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My demons

von
Koautor:  Jevi

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Teil sollte erst länger werden, aber ich habe mich dagegen entschieden xD
Mehr Cliffies für meine Leser :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,

entschuldigt die lange Pause.
Der Teil ist gar nicht mehr so frisch, aber ich dachte, dass man ihn jetzt endlich mal hochladen sollte, um fortzufahren.
In diesem Teil kommt es zu erstaunlichen Dingen, also lasst es euch auf der Zunge zergehen. Auch die Betas, die das schon vor langer Zeit zu Gesicht bekommen haben XDD

Grüße gehen raus an Jevi , weil ihr Lieblingschara vorkommt XDD und zwar sehr viel.
Es handelt sich um den besten Freund von Sêiichî, der auch Jevi gehört. Diesmal auch nicht ganz so ooc, wie in der Vergangenheit... *räusper* Komplett anzeigen

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The war has just begun…

Im Mai 1992…

 

 

Eine einzige, gefälschte Nachricht reichte, um Menschen eine Falle zu stellen, in die sie frohlockend hineintappten. Nicht zum ersten Mal versuchten sie jemanden zu linken, das war fast alltäglich in der schwarzen Organisation.

Eigentlich konnte man doch gar nicht so blöd sein, wie der Kerl – sich so reinlegen zu lassen, von Leuten wie ihnen. Nach der langen Zeit musste er doch wissen, dass sie sich nie freiwillig in der Öffentlichkeit mit ihm treffen würde – sie bevorzugte vier Wände, am liebsten wäre ihr noch keine Fenster gewesen, damit auch ja niemand davon erfuhr – außer diejenigen, die sowieso eingeweiht waren – einige von denen wussten es nur, weil sie Verbindungen pflegten. Aber die würden nie wagen, ihren Mund aufzumachen, weil sie dann um ihr Leben fürchten würden.

„Schon blöd, wie?“ lachte der Schwarzgekleidete, nachdem er den Schock seiner Handlungen überwunden hatte – so dachte er. „Don’t deal with me…“ Seine Stimme war dunkel und fest entschlossen, Dinge wie diese auch weiterhin durchzuziehen – aus mehreren Gründen. Es kotzte ihn ziemlich an, für wie ~easy to handle~ sie ihn hielten. Ihm eine gefälschte Nachricht zusenden zu lassen – bestimmt hatte Norton die Computertechnologie, die innerhalb der Organisation schon viel weiter war, als in der Außenwelt, dazu benutzt, um das möglich zu machen. Dann waren sie hier ~3 Verbrecher~ stinknormale. Wollten die ihn eigentlich beleidigen, indem sie ihm diese Handlanger schickten? Wenigstens würde das Blutbad, was er angerichtet hatte, ihm keine großartigen Probleme bereiten, weil es sich um no names handelte – Verbrecher ohne Codenamen waren nicht wichtig – die Organisation interessierte sich gar nicht für solche.

Dennoch hatte es der Schwarzhaarige eilig diesen Ort hinter sich zu lassen. Er betrachtete sich seine Opfer nie mehr als nötig, aber diesmal stürzte er förmlich zu seinem Auto, wo er kurz vor diesem Halt machte. Seine gesamte Kleidung war voller Blutspritzer – ein größerer Fleck prangte an seiner Front, am schlimmsten waren die Hände und es war nichts in der Nähe, womit er sich säubern könnte. Er würde alle möglichen Spuren im Auto hinterlassen – wenn es sein eigenes Blut gewesen wäre, kein Problem, das war nichts Neues, aber es handelte sich um Fremdblut. Nicht weit entfernt hörte man Polizei-Sirenen – das erschreckte ihn ziemlich, da wollte er nur unbemerkt in der Nacht verschwinden. Er bewegte sich wie ein Schatten, um seine Opfer – dabei handelte es sich bei den Sirenen noch nicht einmal um Polizei, die man gerufen hatte wegen der Sache, die hier passiert war. Trotzdem war es natürlich, sich schnell aus dem Staub zu machen… Da ließ er sogar das Schlimmste – sein Auto – verlassen zurück. Es war aber nicht so schlimm, wenn es hier stand, denn die Personen, die sein Auto erkennen würden, dachten sich bestimmt nicht sonderlich viel.

Es war der Wagen eines Kriminalisten, welches wie alle anderen Autos ganz zufällig hier parkte. Man könnte es mit der Tat in der Verbindung bringen, aber nicht unbedingt. Schlimmer wäre, gesehen zu werden, nachdem er das Blut im Auto hinterlassen hatte. Auf frischer Tat quasi – nein das war zu riskant, mit Polizei in der Nähe…

 

Die Kleidung wollte er nur schnellstmöglich loswerden, aber er hatte nichts zum Wechseln parat, weil er erst heute nach Tokyo gekommen war – er wollte auch nur eine Nacht bleiben und nun hatte er diesen Ärger am Hals. Sich blutverschmiert durch die Straßen kämpfen, in der Angst entdeckt zu werden.

Zum Glück wohnte jemand ganz in der Nähe in einer Siedlung, die eher weniger Menschen zu so später Stunde anzog. Er schaffte es zu den Aufzügen, diesen zu betätigen und dann zu dem Luxusapartment zu gelangen, ohne dass er jemandem begegnete.

Er klingelte und ihm wurde auch recht schnell von einer weiblichen Person geöffnet.

Diese besah ihn von oben bis unten. „Ach du heilige Scheiße – du willst doch nicht etwa diesen Dreck in unser Apartment schleppen, oder? Geh doch woanders hin, ja?“ Die Schwarzhaarige flüsterte es lediglich und musste sich bei den Fiesheiten das Lachen verkneifen, da sie dem Kerl sofort die Tür vor der Nase zumachen wollte und Sêiichî es nicht wagte, die Tür zu schnappen, weil er dann das noch nicht ganz getrocknete Blut an dieser hinterlassen würde. Es war mehr ein glücklicher Umstand, dass die Mitbewohnerin der jungen Frau die Worte zufällig aufschnappte und sie zu der Situation befragte.

„Wer war das eben? Ungebetener Besuch?“

Die Schwarzhaarige lief auf die Blondine zu und lächelte milde. „Hat sich in der Tür geirrt.“

Da die 27-jährige allerdings Schauspielerin war, fiel es ihr leicht, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, deswegen verzogen sich ihre Augen zu Schlitzen.

„Ich reagiere allergisch auf Lügen, Syrah, das weißt du. Also wer war an der Tür?“

Ein widerspenstiger Blick im Gesicht der 23-jährigen verriet ihr genug, da fragte sie nicht weiter und ging zur Tür, um durch den Türspion zu schauen. Es klingelte erneut, die Tür sprang ein zweites Mal auf.

Syrah hörte die leichte Schnappatmung ihrer Mutter und seufzte. Bestimmt würde sie den übel zugerichteten Kerl reinlassen, weil sie besorgt um ihn war – das versaute ihr dann doch ein bisschen die Laune, so dass sie sich mit einem Krachen der Tür in ihr Zimmer zurückzog.

Es dauerte einige Sekunden, bis Chris Sêiichî von oben bis unten prüfend angesehen hatte und sich dann einen Ärmel hochkrempelte, um ihn am Arm hereinzuziehen.

Ihr Gesicht verdunkelte sich – sie hasste es, ihn so zu sehen. Viel schlimmer war, dass sie sich dann immer gleich Sorgen machte, aber sein beschwichtigendes Lächeln verriet, dass er wohl nicht schwer verletzt war. „Ist nicht mein Blut.“ Mit der Aussage rettete er sich und ließ sie dann aufseufzen.

„Das ist ja schon mal schön und gut – aber wem gehört der Schweinestall dann?“

„Kann ich erstmal meine Klamotten loswerden und duschen, bitte?! Hast du irgendwas zum Anziehen? Ich will nicht hier so rumrennen, wenn sie auch da ist.“

Cognac, dieser Macho hatte wirklich Probleme. Seit wann war er denn so verklemmt und scherte sich darum, dass Syrah ihn vielleicht leicht bekleidet sehen würde? Wäre die Situation nicht eine so bedrohliche, hätte sie bestimmt einen Witz gerissen.

„Ich find schon was… Erst mal raus aus dem Mist, bevor du mir noch alles versaust, das brauchen wir beide nicht.“ Sie schob ihn rückwärts Richtung Bad, wo sie schon den Boden mit einer Art Plastikfolie für solche üblen Fälle präparierte, so dass sie das Blut, was er vielleicht hinterließ, schnell loswerden konnte. Es war nicht das erste und auch bestimmt nicht das letzte Mal, dass jemand von ihnen Blut mit in die Wohnung schleppte – das war schon vermehrt vorgekommen.

Der Angesprochene handelte ohne Widerrede schon auf dem Weg ins Badezimmer entledigte er sich seines Hemdes, indem er es sich wie Dreck angewidert vom Körper riss.

„Tut mir leid, dass unser erstes Treffen nach so langer Zeit so ausfällt“, entschuldigte er sich unnötigerweise – denn sie fand das gerade überhaupt nicht wichtig. Zum Glück wirkte er mehr als okay, also keinen Grund zur Sorge. Er war auch schon halbtot in ihre Arme gesegelt, weil es auf dieser Welt von üblen Gestalten nur so wimmelte und Sêiichî noch nie die Ausgeburt der Vorsicht gewesen war. Nein, er war ein lebensmüder, waghalsiger Spinner, der sich jegliche Art von Angst untersagt hatte – er wollte perfekt funktionieren – das mussten sie alle irgendwo…

Chris nahm alles entgegen, was er ihr in die Hand drückte. Sie scheute sich nicht, das blutverschmierte Zeug anzufassen, auch war sie nicht so furchtbar gut angezogen, dass es schlimm gewesen wäre, wenn ihre Kleidung etwas abbekam.

Nachdem Sêiichî sich ausgezogen hatte, wollte sie ja eigentlich seinen Körper förmlich nach Verletzungen absuchen, aber sie hoffte jetzt einfach für ihn, dass er sie nicht anlog und ihr nichts verschwieg. Wehe, er würde wagen, ihr etwas vorzuschwindeln, nur um sie nicht zu beunruhigen oder noch schlimmer, vor ihr als unverwundbar dazustehen. So lief das nicht – kein Mensch war das – auch wenn er gerne Superman sein wollte, der unantastbar war. Syrah hatte sich verpisst und scherte sich gerade wohl so überhaupt nicht darum, was sie hier gerade an Horror durchmachte. Wahrscheinlich dachte sie, dass es sie nicht kümmerte, wenn ein Kerl, der ihr mehr bedeutete, überall mit Blut besudelt in der Wohnungstür stand. Sie hätte ruhig mal Eigeninitiative zeigen können, um ihr zu helfen – auch wenn es ein Kerl war, den sie persönlich nicht mochte. Syrah war eben egoistisch. Wäre Cognac ihnen fast tot in die Wohnung gefallen, hätte dieser wohl besser gefallen, aber er war nicht schwerverletzt, das sah sogar sie. Auf die Geschichte war sie ja schon gespannt. Hoffentlich war er dann so robust, wie er immer tat und sie musste sich nicht doch Sorgen um ihn machen.

Als sie ins Zimmer gegangen war, um Kleidung zu suchen, stand Syrah hinter ihrer Mutter, die mit der Situation umging, als hätte der Postbote geklingelt…

„Soll der etwa hier bleiben?“ fragte sie patzig und ziemlich verärgert.

„Ich wüsste nicht, dass es dich etwas angeht – das ist allein meine Entscheidung, auch wenn wir das Apartment teilen. Du siehst doch, dass er Hilfe braucht.“

„Ja, ja – Cognac ist das hilfsbedürftigste Hündchen auf der Welt – wirklich Mutter! Immer, wenn er unverhofft zur Tür hereinschneit, bringt er Ärger mit. Was, wenn uns gleich noch mehr Leute die Wohnung stürmen? Vielleicht hat er ja wieder Gesocks angezogen, wie Andere Schmeißfliegen und sie haben ihn bis hierher verfolgt.“

Vermouth ignorierte ihre Tochter und kramte weiter nach Sachen – erst als sie fündig geworden war, drehte sie sich herum und wank ab. „Mach nicht so viel Wind. Cognac macht viel Mist, aber er ist nicht dumm. Die Leute, von denen das Blut stammt, haben garantiert nicht gewagt, ihm zu folgen. Selbst wenn, hat er sie abgeschüttelt. Er hat noch nie einen Anhang mitgebracht – weil unsere Treffen nun einmal geheim bleiben müssen.“

„Oh bitte – irgendwann ist immer das erste Mal. Warum bist du eigentlich so nett zu dem? Der Typ weiß doch überhaupt nicht zu würdigen, was du für ihn tust.“

„Ob er das tut, oder nicht, hast du nicht zu entscheiden. Es ist immer noch meine Entscheidung, ob ich der Meinung bin, jemand weiß es zu schätzen. Und, wenn du mir nicht helfen willst, dann verzieh dich in dein Zimmer und lass mir meinen Frieden. Diskussionen über dieses Thema lehne ich ab.“ Sie diskutierte doch nicht ihre Entscheidungen mit diesem Kind. So weit kam es noch… Sie durfte froh sein, wenn sie ihr überhaupt etwas erzählte, wenn sie sich so benahm.

Obwohl sie so barsch angeschnauzt wurde, folgte Syrah ihrer Mutter bis zum Bad. Dort passierte Vermouth die Tür – weiter als bis zur Schwelle kam Syrah nicht, denn sie drehte sich herum, dabei sah sie ihre Tochter mit einem bösen Blick an und knallte dann die Tür vor ihrer Nase zu, so wie sie es bei Cognac auch getan hatte. Anschließend verriegelte sie die Tür, so dass Syrah schnaubte.

„Unglaublich!“ schimpfte sie, machte dann aber eine Kehrtwende und verzog sich.

Sêiichî stand noch immer unter der Dusche – er brauchte für gewöhnlich sowieso länger, deswegen lehnte sich die blonde Schauspielerin gegen die Tür, verschränkte die Arme vor ihrem Körper und beobachtete die Silhouette. Wenn die Situation es erlaubt hätte, wäre sie zu ihm in die Dusche gestiegen, allein aus Zorn und Protest gegenüber Syrah, die versuchte ihre Bindung zueinander zu zerstören. Dabei verhielt sie sich immer so scheinheilig und tat so, als würde sie sich Sorgen machen. Sie sah auch auf die Entfernung, dass er besonders lange duschte, damit auch ja kein Blut in der Dusche übrig blieb. Ob er sich vor dem Blut ekelte, musste sie sich nicht fragen, das war ihr klar, so schnell wie er unter das Wasser gewollt hatte. Es war ja auch eklig, aber man lernte damit umzugehen, wenn man solche Sache über Jahre hinweg machte. Aber bis auf sein eigenes Blut, hatte er noch nie so schlimm ausgesehen. Als das Wasser stoppte, nahm sie sich eins der riesengroßen Badetücher und empfing ihn damit.

„Und du bist sicher, dass du keine Verletzung davon getragen hast?“ fragte sie, ohne den Kontrollblick schweifen zu lassen.

„Höre ich da einen besorgten Ton aus deiner Stimme?“ fragte er, ohne dieses erfreute Grinsen zu zeigen, was er sonst aufsetzte, weil jeder kleine Funke von Zuneigung ihm ein Glücksgefühl bescherte.

„Die Frage ist dumm, daher beantworte ich sie nicht. Außerdem ist es frech, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Also!“

Der junge Mann nahm das Handtuch und trocknete sich damit sorgfältig ab, woraufhin sie es wieder an sich nahm, sich herumdrehte und es auf die dafür vorgesehene Vorrichtung hängte. Sofort wendete sie sich wieder ihrem Freund zu und sah ihm in die Augen. „Wie ist es dazu gekommen?“

Natürlich wusste das Organisationsmitglied, dass sie ihm nicht helfen würde, ohne Fragen zu stellen, das tat sie immer.

„Mir wurde aufgelauert. Leider waren sie sehr anhänglich, deswegen haben sie überall an mir ihr Blut gelassen“, sagte er, wirkte zwar, als würde es ihn nicht kümmern, aber es widerte ihn an, das wusste sie.

„Wie viele waren es? Und hast du sie erschossen?“ Andere Menschen hielten Smalltalk über irgendwelche Soaps, sie über ihre Taten, dabei klang die Schauspielerin, als würde sie Kaffeeklatsch mit der besten Freundin halten.

„Es waren drei – und ja, sie sind tot. Ich konnte sie nicht wegschaffen, überall war Polizei, da bin ich schnell verschwunden.“

Ihre Stirn runzelte sich missmutig „Was wollten sie von dir?“ Sie ignorierte mal, dass er getürmt war und forschte weiter nach Antworten.

Vermouth wusste doch, dass kaum einer ihn leiden konnte – und wenn sie ihm auflauerten, dass sie es auf ihn abgesehen hatten. Wieso stellte sie ihm also so eine Frage?

Als, wenn sie riechen könnte, dass etwas im Busch war – das fand er gruselig.

„Warum fragst du das so?“

Chris konnte Angst förmlich riechen, vor allem seine. Er fürchtete sich also vor der Frage, weil er sie nicht beantworten wollte – dass er nicht wusste, was sie wollten, glaubte sie nicht. Meistens wusste man schon, was solche Leute wollten. Gut, ab und zu schossen sie auch einfach und man wusste nicht, warum. In Sêiichîs Fall war das fast ausgeschlossen. „Teran war aber nicht dabei, oder?“ Ihre Frage war spitzfindig, denn sie nutzte zwar aus, dass Teran und Syrah zusammen waren, indem sie sich schon mal von dem Typen helfen ließ, was natürlich kein Ding war – aber das hieß nicht, dass Teran auf ihrer Seite stand, er war auf Syrahs konnte man sagen – deswegen half er Vermouth ab und zu. Sêiichî hingegen konnte er nicht leiden, mehr als nur das – sie hatte ihn mehrmals gewarnt, ihn in Ruhe zu lassen. Aber sie wusste, dass er trotzdem wagen würde… Sie sponn den Gedanken nicht weiter, sondern sah ihren Freund fragend an. „Jetzt rede endlich!“ wurde sie ungeduldig.

„Nein, der war nicht da“, antwortete er – dass Teran nicht da war, hieß für ihn noch lange nicht, dass er unschuldig an der Sache war. Er war eine hinterlistige Schlange.

„Warum ich so frage, willst du wissen? Ich will wissen, warum du dazu gezwungen warst, sie zu töten. Wollten sie dir etwas antun? Oder war etwas Anderes der Grund?“

Ihre Stimme klang Frucht einflößend – das jedoch wirkte nur bedingt bei ihm. Er hatte keine Angst vor seiner Freundin, aber ihre Andeutung ließ ihn schlucken. In ihren Worten war die Vorahnung verborgen – ihre Worte klangen in seinen Ohren wie: war ich der Grund? Cognac wusste, dass sie es hasste, es nicht gut fand, wenn er irgendetwas ihretwegen verbrochen hatte. Sie konnte ihn aber auch nicht davon abhalten – sie ärgerte sich und das war’s. Es gab auch Dinge, die er ihr nicht unter die Nase rieb, auch wenn andere Männer das wohl sicherlich getan hätten, um ihre Belohnungen einzufordern. Er wollte es ihr nicht sagen und drehte widerspenstig den Kopf zur Seite.

„Ist doch egal – ich gehöre dazu, so wie du. Manchmal muss ich eben.“

Es war eine ganz billige Art und Weise, ihrer Frage auszuweichen – dabei konnte er sie nicht einmal ansehen, weil er einfach nicht gut darin war, sie anzulügen – das konnte sie ja eh nicht leiden.

„Also hatte es mit mir zu tun. Ich habe dir mindestens ein Dutzend Mal gesagt, dass ich alleine klarkomme und du mir nicht helfen musst.“

Seine Augen weiteten sich, das sah sie auch mit seinem zur Seite gewendeten Kopf, den er aber zu ihr herumdrehte, weil ihre Worte ihm natürlich nicht schmeckten.

„Du gibst ja sowieso keine Ruhe – ich bin ihnen in die Arme gelaufen. Das waren irgendwelche Leute, die Chardonnay angeheuert hat. Erst haben sie mich mit einer falschen Nachricht angelockt und dann versucht zu erpressen.“

Chris zuckte – erpresst hatten sie ihn – sie fasste es nicht. Deswegen erschoss er drei Leute?

„Bist du verrückt? Warum machst du so etwas?“ Sie wollte doch nicht, dass er genauso wurde, wie sie – wenn man ihr dumm kam, durfte man gehen – er sollte sich so etwas nicht von ihr abgucken. „Du bist viel zu gut, um so etwas zu tun.“

Sein Blick ging leicht zu Boden, wirkte dabei aber ziemlich aufsässig. „Ach, Schwachsinn. Gut… Ich… Machst du Witze?“ Sêiichîs missbilligendes Grinsen zeigte, dass er sich nicht für gut hielt – alles andere als das. „Ich bin eiskalt, Vermouth.“

Sie standen einander gegenüber, sahen sich beide rebellisch an – es war wie ein stiller Kampf, den sie nur mit einem einzigen Blick, dem sie dem Anderen schenkten, austrugen. Keiner von ihnen gab nach. „Du bist ein Idiot, ein riesengroßer. Was musstest du uns auch beitreten? Ich wünschte, du wärst nicht so verrückt gewesen, das zu tun.“

„Dann könnte ich aber nicht so oft bei dir sein…“

Damit konnte man sie schockieren. Sie wollte ihm eigentlich böse sein und ihn für seine Dummheit anschreien, denn wenn das der Grund für seinen Einstieg sein sollte, dann war es ein noch verrückterer, als sie geglaubt hatte.

„Und woher weißt du das? Du weißt, dass ich überall hingelangen kann, wenn ich es will. Du kannst doch nicht so etwas zu mir sagen.“

„Tut mir leid“, sagte er, legte eine Hand an ihre Wange und versuchte nicht traurig dabei auszusehen, obwohl er sich schrecklich fühlte. „Das ist natürlich nicht der einzige Grund, aber ich wollte meiner Lebensretterin bei ihrer Sache helfen. Willst du mich deswegen verstoßen? Weil du meine Hilfe nicht willst? Hast du überhaupt eine Ahnung, welchen Zorn Chardonnay auf dich schiebt?“

Es war gefährlich, ihr eine solche Frage zu stellen, daraus schloss sie nur wieder unheimlich viele Dinge.

„Scheint so, als wenn ich mich mit dem Problem mal persönlich auseinander setzen sollte. Sag mir sofort, was du weißt!“ forderte sie und er würde garantiert nicht wagen, ihr etwas zu verschweigen, so wie sie ihn gerade ansah. Wütend, verhasst und herausfordernd. Der nächste Schritt wäre ihre Waffe an seinem Hals, das wusste er. Obwohl er sich nicht davor fürchtete, weil sie sowieso nicht abdrücken würde.

„Sie wollten mich dazu bringen, dass ich dich kontaktiere, damit sie dich herpfeifen können… Den Rest kannst du dir doch denken. Ich war Mittel zum Zweck. Aber ich habe das nicht mit mir machen lassen. Weil ich mich weigerte, wollten sie dann andere Seiten aufziehen und haben ihre Waffen auf mich gerichtet. Dass ich mich wehre, damit haben sie allerdings nicht gerechnet. Offensichtlich wurden sie nicht gut über mich aufgeklärt…“

„Dann wären sie wohl gewiss vorsichtiger gewesen. Aber ist es wirklich okay für dich? Ich meine, es macht dir nichts aus?!“ Sie kannte ihn, deswegen musste sie ihm diese Fragen stellen.

Obwohl es wieder alles beschwichtigte, bedachte er sie mit einem intensiven Blick, in dem aber auch seine Traurigkeit steckte, die er nicht vor ihr verbergen konnte. Das, wovor sie sich insgeheim fürchtete – dass er Schaden dabei nahm.

„Du bist wichtig für mich, da macht mir das nichts. Unsere Verbindung zueinander hält mich aufrecht, dann kann ich alles schaffen. Weißt du das nicht?“ Wenn man Cognac kannte, empfand man das beinahe schon als Liebesgeständnis, dabei war er kein Mann, der seine Liebe in Form von Worten zu zeigen pflegte, nein er tat es auf andere Weise. In solchen Situationen konnte sie kaum klarer sehen. Fast jeder – außer Sêiichî selbst – sah es im Grunde: Er war verliebt in sie. Für sie würde er alles tun… Jeden töten, der ihr Leben in Gefahr brachte oder ihr anderweitig schaden wollte. Dabei war sie keine schwache Frau, auf die man immerzu aufpassen musste. Dennoch tat er es. In manchen Situationen musste sie sich eingestehen, dass sie sich glücklich schätzen sollte, jemanden wie ihn zu haben. Sie versuchte immer allein klarzukommen, damit er so etwas Schlimmes nicht machen musste.

„Bist du dir da auch ganz sicher?“ Chris war unschlüssig, ob er die Sache nicht nur schönredete, er war Meister darin. War er sich absolut sicher, dass es ihm reichte, mit ihr zusammen zu sein, damit er alles ertragen konnte? Sie beide hatten schlimme Zeiten erlebt, ein jeder von ihnen. Die Zwei hatten ihre Art und Weise damit umzugehen – sie hielten vieles einfach nur aus – das hieß nicht, dass sie keinen Schaden nahmen. Der Eine mehr, der Andere weniger. Der gute Mensch in ihm, der alles für eine gute Welt tun wollte, kam der denn wirklich mit seinen Umständen auch nur halb so gut zurecht, wie er vorgab oder tat er das, um vor ihr als die Stärke in Person dazustehen?

Days like this…

 

 

An Tagen, wie diesen, sagte sich der Braunhaarige immer, es wäre besser gewesen im Bett zu bleiben und gar nicht erst aufzustehen.

Zusammen mit einem anderen Detektiv sah er sich das Desaster an. Drei Männer – knapp dreißig Jahre alt – lagen in ihrem eigenen Blut, unfern entfernt hatten sie bereits beim Vorbeigehen den schwarzen Porsche gesehen, ohne sich zu dem Zeitpunkt viel zu denken. Er stand einsam und allein an Ort und Stelle. Von ihrem Freund weit und breit keine Spur. Als sie nun die drei Leichen hatten, konnte man dem ruhigen Detektiv seine Sorge sofort ansehen.

Auch der Dunkelbraunhaarige war über die Anwesenheit von Sêiichîs Auto aufgewühlt. Jedoch auf eine andere Art und Weise, als Ryochi. Der Sohn des Polizeipräsidenten von Tokyo verspürte Angst – nicht vor der gleichen Sache wie sein ehemaliger Schulkollege Kôji Miura. Er hatte sich zu einer der Leichen gebeugt und begann zu reden. „Brutal – war nicht gerade ein schneller Tod. Der Täter kannte keine Gnade.“

„Die hatten sie auch nicht verdient“, sagte Ryochi Akaja ruhig, viel zu ruhig für das Gesichtete. Er suchte die dunklen Ecken nach Schatten ab und konnte keine entdecken, da zückte er das Handy.

„Holst du Verstärkung? Das schaffen wir doch allein, die Beweislage aufnehmen…“

„Nein, ich rufe Sêiichî an…“ Kôji stand auf und griff das Handy, inklusive Ryochis Hand. „Das wirst du nicht!“

„Ich mach mir Sorgen – sein Auto steht praktisch um die Ecke. Was, wenn er der Nächste ist, der so endet, mhm?“

Es war lächerlich, deswegen zog Kôji eine Augenbraue hoch. „So ein Unsinn. Hast du eine Ahnung, wie Sêiichî im Dienst handelt? Du solltest uns dringend in Osaka besuchen, um es dir anzusehen! Der wird doch nicht Opfer von so was… Eher werden die anderen Opfer.“

„Willst du mir einen Bären aufbinden, oder was? Sêiichî ist kein herzloser Mistkerl, der ohne zu Zögern alles erschießt, was vielleicht potenziell gefährlich werden könnte!“ ranzte der eher als besonnen bekannte Detektiv, den Anderen an.

„Oh doch, der fackelt nicht lang, wenn ein Täter frech wird. Wie lange willst du denn noch die Augen davor verschließen, dass dein Freund fast so schlimm ist, wie unsere Täter?! Er zögert nicht mal Millisekunden, da schießt er ihnen in irgendwelche Gliedmaßen.“

„Manchmal muss man das, Kôji. Sei froh, dass du nicht bei der Polizei arbeitest, wo du von deiner Schusswaffe Gebrauch machen musst.“ Ryochi zeigte auf einen der Typen. „Das ist Takahiro Matsushima, der hat mich und Sêiichî schon in Kyoto im Auftrag von Takeshi Iwamoto terrorisiert. Den bedauere ich sicherlich nicht. Bestimmt gehörte er auch zu den Leuten von Chardonnay, die bedaure ich grundsätzlich nie, wenn es sie erwischt. Manche Leute werden zu Opfern, weil sie es regelrecht herausfordern.“

„Es ist mir egal, was für eine Art Mensch das war – das rechtfertigt nicht so etwas“, dabei zeigte er auf die Toten. Einer von den Ermordeten hatte sich an die Brust gegriffen, wo ihn zwei Kugeln getroffen hatten, offensichtlich, weil der Schmerz ihn dazu gezwungen hatte, dabei war sein Mund vor Schockierung noch immer weit aufgerissen, ebenso wie die Augen. Es handelte sich um einen eiskalten Mord. Die anderen Beiden hatte es besser getroffen, perfekte Schüsse direkt zwischen die Augen.

„Tazuya Ishida, 34 Jahre alt, gebürtig in Kyoto“, spie Ryochi regelrecht zornig aus, damit Kôji es ja nicht überhörte, „noch so einer! Hat schon damals diebische Freude daran verspürt, sich mit zwielichtigen Gestalten einzulassen, die dann des Nachts auf arme, schwache Leute losgegangen sind. Der hat im Eifer des Gefechts seine Freundin beinahe vergewaltigt. Sêiichî ist deswegen mit ihm böse aneinander geraten… Damals hätte er ihn fast ins Koma geprügelt.“ Die Person lag seitlich, es wirkte als hätte jemand ihn zur Seite gerollt, die Spuren im Boden ließen darauf schießen, denn seine eigenen Abdrücke waren es nicht.

Dritter war nach hinten umgefallen, dabei hatte er sich das Genick gebrochen, obwohl er den Schuss in den Kopf wohl kaum überlebt hätte. Noch so ein gezielter Schuss. Lediglich die eine Person wirkte, als hätte man in Hektik auf sie geschossen. Noch nicht einmal direkt ins Herz, dennoch schwerwiegend genug, dass er den Weg ins Krankenhaus nicht überlebt hätte.

„Diese Menschen würden alles tun, um Sêiichî zu quälen, also erzähl mir nichts von Mitleid!“

Ryochi verschränkte die Arme vor der Brust, als wenn er ablehnte, weiterhin mit dem anderen Detektiv zusammen zu arbeiten. „Ich mach mir zurecht Sorgen, du hältst mich nicht davon ab, mich zu erkundigen, ob es Sêiichî gut geht!“

„Wenn du ihn dran hast, dann sag ihm gleich, er soll herkommen, dann können wir ihn sofort verhören…“ Kôji bewies, dass er gefährlich war – gefährlich für Sêiichî, weil er in Osaka mit ihm direkt zusammen gearbeitet hatte, deswegen sah er die Kugeln von solch einer Waffe nicht zum ersten Mal.

„Schon verdächtig, Sêiichîs Auto steht hier, drei Menschen sterben auf brutale Art. Und dann noch das hier…“ Mit einem Taschentuch hob er eine der Kugeln auf, die wohl in den Boden geschossen worden waren, nicht in die Opfer. „Das ist die Patrone einer Sig Sauer, genau so eine hat Sêiichî. Willst du das leugnen? Du nennst dich ja sein bester Freund, da musst du doch wissen, dass er so eine benutzt! Ich werde das auf jeden Fall melden – ich lasse ihn ganz bestimmt nicht davonkommen, nur weil wir mit ihm zur Schule gegangen sind. Das kannst du knicken. Verbrecher gehören ins Gefängnis, auch Polizisten, die Selbstjustiz verüben, gehören dahin.“

„Selbstjustiz nennst du das? Hast du einen Knall? Diese Menschen würden Sêiichî eiskalt ermorden!“ fuhr Ryochi Kôji an, der seinen Freund indirekt bedrohte. Den er aber in Schutz nehmen musste. Sêiichî würde nie aus Egoismus jemanden erschießen, sondern immer nur um sich und andere zu beschützen. „Das nennt man Notwehr oder Nothilfe – Selbstjustiz ist, wenn man denkt, der andere hat es verdient und ihn nur aus diesem Grund erschießt. Wenn man also Richter spielt über Leben und Tod. Das tut Sêiichî wohl kaum!“

„Ach – er schläft auch nicht mit einer gewissen Verbrecherin, die er besser in den Knast bringen sollte, weil die nämlich nichts anderes tut, als Selbstjustiz verüben, damit sie mit ihren Taten davon kommt. Zeugenbeseitigung nennen sie das.“

Nun zierte Schockierung Ryochis Gesichtszüge. „Und nun erzähl mir ja nicht, dass du das nicht weißt. Genauso wenig, wie, dass dein sauberer Freund Leute in ihrem Auftrag abknallt! Ich weiß, dass er das tut, also leugne es nicht! Auftragsmord ist ein Kapitalverbrechen in Japan!“

„Du hast keine Ahnung, wie der Hase in dieser Organisation läuft. Sie kann sich Zeugen nicht leisten – sie ist eine Frau, die Sêiichî versucht aus Liebe zu beschützen. Würdest du zugucken, wie man deiner Freundin schadet? Für ihn ist es dasselbe, wenn sie sich verteidigt, sie schadet sich selber, mit all den Morden. Meinst du, dass diese Frau so eiskalt ist, dass sie das alles nicht kümmert? Hat dir Shuichi Akai das erzählt? Stell Sêiichî nicht als schwanzgesteuerten Idioten hin, das verbiete ich dir!“

Ryochi war mehr als ärgerlich, da war es sehr ungesund, auch noch Öl ins Feuer zu gießen – allein das spöttische Grinsen des Jurastudenten reichte, seine Worte brachten das Fass dann zum Überlaufen. „Aber Sêiichî ist doch ein schwanzgesteuerter Idiot, der auf die Schönheit einer eiskalten Killerin hereinfällt!“

Der 20-jährige überspannte den Bogen so sehr, dass ein ruhiger Typ wie Ryochi zu Gewalt griff, um ihm Manieren beizubringen. Dabei flog Kôji die Faust des Anderen entgegen, mit einem solchen Karacho, dass er ihn dabei fast zu Boden streckte. Ihn so wütend zu bekommen, schafften nur wenige, aber Kôji dafür umso öfter.

„Wer hat dir erlaubt, so von ihm zu reden, du Mistkerl?! So etwas, wie du, nennt sich Freund? Merk’s dir, du Wichtigtuer! Ich werde Sêiichî vor dir beschützen, also gib Acht, was du da tust, es könnte dir unter Umständen nicht bekommen!“ Die Drohung war ernstzunehmen, das hörte man an der vor Wut und Entschlossenheit strotzenden Stimme des Detektivs. Er zählte Sêiichî zur Familie und keiner, absolut keiner, machte sich an denjenigen zu schaffen, die er liebte, da konnte er zum wilden Tier werden, wie er gerade bewies.

Kôji war so unglücklich von der Faust getroffen worden, dass er Blut schmeckte, aber trotz dieses Umstandes kühl lächelte. „Inwiefern? Rennst du zu deinem Vater, damit er das übernimmt? So frei nach dem Motto: Mein Vater hat Macht, also greif ich auf ihn zurück? Du warst schon damals eingebildet, weil dein Vater so einen hohen Posten hatte. Ich wusste, dass du dich keinen Deut gebessert hast.“

„Wenn du dich lächerlich machen willst, kannst du dich ja mit uns anlegen. Glaub mir, das bereust du schneller, als du schauen kannst! Sêiichî gehört zur Familie, egal welchen Mist er gerade macht. Für dich ist das vielleicht nicht zu verstehen, weil du noch nie gut darin warst, hinter die Masken von Menschen zu schauen, aber nur, weil du keine Ahnung hast, warum Sêiichî sich wehren muss, hast du noch lang nicht Recht.“

„Wenn dein verdammter Freund auch nur einen Funken Charakter besitzt, wird er sich stellen. Ein Mörder, der bereut, würde das tun. Aber belüg dich nur weiter selbst. Ich weiß, dass er nicht mehr alle Tassen beisammen hat.“

„Anscheinend willst du noch einmal eins aufs Maul, Miura!“ Der Detektiv hatte den Kragen des Dunkelbraunhaarigen gegriffen und schüttelte ihn wütend.

„Kannst du die Wahrheit nicht verkraften? Wie könnte ein Polizist denn noch ganz sauber sein, wenn er sich in eine Killerin verliebt? Die soll er gefälligst einsperren lassen, damit keiner mehr in Angst und Schrecken leben muss. Findest du das etwa gut? Dann bist du nicht besser, da bist du ja selbst nicht ganz dicht. Gott, ich kann nicht verstehen, warum Shina ausgerechnet dich zum Freund genommen hat.“ Damit traf er bei Ryochi den nächsten wunden Punkt, aber in solchen Situationen konnte Kôji nicht einschätzen, wie viel Gewicht seine Worte tatsächlich haben konnten. Er konnte Ryochi aus mehreren Gründen nicht ausstehen – da war das hier wie gefundenes Fressen.

Mit einem Ruck ließ Ryochi ihn los – er wollte sich nicht weiter provozieren lassen – am Ende verklagte der Typ ihn noch, außerdem wollte er sich jetzt wichtigerem zuwenden. „Du solltest dir angewöhnen, Berufliches und Privates zu trennen. Shina fand mich eben besser – gewöhn dich endlich daran, nicht, dass du noch so ein elender Mistkerl wirst, wie Takahashi.“

„Mit wem vergleichst du mich? Ich wusste schon immer, dass du was gegen mich hast. Mich mit diesem Kerl zu vergleichen… der würde Shina verge-“ Kôji konnte das Wort kaum aussprechen…

„Dann siehst du ja, in welche Richtung du dich bewegst…“, war das Letzte, was Ryochi ihm noch gönnte, ehe er ihn ignorierte und, wie vorgehabt, Sêiichîs Nummer wählte.

 

Mitten in ihrem wichtigen Gespräch klingelte das Handy des Schwarzhaarigen, so dass er wenigstens für einige Sekunden der Situation entfliehen konnte. Er nahm das Handy zur Hand und blickte aufs Display, dabei sah er aber auf, zu der ungeduldigen, jungen Frau, die ihn mit ihrem Blick durchbohrte. Es war ungezogen, was er machte, aber viele würden behaupten, es sei absolut typisch. Auch sie kannte diese Macken und war auch sehr ungnädig wegen dieses Verhaltens, das merkte Sêiichî schon, ignorierte das aber gekonnt für einen kleinen Moment.

Gerade jetzt rief Ryochi ihn an und wollte etwas von ihm. Irgendwie spürte er, dass dieses Gespräch nur bedingt besser werden würde und steckte das Handy dann doch weg, um sich wieder der Blondine zuzuwenden, die man auch nicht zu sehr ärgern sollte. Man hörte den 21-jährigen seufzen.

„Warum musst du mich so etwas fragen? Willst du mich damit foltern? Hast du wirklich so wenig Vertrauen in mich, dass du mich so etwas fragen musst?“ Man konnte in den Augen des jungen Mannes ablesen, wie er sich fühlte. Sie war noch nie so sehr auf der Hut gewesen, was sie zu ihm sagte. Obwohl sie manchmal gemein, skrupellos und auch hinterhältig agierte, ihn stichelte, wenn es ihr in den Kram passte und dabei schon in Kauf nahm, ihn zu verletzen – weil Sêiichî selbst einmal gesagt hatte, er müsste Schmerz spüren, um sich lebendig zu fühlen. Das zahlte sie ihm ab und zu heim, weil es ein ganz dummer Spruch war, den man wählte, um fatale Taten zu rechtfertigen, für die man sonst keine Entschuldigung fand. Gerade wollte sie ihn nicht absichtlich ärgern, sondern ein ernstes Gespräch mit ihm führte, gerade weil sie nicht wollte, dass er bei dieser Sache zu Schaden kam. Chris schwieg ziemlich lange auf die Frage hin, das war Sêiichî nicht an ihr gewohnt, es verunsicherte ihn ungemein. Es kam ihm vor, als hätte sie keine Antwort auf die Frage, deswegen funkelten seine traurigen Augen sie nun auch so verzweifelt an, dass die Ihren ganz weich wurden. Sie legte die Arme um seinen Hals und lehnte sich an ihn. „So eine Frage kannst nur du stellen. Irgendwann unterstellst du mir noch allen Ernstes, unsere Beziehung ist Mittel zum Zweck. Warum machst du dich selbst so runter? Doch wohl nur, weil du Reue verspürst. Reue für deine Taten. Kein vernünftiger Mensch würde seine Freundin so etwas fragen. Du versuchst immer alles zu beschwichtigen. Warum kannst du dir deine eigenen Schwächen nicht eingestehen? Du bist ein Mensch, so wie ich auch. Meinst du, ich bin immer nur stark? Wenn du das denkst, hast du nicht genau hingeschaut.“ Sie war nun nicht gekränkt, über diesen Phase war sie schon lange hinaus, weil sie diesen Trottel kannte – er konnte sich eben einfach nicht vorstellen, dass er verdient hatte, dass man sich um ihn sorgte. Es war nicht seine Schuld, dass er so war, nicht allein. Seine Mutter hatte ihr Kind ja auch nie spüren lassen, dass es ihr wichtig war; dass er es wert war, wenn man sich um ihn kümmerte. Sie hatte ihren Sohn im Stich gelassen, nachdem sie einsehen musste, dass ihre Liebe nicht die einer Mutter war, sondern etwas Anderes, Krankhaftes.

„Da irrst du dich – ich weiß, dass du nicht immer nur stark bist – aber zumindest meistens. Gerade, wenn du es mal nicht bist, dann will ich für dich da sein. Ich kann nicht einfach davonlaufen und dich so im Regen stehen lassen. Darüber wärst du doch auch sehr traurig, oder etwa nicht?“ Er wollte hier nicht Zeuge ihrer Schauspielkünste werden, dazu war die Sache zu ernst, das merkte man ihm auch an – sie konnte wirklich mit den Menschen spielen, das passte jedoch gerade nicht.

„Man lernt zu verzichten, wenn jemand wichtig für einen ist. Wenn du es an diesem Ort nicht mehr aushältst, muss ich dich loslassen. Alles andere wäre purer Egoismus.“ Gerade diesen unterstellte man ihr ziemlich oft – sie fand sich selbst überhaupt nicht so egoistisch, nur weil sie ein bisschen ums Überleben kämpfte…

Chris klang viel einfühlsamer und sensibler, als sie je zugelassen hatte, in seiner Gegenwart zu sein – aber gerade berührte sein Herz dies ungemein. Es war nie so gewesen, dass er sich an ihrer Seite wirklich schlecht gefühlt hatte – mochte ja sein, dass sie ihn ab und zu quälte, aber er brauchte es wirklich sehr, er musste spüren, wie es schmerzte, um die Ernsthaftigkeit dieser Liebe wahrlich zu erfassen. Das pure Glück fühlte sich nicht an wie welches, wenn man immer nur Rücksicht aufeinander nahm und nie ein Risiko wagte. Gerade in solchen Momenten, wie diesen, bereute er rein gar nichts. Er wusste, sie war für ihn da, so wie er für sie – ein Geben und Nehmen. Das machte ihn wirklich glücklich – gerade dann, wenn sie inmitten des Stänkerns war – musste nur etwas Schlimmes passieren, was auch leider selten auf sich warten ließ. Da vergaß sie auch ein bisschen ihren Stolz, an dem so viele Menschen schon zerbrochen waren. Es war ein Widerspruch in sich, schließlich fühlte er sich in solchen Augenblicken von ihr geliebt, aber er hatte Angst. Zu große Angst, sie zu sehr zu lieben, dass er ihren Verlust nicht mehr überwinden konnte. Da redete er sich ein, dass sie ihn doch gar nicht lieben konnte – weil er war ja kein guter Kerl. Darin war er ziemlich fleißig, sich diese Schwachheiten einzureden. Trotzdem kehrten sie beide immer wieder zueinander zurück, egal was vorgefallen war. Solche Situationen machten ihm das Leben ziemlich schwer, weil er dann am liebsten sein Herz vor ihre Füße geworfen hätte, was aber fatal wäre. Würde sie seine wahren Gefühle kennen, dann kam sie noch auf dumme Ideen. Es war schon gut so, wie es war – sie beide beschwichtigten lieber, als ihre Liebe in allen Zügen ausleben zu können. Jeder von ihnen hatte Träume und Wünsche – einige dem anderen bekannt, andere wiederum nicht. Im Umgang mit Frauen war der junge Mann alles andere als schüchtern, dafür aber hielt er vieles hinter dem Berg, um es für sie beide nicht noch schrecklicher zu machen. Dennoch fand er ihr Zusammensein wichtig, das gegenseitige füreinander Dasein hatte noch den schwärzesten Tag erträglich gemacht. Gerade wüsste er nicht, wie es gewesen wäre, allein dazustehen und alles ohne jemanden zu ertragen. Chris hatte Sêiichî schon so viele Male vor dem Untergang bewahrt – auch wenn es Menschen gab, die sagten, dass sie eher noch seinen Untergang herbei führen würde – wenn nicht sofort, dann schleichend.

Nur ab und zu an den Ort zurückkehren, an den man gehörte, hatte auch seine Vorteile – man ging sich nicht bald auf die Nerven.

 

Es hämmerte gegen die Tür, was Chris gerade mehr als störend fand, aber sie blockierten hier schließlich das Badezimmer. „Zieh dich an…“ Sie drückte ihm die Klamotten gegen die Brust, obwohl sie gerade doch ganz gern noch den Moment eine Weile länger genossen hätte.

„Ja, gleich!“ rief sie genervt nach draußen, so dass Sêiichî es noch schaffte, sich anzuziehen, ehe sie öffnete, wo dann nicht Syrah stand, sondern er.

Chris beobachtete ihn, wie er mit Schock in seinen Augen Sêiichî mit seinem Blick bedachte.

Irgendetwas sagen wollte Teran, doch er schluckte es runter, das sah man sofort.

„Na – schlechten Tag gehabt, Teran?“ stichelte Chris ihn gekonnt – sie hatte das Gefühl, Teran wäre überrascht, Sêiichî hier zu sehen, geradezu, als wenn er gewusst hätte, dass er genau das nicht sein sollte.

„Bisher noch nicht – aber das kann sich ja noch ändern“, deutete er Sêiichîs Anwesenheit an. „Ich würde gern ins Bad, also lässt du mich durch, oder braucht ihr noch lange?“ Ein zwielichtiges Grinsen lag nun auf dem Gesicht von Syrahs Freund.

„Gott bewahre – was fällt dir ein, so mit mir zu reden? Du bist in meinem Apartment und ich kann von dem Recht Gebrauch machen, dich aus diesem zu werfen, wenn du mir stinkst.“

„Dagegen hätte Syrah etwas.“

„Was glaubst du, wie egal mir das ist? Dir sind ja auch ein paar Dinge egal, die Syrah stören, nicht wahr?“ flüsterte sie verheißungsvoll in Terans Ohr, während sie ihm ein überlegenes, aber auch heimtückisches Lächeln schenkte, vor dem er sich in Acht nehmen musste, immerhin kannte er Vermouth nicht erst seit gestern. Sie hatte Dinge gegen ihn in der Hand, das wusste er sehr wohl. „Was würde Syrah wohl dazu sagen, wenn sie erfährt, dass du oft an diese eine Person denkst, mhm? Du willst doch nicht, dass sie davon erfährt, nicht?“ Chris lachte, fuhr sich arrogant durch die Haare, weil sie sich wichtig machen wollte, dann nahm sie Sêiichîs Arm und zog ihn mit sich. „Komm, hier ist die Luft schlecht. Wir gehen dahin, wo wir ungestört sind.“ Die Frau machte das sowieso absichtlich, nur um Teran zu ärgern. Es fuchste den Kerl, dass ausgerechnet auf Sêiichî so gut aufgepasst wurde – er scheiterte nicht selten an den Leuten, die ihn mochten. Außerdem provozierte Vermouth Leute gern, auch Teran.

Sêiichî warf Teran einen kurzen, aber verachtenden Blick zu, der auch wissend wirkte. Als ob er nicht wüsste, dass der damit zu tun hatte, wenn er solchen Ärger hatte, wie heute… Aber Cognac missfiel auch, wenn Vermouth sich so weit aus dem Fenster lehnte – Teran war für jede Frau gefährlich, also auch für sie. Er gab nichts darauf, dass sie Syrah Tochter nannte. Das hielt diesen Typen doch keineswegs von Intrigen ab.

„Du solltest das lassen“, flüsterte er ihr ins Ohr.  „Du weißt doch, dass mit Teran nicht zu spaßen ist. Erliege nicht dem Trugschluss, dass er dich verschont, nur weil du Syrah was bedeutest. Das juckt ihn nicht.“

Chris drückte ihm einen Kuss auf die Wange, weil er sich um sie sorgte, aber in erster Linie sollte ihn das beruhigen. „Keine Sorge, ich bin auf der Hut.“ Mit den Worten verschwand sie mit ihm in ihr Zimmer und schloss mehrfach ab, um ja sicher zu stellen, dass keiner der beiden sie stören konnte.

„Wer hat dich eigentlich angerufen?“ fragte sie jetzt, neugierig wie immer.

Sêiichî gab ein Seufzen von sich, was klang, als wären sie mitten beim Liebespiel gewesen und er würde sich genervt davon fühlen.

„Ryo… Ich werde ihm wohl schreiben, dann macht er sich zumindest keine Sorgen.“

Es war sehr traurig – auch für sie, dass er so wenig Lust verspürte, mit seinem besten Freund zu reden – sie glaubte nicht mal, dass es wegen ihr war, da war etwas anderes im Argen.

Leider glaubte sie auch zu wissen, was genau. Dieser Umstand stimmte sie doch ein wenig traurig. Dennoch war es seine Entscheidung. „Du solltest ihn nicht so behandeln, Sêiichî. Ich weiß, dass er, egal, was auch geschieht, auf deiner Seite ist. Auch du solltest das wissen.“

Sêiichî lächelte traurig. „So einfach ist das nicht, meine Liebe. Ich werde mich diesem Fall stellen – aber vorher brauch ich ein bisschen was von deiner Nähe… Stärke tanken, weißt du…“

„Dass du immer zu solchen Mitteln greifen musst, um zu bekommen, was du willst.“

 

Destroying fire and love flames

 

Syrah bemerkte die Unruhe in Teran. Den Hass gegenüber dem Kerl, der einfach so hier hereinspazierte, als wenn er dazu gehörte. Aber sie sah auch noch etwas anderes in seinen Augen. Es kam ihr vor, als hätte er sich erschreckt, dabei war er nicht schreckhaft.

„Was ist los bei dir? Du siehst irgendwie verschreckt aus. Hast du nicht damit gerechnet Cognac hier zu begegnen? Der ist doch harmlos. Vor dem fürchtet man sich nicht, oder etwa doch?“ Teran sah wirklich so aus, als wenn er einen Geist gesehen hatte, das kam ihr nun einmal komisch vor, so schnell aus der Ruhe brachte man ihn nicht, schon gar keiner wie der.

Schon alleine, weil er in Gedanken aus dem Fenster geschaut hatte, zuckte er, als Syrah ihn ansprach. Die Situation wurde immer grotesker – jetzt zuckte er schon. „Ist was? Ist Cognac vielleicht doch schlimmer, als er aussieht? Er sieht aus wie ein Engelchen – ach, was frag ich eigentlich? Shina sieht ja auch aus wie eins, sogar Vermouth kann so wirken, wenn sie es drauf anlegt.“

Teran drehte sich zu Syrah herum, dabei legte er den Kopf nur bei ihr ab, weil er flüstern wollte, nicht weil er so unglaublich gern kuschelte. „Cognac wurde von üblen Gestalten heimgesucht – er sollte nicht hier sein, sondern tot.“ Es war ein großes Geheimnis, was er mit ihr teilte – dabei verwickelte er sie allerdings auch in eine Sache, die Vermouth alles andere, als begrüßen würde. „Sei vorsichtig mit solchen Sachen“, flüsterte sie zurück, „Mutter ist vernarrt in diesen Kerl, sie wäre bereit jeden zu killen, der ihm zu nah kommt. Sie ist gefährlich, wenn man sich ihren Leuten nähert – sie zählt ihn zu ihnen.“

Vermouth nahm sich selbst ziemlich wichtig – daher fand sie es gerechtfertigt, zu morden, wenn sie damit ihren Leuten helfen konnte – so in etwa funktionierte diese Frau, aufgrunddessen erzählte ihm Syrah nichts Neues. „Ist mir bekannt, ich habe aber keine Angst vor ihrwie i. Außerdem würde ich nie wagen, mich selbst an Cognac zu vergreifen, da würden mir gleich noch mehr Leute auf die Nerven gehen. Leute, die mir weit weniger gefallen würden, als deine Mutter.“

„Dann solltest du deine Pläne überdenken, ich habe keine Lust, dich zu beerdigen… Außerdem glaube ich, dass sie sich an ihn hängen will. Weiß der Geier, was sie gut an Cognac findet, aber sie ist bockig wie ein Maulesel und will sich nicht reinreden lassen – auch von mir nicht.“

„Am meisten schockiert es mich, dass er wohlauf aussah. Auf den ersten Blick kein Kratzer. Du kannst deine Mutter ja mal aushorchen, ob sie ihn verarzten musste. Sie war schließlich mit dem im Badezimmer. Normalerweise nimmt sie ihn nicht dorthin mit, oder?“

Syrah begann zu lachen bei dieser Frage. „Du fragst Sachen, aber kann schon passieren. Denke aber nicht, dass die beiden zum Vergnügen im Badezimmer waren. Ihre Lust auf Derartiges war bestimmt nicht so ausgeprägt, nachdem Cognac überall mit Blut besudelt bei uns reingeflattert ist.“

„Also ist es nicht sein Blut gewesen, sonst wäre er jetzt nicht hier, dann wäre er irgendwo, aber nicht hier“, seufzte Teran, anschließend knurrte er. „So viel Mut habe ich ihm gar nicht zugetraut. Anscheinend wächst er über sich hinaus, wenn man ihn mit so etwas konfrontiert. Ich dachte, er sei sich zu fein, um so weit zu gehen. Bin ja fast überrascht. Nein, eher bin ich schockiert, ich bin schockiert, dass drei Kerle, die gern aufsteigen würden, nicht ausreichen, um ihn loszuwerden. Da muss ich mir wohl bessere Leute suchen, die ihm gewachsen sind.“ Man konnte Cognac sehr schnell unterschätzen, wenn man ihn von früher kannte – dieses Sensibelchen hatte anscheinend gelernt, sich richtig zu wehren – so ganz ohne Yuichi.

Was Vermouth an Cognac fand, darüber ließ sich wirklich ein Roman verfassen. Jeder könnte einen anderen Grund hinzufügen. Die meisten würden wohl vermuten, dass der Grund darin verborgen lag, weil dieser Kerl eben verdammt gut aussehend und Vermouth nun mal ein oberflächliches Miststück war.  Dass Syrah noch nicht einmal wusste, weshalb ihre Mutter dem Typen half, war schon sehr traurig, fand er. Anscheinend war sie eine der wenigen Leute, die Cognac richtig einschätzten. Sogar er hatte sich geirrt, das hatte schon etwas zu heißen. Diese kleine Kröte spielte unheimlich gern den Beschützer – das tat er mit Vorliebe garantiert für eine so gut aussehende Frau, wie Vermouth. Seine Vermutung war, dass es bei Syrahs Mutter ein ähnliches Spiel war, deswegen half sie ihm auch – eine Hand wäscht die andere. Diese Frau hatte mehr Feinde, als Verbündete, da war schon von Belang, ob da einer mehr oder weniger war. An ihrer Stelle würde er sich so etwas auch warm halten – das und nichts anderes als Berechnung war der Grund, dass sie mit ihm ins Bett ging. Solche Frauen taten nichts ohne Grund und schon gar nicht aus purer Nächstenliebe. So viel Herz traute er ihr einfach nicht zu, auch wenn sie sich um Syrah kümmerte, wie es eine Mutter täte. Das hatte für ihn nichts zu heißen. Frauen wie Vermouth benutzten doch jeden Mann, egal wie gut der aussah. Zum Glück fiel er auf dieses Weibsstück nicht rein.

Sêi-chan glaubt bestimmt, dass er ihr etwas mehr bedeutet“, lachte der Killer und sah dann mit einem finsteren Blick in Syrahs Gesicht, weil es ihn amüsierte. „Vielleicht sollte ich abwarten und darauf vertrauen, dass sie dem armen Kerl am Ende das Herz bricht – dann könnte sich das Problem von selbst lösen. Der Kleine ist nicht gut darin, so eine Schmach zu verkraften. Er wurde von seiner ersten Freundin auch so eiskalt abserviert, danach ist er zum totalen Macho geworden. An deine Mutter hat er wohl schon ein bisschen sein Herz verloren… So ein oberflächlicher Spinner. Jeder weiß, dass man sich nicht in sie verlieben sollte, wenn man nicht seinem Untergang entgegen steuern will. Carpano hat das schon lang kapiert, deswegen meidet er sie, Cognac rennt ihr hinterher. Er ist dumm und einfältig bei Frauen – dem muss man nur ein bisschen was zum Gucken geben und man kriegt ihn todsicher dran.“

Es war für Syrah überhaupt nicht verständlich, wie Teran so von Vermouth sprechen konnte – in ihren Augen war sie eine tolle Frau, die einen gescheiten Mann verdiente – aber doch nicht Cognac, der war viel zu sprunghaft – mal war er da, dann war er weg, meistens kam er mit Problemen, aber wenn sie das anbrachte, bekam sie von Vermouth meistens Schelte und den Einwand, dass Cognac sofort zur Stelle war, wenn sie ihn brauchte. Dass er von Osaka ins nächste Flugzeug springen würde, wenn es notwendig war. Wahrscheinlich würde er sich auch zu ihr beamen, wenn das ginge. Dabei lachte sie dann immer so arrogant, weil sie anscheinend schon ganz genau wusste, dass er in sie verliebt war und damit benutzbar. Trotzdem glaubte ihre Tochter nicht, dass das der einzige Grund war. Sie ließ sich, glaubte sie, von dem jungen Kerl ganz gern bezirzen und umschmeicheln, das hatte doch jede Frau gern, egal wie viel sie von sich selbst hielt. Der Kerl tat ja auch alles dafür, um gut bei ihr anzukommen. Dass er ihre Mutter ausnutzte, war ein nettes Schönreden, aber dafür war er zu wütig, wenn etwas mit ihr war, und zu schnell im Handeln, wenn sie in Gefahr war. Nach außen hin wirkte Cognac wie ein unscheinbarer Macho-Kerl, aber laut Vermouth war er mutiger, als die meisten anderen Kerle in der Organisation, die vor ihr türmten, weil sie um ihr Leben fürchten. Das waren eben einfältige, dumme Männer, die nur das in ihr sahen, was sie ihnen präsentierte.

„Es macht keinen Spaß über das Liebesleben meiner Mutter zu philosophieren – bist du nicht wegen etwas Anderem gekommen?“ versuchte Syrah ihren Typen jetzt von diesem blöden Thema abzulenken. Gerade konnte keiner von ihnen etwas gegen ihn tun. Vermouth würde sie beide lynchen, sie mussten schon etwas trickreicher gegen ihn vorgehen. Dass sie ihn so besonders leiden konnte, davon war nicht zu sprechen, aber Syrah fand Carpano viel schlimmer, der würde ihr noch weniger in den Kram passen, obwohl ihre Mutter auch den offensichtlich mochte – ihre Gründe waren manchmal echt diffus, jedenfalls für ihre Tochter. Die stellte sich immer unglaublich viele Fragen und konnte sie sich nur ungenügend beantworten – Cognac war eins dieser Rätsel, die sie bisher nie entschlüsseln konnte. Klar hatte sie Ideen, mit welchem Grund sie handelte, wie sie es eben tat, aber nichts davon hatte Hand und Fuß.

Der betörende Blick von Syrah verriet Teran, worauf sie anspielte – dann würde er sich diesem Fall nun mal annehmen. Er konnte sich nicht leisten, sie allzu sehr zu verärgern, auch wenn seine Laune auf dem Tiefpunkt war – lieber wollte er Cognac tot haben, als sich jetzt irgendwelchen Spielchen mit Syrah zu widmen.

 

Unterdessen hatte Chris ihren Freund mit einem lockeren Schubs in ihr Bett befördert, wo er mit einem belustigten Grinsen lag, weil er ganz augenscheinlich glaubte, dass das nur eines bedeuten konnte. Voller Vorfreude wartete er eigentlich nur darauf, dass sie zu ihm ins Bett kommen würde, doch sie grinste von oben herab zu ihm. „Mach dir nicht zu viele heiße Gedanken. Den Saustall zu entfernen, den du heut mitgebracht hast, dauert seine Zeit. Solang wirst du dich noch gedulden müssen – was auch immer dir vorschwebt“, kam von ihr mit einem etwas schadenfrohen Lachen, weil sie ihn doch wirklich mit Vorliebe anecken ließ.

Es war sofort ein geschockter Ausdruck in seinem Gesicht, kurz darauf der Ansatz eines Schmollens, aber er riss sich anscheinend damit so sehr zusammen, dass er sie anschließend anlächelte. „Was hast du damit vor?“

„Verbrennen, das kriegt kein Mensch mehr sauber.“ Mit den Worten pustete sie ihm einen Kuss zu und verschwand dann aus dem Zimmer. Es war ihm eigentlich gar nicht recht, dass sie jetzt seinen Müll entsorgte – das hatte er nicht einmal von ihr verlangen wollen, aber sie hörte sich nicht an, als sei es ein Problem. Scheinbar wollte sie ja auch, dass er hier wartete, wenn sie ihn schon förmlich in ihr Bett schmiss.

Es war dunkel im Raum, nicht einmal Licht hatte sie angemacht – bestimmt hoffte sie, dass er sich ins Bett kuschelte und dabei glücklich und zufrieden einschlief. Er nahm sich vor, nicht ohne sie einzuschlafen. Obwohl es wirklich verlockend war, schon allein ihr Bett. Er fuhr einmal über die seidene Bettwäsche, die mochte er besonders gern.

 

Gerade in dem Moment, als Syrah Teran küsste, um ihm unmissverständlich klarzumachen, was Sache war, hörten sie ihre Mutter draußen im Flur und lösten sich voneinander. „Hat sie den jetzt etwa ins Bett gepackt und ist rausgegangen?“

„So etwas tut sie andauernd. Lässt ihn irgendwo alleine sitzen, damit er sich mit sich selbst beschäftigt, dann lässt sie sich Zeit mit dem Wiederkommen“, sagte Syrah amüsiert, weil diese Methodik wohl besonders gut bei ihm wirkte. Je länger man ihn zappeln ließ, umso vielversprechender wurde es. So etwas in die Richtung hatte ihre Mutter mal angedeutet. Dass man Männer damit am besten kriegte, wenn man sie etwas warten ließ – das ging aber nicht bei jedem so gut, wie mit Cognac. Teran war ein Typ, der keine Zeit verplemperte und eiskalt gehen würde…

 

Vermouth begab sich in eine Art Hinterhof, wo es absolut finster war, man also ihr kleines Feuer bestimmt bemerken würde, aber das Zeug verbrannte relativ schnell. Im Feuerlegen war sie geübt, es war nicht das erste Mal, dass sie etwas anzündete. Sie wollte das Zeug nur schnell in Asche verwandeln und dann wieder reingehen…

Er hatte aber auch wirklich nicht gespart an Blut. Natürlich konnte man nicht erwarten, dass jemand einem jedes Detail erzählte, aber sie hätte doch ganz gern mehr gewusst. Sie stand nun mit verschränkten Armen da, als das Feuer loderte. Die meisten Leute waren so spät nachts nicht auf der Straße und bekamen es daher nicht einmal mit, dass sie etwas ansteckte. Sollte wider Erwarten trotzdem jemand sie dabei erwischen, würde ihr schon etwas einfallen – aber wahrscheinlich juckte das jetzt eh keinen. Das Nachbarhaus stand leer und die nächsten bewohnten Blöcke waren weiter entfernt, außerdem war der Hinterhof fast komplett rundherum dicht, so dass keiner hinein schauen konnte. Es war ja nicht so, dass sie nicht zum ersten Mal Klamotten verbrannte, die einfach zu viel Blut abbekommen hatten.

Es dauerte knapp zehn Minuten, bis sie mit der Prozedur fertig war – er hatte ja nicht einmal um sein schönes Hemd gemeckert, anscheinend war er noch total mitgenommen von der Sache. Es wurde echt Zeit, dass sie sich diesem Thema intensiver widmete. Das ging am besten, wenn er in ihrem Bett lag, da war er nämlich nicht mehr so vorsichtig und man konnte alles Mögliche aus ihm herauslocken, wenn man ein bisschen nett zu ihm war.

Nachdem sie fertig war, brauchte man bloß nicht glauben, dass die Blondine sofort zu ihm ging, sie begab sich auch noch einmal ins Badezimmer, weil sie ein bisschen anziehender wirken wollte, wenn sie ihn schon plante auszuquetschen. Da zog sie sich etwas Hübscheres an, damit ihr Freund auch ja nicht auf die unsinnige Idee kam, den Versuch zu starten, ihr allzu sehr zu widerstehen. Er probierte es immer ganz gern, so lange standhaft zu bleiben, wie es ihm möglich war – gerade dann, wenn er wusste, dass sie es herausforderte. Doch eigentlich war er eher der Typ Mann, der über die Frau herfiel, um ihr keine Wahl zu lassen. Dabei hatte er aber noch nie eine Grenze überschritten und hörte brav wie ein Hund, wenn sie von ihm verlangte, dass er aufhören soll. Auch wenn es ihm meistens nicht gefiel, denn der Kerl war ein wahrer Nimmersatt, der immer Lust auf Sex hatte – es war also eher beängstigend, wenn er es gar nicht probierte… Sie musste auch gar nicht viel tun, dass er wollte.

Als sie noch einmal ihre Frisur – unsinnigerweise – kontrolliert, ihr Makeup nachgebessert und sich dann ihrer  Kleider entledigt hatte, um in einen Hauch von dunkelvioletter Seide zu schlüpfen, war sie mit sich zufrieden. Chris wusste ganz genau, dass er nicht, wie die meisten verklemmten, oder anständigen Männer war und auf viel Kleidung stand – bei ihm traf es eher den Geschmack, wenn es knapper war. Seine Sinne wollten verführt werden. Das hieß nicht, dass er auf billige Frauen stand, wo man schon beim ersten Blick alles sah, aber ein Hauch von Haut sah er ganz gern, besonders vom Dekolleté. Das war gerade aber reichlich genug bedeckt, fand sie, dafür war es kurz, kürzer ging fast nicht und es würde ihr über den Po rutschen.

Die Tür quietschte ganz leise, als sie sich ins Zimmer schlich. Es war ruhig, deswegen schloss sie die Zimmertür ebenso leise, denn anscheinend hatte Sêiichî sie noch nicht mitbekommen. War er also doch wieder eingeschlafen? Sie würde ihn ja schlafen lassen, aber da war zu viel in ihrem Kopf, womit sie sich beschäftigte, da konnte sie ihm noch keinen wohlverdienten Schlaf gönnen. Ihr schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen, als sie die spärliche Nachttischlampe anknipste. Ganz hell fand sie nicht schön für das, was sie hier plante. Sein Gesicht wurde mit dem sanften Licht erhellt und er sah zu ihr. So, wie er in ihr Kissen gekuschelt lag, war er vollkommen entspannt und glücklich. Sie schmunzelte zufrieden. „Und ich dachte schon, du bist ins Traumland entschwunden.“ Der schweifende Blick des jungen Mannes gelangte von ihrem wunderschönen, makellosen Gesicht, zum Hals, über ihr Dekolleté, wo sie sofort etwas Gieriges in seinen Augen entdecken konnte.

Sêiichî presste die Lippen zusammen, sie sah es ihm sofort an, dass er sie heiß fand, das konnte er nicht vor ihr verbergen – sie hatte die Ruhe weg, stand vor dem Bett und stieg nicht gleich zu ihm, so dass er – wie sie von einem Mann, wie ihm erwartete – tätig wurde, indem er den Arm unter dem Kopfkissen hervorholte und etwas näher rutschte, so dass er sie mit ebendiesem umschlingen konnte. Seine Hand lag knapp über ihrem Po und war alles andere als anständig, als er einmal darüberfuhr. „Damit hätte ich nicht gerechnet, schon gar nicht so schnell“, hörte man ihn in einem tiefen, ziemlich unanständigen Tonfall flüstern.

„So etwas nennt sich Nachthemd, das zieht man zum Schlafengehen an, nicht dafür, was du wieder denkst, mein Lieber“, sagte sie mit einem amüsierten Lachen in der Stimme, um ihn ein wenig zu ärgern. „Aber ich dachte, ich bin etwas lieb zu dir, indem ich mir etwas anziehe, was du todsicher magst.“

„Los, komm zu mir“, mit den Worten packte seine zweite Hand sie am Hintern und drückte sie ein bisschen Richtung Bett und sie reagierte, indem sie die Hände auf dem Bett abstützte, dabei rutschte das eng anliegende Nachthemd ihr etwas tiefer und er konnte ziemlich passgerecht die Stellen betrachten, die einem an dieser Frau einfach sofort auffallen mussten, selbst wenn man total blind war, entgingen sie einem kaum.

Sie kroch wie ein Raubtier zu ihm, das machte ihn außerordentlich an, weshalb er einmal Luft einsog und sie beobachtete. Er wollte doch nicht, wie gefundenes Fressen wirken, aber genau das Gefühl gab sie ihm.

Sêiichî erhob sich schnell, er lag schon ein bisschen wie auf dem Präsentierteller – aber er war sogleich voll und ganz da und öffnete die Decke mit dem einen Arm, seine zweite Hand drückte sie zu sich an die Brust. Gerade wollte er nur eines, sie so dicht wie möglich bei sich spüren. Diese traumhaften Rundungen genussvoll mit seinen Augen erhaschen. Den betörenden Duft von ihrem Kissen noch ein bisschen intensiver genießen. Ihre helle, wohlschmeckende Haut mit seinen Lippen kosten und dabei seinen Verstand verlieren. Was brachte es ihm nach einem solch beschissenen Tag, sich noch allzu lange in der Vergangenheit aufzuhalten, wenn hier die Gegenwart auf ihn wartete?

Bisher war an seinen Taten nichts Bedrohliches, er hatte sich ja noch nicht einmal über sie begeben, um die Herrscherposition einzunehmen, die er sowieso mehr als begrüßte. Er fiel nicht hemmungslos über sie her, aber trotzdem war sie auf der Hut, denn man wusste nie, welche hinterhältigen Sachen er sich diesmal ausgedacht hatte, um sie in Sicherheit zu wiegen. Aber dann, wenn sie schon nicht mehr damit rechnete, sie wie ein Tier zur Schlachtbank führen würde, wo er sie gnadenlos rannahm. Manchmal war er dreist und verlor kaum Zeit, ein anderes Mal verführte er sie mit seinen heißen Küssen und seinen geschickten Händen. Eigentlich wusste man nie, was einen erwartete. Ob er in der Tür mit einem stürmischen Kuss alles für sich entschied und einen danach einfach aufs Bett warf, damit er gleich jegliche Widerwehr im Keim ersticken konnte. Sie war durchaus fähig sich zu wehren, sie war keine Frau, die vollkommen wehrlos war – aber manchmal entschied sich das binnen Sekunden, wo sie erst noch dachte, heute würde sie es ihm besonders schwermachen, er sie dann aber so überrumpelte, dass sie das schnell wieder verwarf, weil es einfach zu gut war. Manchmal war sie ja auch liebestrunken und konnte nicht anders. Aber dann war das ihre Entscheidung, so wie jetzt.

Sanft fuhr seine Hand über ihren Kopf, der bei seiner Brust lag, dabei spielte er an der Haarnadel, mit der sie ihre wilde Mähne zu einer Frisur getrimmt hatte, die ihm gar nicht so sehr gefiel. „So ein heißes Nachthemd anhaben und dann so eine geziemte, brave Frisur tragen, das fällt nur dir ein“, kündigte er seine nächste Schandtat an und zog die Nadel aus ihrem Haar, dadurch fielen ihre Haare über ihre Schultern und teils auch zu ihm. Er fasste in ihr dichtes Haar und durchwühlte es, wild durcheinander geraten, gefiel ihm das blonde Haar um Meilen besser. „So mag ich dich lieber. Du bist eine Wildkatze, zu dir passt das Brave gar nicht“, behauptete Sêiichî, wickelte eine Haarsträhne um seinen Finger und küsste sie. Danach schenkte er der Haarsträhne wieder die Freiheit und kümmerte sich darum ihren Kopf etwas mehr zu sich hoch zu ziehen, gefolgt von einem ungezügelten Kuss direkt auf ihre roten Lippen. Er nahm diese ganz für sich in Anspruch und legte viel Gefühl in diesen einen Kuss, immerhin war es der Erste, den sie seit Wochen teilten. Darauf hatte er so lange gewartet – dafür und diesen Fummel war er ja geradezu brav, das konnte man nicht leugnen. Echt, dafür verdiente er mindestens einen Orden, dass er ihr nicht gleich unter das Nachthemd ging, um sie frech anzufassen. Aber seine Lippen konnten sich nicht beherrschen und forderten ihre heraus, zu kleinen Spielereien mit der Zunge, die aber noch nicht ganz in ihren Mund eintauchte, um dort gierig nach ihrer zu schnappen. Er war praktisch nie zurückhaltend und seine Küsse loderten wie wildes Feuer.

So gut Sêiichî seine Sache machte – sie erwartete nichts anderes von einem Mann, wie ihm, sie musste den Kuss unterbrechen und sich dann sein Gesicht mit beiden Händen schnappen, um ihm in die Augen zu sehen.

„Was denn?“ Sofort nahm er an, es stimmte etwas nicht und wirkte besorgt, weil sie ihn so intensiv ansah und dabei den Kuss gelöst hatte. Bestimmt hatte er nun Panik, dass sie nicht wollte, das wäre für ihn gerade wohl ziemlich schlimm. „Du warst drei Wochen, ohne Pause in Osaka… Wieso bist du auf einmal wieder hier?“ fragte sie ihn, wobei sie diese Frage berechtigt fand – früher war er jede Woche durch die Gegend gefahren, nur um sie zu sehen, mittlerweile war er ein bisschen vernünftiger und überforderte sich nicht mehr so extrem, da wunderte es sie eben. Außerdem wollte sie verhindern, dass er in alte Muster zurück fiel. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, um ihm zu helfen, obwohl er sich im ersten Moment eher bestraft gefühlt hatte, weil sie ihm gesagt hatte, er müsse nicht jede Woche zu ihr kommen, das sei zu viel. Ein bisschen gelogen hatte Chris schon, sie hatte ihn gern in ihrer Nähe, aber wenn ihm das dann schadete, wollte sie lieber verzichten.

„Du willst immer alles genau wissen“, meinte Sêiichî mit einem leichten Schmunzeln und strich mit dem Finger an ihrer Wange entlang. „Aber wehe ich versuche dich so auszufragen, das gefällt dir dann nicht. Dürfen Männer denn keine Geheimnisse haben?“

Chris fand es ganz und gar blöd, wenn Sêiichî ihr so kam, weil er damit nur erreichen wollte, dass sie aufhörte ihn auszufragen. Obwohl es verständlich war, legte sie nun eine schmollende Miene auf. „Das war eine ganz schlichte Frage – du tust so, als sei das ein riesengroßes Geheimnis. Immer, wenn du so etwas tust, hast du etwas Schlimmes zu verbergen…“ Nun war auch noch ein zutiefst besorgter Ton in ihrer Stimme, den sie teils spielte, da sie ziemlich übertrieb, damit diesem Torfkopf das auch nicht entgehen konnte.

„Statt, dass du dich freust, also wirklich. Kannst du die Dinge nicht einfach mal so hinnehmen, wie sie kommen? Du kannst aufhören, mich so anzusehen. Die letzten drei Wochen waren sehr anstrengend – ich hatte viele Nachtschichten, außerdem zwei unfähige Idioten als Kollegen, die mir jede Menge Arbeit aufgehalst haben, deswegen waren Überstunden an der Tagesordnung. Meine einzigen zwei freien Tage am Stück, die ich für diesen Monat habe, wollte ich mit etwas Entspannendem, Schönem verbringen. Was wäre naheliegender, als nach Tokyo zu kommen, wo meine Freunde sind?“ Das hatte er gut erklärt, fand er – und es klang nicht gleich wieder so übertrieben.

„Ah ja – deine Freunde“, sagte Chris ungläubig. „Und den Ersten, der dich anruft, den ignorierst du dann auch. Hast du ihm denn schon geschrieben?“ Man konnte die Schauspielerin nicht so leicht hinters Licht führen.

Oh man, diese Frau – irgendwann machte sie ihn noch mal wahnsinnig, weil sie nicht einmal die kleinste Ausrede hinnahm und nur die absolute Wahrheit akzeptieren wollte. Es reichte ihm, er war nicht direkt sauer, aber ein bisschen eingeschnappt.

„Ja, Freunde – sind wir denn nicht mehr befreundet, nur weil wir zusammen sind?“ Ganz so direkt hatte er ihre Beziehung noch nie benannt, denn sie hatten das auch nie so entschieden, wie andere Paare es taten, mit einem klaren wir sind jetzt zusammen. Bei ihnen lief das anders, sie nahmen alles, wie es kam – beide wussten dabei ganz genau, worauf sie sich einließen. Dass so etwas auf wackeligen Beinen stand und sich von heute auf morgen ändern könnte. Gerade, wenn einer von beiden ständig woanders war. Nachdem Sêiichî beruflich nach Osaka gezogen war, gab es zunächst überhaupt keine Klarheit – entweder war Chris in Tokyo – oder noch schlimmer – in Amerika, so dass sie eine große Distanz trennte, da konnte schließlich alles mögliche passieren – vor allem bei einem Kerl, wie ihm. Einmal hatte sie sich erkundigt, obwohl sie normalerweise keinem Mann derartig hinterher spionierte. Aus Sorge vielleicht um sein Leben, aber doch nie aus persönlichen Gründen – wie Eifersucht. Sie war wirklich beunruhigt, was ein Kerl, wie er in Osaka anstellen könnte. Ein Bekannter hatte ihr dann gesagt, dass er eigentlich viel zu viel arbeitete und kaum Zeit für Spaß hatte. So etwas sollte einen dann beruhigen. Die ersten sechs Monate hatte sie sich wirklich gefragt, ob er gerade mit irgend so einer einfältigen Frau zugange war und sie gerade schon vergaß – sie hatte nicht direkt Panik geschoben, aber bedauern würde sie es schon, wenn dieses Bündnis brach. Es war hart sich einzugestehen, dass man eigentlich wahnsinnig an einer Person hing und sie nicht an eine andere verlieren wollte. Als ihr bestätigt worden war, dass Sêiichî in den sechs Monaten eigentlich eher distanziert zu den anderen Frauen gewesen war, fand sie sich selbst idiotisch, so etwas zu tun. Er wäre entsetzt gewesen, ganz bestimmt. Oder er hätte es lustig gefunden und sein Ego hätte sich über ihre Eifersüchteleien noch gefreut, weil der Kerl sich ja an allem aufbaumeln musste, was danach aussah, dass sie ihm verfallen sein könnte. Eigentlich wollte Sêiichî genau das. Wollte ihre Liebe, ihre Sehnsucht und ihre Eifersucht anfachen. Dieser grenzenlose Idiot. Wusste er denn wirklich nicht, was in ihr vorging? Dass sie ihn auch vermisste? Sie hatte sich nicht aus Spaß einen zweiten Wohnsitz in Japan gesucht – das tat sie doch nicht, weil sie hier arbeiten musste. Wenn es darum ging für die Organisation tätig sein zu müssen, wäre sie brav in den Staaten geblieben…

Für einen Moment wirkte Chris, als wenn sie in Gedanken abschweifte – natürlich wusste der junge Mann überhaupt nicht, woran sie dachte, er merkte nur, wie sie verstummte und irgendwohin schaute, aber nicht in sein Gesicht, sondern an diesem vorbei.

„Hey, was ist denn los? Worüber denkst du nach?“ Damit holte er sie zurück in die Wirklichkeit, so dass sie kurz erschrocken zuckte und dann wieder in seine blauen Augen blickte.

„Ach nichts, gar nichts. Ich habe mich nur gefragt, wie Osaka wohl so ist. Vor allem all die Frauen dort. Denen sagt man nach, dass sie ziemlich verrückt sein sollen – na ja, und wild sollen sie sein. Also bestimmt gefallen dir die Frauen dort.“

Seine Augen wurden groß und er fragte sich, ob sie tatsächlich gerade darüber nachdachte, dass er sich in Osaka eine andere Frau suchen könnte. Das war ziemlich grotesk, immerhin konnte diese Frau ihn in Sachen Ego übertreffen – und seines war keinesfalls klein.

„Sweety“, Sêiichî hob ihr Kinn mit seinem Finger leicht an, „was machst du dir für merkwürdige Gedanken?“ Kurz darauf drückte er seine Lippen sanft gegen ihre, blickte sie dabei aber weiterhin an. „Das mit den Freunden war doch nur eine Ausrede, damit ich dir nicht direkt sagen muss, dass ich deinetwegen hier bin“, fügte er an, dabei wurde er ganz dezent rot um die Wangen, weil er sich ein bisschen dafür schämte. Er hatte, als er nach Tokyo gefahren war, doch an gar niemand anderen denken können, weil er zu ihr wollte. „Dass du das aus mir rauskitzeln musst. Weißt du nicht, wie unangenehm das einem Mann sein kann? Du bringst mich damit ziemlich in Verlegenheit, weißt du das nicht?“

 

Drowning in love and nightmares

 

Sêiichî war einfach nicht ganz dicht – sie wusste bis heute nicht, warum er ihr so etwas nicht direkt sagte – aus Vergeltung, weil sie es auch so selten durchblicken ließ, wenn sie ihn vermisst hatte? Jetzt schämte er sich wieder für so etwas, das konnte man doch einfach nicht begreifen. Vielleicht glaubte er auch noch, dass er dann nicht interessant genug war – sie konnte ihm ja noch lang nicht in den Kopf schauen. Er glaubte wohl allen ernstes, dass sie immer noch nicht wusste, dass er in sie verliebt war – eine sehr milde Bezeichnung, fand sie. Weil man ja mit jemandem so oft zusammen war, wenn derjenige einem nicht das Geringste bedeutete. Der Chaot wusste anscheinend nicht, dass sie einen Mann – wie ihn – schon längst verlassen hätte, wenn ihr nicht klar gewesen wäre, dass er Gefühle für sie hatte, die weit über das Körperliche hinausgingen.

Ihr erster Impuls war, ihn auszulachen, weil er jetzt rot wurde und sich wegen so etwas schämte, aber sie entschied, sich nicht darüber lustig zu machen, weil es ja doch ganz niedlich war. Gerade, weil er so selten in Verlegenheit geriet – dieser elende Macho.

Chris wollte etwas machen, was er nicht ganz verstehen würde – aber sich bestimmt nicht beschwerte, wenn sie so reagierte. Auch wollte sie gerade nicht so ein großes Biest sein, gerade verdiente er etwas Anderes. Sie gab ihm einen Kuss aufs Kinn, einen ganz zärtlich gehauchten, doch dabei beließ sie es nicht. Ihre Lippen hauchten weitere Küsse auf seine linke und seine rechte Wange, ehe er den auf seinen Mund bekam, einen etwas Stärkeren als die Anderen.

Was hatte das nun eigentlich schon wieder zu bedeuten? Diese Frau, sie war nie in der Lage klare Worte zu finden, sondern machte irgendwas, worüber er dann immer nachdenken musste. Sie gab ihm gerne Rätsel auf – manchmal war das wirklich anstrengend. Weil er es aber nicht anders von ihr gewohnt war, hatte er gelernt, es hinzunehmen. Gerade überschüttete sie ihn mit Zärtlichkeiten – wie verdammt ausgehungert wirkte er eigentlich? Oder war das am Ende, was sie gerade wollte?

Sein Herz klopfte kräftig bei ihrem gemeinsamen Kuss, den er voller Sehnsucht empfing. Er war eigentlich viel zu glücklich, wie unkompliziert das Ganze in dem Moment war. Sie küssten lange und ausgiebig, waren beide dabei ungewohnt zärtlich, weil er auf ihren Vorschlag einstieg. Wenn sie schon damit anfing, ihn so zu küssen, spielte er mit. Es musste ja nun wirklich nicht immer alles von ihm ausgehen – auf Dauer hätte ihn das dann doch deprimiert. Zur Abwechslung genoss er einfach mal nur die Zuneigung, die ihm gerade geschenkt wurde. Gerade heute gefiel ihm das eigentlich besonders gut. Er brauchte Derartiges, wollte einfach nur ein bisschen vergessen, was geschehen war und mit einer Frau glücklich zusammen sein. Hierher konnte er immer zurückkehren, sich wieder aufbauen lassen –  und wie er gesagt hatte, Kraft tanken. Sie wusste es wahrscheinlich nicht, aber es war ungeheuer wichtig für ihn, jemanden zu haben, der so großen Einfluss auf sein Glück hatte. Er brauchte keine ausschweifenden Liebesgeständnisse und Schwüre für immer und ewig, einfach nur ein bisschen ihre Nähe zu spüren, konnte so manchen schwarzen Tag erhellen.

Seine Lippen waren gerötet, so sehr hatte man diese beansprucht.

Starke Männerarme umschlangen ihren Körper und nahmen sie enger in diese.

„Ich weiß, dass dir das viel besser gefällt, aber nachdem ich jetzt so nett zu dir gewesen bin, erzähl mir doch mal mehr, was da los war. Welche gefälschte Nachricht hat man dir denn da zugesendet, um dich anzulocken? Was für Leute von Chardonnay waren das? Kennst du die?“

Das hasste er, er hasste es wirklich total, wenn sie ihn mit so etwas lockte und dann von ihm irgendwelche Antworten verlangte, als Gegenleistung quasi – deswegen kam von ihm auch ein derart genervtes Seufzen.  Es wirkte dann immer so, als würde sie das nur machen, um ihn weichzubekommen. Das war fies von ihr, daher zierte ihn nun ein leicht schmolliges Gesicht.

Es gefiel ihm nicht – das wusste sie – noch weniger würde ihm gefallen, wenn sie sich jetzt entziehen würde, da er nicht antwortete. Er wusste ganz genau, dass man mit so etwas rechnen musste. „Hast du denn echt gedacht, dass du so davon kommst, mein Lieber? Dachtest du, dass du deine Verführungskünste spielen lässt, um meinen Verstand zu benebeln, damit ich vergesse, was ich wissen wollte? Das hat doch noch nie funktioniert“, sagte Chris in einem überlegenen Ton, der schleichend von einem schadenfrohen, kleinen Lachen begleitet wurde.

„Es wird dir nicht gefallen, wahrscheinlich wirst du mit mir sogar schimpfen, weil ich so dumm war“, gab er zu und wirkte doch ein wenig angsterfüllt, deswegen sträubte er sich.

„Ich werde versuchen, Gnade zu zeigen“, versprach sie ihm, immerhin wollte sie wissen, was die da schon wieder für Spielchen getrieben hatten.

„Die Nachricht war täuschend echt – wirklich! In der stand, dass du dich freust, dass ich wieder in Tokyo bin und dich mit mir treffen willst…“, sagte er, kleinlaut und hatte etwas leicht Betrübtes im Gesicht.

Derjenige – sollte sie herausbekommen, wer von denen das gewesen war, der seine Gefühle so schamlos ausnutzte, konnte was erleben! Nein, sie würde nun nicht schimpfen. Es war beängstigend, weil es sich um eine Person handeln musste, der sie vertrauten. Dieser jemand wusste gut Bescheid, sonst wäre es nicht möglich, ihn zu täuschen. Es war nicht so einfach, sie derartig zu imitieren, dass Sêiichî darauf hereinfiel, schließlich war sie bei ihm speziell, also anders als bei anderen Männern.

So, wie sie Sêiichî kannte, hatte er sich über diese Nachricht, so sehr gefreut, dass er nicht in der Lage war, dieser zu misstrauen. Ein perfekter Moment für so etwas, wenn er nach – für ihn unendlichen – drei Wochen wieder in dieser Stadt war und sich sowieso nach ihr gesehnt hatte. In ihr tobte die Wut und man konnte froh sein, dass sie gerade nicht wusste, wer das gewesen war – unter Umständen hätte sie denjenigen im Zorn erschossen.

„Und weiter? Kanntest du sie?“ wollte sie mehr Details und ließ ihn seufzen, aber er war froh, dass sie ihn tatsächlich nicht rund machte, weil er so unvorsichtig und leichtsinnig gewesen war.

„Leute aus Kyoto, die mich sowieso nie abkonnten. Denen hat es richtig Spaß gemacht, deswegen musste ich sie erschießen. Mir war klar, wenn ich das nicht mache, hat das Ganze ein übles Nachspiel…“ Sêiichî wirkte bedrückt, aber es wirkte nicht, als würde er daran nun zerbrechen – mehr hatte er Horror in seinem Kopf, was noch alles hätte geschehen können, schließlich waren das ja Chardonnays Leute.

Ihr Freund hatte wirklich nicht gerade viele Freunde, ihr schien es ja fast so, als wenn all seine Feinde seinetwegen ihm in die Organisation folgten, nur um ihm zu schaden – so wie Baileys ihretwegen. Das hatte er überhaupt nicht verdient, man musste ihm wirklich helfen, alleine kam er mit so vielen Feinden doch gar nicht klar. Allein die Vorstellung, alle könnten es mal gemeinsam versuchen… Daran wollte sie gar nicht denken. Daher würde Vermouth sich Hilfe suchen – weil auch sie ihm alleine kaum helfen konnte, dafür hatte er zu viele, die ihn hassten.

„So, ein übles Nachspiel. Waren das so gute Leute?“ hinterfragte sie, weil sie Einzelheiten wollte, keine so schwammigen Aussagen.

„Das waren irgendwelche no names, die nur zu gerne einen Codenamen abbekommen hätten, um an mich ranzukommen, dafür waren sie bereit alles zu tun“, sagte er leise, so dass Vermouth ganz genau wusste, dass sein Leben nur bedingt auf dem Spiel gestanden hatte – wirklich erleichternd, aber dadurch wusste sie auch Bescheid, dass die Sache in eine andere Richtung gegangen war. Ihr Ziel war unmöglich, ihn sofort umzubringen, nein – das hatte es also mit der Erpressung auf sich. Sêiichî hatte sie kaltgemacht, weil er befürchtet hatte, sie könnten sich wirklich sie greifen. Er hatte gesagt, er habe sich geweigert – das wunderte sie nun nicht. Jeder von ihnen kannte Chardonnays großes Ziel. Jetzt war ihr wieder bewusst, dass sie sich immer auf ihn verlassen konnte, egal was passierte, es war nahezu unmöglich, dass er je die Fronten wechselte. Eine loyalere Person konnte sie kaum finden.

„Wenigstens weiß ich nun Bescheid“, äußerte sie sich dazu undurchlässig, dabei ließ sie sich nicht direkt anmerken, inwiefern sie emotional davon betroffen war. Genauso wenig, wie man ihr ansah, was sie nun unternehmen würde.

„Jetzt bist du sicher ganz furchtbar enttäuscht von mir“, schlussfolgerte der Schwarzhaarige aus ihren Worten, die so gar nichts für ihn aussagten, außer das Offensichtliche. „Aber in solchen Situationen kannst du nicht von mir erwarten, dass ich rational handele. Meine Gefühle stehen da klar im Vordergrund. Es tut mir Leid, aber ich kann dann nicht anders. Chardonnays Handlanger sind gefühllose Individuen. So etwas verschone ich nicht, wenn sie an dich ranwollen. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich darüber hinwegsehe. Niemand kommt durch mich an dich heran.“ Es war ein Entschluss, den er getroffen hatte und an dem nichts zu rütteln war – auch von ihrer Seite nicht.

Sêiichî hörte gar nicht mehr auf, zu reden. Dass sie wirklich enttäuscht von seinem Verhalten sein könnte, beschäftigte ihn wohl ungemein.

„Ach, hör auf mit diesem Blödsinn“, hielt sie den 21-jährigen davon ab, sich weiter fertig zu machen, „ich bin nicht enttäuscht von dir. Es berührt mich eher.“ Chris wollte ehrlich sein in dieser Sache, er hatte nicht verdient, nun irgendeine Lüge serviert zu bekommen. „Dass ich dir so wichtig bin… Warum sollte mich das enttäuschen?“ Mit diesen Worten glaubte und hoffte sie, ihm klarzumachen, dass er sich umsonst darum sorgte. „Es regt mich eher auf, dass jemand das wagt, dich zu benutzen und du deswegen schon wieder irgendwelche Idioten beseitigen musstest. Ich hatte gehofft, dass du so etwas nicht mehr machen musst, meinetwegen.“ Vielmehr fühlte sie sich schuldig, das sagte sie nun aber nicht so deutlich. Es würde eh darin enden, dass er ihr immer wieder beteuerte, es sei nicht schlimm – doch es war schrecklich für sie… Da war dieser Anteil in ihr, der Sêiichî immer noch beschützen wollte, so wie er das bei ihr versuchte, der Andere allerdings war die ihn liebende Frau, die glücklich darüber war, ihn auf ihrer Seite zu wissen. Deswegen war sie sehr zwiegespalten in solchen Momenten.

 Verblüfft sah der Schwarzhaarige seine blonde Gefährtin an – er fand sich selbst dämlich, sich so linken zu lassen, aber sie schlussfolgerte aus dem Erfolg dieser Leute, dass sie Bescheid wussten. Da wurde ihm fast Angst du Bange, schließlich hieß das, dass sie jemandem vertrauten, dem sie besser nicht vertrauen sollten. Ihm fiel aber niemand von ihren gemeinsamen Freunden ein, dem er so eine Schweinerei zutrauen würde. Es brachte jedoch nichts, sich jetzt das Hirn zu zermartern, sie mussten klug nachforschen und dann den Übeltäter ausfindig machen. Bedrückt sah er an die Decke, das merkte sie und schenkte ihm ebenfalls einen traurigen Blick. Es wurde ihr ziemlich schwer ums Herz, wenn sie ihn so sah. Da wusste sie wieder, wieso sie lange Zeit versucht hatte, ihr Herz zu verschließen – aber es ging einem nur bedingt besser damit. Gerade wollte sie kein Drama schieben, obwohl sie sehr aufgewühlt war und sich selbst fragte, wer das wohl gewesen war.

„Wann musst du zurück nach Osaka?“ durchbrach sie die Stille und lenkte seinen Blick damit auf sich, während sie ihren Körper an seinen schmiegte. Es war eine ablenkende Frage, aber sie war auch realitätsnah. Zu gerne wollte er sich irgendwelchen Phantasien und Träumereien hingeben, Hauptsache weit entfernt von der Realität.

„Schon morgen Abend“, kam von ihm in einem bedauernden Ton, dem er zusätzlich einen leicht unangenehmen Beigeschmack gab, weil er sie dabei bekümmert ansah. Er wollte gern länger bleiben und mehr Zeit mit ihr verbringen, allerdings vor allem herausfinden, was Chardonnay diesmal wieder plante – Genaueres, nicht das, was er eh schon wusste. Ihn begleitete ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn er nicht bei ihr sein konnte, wo sie doch so viele Probleme mit diesem Scheißkerl hatte. Wenn ihr dann etwas passierte – egal welcher Art…

Chris sah es in seinem Blick, dass er eigentlich nicht gehen wollte. „So ist das. Vielleicht sollten wir uns dann bemühen, die Zeit sinnvoll zu nutzen, oder was sagst du?“ Die Verschlagenheit ihrer Worte und das Fantasiereichtum seiner Wenigkeit ergab zusammen eine teuflische Mischung, der man noch dazu eine ordentliche Portion Raffinesse beigefügt hatte. „Mir war so, das tun wir bereits, oder meinst du, man sollte eine Steigerung anstreben?“ Noch während er das fragte, packte seine Hand sie fester am Hintern und schob sie sich regelrecht entgegen, deswegen rutschte sie ein bisschen mehr an ihm hoch und ihre Lippen landeten fast automatisch direkt vor seinen. Ein charmantes Lächeln wurde an ihn herangetragen und sie hauchte die nächsten Worte betörend gegen seine Lippen. „Das fragst ausgerechnet du? Wer kann denn nicht genug bekommen?“ flüsterte Chris herausfordernd gegen seinen Mund und deutete einen Kuss an, den sie ihm aber nur andeutungsweise gab. Ihre Lippen berührten ihn dabei nicht, aber ihr Atem schlug infolge ihrer Nähe gegen seine.

„Daran trägst du, wenn schon, mindestens genauso viel Schuld, Darling“, hauchte er zurück, „du bist die Queen der Verführung – du bringst doch jeden Mann um den Verstand. Ich bin also unschuldig…“ Beide versuchten den Kuss noch herauszuzögern, um ihn dann endlich in vollen Zügen zu genießen, wenn einer von ihnen es nicht mehr aushielt.

Chris musste lachen bei so vielen Ausreden. „Meinst du, ja? Ich bin also schuld, dass du von mir nicht genug bekommen kannst. Was mache ich denn?“

Diese Frau spielte ihre Spielchen mit den Männern und tat dann noch absolut unschuldig.

Sêiichîs Blick glitt von ihrem Gesicht abwärts über ihr Dekolleté, seine Hand folgte dem Blick und legte sich ans Schlüsselbein. „Ja, was machst du denn? Deine traumhaften Rundungen in ein absolut atemberaubendes Nachthemd stecken, was deinen wundervollen Körper betont, nur um mich zu provozieren… Oder willst du sagen, du trägst so etwas immer, auch wenn ich nicht in deiner Nähe bin?“

„Nein, mein Schatz“, grinste sie äußerst aufreizend, „dann schlafe ich nackt.“

„Uhhhhh…“ Damit wollte sie ihn wieder nur ärgern, das war ihm klar, trotzdem war es schon fies, so etwas zu sagen. Natürlich würde jeder Mann, der die Frau heiß fand, sich das gleich bildlich vorstellen. „Das kannst du bei mir ja natürlich nicht machen, wenn du mich vorher noch ausfragen musst, nicht wahr? Wenn du nackt zu mir ins Bett kommen würdest, wärst du fällig“, lächelte er jetzt ebenfalls sehr herausfordernd.

„Achja – was würde der Herr denn dann mit mir tun?“ Beide waren offensiv und reizten den Anderen bis aufs Blut. Sêiichî war sowieso kein Mann, der viel Geduld hatte – halbe Sachen waren nicht sein Stil. Eigentlich wollte sie ihn nur so lange provozieren, bis er nicht mehr anders konnte. Sein Temperament ging dann immer mit ihm durch, genau so wollte sie ihn haben – in heißer und glühender Leidenschaft für sie.

Es war sowieso zwecklos, das wusste der 21-jährige von Anfang an. Der Tag, an dem seine Freundin es nicht schaffen würde, ihn zu verführen, musste erst noch kommen – bisher war er ihr noch jedes Mal zum Opfer gefallen. Sie war einfach eine gefährliche Schönheit, welcher man nur schwer widerstehen konnte. Sich selbst würde er nicht charakterschwach nennen, was hatte er ihr auch entgegenzusetzen? Damit schadete er sich am Ende nur selbst. Wenn sie ihn reizen wollte, dann würde er sich meistens auch darauf einlassen.

Gerade hatte Sêiichî es satt, gegen sie anzukämpfen – das war sowieso widersinnig, daher beseitigte er die noch übrig gebliebene, minimale Distanz ihrer Lippen und drückte seine kräftig gegen den roten Kussmund. Diese Lippen waren wie gemacht für Lippenbekenntnisse. Sêiichîs Hände walkten ihren runden Hintern einmal kräftig durch, ehe sie die Oberschenkel provokant reibend passierten. Ohne Federlesen griff er in ihre Kniekehlen, um sie aus ihrer liegenden Position in eine Sitzende zu bringen, wobei er ihre Beine auseinanderzog.

Auch er erhob sich ein kleines bisschen und umfasste den von ihm so begehrten Frauenkörper, indem er sie mit den Armen umschlang. Seine Lippen nahmen ihren Hals in Angriff und er platzierte auf diesem ein paar saugende Küsse, während er gleichzeitig seine Hände über ihre attraktiven Oberschenkel fahren ließ, bis er ihre Seiten zu fassen bekam und diese beständig nach oben wanderte. Sein Mund wurde gieriger und biss ganz zart in ihre Schulter, wo er sich dann auch mit den Zähnen behalf, um den Träger von ihrem Nachthemd über das Schulterblatt hinabzuziehen, bis er auf ihrem Oberarm hängen blieb. Sie hatte es nur ihren voluminösen Brüsten zu verdanken, dass es nicht gleich ganz hinabrutschte, aber er war ja nicht dumm, darum übten seine Hände von unten Druck auf den Stoff aus und zogen diesen etwas herab, so dass ihre linke Brust sich ihm doch ein bisschen präsentierte. Kuss für Kuss näherte er sich der frei gewordenen Stelle, dabei war er heute außerordentlich behutsam. Kurz vor ihrer Brustwarze hing der Stoff, aber er setzte seinen Weg unbeirrt fort und kämpfte sich mit dem Mund vorbei an dem Lila, bis er das Erhoffte vor sich hatte, was er angesteuert hatte. Es vergingen ein paar Sekunden, die er absichtlich verstreichen ließ, da sie bereits damit rechnete. Erst nach dieser Weile stupste er ihre Brustwarze mit der Zunge an, umleckte sie einmal und nahm sie zwischen die Zähne, die aber nur ganz vorsichtig Einsatz fanden. Er knabberte spielerisch und extrem sachte an der empfindlichen Stelle, die sich dadurch leicht aufrichtete. Seine rechte Hand fuhr den Rippenbogen nach oben entlang, um auch den anderen Träger über ihre Schulter zu bringen, so dass auch die zweite Brust sich ihm anbot. Das aufgeregte auf und ab ihres Brustkorbs bestätigte ihn, so dass er bei ihrem zweiten Nippel weitermachte, diesmal jedoch mit mehr Begierde. Diese hatte sich schon vorher vom Tun bei der Anderen ganz leicht aufgerichtet, so dass er sie mit leichtem Saugen in weitere Erregung versetzen konnte. Unterdessen hörte er nur ganz leise ihren Atem, der etwas beschleunigte und ein kleines unterdrücktes Seufzen, was mehr als angetan von seinen kleinen Schandtaten war. Keine seiner Hände blieb untätig, so hatte die freie Hand sich bereits dazu aufgemacht, den Stoff von unten jetzt hochzuschieben, so dass er, nachdem er sich entschieden hatte, sich mit ihr einmal zu wenden, diesen einfach mitnahm, indem er ihn aufraffte. Beide Hände nahmen das Nachthemd und streiften es über ihren Kopf ab. Sêiichî hatte sie mit Schwung herumgedreht und auch sie fackelte nicht lange und griff zu seiner Hose, wozu sie lediglich Zeigefinger und Daumen brauchte, um den Knopf zu lösen und den Reißverschluss mit einem eindeutigen Geräusch hinabzuziehen. Um den Rest kümmerte er sich. Erst kam sein Hemd dran, was er sich hektisch aufknöpfte und Chris ihren Teil dazu beitrug, indem sie es ihm - sobald es offen war - regelrecht vom Leib riss. Schon beugte er über ihr, mit einem kleinen Abstand und sie sah ihm dabei zu, wie er sich weiter auszog. Ein leckeres Schauspiel, welches sie begierig verfolgte. Sie beobachtete, wie sich jeder seiner Muskeln leicht bewegte. Als sie seinen durchtrainierten Bauch erblicken konnte, kam sie nicht umhin, einmal begeistert ranzufassen. Ihre Hände strichen über seinen Bauch hinauf zu seiner Brust. Daraufhin spürte sie ihn bald wieder auf sich und wie er seine Lippen ihr bestimmend aufdrückte. Ihre Beine streiften seinen Körper auf provokative Art und Weise, um ihn noch ein bisschen mehr anzuspornen. Es brauchte nicht allzu viel, um dieses Ziel zu erreichen, denn er war ja sowieso immer ungeduldig. Der Kuss von ihm, der hemmungslos und stürmisch verlief, gab ihr Recht. Ihre Hände betasteten genussfreudig die Schultern des Mannes, all ihre Sinne nahmen ihn wahr. Als sie über seinen Hals herfiel, schmeckte sie die leicht salzige Haut, roch den männlich herben Duft und spürte und hörte seine Lust, da er diese in Form eines leichten Zuckens und durch das Keuchen, was sehr angetan klang, zeigte. Da ließ sie keine Zeit verstreichen, fuhr mit den Nägeln seinen Rücken nach und packte ihn dann kräftig am Hintern, um ihn an sich zu drücken. Spätestens jetzt war es mit seiner Beherrschung den Bach runtergegangen, da ging sie jede Wette ein. Die Ungeduld, die sich zwischen ihren Schenkeln befand, war spielend leicht zu bemerken. Ihm lief ein Schweißtropfen über die Schläfe und sein gesamter Körper bebte kurz über ihr. Chris hakte ihre Finger in seine Shorts und zog sie mit einem leicht durchtriebenen Lächeln und einem Ruck die Beine hinab, so dass er mit einer Hand sie sich noch komplett auszog, dabei aber eine feuchte Spur mit den Lippen zwischen ihren Brüsten, bis zu ihrem Bauch zog. Seine Zunge kitzelte, als sie die Haut entlang ging. Sêiichîs Hand fasste an ihre Innenoberschenkel und schob sie auseinander. Sein heißer Atem schlug gegen ihre erhitzte Haut, ehe sie seine Fingerspitzen entlang ihres Venushügels spürte, was durchaus ihre Lust entfachen konnte. Heute war sie nicht sonderlich widerstandsfähig und zurückhaltend mit ihren weiblichen Gefühlen, so dass das bloße Streifen der Finger an ihrer empfindlichen Zone sie äußerst erregte.

Anscheinend wollte der Herr heute verspielter sein und heizte ihr nicht gleich mit dem Mund ein, sondern benutzte Hände und Finger auf geschickte Art und Weise. Die ungewohnte Zärtlichkeit, die er dabei an den Tag legte, brachte nun doch fertig, dass sie etwas lauter auf keuchte. Die entscheidenden Dinge zu tun, die noch jede Frau in die pure Lust versetzen würden, wusste Sêiichî nur zu genau, aber gerade hatte er einen Spieltrieb und genoss einfach nur, dieser heißen Frau ein paar Zärtlichkeiten zu schenken, ohne auch nur daran zu denken, wie er sie möglichst bald so weit hatte, dass sie ihm gehörte. Sêiichî beobachtete sie dabei, wie sie die Augen schloss und sich zurücklehnte, dabei entglitt ihr ein genießerisches Seufzen – das gefiel ihm ungemein. Gerade wollte er nicht nur schnell zur Sache kommen, sondern ihre Lust ins unermessliche treiben, ehe er sich seinem eigenen Spaß widmete. Ganz zögerlich begann ihr Körper zu zittern und leichte Gänsehaut zu bekommen. Ihr Unterleib erhob sich ihm leicht entgegen, als sie die geschickten Finger zu spüren begann, so dass er ihrem Drang nachgab und etwas intensiver die Stelle mit seinem Daumen bearbeitete. Beim Aufjapsen ihrer Stimme hielt er es nicht mehr aus und stupste den Finger leicht hinein, woraufhin sie ihm ein noch viel intensiveres Keuchen schenkte. Die Blondine zu diesen Geräuschen zu bringen, veranlasste ihn dazu, dieses Spiel noch ein wenig weiter zu treiben, ehe er sie dann erhörte. Seine Küsse, die sich, entlang ihrer mit Gänsehaut überzogenen Oberschenkel, ihren Weg nach unten bahnten, ließen sie leicht auf murren. Ein kleines sadistisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht bei diesem Ton in der Stimme. Die sanft gehauchten Küsse auf ihre Beine stoppten auch weiterhin nicht. Auch dann, als er bereits die Kniekehlen hinter sich hatte, nachdem er ihr Bein etwas angehoben hatte, weil er es noch ein bisschen auf die Spitze treiben wollte. Mittlerweile war er am Fußknöchel angelangt und bearbeitete auch diesen mit seinem Mund, erst dann hatte er Erbarmen und nahm den Weg zurück nach oben. Sein Finger rieb einmal über ihren Slip, dabei presste sie deutlich die Schenkel kurz zusammen, weil es sie empfindlich traf, da wollte er mit den Gemeinheiten aufhören. Beide Hände fuhren massierend über ihre Schenkel und schoben sie leicht zusammen. Er nahm den Stoff und zog ihn in quälender Gemächlichkeit ihre Beine hinab. Nun griff sich die Frau die Bettdecke und zerknüllte sie vor lauter Anspannung. Gerade, weil sie ihn gut kannte, wusste sie, was nun kam. Etwas, was sie sehnsüchtig erwartete, so dass sich sogar ein wenig Röte in ihr Gesicht legte. Ihre Schenkel bebten und dieser Kerl spannte sie weiter auf die Folter, indem er beim Hinabziehen noch einmal etwas ihre Schenkel massierte.

„Sêiichî!“ keuchte sie, in ihrer Stimme war die Ungeduld – durch den drohenden Ton – deutlich zu vernehmen. Ein leises, belustigtes Auflachen, verriet ihr, dass es ihm Spaß machte, gerade weil dieser bedrohliche Ton in ihrer Stimme war. Da hatte sie genug vom Passivsein und nahm seinen Kopf, wobei sie mit den Fingern in seine Haare fuhr und sich diese - anstelle der Bettdecke - griff. Mehr Zeichen brauchte es nicht, deswegen folgte er ihrem Drängen und machte seinem Kopf unten Platz, indem er die Knie auseinander zog und sich zwischen ihre Beine begab. Bei dem, was er nun tat, konnte er nicht ruhig bleiben, sondern wurde automatisch stürmisch – er fiel gierig über seine Freundin her und entlockte ihr nicht nur ein Stöhnen, sondern gleich mehrere, gut hörbare hintereinander. Chris ließ seine Haare los und schwang die Hände ins Kissen, zusammen mit ihrem Kopf, den sie stöhnend zurückwarf. Sie wendete ihr Gesicht – um die Wangen errötet – zur Seite, wo sie vor Lust in ihr Kopfkissen biss, um das Stöhnen zu unterbinden, was nun fast geschrien über ihre Lippen wollte. Solche Hemmungen hatte sie fast nie, aber sie wusste nun einmal, dass sie nicht allein im Apartment waren, da konnte und wollte sie sich dann doch nicht ganz so sehr gehen lassen.

 

Das laute Stöhnen ihrer Mutter ließ Syrah die Augen aufreißen. Sie lagen im Bett, er war kurz davor gewesen, einzuschlafen, als seine Freundin ein leichtes Knurren hören ließ.

„Dieser Mistkerl!“ spie sie regelrecht aus – dabei klang sie mehr als ungemütlich und er schlug ein Auge auf, weil sie seine Ruhe danach störte.

„Was ist los?“ fragte Teran genervt.

„Jetzt vergreift er sich schon wieder an meiner Mutter, ich könnte schreien vor Wut.“

Weil Teran nun einmal ein ziemlicher Scheißkerl war, begann er zu lachen, während sie sich künstlich über Cognac und Vermouth aufregte.

„Ist eben doch nur ’ne schlichte Frau, bei der das Übliche funktioniert.“

„Würdest du es unterlassen, so von ihr zu reden?“ Die Schwarzhaarige erhob sich, dabei blitzten ihre Augen gefährlich auf. Niemand redete so von ihrer Mutter

„Immer kommt dieser Scheißtyp nach Wochen hierher, um sie flachzulegen – das hängt mir zum Hals raus, so was von“, ärgerte sie sich weiter, was ihren Freund eigentlich eher nervte.

„Ist eben ein heißer Feger, das sieht auch er. Mir scheint aber, als wenn sie gerade Spaß hat, also lass sie doch.“ Teran war eben ein Mann, er verstand es nicht. Es amüsierte ihn schon ein bisschen, wie sich die schwarze Schönheit aufregte.

„Sie lassen? Du spinnst jawohl. Ich muss etwas dagegen unternehmen, so geht es nicht weiter. Ich kann keine ruhige Kugel schieben, so wie du. Dass sie ihn abschießt, darauf kann man lange warten. Dass sie ihm das Herz bricht, glaube ich weniger, eher bricht er ihres“, seufzte sie, denn Teran hatte ja angedeutet, man solle warten, bis ihre Mutter Sêiichî das Herz brach. Von wegen – die hatte eine Engelsgeduld, was ganz untypisch für sie war. Syrah wollte sich nur ungern eingestehen, dass ihre Mutter so dumm war, diesen Macho zu lieben und sich von ihm flachlegen zu lassen. Wahrscheinlich hatte dieser Typ ihr schon lange das Gehirn weggevögelt. Die war doch nicht bei Verstand, diese Frau konnte einfach nicht mehr denken, sonst würde sie ja nicht immer wieder auf ihn hereinfallen… Was verband sie nur mit so einem notorischen Fremdgänger? Sie war sehr gut in der Lage, sich einen anderen Mann zu suchen – einen Besseren, bei dem sie nicht befürchten musste, betrogen zu werden.

„So gut kann kein Mann im Bett sein, dass man sich das so lange gibt. Die ist doch nicht mehr ganz dicht“, schimpfte sie weiter, während ihr Freund nur gehässig lachte.

„Anscheinend ja schon – hatte ja auch genug Weiber, der Kerl. Er wird schon wissen, was er tut…“ Syrah müsste doch wissen, dass man in der Liebe nicht fähig war nachzudenken – sie verteufelte, was ihre Mutter tat – aber sie… War sie denn besser? Wann hatte sie zuletzt gewagt, ihn abzuweisen oder zappeln zu lassen? Da war Vermouth wesentlich ungnädiger mit ihrem Kerl – das wusste er. Wenn sie keine Lust hatte, spielte sie mit Sêiichî Katz und Maus. Gerade wollte sie aber wohl lieber von ihm rangenommen werden – sie war genauso blöd, wie ihr Kerl, der sich reinlegen ließ, weil er sie vermisst hatte. Es war ja geradezu verlockend, das auszunutzen – kein Wunder, dass sogar er das dachte… Dafür wäre er einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, um Vermouth und Cognac zu bestrafen, weil er nämlich das Verhalten von beiden Personen nicht abkonnte.

 

Bisher hatte noch keiner die Blondine dermaßen außer Rand und Band gebracht, wie er. Natürlich lag das nicht nur daran, dass er das Gebiet der Liebeskünste beherrschte, sondern vorwiegend an ihren Gefühlen für ihn. Sonst wäre sie widerstandsfähiger gewesen. Sie genoss, was Sêiichî mit ihr machte – natürlich war er schon ein Künstler auf diesem Gebiet – wie man es drehte und wendete. Aber sie konnte eiskalt sein – jedenfalls würde so ziemlich jeder in der Schwarzen Organisation das von Vermouth so behaupten. Sie schockierte und entsetzte Syrah mit ihrem kompletten Verhalten. Doch sie konnte und wollte nicht auf ihre Tochter hören, weil sie an dieser Liebe seit Jahren festhielt. Eine Frau, wie sie, die täglich den Fängen des Teufels ausgesetzt war – die Schwarze Organisation war voll von Mistkerlen und Bösen – da war Sêiichî wie das heilende Öl, eine Normalität, in die sie sich nur zu gerne verflüchtigte. Genau so war es, gerade nahm sie das besonders stark wahr. Der Schwarzhaarige merkte gar nicht, wann ihm sein Rollenspiel entglitt. Vermouth wusste, dass vieles, was er innerhalb der Organisation tat, zu seiner Rolle als Bösewicht gehörte. Dennoch war er bei ihr normaler, als er manchmal glaubte. Zwar behauptete er ganz gern, er stand auf harte Sachen, aber seine Körpersprache teilte ihr etwas Anderes mit. Wie oft schon hatte sie Gnade gezeigt, nachdem sie es endlich an ihn herangeschafft hatte. Zwar wollte dieser Mann sie von Anfang an, aber wie er das wollte, gefiel ihr überhaupt nicht. Oberflächlich geliebt zu werden, nur das Nötigste an Gefühlen. So erinnerte sie sich sehr genau daran, wie er sich zu Anfang verhalten hatte. Zwar hatte er ihr seinen Unterleib geschenkt – viel mehr jedoch nicht. Sie durfte ihn ja noch nicht einmal richtig anfassen – er sie hingegen schon. Das hatte sie lange akzeptiert, weil sie seine Vergangenheit kannte. Weil sie wusste, dass seine Seele in der Kindheit sehr gelitten hatte. Es war ein regelrechter Kampf, sein Vertrauen so weit zu gewinnen, dass auch sie ihn anfassen durfte und er nicht glaubte, er würde es irgendwann bereuen, sich darauf eingelassen zu haben. Sêiichî fürchtete nichts so sehr, wie die Liebe zu einer Frau – was leider an seiner verdorbenen Mutter lag. Das zu wissen half ihr, zu akzeptieren, wie er sich manchmal verhielt. Für sie war er es wert, Abstriche zu machen, gerade weil sie ihn so gernhatte.

Gerade erfüllte es sie mit Stolz, weil sie ihn zu Dingen trieb, die er sich strikt untersagt hatte. Dass er sie liebte, spürte sie, auch wenn er es nie aussprach. Das war ihr auch gar nicht wichtig, lieber spürte sie es, als es immerzu zu hören – es musste ja nicht stimmen – der Mensch sagte viel. Es machte nichts, dass auch er sie zu etwas trieb – ihren Stolz hinten anzustellen zum Beispiel. Solange er sie wirklich liebte, war es ihr egal – das hatte sie sich immer wieder gesagt. Sêiichî war jung, man könnte behaupten, dass er noch nicht so ganz erwachsen war in mancherlei Hinsicht. Aber genug, dass sie ihn als Mann akzeptierte. Ein ziemlich toller noch dazu. Bisher hatte sie keinen Anderen an diesem Ort gefunden, der sein Herz so sehr bewahrt hatte, wie ihn – außer Yuichi. Aber der zählte fast nicht, weil sie sich so nahe standen wie Brüder. Sie mochte den Kerl, aber sie liebte ihn nicht – wie auch, er ließ es nicht zu. Auch eine Kämpfernatur, wie sie, musste irgendwann einsehen, dass jemand sie gar nicht attraktiv fand und sich eine Niederlage eingestehen. Wer kämpfte schon gern einen sinnlosen Kampf? Sie könnte es wie Chardonnay tun – alles in ihrer Macht Stehende tun, um diesen Kerl zu bekommen, so wie der Killer das seit Jahren bei ihr versuchte – aber nein, so weit wollte sie nicht gehen. Es gab ein Sprichwort – liebe denjenigen, der dich liebt. Das hatte sie getan, instinktiv. Es war nicht direkt so, dass sie es sich ausgesucht hatte, sich in Sêiichî zu verlieben – er hatte nur jede Menge Punkte, die sie an einem Mann schätzte – da wog seine Fremdgeherei eher weniger im Gegensatz zu seinen guten Punkten. Natürlich war sie keine Frau, die sich gern betrügen ließ – er kratzte schon sehr an ihrem Stolz. Sie hatte sich gesagt, dass sie geduldig mit ihm sein musste. Es war ja nun nicht so, dass sie sich herumdrehte und er bei einer anderen Frau landete – dafür hatte er sich zu sehr anstrengen müssen, sie zu bekommen. Es passierte ihm nur ab und zu mal, dass er bei einer Anderen schwach wurde. Natürlich versetzte es ihr einen Stich - aber bei alldem, was sie schon durchgemacht hatte, war das ein kleiner Preis fürs Glück. Wahrscheinlich hatte Sêiichî schon Angst vor sich selbst, immerhin hatte er in Osaka nichts Schlimmes gemacht – und das, obwohl sie sich nicht gesehen hatten und er ein absolut sexsüchtiger Kerl war. Sie wagte ja zu hoffen, dass er jetzt endlich treu wurde und sie all das Durchgemachte nicht noch mal erleben musste. Mittlerweile liebte sie ihn wirklich, da konnte sie nicht mehr einfach so darüber hinwegschauen. Aber sie beide bewegten sich auf sicheren Pfaden; keiner von ihnen hatte das ich liebe dich je in Worte gefasst – aus Angst vor Enttäuschung. Sowohl sie, als auch er.

Gerade war das auch überflüssig, sie ließ sich fallen und gehörte ihm in diesem Moment – bewusst und vollkommen befreit von der Angst, es bereuen zu müssen. Er zog sie in seinen Bann und sie genoss es. Von einer Bekannten wusste sie auch zweifellos, dass er bei anderen Frauen eiskalt war und sich gar nicht so viel Mühe geben würde – na wenigstens etwas, hatte sie sich damals gesagt. Wahrscheinlich war es für sie noch ein Ansporn, ihn zu bekehren – gerade weil er zwar total vernarrt in sie war – sie ihn aber trotzdem nie so ganz hatte.

 

Bisher war Sêiichî keiner Frau begegnet, die sich mit ihm so ausbalanciert zwischen Zärtlichkeiten und hemmungslosem Liebesspiel bewegte. Entweder sie mochten es absolut gar nicht, wenn er zu wild war, oder sie standen auf Blut. Er hatte ganz bestimmte Vorlieben, die irgendwo zwischen Sado Maso und Softsex verborgen lagen. Es war auch ein bisschen Launen abhängig, wie er es gerade bevorzugte. Man durfte aber keineswegs zimperlich sein, da wurde ihm schnell langweilig. Eine Wildkatze, wie sie, war genau richtig für ihn, wobei sie auch die Schmusekatze auspacken konnte, wenn sie gerade fand, diese sei passender. Gerade diese Ausgewogenheit zwischen beidem gefiel ihm am besten, weil ihr Liebesspiel dadurch stark variierte. Nicht selten packte das Biest seine Krallen aus und hinterließ Spuren bei ihm, meistens wenn er sie vorher in den Wahnsinn getrieben, oder sie gestritten hatten und es sich dabei um Versöhnungssex handelte, waren beide besonders heftig und grob. Dabei musste auch er weit vom Sanften Abstand gewinnen. Als er damals das erste Mal mit ihr geschlafen hatte, hatte er sich weit weniger von ihr anfassen lassen, als jetzt. Er war distanziert und mochte es gar nicht, wenn Frauen ihn zu sehr anfassten – das hatte sich in den vier Jahren gravierend geändert, mittlerweile mochte er es sogar, wenn ihre gierigen Hände sich mit ihm beschäftigten. Dabei war sie aber auch die einzige Frau auf diesem Planeten, die ihn derartig berühren durfte. Ja, er liebte sie – manchmal erschreckte ihn das. Mit seinen 21 Jahren, gefangen an einem düsteren Ort, wo Machtgier und Grausamkeit herrschten, sich so sehr in eine Frau zu verlieben, hatte er nicht geplant, aber er war unfähig, sich gegen das zu wehren, was er gerade so immens spürte. Genau genommen, war er nie glücklicher gewesen, aber er wagte es auch nicht, dieser Beziehung etwas Endgültiges zu geben – er war gehemmt und unsicher, hatte Angst, dass sie ihn nicht zurückliebte, obwohl sie ihm so viel von ihrem Herzen zeigte. Damals – er war sich schon da sicher, dass sie ein gutes Herz hatte. Das, woran er so stark glaubte, wollte er nie verletzen – da redete er sich ein, dass sie ihn nicht liebte, weil ihn sein schlechtes Gewissen sonst erdrücken würde. Er fand auch gar nicht, dass er verdient hatte, von ihr geliebt zu werden. Jede Stunde, Minute und Sekunde kostete er vollends aus – lebte nur für die Momente ihres Zusammenseins. Alles andere würde ihn ängstigen und verscheuchen. Doch jedes Mal, wenn er diese Frau ganz dicht bei sich spürte, fühlte es sich an wie das vollkommene Glück, was ein jeder Mensch so verzweifelt suchte…

Das Licht am Ende eines finsteren Tunnels war sie.

Sêiichî gab sich Mühe wie bei keiner Zweiten, dass es ihr gefiel – er wollte, dass sie am Ende zufrieden war und mit einem glücklichen Lächeln einschlief und vergaß, was für ein riesengroßer Hornochse er manchmal war. Als er nach Osaka gezogen war, hatte er sich bemüht, keine Frau zu nah an sich heranzulassen, damit nicht einmal ansatzweise die Gefahr bestünde, die Sachen aus der Vergangenheit wieder zu tun. So, wie es im Augenblick war, durfte es bleiben. Nicht zu viel und nicht zu wenig.

Die so stark zu vernehmende Lust, die in ihrem Körper vorherrschte – auch er spürte sie und wollte nichts sehnlicher, als ihr seine Liebe zu schenken. Sie beide wiegten den Anderen im Takt und gaben sich diesem Moment vollends hin – dabei hörte man nicht nur ihre Stimme, die ihre Lust herausschrie, sondern auch ihn, der voller Glück über ihr war und sich vollkommen vergaß in der glühenden Hitze ihrer Liebe. Beide hatten längst vergessen, dass sie nicht allein hier zuhause waren. Solange es andauerte, es war absolut perfekt – auch dann noch, als sein schweißgebadeter Oberkörper über ihrem war und seine Stirn erschöpft gegen ihre fiel. Der glückliche Ausdruck in dem Lächeln, was sie ihm schenkte, ihre zärtlichen Hände, die sein Gesicht entlangfuhren – auch er musste sich eingestehen, dass das Liebe war. Das, wovor er seit Jahren flüchtete, war greifbar nah und es tat so gut, dass er ein mildes Lächeln zeigte und ein beglücktes Seufzen hören ließ. Der perfekte Moment für ein Ich-liebe-dich eigentlich, aber er konnte das nicht. So gern er der Frau, die er in den Armen hielt, dies auch sagen wollte. Es kam ihm beinahe vor, als würde es alles zunichtemachen. Seine Wange schmiegte sich an ihre, das musste genügen. Chris’ Hände strichen sanft über seinen Rücken und er schloss die Augen – er gehörte ihr, voll und ganz. Nie würde er eine Frau so sehr lieben, wie sie, davon war er überzeugt. Sie hielt ihn fest umschlungen und ließ ihn nicht los – gerade wollte sie ihn noch ein bisschen in den Armen halten und sich in ihrem gemeinsamen Glück suhlen.

 

Nach diesem halben Aufschrei war es verstummt im Zimmer nebenan – endlich hatte die Folter ein Ende. Syrah hatte sich schon die Decke über den Kopf gezogen, während dieser Kerl einfach so den Schlaf der Gerechten schlief. Es juckte ihn gar nicht, was der Mistkerl mit ihrer Mutter immer tat – was er ihr antat, wenn er sie betrog. Sie wollte sich gern freuen, weil sie wohl gerade sehr glücklich war – aber etwas in ihr widerstrebte das zu tun. Nur, weil es gerade schön war, hieß das noch lange nicht, dass es so bleiben würde. Davor fürchtete sie sich eigentlich. Was sie nicht nachvollziehen konnte, machte ihr eher Angst. Das Leben ihrer Mutter war schrecklich genug in der Vergangenheit gewesen – sie brauchte keinen Kerl, der ihr dann auch noch das Herz brechen würde – sie nahm es nicht einmal ernst, wenn ihre Tochter ihr klarzumachen versuchte, was im Begriff war zu geschehen. Sie ließ nichts auf Sêiichî kommen – es kam ihr beinahe so vor, als könnte dieser tun und lassen, was er wollte und sie flog dem Kerl immer noch in die Arme. Das war doch wohl beängstigend.

 

Es war spät abends in der Dunkelheit gewesen, als ihn Vermouths Nachricht erreicht hatte, die ihn sofort grinsen ließ. Es war kein fieses Grinsen, sondern ein sehr glückliches gewesen. Er hatte diese Nachricht minutenlang einfach nur angestarrt und war so glücklich gewesen…

Sie wollte ihn so schnell wie möglich sehen, weil sie ihn vermisst hatte. Sie war froh, dass er wieder da war. Derartiges hatte in dieser Nachricht gestanden – er war darauf angesprungen, wie ein Vollidiot.

Dort, wo sie sich mit ihm treffen wollte, waren sehr viele dunkle Ecken – er hatte das sogar nachvollziehen können – sie wollte nicht, dass man sie zusammen sah. Dann hatte man ihm von hinten eine Pistole an den Kopf gehalten und ihm die Worte „Gib einen Laut von dir und ich bring dich um!“ zugeworfen…

So etwas musste man erstmal ernstnehmen. Zu dritt hatten sie ihn in Schach gehalten, während er sich – verdammt noch mal – darüber geärgert hatte, so dumm gewesen zu sein. Eigentlich hatte er in dem Moment mit seinem Leben abgeschlossen, aber dann verlangten sie von ihm, dass er Vermouth kontaktieren soll – er sollte sie herbestellen.

Sie dachten wohl wirklich, er hinge so sehr an seinem Leben, dass er das einfach so tun würde.

 

Cognac lächelte finster und lachte frech auf. „Vergesst es“, sagte er. Er ließ sich doch von solchen Leuten nicht einschüchtern. Außerdem wollten sie ja etwas von ihm – das hieß, sie waren dumm genug, ihn leben zu lassen. Der Druck der Waffe wurde immer kräftiger und bedrohlicher, aber ihnen war schnell klar, dass er seinen Tod nicht fürchtete. Es war reine Dummheit, ihm zu verraten, was sie mit Vermouth vorhatten, wenn er sie dann endlich herbestellt hatte.

„Du holst sie gefälligst her, sonst bringen wir dich um und senden dich ihr via Eilsendung verschnürt als Päckchen, du Idiot. Wir wissen, dass ihr etwas an deinem Wohl liegt – sie wird kommen. Wenn du sie nicht freiwillig holst, tun wir das. Damit würdest du ihre Lage nur noch verschlimmern. Keine Sorge, wir bringen sie auch nicht um, oder so etwas – dafür ist diese Frau viel zu attraktiv.“

Das dreckige Lächeln seines Hintermanns konnte er nicht sehen, aber er hörte es aus der Stimme heraus. „Chardonnay will sie ganz für sich, der gierige Sack! Wenn du ganz brav tust, was man dir sagt, darfst du sogar mitmachen. Wir wollen nämlich auch was vom Braten abhaben. Wie wär’s,  Sportsfreund? Wir teilen. Warum sollte auch nur Chardonnay allein in den Genuss dieses geilen Körpers kommen?“

Was zuviel war, war zu viel.

Obwohl seine Stimme nicht danach klang, war er sehr wütend über dieses Angebot gewesen.

„So, ihr wollt sie teilen? Diese Frau teilt man nicht.“ Heimtückisch hatte er sich gesagt, dass ihm kaum mehr als ein paar Sekunden blieben, um sie niederzustrecken. In dem Moment hatte er noch nicht geplant, sie zu ermorden – doch dann kam einer auf ihn zu, dessen Gesicht er in all den Jahren nicht vergessen hatte. Wahrscheinlich hatte man ihm den Schreck angesehen.

„Jetzt wird er auch noch frech“, hatte dieser gesagt und das diabolische Grinsen in seiner Visage verfolgte ihn auch jetzt noch bis in seine Träume…

In dem Moment, als er alle – außer dem Hintermann – sah, hatte er zugeschlagen, ohne Gnade. Mit einem Schlag auf den Solarplexus, zeitgleich die Knarre des Typen gegriffen und ihn mit einem Schulterwurf zu Boden geworfen, hatte er die Zwei aus direkter Näher mit einem gut platzierten Schuss in den Kopf getötet. Natürlich hatte das der Kerl nicht gut gefunden, den er zu Boden geworfen hatte, so hatte dieser in einem günstigen Moment Cognac anvisiert, bereit abzudrücken. Doch Cognac war schneller, dabei traf er den Typen nicht richtig, da dieser auf ihn zustürzte – dumm.

Beim Heranstürmen wurde der Kerl getroffen und fiel Cognac dann geradezu in die Arme. Ja, er hatte sich regelrecht an ihn geklammert und war kaum von sich zu kriegen – ein Horror. Das Blut ergoss sich buchstäblich über der Kleidung und dabei hatte er ihn auch noch zu Boden geworfen und war auf ihm gelandet, wo er zu röcheln begann, in seinen qualvollen letzten Sekunden. Cognac hatte, als er endlich lockerließ, diesen von sich befördert.

 

Leider verlief das, was er nun träumte nicht so, wie es in der Realität stattgefunden hatte. Sondern so, wie es hätte zugunsten der Typen laufen sollen. Dass sie es schafften, Vermouth her zu zitieren. Das, wovor er sich wie vor nichts anderem fürchtete, geschah in seinen schlimmsten Albträumen. Dass sie sich sogar darauf einließ, sich entwaffnen zu lassen und sich ihnen auszuliefern, nur um seinen Arsch zu retten.

Sie glaubte wohl, dass sie brav das machten, was Chardonnay von ihnen verlangte – da irrte sie sich aber gewaltig. In seinem Traum wurden es immer mehr Kerle, abartige Mistkerle, die nur eines im Sinn hatten… Sich an ihr zu vergreifen, vor seinen Augen.

 

Mittendrin wachte Sêiichî mit einem Aufschrei auf und riss damit auch die Blondine aus ihrem Schlaf. Seine Augen standen schockiert offen und er holte kräftig Luft, seine Lunge schmerzte und sie setzte sich sofort auf.

„Hast du einen Albtraum gehabt?“ fragte sie, aber ihre Stimme drang nur schemenhaft an seine Sinne. Der Traum war zu real und es war der Schlimmste gewesen, den er je gehabt hatte. Er fuhr sich einmal zitternd durch die verschwitzten Haare.

„Ja, ein Traum… nur ein Traum…“, sagte er sich und schnappte noch immer nach Luft, so dass sie sich Sorgen machte.

„Was hast du da nur wieder geträumt?“ Erst jetzt wurde er auf sie aufmerksam, die sanft seine Schultern ergriffen hatte, so dass er ihr ins Gesicht sah. Es war nur ein Traum, sie war hier – ihr fehlte nichts – alles war gut – das musste er sich sehr intensiv einreden.

„Ach, nur Mist… Wirklich…“, versuchte er sie zu beruhigen, aber anhand ihres Gesichtsausdruckes wusste sie, dass es nicht nur Mist gewesen war, sondern etwas, was ihn auch nach dem Aufwachen entsetzte.

Chris strich ihm über den Kopf und zog ihn wieder in ihre Arme, in der Hoffnung, er würde sich gleich beruhigen. Er zitterte noch immer, deswegen streichelte sie ihn zur Beruhigung. Was hatte er nur wieder geträumt? Etwas Derartiges war lange nicht vorgekommen, daher war sie schon ziemlich besorgt – gerade nach gestern. Man wusste ja nie, was dieser grenzenlose Baka einem wieder verschwiegen hatte…

Es war finster, dennoch bekam sie alles Wichtige mit. Den Horror in seinen Augen, als er hochgeschreckt war, zum Beispiel, sah man auch ohne Licht. Es dauerte unwahrscheinlich lang, dass er sich wieder eingekriegt hatte – aber auch dann starrte er nur an die Decke und wagte nicht noch einmal, einfach so die Augen zu schließen… 

Trusted enemies

Es war immer sehr schwer, den 45- jährigen zu erwischen – er hatte immer sehr viel zu tun, weil er alles koordinieren musste. Aber der 20-jährige hatte es tatsächlich geschafft, dass er ihn empfangen würde. Obwohl Ryochi bestimmt versucht hatte, zu verhindern, dass er seinen Vater belästigen konnte.

Nachdem sie den Tatort hinter sich gelassen hatten – Ryo hatte dabei die Ermittlungsergebnisse den Kriminalisten vorgelegt – Kōji könnte schwören, dass das Meiste davon gefälscht war, saß er nun im Wartebereich und wurde wenig später zu Takeshi Akaja vorgelassen. Er würde versuchen, die Sache geschickt anzugehen, obwohl der Kerl Sêiichî mit Sicherheit auch helfen wollen würde. Tja, Kōji war kein Unmensch, auch er wollte gern Sêiichî helfen – jedoch anders, als dessen bester Freund.

Als die Sekretärin ihn zum Polizeipräsidenten ins Büro schickte, war er schon ein wenig aufgeregt und trat wenig später ein.

„Guten Abend, Akaja-san“, begrüßte er ihn höflich und wartete, dass die Tür hinter ihnen geschlossen worden war.

„Schön, Sie zu sehen, Miura-san. Es wundert mich, Sie hier zu sehen, aber durch meinen Sohn Ryochi bin ich bereits im Bilde.“

„Ach herrje“, seufzte Kōji und ging auf den Älteren zu. „Er war bestimmt sehr zornig, oder?“ Dabei versuchte Kōji entschuldigend zu wirken.

Akaja deutete den Stuhl vor seinem Tisch an, damit er sich zu ihm setzen konnte.

„Ich bin besorgt um Sêiichî – auch wenn Ihr Sohn mir das nicht glauben würde. Es entspricht der Wahrheit. Mein Kollege befindet sich nämlich auf Abwegen, müssen Sie wissen. Er kennt schlechte Leute und folgt ihnen in die Hölle.“

Der 45-jährige zog eine Augenbraue hoch und entschied dem jungen Mann genau zuzuhören, so wenig das seinem Sohn Ryochi gefallen würde. Ihm wäre am liebsten gewesen, wenn er Kōji gar nicht erst empfangen hätte.

„Sie wollen doch nur sein Bestes, nicht wahr? Also, was er gerade treibt, ist alles andere als gesund, mal davon abgesehen, dass es nicht rechtens ist.“

„Sie wissen aber schon, dass das Anschuldigungen sind, oder nicht? Wenn Sie so etwas behaupten, dann sollten Sie auch Beweise dafür haben.“

Ihm so zu kommen – mit derartigem Unfug. „Herr Akaja, ich bitte Sie. Ich weiß, dass man das von dem Kind, das man adoptieren wollte, nicht gerne hört. Aber Sêiichî Iwamoto hat sich ganz offensichtlich zum Ziel gemacht, in Form der Selbstjustiz Japan von Verbrechern zu säubern.“

„Wie kommen Sie zu der Annahme, Miura-san, dass er Derartiges täte? Ich kenne Sêiichî seit nun mehr fünfzehn Jahren. Alles, wonach er strebt, ist Gerechtigkeit, deswegen wollte er unbedingt zur Polizei. Und Selbstjustiz ist nun alles andere als gerecht, möchte man meinen“, sagte der Schwarzhaarige mit einer leichten Handbewegung, die beschwichtigen sollte.

„Er erschießt einfach so Leute – das kann ich nicht gutheißen“, äußerte sich Kōji mit einem widerspenstigen Blick – man merkte sofort, dass er ganz schöne Wut im Bauch hatte, weil man ihn beschwichtigen wollte.

„Haben Sie also gesehen, wie Sêiichî so etwas getan hat?“ hinterfragte der Polizeipräsident und Kōjis Blick wurde betrübt und er senkte diesen leicht.

„Nicht direkt. Ich kam nur einmal dazu, nachdem er jemanden erschossen hatte“, kam nun zwar sehr leise von dem Jüngeren, aber noch gut genug hörbar. Nun blickte er auf, direkt in die grünen Augen dieses Mannes. „Es war so schwer für mich zu verstehen, wie er einfach so jemanden erschießen kann, deswegen habe ich ihn gefragt, was der Kerl verbrochen hat.“ Ein missbilligender Laut entkam dem Jurastudenten, ehe er fortfuhr: „Seine Antwort ist gewesen: Er war ein Serientäter, der zum wiederholten Mal der Meinung war, sich an einer Frau vergreifen zu müssen, da habe ich es verhindert.“ Es entsprach Tatsachen, Sêiichî leugnete nicht einmal, dass dem so gewesen war.

„Hat er ihn dabei erwischt?“

„Die Frau ist – laut seiner Aussage – davongelaufen und nicht auffindbar. Aber er beteuert, es hätte sie gegeben. Sein Opfer wurde mehrmals verhaftet, aber man konnte ihm nie etwas nachweisen. Schon etwas dubios, oder etwa nicht? Er wurde immer wieder laufen gelassen und auf einmal wird er von einem Polizisten erschossen. Das Opfer läuft weg, statt seine Aussage zu bestätigen.“

„Ein solcher Fall rechtfertigt aber noch lange nicht, jemandem nachzusagen, er hätte sich der Selbstjustiz verschrieben. Sehen Sie, Herr Miura, jeder Mensch macht Fehler. Es kann genauso gut eine Kurzschluss-Reaktion gewesen sein. Ich weiß, dass Sêiichî ein sehr weiches Herz hat und deswegen manchmal stark an seine Grenzen kommt, weil auf dieser Welt mutmaßliche Verbrecher noch immer frei herumlaufen und man ihnen manchmal eben keinen Strick drehen kann. Dem ist leider so, dagegen sind wir dann machtlos. Wenn er diesen Serientäter also auf frischer Tat ertappt hat, dann war die Sache höchstwahrscheinlich so, dass er die Frau vor Schaden bewahrt hat. Das sagte er bestimmt auch, nicht wahr?“

Nun sah man Kōji die Missbilligung an, ihm gefiel nicht, worauf das hinauslief. „Trotzdem darf man keinen Menschen einfach so seines Lebens berauben!“

„Natürlich nicht, da gebe ich Ihnen Recht. Also war es so?“

„Jedenfalls behauptet er es – ja.“

„Dann ist es keine Selbstjustiz gewesen, sondern Nothilfe – das ist vertretbar.“

„Und wenn er lügt?“

„Selbst, wenn – solange es keinen Beweis dafür gibt, bleibt er unschuldig und das, was Sie tun, ist Rufmord. Seien Sie vorsichtig damit. Sie sind doch noch mitten im Studium.“

Kōji lehnte sich zurück und verschränkte jetzt die Arme vor seinem Körper. „Gut, lassen wir es so im Raum stehen. Was ist mit diesem dreifachen Mord? Hat Ihnen Ryochi wenigstens davon berichtet? Ich vermute nämlich, dass Sêiichî dahintersteckt. Als Ryochi ihn versuchte anzurufen, heuchelte er mir vor, dass er besorgt sei und dann ist Sêiichî nicht einmal ans Telefon gegangen. Was tun Sie, wenn er sich als derjenige herausstellt, der diese drei Männer getötet hat?“

„Dann werde ich Sêiichî zunächst dazu befragen. Zum Beispiel nach dem Grund. Denn ohne Grund würde er so etwas niemals tun.“

Es war ein wirklich unangenehmes Gespräch – das Thema vor allem war es. Er verstand Kōji, aber er fragte sich auch, was Menschen zu so etwas brachte – meistens wollten sie andere doch nur vor Schaden bewahren – jedenfalls war Sêiichî so ein Kandidat. Er vertraute darauf, dass er nicht zum Spaß so etwas machte. Dafür hatte er ihn zu gut erzogen. Leider wusste er auch ein paar nicht erfreuliche Dinge, die ihn sich eher sorgen ließen, als dass er glaubte, Sêiichî wüsste nicht mehr, was er da machte, sein Sohn wusste genau, was er da tat, davon war er überzeugt.

„Nach dem Grund befragen“, seufzte Kōji, der nicht fassen konnte, wie ruhig der Polizeipräsident war, immerhin gehörte Sêiichî zur Familie. „Würde es Sie nicht enttäuschen, wenn er ein mutmaßlicher Mörder wäre?“

„Ich muss Ihnen das Wort mutmaßlich nicht erklären, oder? Jemand, wie Sie, sollte die Bedeutung kennen – bei Ihrem Studium.“

Mutmaßlich bedeutete – dem Anschein nach. Es konnte also nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Sache zutraf.

„Ach, so wie die mutmaßliche Killerin, die mit dem Verschwinden seiner Eltern zu tun hatte – nicht wahr? Ist die auch unschuldig, nur weil man ihr nichts nachweisen kann?“

„Natürlich“, sagte Takeshi Akaja und faltete die Hände, während er dem Jurastudenten einen überlegenen Blick zuwarf. „Es muss zumindest Zeugen geben. Sonst keine Anklage.“ (In dubio pro reo XD)

„Ungeheuerlich. Besagte Killerin zieht Sêiichî nämlich in irgendwelchen Mist hinein. Er kann einer schönen Frau ja keine Bitte abschlagen – so war er schon vor Jahren.“

„Na, na, na – soweit ich weiß, ist diese Frau Schauspielerin und nicht Killerin. Läuft gegen sie denn eine Ermittlung?“

„Nicht in Japan – leider.“ Trotzdem musste er sagen, dass es ihn überraschte – er wusste also von Sêiichîs Bekanntschaften. „Was mich aber wundert, dass Sie von dieser Geschichte wissen.“

„Ich weiß so einiges, was keiner ahnt“, verriet der Mann und drehte sich dann auf seinem Bürostuhl zum Fenster, so dass er Kōji den Rücken zudrehte. „Zum Beispiel davon, dass Ihr Cousin Shūichi Akai schon für jede Menge Ärger gesorgt hat… Derartige Dreistigkeiten lässt er in Japan besser bleiben, sonst werde ich mich dem Fall annehmen.“

Es war indirekt eine Warnung, so dass Kōji knurrte. „Aber Sêiichî darf tun, was er will? Wenn er jemanden erschießt, passiert eine Weile erst einmal gar nichts! Wenn ein FBI-Agent in Japan gegen eine Amerikanerin ermitteln will, weil sie sich hier anscheinend niederlässt, dann ist das ja verboten.“

„Mir liegt kein Antrag auf Ermittlungen seitens des FBIs vor – also lässt Ihr Cousin diese Frau besser schön in Ruhe. Was tut sie denn? Ich meine, sie muss irgendetwas verbrochen haben – wenn er gegen sie ermittelt, oder etwa nicht?“

Ein leichtes Zischen war von Kōji zu hören, was Takeshi nur lächeln ließ, weil er seinen Jähzorn nicht im Griff hatte. Aber er hatte besseres Benehmen als dieser Kerl aus Kyoto. Wie war sein Name noch gewesen? Tokorozawa. Der war richtig frech gewesen. Am Ende war er wütend rausgestürmt und hatte Takeshi gedroht, ihn absetzen zu lassen – das konnte er gern versuchen… Ihm Korruption vorzuwerfen würde sich eher als schwierig erweisen. Es war alles rechtens, was sie hier machten.

„Richten Sie Ihrem schießwütigen Cousin bitte aus, dass ich mich einschalte, wenn er es wagt, ein einziges Mal auf eine Touristin zu schießen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.“ Chris Vineyard besaß eine Aufenthaltsgenehmigung, besaß aber weder die japanische Staatsbürgerschaft, noch wohnte sie dauerhaft hier. Man würde sie als Touristin bezeichnen… Sie kam und ging – schaute nach dem Rechten. So war es doch.

„Touristin – diese Frau ist gefährlich.“

„Bisher war davon wenig zu erkennen, daher soll er sie in Ruhe lassen.“

„Soll man sie auch in Ruhe lassen, wenn diese Frau Sêiichî zu irgendetwas anstiftet, was nicht rechtens wäre? Mhm… mhm??“ Gleich würde der junge Kerl noch ausrasten, er hörte ihm an, dass er die Geduld verlor. 

„Dazu müsste man erstmal nachweisen, dass sie ihn angestiftet hat. Außerdem bezweifle ich, dass man ihn zu etwas anstiften kann, von dem er nicht persönlich überzeugt ist. Und jetzt gehen Sie besser. Sie sollten die frische Luft genießen, sonst platzen Sie noch.“

Kōji schnaubte – natürlich fand er das alles andere als witzig.

„Wenn Sêiichî im Gefängnis landet, können Sie sich ruhig Gedanken machen, ob Sie Schuld daran haben!“ warf er ihm noch zu, doch dann stand er wutentbrannt auf, dabei entgegnete er noch gezwungen höflich „Schönen Abend noch“ und knallte die Tür hinter sich. 

 

*~Am nächsten Morgen~*

 

Diese Nacht war ziemlich ruhelos für sie verlaufen. Deswegen befand sie sich gleich am nächsten Morgen, in aller Frühe in einem Gespräch. Diese Sache duldete keinen Aufschub. Man durfte seinen Feinden nicht allzu viel Zeit geben. Zum Glück würde die Person ihr zuhören, wenn sie dieser klarmachte, dass ihr Anruf sehr wichtig war.

„So sieht es aus. Er stand in meiner Tür und war von Kopf bis Fuß voller Blut – da bin ich echt erschrocken. Uns beiden liegt sein Wohl sehr am Herzen, deswegen dachte ich, dass ich dich konsultiere“, erklärte die Blondine dem Mann am anderen Ende.

Derjenige hatte schon schlimme Sachen gesehen und gehört, trotzdem konnte man ihn immer noch schockieren. „Jemand weiß so gut über ihn und mich Bescheid, dass es ihm möglich war, Sêiichî so sehr zu täuschen, dass er prompt in eine Falle rannte. Es gruselt mich ganz gewaltig, wem von meinen Leuten nicht zu trauen ist. So viele habe ich ja nicht. Man kann sich wohl wirklich auf niemanden mehr verlassen. Auf dich kann man sich verlassen… Da bin ich mir nach wie vor sicher. Du bist auf seiner Seite – er hat ja beinahe noch mehr Hasser als ich. Ausgerechnet er. Er musste drei Leute erschießen, weil sie ihn dazu missbrauchen wollten, mich einzukassieren… Für Chardonnay natürlich, für wen sonst? Ich will nicht, dass er dazu gezwungen ist, das zu tun. Verstehst du, Carpano?“ Chris seufzte theatralisch, auch wenn sie bei ihm bestimmt nicht so überziehen musste, dass er aktiv wurde.

Aus den Worten der Frau konnte man ziemlich viel schließen. Sehr viel mehr, als er am Ende sagte. Sie war in heller Aufregung und machte sich wohl wirklich ernsthaft Sorgen um ihren gemeinsamen Freund. Was sie sagte, entsprach Tatsachen. Vermouth hatte wirklich nicht gerade viele Menschen auf ihrer Seite, aus den verschiedensten Gründen wurde sie entweder verabscheut, oder gemieden. Carpano wollte dieser Frau nicht den Gefallen tun, gleich zu zeigen, wie gewillt er war, ihr in der Sache behilflich zu sein, obwohl sie das gewiss dachte.

„Ist er dir so wichtig also?“ fragte er sie, allein um sie etwas zu ärgern. Weil sie ja glaubte, dass das keiner so wirklich wusste – aber so doof, wie Sêiichî waren sie nicht alle. Sie sollte bloß nicht dem Trugschluss erliegen, zu glauben, alle wären einfältig und bekamen nichts mit. Denn ihre Worte sagten ja zweifellos, dass es Menschen gab, die sie sehr gut durchschauten, oder denen sie zu viel Wissen gab – gerade sie, die aus allem ein Geheimnis zu machen pflegte, hatte nun so ein großes Problem.

„Was soll das für eine Frage sein?“ echauffierte sie sich über ihn. Sein Plan verfehlte seine Wirkung nicht, sie regte sich über das, was er gesagt hatte, sofort auf.  „Natürlich ist er mir so wichtig. Man soll ihm nicht das Leben ruinieren. Wenn jemand das herausfindet, könnte er sogar seine Arbeit verlieren und schlimmstenfalls im Gefängnis landen. Da gehört Sêiichî nicht hin, Yuichi.“

Vermouth versuchte vor ihm zu verbergen, was er eh schon wusste. Sie wagte wohl nicht zuzugeben, dass sie ihn liebte, da müsste sie zugeben, schwach zu sein – bei ihm. Das war doch keine Schande – aber weil Sêiichî sich eben nicht immer so verhielt, wie er sollte, verstand Yuichi durchaus, warum sie es nicht aussprach. Als würde es sie dann noch angreifbarer machen, wenn sie zugab, ihn zu lieben. Aber es war ermutigend, dass sie Sêiichîs Gefühle wenigstens erwiderte, wo er doch sonst keine Frau so wichtig fand, wie sie. Bei einer Frau, wie ihr, war nicht immer klar, weshalb sie mit einem Mann verkehrte, das hieß nicht automatisch gleich, dass sie diesen liebte. In Sêiichîs Fall war es wohl aber so. Er konnte froh sein, nicht von ihr ausgenutzt und geopfert zu werden, wie das bestimmt bei einigen der Fall gewesen war, die kopflos dieser Frau halfen, nur um an sie heranzukommen.

„Also liebst du ihn…“ Der Mann am anderen Ende ließ nicht sofort erkennen, ob das eine Feststellung oder eine Frage gewesen sein sollte, weil er die Betonung gänzlich weg ließ, um zu schauen, wie sie nun reagierte. Vermouth schwieg – fast hätte er nun doch ein sehr dreckiges Grinsen gezeigt, denn Schweigen hieß, dass sie einen Moment brauchte, um das zu beantworten. Hatte sie das am Ende noch geschockt?

„Ich kann mir nicht erlauben, jemanden zu lieben, dafür wurde ich bisher immer bestraft“, antwortete die Blondine nach einer ganzen Weile, dabei klang sie erschüttert – so viel Fläche bot sie kaum einem Menschen – das hieß, dass sie der Person sehr viel Vertrauen schenkte, um in dieser Sache so ehrlich zu antworten.

„Nun sag nicht so etwas“, seufzte er, obwohl sie in vielerlei Hinsicht überhaupt kein Mitleid verdient hatte, in der Sache schon. Ihre Stimme hatte furchtbar verletzt geklungen, das kam nicht gerade oft vor, dass jemand so viel von ihr kennenlernte.

„Es stimmt aber.“

Beide machten sich das Leben ziemlich schwer – aber meistens nur aus Angst vor ihren eigenen Gefühlen. Sêiichî hatte grundsätzlich Angst vor der Liebe, dabei erlebte er sie gerade in vollem Ausmaß. Bei Vermouth war die Sache anders – er wusste aus verschiedenen Quellen, dass sie schon ziemlich lange in der Organisation war und höchstwahrscheinlich schon lange gebeutelt von dieser war. Deswegen war sie mehr als vorsichtig, aber trotzdem wohl noch ehrlich genug, dass man ihr einen Strick daraus drehen konnte. Es war eigentlich traurig, dass die wenigen Menschen an ihrer Seite nichts taugten.

„Warum sucht dieser Idiot sich auch ausgerechnet mich aus? Was Dümmeres konnte ihm ja nicht einfallen. Ich will nicht, dass er leidet, oder anderweitig Schaden nimmt. Das gilt es unter allen Umständen zu verhindern. Hilfst du mir also?“

„Selbst, wenn ich dich über alle Maßen hassen würde, meine Liebe. Sêiichî ist mir und meinem Bruder wichtig. Daher musst du nicht um meine Hilfe betteln. Natürlich werde ich dir helfen“, versuchte er die aufgewühlte Frau jetzt etwas zu beruhigen. „Ich habe da auch schon ein paar Ideen, wer euch Zweien da so reinzupfuschen versucht.“ Carpanos Stimme  klang düster ins Handy, dunkel und geheimnisvoll, aber auch gefährlich. Auch er war bereit für seine Liebsten sehr weit zu gehen. Er war sich nicht zu fein, diejenigen auszuradieren, die seiner Familie Schaden zufügen wollten. Sêiichî gehörte zu dieser Familie…

„Doch nicht etwa Jamie? Du denkst nicht an ihn, oder? Ich weiß nicht, ob ich das verkrafte.“

Jetzt wirkte die Blondine noch bekümmerter, als vorher schon. Mit ihrer Vermutung schockierte sie den Schwarzhaarigen merklich. Nicht an sich damit, dass sie das wirklich verletzen würde – er würde es schlimm finden und der arme Sêiichî erst.

„Jamie hat etwas gegen eure Verbindung, aber er würde Sêiichî nie in eine solch verhängnisvolle Lage bringen. Das kann ich dir versichern. Nein, an ihn habe ich wirklich nicht gedacht.“

Man hörte aus dem Hintergrund, dass Carpano nicht alleine war, er hatte sie nicht einmal gewarnt, so dass sie wenig später hektisch atmete, weil sie gerade wohl fast niemandem mehr vertraute.

„Her mit dem Handy!“ hörte man anschließend und Carpano war wohl wirklich so nett, ihm das Handy zu geben.

„Are you batshit insane, you idiot?“ schrie die Person auf amerikanisch postwendend ins Handy, weil es ihn wirklich entsetzte und er sich künstlich aufregen musste. „How can you ever imagine, I would do such a thing, to harm him?“ Er schnaubte verächtlich. „I hate you! But I won’t ever do such a thing… Idiot! Stupid, silly woman!” Es kamen zwei weitere Schnauben, wie von einem Büffel, ehe er sich langsam wieder beruhigen konnte, trotzdem hörte man auch danach noch seine hektische Atmung.

„I want to believe you“, antwortete sie ruhig, obwohl die Vorstellung, dass auch er sich gegen sie wenden könnte, furchtbar verletzend war, kalkulierte sie gerade jeden ein – auch ihn. Ihre Mutter glaubte selbst nicht, dass Jamie jemals so weit gehen würde, um sie zu trennen, aber er hatte schon einiges gerissen.

„I can’t get it. Really? You want to believe me?”

„I can’t believe anybody now, Jamie. So don’t get so upset. Proof me, I can still trust you in this matter.”

Jamie blickte sich um, zu Yuichi, der die Hände beschwichtigend hob, denn ihm einen bösen Blick zu schenken, war völlig unangebracht, fand er. Aber er hörte, was sie am Handy gesagt hatte, da dieses sehr laut eingestellt war. Er wusste, Jamie war sauer auf ihn, weil sie ihm ja vertraute, deswegen rief sie ihn an. Dafür konnte er doch nichts…

„I wouldn’t ever do such things to him.“

„That’s not the matter, Jamie. He wasn’t harmed so much. They wanted me. I was the reason. They knew exactly that Sêiichî was catchable, because of me. Somebody told them about it. Even you are the cousin of my mother, is this reason enough to trust you?”

„Were it Chardonnays people? If that’s true, I would never work for them. No matter, who they want to harm. Believe me.” Obwohl Jamie wirklich entsetzt darüber war, versuchte er sich einzukriegen und diese Frau zu überzeugen. „Sêiichî is one of those most dear to me. If somebody harms you, he will be very sad. It’s true, I don’t like the connection of you two… But, this doesn’t mean, I would go that far.”

Jamie hörte sich jetzt ruhiger an, aber auch ein bisschen zerrissen.

„I am sorry, Jamie. Someone of my people is a traitor that works for Chardonnay. I have to bear this now…”

Es war das erste Mal, dass er die kühle Amerikanerin so erlebte, was ihn doch schockierte.

„I will help Carpano to find out who of them did such a thing. Nobody wants Chardonnay to be successful. He is a badass that deserves to be punished only. Whatever happens, he can’t use me Chris!”

Der 30-jährige versuchte sie wirklich zu überzeugen, das spürte sie. Sie wollte ihm nicht misstrauen und ertragen, dass sein Hass so weit ging, da musste sie hart an sich arbeiten, um dies zu verkraften. Ihre Mutter hatte ihn sehr gern, das konnte sie nicht einfach abstellen…

„By the way is Chardonnay now into you?“ Es war verwirrend für den Amerikaner, weil sich dieser Kerl eigentlich nur für die Mutter von Chris begeistern konnte, was Jamie über alle Maßen widerlich fand – sie tat ihm echt leid. Man war gestraft, wenn dieser Typ bei einem landen wollte.

„It’s enough for him that I am the same blood as her“, redete sie sich heraus, obwohl sie für einen Moment am liebsten sagen wollte, dass sie das war. Sharon belog Jamie seit Jahren, obwohl er sie so sehr verabscheute, hatte sie ihm bisher nie gesagt, wer Vermouth wirklich war. Es war wirklich besser so, sonst mochte er sie wieder zu sehr und wollte sie beschützen. Man musste aber eher ihn beschützen, immerhin hatte er zwei Kinder. Das war ihr zu riskant, ihn einzuweihen…

„A shame, this man is a big shame. Don’t worry. I’ll never end helping him get a woman into his fangs. I’m not like this.”

„I believe you“, sagte sie nun, dabei klang sie trotz allem immer noch erschüttert.

Jamie gestand ihr zu, dass sie wohl in ziemlicher Angst lebte, weil sie eben nicht wusste, wer diese Person war. „We’ll find out and do something against it. Bye“, meinte er noch, holte tief Luft und gab Yuichi sein Handy wieder, dabei ging er zum Fenster und blickte hinaus. Wer auch immer diese Person war, er würde der Mistgurke den Hals umdrehen – ganz sicher.

Aber da war auch noch eine andere Überraschung gewesen, etwas was ihn fast schon bestürzte. Dieses eiskalte Miststück hatte anscheinend ein paar mehr Gefühle für Sêiichî, als er geglaubt hatte… Das machte alles nur schlimmer für ihn. Jetzt hatte er nicht nur einen Baka, der sich in eine Killerin verliebte, sondern auch noch eine Tochter, die seinen notorischen Fremdgänger-Neffen liebte. Schöne Bescherung. Jetzt wurde diese Frau allen ernstes weich wegen Sêiichî. Schon irgendwie verrückt.

„Du hast ihn ja gehört. Wir werden uns dieser Sache annehmen. Versuch dich nicht zu verrückt zu machen, das wäre nicht gerade förderlich. Du bist doch so eine berauschende Schauspielerin, also reiß dich zusammen“, sagte Yuichi, ohne es wirklich böse zu meinen. Sie konnten sich so etwas eben nicht erlauben.

„Ich bin schon okay…“

„Sicher?“ Überzeugt klang der Schwarzhaarige nicht – er war sich vollkommen sicher, dass bisher noch keiner Vermouth so erlebt hatte. Auch für ihn war das ein Heidenschreck.

„Danke, für deine Hilfe. Really“, meinte sie ernst in der Stimme, so dass Yuichi doch einen etwas düsteren Blick inne hatte.

„Doch nicht dafür – das ist selbstverständlich.“ Jedenfalls fand der 23-jährige das.

„Bye.“

„Byebye“, beendete Yuichi das Gespräch und wendete sich dann an Jamie. „Immer wieder für eine Überraschung gut, die Dame, was?“

„Ja – vor allem unangenehme Überraschungen“, seufzte Jamie. „Und wen hast du im Verdacht?“ wollte der Amerikaner von dem Japaner sofort wissen, weshalb Yuichi nachdenklich die Augen schloss, aber irgendwie nicht so ganz damit rausrücken wollte, an wen er gedacht hatte. Denn das war genauso wenig erfreulich, wie wenn Jamie so etwas täte. Wenn es stimmte, dann musste er dieser Person aber ordentlich den Marsch blasen. Er war sich sogar fast sicher, dass er dahinter steckte. Sein Hass ging also jetzt so weit? Auf wen richtete der sich überhaupt? Auf Chris oder gleich auf Sêiichî, weil er wagte, sie gut zu finden? Das war doch abartig…

 

Die Blondine seufzte schwer und wurde ausgerechnet in diesem Moment, wo sie dachte für sich zu sein, von Syrah aufgegriffen.

„Was ist los? Geht es dir nicht gut?“ fragte sie besorgt und missverstand gründlich, was der Grund für das Seufzen gewesen war.

Erschrocken drehte sich die Amerikanerin zu ihrer Tochter um und schüttelte mit einem milden Lächeln den Kopf.

„Nein, everything is fine“, erwiderte sie.

„Das klang aber gar nicht danach. Willst du mir nicht sagen, was dich bewegt? Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst“, versuchte Syrah an ihre Mutter ranzukommen, was nicht das erste Mal war, dass die beiden Frauen tiefgründigere Gespräche führten. „Ist es wegen Cognac?“ wurde die Schwarzhaarige nun direkter. „Bereust du es jetzt schon wieder?“

Verwundert sah sie die 23-jährige an und griff sich an den Kopf. „Nein, das ist es nicht…“, klärte sie die Jüngere auf. „Chardonnay will mir schon wieder ans Leder – seine Aktionen werden immer hinterhältiger. Irgendjemand aus meinem engeren Kreis macht mit ihm gemeinsame Sache.“

Syrahs Augen weiteten sich entsetzt. „Ich fasse es nicht! Wer um alles in der Welt…?“ Es dauerte einen Moment, bis sie sich fasste und dann leicht schnaubend nicht mehr an sich halten konnte. „Wie wär’s, wenn du dich erstmal fragst, ob die Person nicht vielleicht Cognac heißt?“ Syrah nahm die Schultern ihrer Mutter und schüttelte sie leicht. „Man kann ihm nicht vertrauen! Hör doch bitte einmal auf mich… Er weiß viel zu gut über dich Bescheid, er–“

„Nein, Syrah! Niemals! Das Letzte, was Cognac tun würde, ist Frauen verachtenden Kinderschändern dabei helfen, mich zu kriegen!“

Damit konnte man sogar Syrah überzeugen, denn Prinzipien blieben nun einmal welche. Sie hielt ihre Mutter ja nicht für komplett verblödet – sie war nur ein bisschen geblendet.

„Waren die Typen, die Cognac überfallen haben, am Ende von Chardonnay?“ wollte die schwarzhaarige Killerin wissen.

„Anscheinend arbeiteten sie für ihn – ja. Ich kann wohl noch froh sein, dass dieser Dreckskerl nichts Genaueres weiß. Dann würde er eher noch selbst kommen, um Cognac den Gar auszumachen!“ Chris griff sich mit Zeigefinger und Daumen an den Nasenrücken, dicht an ihrer Stirn – es wirkte, als sei sie fürchterlich gestresst und bekäme Kopfschmerzen.

„Davor hast du wirklich Angst, oder?“

„Soll das ein Scherz sein, Syrah? That asshole raped my half-sister and wanted to do this to me and many of my friends. He’s dangerous and cruel. He would do everything for catching me just once.”

Ein leicht mitleidiger Blick erschien auf Syrahs Gesicht. „You told me he even dragged somebody into killing my dad.” Gerade wollte sie einfach nur eine gute Tochter sein, die ihrer Mutter zur Seite stand.

„He hates everybody who's closer to me than he is. He can’t bear it – especially if they are men.”

„Could Chardonnay kill Cognac so easy?” wunderte sich Syrah, immerhin hatte Teran sich eingestanden, ihn zu unterschätzen. „Überschätzt du die Gefahr da nicht ein wenig?“

„Cognac has much courage and I bet, he would fight even more if his enemy is Chardonnay. He is very into him – like the worst enemy, you know? Cognac hates rapists and people who harm children – Chardonnay is both of that. It’s the reason we both hate this man so much.” Auch Vermouth verachtete diesen Mann aus genau diesen Gründen.

Ein fadenscheiniges Grinsen erschien auf den fast violetten Lippen der Schwarzhaarigen. „Hey, wenn das stimmt, dann setz deinen Kerl doch auf Chardonnay an. Du behauptest, Cognac sei zu allem bereit, solange es für die gute Sache ist – nicht wahr? Warum jagst du ihm deinen Schoßhund dann nicht auf den Hals? Cognac hat dann Heidenspaß – and you enjoy the show – like always.“ Ihre Mutter war eine heimtückische und gefährliche Frau, vor der man sich wahrlich in Acht nehmen musste, deswegen kam sie nun auch auf solche Ideen. „Du kannst ja ein bisschen auf die Tränendrüse drücken, dann ist Cognac wenigstens mal für mehr gut, als eine heiße Nacht.“

Man musste bei Syrah mit Derartigem rechnen – leider auch bei Vermouth – jeder, der sie kannte, fürchtete, dass sie Sêiichî irgendwann genau für so etwas benutzen würde und verabscheute sie dafür. Aber man tat ihr in dem Fall ziemlich Unrecht.

„Ach, Syrah – so etwas macht man nicht mit dem Mann, den man ins Herz geschlossen hat. Cognac hat ein gutes Herz, deswegen werde ich seine Gefühle für mich nicht dazu benutzen, um mich an Chardonnay zu rächen – wobei ich zugeben muss, dass das echt verlockend ist. Chardonnay würde vor Wut zerbersten – vor allem, wenn man ihm dann noch offenbart, dass Cognac bei der Polizei tätig ist“, nun lachte die Blondine fies auf, denn das wäre wirklich eine Show, die es wert wäre, angeschaut zu werden. Chardonnay hasste die Polizei, vor allem männliche Polizisten und Männer, die Vermouth zufällig besser leiden konnte. Das wäre ja ein dreifaches Desaster für den Mistkerl. Ein männlicher Bulle, den Vermouth liebte – was für eine Tragödie.

„Dabei würde der Typ sich richtig wichtig vorkommen und sich nur zu gern benutzen lassen. Wie kann man nur so dumm sein, Mutter?“ seufzte Syrah, weil sie einfach nicht fand, dass Cognac wirkte, als wenn ihm das so viel ausmachen würde, solange er nur vor Vermouth mit seinen Taten prahlen konnte. „Am Ende wartet er nur darauf, von dir für die Sache eingespannt zu werden…“

Das Traurige daran war, dass Vermouth davon überzeugt war, dass es ihr ein leichtes wäre, Sêiichî von dieser Sache zu überzeugen, so dass er tatsächlich mit Freuden für sie tätig werden würde – alles, was sich gegen Chardonnay richtete, war doch für ihn wie ein Fest. Doch er sollte sich nicht in seinem Hass vergessen – dafür war er einfach zu gut. Außerdem kam sie selber mit dem Dreckskerl klar – das tat sie seit gut 20 Jahren.

Syrah war eine hinterlistige Schlange, das wusste Vermouth – das bewies sie ihr immer wieder aufs Neue – allerdings eher in eigenen Belangen – gerade verdeutlichte sie das, indem sie auf ihre Mutter einredete und ihr die Dinge so schmackhaft zu machen versuchte, dass sie am Ende doch damit endete, Cognac zu benutzen. Aber sie vergab ihr, denn sie war wirklich besorgt um sie. Damit war sie nun aber auch nicht die Erste. Cognac hatte sie sogar fast darum gebeten, eingeschaltet zu werden, falls sie mal Ärger mit Chardonnay hatte – er wollte ihr dann unbedingt helfen – dieser Spinner. Auch er hatte Angst um sie, dabei musste man das wirklich nicht. Chardonnay würde ihr nur ungern ein Haar krümmen… Traurig so was – man musste sich eher um das Umfeld sorgen, nicht um sie selbst – Chardonnay neigte dazu, alles zu zerstören, was sie glücklich machte. Damals hatte er sich nicht nur an ihrer Familie vergriffen, sondern auch an so ziemlich jedem Mann, den sie mal geliebt hatte. Wen wunderte es da, dass sie verbitterte und sich bestraft fühlte? Außerdem konnte man sich schon vor der Liebe fürchten, wenn man dann einkalkulieren musste, dass derjenige draufging. Zu Sêiichîs Glück hatte sie entschieden, seine Stärke anzuerkennen, so dass sie sich ein Stück weit traute, ihn zu lieben, ohne in ständiger Angst zu leben, dass ihm etwas zustieß. Er hatte bewiesen, dass er in der Lage war, in der Organisation zu bestehen. Auch, wenn das hieß, dass er eine Rolle spielte, die zwischen all den Mistkerlen nicht so wirklich auffiel.

„Trotzdem kann ich dich überhaupt nicht verstehen, Mutter…“ Syrah wirkte betrübt, denn sie wollte die Sache wirklich begreifen…

„Weißt du, Syrah, man kann die Liebe nie vollends begreifen. Manchmal kommt sie ohne Grund, oder sie geht ohne Grund. In seltenen Fällen bleibt sie – darüber sollte man sich dann aber bloß nicht den Kopf zerbrechen, weil das nichts bringt. Versetze dich doch mal in meine Lage – du bist nicht dumm. Meine Eltern wurden umgebracht, weil ich ein dummes Mädchen gewesen bin. Ich habe mich geweigert, einzusehen, dass es Dinge gibt, gegen die ich nicht ankomme. Deswegen habe ich mich ganz offen mit der Organisation angelegt – insbesondere mit Chardonnay – tze“, seufzte sie. Man konnte nichts bekämpfen, was Unterstützung von allen Seiten bekam, aber sie war aufgewacht – mittlerweile kämpfte sie auf andere Weise gegen ihn. Leider ging das auch kaum an einem anderen Ort, weil die Polizei in Amerika machtlos war – und das FBI korrupt. Wie sollte sie den Kerl da klein kriegen, wenn die ihn unterstützten? Ihr blieb praktisch keine Wahl, als an den Ort zu gehen, wo es ihr möglich war, ihr Ziel zu erreichen. Viele Leute, die sie eingeweiht hatte, hatten gesagt „dann leg ihn halt um“. Einen Kerl, der vom FBI beschützt wurde – umzubringen, war leichter gesagt, als getan. Es war nicht so, dass sie Derartiges nie versucht hatte – dafür hatte sie ihm sogar vorgeheuchelt, ihn zu erhören, nur um ihn auszuhorchen. Sie ging wirklich weit, zu weit.

„Noch dazu ist er ein riesengroßer Verräter – dass der noch nicht von einem Rattenfänger ausgeschaltet wurde. Aber du hast immer Ärger, wenn du mal etwas tust, was denen nicht gefällt.“

Fast hätte Vermouth angefangen zu lachen.

„Das liegt daran, dass Chardonnay die Organisation liebt und sie unterstützt. Sein Kontakt zum FBI ist am Ende noch von Vorteil, weil er sie nicht mit Informationen über uns füttert. Solange von diesem Kontakt keine Gefahr ausgeht, wird ihm nichts passieren – die Welt ist eben voller Ungerechtigkeit.“ Für einen Moment konnte man all den Hass und die Abscheu in ihren Augen sehen, weil dieser kurzzeitig aufblitzte und die Frau gemeingefährlich wirken ließ. Eines Tages – auch wenn sie schon lange darauf wartete – würde dieser Kerl noch sein blaues Wunder erleben.

„Du musst ihn wirklich schrecklich hassen, oder?“

Dazu musste man fast nichts äußern, denn es traf wohl zu. „Was würdest du wohl an meiner Stelle tun?“ flüsterte sie in einem hinterhältigen Ton. „Würdest du den Kerl, der dich als 17-jährige fast vergewaltigt hat, nicht auch hassen, wenn er deinen geliebten Mann getötet hätte, weil er die Wahrheit nicht verkraften konnte?“

Ihre Mutter hatte wirklich schlimme Sachen durchgemacht – meistens wegen diesem Kerl. Da war es fast ausgleichende Gerechtigkeit, dass diese Person sie versuchte zu schützen, indem sie vieles an Informationen vor der Organisation verbarg, gerade was ihre Mutter anging, war dieser Mann sehr geheimnisvoll. Es war nicht ganz fair von ihrer Mutter, Cognac ihr Herz zu schenken, sie sollte doch lieber ihren Gönner lieben, immerhin hatte er große Macht.

Schlimm war, dass sie eigentlich eine nette Person war, die dazu gezwungen war, zu unlauteren Mitteln zu greifen, was sie auch tat.

„Was würde wohl passieren, wenn Cognac Chardonnay umlegt?“

„Das würde eine Lawine lostreten, Syrah… Es gibt die Bösen nun einmal, die Chardonnay mögen. Leider sind die sehr zahlreich“, seufzte die Blonde und drehte sich dann von Syrah weg. Es stimmte, es gab Menschen da draußen, die verdienten eben die Bezeichnung gut nicht – das verdiente ja noch nicht einmal sie - sie war ein riesengroßes Drecksstück, was sich in den Mist gesetzt hatte, nur um sich zu rächen. Aber irgendwann hatte man einfach die Schnauze voll, alles nur zu schlucken, dann waren die Wut und der Hass so groß, dass beides an die Oberfläche wollte.

„Sei nicht zu enttäuscht, Syrah, eines Tages gibt es diese Organisation nicht mehr – du solltest dich dieser nicht zu sehr verschreiben, nur weil du irgendwen hasst. Nutze ihre Mittel so, dass du dir am Ende keinen Vorwurf machen musst. Wenn diese Zeit vorbei ist, kann Chardonnay sich auf etwas gefasst machen – dann wird er sehen, dass er mit mir nicht so umspringen kann.“

„Dass dieser Fall eintreten könnte, glaubt er wahrscheinlich nicht, oder?“

„Er hält die Organisation für unzerstörbar – aber alles ist machbar. Und selbst, wenn es unmöglich erscheint, sollte man es zumindest versuchen.“

Diese Frau hatte so viel Schlimmes mitgemacht, aber lebte immer noch und versuchte immer noch ihr Möglichstes, um das Beste aus allem zu machen – wenn das nicht bewundernswert war?

„Du bist wirklich bewundernswert, weißt du das?“ Bisher hatte Syrah ihre Gefühle nie so offen gesagt, aber es musste raus – endlich mal. „Man sollte sich echt nicht mit dir anlegen.“

„Die schlauen Leute tun das ja auch nicht“, lachte Vermouth und wirkte dabei doch etwas gemein. „Schau dir Cognac an, der weiß, dass man sich auf meine Seite begibt.“ Sie wollte damit auch nicht gemein sein.

„Ach herrje“, seufzte Syrah, „was das angeht, willst du wohl naiv bleiben, oder? Und das nur zum Vergnügen? Wohl kaum, oder?“

„Ach weißt du…“, kam mit einem Lächeln von der Schauspielerin, die nun die Augen schloss. „Du kennst mein wahres Alter. Du weißt auch, wie sehr ich es gehasst habe, dazu verdammt zu sein, nun anders zu sein. Ich wollte wirklich sehr ich selbst sein. Aber das ist nicht einfach, wenn man plötzlich aussieht, wie in einen Jungbrunnen gefallen. Aber hat durchaus seine Vorteile. So kann ich das, was ich damals falsch gemacht oder versäumt habe, nachholen. Was wäre besser geeignet, als ein junger Kerl, der noch dazu absolut vernarrt in mich ist? Er gibt mir ein gutes Gefühl – das koste ich in vollen Zügen aus. Ich meine, schau dir ihn doch genau an. Er ist ein Leckerbissen – zwar hat er ein paar Fehler, aber die hat jeder Mensch. Solange ich mich von ihm geliebt und begehrt fühle, werde ich ihn bestimmt nicht von mir weisen.“

„Wenn man dich genau kennt, findet man das unter Umständen vielleicht pervers – was würde wohl Cognacs Mutter dazu sagen?“

„Sie würde vor Neid platzen – die ist noch bekloppter und durch geknallter als ich.“

„Du hattest erwähnt, dass sie damals in deiner Verkleidung irgendetwas mit ihrem Sohn angestellt hat…“

Vermouth erschrak und blickte zur Seite. „Ich möchte, dass du das nie mehr sagst. Es könnten die falschen Leute mitbekommen. Egal, was geschieht – ich will das nie mehr von dir hören. Es ist nie passiert, verstanden?!“ Die Blonde war sofort voller Aufregung und sogar ein klein wenig in Rage, so dass Syrah die Hände hob.

„Ich sage es nicht mehr – diese Frau hasst du mindestens genauso sehr, wie Chardonnay, oder?“

„Kannst du bestens nachvollziehen – oder? Immerhin hasst du deine Cousine auch, oder? Was Merlot angeht, die wird auch noch ihr Fett wegkriegen. Am besten zusammen mit ihrem Bastard von Mann, den sie über alles stellt.“

Man hörte, dass Vermouth damit nicht den Angetrauten ihrer Cousine meinte, sondern eine andere Person. „Aber ich habe mich bereits ein bisschen an ihr gerächt – dabei schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe und konnte Chardonnay auch noch besänftigen, nachdem er vor Zorn fast explodiert ist.“

„Irgendwie will ich es nicht wissen, was du gemacht hast…“ Es gab Dinge, die noch viel schlimmer waren, als ihre Liebe zu Cognac. Vermouth war manchmal wirklich zu jeder Schandtat bereit, gerade was Chardonnay und Merlot anging, ging sie sehr trickreich und hinterhältig vor. Um die Beiden am Boden zu sehen, würde sie wohl auch über Leichen gehen.

„Manchmal glaube ich es selbst nicht, aber Chardonnay hat man am besten unter Kontrolle, wenn man ihm nah ist.“

„Ich hoffe, du hast dir nicht zu viel Schande angetan…“ Syrah wusste um das Gerücht, dass Vermouth und Chardonnay nicht nur Partner waren innerhalb der Organisation, sondern dass sie irgendwas gehabt hatten, etwas, was absolut widerwärtig war.

„Oh, wo denkst du hin? Um Männer wirklich unter Kontrolle zu haben, muss man sich ihnen verweigern. Bei ihm wirkt das mehr als gut. Ab und zu ein bisschen nett sein, reicht, damit sie wirklich glauben, eines Tages ihr Ziel erreichen zu können.“ Ein perfides Lächeln umspielte die Lippen der Schauspielerin. Sie hatte nichts getan, was der Kerl ihr nicht sowieso schon angetan hatte. Außerdem war sie berühmt und hatte schon viele Typen geküsst, die sie in der Realität wohl eher nie an sich rangelassen hatte. Die Industrie war voller Mistkerle – nicht nur die Organisation. Auch außerhalb musste man aufpassen, an wen man geriet. Ihre Schauspiel-Kollegen waren nur nach außen hin perfekt, für die Medien, aber in Wirklichkeit…

„Außerdem, Syrah – Keep your enemies close – das weißt du ja.“ Sie lachte spöttisch auf.

 

Sêiichî war auf dem Weg in die Küche, als er das Gespräch der beiden Frauen mitbekam. Es waren nur Bruchstücke, aber die klangen interessant. So stand er doch mit dem Rücken zur Tür gelehnt für einen kurzen Moment da und lauschte. Vermouth sagte Syrah wohl ganz im Vertrauen Dinge – das Zeug, was sie vor ihm geheim hielt. Es war ganz und gar unfair, sich das anzuhören, obwohl es so interessant war – es war aufschlussreich genug gewesen, so dass er sich nicht alles anhörte. Chris wäre enttäuscht von ihm, wenn er so etwas tat – sie hatte ihre Gründe, warum sie ihm keinen reinen Wein einschenkte – bestimmt. Mehr von dieser Wahrheit wollte er gar nicht wissen – dabei hatte er wahrscheinlich noch Glück, dass er sich rechtzeitig wieder zurückzog und entschloss, es dabei zu belassen. Er würde sie auch nicht darauf ansprechen – nicht aus Angst, sondern weil er das ja gar nicht wissen sollte.

Er wirkte nachdenklich, als er zurück in ihr Bett kroch – dabei sagte sich Sêiichî, dass er selbst schuld war, wenn solche Worte ihren Mund verließen. Wenigstens musste er sich dann nicht schlecht fühlen, wenn er auf ihr Äußeres ansprang – er fand sich selbst ja auch ungemein unwiderstehlich – es sollte ihn freuen. Aber war das wirklich alles, was sie in ihm sah? Einen gut aussehenden Kerl, den sie nicht von der Bettkante stieß? Warum machte ihn das nur so traurig? Warum nur? War er denn jetzt so sehr in sie verliebt, dass er mehr wollte? Eine Zukunft vielleicht? Himmel – er wollte mit ihr zusammenbleiben – das wusste er nicht erst seit gestern. Er wünschte sich diesen Platz an ihrer Seite. Aber was, wenn sie eines Tages vielleicht jemand besseren kennenlernte, der noch viel toller war? Genau deswegen machte er einen Bogen um die Liebe – weil sie schwach machte. Sie alle konnten sich so etwas nicht leisten. Dennoch – egal, was geschah, er würde an ihrer Seite bleiben – solange er es für nötig hielt und er ihr helfen konnte. Trotzdem war es eine furchtbare Vorstellung, dass all das eines Tages vielleicht endete. Was würde dann sein? Dann kehrte sie nach Amerika zurück, führte ihre Karriere fort und vergaß ihn – genau so würde es wahrscheinlich sein. Das beschäftigte ihn nun doch einen Moment. Er konnte ganz gut vergessen, dass sie Schauspielerin war, die von hübschen Menschen umgeben war. Leute, die ihm locker das Wasser reichen konnten. In dem Fall war er froh, dass ihm dieses Ich-liebe-dich nicht aus Versehen gestern über die Lippen gehuscht war. 

Crazy in love

Geräuschvoll wurde die Tür ins Schloss geworfen – das wunderte die Blondine schon, weshalb sie erst einmal zusammenfuhr. Hatte er etwa – er hatte doch nicht tatsächlich gelauscht, das Früchtchen? Innerlich war sie doch etwas panisch und öffnete das Fenster der Küche, um ihn noch zu erwischen. Chris ließ sich nichts anmerken, aber Syrah spürte die Angst, was sie jetzt doch etwas gemein grinsen ließ, weil sie es irgendwo verdient hatte, wenn sie schon solche Hämmer vom Stapel ließ – Strafe musste ja sein, nicht wahr?

„Hey, good morning, my darling!“ rief sie ihm zu und Sêiichî blieb stehen. „Du hättest wenigstens vorher ein Lebenszeichen von dir geben können, bevor du einfach davonrennst!“ Die Schauspielerin lehnte sich leicht aus dem Fenster, stützte sich am Rahmen ab und warf ihm einen flirtenden Blick zu. „Wo willst du in aller Frühe hin? Ich dachte, du würdest länger schlafen. Hast auch ganz niedlich ausgesehen, deswegen wollte ich dich nicht aufwecken.“

Der Schwarzhaarige sah zu ihr auf und lächelte sie an. „Hast du Angst, dass ich gehe, ohne mich von dir zu verabschieden?“

Syrah lehnte sich schmunzelnd gegen die Tür und beobachtete das Ganze. Dieses Miststück – sie befürchtete gerade doch, dass Sêiichî alles gehört haben könnte und trotzdem dieses Getue – sie war wirklich gut darin Menschen zu täuschen – man musste sich echt vor dieser Frau fürchten.

Aber, wenn Sêiichî sie gehört hatte, dann war er genauso abgebrüht wie ihre Mutter.

„Angst? Mach dich doch nicht lächerlich – ich würde es aber bedauern, weil ich dachte, dass wir noch bis heute Abend haben.“

„Keine Panik, ich komme ja wieder“, lachte er. Sêiichî konnte dieser Frau einfach nicht lange böse sein, auch wenn sie nur mit ihm spielen würde, er würde ja doch wieder in ihrem Bett landen. „Wenn ich schon hier übernachte, wollte ich wenigstens für dein leibliches Wohl sorgen. Deswegen habe ich mich jetzt auf die Socken und besorge alles für ein Frühstück. Danach bin ich wieder bei dir.“

„Oh, das ist ja wirklich lieb von dir“, kam von der Blonden in einem schwärmerischen Unterton, bevor sie ihm mit der Hand einen Kuss zusammen mit einem betörenden Lächeln zuwarf. „Dafür muss ich dich nachher belohnen, also komm rasch wieder, ja?“

Beide beherrschten es ja so was von zu schleimen. Gleich und gleich gesellt sich gern, sagte man, das passte wohl gerade unheimlich gut.

„Ich versuche mich ranzuhalten, wenn du mich schon so lockst“, mit den Worten zwinkerte er ihr frech zu und beschleunigte dann, um seine Worte in die Tat umzusetzen.

Ihre Mutter wank Sêiichî und schloss dann das Fenster.

„Wenn er etwas mitbekommen hat, ist er ziemlich gut darin, es zu vertuschen, findest du nicht?“

Es war nicht so, dass Chris Sêiichî Derartiges nicht zutraute, aber er hatte eigentlich recht ausgelassen gewirkt, so dass sie sich jetzt nicht mehr als nötig sorgte. Es gab aber Mittel und Wege herauszufinden, ob er ehrlich gewesen war. Das konnte sie aber nicht zwischen Tür und Angel – oder zwischen Fenster und Straße – je nach dem. Das ging nur auf weniger Distanz, dazu musste sie ihm schon direkt in die Augen sehen können. Es gab da sowieso noch etwas, was sie dringend mit ihm besprechen musste, weil es ihn schon irgendwie betraf – es wäre unfair, ihn in der Sache auflaufen zu lassen.

 

Syrah gab es ja zu – wenn man vergaß, dass er schon einige Male Mist gebaut hatte – nämlich mit anderen Frauen mehr als nur geflirtet hatte, war er ein toller Mann. Aber es war nicht so einfach, die Schwarzhaarige zu beeindrucken. Trotzdem war es nett von ihm, sie nicht auszuschließen. Teran wäre im Traum nicht eingefallen, ihnen allen Frühstück zu machen. Es war aber zweifelsohne nicht das erste Mal, dass Sêiichî Derartiges tat – das sah man am stolzen Ausdruck im Gesicht ihrer Mutter, die gerade doch glücklich wirkte. Hier war sie vollkommen locker, sie ließ sich ja sogar von dem Kerl vor ihren Augen küssen – zwar nur die üblichen, kleinen Küsse, aber andere Leute durften nicht daran teilhaben. Jeder Blinde sah doch, dass sie total in Sêiichî verliebt war, sonst würde sie sich kaum so komisch verhalten – das bekam wohl jeder mit, den sie es mitbekommen ließ – außer der betreffenden Person. Der Kerl musste das doch merken, wie wichtig er ihr war. Wenn nicht, war er ganz schön blind.

Es war lange her, dass sie so etwas Deftiges wie Pfannenkuchen zum Frühstück gegessen hatten, aber wenn man es nicht übertrieb, schadete so etwas ab und zu der Figur auch gar nicht. Außerdem war keiner in dieser Wohnung so faul, dass es ihnen etwas ausmachen konnte.

„Oh, das war wirklich lecker, Sêiichî“, meinte Syrah, die fertig gegessen hatte und sich jetzt erheben wollte. „Aber ich muss los. Deswegen werde ich euch zwei jetzt allein lassen. Stell keinen Unfug an, Mutter. Mach nichts, was ich nicht auch tun würde.“

„So ein freches Biest“, amüsierte sich die Schauspielerin, die aber ein kleines Grinsen im Gesicht hatte. Trotz der Frechheit ihrer Tochter, war sie froh, dass sie hier war.

Sie wartete, dass ihre Tochter den Raum verlassen hatte und stand dann ebenfalls auf, um sich hinter Sêiichî zu begeben, der selbst noch am Tisch saß, aber lieber Kaffee trank, als zu viel von diesen Pfannenkuchen zu verdrücken, obwohl er diese nicht nur gern zubereitete, sondern auch gerne aß. Seine waren nicht so gelungen, wie die von seiner Großmutter, jedenfalls fand er das.

„Schon erstaunlich deine Qualitäten“, kam von der Blondine, die ihn von hinten umarmte und wohl nicht in Ruhe lassen wollte.

„Warum glaube ich, dass du damit nicht das Frühstück meinst?“

„Doch, genau das meinte ich, mein Lieber. Wenn du da bist, muss ich mich um nichts kümmern, das ist wie Urlaub“, frohlockte Chris und legte den Kopf auf seiner Schulter ab. „Lass uns abräumen und dann die restlichen Stunden genießen.“

„Aber mir unterstellen, dass ich nie genug kriege“, kam frech vom Schwarzhaarigen, der sich den letzten Bissen auf seinem Teller in den Mund stopfte und dann ebenfalls aufstand, dabei drehte er sich zu ihr herum und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Als würdest du dich beschweren…“

Weil sie nur zu dritt gewesen waren, hatten sie schnell den Tisch leergeräumt und alles in die Spülmaschine geladen. Keiner hier machte gern Abwasch, sie waren richtig verwöhnt. Chancenlos ließ sich der junge Mann von seiner Freundin hinterherziehen – es störte ihn auch überhaupt nicht, wenn sie jetzt noch einmal über ihn herfallen würde. Er wusste ja nicht, dass sie das gar nicht vorhatte. Bei ihr wusste man nie, was als Nächstes kam, aber diese Tatsache hatte er verdrängt, weil er gerne mit ihr zusammen war und sich ganz gern einbildete, jetzt auch ein zweites Mal Spaß haben zu können. Dabei müsste er es besser wissen – so etwas kam in den seltensten Fällen vor – sie machte sich eben gerne rar. Trotzdem träumte er immer ganz gern…

Als sie das Zimmer betraten, machte er auch nicht den Anschein, als wenn er allzu viel Zeit verstreichen lassen wollte, denn er nahm sie hoch, so dass sie die Beine um ihn schlang und ja schon wusste, was er jetzt wollte. Sie zum Bett tragen – er markierte so unwahrscheinlich gern den Starken, deswegen tat er es – und weil er Frauen wohl gerne zum Bett trug, die ihre Beine leidenschaftlich um seine Lende schlangen. Das gönnte sie ihm auch noch, ebenso wie sie sich von Sêiichî ins Bett legen und sich stürmisch von ihm küssen ließ. Doch nach dem Kuss stoppte sie ihn. „Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss, mein Lieber.“

„Oh bitte nicht“, meinte er schockiert und seufzte dann. „Ich will jetzt nicht reden, ich will dich!“

 Dieser Kerl – er scheute sich nicht, derartig frech und dreist zu werden in seinen Forderungen.

„Egal, mit welcher Konsequenz?“ Es war eine heimtückische und gemeine Fangfrage, anschließend strich sie ihm mit den Fingern über den Mund.

„Wie meinst du das?“

„Wenn das Risiko besteht, dass ich dann schwanger werde, was machst du dann?“ Chris provozierte gern und noch lieber schockierte sie Leute.

Man sah auch für einen Moment, dass es wunderbar klappte.

„Ach – du nimmst doch-“ Ihr Finger brachte ihn zum Schweigen und sie sah ihn mit einem leicht entschuldigenden Lächeln an. „Ja, ich weiß. Du verlässt dich da auch immer auf mich – deswegen sage ich es dir jetzt. Mir sind die Medikamente ausgegangen… Und mir war noch nicht möglich, Neue zu besorgen. In Japan kriegt man so etwas ja nicht. Und Ärger wegen der Bestellung hatte ich auch bereits – das Zeug fällt unter das Drogenschutzgesetz. Einreisen mit den Sachen ist okay, bestellen weniger.“ Sie seufzte, weil dieses Gesetz absoluter Schwachsinn war. Japaner hielten eben nicht viel von solchen Sachen – sie trieben Kinder lieber ab…  Echt traurig.

 „Du hast schon gestern volles Risiko-Programm gefahren… Ich konnte aber einfach nicht widerstehen… Verzeihst du mir, dass ich schwach war?“ Chris flirtete mit ihm, wirkte aber doch so, als wenn es ihr wirklich leidtat.

Sein Herz raste – es dauerte einen Moment, dass er seine Fassung wiedergewann. Anscheinend würde er ihr nicht ganz so viel ausmachen, oder doch? Sie konnte ihm weniger widerstehen, als er glaubte. Dabei war sie doch manchmal so gemein und wies ihn ab, dann musste er wieder um sie werben und sich anstrengen…

Sêiichî sah in ihre Augen, dabei konnte er die eigenen Gefühle nicht steuern. Trotzdem war da etwas, was ihn ungemein beschäftigte. „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Würdest du abtreiben? Oder würdest du es wollen?“

Der Schwarzhaarige glaubte es selbst nicht, dass er das fragte und dabei ihr so tief in die Augen sah. Er wusste ja, dass man ihm so Manches ansehen konnte.

Es war schon verwunderlich, dass er nun nicht sauer würde – am Ende gefiel ihm die Idee noch. In dieser merkwürdigen Welt war alles möglich – auch, dass er auf einen Fehler von ihr wartete und sich dann ins Fäustchen lachte – sie traute dem Kerl auch so etwas zu.

Gut, dann würde sie ihm jetzt ihre Antwort liefern und zwar schonungslos.

„Jesus Christ – Abtreiben… natürlich nicht!“ antwortete sie, als wenn es etwas absolut Abwegiges wäre, jemals auch nur daran zu denken… „Schockt dich das etwa nun? Hast du nun Angst? Willst du nun wegrennen?“ Bisher war Sêiichî nicht aufgesprungen, trotzdem fragte es die Frau, sie wollte Klarheiten, wenn sie schon so ein Gespräch führten, das hatten sie bisher nie getan.

„Es ist dein Körper und dein Leben… Und nein, ich würde nie vor so etwas weglaufen. Du kennst mich schlecht, wenn du das glaubst. Man bleibt bei der Mutter seines Kindes. Aus Respekt vor ihr“, sagte er, dabei klang seine Stimme fest und mehr als überzeugend.

Ein kleines bisschen gehofft hatte sie schon, dass er die Sache so sah – aber auch wenn dem nicht so gewesen wäre. Wenn er nun Angst bekommen hätte, würde sie das verstehen.

Obwohl es nun nicht direkt ein Liebesgeständnis war, war es schön, so etwas zu wissen und sich auch in der Sache auf ihn verlassen zu können. Sie schmunzelte glücklich.

Auch wenn es Sêiichî sicher etwas überforderte, wollte sie nicht damit aufhören, ihn etwas zu schocken. „Dann könnten wir für immer zusammenbleiben“, kam von der Blondine, die ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihn so daran hinderte, sich erheben zu können, auch wenn sie bezweifelte, dass er das in Erwägung zog.

Es war göttlich, denn sie kuschelte sich bei ihm an und warf ihm einen leicht verliebten Blick zu. „Sag nicht, dass dir der Gedanke nicht gefällt…“ Womöglich übertrieb sie es ein bisschen, aber sein Gesicht war einfach nur herrlich. Mit so etwas rechnete er nicht, aber sie fand, dass sie es ihm zurückgeben musste, wenn er schon indirekt immer wieder andeutete sie zu lieben, dann durfte er sich nicht wundern, wenn sie es ihm gleichtat. Sie würde definitiv nicht die Erste von ihnen sein, die sich die Blöße gab, ihm klipp und klar zu sagen, dass sie ihn liebte.

Überrascht sah er aus, schien darüber nachzudenken, was sie wohl damit meinen könnte. Er war schon ein kleiner Schussel, der nichts mitbekam, dabei war er in anderen Dingen nicht so.

„…Den Ärger würdest du dir echt aufhalsen?“ fragte er zögerlich und sah sie dabei forschend an, aber dass er geschockt von ihr war, konnte man nicht sagen.

Warum sollte sie sich solch einen Ärger geben – wegen ihm – oder war ihr Wunsch nach einem Kind so ausgeprägt? Diese Frau, die konnte einen wirklich von der einen Sekunde auf die andere dermaßen überraschen – es war nie langweilig.

Sêiichî hatte nicht direkt Angst davor, Vater zu werden, das wollte er sowieso – irgendwann – vielleicht nicht unbedingt jetzt, aber wenn der Fall einträfe, würde er sich auch dieser Herausforderung stellen. „Das wäre aber wirklich eine harte Nummer – du weißt doch, wie es Kindern in der Organisation ergeht. Du könntest nur halb so viel Mutter sein, wie du vielleicht willst. Außerdem wäre es grausam, einem Kind die Organisation anzutun…“ Seine Bedenken musste er ihr jetzt doch mitteilen, dabei sah er sogar ein bisschen traurig aus. Vielleicht wollte er ja eigentlich gern?

Der traurige Ausdruck in seinen Augen war eigentlich vielsagend. Chris schluckte und nahm seine Wangen und schenkte ihm einen noch intensiveren Blick.

„Das weiß ich doch-“, nur sehr zögerlich kamen die nächsten Worte, denn indirekt war auch das ein weiteres Indiz dafür, dass sie mehr an ihm hing, „-aber ich könnte das bei deinem Kind nicht abtreiben. Das würde dich in ein schwarzes Loch fallen lassen. Dummkopf - das weiß ich doch. Sag nicht, dass es dich nicht verletzen würde, wenn ich dein Kind abtreibe. Du musst spinnen, zu glauben, dass ich dazu fähig wäre.“

Um Gottes Willen, das konnte sie ihm doch so nicht sagen… Man sah an seinem emotionalen Blick wahrscheinlich gerade einfach nur alles. Sêiichî legte ganz sachte seine Lippen auf ihre. Er war ein Idiot, ein riesengroßer, das wusste er selbst. „Ich fange gleich an zu weinen…“ Er sah sie liebevoll an. „Wow – du bist echt beeindruckend. Also ist das zwischen uns doch tiefgründiger, als ich dachte. Ich bin dir wirklich so wichtig?“

„Also, wenn du das nicht weißt, kann dir keiner helfen. Habe ich dir nicht genug Gründe geliefert, es zu begreifen? Ich bin bereit zu sehr vielem, um dir zu helfen. Das weißt du.“

„Dabei sollst du so etwas nicht machen. Ich bin schließlich ein Mann und ich kann mich selber verteidigen“, kam von ihm sehr fordernd, während er ihre Nähe weiterhin genoss.

„Versprich mir, dass du auch immer auf dich achtgibst, und wenn dein Leben in Gefahr ist, dieses verteidigst und mich nicht allein zurücklässt“, meinte Chris, die ebenfalls einen leicht emotionalen Moment erwischt hatte, wo sie nicht vor ihm verbergen konnte, wie wichtig er ihr wirklich war. „Versprich es!“

„Ich würd’ dich nie allein zurücklassen – das solltest du auch mittlerweile wissen. Einer der Gründe, warum ich ums Überleben kämpfe ist, weil ich glaube, dass du mich brauchst.“

„Du bist so was von eingebildet, Cognac – da kann einem echt schlecht werden. Und jetzt kommst du bitte wieder runter von deinem hohen Ross! Bitte!“ flüsterte sie leicht tadelnd, in einem stichelnden Ton.

Sêiichî grinste sie auf herausfordernde Weise an. „Ich hab Lust auf dich, was mach ich jetzt? Zufällig bin ich total leer, was Verhütungsmittel angeht. Normalerweise habe ich immer welche, aber wenn ich zu dir gehe, brauche ich so etwas nicht. Eigentlich will ich auch gar nicht. Dir will ich richtig nah sein.“ Eigentlich hatten sie es sowieso schon riskiert, aber ein zweites Mal, im vollen Bewusstsein?

„Wenn du es unbedingt willst, kannst du ja welche besorgen…“

Chris bemerkte, wie Sêiichî so richtig mit sich haderte und sie dabei anstarrte, während er sich nicht so recht entscheiden wollte, welche Risiken er bereit war einzugehen.

„Ich… Weiß nicht… Was, wenn du wirklich? … Und dieses arme Kind… Ansonsten…“ Es gab keinen Moment, wo er die Organisation mehr gehasst hatte, als in diesem. Wäre dieser Saftladen nicht – was hätte er dann jetzt getan?

 

 

 

 

 

Sie hatten den ganzen Tag, also noch viel Zeit. Ein bisschen ungünstig kam der nächste Anruf von Ryochi, den er total vergessen hatte. Unglaublich, am liebsten wollte er sich ohrfeigen. Er lag gerade mit ihr kuschelnd im Bett und dachte über diese höchst brisanten Dinge nach.

„Hast du etwa immer noch nicht mit ihm gesprochen?“ fragte die Blondine mit dem Kopf schüttelnd und er seufzte, als wenn er sagen wollte, sie hatte ihn erwischt. „War keine Absicht... Ich hatte mich auf dich konzentriert. Willst du mir das vorwerfen?“

Sanft platzierte die Schauspielerin ihre Lippen auf seiner Wange, denn seine Ausrede, war ja schon irgendwie süß. „Du willst deinen besten Freund doch nicht für ein bisschen Spaß vertrösten, oder?“ Das war nicht Sêiichîs Art, eher drückte er sich.

„Das wäre ganz schön unfair, so schön es mit dir ist“, sagte er und erhob sich. Besser so, wenn sie nicht weiter machten, denn er wusste, wo das endete. Wenn er jetzt Ryochi traf, konnte er sich auch über dieses Thema unterhalten und ein Rat wäre auch nicht schlecht. Natürlicher wäre zu einem Älteren zu gehen, aber weder Jamie, noch Yuichi wollte er unter die Nase reiben, was er sich gerade innerlich ausmalte. Wie er sich mit dem Gedanken mehr als anfreundete. Die bekamen es noch mit der Angst zu tun, dass er jetzt hoffnungslos verloren war.

Ein kurzer Kuss, ehe er das Gespräch annahm. Aufgesetzt hatte er sich bereits und spürte sie im Genick. Sie legte die Arme um ihn und hielt ihn fest. Glaubte sie wirklich, dass er ihr abkaufte, sie würde nicht wenigstens ein bisschen ausnutzen, dass sie mithören könnte, wenn sie sich so an ihn hängte? Diese Frau machte so etwas sonst ja auch nicht so penetrant.

„Bist du allein, Sêiichî?“ hörte er seinen besten Freund und man musste sich echt fragen, weshalb ihm eine solche Frage gestellt wurde. Aus Vorsicht, oder weil er ihn kannte? Doch das Einzige, was dem Schwarzhaarigen dadurch beschert wurde, war eine kräftige Röte im Gesicht.

„Nein, natürlich nicht. Wovon träumst du nachts, Ryo? Aber ich kann mich loseisen. Kein Problem. Allerdings würde ich mich gern treffen. Haben uns lang nicht gesehen.“ Endlich traute er sich, das ließ Chris nun doch die Umarmung lösen und als er sich herumdrehte, sah er das zufriedene Lächeln. Wie immer, sie hatte ihn von etwas überzeugen können und war stolz auf sich, er grinste schief.

„Das passt mir sehr gut. Hab’ schon gehört, dass du zu Besuch in Tokyo bist. Wo treffen wir uns?“

„Mir passt es im Haidopark.“

 „Einverstanden.“ Ein neutraler Ort, wo er jeder Zeit verschwinden konnte, das war schon link. Er könnte Ryochi auch besuchen, aber eigentlich wollte er nur Shina nicht begegnen. Die fand ihn komisch, jedenfalls hatte Sêiichî ein komisches Gefühl. Er wollte seinen besten Freund schon für sich, im Teilen war er immer noch nicht besonders gut.

„Gib mir fünfzehn Minuten. Das schaffst du, oder?“

„Klar schaffe ich das, Bis gleich.“ Das normalste Gespräch, da kam man sich schon fast dämlich vor, überhaupt etwas in Richtung ernstes Gespräch erwartet zu haben. Aber er hatte hier in Tokyo nun einmal drei Leute umgebracht, es würde also passen, dass der Detektiv, welcher sein Freund nun einmal war, sich erkundigte, was er damit zu schaffen hatte.

 

Im Bauch rumorte es, ihm war schon etwas unwohl, als er den Haidopark betrat, wo Ryochi bereits auf ihn wartete. Er saß auf einer Bank, recht gechillt, beide Arme um die Rückenlehne geschlungen und zum Himmel schauend, während er ein Bein übers Andere geschlagen hatte.

„Sorry, dass ich dich gestern ignoriert habe. Ich war beschäftigt.“

Der Ältere setzte sich neben den jüngeren Freund und Ryochi grinste dann.

„Lass mich raten, du warst mit einer Frau zusammen und konntest deswegen natürlich nicht rangehen.“ Der Detektiv kannte ihn, auch wenn es nicht ganz so stimmte, bejahte Sêiichî mit einem Lachen.

„Kennst mich eben. Hattest du nur angerufen, weil jemand sagte, dass ich in der Stadt bin?“

Kurz sammelte sich der 20-jährige und lehnte sich jetzt nach vorne über, wo er die Hände faltete.

„Ehrlich gesagt wollte ich wissen, ob mit dir alles okay ist. Kôji Miura ist auch hier und wir mussten miteinander Vorlieb nehmen. Du weißt ja, wie das abläuft. Natürlich wollte er wieder gleich einen Kleinkrieg anzetteln.“ Ryochi fuhr sich durch die Haare und Sêiichî seufzte.

„Was ist bloß los zwischen euch?“

„Er hat dich auf dem Kieker, das ist los, Sêiichî!“ sagte der Braunhaarige ohne sich mit Unwichtigem aufzuhalten. Er griff sich die Schultern seines Freundes. „Er ahnt was und er geht mir damit auf die Nerven. Nicht nur mir, sogar unseren Vater belästigt er schon. Er will dir Ärger machen. Du musst vorsichtig sein.“

Direkt eine Warnung, das war ein wahrer Freund. „Na, hoffentlich macht er nicht auch euch Ärger, weil ihr mich abschirmen wollt“, seufzte er, dabei sah er traurig drein. Er wollte niemandem Schwierigkeiten machen.

„Eher macht Vater ihm Ärger, wenn er sich zu weit aus dem Fenster lehnt.“

„Was weiß denn dieser Kerl schon? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich etwas getan habe, was ihm Gründe liefert.“

„Kôji hält dich für einen Mörder. Was sagst du dazu, Sêiichî?“ Man sah, wie der Angesprochene zuckte und nur sehr zögerlich die Augen zur Seite huschen ließ. Wollte er in jetzt anschwindeln?

„Warum konfrontiert er dich damit und kommt nicht direkt zur betreffenden Person? Immerhin sind wir Kollegen.“ Genervt stöhnte Sêiichî, denn es klang ihm sehr danach, als wollte er nur Ryochi auf die Nerven gehen. „Du hast doch gar nichts damit zu tun.“

„Doch, habe ich. Ich wage es, dein Freund zu sein und das werde ich auch immer bleiben. Kôji weiß das und es nervt ihn. Zudem kann er mich doch eh nicht leiden. Er verurteilt dich, so was kann ich nicht leiden. Menschen, die einfach so andere verurteilen, ohne nach dem Grund zu fragen. Woher weiß der kleine Mistkerl überhaupt, dass du eine enge Bindung zu einer gewissen Schauspielerin hast?“ Diese Frage war mehr als passend, so kamen sie gleich aufs richtige Thema, trotzdem war sie nicht einfach zu beantworten.

„Das ist eine verdammt gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Ihm muss einer gesteckt haben, dass ich... Na... du weißt ja, hinter der Killerin her bin, die meine Mutter getötet haben soll. Jedenfalls habe ich das immer so behauptet. Um genau zu sein, ist Mutter ja gar nicht tot, aber sie wird totgeschwiegen. Jedenfalls kommt das nicht schön rüber, dass ich mich jetzt mit den Bösen anfreunde. Aber es ist mir egal, ich mach doch was ich will.“ Jetzt wurde er bockig und man konnte ihm in solchen Momenten nicht mal böse sein.

„Ach, gut und böse. Der größte Schwachsinn, den man erfunden hat. Passt vielleicht für Romane, aber das wahre Leben sieht anders aus. Menschen entscheiden sich für gut und böse, aber sie sind nie eins von beidem. Jeder trägt beide Seiten in sich, man nimmt nur das, was einem gerade besser gefällt. Jedenfalls ist es in der Regel so...“

Jetzt kam ein schweres Seufzen. Ryochi machte sich Dinge nie leicht, er versuchte fair zu bleiben, aber trotzdem war es bestimmt schlimm für ihn, zu wissen, in welchen Kreisen sein Freund verkehrte. „Kôji behauptet sicher, dass ich für sie arbeite, nicht?“

„Stimmt’s etwa nicht?“ kam ein kleines bisschen barsch von Ryo, der schließlich auch keine Märchen hören wollte. „Er hält dich für so schlimm, dass sie dich mit ihrem Körper bezahlt. So etwas muss ich mir anhören. Und, dass du so ein schrecklicher Typ bist, der dafür sogar Morde begeht. Da fällt einem nichts mehr ein. Du bist doch kein brutales Monster, nur weil du in eine Organisation eingestiegen bist. Da bist du ja nicht, um die Bösen zu unterstützen, sondern weil du sie bekämpfst.“ Ein Blick, der kaum ehrlicher sein konnte. „Oder täusche ich mich? Das tue ich nicht. Du würdest doch nie gut finden, was böse Menschen tun. Sie quälen andere und haben Spaß daran. So etwas könntest du nie gut finden, du bist ein guter Mensch.“

„Meinst du Vermouth?“

„Vielleicht... Ich frage mich einfach, wie klar du denken kannst, wenn es um sie geht. Nicht, dass ich persönlich etwas gegen sie habe, dazu bin ich überhaupt nicht in der Lage. Ich kenne ihre Geschichte viel zu wenig, aber ein paar wenige Dinge sind mir bekannt. Keine Ahnung, was sie dir erzählt. Sie ist Schauspielerin und da muss man sich schon in Acht nehmen. Ich will mehr darüber wissen.“

Es war geradezu schockierend, aber Sêiichî wusste, das war Besorgnis und kein Versuch einen Streit vom Zaun zu brechen.

„Ich könnte einen Tag füllen, an dem ich dir alles Mögliche erzähle, aber ich kann sagen, dass ich die Lage sowohl einschätzen, als auch wissen kann, ob ich ihr trauen kann oder nicht. Eines kann ich jedoch mit Gewissheit sagen, sie hat das Herz am rechten Fleck, was nur sehr wenige Menschen ihr zugestehen wollen. Herzloses, brutales Drecksstück... Das wollen und sollen die Menschen auch in ihr sehen. So dumm bin ich nicht.“

„Herzlos... brutal?“ Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Sind das also auch alles so dämliche Leute, wie Kôji Miura? Die würden noch meinen eigenen Bruder herzlos und brutal schimpfen, was? Manche wollen einfach blind sein. Wenn Vermouth herzlos und brutal ist, was zum Geier ist Chardonnay?“ Belustigung lag in Ryochis Stimme. Er wollte das gar nicht verstehen. Es war dämlich und total übertrieben. „Ich halte sie nicht für herzlos. Und für brutal sowieso nicht.“ Mehrmals schüttelte er den Kopf. „Heißt nicht, dass ich sie mag.“ Das klang nun etwas kleinlaut, wie von einem verschüchterten Kind, ganz anders als die nächsten Worte, die total energisch kamen: „Aber ich kann akzeptieren, dass du sie vielleicht magst... oder... Oder mehr.“ Es war mehr. Viel musste Sêiichî nicht sagen, er kannte ihn und sah ihm an, dass diese Frau ihm schlaflose Nächte bereitete. Aber warum genau?

„Wie eng ist eure Beziehung?“

„Wenn ich dich trollen wollte, würde ich sagen, sind fast verheiratet...“ Blöder Scherz, mit dem er im Grunde sich selbst veralberte. Doch im Grunde, noch während er es sagte, fasste er sich an den Kopf, beide Schläfen und wirkte ein bisschen verzweifelt. „Das sollte witzig sein, Herr Gott. Aber es ist ernst genug, dass wir uns gegenseitig wichtig sind. Dass sie Ärger für mich in Kauf nimmt und ich jeden abknallen würde, der ihr Leben gefährdet.“

„Bist du verliebt? Du bist in sie verliebt!“ Erst war es eine Frage, dann eher eine Feststellung. Und alles, was Sêiichî dazu zu sagen hatte, war ein tiefes Seufzen, als würde ihn das noch stören. „Ist sie nicht verliebt in dich?“

Sein Magen zog sich zusammen, als würde er sich schrecklich fürchten. Aber es begann wie wild zu kribbeln, so wie vorhin noch. „Genug, dass es sich gut anfühlt, mit ihr zusammen zu sein“, sagte er leise. „mehr als gut. Atemberaubend schön. Ich bekomme nicht genug von ihr und ich will gar keine andere. Selbst, wenn ich will, ich kann nicht mit anderen... Es ist nicht dasselbe und...“ Er verstummte und blickte zu Boden, nachdenklich.

Genau diejenigen, die sich sträubten und gar nicht wollten, waren die Ersten, die es richtig kräftig erwischte.

„Lauf nicht davor weg, du bereust es nur irgendwann.“ Ein Ratschlag, der wirklich wichtig war, vor allem, wenn man ihn kannte. Seit er 15 war, hatte Sêiichî jetzt schon die Schnauze voll von Gefühlen, wie diesen. Aber das lag an dem blöden Miststück, an das er geraten war. Die hatte ihn fallen lassen für einen anderen, von heute auf morgen, war sie einfach abgehauen und hatte den sensiblen Kerl mit seinen Gefühlen im Regen stehen lassen. 

„Weglaufen? Guter Witz.“ Sêiichî fand das beinahe witziger, als den Spruch, den er zum Spaß gesagt hatte. „Wie denn, wenn’s mit anderen Frauen keinen Spaß mehr macht.“

„Geschieht dir schon ein bisschen Recht, findest du nicht?“

„Auf wessen Seite bist du überhaupt? Ich dachte, du magst sie nicht?“

Ryochi sah seinen Freund mit einem raffinierten Grinsen an, der Kerl wusste doch eh, wie es gemeint war. „Tja, trotzdem hast du das ein bisschen verdient. Und jetzt? Hast du entschieden, dass du dich längerfristig auf sie einlässt?“ 

Ein wahrer Fortschritt, den man beinahe hoch loben musste, weil Sêiichîs Beziehungen selten die Drei-Monats-Marke überschritten. „Also... Ich habe das nie entschieden, es hat sich ganz fies eingeschlichen...“ Jetzt wirkte der Schwarzhaarige schmollig. Etwas, was absolut niedlich war.

‚Wenn du das bei ihr machst, wird sie vielleicht weich... Bist echt niedlich dann...’ Diese Frau war mit allen Wassern gewaschen, er konnte sich vorstellen, dass sie Sêiichî das ein oder andere Mal kräftig schmollen ließ. Deswegen jagte er sie so, weil er sie fangen wollte. Die Frauen, um die er gar nicht kämpfen musste, vergaß er ganz schnell wieder.

„Du hast das also gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist? Ich dache, du kreuzt im Kalender an, wann du eine frische Liaison eingegangen bist, damit du nach drei Monaten Schluss machen kannst“, ärgerte er ihn mit einem Boxen in die Seite.

„Willst du mich verschaukeln?“ schmollte er weiter und zeigte sogar Halbmondaugen.

‚Klar, ich lockere die Situation, damit du siehst, alles ist nicht so schlimm. Und ich will, dass du kapierst, was bei dir da gerade läuft. Die fesselt dich ja richtig. Faszinierend. Wie macht die das?’

Das war derselbe Kerl, der die Liebe fürchtete und immer gesagt hatte, so einen Scheiß wollte er nie mehr fühlen. Alles heiße Luft, jetzt genoss er es sogar, sonst würde er all das nicht aushalten. ‚Sie muss ihm viel geben, wenn er bei ihr bleibt. Denn bei dem, was Shizuka mit ihm gemacht hat, reicht ein bisschen Sex nicht.’

„Niemals, so etwas Gemeines würde ich nie tun“, lachte Ryochi. „Ich freue mich, dass du jemanden gefunden hast, der dich was Positives fühlen lässt. Du bist doch eigentlich gar nicht der Kerl für kurzfristige Beziehungen, dafür hast du doch ein viel zu großes Herz. Du willst geliebt werden. Ist das so schlimm? Wenn du dich gut bei ihr fühlst, bleib bei ihr. So einfach ist das. Mir ist das egal, wer sie ist, solange du glücklich bist.“

Gerade bin ich das“, antwortete der 21-jährige, dabei wurde ihm warm bei dem Gedanken, der automatisch dadurch in ihm aufkam. „Ich weiß, ich bin wichtig genug, dass... Ach...“ Er druckste rum und umschiffte das Thema, weil er anscheinend nicht wusste, wie er sich erklären sollte. „Sie nimmt diese Pille – aus dem Ausland, die bei uns nicht zugelassen ist. Die ist ihr ausgegangen und das hat sie mir dann total besorgt gestanden... Es tat ihr leid, also eigentlich eher nicht.“

„Was denn nun?“

„Sie sagte, es tut ihr leid, aber wirklich glauben kann ich das nicht.“ Jetzt hatte Sêiichî die Arme verschränkt. „Und, wenn sie schwanger wird, werde ich Vater. Ist schon entschieden. Sie würde mein Baby nicht abtreiben, niemals, weil mich das in ein Loch fallen lassen würde. Was schließt du daraus?“  Simple Dinge, die oftmals am schwersten waren. Sêiichî machte sich Dinge selbst viel zu kompliziert, aber er war doch etwas überrascht davon, wie er sich mitteilte.

„Weißt du damit wirklich nichts anzufangen, oder hast du Angst davor?“ Es lag doch klar auf der Hand, sie wollte ihn nicht verletzen. Wahrscheinlich glaubte sie, er würde sich freuen.

„Wenn es dich so stören würde, dass dieses Unglück passiert, würdest du selbst drauf achten. Aber du überlässt das alles einfach ihr. Mal sehen, was dabei rauskommt? Man könnte das jetzt ganz schön fahrlässig nennen, aber willst du es drauf anlegen? Willst du echt auf so eine Weise gefangen werden? Also wirklich, Sêiichî. Muss man dich echt so hinterhältig angeln? Weil du dann nicht sagen musst, dass du gern willst? Also ich schlussfolgere daraus vor allem, dass du schwer verliebt bist... Malst du’s dir jetzt schon aus?“

„Happy family? Nicht ich. Ich glaube, sie tut das.“ Beängstigend. Ihre Worte: Dann können wir für immer zusammen sein. Daran zurückzudenken ließ ihn doch schlucken.

„Dann können wir für immer zusammen sein. Warum müssen Frauen so furchtbar kompliziert sein? Wieso können wir nur DANN für immer zusammen sein? Wie soll das ein Mann kapieren?“

„Oh, ich glaube du unterschätzt sie maßlos. Sie weiß, dass man dich nur so für immer fangen kann. Weil sie garantiert schon spitzgekriegt hat, dass du dich nach einer Familie sehnst. So schwer zu erkennen ist das auch nicht. Du suchst doch immer nach Menschen, die du lieben kannst. Wahrscheinlich ist dir das noch nie aufgefallen.“ Ryochi schüttelte den Kopf über den skeptischen Blick. „Als du dich allein gefühlt hast, wolltest du bei uns einziehen, hast du das schon vergessen? Du hast Takeshi gegen Yuichi ausgetauscht. Einfach so. Hast angefangen ihn Yu-niichan zu nennen und er musste das einfach so akzeptieren.“ Gerade brachte ihn das zum Lachen. „Der war voll überfallen. Von heute auf morgen hatte er einfach einen kleinen Bruder mehr.“

„Das klingt, als hätte ich ihn belästigt“, seufzte Sêiichî, woraufhin sich Ryochis Arm um ihn legte.

„Es kam nur ein bisschen plötzlich. Liebgewonnen hat er dich dann doch. Immerhin ist er mit Takeshi fast schon in den Ring gestiegen, obwohl er so viel jünger war. Du warst klein und hast das vermutlich gar nicht so richtig mitgekriegt, dass dein Bruder Yuichi oft doch ganz schön zugerichtet hatte. Zwar hat er das tapfer hingenommen und dich dann doch heimgetragen, aber Mutter musste ihn dann immer ganz schön verarzten. Einmal hatte er ein richtig dickes Auge.“

„Echt? Kann ich mich gar nicht so gut dran erinnern“, wunderte sich Sêiichî über seine Gedächtnislücken, die ganz gemein dafür sorgten, dass ihm einige Details fehlten. „Ich weiß, dass er sich auch jetzt Sorgen macht. Und dann nehme ich noch eine berüchtigte Frau, um sie zu meiner Freundin zu erklären. Bestimmt würde er jetzt total ausflippen, wenn er wüsste, dass wir ohne Verhütungsmittel miteinander geschlafen haben und ich sogar mit dem Gedanken spiele, es wieder zu tun.“ Jetzt schüttelte Sêiichî den Kopf, gleich mehrmals, als wolle er die starken Mächte von sich abschütteln.

„Wirklich? Du musst sie wirklich sehr mögen“, meinte Ryochi und war doch ein bisschen sprachlos. „Und, was Yuichi angeht: Er ist nicht dein Vormund. Lass ihn eben maulen. Du musst seinen Ansprüchen nicht genügen. Es ist dein Leben, vergiss das nicht. Und du vertraust doch keinem einfach ohne Grund. Du wirst schon wissen, warum du bei ihr bist, oder nicht?“ Zuweilen verließ sich Yuichi nur auf die äußeren Eindrücke und bemerkte die simpelsten Dinge nicht. Oder ihm fehlte Wissen, was ihn davon abhielt klarzusehen. Zudem war er nicht so sensibel, wie sie beide. Allerdings sagte man von Vermouth auch nicht gerade, dass sie sensibel sei. Im Gegenteil – aber das waren Erzählungen von anderen – es musste nicht stimmen. <“Um die Wahrheit zu sagen, sie ist die Freundin meiner Mutter und das nimmt sie nicht auf die leichte Schulter. Sie hat mir geholfen zu entkommen, obwohl da Menschen sind, die sie Freunde nennt, die das nicht lustig fänden.“> Was auch immer Shina damit gemeint hatte, es klang positiv. Es klang anders, als das, was sein Bruder Yuichi über diese Frau zu sagen hatte. <“Sie ist ein intrigantes Weib, was sich nicht zu schade ist, andere für ihre Zwecke zu nutzen. Und ihre Macht? Ja, die nutzt sie fast noch schamloser. Als ich zu ihnen stieß, hat sie sich brennend für mich interessiert. Ich mich aber nicht für eine, die andere benutzt. Hab sie fein anecken lassen. Und unser Sêi-chan will sie vergöttern. Wie mich das ankotzt.>“ Es war schon ziemlich lange her, dass ihm das gesagt worden war, es könnte sich auch einfach ändern, wenn Yuichi etwas in Erfahrung brachte. Man lernte ja nie aus. Und er könnte dazu auch einiges sagen. Aber er wollte Yuichi nichts einreden. Wenn er Vermouth misstrauen wollte, dann war es vermutlich auch in ihrem Sinne. Sie schien es wirklich darauf anzulegen, nicht gerade beliebt zu sein. Sie war lieber gefährlich und verängstigte Menschen. Bei Sêiichî klappte das wohl nicht besonders gut. Das ging eben nur, wenn Leute auch wirklich viel zu verlieren hatten. Sêiichî hatte zwischenzeitlich so große Probleme mit sich selbst, dass das besorgniserregend war. Angst zu sterben hatte der eh nicht, eher hatte er Angst um andere – das war wie eine tödliche Krankheit, unheilbar.

„Wahrscheinlich hast du recht. Ich mach eh, was ich will.“

„Das dachte ich mir“, lachte Ryochi. „versuch aber nicht so selbstzerstörerisch mit dir umzugehen, sondern auch mal etwas zu tun, was dir gut tut. Dich in ihre Fänge zu begeben, um dich selbst zu bestrafen, bringt es auch nicht. Aber, wenn ihr euch liebt, lass dich nicht aufhalten. Man lebt nur einmal.“ Merkwürdig – Kôji und Ryochi waren so verschieden, es war erstaunlich, weshalb Sêiichî jetzt lächelte.

„Aber ich muss dich noch etwas Unangenehmes fragen, Sêi-chan... Und zwar – die drei Leichen, die Miura und ich gestern untersucht haben, die gingen auf deine Kappe, oder? Ich will nur ein ja oder ein nein. Kôji war sich vollkommen sicher... Und ihn interessiert nicht, wieso es geschehen ist.“

„Für Mord gibt es keine Rechtfertigung. Aber – sie haben mich überfallen, mir blieb also kaum eine Wahl.“

Für einen kleinen Moment sah man in Ryochis Gesicht die Angst, vor allem in dessen Augen. „Mord? Wenn sie dich überfallen haben, dann hast du nur dein Leben verteidigt. Mord ist, wenn man einen Nutzen daraus zieht. Wenn dein Leben gefährdet ist, ist es dir erlaubt, zu verteidigen. Unser Vater ist auch davon überzeugt, dass du nichts ohne Grund tust, also enttäusch ihn nicht.“

„Ich begehe keine unnötigen Morde, Ryochi. Daran zweifelt ihr doch nicht, nur weil ich mit einer Kriminellen ins Bett gehe, oder?“

„Wie kriminell ist sie eigentlich wirklich?“ hinterfragte Ryochi die Aussage. Er kannte einige Bezeichnungen für Vermouth. Killerin, Täuscherin, Miststück, und die harmloseren und schwammigeren Bezeichnungen, wie Verbrecherin oder Mitglied in einem Syndikat. Aber auch der Name Retterin war ihm geläufig. Es gab diese Wenigen, die auch das in ihr sahen. Der Detektiv konnte nicht leugnen, dass sie auch Derartiges schon einmal getan hatte, obwohl sie in diesem Laden so etwas besser unterlassen sollte. Vertrauen zu genießen, öffnete allerdings einige Türen.

„Sie nennt sich selbst schwer kriminell. Daran lässt sie keinen Zweifel“, seufzte der Schwarzhaarige und wirkte dabei ein klein wenig traurig. „Sie ist nicht gut, ich soll mich nicht in sie verlieben. Blabla... Ich kämpfe immer darum, ihr klarzumachen, dass man immer den Rückwärtsgang einlegen kann. Und ich kann zumindest behaupten, dass sie bemüht ist, keinen unnötigen Toten zu riskieren. Aber ich kann mir das auch einreden. Ich weiß nicht. Die Leute, die auf sie reinfallen und dann dadurch zum Opfer werden, waren alle selbst schwer kriminell. Ich kenne keinen halbwegs Guten, dem sie nicht versuchen würde, eher zu helfen. Sie verrät weder mich, noch Carpano, oder Jamie. Da sind auch noch ein paar Andere, die entweder sie nicht riechen können, oder die sie nicht riechen kann. Die leben auch noch. Nur dürfen die sich weit weniger herausnehmen, weil sie die dann erschreckt. Funktioniert meistens auch tadellos. Die kann echt überzeugend sein – beängstigend überzeugend im Böse tun. Wenn ich ihre liebevolle Seite nicht kennen würde, würde ich ihr das auch noch abkaufen.“ Sie hatte probiert ihn zu ängstigen, aber das ging nicht bei Leuten, die bereit waren draufzugehen.

„Amüsant.“ Mehr hatte Ryochi dazu nicht zu sagen. „Aber pass auf, dass sie nicht einiges an Schandtaten vor dir vertuscht, damit du ihr traust.“ Es war nicht böswillig, er wollte nur nicht, dass Sêiichî irgendetwas übersah und sich dann irrte.

„Mir reicht zu wissen, dass sie die Organisation nicht über alles stellt“, sagte Sêiichî und überlegte, ob er es wirklich noch mehr verdeutlichen könnte. „Sie geht eine Party schmeißen, wenn die Bösen nicht gewinnen, falls du verstehst. Es juckt sie nicht. Ist eh wie im Gefängnis. Man stirbt schnell in dem Laden, wenn man denen nicht gefällt. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie alles tut. Sie vermeidet eher tätig sein zu müssen. Dafür gibt es Handlanger. Die wiederum sind entbehrlich.“ Manchmal fand er das ganz schön kaltschnäuzig, aber man durfte sich nicht um jeden scheren, das war nicht gesund.

„Yuichi würde sagen, sie ist sich zu fein für stinknormale Arbeit. Was sagst du dazu?“

„Leute ärgern und erschrecken mag sie lieber, als sie umzubringen. Wenn sie es vermeiden kann, vermeidet sie es. In der Regel reichen Drohungen, um die Meisten zur Vernunft zu bringen. Also ich kenne Leute, die schneller schießen. Und ich gehöre zu ihnen. Sie ist unheimlich gut im Reden. Du solltest ihr danken, denn sie hat schon ein paar Mal dafür gesorgt, dass es nicht zum Schusswechsel gekommen ist. Sie hat sogar mich schon mal dran gehindert.“

„Dazu gehört gewisses Talent.“

„Die kann dir jeden Schwachsinn eintrichtern, wenn sie es will“, bestätigte Sêiichî mit einem Nicken. „Und die Leute haben Schiss vor ihr – du glaubst nicht, wie gern ich sie dabei beobachte, wie sie Leute einschüchtert.“ Ryochi verdrehte ein bisschen die Augen, denn sein Freund grinste gerade ganz schön sadistisch und fast ein bisschen gierig. Anscheinend fand er sie wirklich attraktiv, wenn sie andere so schikanierte. Trotzdem kannte Ryochi seinen besten Freund. Nur damit gäbe er sich nie zufrieden. Ein kleines bisschen Einfühlungsvermögen zur rechten Zeit war schon wichtig, damit er jemanden in seinen engeren Kreis aufnahm. Auf der anderen Seite war er Jamie und Yuichi gewohnt, die ab und zu sehr kalt wirken konnten, da war er natürlich gewappnet. Dennoch glaubte der Detektiv, dass Sêiichî nur so an ihr hing, weil sie ihm ab und zu doch klarmachte, wie wichtig er ihr war. Es war auch für ihn ein Schlager, dass sie sein Kind nie abtreiben würde, weil ihn das zu sehr verletzt hätte. Sogar ein Torfkopf wie Sêiichî kapierte dann endlich mal, dass er ihr nicht egal war, selbst wenn sie es manchmal so hinstellte. Gerade dann, wenn er etwas gemacht hatte, was ihr so gar nicht gefiel. Man musste als Frau ganz schön viel erdulden können, um es mit ihm auszuhalten, wenn der Kerl seine Phasen hatte, benahm er sich nicht gerade wie der liebevollste Kerl auf Erden. Wenigstens tat es ihm im Nachhinein leid – das war ein Anfang, aber irgendwann musste er doch mal begreifen, dass er diesen Krieg gegen sich selbst nicht ewig führen konnte.

Wenig später seufzte sein Freund und lehnte sich nach hinten zurück.

„Derweil könnte man mich einsargen, wenn ihr etwas passiert. Ich bin echt ein hoffnungsloser Fall.“

So ganz sicher, was Sêiichî damit bezweckte, war Ryochi nicht, aber wahrscheinlich sah er in ihm die einzige Person, der er seine wahren Gefühle so offenbaren konnte, wie er es gerade tat. Nur, was genau man von ihm erwartete, wie er reagierte, oder ob er noch einen kleinen Schubs brauchte, um all das auch mal ihr zu sagen, wusste Ryochi nicht.

„Dann soll sie mal ein bisschen weniger die Heldin spielen, dann passiert das nicht. Vielleicht wäre es auch mal an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen und ihr unverblümt mitzuteilen, wie wichtig sie dir tatsächlich ist.“

„Weniger die Heldin spielen – gute Idee, denn das ist ja auch mein Job.“

Aufgrund dieser Aussage und dem Ignorieren des restlichen Satzes, klatschte sich Ryochi die Hand ins Gesicht. „Ich fürchte, da ist sie anderer Meinung. Und ihr liegt beide falsch. Auch du solltest etwas weniger den Helden spielen – so gern du vor ihr glänzt. Wenn du ihr wichtig bist und dann in diesem Kampf draufgehst, reißt du ihr nur ein Loch ins Herz, vergiss das nicht. Passt gefälligst etwas besser auf euch auf – alle beide. Kannst du ihr gern bestellen! Aber nicht die Hälfte weglassen! So, wie du den Rest meines Satzes einfach weg ignorierst. Du bist doch sonst so mutig... Was also wäre so schrecklich daran, wenn es dir doch mal über die Lippen kommt? Kannst du dann nicht mehr den coolen Cognac spielen, oder was? Wirst du dann zu sentimental?“ Kurz darauf herrschte Schweigen. Dabei war Sêiichî niemand, der auf den Mund gefallen war. „Ist deine Angst davor, verletzt zu werden echt so groß? Du vertraust ihr doch? Jedenfalls sagst du das Yuichi pausenlos, dass du ihr vertraust. So groß kann dieses Vertrauen gar nicht sein, wenn das alles ein Geheimnis bleiben muss.“ Es war wirklich schwer, Sêiichî etwas klar zu machen, was er selbst noch nicht so sah. Er war eben unsagbar stur und verbohrt. Seine Meinung war unerschütterlich und daran scheiterten Leute wie Jamie und Yuichi schon seit Jahren. Keiner von denen mochte Vermouth auch das kleinste bisschen – sagten sie jedenfalls.

„Das sagt sich so leicht. Diese Frau ist einfach nur zu verwirrend... Heute sagt sie so und morgen so. Man weiß nie, was ihr als nächstes einfällt. Im einen Moment bin ich ein gut aussehender Typ, den man nicht von der Bettkante stößt und dann wieder der Kerl, dessen Kind sie nicht abtreiben würde. Das kann doch kein Mensch nachvollziehen.“

‚Doch ich schon. Sie will es aus dir herauskitzeln, deswegen gibt es immer diese Häppchen. Du bist doch kein Hund. Vermutlich glaubst du mir das eh nicht. Weil es dir zu unwirklich vorkommt.’

„Ich war schon so oft kurz davor und dann ist immer irgendetwas passiert, was mich dann doch abgeschreckt hat“, seufzte Sêiichî. Komischerweise passierte so etwas immer dann, wenn er gerade Fuß gefasst hatte, dann nahm sie ihm den Boden unter den Füßen wieder weg. Er verband das dann meistens aber nicht mit den Sachen, die er ihr manchmal so zumutete, sondern sie kamen unwillkürlich. So, wie das, was er heute belauscht hatte. Diesmal war es jedoch anders herum geschehen. Erst der Dämpfer, dann der Höhenflug. Aber im Grunde verwirrte auch das ihn viel zu sehr. Er war jung und hatte noch nie eine Beziehung gehabt, die länger als drei Monate gedauert hatte. Seine jetzige Romanze dauerte jetzt schon knapp vier Jahre. Das waren andere Welten. „Es ist doch auch eigentlich gar nicht wichtig“, sagte er, dabei lief ihm ein Schweißtropfen über die Schläfe. „Wir wissen auch so irgendwie, wo wir hingehören.“

„Ich geb’s auf, du bist ein hoffnungsloser Fall. Ich hoffe, dass du dich da nicht irrst. Frauen hören viel zu gerne vom Mann, dass du sie liebst. Da ist sie bestimmt kein Ausnahmefall.“ Ryochi glaubte einfach nicht, dass auch nur eine einzige Frau auf Erden existierte, die darauf verzichten konnte, zu hören, dass sie geliebt wurde. Aber die Zwei waren speziell. Gerade diese Frau, schließlich nahm sie Einiges in Kauf, was ihren Chaoten anging. Aber doch nicht für immer. Irgendwann wollte sie es auch hören.

„Sie wirkte nicht so, als wenn sie etwas vermisst“ – noch im gleichen Moment schien er nachzudenken und dann stieg ihm die Röte ins Gesicht. „Also zumindest kein Liebesgeständnis.“

„Aha – etwas, was sogar dir peinlich ist?“ Ryochi kam nicht drum herum jetzt ein bisschen zu feixen, denn Sêiichî war kein Kind von Traurigkeit, was nicht schon die ein oder andere Sache hinter sich hatte und dementsprechend auch nicht mehr so schnell in die Gefahr lief zu erröten. „Was für ein Gedankenrodeo findet gerade bei dir wieder statt?“

„Eigentlich kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als zu wissen, dass ich ihr genügend bedeute, dass sie bereit wäre, eine Familie mit mir zu gründen. Daran habe ich gedacht.“

‚Ach herrje. Das kann nicht gut gehen. Immer, wenn er positiv wird, ist der Sturz umso tiefer. Es wäre ja zu schön, um wahr zu sein, wenn der es mal begreift. Aber ich würde mir wünschen, dass es so bleibt, wie es gerade ist. So glücklich habe ich ihn lange nicht gesehen.’

„Du hast das also nicht nur zum Spaß gesagt, dass du das Gefühl hast, ihr seid fast verheiratet?“

„Das würde ich ihr nie so sagen. Sie kommt noch auf die Idee mir zu sagen, dass sie bereit ist, mit mir ein Kind zu bekommen, aber heiraten wäre crazy.“ Ein leichtes Seufzen – so etwas würde er nie wagen auszusprechen.

„Hasenfuß. Ich würde sie das mal ganz konkret fragen, ob das nur ein Scherz war, oder ob das jetzt beschlossene Sache ist.“ Ein leicht gemein wirkendes Grinsen war in Ryochis Gesicht. „Du musst dich von dieser Frau doch nicht so klein halten lassen. Wird Zeit, dass man sie auch mal ein bisschen ärgert.“ ‚Lass dich nicht so verschaukeln. Von wegen Heiraten wäre crazy. Du hast neben ihr andere Bekanntschaften und die schluckt das einfach. Ich kenne das sonst nur von Männern, dass sie immer ihr Gesicht wahren müssen. Sie will nicht, dass du Höhenflüge erleidest, deswegen holt sie dich wieder runter. Und du hast auch leider, weil sie so eine Diva ist, nicht das Selbstvertrauen, um ihr eiskalt ins Gesicht zu sagen, dass sie in dich verliebt ist. Die Frage ist nämlich eigentlich eher, wie sehr. Dass sie es ist, steht nicht zur Debatte, das ist so klar wie das Amen in der Kirche. Nur einer wie du kapiert das nicht.’


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mir ein paar Worte dalassen. Über Kritik oder Lob würde ich mich sehr freuen.

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Irischka25
2023-11-14T20:50:41+00:00 14.11.2023 21:50
Auch hier würde ich weiter lesen😁😁😁
Von:  Ryo-Baka
2019-04-21T14:05:09+00:00 21.04.2019 16:05
Seiichi und Aiko aber nicht >.<
Von:  Ryo-Baka
2019-04-21T13:56:13+00:00 21.04.2019 15:56
ich würde mir wünschen, dass du das Titelbild hochlädst >.<
Antwort von:  Melora
21.04.2019 16:03
zu abgemalt *find* xD


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