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Bop to the top

von

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Ein einmaliges Angebot

Ich ziehe scharf die Luft ein und versuche meinen Blick wieder nach vorne zu lenken, was unter diesen Umständen einfacher gesagt, als getan ist.
 

Meine Augen huschen über den leblosen Körper, der da direkt vor meiner Nase auf einem der sterilen Tische, die man so aus der Wand ausfahren kann, liegt.
 

Erneut startet mein Magen eine kleine Revolution und mit einem Mal wünsche ich mir, ich hätte auf den zweiten Käsekuchen verzichtet.
 

Und der sich wahrscheinlich auch, zumindest scheint er wieder raus zu wollen und tendiert der Weilen zum schnellsten Weg.
 

Ich schlucke, es ist nicht so, dass ich noch nie einen Toten gesehen hätte, ganz im Gegenteil.
 

Aber dieses Mal ist es ein bisschen anders, denn das Mädchen dort auf dem Tisch ist beinah noch ein Kind, 16, 17, meine Güte, vielleicht auch 18 oder 19, aber definitiv zu jung um hier zu liegen.
 

Nervös bohren sich meine Fingerspitzen in den Saum meines Hoodies und ich schaue zu Sasori, welcher das Mädel vor uns, mit völlig kühler, beinah entspannter Miene, mustert.
 

Wütend presse ich die Zähne aufeinander und schaue ihn giftig an.
 

Etwas Respekt kann man ja schon noch haben, oder?
 

Keiner verlangt von ihm, in Tränen aus zu brechen...
 

Unsere Blicke treffen sich kurz, schon fast beleidigt starre ich ihm entgegen, zwar weiß ich, dass er, was sowas angeht, mit Sicherheit bereits Einiges mehr gesehen hat, als ich, trotzdem halte ich etwas Anteilnahme, nicht unbedingt für unangemessen, auch wenn man in unserem Gewerbe zu Hause ist.
 

Vielleicht sogar vor allem dann.
 

Kaum merklich hebt er die Brauen, seine rehbraunen Augen huschen einmal über meinen Körper, analysieren mich von oben, bis unten und ich weiß, dass er weiß, dass ich hier weg möchte.
 

Ein Räuspern, welches von der anderen Seite des Tisches kommt, lässt uns beide schließlich die Köpfe heben.
 

Misstrauisch schaue ich rüber zu unserem Chef, versuche das arme Mädel zwischen uns einfach zu ignorieren, kann jedoch einfach nicht den Blick von ihr abwenden.
 

Sie ist zierlich, schlank, die Haut bleich, an manchen Stellen kann ich deutlich die sich bläulich abzeichnenden Adern erkennen.
 

Sie hat schöne, lange, rot-blonde Haare, die Augen geschlossen, beinah als würde sie schlafen.
 

Bei dem Gedanken läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter und letztendlich zwinge ich mich dazu, mich auf meinen Boss zu konzentrieren, da es mir doch unhöflich scheint, sie so an zu starren, auch wenn sie schon tot ist.
 

Mir würde es schließlich auch nicht gefallen, wenn drei mir völlig fremde Personen, mich gut gelaunt aus meiner Tiefkühlbox ziehen und meinen nackten, weißen Körper beglotzen.
 

Unschöne Vorstellung.
 

Und irgendwie ekelig.
 

Gibt ja Leute, die auf so etwas stehen, aber dazu gehöre ich definitiv nicht.
 

Wäre das also auch geklärt.
 

Da fällt mir ein...
 

„Maylin Katherin Johnson, 18, geboren in New York, Brooklyn, lebt hier in dieser Stadt seit gut zehn Jahren.“, beginnt unser Chef schließlich und reicht Sasori, über den Tisch hinweg, eine beige-gelbe Mappe.
 

Sasori schweigt, als er die Unterlagen nickend entgegen nimmt.
 

Endlich schaffe ich es meinen Blick von dem Mädchen los zu reißen.
 

Jetzt, wo ich ihren Namen und sogar ihr Alter kenne, scheint es mir noch unangenehmer.
 

Und wie so oft, frage ich mich, ob dieser Job tatsächlich etwas für mich ist.
 

Oder ob es überhaupt möglich ist, sich an Bilder, wie dieses, zu gewöhnen.
 

Ob das nicht unnatürlich ist.
 

Mein Blick fällt auf meinen Danna, welcher mit einem Mal zu sprechen beginnt, was mich kaum merklich zusammen fahren lässt.
 

Mir ist etwas schwindelig.
 

„Hier steht, sie ist verblutet?“, misstrauisch lässt der Rotschopf die Papiere sinken und betrachtet sich dann das Mädchen genauer.
 

„In der Tat.“, bestätigt der dicke Fettklopps, mir gegenüber, ihm zu nickend.
 

Irritiert ziehe ich die Brauen zusammen. Verblutet?
 

Aber dann, müsste doch...
 

„Es scheint mir keinerlei Anzeichen auf äußerliche Gewalteinflüsse zu geben.“, spricht Sasori schließlich meine Gedanken aus, noch bevor ich sie auch nur zu Ende gedacht habe.
 

„Davon war ja auch nie die Rede.“, entgegnet der Boss gelassen, was mich irritiert aufschauen lässt.
 

„Aber, wenn sie verblutet ist, dann müsste sie doch...“, beginne ich, doch Sasori fällt mir ins Wort.
 

„Man kann auch innerlich verbluten, Deidara.“, zischt er scharf, wirft mir einen mahnenden Blick zu und ich weiß, das es an der Zeit ist, die Klappe zu halten, aber das möchte ich nicht.
 

Ich bin vielleicht um einiges jünger, allerdings genau so Polizist, wie er Einer ist, weshalb ich den dunklen Pupillen tapfer stand halte.
 

„Wie dem auch sei.“, führt der Chef schließlich fort, unterbricht damit unser leicht albernes Blickduell und ich hoffe einfach, Sasori weiß, dass ich gewonnen hätte.
 

Ich bin sein Freund, Partner, was auch immer, sucht euch was aus, aber lange nicht sein Handlanger, auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, dass er mich gerne in diese Rolle drängen würde.
 

Mit Gewalt, wenn es denn sein muss.
 

Aber das kann er sich sofort abschminken, ja, wer bin ich denn?
 

„Untersuchungen haben ergeben, dass sowohl ihr Herz, als auch der Magendarmtrakt, sowie teilweise andere Organe gequetscht, stellenweise sogar völlig gerissen sind.“, klärt der Boss währenddessen weiter auf.
 

„Ein Unfall?“, Sasori gibt ihm die Unterlagen zurück.
 

„Können wir nicht ausschließen, gehen allerdings nicht davon aus.“, ist die knappe Antwort.
 

Mein Blick wandert zurück zu dem bleichen Körper, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt.
 

„Aber, ...“, beginne ich mit kratziger Stimme, schlucke dann einmal um meine trockenen Schleimhäute etwas zu benetzten.
 

„Sie sieht nicht aus, als hätte sie einen Unfall gehabt.“, bemerke ich und schaue auf.
 

Mein Chef nickt gedankenverloren und selbst Sasori schweigt, tritt dann jedoch näher an den Tisch heran und beugt sich über das Mädchen.
 

„Das muss auch nicht immer sein, Kontusionen können teilweise ohne äußere Anzeichen entstehen, allerdings...“, er verstummt und schaut mich dann direkt an, „Ist das in den seltensten Fällen auch tatsächlich so. Und dieses Mädchen hier...“
 

Mit einer blitzschnellen Bewegung hat er sich einen der blauen Handschuhe, vom kleinen Instrumentetisch neben den Kühlungen geschnappt, zieht ihn sich über die Finger und lässt den Gummisaum schnalzend zurück schnellen, ehe er samtweich mit den Fingerkuppen über die beinah transparente Haut an den Armen gleitet.
 

Ich erschaudere.
 

Definitiv werde ich ihn heute nicht mehr anfassen, wenn er davor nicht in Kernseife baden war, oder etwas der Gleichen.
 

Haltet mich für eine Pussy, aber es ist auch nicht, weil ich es eklig finde, das ist nicht das Ding.
 

Vielmehr behagt mir tatsächlich der alleinige Gedanke nicht.
 

„... hat nicht mal einen Kratzer...“, murmelt der Rothaarige, mehr zu sich selbst, als zu uns, fährt weiter den dünnen Körper entlang, drückt an manchen Stellen behutsam in die Haut, ehe er schließlich von ihr ablässt.
 

„Um Organe zum reißen zu bringen, muss der Innendruck ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten.“, er erhebt sich und schaut dann zu unserem Boss, „So etwas geht beinah nie ohne äußerliche Schädigungen einher, doch der Leichnam scheint mir...“, er wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu und für den Bruchteil einer Sekunde glitzert Unsicherheit in den braunen Irden, ehe er sich wieder nach vorne wendet.
 

„Er scheint mir gut behandelt worden zu sein.“
 

Verächtlich schnaube ich und merke, wie ich unbewusst den Kiefer anspanne.
 

Mein Blick huscht zwischen dem Mädchen und meinem Danna hin und her und ich kann nicht sagen warum, aber mich stört die Tatsache, dass er sie, lediglich als „Leichnam“ bezeichnet.
 

Immerhin wird man nicht vom Menschen, zum „Ding“ degradiert, nur weil man, weil man, nun... eben nicht mehr ist.
 

Ein weiteres Mal blättert unser Chef in den, von ihm zuvor an Sasori weiter gereichten Unterlagen, was der Rotschopf nutzt um mich kurzweilig zu mustern.
 

„Deidara.“, raunt er mir fragend zu, ehe er irritiert eine geschwungene Braue hebt.
 

„Sie,... sie ist immer noch eine sie und nicht nur eine Leiche.“, knurre ich bedrohlich zurück, obgleich mir bewusst ist, dass es nicht an mir liegt, die Ehre dieses Mädchens zu erhalten.
 

Doch ein Mann tut, was ein Mann tun muss.
 

Ihr versteht mich schon.
 

Obwohl ich natürlich auch nicht weiß, aus welchem Grund sie hatte sterben müssen.
 

Wenn es kein Unfall war, dann bleiben nicht mehr so viele Alternativen...
 

„Mord oder Suizid...“, flüstere ich, kaum hörbar, schaue dann zu Sasori, welcher leicht den Kopf schüttelt und dann leise seufzt.
 

„Jetzt ist es eine Leiche.“, flüstert er zurück und deutet dann mit dem Kinn, in Richtung des Tisches.
 

„Hat trotzdem nen' Namen.“, murre ich und werfe ihm einen bitteren Blick zu.
 

Kühl mustern mich die dunklen Irden meines Dannas, ehe er kaum merklich nickt und mir dann mit beiden Augen vertraut zu zwinkert.
 

Irritiert schaue ich ihn an.
 

„Darüber reden wir später.“, murmelt er dann, klingt beinah etwas traurig, wendet sich dann jedoch wieder, mit gewohnt, kühler Miene unserem Boss zu, welcher in dem Gewirr aus Papieren gefunden zu haben scheint, wonach er gesucht hatte.
 

Verwirrt blicke ich auf den Rücken des Rotschopfes.
 

Was war das jetzt wieder?
 

Und ich weiß auch nicht, was es da groß zu reden gibt?
 

Wahrscheinlich kommt Sasori mal wieder mit etwas reichlich Unnötigem um die Ecke, wobei es ihm einfach nur darum geht, mich belehren zu können.
 

Das scheint er gerne zu machen.
 

Keine Ahnung ob es ihn irgendwie geil macht, oder so, aber mir geht es ziemlich auf die Eier, wenn ich das mal so sagen darf.
 

Das ist im Übrigen einer der Charakterzüge, den ich an Sasori so überhaupt nicht ausstehen kann.
 

Natürlich ist der Mann schlau, soweit ich weiß sogar mehr als das, 1er – Abschluss und so, ihr wisst Bescheid, gut, damit kann ich mich nicht rühmen, was noch lange nicht bedeutet, dass ich dumm bin, oder sowas.
 

Leider scheint er das zu denken.
 

Entweder das, oder er sieht in mir tatsächlich irgendwo einen kleinen Jungen, den es zu erziehen gilt.
 

Was das Ganze in eine seltsame perverse-Pedoschiene lenken würde, deswegen beende ich diesen Gedankengang hiermit mal.
 

Ich zucke leicht zusammen, als der Chef mit einem Mal weiter spricht, hatte ich mich doch so in meinem Denken vertieft.
 

Mürrisch hebe ich den Blick.
 

„Wir gehen davon aus, das hier eine Straftat vorliegt, dass es sich, um genau zu sein um Mord handelt.“
 

„Mord?“, wiederholt Sasori, klingt mit einem Mal alarmiert, schaut dann wieder zu dem Mädchen, „Es könnte sich auch um einen Suizid handeln, wurde der Körper auf, sich in ihm befindende, Gifte untersucht, manche Substanzen können...“
 

„Wir haben sowohl Gewebe, als auch Blutuntersuchungen durchgeführt, alles unauffällig.“, antwortete der Boss, noch bevor mein Partner zu Ende gesprochen hat.
 

Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen, als ich merke, wie sich Sasori kaum merklich anspannt, nur für's geschulte Auge sichtbar, doch für mich gar nicht mehr zu übersehen.
 

Sasori unterbricht man nicht.
 

Ich musste das auf schmerzhafte Art und Weise lernen.
 

Nun wird er unseren Chef wohl kaum ohrfeigen, wobei man bei dem Irren nie weiß, doch so blind vor Stolz ist selbst er nicht.
 

Hoffe ich.
 

Ich unterdrücke mein Kichern, versuche mich gedanklich wieder auf das Gespräch, vor mir, ein zu lassen.
 

„Es gibt keinerlei Anzeichen auf Gewalteinwirkung, noch auf Sonstiges. Sie wurde weder vergiftet, noch betäubt, schon gar nicht grob behandelt, abgesehen davon, dass ihr Inneres ausschaut, als wäre es einmal durch einen Schredder gelaufen und dann wieder zurück gepackt worden.“
 

Wütend klatscht der Boss die Mappe wieder auf den Tisch, Sasori und ich werfen und jeweils einen vielsagenden Blick zu, schweigen jedoch, beide.
 

Und das will was heißen.
 

„Sie meinen, ...“, beginnt Sasori nun, etwas zögerlich, was seltsam klingt, wenn man ihn kennt, denn eigentlich ist er sich seiner Selbst immer ziemlich sicher.
 

Zu sicher.
 

„Wer auch immer hier seine Finger im Spiel hat, wir haben keinerlei Anhaltspunkte wie er es macht, vor allem aber nicht, warum er es macht. Zumal dieses Mädchen nicht die Erste ist.“, endet der Boss, wirft uns jeweils einen bitteren Blick zu, und geht dann zielstrebig auf die gegenüberliegende Wand zu.
 

Ich schlucke.
 

Nicht die Erste?
 

Na ganz klasse, das heißt in dieser Stadt treibt ein verrückter Serienkiller sein Unwesen, oder wie habe ich das zu verstehen?
 

Auch Sasori setzt sich in Bewegung, unsicher folge ich ihm, stelle mich etwas näher zu ihm, als es hätte sein müssen und fahre ein weiter Mal leicht zusammen, als der Boss mit einem Ruck eine weitere Leiche, aus den Kühlungen, die in der Wand eingelassen sind, hinaus zieht.
 

Ich stöhne gequält und beiße mir dafür sofort auf die Zunge, als mein Blick auf ein anderes junges, wenn nicht sogar noch jüngeres Mädchen fällt, dieses Mal mit kurzen, schwarzen Locken.
 

„Die selbe Geschichte.“, knurrt der olle Vielfraß genervt, während er Sasori zwei weitere Zettelchen aus dem Kartenhalter an der Wand zu schnippst.
 

Mit einer geschickten Bewegung fängt der Rotschopf diese auf und wir stecken so gleich die Köpfe zusammen.
 

„Anna Brewster, 16, geboren in Clevelent, letzten Sommer her gezogen...“, leise murmelnd, lasse ich meine Augen über das Geschriebene huschen, den forensischen Bericht spare ich mir, die Hälfte davon würde ich sowieso nicht verstehen.
 

Anders als Sasori, der Medizin studiert hat und dem diese Ansammlung von Fachbegriffen was mit zu teilen scheint.
 

Misstrauisch lässt mein Danna den Zettel sinken, fragt dann jedoch etwas, womit ich so gar nicht gerechnet hätte: „Es gibt weitere Leichen?“
 

Der Boss nickt.
 

„Wo sind diese Personen geboren?“
 

Irritiert schaue ich auf, will gerade etwas sagen und mahle schon wieder unbewusst mit den Zähnen, denn mein Gott, hier sind scheinbar mehrere junge Mädchen kaltherzig abgeschlachtet worden, wer fragt da nach sowas?
 

Die Antwort lautet, mein Freund.
 

Doch mein Boss lächelt nur leicht und nickt dann.
 

„Ich dachte schon, dass Sie das fragen würden, Herr Akasuna.“
 

Unter lautem Schlieren lässt er das dunkelhaarige Mädchen, samt Tisch zurück in Wand fahren, nimmt dann, mit Zeigefinger und Daumen, die Unterlagen erneut entgegen und bedeutet uns mit einer flüchtigen Handbewegung ihm zu folgen.
 

Ich kann Sasori leise seufzen hören, ehe er die Hände im den Vordertaschen seiner Jeans vergräbt und dem Boss dann hinterher schlendert, gerade so, als wären nicht sowohl zu unserer Linken, als auch Rechten überall Leichen in der Wand verstaut.
 

„Philadelphia, Detroit und Oklahoma!“, murmelt der Chef im Vorrausgehen und tippt mit dem Zeigefinger die entsprechenden Fächer an.
 

Immer noch, habe ich nicht die leiseste Ahnung, was das Alles zu bedeuten hat, folge einfach nur schweigend meinem Danna, welcher mir aus den Augenwinkeln immer wieder verstohlene Blicke zu wirft, bis der Meine und der Seine sich treffen und sein linker Mundwinkel ein Stückchen nach oben zuckt.
 

Was im übrigen Eines der höchsten Gefühle ist, welche ich, was sowas angeht, genießen darf.
 

Also an alle die rum heulen, weil der Freund keine Blumen, Pralinen oder Hundebabys mit nach Hause bringt: Lasst es bleiben.
 

Ich beschwer' mich ja auch nicht.
 

Zumindest nicht durch gehend, ach ihr wisst schon.
 

Wir kommen vorm Ausgang zum stehen, die Treppen hoch führen wieder zurück in die Zentrale, darüber liegen die Büroräume.
 

Ich seufze innerlich, bin dankbar dafür, diese Räumlichkeiten endlich zu verlassen, obgleich mir etwas sagt, dass ich mit Sicherheit nicht das letzte Mal hier gewesen bin.
 

Meine Vermutung wird bestätigt, als Sasori plötzlich das Schweigen bricht.
 

„Ich werde keinen dieser Leichname untersuchen.“, gibt er mit fester Stimme zu verstehen und wirft dem Chef einen entschlossenen Blick zu.
 

Woher nimmt er das denn jetzt schon wieder?
 

Stand das im Raum?
 

Misstrauisch huscht mein Blick zwischen den Beiden hin und her und unweigerlich muss ich schlucken.
 

Ich weiß, dass Sasori früher einmal selbst in dieser Abteilung gearbeitet hat, als Pathologe, Forensiker, fragt mich nicht, auf jeden Fall aber auch Fallanalytik, immerhin hat er ursprünglich Medizin studiert gehabt, sich dann aber umschulen lassen.
 

Allerdings kann ich beim besten Willen nicht sagen warum, denn darüber haben wir nie gesprochen.
 

Natürlich hab ich ihn das ein oder andere Mal gefragt, ich versuche ja des Öfteren ihn zu löchern, doch der Mann ist und bleibt ein Buch mit sieben Siegeln.
 

Und wenn er etwas nicht sagen will, dann erfahre ich es auch nicht.
 

Weswegen ich es dann auch meistens gut sein lasse, alles Andere geht nur bitter aus.
 

Für mich, versteht sich.
 

Der Chef seufzt einmal gedehnt, unterbricht dann den Blickkontakt, woraufhin er mich eingehend zu mustern beginnt.
 

„Das dachte ich mir...“, murrt er währenddessen und verengt die kleinen Schweinchenäuglein zu Schlitzen, „Würden Sie mir denn dann trotz alle dem den Gefallen tun und an diesem Fall mitwirken? Sie sind der Mann erster Wahl!“
 

„Fällt das nicht eigentlich in das Aufgabengebiet der Kriminalermittler und Profiler?“, möchte Sasori wissen und verschränkt abwehrend die Arme vor der Brust.
 

Ich sehe schon, wohin diese Unterhaltung führt, halte mich jedoch zurück.
 

Immerhin weiß ich auch nicht genau, was das Ganze für mich bedeutete, denn noch scheint es so, als wolle der Chef lediglich Sasori von der Mitarbeit überzeugen, nach mir wurde nicht gefragt.
 

Typisch.
 

Obwohl ich mich frage, wieso ich dann so zielsicher hier runter gelotst worden bin um ein paar nackte, tote Weiber an zu starren?
 

Bestimmt nicht.
 

Da hätte ich mich auch gemütlich in den Starbucks setzen und meinen dritten Käsekuchen bestellen können.
 

Das geht jetzt nicht mehr.
 

Nicht, nach diesen Bildern am frühen Morgen.
 

„Sie haben lange genug mit diesen Menschen zusammen gearbeitet, dass ich sie bedenkenlos auf diesen Fall ansetzten kann.“, erwidert der Chef, „Außerdem kennen Sie sich mit dem menschlichen Körper aus, wie kein Zweiter und haben jahrelange Berufserfahrungen, sowohl in äußeren Einsätzen, wie auch im organisatorischen Bereich.“
 

Er senkt die Stimme ein bisschen, als hätte er mit einem Mal Sorge, man könne uns belauschen, „Ich würde Sie nicht bitten, wenn wir nicht wirklich alle erdenklichen Möglichkeiten ausgeschöpft hätten. So einen komplizierten Fall hatte ich in meinem ganzen 40 Amtsjahren noch nicht. Außerdem wäre es eine grandiose Möglichkeit, die Karriere ein bisschen voran zu treiben.“
 

Er zwinkert mir schelmisch zu und ich muss mich zwingen, nicht das Gesicht zu verziehen.
 

Danke, aber meine Karriere weiß ich eigentlich ganz gut selber voran zu treiben und so wie es aussieht, liegt diese Entscheidung im Moment auch nicht bei mir.
 

Sowohl meine, als auch die Augen des Chefs fixieren sich nun auf Sasori, welcher nur leicht die Nase rümpft.
 

„Verstehe ich das richtig...“, beginnt er leise brummend, „Sie zitieren mich, einen einfachen Straßenpolizisten, hier runter um an einem Ihrer schwersten Fälle mit zu arbeiten? Zeigen mir ein paar Leichen, obwohl Sie genau wissen, dass ich diesem Berufsweg den Rücken gekehrt habe und erwarten dann von mir, dass ich anhand von schätzungsweise drei Hinweisen ein Täterprofil erstelle?“, möchte Sasori schließlich wissen und sein Tonfall jagt mir heiße Schauer über den Nacken.
 

Das bedrohliche Knurren scheint auch an meinem Boss nicht vor bei gegangen zu sein, welcher nun verwundert die Augen noch ein Stückchen weiter aufreißt.
 

„Nun, wenn Sie es so sehen wollen...“, brummt er und verschränkt ebenfalls die Arme vor der Brust.
 

Mein Blick wandert zu Sasori, dessen hübschen, gold-braunen Irden aufmerksam über unseren Vorgesetzten huschen.
 

Was auch immer hinter dieser Stirn und den Schläfen in diesem Moment vor sich geht, ich denke nicht, dass Danna sich zu etwas zwingen lassen wird.
 

Auf gar keinen Fall.
 

Eher würde der alte Sturkopf wahrscheinlich kündigen.
 

Nur was wird dann aus mir? - Oh je.
 

Sasori seufzt einmal gedehnt, lässt die Hände schließlich sinken und wieder in den Jeanstaschen verschwinden, was die Situation meines Erachtens nach bereits etwas auflockert.
 

Er wirft mir einen flüchtigen Blick zu, dreht sich dann wieder zum Chef: „Was bedeutet denn „die Karriere voran treiben“?, wechselt er mit einem Mal das Thema und ich weiß, dass es hier bei um mich geht.
 

Er selbst hatte schließlich schon alles und es quasi wieder abgetreten.
 

Warum auch immer.
 

„Nun...“, beginnt der Chef leicht schmunzelnd, denkt wahrscheinlich er hätte gesiegt, aber so einfach macht es Sasori ihm bestimmt nicht.
 

Da kenne ich meinen Partner zu gut.
 

„Wie klingt eine ordentliche, dauerhafte Gehaltserhöhung in Ihren Ohren?“, er wirft mir einen flüchtigen Blick zu, „Oder genereller, amtlicher Aufstieg. Mit 23 etwas, wovon Andere nur träumen können.“
 

Sasori schaut auf, folgt dem Blick des Chefs und mustert mich dann argwöhnisch.
 

„Ach, das Selbe gilt für ihn?“, will er dann wissen, deutet mit einem Kopfnicken in meine Richtung, „Er soll mit arbeiten?“
 

„Ansonsten würde ich Sie doch nie dazu bekommen.“, murrt der Boss, klingt jedoch nicht glücklich darüber.
 

Dankeschön, ist ja nicht so, als ob ich nicht mit im Raum stände, oder so.
 

„Werde ich vielleicht auch gefragt?“, möchte ich dann auch mal wissen und werfe Beiden einen abwertenden Blick zu, „ Oder bin ich unmündig, oder wie schaut das aus?!“
 

„Nun, ich dachte Sie würden sich freuen, Herr Masaki.“, versucht der Chef zu beschwichtigen, doch sofort falle ich ihm ins Wort: „Und deswegen denken Sie, Sie könnten einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden? Er wird gefragt und ich nicht?!“
 

Ich deute auf Sasori, welcher bereits genervt die Augen verdreht.
 

Das Ganze scheint mir doch etwas unfair.
 

„Es ist nicht so, dass sie als normaler Polizeibeatmer großes Mitwirkungsrecht hätten und sich aussuchen können, woran Sie am liebsten arbeiten wollen, Herr Masaki.“, knurrt die Donutfresse und langsam aber sicher, werde ich sauer.
 

„Er ist doch auch ein normaler Beamter und wurde gefragt.“, murre ich und werfe der alten Sackfalte einen anklagenden Blick zu.
 

Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, wie Sasori entnervt die Wangen aufbläst und dann ungeduldig die Luft entweichen lässt.
 

„Es ist so, Deidara.“, kommt es nun vom Chef und ich glaube, ich hab mich ein bisschen zu weit aus de, Fenster gelehnt, dem strafenden Blick nach zu urteilen, „Es handelt sich hier bei um eine einmalige Gelegenheit, für jemanden wie Sie und in Ihrem Alter. Ich kann den Fall natürlich auch an jemand Anderen abgegeben, vorausgesetzt Herr Akasuna...“
 

„Wir überlegen es uns.“, mischt sich mit einem Mal Sasori wieder ein, fährt blitzschnell mit der Hand nach oben und hält den Handrücken vor mein Gesicht, noch bevor ich den Mund öffnen konnte um etwas zu erwidern und ohne mich dabei an zu schauen.
 

„Wir werden darüber nachdenken...“, sagte er langsam, schaut mich dabei mahnend an, wendet den Blick dann wieder nach vorne: „Und Ihnen morgen Bescheid geben, ist das für Sie so in Ordnung?“
 

Der Chef schnaubt, nickt dann jedoch.
 

„Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.“, meint er dann, plötzlich etwas verständnisvoller, „Ich erwarte Ihre Antwort dann morgen früh. Sie sind den restlichen tag frei gestellt, überlegen sie gut.“
 

Er wirft mir einen kühlen Blick zu.
 

„Eine solche Gelegenheit kommt vielleicht nie wieder.“
 

Mit diesen Worten dreht er um, hievt den massigen Körper die Treppenstufen nach oben obwohl direkt neben dem Hausflur der Fahrstuhl blinkt.
 

Naja, bisschen Bewegung schadet nie, denke ich mir.
 

Hoffentlich rutscht er oben nur nicht weg und rollt uns hier unten dann über den Haufen.
 

Dann können wir wahrscheinlich gleich hier bleiben und uns zu den restlichen Leichen chillen.
 

Ich seufze, will mich gerade zu Sasori drehen, welcher dem Boss gedankenverloren hinter starrt, als uns dessen Ruf mit einem mal aufschauen lässt.
 

„Wenn sie Zwei später nach Hause fahren, dann möchte ich sie darum bitten, einen kleinen Umweg, an der Dawn High vorbei zu machen!“
 

Verwirrt schaue ich zu Sasori.
 

„An der High School vorbei? Wieso das?“, frage ich ihn, doch er schüttelte nur leicht den Kopf, den Blick nach wie vor starr Richtung Treppen gerichtet.
 

„Ich kann's mir denken.“, knurrt er, hinter zusammen gepressten Zähnen und verengt die Augen ein Stückchen, ehe er sich schließlich wieder zu fassen scheint und mich eingehend mustert.
 

Ich erwidere den Blick, nun doch etwas unsicher geworden, doch wütend bin ich immer noch.
 

Ist ja schön, dass die Beiden sich so toll verstehen, aber wenn auch ich an dem Fall mitarbeiten soll, wäre es vielleicht ganz hilfreich, mich nicht durchgehend im Dunklen tappen zu lassen!
 

Verächtlich schnaubend, drehe ich mich mit einer ausladenden Kopfbewegung zu meinem Danna und schaue ihn dann auffordernd an.
 

„Können wir dann los?“, murre ich giftig.
 

Einen Augenblick schweigt er noch, dann nickt er und geht ebenfalls Richtung Treppenhaus.
 

„Dann lass uns mal gucken, was uns da erwartet.“, nuschelt er im Vorbeigehen.
 

Ich folge, wenn auch leicht zögerlich.
 

Vielleicht wird diese ganze Sache ja doch interessant, mal schauen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
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Von:  bones
2018-06-21T17:58:05+00:00 21.06.2018 19:58
Machen wir mal weiter, den jetzt bekommt man ja endlich etwas von der Richtung der Story gezeigt, auch wenn es noch recht lustig gehalten ist. Deidara und seine Gedankengänge, so dezent abschweifend. Aber in Gegensatz zu seinen Partner Sasori ist er ja gar nichts gewöhnt, was Gewalt Verbrechen betrifft, dabei sollte er auf Streife doch sowas schonmal gesehen haben. Man vermutet schon, das es in Richtung Thriller gehen wird, obwohl das Kapitel nicht viel verrät, dafür aber der Klappentext umso mehr verrät was später ist.
Von:  Kartoffelecke
2018-01-07T20:22:06+00:00 07.01.2018 21:22
oh ich feiere diese fanfic jetzt schon ab :D
mag deinen schreibstil total gerne ^^ er ist so erfrischend (richtiges wort? ich sag mal ja!)
ich musste mehrmals schmunzeln. weiter so!
Von:  lula-chan
2018-01-06T17:06:59+00:00 06.01.2018 18:06
Tolles Kapitel. Gut geschrieben.
Deidara wird ja richtig unterbuttert. Das Küken eben.
Der Anblick hätte mich aber auch ziemlich geschockt. Sowas ist bestimmt nicht einfach zu verdauen.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht und was die beiden an der High School erwartet, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG

Antwort von:  -AkatsukiHime
06.01.2018 22:07
Dankesehr, freut mich, dass es dir gefällt :)
Deidara unser Küken. - So ist er halt und so wird er vermutlich auch immer bleiben * lacht*
Hör mal, so nh Pathologie ist schon nichts für schwache Gemüter, das kann ich dir bestätigen. - Muss man können und vor allem wollen.

liebe Grüße :)


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