhaben gestört wurde, doch dann… Doch dann musste Yoshiko auch noch mitbekommen wie sich zwei völlig Fremde gegenseitig den Tod wünschten und einer von denen vor ihren Augen starb. Sie hatte alles mithören können. Die schrecklichen Schreie des Kriminellen und die von Hass erfüllte Stimme. Zitternd verkrampfte sie sich in Harus schützenden Armen.
 

„Komm, ich bring dich nach Hause.“, murmelte Haru leise, nah an ihrem Ohr. Ein stummes nicken seitens Yoshiko, dann richtete sich der blondhaarige Schülersprecher auf und hob seine zitternde Freundin auf die Beine. „Kannst du gehen?“, fragte er noch bevor er losging. Das unkontrollierbare Wanken sagte alles. Der Schülersprecher ging etwas in die Hocke und ließ Yoshiko auf seinen Rücken klettern. Als die Rothaarige ihre zierlichen Arme um den Älteren schlang, ging dieser auch schon los. „Na dann. Ist deine Tante zu Hause?“, erkundigte sich Haru. Daraufhin folgte ein stummes Kopfschütteln. „Verstehe. Na gut. Aber du hat einen Hausschlüssel, oder?“, fragte Haru nun weiter. Leise wie zuvor antwortete die Siebzehnjährige mit einem Nicken.
 

Seufzend marschierte Haru mit Yoshiko im Schlepptau in Richtung warmes zu Hause. Es war schwer bei solch einer Finsternis im Regen den richtigen Weg zu finden, doch was sollte er tun? Die Straßenlaternen waren so unnütz, wie ein Schneehandschuh im Sommer. Die Glühbirnen waren entweder schon längst ausgebrannt, oder so schwach, dass das Licht schon gar nicht mehr den Boden erreichen konnte. Aber kein Wunder! Haru und Yoshiko befanden sich auch im Ghetto. Hier ließ die Stadt einfach alles vergammeln und zerfallen. Manchmal schien es sogar, als ob dies hier gar nicht mehr zur Stadt gehörte. Die Straßen waren übersäht von Einschlagslöchern, die Hauswände total verdreckt und beschädigt und hinter jeder Ecke befand sich irgendein Taschendieb der darauf wartete sein nächstes Opfer auszunehmen.
 

„Wieso bist du eigentlich durchs Armenviertel gelaufen? Du weist doch das es hier gefährlich ist! Und trotzdem wählst du diesen Weg nach Hause! Mensch! Dabei hab ich dir sogar angeboten dich nach Hause zu begleiten! Dir hätte noch schlimmeres passieren können. Du hast echt glück das du verschont wurdest!“, kam es auch schon ungezügelt von Haru. Er schien wütend zu sein. Nun ja, dachte Yoshiko zumindest. „Mensch… Ich hatte schon Angst um dich… Tu das nie wieder, ja?“, murmelte Haru und blieb augenblicklich stehen. Ihm war Yoshiko wirklich wichtig. Sie kannten sich schließlich schon seid der Grundschule. Damals wurden sie beide zu Klassensprechern gewählt und waren so was wie Partner. Dies alles war zwar schon sehr lange her, doch Haru konnte sich an alles noch super gut erinnern. Das erste Gespräch welches sie zusammen geführt hatten, die ersten Schulpausen die sie zusammen auf dem Schuldach verbracht hatten und auch die Verabredungen bei denen sie immer zusammen gelernt hatten. Natürlich spielten die beiden auch zusammen Spiele wie Fangen, Verstecken oder Plumpsack, doch hauptsächlich saßen sie immer drinnen und erzählten sich gegenseitig Geschichten.
 

„Es tut mir leid… Ich werde nie mehr so Kopflos handeln, versprochen…“, murmelte Yoshiko heiser und müde gegen Harus starken Rücken und verstärkte den Druck um ihren Sandkastenfreund. Ein sanftes Schmunzeln zierte nun Harus Lippen und zufrieden setzte er seinen Weg fort.
 

„Gut!“, kam es noch leise von ihm, während sein Lächeln breiter wurde.
 

~ ~ ~
 

„Man! Tsuyuu, du Idiot!“, moserte der Watchdog aufgebracht und wedelte hysterisch mit seinen Armen herum. Dabei kniff er seine Augen fest zusammen und stürmte Hals über Kopf hin und her. Der Buhmann saß derweil neben dem kleinen Wohnzimmertisch welcher in Watchdogs Wohn- und Schlafzimmer untergebracht wurde und beobachtete seinen Kumpel beim hin und herrasen. „Wie konntest du Yoshiko nur so was antun?!“, kreischte der Weißhaarige und hopste nun vor Tsuyoshi hoch und runter. „Wie!?“, lärmte der Wächter der Menschenwelt weiterhin herum. So ging es immer weiter. Das hochrote Gesicht des Weißhaarigen zog dabei viele verschiedene Grimassen die Tsuyoshi schon lange nicht mehr gesehen hatte und warf ihm immer mehr an den Kopf.
 

Nachdem Tsuyoshi von der Menschenwelt zurückgekehrt war, wurde er schon glatt vom Watchdog überfallen. Dieser hatte alles, wirklich alles mitbekommen und wuchtete nun all seine Empfindungen auf einmal heraus. „Mensch! Jetzt will Yoshiko bestimmt nie zu mir kommen! Wieso bist du auch nur so ein gefühlskaltes Schokoeis, den Menschen gegenüber?!“, nörgelte der vor Wut rot wie eine Erdbeere angelaufene Watchdog. „Schokoeis?“, fragte Tsuyoshi nur Stirn runzelnd und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Was wollte der Watchdog ihm nur sagen? Seufzend stand Tsuyoshi auf, griff nach einem Windbeutel und drückte diesen dem Watchdog in den Mund. „Reg dich mal etwas ab! Die wird das schon verkraften! Es ist ja nichts Neues das Menschen sterben.“, sprach Tsuyoshi nun wieder wie die Ruhe in Person. „Red nicht so als seinen die Menschen irgendwelche eklige Insekten!“, motzte der Watchdog wieder und biss dabei wutentbrannt von dem Windbeutel ab. Trotzig drehte er sich von Tsuyoshi weg und setzte sich in Schneidersitz auf einen Stuhl.
 

„Ich weis echt nicht was du hast. Von denen gibt es eh zu viel und so gut wie jeder dritter ist doch sowieso kriminell.“, warf Tsuyoshi nun wieder zurück. Schnaubend schnappte sich der weißhaarige Dämon noch einen Windbeutel und verdrückte den in Rekordszeit. „Neija… Egal. Ich muss jetzt langsam eh gehen. Wir sehen uns morgen.“, verabschiedete sich Tsuyoshi und winkte über seine Schulter hinweg dem Watchdog zu. „Was? Jetzt schon? Wieso so schnell?“, fragte der weißhaarige Dämon und stand wieder vom Stuhl auf.
 

„Sorry. Aber ich muss langsam nach Akito sehen. Wer weiß was der Kerl alles in der Hölle anstellt.“, murmelte Tsuyoshi, während er wieder seine Schriftzeichen in die Luft zeichnete. Mit dem Schnipsen verpufften die schnörkligen Zeichen und hinterließen dichten Nebel, wobei Tsuyoshis Seelenstab hervor kam. In Windeseile öffnete er auch schon das magische Tor zur Menschenhölle und schritt schon mit einem Bein hinein, als der Watchdog ihn noch mal an der Schulter packte. Das war’s wohl mit seinem Fluchtversuch. Was würde er ihm noch an den Kopf werfen? Abwartend blickte der Buhmann in die schwarz, violetten Irden des Watchdogs.
 

„Nimm die hier mit.“, kam es plötzlich von ihm. Tsuyoshi sah verwundert auf die kleine Tüte die sein weißhaariger Freund ihm reichte. „Ich hab mich ja noch nicht dafür bedankt das du Taki geholfen hast.“, erwähnte der Watchdog nochmals und lächelte nun wieder bis über beide Ohren. Seine Stimmung schien sich wieder verbessert zu haben. Verwundert stierte Tsuyoshi auf den weißhaarigen Dämon. „Taki? Wer ist das?“, fragte der Vermummte und trat mit seinem Bein nochmals aus dem Portal heraus. Grinsend drückte der Watchdog dem Buhmann die Tüte in die Hand. „Na du weist doch. Der Kellner dem du das Geld gegeben hast.“, meinte der Watchdog und knuffte seinem Kumpel einmal schön in die Seite. Tsuyoshi ignorierte es einfach und sah in die Tüte. Windbeutel.
 

„Woher hast du denn eigentlich das Geld? Hier bei uns benutzt man ja anderes. Und woher wusstest du seinen Namen?“, fragte der Watchdog mit einer nachdenklichen Mine. „Hab es von meinen Opfern davor zusammengekratzt und es mit meiner schwarzen Magie in diese Deutsche Währung umgeändert. Wie heißt sie noch gleich…“, antwortete Tsuyoshi auf die Frage des Watchdogs und hing direkt eine Frage hinten dran. Er grübelte, konnte sich aber immer noch nicht an den Namen der Währung erinnern. „Euro!“, entgegnete der Weißhaarige Tsuyoshi lächelnd. Tsuyoshi sah gleich auf und nickte. „Ja, ja. Genau. Die war es.“, bestätigte er und schnappte sich gleich einen Windbeutel aus der kleinen Verpackung die in der Tüte lag.
 

„Und der Name. Neija. ich hab dein komisches Kristallding benutzt. Ach ja, stimmt ja.“, murmelte der Vermummte mit dem Windbeutel im Mund und streifte mit der freien Hand seinen langen Umhang zur Seite. Schnell griff er in seine Hosentasche und zog jenen Kristall wieder heraus. „Hier. Kannst mir für morgen gleich die nächste Ladung drauf zaubern, oder wie auch immer du das machst.“, überreichte Tsuyoshi auch gleich den Kristall seinen eigentlichen Besitzer. Dieser nickte heftig als er die Bitte seines Gegenübers hörte.
 

„Gut. Mache ich.“, willigte der Watchdog noch ein, bevor er ein Schritt zurück ging und somit seinem Kumpel zeigte, das dieser nun los konnte. Tsuyoshi bedankte sich nochmals wegen der Windbeutel, schritt wieder ins Portal und verabschiedete sich noch schnell, bevor er es schloss.
 

„Hoffe Yoshiko verkraftet das wirklich…“, murmelte der Watchdog mit verzogener Mine, noch bevor er sich wieder an seinen Schreibtisch setzte und anfing die Liste für den morgigen Tag auf den Speicherkristall zu laden.



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