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Der Schatten in mir

von

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Sorge

Das Dunkel lichtete sich und wurde sogleich von einem dumpfen pochenden Schmerz hinter seinen Schläfen abgelöst.

Zayn schlug die Augen auf und starrte an die Zimmerdecke. Der dunkle Lampenschirm dort kam ihm bekannt war. Lag er etwa in seinem Bett?

Unbedacht griff seine Hand an seinen Kopf, wo es zwar nicht stark, aber penetrant schmerzte, als drückte jemand von außen zu beiden Seiten dagegen. Er zuckte zusammen, als seine Finger über etwas Weiches strichen, wie ein Pflaster oder einen Verband.

Richtig, er hatte sich den Kopf angeschlagen. Irgendwann. Vorhin? Gestern?

Es war hell im Zimmer, aber er hatte kein Zeitgefühl. Wie lang war er weggewesen? Seine letzte Erinnerung bestand aus dem Streit mit seiner Mutter vor dem Labor. Danach war alles schwarz gewesen.

Er stützte sich in eine aufrechte Position und bemerkte erst da das Gewicht auf seinen Beinen, welches sich plötzlich bewegte. Zayn erkannte das Fiffyen, da war es auch schon aufgesprungen und tapste über die Decke auf sein Gesicht zu. Das Drücken der kleinen Pfoten auf seinem Oberkörper ließ ihn zischend einatmen und nur mit Mühe gelang es ihm, das Pokémon nicht versehentlich von sich zu stoßen.

Mit dem Ziehen zwischen seinen Rippen, welches durch das ruckartige Einatmen noch verstärkt wurde, kehrte auch diese Erinnerung zurück. Ihm war schwindelig gewesen, speiübel und seine Rippen hatten sich angefühlt, als hätte man mit einem Hammer zugeschlagen – aber er lag jetzt bloß in seinem Bett, also anscheinend …

Das Fiffyen forderte wieder seine Aufmerksamkeit, als es die Vorderpfoten auf seine Schultern stellte und ihm übers Gesicht lecken wollte. Sein Schwänzchen wedelte hinter ihm wild hin und her und es stieß ein paar freudige Laute aus, wobei Zayn seine Mühen hatte, es ein wenig auf Abstand zu halten. Es stand ihm jetzt wirklich nicht danach, von dem Fiffyen abgeknutscht zu werden, auch wenn ihn dessen Reaktion schmeichelte.

„Hey Fiffyen, alles gut“, stieß er hervor, dann fuhr die raue Zunge ein paar Mal über seine Wange. „Würdest du bitte …“ Zwecklos. Fiffyen freute sich nur umso mehr.

„Ach, sehr schön, du bist endlich aufgewacht. Wachgeküsst wie die Prinzessin im Märchen, wie ich sehe.“

Zayn war so verdutzt davon, Vince zu sehen, der gerade die Balkontür hinter sich zuzog, dass ihm keine passende Antwort einfiel. „Was zur Hölle machst du in meinem Zimmer?“, fragte er stattdessen.

„Genau genommen war ich bis eben auf deinem Balkon. Hab gewartet, dass du aufwachst.“

Zayn war gerade wieder damit beschäftigt, Fiffyen zu bändigen, und brachte zwischen zwei Schlabberangriffen hervor: „Und was macht das Fiffyen hier?“

„Es scheint verrückt nach dir, so wie alle Mädchen.“ Vince zuckte mit den Schultern.

„Eine ernste Antwort, bitte, ja?“

„Das ist ernst! Es hat mich gebissen, als ich versucht habe, es von dir fernzuhalten, damit man dich untersuchen konnte.“ Er hob den linken Arm, an dem ein Pflaster klebte. „Na ja, keine Ahnung. Ist jedenfalls nicht von deiner Seite gewichen, seit du ohnmächtig wurdest.“

„Aha, okay …“ Er hob das Pokémon von sich herunter und streichelte es. Er erinnerte sich, dass Fiffyen auch im Wald nicht von seiner Seite gewichen war, obwohl sie sich praktisch nicht kannten. Das kam selten vor, war aber nicht unmöglich. Pokémon ähnelten Menschen mehr, als man erwarten würde. Manche waren zutraulicher als andere.

„Gut … Was ist passiert? Wie lange habe ich geschlafen? Wie viel Uhr ist es überhaupt?“

„Kurz nach 12. Du warst seit gestern Nachmittag weg, bist gestern Abend kurz aufgewacht, aber gleich wieder eingeschlafen. Erinnerst du dich nicht?“, hakte Vince vorsichtig nach.

Nein … Nein, das tat er nicht. Und seit gestern Nachmittag? Er hatte knapp 18 Stunden geschlafen? Oder war bewusstlos gewesen, was auch immer. Das machte doch alles keinen Unterschied. Es war längst ein neuer Tag. Seit gestern war so viel Zeit vergangen.

„Ich erinnere mich nicht. Seit gestern … war alles schwarz. Wie konnte ich so lange schlafen? Wieso hat mich denn keiner geweckt?“, fragte Zayn, in dessen Stimme sich ein leiser Vorwurf schlich.

„Du musstest dich ausruhen. Du hättest nicht so lange geschlafen, wenn dein Körper das nicht gebraucht hätte.“

Darauf schwieg Zayn. Er schob das Fiffyen von sich, welches sich zwar noch immer freute, aber etwas ruhiger geworden war, dann schlug er die Decke beiseite und setzte sich an die Bettkante. Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und durch die zerzausten Haare, ehe er seufzte. Tatsächlich fühlte er sich besser als gestern. Wacher, wenn auch noch nicht ganz fit, schließlich schmerzte sein Kopf noch immer ein wenig. Aber immerhin war ihm aktuell nicht mehr schlecht.

„Wie geht es dir?“, fragte Vince, der näher an das Bett herangetreten war.

„Na ja, ich lebe, wie du siehst.“

Gleich darauf fühlte Zayn sich schlecht, als er den zerknirschten Gesichtsausdrucks seines Freundes sah. Gut, seine Antwort war wohl ein wenig zynisch herausgekommen.

Erst jetzt fielen ihm die Schatten unter Vince‘ Augen auf und dass er dieselben Klamotten trug wie am Vortag.

„Sorry, ich meinte: Es geht mir ganz gut. Körperlich“, sagte er. „Davon abgesehen … bescheiden.“

Gleich darauf erhob er sich und verzeichnete erleichtert, dass er nun vom Schwindel verschont blieb. Lediglich etwas steif fühlte er sich, aber er verzichtete darauf, sich zu strecken, denn das Ziehen zwischen seinen Rippen lauerte immer noch auf die nächste unbedachte Bewegung seinerseits.

„Habe ich irgendetwas verpasst?“, fragte er und durchquerte den Raum.

„Außer, dass alle fast umgekommen sind vor Sorge? Was tust du da?“

Zayn hatte derweil seinen Kleiderschrank geöffnet und griff wahllos die erstbesten Klamotten heraus. „Wonach sieht es denn aus? Ich such mir was zum Anziehen.“ Er ging zurück zum Bett und warf den ergatterten Kleiderhaufen darauf.

„Und was soll das bitte werden?“

„Ich werde jetzt bestimmt nicht weiter nichts tuend im Bett liegen, falls du das denkst.“ Nun, da er wach und wieder bei Sinnen war, hatte er den starken Drang, etwas zu tun. Er musste etwas tun.

Vince starrte ihn für einen Moment mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann stieß er den zuvor angehaltenen Atem aus und sagte: „Mach mal halblang, Zayn. Du lagst nicht ‚nichts tuend‘ im Bett, du lagst im Bett, um dich von gestern zu erholen. Erholung, ja? Kennst du diesen Begriff? Du kannst dich glücklich schätzen, dass du nicht im Krankenhaus aufgewacht bist. Und dort wärst du gelandet, wenn du nur etwas weniger Glück gehabt hättest oder nicht zufällig hier im Labor leben würdest, wo es medizinische Ausstattung gibt, weshalb deine Mutter darauf bestanden hat, dass du hier bleibst, als klar war, dass du mal wieder mehr Glück als Verstand hattest. Sie hatte die Befürchtung, dass du direkt aus dem Krankenhaus abhaust, wenn du aufwachst.“

Zayn unterdrückte das „Ja“, das bei diesen Worten in ihm hochkam. Natürlich wäre er direkt gegangen.

„Wenn ich nicht mal im Krankenhaus bin, kann es ja nicht so schlimm sein“, erwiderte er schulterzuckend. „Also, Herr Doktor, wie lautet die Diagnose?“

„Gehirnerschütterung, ein paar geprellte Rippen und vielleicht bleibt da“, Vince zeigte auf Zayns Stirn, „eine Narbe zurück, die gut zu deinem leichtsinnigen Verhalten passen würde.“

„Damit kann ich leben.“ Er griff sich den Stapel Kleidung und wandte sich Richtung Badezimmer.

„Genau, damit kannst du lebenweil du noch lebst!“

„Hast du gut erkannt.“

„Wow, Zayn, halt. Wag es nicht, mich hier jetzt einfach stehen zu lassen, sonst schwör ich dir, hau ich dir eine rein, und dann ist es mir scheißegal, wie es dir geht.“

Zayn blieb tatsächlich stehen und drehte sich wieder um. Er hatte seinen Freund die letzten Tage öfter zornig erlebt, aber das war nichts verglichen mit jetzt. Vince‘ Blick offenbarte, dass dessen Geduldsfaden soeben gerissen war – in seinen Augen loderte die Wut wie Lava in einem Vulkan kochte, der jeden Moment ausbrechen würde.

Gerade wollte Zayn den Mund öffnen, um etwas Beschwichtigendes zu sagen, aber es war zu spät. Vince riss ihm einfach die Klamotten aus den Händen und warf sie unachtsam aufs Bett zurück.

„Ich bin es leid“, knurrte er. „Auf deine Mutter hörst du nicht und Alyssa nickt alles ab, was du sagst und tust, also werde ich dir jetzt sagen, was du hören musst. Du benimmst dich gerade wie das größte Arschloch, das mir je untergekommen ist, und das muss was heißen. Du bist gestern erst mit Brutalanda abgestürzt und jetzt stehst du hier und willst am liebsten direkt wieder los, als wäre nichts gewesen. Aber weißt du, was?“ Vince trat näher an Zayn und schnappte nach Luft. „Du könntest verdammt noch mal tot sein. Tot!“ Er stieß Zayn gegen die Schulter, welcher das schweigend hinnahm. „Und du Mistkerl führst dich auf, als wärst du unantastbar, absolut unsterblich, oder was auch immer in deinem vernebelten Kopf vor sich geht.“

Zayn setzte gerade an, um etwas zu seiner Verteidigung hervorzubringen, doch Vince überging ihn einfach.

„Schnauze, ich bin noch nicht fertig! Du denkst nicht mal für eine Sekunde darüber nach, was dein Verhalten in anderen auslöst. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gestern gefühlt habe, als Chandras Bruder alleine wiederkam? Als ich mich auf die Suche nach dir machen musste? Ich wusste nicht, in was für einem Zustand du sein würdest, wenn ich dich finde. Ray meinte, du wärst nicht tot, aber wer vertraut schon einem Verrückten. Du hättest ja trotzdem halbtot und mit gebrochenen Knochen irgendwo liegen können! Du hättest tot sein können und ich hätte das dann deiner Mutter mitteilen müssen, ich hätte ihr erklären müssen, wieso ich dich nicht aufgehalten habe, als du – mal wieder – dein Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt hast.“

Auf die Worte folgte Stille, in der man nichts hörte außer Vince‘ lauten Atem.

„Und das machst du immer“, fuhr er etwas ruhiger fort. „Du gibst einen Scheiß darauf, wie es anderen mit deinen Aktionen geht. Es interessiert dich nicht mal, ob sie davon wissen. Du suchst dir immer den Weg des geringsten Widerstands. Als du nach Pyritus gegangen bist, hast du nur Aly Bescheid gesagt, weil du wusstest, dass sie nicht versuchen würde, dich aufzuhalten. Hinterher hast du deiner Mutter gerade das Allernötigste gesagt, damit sie sich nicht aufregt. Mir hast du wochenlang nur das Allernötigste gesagt. Als würde es uns nichts angehen, was mit dir ist.“ Vince schüttelte lachend den Kopf, dann sah er wieder auf, wurde erneut etwas lauter. „Das ist es doch, oder? Du glaubst, es ginge uns nichts an. Tja, Überraschung, das tut es aber, wenn du so lebensmüde bist! Rate mal, wer deiner Mutter gestern alles erzählen musste. Richtig – ich! Ich musste ihr sagen, was dein scheiß Arsch in Pyritus gemacht hat. Ich musste das tun, obwohl es eigentlich deine Aufgabe gewesen wäre! Und so ist es immer. Wen hat sie zur Sau gemacht, als du dort warst? Richtig – mich! Mit mir kann man es ja machen. Du baust die Scheiße und ich darf hinter dir aufräumen. Und ich bin es leid, mir den Mund fusselig zu reden, weil bei dir nichts ankommt. Ich bin es leid, befürchten zu müssen, dich irgendwann wirklich nur noch tot vorzufinden, weil die Typen, mit denen du dich angelegt hast, es ernst gemeint haben.“

Vince‘ zu Fäusten geballte Hände zitterten an seiner Seite, als er endete. Er starrte Zayn einfach nur an und Zayn wiederum kam nicht umhin, sich betreten zu räuspern. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht … damit.

„Wow“, stieß er hervor. „Das letzte Mal, als du mich so angeschissen hast –“

„Das letzte Mal, als ich dich so angeschissen habe, warst du dasselbe verfickte Arschloch wie jetzt. Du warst genauso egoistisch und hast einen Scheiß auf die Gefühle anderer gegeben. Du hast jeden von dir gestoßen und allen Menschen um dir herum wehgetan. Du hast damals deinen Schmerz über den aller anderen gestellt und heute sprichst du jedem die Sorge um dich ab, indem du dich so rücksichtslos gegenüber den Menschen verhältst, die dich lieben.“ Mittlerweile war Vince‘ Zorn verraucht, nichts zurücklassend als Resignation. „Schau in den Spiegel und frag dich, ob dein Vater das gutheißen würde.“

Stille.

Einfach nur Stille.

Es war so still, dass Zayn meinte, seinen viel zu schnellen Herzschlag hören zu können.

Seine Augen brannten, und ehe er sich versah, wandte er sich um, stürzte ins Badezimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Er drehte den Wasserhahn auf und ließ sich das eiskalte Wasser über Hände und Arme laufen, schöpfte es sich ins Gesicht, darauf achtend, das Pflaster an seiner Stirn nicht nass zu machen.

Er schaffte es nicht, aufzusehen, konnte seinem Blick nicht im Spiegel begegnen. Stattdessen starrte er nur dem fließenden Wasser nach, als er sich mit zitternden Händen am Waschbecken abstützte. Der Schmerz in seiner Seite war als dumpfes Pochen zurückgekehrt. Für den Moment half er ihm dabei, sich zu besinnen.

Tatsächlich war Zayn bereit gewesen, sich etwas anzuziehen, eine Tasche zu packen und direkt loszuziehen. Nun wurde ihm bewusst, wie närrisch er gewesen war. Vince hatte ja recht. Nicht einen Gedanken hatte er an seine Mutter verschwendet. Nicht einmal seinem besten Freund hatte er mehr Aufmerksamkeit als eine grobe Beachtung geschenkt.

Es war ihm um Chandra gegangen, das war klar, aber auch um sein eigenes schlechtes Gewissen. Letzteres hatte sich nun schier verdreifacht.

Zayn verharrte noch kurz am Waschbecken, nachdem er das Wasser abgestellt hatte. Noch immer konnte er sich nicht dazu anherrschen, aufzuschauen. Er schlug lediglich die Zähne aufeinander und wartete, bis das Brennen in seinen Augen nachließ. Im Anschluss trocknete er sich das Gesicht und ging zurück in sein Zimmer.

Er erspähte Vince draußen auf dem Balkon, mit dem Rücken zu ihm lehnte er am Geländer. Er wandte sich um, als Zayn hinter ihm an die Fenster trat. Sein Gesichtsausdruck war nach wie vor ernst und betrübt.

„Du hattest recht“, sagte Zayn monoton.

„Ich weiß.“ Vince‘ Worte klangen mindestens genauso schlicht, kein bisschen überheblich. Nach einer kurzen Pause ergänzte er: „Ich meinte übrigens nicht, dass du direkt losrennen und in den Spiegel schauen sollst. Das war eher metaphorisch gemeint.“

Zayn zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich hab’s eh nicht geschafft, reinzuschauen.“

„Oh.“ Kaum merklich verzogen sich die Lippen seines Gegenüber zu einem Schmunzeln. „Vermutlich besser so. Du siehst echt scheiße aus.“

Daraufhin ging Zayn wieder zum Bett und ließ sich mit einem tiefen Seufzen darauf nieder. Er stützte das Gesicht in die Hände und verharrte kurz so, bis er das warme Fell des Fiffyens an seiner Seite spürte. Dessen Schnauze stupste ihn an, sodass er einen Arm hob und sich das Pokémon darunter an ihn drückte.

„Ich habe es einfach verbockt, weißt du? Alles, was hätte schieflaufen können, ist schiefgelaufen.“ Er wusste nicht, ob er das zu dem Fiffyen oder zu Vince sagte, aber Letzterer kam wieder zurück ins Zimmer und das Unlichtpokémon war nur damit beschäftigt, Zayns Nähe zu genießen.

„Nicht alles. Niemandem hier, außer dir, ist etwas passiert. Das hätte auch ganz anders ausgehen können“, sagte Vince.

„Es hätte aber gar nicht erst so weit kommen müssen! Es ist meine Schuld. Wenn ich besser aufgepasst hätte …“

„Wovon redest du?“

„Ich bin wie ein Narr in jede Falle getappt, die Ray mir gestellt hat“, stieß Zayn hervor und erhob sich wieder vom Bett. Fiffyen jaulte erschrocken auf, doch er hatte im Moment keinen Kopf dafür. „Ich wusste, dass diese verdammten Cryptopokémon nicht grundlos überall auftauchen – und was mach ich? Ich geh erst mal nach Portaportus und laufe direkt Rays … keine Ahnung … Schlägern in die Arme. Gott, wie konnte ich so dumm sein!“ Jetzt packte ihn die Unruhe wieder und er lief ungehalten im Zimmer auf und ab. „Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug gewesen …“, er raufte sich die zerzausten Haare, „bin ich dann auch noch so dumm und benutze mein Arkani zur Flucht. Verstehst du, was ich meine? Diese eine Entscheidung hat alles kaputtgemacht!“

„Ich komme gerade nicht mehr ganz mit. Was hat das denn bitte damit zu tun, dass sie wussten, wo du bist?“

„Irgendjemand muss Arkani wiedererkannt haben. Ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist, aber ich hätte es einfach bedenken müssen. Mein Vater war so oft in Pyritus, irgendjemand hat Arkani irgendwann mal gesehen und wiedererkannt. Ist ja auch kein Wunder!“ Zayns Wut richtete sich nicht länger nach außen, jetzt war er einfach nur wütend auf sich selbst. Er hätte mit der Faust die Wand einschlagen können, wenn ihm das mehr als eine gebrochene Hand eingebracht hätte. „Ganz Orre konnte Arkani und mich in den Nachrichten sehen. Ich hätte es Ray nur noch einfacher gemacht, wenn ich ihm Bescheid gesagt hätte.“

„So ein Schwachsinn! Du konntest doch nicht wissen, dass ausgerechnet jemand-“, versuchte Vince, ihn zu beschwichtigen, aber Zayn hörte gar nicht richtig hin.

„Ich hätte es aber wissen müssen! Verstehst du das, Vince? Ich!“ Mehrmals deutete er beim Sprechen auf sich selbst, um seine Worten Ausdruck verleihen. „Es ist einzig allein meine Schuld, dass Ray Chandra mitnehmen konnte. Ich habe ihr die ganze Zeit gesagt, dass das nicht passieren wird, und nun habe ich zu verschulden, dass sie wieder in den Händen dieses kranken Spinners ist!“

Das entlockte Vince ein entnervtes Stöhnen und Kopfschütteln. „Also entschuldige mal, aber du kannst wirklich nicht alle Eventualitäten bedenken. Wie hättest du denn ahnen können, dass jemand Arkani wiedererkennt? Und das nach so langer Zeit. Dein Vater war doch vor Jahren das letzte Mal dort.“

Das brachte Zayn auf einen Gedanken. „Wenn das schon so lange her ist und Ray trotzdem innerhalb von so kurzer Zeit wusste, dass ich hier bin … Er war sich so sicher …“ Er hatte sich regelrecht daran ergötzt, dass Zayn von seinem Auftauchen überrumpelt gewesen war. „Ich glaube nicht, dass er Arkani kannte. Aber die Person, die es ihm gesagt hat, die wusste ganz genau, dass Arkani zu mir gehört.“ Oder zu seinem Vater. „Derjenige wusste, wer ich bin, weil er Dad kannte.“

Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens sagte sein Freund: „Diese Entwicklung gefällt mir nicht.“

„Was soll’s. Mein einziger Vorteil ist futsch. Es lief alles schief.“

„Ja, das kannst du jetzt noch ein paar Mal sagen, aber das ändert auch nichts mehr. Wir brauchen einen neuen Plan.“

Zayn setzte sich wieder aufs Bett und raufte sich die Haare, als er antwortete: „Ich habe aber keinen Plan. Ich habe auch keine Pokémon mehr.“

Das war das nächste, worum er sich sorgen musste. Er wusste, dass Ray Chandra lebend benötigte, also würde er ihr vielleicht als Strafe für ihre Flucht wehtun, aber sie zumindest nicht umbringen. Für Zayns Pokémon galt das wohl weniger. Er konnte sie töten, wenn er es wollte, oder er konnte … Über die Alternative wollte Zayn gar nicht allzu sehr nachdenken.

Zu einem Cryptopokémon zu werden, musste schlimmer sein als der Tod.

Er merkte, dass er auf den Boden gestarrt und Vince‘ Antwort gar nicht wahrgenommen hatte. Nun sah er auf, als dessen Hand auf seiner Schulter ruhte.

„Wie geht es Brutalanda?“ Es löste ein schlechtes Gewissen in ihm aus, dass er nicht früher an sein verletztes Pokémon gedacht hatte. Das einzige, das ihm noch geblieben war.

„Ganz gut. Deine Mutter hat sich um es gekümmert. Aber es wird eine ganze Weile nicht fliegen können“, erwiderte Vince einfühlsam. Zayn erkannte das Mitgefühl in seinem Blick, was ihn sich noch mieser fühlen ließ.

Er war wirklich zu bemitleiden.

Es verging ein kurzer Moment des Schweigens, in dem Zayn das Fiffyen, welches mittlerweile auf seinen Schoß saß, kraulte. Schließlich atmete er tief ein und sagte: „Ich muss nach Pyritus, egal, was du sagst.“

Ob Ray gedacht hatte, er würde ihm einen zusätzlichen Anreiz geben müssen, indem er seine Pokémon entführte? Möglich. Aber Zayns Intention wäre keine andere, wenn er sie noch hätte. Er würde Chandra nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Ray war es nur zu verdanken, dass er sich nun noch elender und machtloser fühlte und sich obendrein nicht nur um Chandra sorgen musste. Vielleicht war das seine Absicht gewesen.

Es war ihm gelungen.

„Ich weiß“, entgegnete Vince zu Zayns Überraschung.

Fiffyen sprang von seinem Schoß, als er aufstand. „Und ich habe keine Zeit zu verlieren, sonst passiert wer weiß was …“ Er bemühte sich, seine Worte ruhig klingen zu lassen, um nicht den nächsten Streit vom Zaun zu brechen.

In Vince‘ Gesicht war nichtsdestotrotz umgehend der vorherige Ernst zu erkennen. „Was willst du tun? Nach Pyritus stampfen und diesen Typen bitten, dir deine Pokémon wiederzugeben und obendrein bitte auch Chandra? Er wird dich auslachen.“

„Tja, von hier aus kann ich wohl kaum etwas tun, oder was meinst du?“

„Du kannst nicht einfach planlos losstürmen wie sonst auch. Du hast keine Pokémon mehr. Du hast nichts gegen ihn in der Hand“, betonte sein Gegenüber.

„Denkst du, das wüsste ich nicht?“, platzte es aus Zayn heraus. „Danke für die Erinnerung! Und trotzdem kann ich nicht einfach hierbleiben und zulassen, dass er Chandra und meinen Pokémon sonst was antut. Du wirst mich nicht aufhalten können.“

„Ich weiß. Deshalb werde ich mitkommen.“

„Bitte was?“

„Ja, du hast recht.“ Vince zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Du würdest sowieso gehen, sobald kurz niemand hinschaut. Würdest dich rausschleichen, ohne Tschüss zu sagen. Oder Lebwohl. Also werde ich mitkommen.“

Zayn machte eine abwehrende Handbewegung, als hielte er diesen Vorschlag für unfassbar absurd. „Ach was, du kannst nicht–“

„Natürlich kann ich.“ Sein Freund trat näher an ihn heran, sodass er den Impuls hatte, zurückzuweichen. „Du hast kein Auto und mit dem Zug bist du im Notfall nicht flexibel. Und ich werde dich nicht noch mal alleine nach Pyritus gehen lassen, diesmal sogar ohne Pokémon. Also, das ist deine einzige Option. Ich begleite dich.“

Zayn erkannte, dass es Vince ernst damit war und er sich nicht umstimmen lassen würde, daher gab er ohne großes Murren nach. „Na gut. Wann fahren wir los?“

„Morgen.“

„Was? Morgen? Chandra ist doch schon längst in Pyritus. Bis morgen könnte ihr sonst was passieren und Ray könnte meine Pokémon in Cryptopokémon verwandelt haben und …“

„Wenn er das wirklich vorhat, wird er damit sicher nicht lange warten.“

Der Gedanke daran bereitete Zayn Bauchschmerzen. „Das kannst du nicht wissen.“

„Morgen, Zayn“, betonte Vince todernst. „Schau dich doch mal an. Du musst dich noch einen Tag ausruhen. Außerdem solltest du mit deiner Mutter reden und ihr schonend beibringen, dass du wieder gehen wirst. Die arme Frau kriegt noch einen Herzinfarkt, weil du dich immer einfach in Lebensgefahr begibst.“

Zayn stand es erneut im Sinne, zu protestieren, doch er schluckte den Protest hinunter, als Vince ihn böse anfunkelte. „Ich mein’s ernst. Wag es nicht, ohne mich gehen, sonst bin ich die längste Zeit dein Freund gewesen. Klar?“

Zwar zweifelte Zayn den Wahrheitsgehalt der Drohung an, aber er entschied, dass es diesmal klüger war, nachzugeben. „Ist gut … Dann morgen.“

„Gut. Außerdem muss ich nach Hause und vorher ein paar Sachen erledigen. Wie du vielleicht gemerkt hast, war ich die ganze verdammte Nacht hier“, sagte Vince und deutete auf seine knittrige Kleidung.

„Man kann’s riechen“, neckte Zayn ihn.

Sein Freund grinste und ging an ihm vorbei. „Fick dich, Zayn. Ich werde jetzt gehen. Ich hab kaum ein Auge zugetan. Ich brauch Schlaf, bevor ich mich den halben Tag ins Auto setze.“ An der Tür wandte er sich noch einmal um. „Morgen früh um Neun komme ich wieder.“

„Keine Minute später!“

„Niemals.“ Vince riss die Zimmertür auf und stolperte fast, als er nach draußen wollte. „Was machst du denn hier?“

„Ähh …“

Zayn sah von seiner Position aus nicht, wer dort stand, aber die nervöse Stimme seiner Schwester war unverkennbar. Er trat näher und sah Jill am Boden vor der Türschwelle knien, Enton neben sich.

„Ich hab Stimmen gehört und wollte schauen, wie es dir geht. Dann hab ich mich aber nicht getraut, zu klopfen“, erklärte sie kleinlaut und sah zu ihnen auf.

Auf die Worte hin seufzte Zayn. Er dachte lieber gar nicht darüber nach, wie lange sie schon vor der Tür war und was sie alles gehört hatte.

„Ich bin dann mal weg.“ Vince schob sich an Jill vorbei und verschwand den Gang hinunter – er würde alleine nach draußen finden.

„Jetzt komm schon rein“, forderte Zayn.

Kaum dass Jill mit Enton ins Zimmer getrottet war, schlang sie die Arme um Zayn und drückte ihn an sich. Überrumpelt schloss er ebenfalls die Arme um sie. Sie reichte ihm mittlerweile bis zur Brust und hatte einiges an Kraft, wie er merkte, als seine geprellten Rippen unter der heftigen Umarmung protestierten. Aber er biss die Zähne zusammen und hielt den Schmerz aus, da er spürte, wie Jills Schultern zitterten.

Als er hörte, wie sie schniefte, strich er ihr über den Kopf. „Hey, was hast du denn?“ Alle vorherige Anspannung war mit einem Mal verschwunden.

Jill hob den Kopf – auf ihren Wangen glänzten Tränen, die nun auch sein T-Shirt befeuchteten. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht“, schluchzte sie. „Ich hatte Angst um dich.“ Bei den Worten schüttelte sie ein weiterer Weinkrampf.

„Ach, Jill.“ Er zog sie wieder an sich und fuhr ihr beruhigend über den Rücken, als sie weinte. Nach einer kleinen Weile fügte er hinzu. „Es geht mir doch gut. Es ist gar nichts passiert, siehst du?“

Sie holte zitternd Luft, und er spürte, wie nass sein T-Shirt war. „Aber … aber …“ Sie brach mehrmals unter heftigen Schluchzern ab. „Aber Mom hat gesagt … Also ich hab gehört, wie sie sagte …“ Was immer sie auch sagen wollte, es ließ sie noch heftiger erzittern und weinen.

Es schmerzte ihn, sie so zu sehen. „Hey, ist ja schon gut. Alles gut.“

Jill zog abermals tief Luft ein, bevor sie wieder zu sprechen fähig war. „Sie hat gesagt, wenn du nicht aufpasst, dann … dann wirst du so enden wie Dad.“ Das Ende war kaum mehr verständlich gewesen, aber er hatte es dennoch ohne viel Mühe verstehen können.

Ihre Worte trafen so tief in ihm etwas, dass nun Zayns Augen brannten und er sich beherrschen musste, es seiner Schwester nicht gleichzutun. Das konnte er sich jetzt nicht erlauben.

„Ach Mensch. Jill.“ Er blinzelte die Tränen weg und mit ihnen auch den Schmerz, welcher in ihm hervorgekrochen war. Im Anschluss löste er Jills Arme um sich und ging in die Hocke, sodass er nun zu ihr aufsah. Mit geröteten Augen und Wangen sah sie zu ihm herab; ihr verletzter Blick bohrte sich direkt in sein Herz.

„Das wird nicht passieren“, sprach er ruhig.

„Wieso nicht? Bist du dir da sicher?“

Zayn legte ihr die Hände um die Oberarme. „Ich passe auf. Mom hat nur ein wenig … übertrieben. Weil sie besorgt war. Aber es ist alles gut. Mir geht es gut, siehst du?“ Er lächelte.

„Ganz sicher?“

„Ganz sicher.“ Er sah zur Seite und schmunzelte. „Schau mal, wer jetzt auch ganz traurig ist.“

Es handelte sich um niemand anderen als Enton, welches mindestens ebenso besorgt dreinblickte wie Jill. Tränen standen ihm – so sehr das eben möglich war – in den Augen, die vor Sorge so groß waren wie Untertassen. Es hatte schon immer besonders empathisch auf Jills Gefühlslage reagiert.

„Tut mir leid, Enton“, sagte Jill und strich dem Pokémon über den gefiederten Kopf. Dann setzte sie sich einfach daneben auf den Boden.

Zayn reichte ihr eine Packung Taschentücher und wartete, bis sie fertig war. Fiffyen schlich derweil zu ihnen und schloss zaghaft Bekanntschaft mit Enton.

„Dieser Mann von gestern“, setzte Jill an, als sie fertig mit Naseputzen war. „Ist er der Grund, warum Chandra nicht mehr hier ist?“

„Ja.“

„Ist er ihr Bruder?“

„Ja, ist er.“

„Aber … sie wollte doch gar nicht gehen. Wieso ist sie dann gegangen?“, fragte sie verwirrt.

„Manchmal …“ Wie sollte er ihr das sagen? Es war nicht alles für das Gehör einer Elfjährigen bestimmt, aber er kannte Jill. Sie lauschte nicht an Türen, weil sie ihn ärgern wollte, sie tat es, weil sie genau wusste, dass die Erwachsenen ihr nicht alles erzählen würden. „Manchmal muss man Dinge tun, die man nicht will, weil sie für den Moment die beste Wahl sind.“

Jill sah ihn ernst und hochkonzentriert an. „Hat er Chandra gezwungen?“

„Jill …“

„Du kannst es mir sagen! Ich bin keine fünf mehr“, beharrte sie.

Er lachte leicht. „Nein, du bist fast erwachsen. Mein Fehler.“

„Also?“

„Sie hatte keine andere Wahl, als mitzugehen, ja.“ Sie hätte sich weigern können, aber vermutlich zu einem schrecklichen Preis. Er wusste nicht, ob er in dem Moment die Stärke gehabt hätte, sich so leicht seinem Albtraum zu stellen, aber Chandra war abgehärtet nach all den Jahren in Pyritus.

„Ich verstehe das nicht! Warum macht er so etwas?“ Jill zog Enton zu sich und drückte es leicht.

„Was meinst du?“

„Er ist doch ihr Bruder, also wieso zwingt er sie zu etwas, das sie gar nicht will? Er sollte das nicht tun.“

Wenn es doch nur so einfach wäre. „Ich weiß, Jill. Ich weiß.“

„Wirst du sie wieder zurückbringen?“ Sie sah hoffnungsvoll zu ihm. „Ich habe gehört, was ihr vorhin gesagt habt. Dass ihr morgen gehen wollt. Mom wird das nicht gefallen. Aber … aber wenn du gehst, dann musst du mir versprechen, dass du wiederkommst und Chandra mitbringst.“

„Das werde ich“, versicherte er ihr und klang dabei zuversichtlicher, als er sich in Wahrheit fühlte.

„Gut, sie gehört nämlich zu dir.“

Zayn musste auf ihre Worte lachen, da sie es wie einen unumstößlichen Fakt klingen ließ. „Und wenn wir wieder da sind, werden wir Enton ein paar Attacken beibringen, ja?“

Ihre eisblauen Augen strahlten. „Ja!“ Sie zog Enton in eine Umarmung und streichelte auch Fiffyen, welches sich an sie schmiegte.

Zayn betrachtete die drei mit einem Gefühl von Wehmut. Er würde Jill alles versprechen, damit sie nicht länger weinte, aber er vermochte nicht zu sagen, ob seine Worte der Wahrheit entsprechen würden.

Beim letzten Mal war er nur nach Pyritus gegangen, um sich umzuschauen und Informationen zu sammeln. Damals war Ray lediglich jemand gewesen, von dem er über Dritte gehört hatte, und Zayn selbst ein vermeintlich Unbekannter. Nun stand er auf Rays persönlicher Abschussliste sicherlich ganz oben und er hatte seine Pokémon mitgenommen, um sicher zu gehen, dass sie sich wiedersahen …

Wenn Zayn keine Vorsicht walten ließ, würde er Jill noch viel mehr Grund zum Weinen geben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Achtung, es folgt ein langes Nachwort. o.o

Ich habe viel überlegt, wie es mit dieser FF weitergehen soll. Mit vielen Sachen bin ich nicht zufrieden, manche Dinge würde ich heute, in einer neuen Version, anders schreiben. Der weitere Verlauf ist auch nicht so gut durchgeplant, als dass ich mich einfach hinsetzen und es runterschreiben könnte. Oft stehe ich vor Momenten, wo ich erst mal überlegen muss, wie genau eine Sache nun ablaufen soll, was passieren wird. Das ist der Logik sicher nicht immer zuträglich und manches Mal entdecke ich selbst Logiklücken.
Eigentlich war diese Story aber auch nie anders geplant. Es sollte immer eine Geschichte sein, bei der ich mir eben nicht tausend Gedanken um alles Mögliche mache und alles bis in letzte Detail plane, sondern die ich einfach entspannt nebenbei schreibe (keine Sorge, ein paar Gedanken mache ich mir schon). Denn normalerweise will ich immer sehr detailliert planen und über alles Bescheid wissen. Da lockerer ranzugehen, hat also seine Vor- und Nachteile. Ich gehöre leider zu den Menschen, die immer mehr auf die negativen Seiten schauen und das Positive vernachlässigen. An 9 von 10 Tagen bin ich mit der FF gar nicht zufrieden. Da kommen dann natürliche mögliche Optionen in den Kopf:
1. FF abbrechen, aus und vorbei. Das Problem hierbei: Ich mag die FF und ihre Figuren zu sehr und ich will selbst wissen, wie es ausgeht lol.
2. FF löschen, überarbeiten, neu schreiben, neu hochladen. Ehhh ja. Ist eine Möglichkeit, aber nachdem ich euch immer so lange warten lasse, wäre es irgendwie auch mies, das Ganze jetzt erst mal auf Eis zu legen. Zumal ich doch eigentlich nie wollte, dass das eine perfekt ausgearbeitete FF wird, das wäre als nicht das, was ich einst wollte.
3. FF online lassen, ältere Kapitel im Kleinen überarbeiten, aber nur so, dass spätere Kapitel nicht im Sinne der Logik beeinflusst werden. Wer dann von vorne lesen will, kann das tun, wäre aber kein Muss.

Wahrscheinlich wird es am Ende (maximal) auf Nummer 3 hinauslaufen, da mir 1 und 2 beide nicht zusagen.
Ich habe auch darüber nachgedacht, wie traurig (und ein bisschen wütend) es mich macht, wie viele gute FFs ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe und wie viele davon abgebrochen wurden. Ich werde nie erfahren, wie diese Geschichten ausgehen! Das kennt ihr sicher. Das ist ein scheiß Gefühl. Über einen bestimmten Verlust bin ich nach zehn Jahren immer noch nicht hinweg ... na ja, ich schweife ab.
Jedenfalls würde ich etwas, das ich selbst so mies finde, doch anderen eigentlich nicht "antun" wollen. Und wie oft wurden diese FFs gerade an den spannendsten Stellen abgebrochen ...! Und ich bin fast dabei, das auch zu tun, argh. Fürchterlich.

Aber nein. Das wird nicht passieren. Selbst wenn ich mich am Ende auf allen Vieren zur Zielgeraden ziehen muss, ich werde hier am Ball bleiben und weiterschreiben. Weiter und weiter und weiter.
So, und das klang jetzt alles viel negativer als es ist. Ich habe immer noch sehr viel Spaß an der FF und ihren Figuren. Es sind immer noch so viele gute Dinge geplant, die geschrieben werden müssen! ^^
Ich bin bloß einfach sehr kritisch.

Es kann jedoch gut sein, dass sich die Art des Schreibens ändern wird. Kapitel werden wohl öfters mal kürzer sein, aber dadurch kann ich hoffentlich häufiger hochladen. Manchmal wird nicht so viel Handlung drin sein, andere Male wieder mehr.
Auch Kapitel 26 sollte nicht so enden und länger sein, aber betrachtet das Kapitel jetzt einfach als Investition in die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere haha. Zumindest das ist mir immer wichtig. Eine Geschichte lebt von ihren Figuren.

So, nachdem dieses Nachwort gefühlt fast länger war als das Kapitel: bis dann, ich freue mich wie immer über Feedback! <3 Komplett anzeigen

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