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Ocarina of Time

von

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Wiedersehen macht Freude

„Also, irgendetwas an diesem Shiek ist merkwürdig.“ Link stieg die schier endlos erscheinende Leiter zur Eingangshalle des Feuertempels hinab und warf Navi, die über seinem Kopf schwebte, einen neidischen Blick zu. Er wollte auch fliegen können!

„Das fällt dir erst jetzt auf?“ Die Fee ordnete ihr langes, goldenes Haar und bedachte ihren Begleiter mit einem amüsierten Blick.

„Ich meine nicht ‚merkwürdig‘ im Sinne von ‚er führt etwas im Schilde‘.“ „Sondern?“

Unter ihnen kamen endlich die rötlichen Sandsteinplatten der Tempelhalle in Sichtweite und Link seufzte erleichtert auf. Bald hatte er es geschafft. „Ich meinte damit, dass ich glaube, ihn zu kennen.“ Irritiert blinzelte Navi ihren Begleiter an und kratzte sich mit dem rechten Zeigefinger am Hals.

„Ich werde einfach das Gefühl nicht los, ihn schon mal gesehen zu haben, aber ich komm einfach nicht drauf, wann und wo.” Mutig lockerte Link seinen Griff um die Leiter und ließ sich die letzten Sprossen nach unten fallen. Als er auf dem gefliesten Boden aufkam, wurde sein Skelett unsanft zusammengestaucht, doch glücklicherweise verletzte er sich nicht weiter.

„Vielleicht erinnert er dich einfach an Impa, schließlich sind sie beide Shiekah“, überlegte Navi, aber der junge Held schüttelte energisch den Kopf, während er in Richtung Haupthalle schritt. „Nein, das ist es nicht. Impa und Shiek mögen beide Shiekah sein, aber sie sehen sich in keiner Weise ähnlich.“

Navi kicherte leise und warf ihr langes Haar zurück. „Stimmt. Impa ist wesentlich größer und kräftiger als diese halbe Portion Shiek.“

Link grinste ein wenig schief und trat aus dem schummerigen Gang in die hell beleuchtete Halle. „Da hast du wohl Recht. Shiek ist schon extrem schmächtig. Aber ich habe wirklich keine Ahnung, an wen er mich erinnert. Ich sehe es fast vor mir, aber wenn ich mich darauf konzentriere, entgleitet mir das Bild.“

Er schüttelte den Kopf, wobei ihm ein paar lose Strähnen über die Stirn strichen. „Es ist ausgesprochen frustrierend! Ich habe das Gefühl, dass ich etwas wirklich Wichtiges übersehe, aber ich hab keine Ahnung, was.“

„Dafür weiß ich, was!“ Überrascht riss Link den Kopf herum und entdeckte gerade noch rechtzeitig, dass seine Fee wild mit den Armen fuchtelnd auf drei brennende Fledermäuse deutete, die sich auf ihn stürzen wollten.

Für einen kurzen Moment dachte er voll Schrecken an seinen Schild, doch dann fiel ihm wieder ein, dass Feuer seinem eisernen Hylia-Schild nichts anhaben konnte und riss seinen Schutz herum, sodass eine der Fledermäuse, die dagegen prallte, ohnmächtig zu Boden ging. Schnell zog er das Master-Schwert aus der Scheide und streckte die beiden anderen Angreifer nieder, bevor sie in Angriffsnähe kommen konnten.

Zufrieden lächelnd nickte Navi, während sie beobachtete, wie Link seine Waffe aus der ohnmächtig zu Boden gegangenen Fledermaus zog. „Schnell reagiert.“

Der junge Held grinste breit und wischte die blitzende Klinge des Master-Schwerts an seiner silbrigen Kettenhose ab. „Du wirst schon sehen, bald mach ich dem Titel ‚Herr der Zeiten’ alle Ehre.“
 

Suchend blickte er sich in dem großen, von zwei flackernden Fackeln erhellten Raum um.

Vor ihm lag eine breite, von wuchtigen Sandsteinbüsten gesäumte Treppe, die zu einer höher gelegenen Ebene führte, und links neben der Treppe befand sich eine mit dunkelgrünem und braunem Stoff bespannte Tür. Auf der oberen Ebene führten zwei weitere Türen aus der Halle heraus.

„Wohin jetzt?“ Fragend schaute er zu Navi herüber, die mit schief gelegtem Kopf eine kunstvoll bemalte Steinstatue rechts neben der Treppe betrachtete. Die Fee zog die Augenbrauen in die Höhe und drehte sich zu ihrem Schützling um. „Ich weiß nicht. Warum versuchen wir’s nicht einfach mit der Tür da drüben?“

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend drehte Link den Türknopf herum und drückte die Tür auf. Von Innen schlug ihm ein muffiger Geruch nach nassem Stein entgegen und er rümpfte angewidert die Nase.

Hinter der Tür befand sich ein schlauchartiges Gewölbe aus grobbehauenen, feuchtschimmernden Steinen, die sich in der Hitze des Vulkans unglaublich aufgeheizt hatten und Link den Ellenbogen verbrannten, als er versehentlich eine Wand streifte. Doch das Auffälligste an diesem Raum war etwas anderes.

Ungefähr in der Mitte verlief ein massives Eisengitter, dessen Stäbe an manchen Stellen rostige Flecken aufwiesen. In einem Abstand von circa drei Metern erkannte Link ein weiteres Gitter und in der engen Zelle dazwischen lag ein zusammengerollter Gorone, der leicht vor und zurück wippte.

Link sog scharf Luft ein und stürzte ohne weiteres Nachdenken auf das Gitter zu und riss energisch an den Eisenstäben, doch ohne Erfolg.

Während dem jungen Hylianer der Schweiß in breiten Bahnen über den Rücken lief, richtete sich der gefangene Gorone langsam auf und betrachtete neugierig seinen vermeintlichen Retter.

Plötzlich wurden die Augen des Goronen groß und er trat an das Gitter heran, das sich noch immer keinen Millimeter bewegt hatte. „Link? Bist du das?“

Überrascht ließ der junge Mann von den Eisenstäben ab und musterte seinen Gegenüber, während Navi ihm mit einem kleinen Stofffetzen Schweiß von der Stirn tupfte, bevor er ihm in die Augen laufen konnte.

Ein wenig verwirrt legte der Hylianer den Kopf schief, was die Augen des Goronen amüsiert aufblitzen ließ. „Du hast mich doch nicht etwa vergessen?“

Vor Überraschung fiel Link der Unterkiefer herunter, als er die Stimme erkannte. „Hector!“

Der Gorone nickte lächelnd und legte seine steinerne Pranke gegen das Gitter, sodass Link seine Hand dagegen lehnen konnte. Hector ließ seinen Blick an seinem jungen Freund herab gleiten. „Du bist ganz schön in die Höhe geschossen, Kleiner. Sag, was hast du in den letzten Jahren gemacht?“

Navi verschränkte die Arme vor der Brust, während Link tief Luft holte. „So gerne ich mit dir darüber reden würde, was wir so erlebt haben – ich fürchte, dafür haben wir keine Zeit.“

Mit einem betrübten Gesichtsausdruck nickte der Gorone und machte einen Schritt zurück. „Du hast ja Recht. Aber ich neige einfach dazu, sinnlos drauf los zu plaudern, wenn ich nervös bin.“

Mit aller Kraft umklammerte Link zwei der stabilen Eisenstangen und beugte sich leicht vor. „Hab keine Angst. Ich hole dich und die anderen hier raus!“

Suchend ließ er seinen Blick wandern, bis er wieder an Hector hängen blieb. „Hast du eine Ahnung, wie man deine Zelle öffnet?“ „Ja, von der anderen Seite, da ist ein Bodenschalter. Leider weiß ich nicht, wie du dorthin kommst. Das ist aber auch nicht so wichtig.“

Hectors Blick brannte sich mit einer solchen Intensität in Links Augen, dass dieser gerne zurückgewichen wäre, doch er zwang sich dazu, stehen zu bleiben. „Hör mir zu, Link. Finde Darunia. Ich weiß, dass er hier ist. Finde ihn und besiege mit ihm zusammen den Drachen Volvagia. Wenn er erst mal erledigt ist, habt ihr alle Zeit der Welt, um die anderen und mich aus unseren Zellen zu holen. Also los, beeile dich!“

Langsam nickend machte Link ein paar Schritte zurück, wandte sich um und hastete aus dem Raum. Mit einer eleganten Bewegung ließ Navi sich auf seiner Schulter nieder und deutete die Treppe hinauf. „Sieht aus, als würde es dort oben weiter gehen.“
 

Der Boden des Raums auf der linken Seite war fast vollständig mit dampfender, brodelnder Lava bedeckt, die das Passieren nahezu unmöglich machte. Lediglich ein schmaler Weg führte auf ein Podest auf der linken Seite, wo Link das Schimmern von Gitterstäben entdeckte. Unerreichbar hingegen war eine breite, mit rötlicher Bronze beschlagene Tür, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums befand.

Mit einem überraschten Keuchen erkannte Link den imposanten Goronen, der vor jener Tür stand und ihn aufmerksam musterte. „Darunia!“

Der Anführer der Goronen lächelte zu ihm herüber und bedachte ihn mit einem stolzen Blick. „Link, mein Bruder! Sieh dich an: Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du nur ein kleiner Junge mit einem großen Herzen. Jetzt bist du zu einem stolzen, jungen Mann geworden – du siehst fast aus wie der Held aus unseren Legenden.“

Verlegen biss Link sich auf die Unterlippe und verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, sich dem väterlichen Goronen in die Arme zu werfen und für einen Moment all seine Verantwortung zu vergessen. Schon im nächsten Augenblick tauchte jedoch Zelda vor seinem geistigen Auge auf, wie sie ihn angesehen hatte, kurz bevor sie ihn auf die Wange geküsst hatte, und er bekam ein schlechtes Gewissen wegen seines schwachen Moments.

Auch Darunia wirkte für ein paar Sekunden hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, seinen Aufgaben als Regent nachzukommen, und dem Wunsch, Link nach all den Jahren angemessen zu begrüßen.

Doch dann siegte sein Verantwortungsbewusstsein und er räusperte sich gründlich. „Leider haben wir jetzt keine Zeit, unsere Wiedervereinigung zu feiern. Mein Volk ist in Gefahr! Hinter diesen Türen wartet der Feuerdrache Volvagia darauf, dass meine Goronen an ihn verfüttert werden.“

Schluckend verzog Link den Mund und dachte schaudernd an Hector, der tapfer in seiner Zelle auf seine Exekution wartete.

Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Darunia jedoch schon fort: „Bereits in den Legenden meines Volks wird Volvagia als der Erzfeind der Goronen erwähnt. Angeblich haben meine Vorfahren gegen ihn gekämpft und ihn für Jahrtausende vertrieben, bis er vor wenigen Jahren wieder aufgetaucht ist – vermutlich wurde er von Ganondorf persönlich wieder zurückgebracht.“

Darunia blickte Link über den Lavateich hinweg fest in die Augen. „Bruder, ich habe eine Bitte an dich. In den Legenden meines Volkes wird erzählt, dass Volvagia nur mit dem Goronenhammer besiegt werden kann. Angeblich soll er in den Tiefen dieses Tempels versteckt sein. Link, mein Bruder, finde den Hammer! Ich werde solange versuchen, Volvagia hinzuhalten.“

Mit diesen Worten verschwand der Gorone durch die massive Tür und ließ Link mit einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit zurück.

Er konnte Darunia doch nicht in den sicheren Tod gehen lassen!

Aber es gab für ihn keine Möglichkeit die Blasen werfende Lava am Boden zu überqueren und er konnte seinem Freund nur mit einem wütenden Gefühl der Ohnmacht hinterherblicken.

Navi legte ihm eine ihrer winzigen Hände an die Wange und sah ihm in die Augen. „Du musst ihm vertrauen, Link. Er weiß, was er tut.“

Traurig schlug der junge Hylianer die Augen nieder und seufzte laut. „Ich fühle mich einfach so... nutzlos.“

Die Fee nickte verstehend und knuffte ihm dann sanft gegen sein Kinn. „Anstatt uns hier die Beine in den Bauch zu stehen, sollten wir versuchen, den Hammer zu finden. Dann machen wir uns Gedanken darum, wie wir da rüber kommen.“
 

Link nickte zaghaft und warf einen letzten Blick auf die bronzebeschlagene Tür mit der aufgemalten Flamme, durch die Darunia verschwunden war.

Dann holte er tief Luft und deutete zu dem kleinen Podest auf der linken Seite. „Lass uns mal sehen, ob ein weiterer Gorone in der Zelle dort drüben ist. Wenn wir eh den ganzen Tempel auf der Suche nach dem Hammer durchkämmen, sollten wir währenddessen auch so viele Goronen wie möglich freilassen. Es wäre brutal, sie unnötig lange in ihren Zellen schmoren zu lassen.“

Navi nickte zustimmend und kaute nervös auf ihrem Daumennagel, während sie beobachtete, wie Link über den schmalen Steg balancierte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihn bereits abrutschen und unter lauten Schmerzensschreien in der Lava versinken, doch Link erreichte beinah leichtfüßig und ohne Probleme die breite Plattform.

Erleichtert lächelte die Fee ihrem Schützling zu, der sich gleich aufmachte, um die Zelle zu inspizieren.

Anders als Hectors Gefängnis bestand dieses aus nur einem Gitter und drei steinernen Wänden. Doch der wohl bedeutendste Unterschied bestand in dem Bodenschalter, der quadratisch und golden vor der Zelle aufblitzte.

Schnell trat Link an das Gitter heran und spähte durch die rostigen Eisenstäbe. In der hintersten Ecke, fast von tiefschwarzen Schatten versteckt, saß ein junger Gorone, der mit einem neugierigen Funkeln in den Augen zu seinem Besucher aufblickte.

„Hey Kleiner“, sprach Link den Gefangenen an, wobei er sich bemühte, so beruhigend zu klingen wie möglich. „Hab keine Angst. Ich bin –“

Navi räusperte sich geräuschvoll und unterbrach damit ihren Schützling, der sie kurz verwirrt ansah, bevor er neu ansetzte: „Wir sind hier, um dich und die anderen zu retten.“

Schwerfällig hievte sich das Felsenwesen auf die Beine und kam ans Gitter, wobei es seinen Blick an Links schlankem Körper auf und ab wandern ließ. „Du bist Link, nicht wahr? Ich habe Darunia und dich gehört.“

Der Hylianer nickte, während Navi gedankenverloren mit seinen losen Haarsträhnen spielte. Anscheinend gefiel es ihr, ihn mal ohne Mütze zu sehen.

„Irgendwie hab ich immer gedacht, du wärst größer... beeindruckender“, gestand der Gorone und maß den jungen Mann vor sich mit kritischen Blicken.

Link riss die Augen auf und hatte das Gefühl, hintenüber zu kippen. „Äh, wie bitte?!“

„Naja, in unserem Volk gibt es so viele Geschichten und Lieder, die deinen Sieg über die Dodongos rühmen“, erklärte der Gefangene. „Irgendwie hab ich mir da immer einen großen, kräftigen Mann mit Vollbart vorgestellt. Und du wirkst schon ein bisschen mickrig. Wie ein zahnloser Berglöwe.“

Navi gab schnaufende Laute von sich, während sie sich auf die Lippe biss und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Doch der Ausdruck, der sich auf Links Gesicht und in seinen weit aufgerissenen Augen breit machte, trug nicht gerade dazu dabei, dass dieser Versuch mit viel Erfolg gekrönt war.

Ungläubig blinzelnd betrachtete Link den Goronen, der ihn wiederum mit einem leicht enttäuschten Zug um die Lippen musterte.

„Dürfte ich dich daran erinnern, dass ich damals ein Kind war?“, fragte der Herr der Zeiten pikiert. „Also entweder lügen eure Geschichten und Lieder oder du hast eine merkwürdige Vorstellung von hylianischen Kindern. Aber wie auch immer... ich hol dich mal hier raus.“

Kopfschüttelnd ging der junge Hylianer auf den Schalter zu, den er mit mehr Kraft als nötig in den Boden rammte, wobei er mit säuerlicher Stimme leise vor sich hin murmelte: „Außerdem bin ich nicht klein...“

Mit einem amüsierten Grinsen auf den fein geschwungenen Lippen, wickelte Navi eine von Links Strähnen um ihren Zeigefinger und beobachtete, wie das Gitter unter lautem Quietschen und Kratzen in dem steinernen Boden versank.

Der befreite Gorone schlenderte seelenruhig aus seiner Zelle und streckte seine Glieder, so als hätte er gerade eine lange Fahrt in einem zu engen Wagen und keinen Gefängnisaufenthalt hinter sich, an dessen Ende sein Tod gewartet hätte, wäre nicht jemand zu seiner Rettung geeilt.

Mit einem völlig entspannten Gesichtsausdruck klopfte das Steinwesen seinem Befreier auf die Schulter und grinste ihn an. „Ich danke dir, mein Freund.“ Erstaunlich ruhig schickte es sich an, vom Podest in die Lava zu springen, wandte sich jedoch noch ein letztes Mal um: „Und du bist dir sicher, dass du dir keinen Vollbart wachsen lassen willst?“

Dann rollte es sich mit einem lauten Platschen über die Kante in die kochendheiße, flüssige Gesteinsmasse und ließ Link mit vor Überraschung offen stehendem Mund einfach zurück.

„Ich glaub das nicht...“ „Goronen macht Hitze nichts aus. Für sie ist das, als würden sie durch Wasser schwimmen – wobei sie streng genommen gar nicht schwimmen können. Aber sieh mal, die Lava reicht ihm nur knapp bis zu den Achseln.“ Mit einem lang ausgestreckten Arm deutete Navi auf den Goronen, der schon die Hälfte des Raumes durchquert hatte, doch Link schüttelte den Kopf. „Das meinte ich gar nicht...“
 

Auch als Link durch die rechte Tür der Eingangshalle in einen riesigen Raum mit Hängebrücke trat, hatte er seinen Schock über das merkwürdige Verhalten des Goronen noch nicht überwunden.

Navi tätschelte ihm mitfühlend die Wange, obwohl sie sich innerlich noch immer am liebsten vor Lachen gewunden hätte. „Gräm dich nicht. Vielleicht hatte er Donnerblumentee getrunken.“

Irritiert zog Link die rechte Augenbraue in die Höhe und sah seine Fee fragend an.

„Donnerblumentee wird aus getrockneten Donnerblumenblättern gewonnen und soll eine stark beruhigende Wirkung haben“, erklärte diese, froh darüber mal wieder mit ihrem Wissen glänzen zu können. „Allerdings heißt es auch, dass der Genuss des Tees zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Angeblich kann es zum Beispiel vorkommen, dass man Dinge sieht, die gar nicht da sind. Soweit ich weiß, ist der Konsum von Donnerblumentee Hylianern wegen seiner halluzinogenen Wirkung verboten.“

Link legte den Kopf schief und betrachtete nachdenklich die ausgefranst aussehenden Seile der Hängebrücke, die über einen gewaltigen Lavasee führte, aus dem nur wenige steinerne Inseln hervorragten.

„Das klingt ein wenig nach Opiaten.“ Schaudernd dachte er an die Geschichten des Deku-Baums, der manchmal von Hylianern erzählt hatte, die unter Lebensgefahr und in vollem Wissen um den Fluch in den äußeren Bereichen des Kokiri-Waldes nach Mohnblüten suchten, um daraus Drogen und Schmerzmittel herzustellen.

Link hatte nie verstanden, was toll daran sein sollte, sich das Bewusstsein zu vernebeln.

Navi balancierte auf einem der unterarmdicken Seile und nickte bedächtig, während sie ein wenig ängstlich dem lauten Knarren lauschte, das bei jedem von Links Schritten entstand. „Ja, ich glaube, die Wirkung ist ähnlich. Allerdings hab ich weder das eine noch das andere je ausprobiert. Ich war nur mal betrunken...“

Eine tiefe, rote Farbe machte sich auf ihrem Gesicht breit, als sie Links geschockten Gesichtsausdruck sah. „Du... warst mal betrunken?“

Reflexartig streckte sie ihrem Schützling die Zunge heraus und verteidigte sich schwach: „Es war das erste Fest, an dem ich teilnehmen durfte, und mir war nicht bewusst, wie hochkonzentriert die Getränke waren. Wir Feen feiern selten, aber wenn, dann wild!“

„Ich kann mir das richtig gut vorstellen, wie du lallend über die Zweige des Deku-Baums getorkelt bist und die anderen Feen und Tiere übel angepöbelt hast.“

„Das ist überhaupt nicht wahr! Du hast doch gar keine Ahnung!“ Sie funkelte ihn wütend an, doch Link brach in schallendes Gelächter aus, als plötzlich eines der Brückenseile riss.

Mit einem erschrockenen Aufschrei stieß die Fee sich von ihrem Seil ab und dachte mit Schrecken daran, dass Link keine Flügel hatte. Mochte er sie auch manchmal in den Wahnsinn treiben, so hatte sie ihn doch ins Herz geschlossen.

Panisch beobachtete sie seinen Versuch, über das noch intakte Seil auf eine in der Nähe gelegene Insel zu springen.
 

Link spürte den heftigen Adrenalinausstoß bis in den kleinen Zeh und atmete tief durch. Hinter sich hörte er Navi leise wimmern und er sah aus den Augenwinkeln, wie die ersten Bretter langsam in die Lava sackten und Feuer fingen. Er hatte nicht mehr viel Zeit, bis die Flammen auch ihn erreichen würden.

Ein letztes Mal peilte er die kleine, geschwärzte Steinplatte an, hielt den Atem an und sprang.

Noch immer hatte er sich nicht ganz an die Kräfte seines neuen, erwachsenen Körpers gewöhnt und wäre fast übers Ziel hinaus geschossen.

Mit etwas zu viel Schwung kam er auf dem heißen Stein auf und rollte beinah auf der anderen Seite wieder herab. Navi keuchte ängstlich auf, aber Link schaffte es gerade noch seinen Überschlag zu bremsen, bevor er über die Kante in die brodelnde Lava schießen konnte.

Langsam und mit schmerzenden Gliedern richtete er sich wieder auf und blickte an sich herunter.

An einem Finger der rechten Hand, wo er eine zu heiße Stelle des Steins gestreift hatte, war eine große, sich rötlich verfärbende Brandwunde und seine Kleidung war voller schwarzer Rußflecken, doch ansonsten war er erstaunlicherweise unverletzt.

„Mach so was nie wieder!“ Navi blitzte ihn aus wütend verengten Augen an, aber Link konnte ihre Erleichterung hinter der Aufgebrachtheit durchscheinen sehen wie einen festen Gegenstand hinter dünnem Papier, auf das Licht fällt.

Link hob mit einem entschuldigenden Lächeln die Schultern und zuckte vor Schmerz zusammen, was Navi sofort besorgt drein blicken ließ. „Was hast du?“

„Nichts, schon gut. Ich glaub, ich hab mir nur die Schulter geprellt, als ich gelandet bin. Vermutlich wird’s besser, wenn ich sie ein wenig bewege.“

Mit diesen Worten drehte er sich um die eigene Achse und suchte einen Weg über die flachen Inseln hinweg Richtung Ausgang. Behände sprang er von Platte zu Platte, bis er den gefliesten Platz erreichte. Doch als er vor die Tür trat, war die Ernüchterung groß.

Quer über das dunkle Holz zogen sich vier schwere Eisenketten, die in der umlaufenden Wand verankert waren und in der Mitte von einem massiven Schloss zusammengehalten wurden.

Verzweifelt riss Link an dem Türknopf, wobei seine Schulter protestierend schmerzte, aber es hatte keinen Sinn. Die Tür war nicht einen Zentimeter zu öffnen.

„Sieht so aus, als bräuchten wir wohl einen Schlüssel“, stellte der junge Hylianer missmutig fest. Mit einem brummigen Gesichtsausdruck blickte er zu Navi auf, die sich im Raum umschaute. „Irgendwelche Ideen?“

Die Fee ließ ihren Blick langsam wandern und versuchte, jedes Detail aufzunehmen, bevor sie nickte. „An den beiden Querseiten des Raums scheint jeweils ein Durchgang zu sein. Welche Seite willst du zuerst untersuchen?“
 

Nach einigen weiteren gefährlichen Sprüngen von einer Steinplatte zur nächsten, erreichte Link endlich das Podest auf der rechten Seite und wischte sich mit dem Handrücken ein paar Schweißtropfen von der Stirn.

„Verdammt, schon wieder alles umsonst.“ Mit säuerlicher Miene betrachtete der junge Hylianer die glatte, hellbraune Backsteinmauer vor sich.

Weit und breit waren keine Tür und auch kein Durchgang zu erblicken.

„Dann versuchen wir’s einfach auf der anderen Seite.“ Enthusiastisch deutete Navi quer durch den Raum und machte sich schon auf den Weg, doch Link stieß schnaubend Luft aus der Nase und schüttelte den Kopf.

„Vergiss es! Für dich mag das ja einfach sein, aber ich kann nun mal nicht fliegen. Außerdem hab ich das Gefühl, mir platze der Schädel. Die Goronen-Rüstung mag meinen Körper schützen, aber auf die Dauer wird dieses Ungleichgewicht zwischen Hitze an Kopf und Extremitäten und Eiseskälte am Rumpf echt unangenehm.“

„Nur noch ein Grund mehr, sich zu beeilen!“, strich Navi mit einem breiten Lächeln heraus, von dem sie hoffte, es wirke anspornend auf ihren Schützling.

Link bedachte seine übermotivierte Fee jedoch mit einem genervten Blick und seufzte dann auf, als sich die Gesichter von Darunia und Hector, sowie Zelda vor sein geistiges Auge schoben.

Er musste sich zusammenreißen, schließlich hatte er eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen!

Resigniert hob er die Hände, wobei ein dumpfer Schmerz durch seine Schulter pulsierte. „Du hast ja Recht, ich weiß. Aber lass mich einen Moment ausruhen.“ Müde rieb er sich über das rechte Auge und lehnte sich gegen die erhitzte Wand, wobei sein metallener Schild gegen die Steine schlug.

Plötzlich spitzte Navi die Ohren und wirbelte mit großen Augen zu ihrem Schützling herum. „Hast du das gehört?“

Irritiert zog Link die Augenbrauen zusammen und sah zu seiner Fee hinauf. „Nein. Was denn?“ „Als dein Schild gegen die Wand gestoßen ist, klang es total hohl. So als wäre Luft hinter der Mauer.“ Überrascht sprang Link wieder auf die Füße und wandte sich der Steinwand zu.

Schnell holte er eine Bombe aus seinem Lederbeutel, entzündete sie an der blubbernden Lava, die den Boden des Raums bedeckte, und platzierte sie vor der Mauer.

Nach wenigen Sekunden detonierte das Schwarzpulver mit einem lauten Knall und riss die Steine der Wand auseinander. Mit einem leisen Klacken fielen die letzten Steine und Mörtelreste herunter, während Link hustend unter seinem schützend erhobenen Arm hindurch blinzelte.

Hinter dem freigelegten Loch befand sich ein feuchtklammer Gang, der von mehreren orangebrennenden Fackeln notdürftig beleuchtet wurde. Zufrieden grinsten Hylianer und Fee sich an, bevor Link sich durch den engen Eingang zwängte.
 

Im Inneren des Gangs herrschte eine drückende Schwüle, die Links Haar wie nassen Seetang an seine Stirn klebte und ihm die Luft aus den Lungen zog. Obwohl er relativ langsam durch den schummerigen Korridor ging, keuchte er, als hätte er gerade einen Dauerlauf hinter sich.

Auch Navi rümpfte die Nase und stieß einen unwilligen Laut aus. „Hier stinkt es. Fast so, als würde etwas verrotten.“ Ängstlich schluckend warf Link seiner Fee einen Seitenblick zu und verfiel in leichten Trab. „Meinst du, es könnte ein Gorone sein?“

Doch bevor Navi antworten konnte, bog Link um eine Kurve und blieb wie angewurzelt stehen. Mit einem protestierenden Aufschrei knallte Navi gegen seine Schulter und musste sich an dem eisigen Stoff seiner Tunika festhalten, um nicht so Boden zu trudeln.

Nur wenige Meter vor ihnen lag ein großes, echsenartiges Wesen, das sich anscheinend früher einmal auf zwei Beinen fortbewegt und es offenbar vorgezogen hatte, Waffen statt seiner Zähne zu benutzen, um Eindringlinge anzugreifen. Jedenfalls lagen ein kleiner Eisenschild und ein verbogenes, leicht rostiges Schwert neben seinem leblosen Körper und wurden von dem im Dämmerlicht schwarz wirkenden Blut getränkt, das aus der aufgeschlitzten Kehle der Echse lief.

Ein paar Schritte neben der Leiche stand Shiek und blickte sich fragend um.

Überrascht starrte Link für einige Zeit auf den schmalen Rücken des mysteriösen Mannes, bis sein Blick fast selbstständig ein wenig an dem in hautenger Kleidung steckenden Körper nach unten wanderte. „Für einen Mann hat er einen ganz schön runden Po“, schoss es ihm plötzlich durch den Sinn was ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb.

Schnell riss er den Kopf wieder hoch und versuchte zu verdrängen, dass er einem anderen Mann auf den Hintern geguckt hatte.

Als hätte der Shiekah Links Anwesenheit gespürt, wirbelte er mit einer geschmeidigen Drehung herum und bedachte ihn mit einem verwirrten Blick aus seinem unverdeckten Auge.

Auch dieses Mal schien die Hitze diesem geheimnisvollen Mann nichts anhaben zu können. Anstatt ihm an der Stirn zu kleben, wurden seine Haare von einem zarten Lufthauch sanft bewegt und gaben den Blick auf eine kleine Narbe knapp über der rechten Augenbraue frei.

Navi gab einen überraschten Laut von sich, doch bevor sie etwas sagen konnte, begann Shiek zu sprechen. In seiner hohen, melodischen Stimme schwang ein deutlich verstimmter Unterton mit: „Herr der Zeiten, was machst du hier? Ich dachte, du würdest mit Darunia den Drachen Volvagia bekämpfen.“

Angesichts des harschen Tons, den Shiek anschlug, verschränkte Link unwillkürlich die Arme vor der Brust und machte einen halben Schritt nach hinten, wobei er sein Gewicht aufs linke Bein verlagerte. „Dasselbe könnte ich dich fragen, Shiekah.“

Er genoss es beinah, jedes Quäntchen Zweifel an Shieks Identität in dieses eine Wort einfließen zu lassen und weidete sich an dem überraschten Flackern in Shieks Auge.

Doch nur eine Sekunde später hatte dieser sich wieder gefangen und steckte seelenruhig einen langen, blutbefleckten Krummdolch hinter seinen Rückenschutz. Link hatte gar nicht gesehen, dass der andere eine Waffe in der Hand gehalten hatte.

Er musste sich besser konzentrieren, auch wenn ihn dieser Mann mehr durcheinander brachte als er zugeben wollte…

„Wie ich höre, zweifelst du an mir, junger Held.“ Shieks Stimme klang nicht länger anklagend, eher amüsiert, aber Link konnte sich dennoch nur zaghaft dazu durchringen, zu nicken.

„Sag mir, womit habe ich das verdient?“, hakte der mysteriöse Mann nach, wobei er überraschend neutral klang, ganz so als tangiere Links Misstrauen ihn überhaupt nicht.

Navi machte ein missbilligendes Geräusch und zog so versehentlich die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich. Als sie bemerkte, dass die Beiden sie irritiert ansahen, lief sie ein wenig rot an.

„Anscheinend hältst du es für ausgesprochen amüsant, dass ich Links Zweifel nicht verstehen kann. Wie wäre es, wenn du mir erklärst, warum dem so ist?“ Shiek musterte die Fee mit einem neugierigen Ausdruck in seinem unverhüllten Auge.

Navi zog ein trotziges Gesicht und versuchte, sich zu verteidigen: „Ich weiß ja nicht, wie es da ist, wo du her kommst, aber hier wirkt es einfach nicht besonders vertrauenserweckend, wenn jemand plötzlich und unerwartet auftaucht, so als hätte er auf den anderen gewartet, obwohl man ihn gar nicht kennt – und das auch noch in Zeiten, in denen das Böse regiert.“

Shiek seufzte leise auf und zog sich ein loses Haar aus seinem langen, blonden Pony. „Ich gebe zu, das war kein allzu gelungener Start. Aber habe ich in der Zwischenzeit nicht genug getan, um euer Vertrauen zu gewinnen?“

Navi zog die Augenbrauen hoch und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Du meinst diese komischen Liedchen? Pff... Wir wissen nicht einmal, ob sie funktionieren, geschweige denn, ob sie uns von Nutzen sind.“

Der Shiekah verengte sein Auge zu einem schmalen Schlitz und sah Navi mit einem Blick an, der pures Gift war. Doch bevor er womöglich noch auf die Idee kommen konnte, die Fee zu erwürgen, schaltete Link sich wieder ein: „Nein, Navi. Er hat mehr für uns getan. Denk doch mal an den Tipp mit dem Fanghaken.“

Shiek bedachte den anderen Mann mit einem strahlenden, fast liebevollen Blick aus seinem rotbraunen Auge, der Link verlegen zu Boden schauen ließ. „Stimmt. Außerdem war ich gerade dabei, die hier gefangenen Goronen zu befreien, bevor ihr aufgetaucht seid. Aber nun sagt endlich: Was macht ihr hier? Warum kämpft ihr nicht an Darunias Seite?“

Bevor der Hylianer antworten konnte, stemmte Navi ihre kleinen Fäuste in die Hüfte und durchbohrte Shiek mit einem Blick, der sich bis in die tiefsten Winkel seiner Seele ätzen sollte. „Ja, und wir sollten auch nicht vergessen, dass er und so wertvolle Tipps gegeben hat, wo sich fünf der Weisen befinden.“

Ein wenig irritiert durch den Widerspruch zwischen ihrem Gesichtsausdruck und ihren Worten nickte Shiek der Fee zaghaft zu. „Ich hoffe, meine Informationen waren euch bisher eine Hilfe und –“

Mit vor Gift triefender Stimme unterbrach Navi den Shiekah und schnitt ihm das Wort ab: „Weißt du, was ich finde, Link? Das stinkt zum Himmel!“

Der junge Hylianer warf ihr einen warnenden Blick zu, der besagte, sie solle endlich still sein, aber es sprudelte dennoch weiter aus der argwöhnischen Fee heraus: „Und warum zeigt er uns nie sein Gesicht, wenn er doch ach so vertrauenswürdig ist? Vermutlich weil er in Wirklichkeit für Ganondorf arbeitet und Angst hat, wir würden ihn erkennen!“

„Navi, halt jetzt endlich den Mund!“ Link funkelte seine Begleiterin wütend an und warf dann einen besorgten Blick auf Shiek, dessen Gesichtsfarbe an den sichtbaren Stellen ein derart helles Weiß angenommen hatte, dass man die blauen Äderchen sehen konnte, die unter der Haut pulsierten.

„Shiek... es... Navi ist manchmal etwas ungestüm und ehrlicher als gut für sie ist. Bitte, nimm uns das nicht übel. Ich... Mir... Es tut mir wirklich aufrichtig leid.“ Link wusste selbst nicht, warum seine Stimme einen derartig flehenden Ton annahm, doch der Gedanke daran, dass der Shiekah gehen und nicht wieder auftauchen würde, bevor er die Chance gehabt hatte, herauszufinden, an wen er ihn erinnerte, drehte dem Herrn der Zeiten den Magen um und ließ seine Hände unkontrolliert zittern.

Bis Shiek seine Stimme wiederfand, dauerte es eine ganze Zeit, in der Link immer wieder mit ätzenden Schuldgefühlen an Darunia dachte, der sein Leben riskierte, während er hier stand und plauderte und sich einfach nicht losreißen konnte.

„Ist... Ist schon in Ordnung, Link“, antwortete der Shiekah schließlich. Man hörte seiner Stimme deutlich an, dass ihn die Vorwürfe der Fee hart getroffen hatten. „Vermutlich ist es ganz gut, dass Navi so skeptisch ist. Aber eines musst du mir glauben!“

Plötzlich nahm Shiek Links Hände in seine, wobei der Hylianer überrascht feststellte wie schmal die Hände des Shiekahs waren. „Ich arbeite nicht für Ganondorf, ich habe einen anderen Grund, mein Gesicht zu verbergen. Ich arbeite für Prinzessin Zelda und jede Unvorsichtigkeit könnte den Großmeister des Bösen zu ihr führen. Das darf ich nicht riskieren. Das verstehst du, oder?“

„Zelda?!“ Überrascht riss Link den Shiekah dichter an sich und blickte ihm so intensiv wie möglich in sein Auge, in der Hoffnung eine Lüge in der rötlichbraunen Iris ablesen zu können. Er würde es nicht ertragen können, wenn Shiek ihn in diesem Fall austricksen würde. „Wo ist sie? Bitte! Ich muss es wissen!“

Obwohl Link ihn beinah anschrie, wurde der Ausdruck in Shieks Auge weich wie warme Butter und er schien hinter seiner Vermummung zu lächeln.

So standen sie einige Herzschläge lang, bis Navi sich räusperte und Link ein wenig verlegen die Oberarme des Shiekah losließ. Dieser rieb sich über die schmerzenden Muskeln, wo Link zu heftig zugedrückt hatte, und schob sich an dem Hylianer vorbei Richtung Ausgang.

Nach einigen Schritten blieb er jedoch noch einmal stehen und rief Link über die Schulter hinweg etwas zu: „Das wirst du erfahren, wenn die Zeit reif ist. Komm mich in der Zitadelle der Zeit besuchen, wenn du hier fertig bist.“

Dann schickte er sich an, den Raum zu verlassen, stoppte aber ein weiteres Mal. „Bevor ich es vergesse: Nimm dich in Acht. In diesem Tempel gibt es Monster, die sich als Türen tarnen. Öffne nicht alles, nur weil es einen Türknopf hat.“

Mit diesen Worten ließ der Shiekah einen völlig aufgewühlten und verwirrten Link zurück.
 

Tatsächlich befand sich in einigen Metern Entfernung eine weitere Zelle mit einem gefangenen Goronen – genau wie Shiek es gesagt hatte.

Schnell war der Bodenschalter entdeckt und das unglückliche Steinwesen befreit. Ohne ein Wort des Dankes schoss es an Link vorbei und strebte davon in Richtung Freiheit.

Als sie aus dem steinernen Korridor traten und Link sich einen Weg über die Steinplatten zur anderen Seite des riesigen Raums ausguckte, wandte er sich mit leiser Stimme an Navi, die vor ihm in der Luft schwebte und die Abstände zwischen den Platten schätzte: „Weißt du, was ich mich frage?“

Sie hob den Blick und betrachtete sein nachdenkliches Gesicht mit den großen, traurigen Augen. „Warum Zelda sich über Shiek noch nicht bei dir gemeldet hat?“

Ein dunkler Schatten huschte über sein Gesicht, aber Link schob den Gedanken, auf den er selbst bisher noch nicht gekommen war, energisch beiseite. „Nein. Ich frage mich, wie Shiek in den Gang gekommen ist. Ich meine, ich musste ihn erst freisprengen. Wie ist er durch die Mauer gekommen?“

Fast gelangweilt zuckte die Fee mit den Schultern und deutete auf eine nahegelegene Steinplatte. „Spring hierher, das müsstest du ohne Probleme schaffen.“ Während sie Links Sprung beobachtete, spielte sie gedankenverloren mit ihrem Haar und seufzte dann auf, als sie den unnachgiebigen Blick ihres Begleiters sah. Er wollte eine Antwort und würde nicht Ruhe geben, bis er sie hatte.

„So genau weiß ich es selbst nicht, aber es gibt Gerüchte, dass Shiekah über magische Kräfte verfügen“, versuchte Navi sich an einer Erklärung. Link stieß sich von den steinernen Fliesen unter seinen Füßen ab und sprang zu einer weiteren Plattform. „So wie Dins Feuerinferno oder Farores Donnersturm?“

Navi schüttelte den Kopf und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt waren. Diese riskante Form der Fortbewegung machte sie ganz nervös. „Nein. Deine Zauber sind die eingeschlossene Essenz von Göttinnenkraft, etwas, das nicht von dieser Welt ist. Die Magie der Shiekah funktioniert anders. Sie kommt direkt aus dem Geist des Anwenders. Es soll Shiekah gegeben haben, die allein durch ihre Willenskraft mächtige Schutzmauern um Schloss Hyrule errichtet und so eine komplette Armee abgewehrt haben.“

„Und du glaubst, Shiek ist der Shiekah-Magie ebenfalls mächtig?“ Mit einem letzten Sprung katapultierte Link sich auf die breite Plattform an der linken Wand des Raumes.

„Ja, ich denke schon. Als wir vorhin in diesem Korridor waren, hatte er eine ganz leicht silbrige Aura um sich, die von Magie durchwirkt war. Erinnerst du dich an den Luftstoß? Magie hat ihren ganz eigenen Geruch. Als der Windhauch kam, habe ich es gerochen. Vermutlich konnte ihm wegen der magischen Aura auch die Hitze nichts anhaben – das ist bei uns Feen ähnlich.“

„Hm-mh, klingt logisch.“ Noch verwirrter als vorher und mit der Frage im Geist, wie Magie wohl riechen mochte, näherte der junge Held sich dem großen, bläulichen Granitblock, der den Durchgang auf dieser Seite blockierte, und betrachtete die aufwendige Verzierung, die in den Stein gemeißelt war.
 

„Ich glaube nicht, dass ich den hier einfach wegsprengen kann.“ Nachdenklich klopfte Link mit dem Fingerknöchel gegen den harten, glatten Stein.

„Vielleicht musst du das auch gar nicht. Da oben ist noch eine Tür.“ Navi deutete auf einen vorstehenden Vorbau über dem Granitblock und legte den Kopf schief, während sie die Höhe schätzte. „Meinst du, du kommst da hoch?“

Mit einem beherzten Sprung katapultierte der junge Hylianer sich in die Höhe und bekam den oberen Rand des Blocks zu fassen. Keuchend zog er seinen restlichen Körper hoch, wobei der Schmerz in seiner geprellten Schulter dumpf pulsierte und er sich das Knie hart anstieß. Als er sich auf dem Granitblock wieder aufrichtete, tropften ihm dicke Schweißperlen von Schläfen und Kinn, doch er schritt fast beschwingt auf die Holztür vor ihm zu.

Jedoch hielt die gute Laune über den greifbaren Fortschritt nicht an, denn der grün geflieste Raum hinter der Tür war vollkommen leer.

„Das ist doch zum... Argh!“ Frustriert trat Link gegen die Wand, wobei eine Fliese brach und ein knirschendes Geräusch von sich gab. Mit einem missmutigen Gesichtsausdruck durchschritt der junge Hylianer den Raum auf der Suche nach irgendetwas, das ihm weiterhelfen konnte.

Navi stolzierte mit umfasstem Kinn hinter ihm her und grübelte vor sich hin. „Also, wir haben folgendes Problem: Jeder Raum, den wir bisher untersucht haben, ist eine Sackgasse und die einzige Tür, die uns vielleicht weiterbringen könnte, ist verschlossen. Richtig?“

Link verzog grimmig das Gesicht und drehte sich zu ihr um. „Richtig.“ „Vielleicht ist der Schlüssel in dem Raum hinter dem Granitblock – falls da ein Raum ist.“ „Möglicherweise.“ „Also Kommando zurück und den Block untersucht!“
 

Beinah zärtlich strich der junge Mann über die glatte Oberfläche des Granitblocks.

Wäre sein brummiger Gesichtsausdruck nicht gewesen, hätte er fast verzückt gewirkt. So erschien er jedoch eher konzentriert als begeistert, während er mit halb geschlossenen Augen die Gravur mit den Fingern nachfuhr. Navi musterte ihn fasziniert und fragte sich, was in seinem Kopf vorgehen mochte.

„Siehst du das hier?“ Link tippte mit dem Zeigefinger gegen die eingemeißelte Sonne mit mehreren langen Lichtstrahlen. Die Fee legte ihren Kopf schief, wobei ihr das lange Haar über die Schulter fiel, und begutachtete die kunstvolle Verzierung. „Ja, klar. Aber was ist damit?“ „Erinnerst du dich, wo du das schon mal gesehen hast? Ich bin mir sicher, dass mir das Zeichen schon mal aufgefallen ist, aber ich komm einfach nicht drauf, wo.“

Navi zog die Augenbrauen zusammen und studierte die sorgfältige Gravur genauer, während Link grübelnd auf und ab ging. Schon wieder glaubte er, etwas wiederzuerkennen, konnte sich aber nicht daran erinnern, wo er es schon einmal gesehen hatte – genau wie bei Shiek.

Die Frustration perlte wie kleine Luftbläschen durch seine Adern und ballte sich zu einem harten Knoten in seiner Brust zusammen.

Doch bevor er völlig verzweifeln konnte, rief Navi plötzlich aufgeregt: „Ich hab’s!“

Erwartungsvoll wirbelte Link zu ihr herum und betrachtete sie aus großen Augen wie sie mit überschlagenen Beinen an der Kante des Granitblocks saß. „Das Zeichen war auch auf dem Zeitportal.“

Für einen kurzen Moment blinzelte der Hylianer verwirrt, aber dann tauchte das Bild des großen Steinportals aus der Zitadelle der Zeit vor seinem geistigen Auge auf. In seiner Erinnerung waren Teile des mächtigen Tors von den Heiligen Steinen auf dem Altar vor ihm verdeckt, doch wenn er sich konzentrierte, konnte er sich wieder an die eingemeißelte Sonne erinnern, die ihre Strahlen über das komplette Portal schickte.

„Stimmt, du hast Recht!“ Erfreut lächelte Link Navi zu, wobei seine spröden Lippen erneut aufrissen und ein kleines Rinnsal Blut sein Kinn hinablief, wo es fast augenblicklich trocknete.

Nachdenklich starrte die zierliche Fee auf die rostrote Blutspur zwischen Links kurzen, weichen Bartstoppeln, die sein Gesicht kantiger wirken ließen als noch vor ein paar Tagen. „Schön, jetzt wissen wir, wo wir das Zeichen schon mal gesehen haben. Aber bringt uns das weiter?“

Einen Moment lang wiegte der junge Held den Kopf hin und her, wobei sich eine Strähne aus seinem Zopf löste und locker neben seinem Kinn baumelte. „Vielleicht. Ich hab zumindest eine Idee. Komm mal her.“

Sofort stieß Navi sich von der Kante ab und nahm ihren Lieblingsplatz auf Links rechter Schulter ein. Kaum, dass sie sich gesetzt hatte, holte der junge Hylianer die Okarina der Zeit aus seinem Lederbeutel und befeuchtete seine trockenen Lippen, bevor er das Mundstück ansetzte.

Nur einen Atemzug später erklang die sakrale Melodie der Hymne der Zeit und verwob sich mit der heißen, stehenden Luft des Raums. Langsam ließ Link das wertvolle Instrument sinken und wartete angespannt darauf, dass irgendetwas passierte.

Navi fummelte ein bisschen Dreck unter einem Fingernagel hervor und bedachte den Granitblock mit einem enttäuschten Blick. „Ich glaube, das hat nichts gebracht.“ Vorsichtig zuckte Link mit den Schultern, um seine Fee nicht herunter zu schubsen. „Scheint so. Naja, hätte sein können.“

Enttäuscht wandte er sich ab, um über eine andere Lösung nachzudenken, als Navi ihm plötzlich mit einem überraschten Quietschen an den Haaren zog. „Aua! Was im Namen der Göttinnen soll das?!“ „Sieh doch!“

Irritiert zog der junge Mann die Augenbrauen zusammen und drehte sich wieder um, nur um überrascht mehrere Schritte zurück zu stolpern.

Dort, wo noch wenige Sekunden zuvor ein massiver Granitblock gewesen war, schoss nun eine mehrere Meter hohe, blaue Feuerfontäne in die Höhe. Schützend riss Link den Arm hoch und blinzelte gegen das helle Licht der Flammen an, während Navi aufgeregt an ihrem langen Haar fummelte.

Nach mehreren Minuten verkümmerte das Feuer endlich und gab den Weg zu einer massiven Stahltür frei.

Überrascht zeigte Link auf den breiten Vorbau, den er mehrere Minuten zuvor erklommen hatte. Jetzt stand dort der blaugraue Granitblock, der zuvor die Tür blockiert hatte, als wäre er dort hinauf teleportiert worden.

Navi zuckte lächelnd mit den Schultern, als wäre das überhaupt nicht verwunderlich, und deutete ungeduldig auf die stählerne Tür.
 

Wie erwartet herrschte auch in dem dämmrigen Korridor hinter dieser Tür eine feuchtklamme, drückende Wärme, die noch unerträglicher war als die stehende, trockene Hitze im großen Lavaraum.

Bei jedem Schritt hallte das Klacken von Links massiven Sohlen von den hohen Wänden wider und ließ Navi kalte Schauer über den Rücken laufen. Irgendwie hatte sie immer schon gefunden, dass hallende Schritte in leeren Gängen oder Räumen eine gespenstische Atmosphäre verbreiteten.

Sie wollte gerade etwas sagen, um die Stille zu durchbrechen, als Links lange Ohren zuckten. Er verengte die Augen zu Schlitzen und versuchte, in dem Dämmerlicht etwas zu erkennen, während er angestrengt lauschte. „Hast du das vorhin gehört?“ Seine Stimme war ein scharfes Flüstern, das Navi schaudern ließ.

Was immer er gehört hatte, er schien es als mögliche Gefahr einzuordnen.

Langsam und mit gezücktem Schwert schlich er durch den steinernen Gang, von dessen grob behauenen Steinen ein zarter Wasserdampf aufstieg, bis das Geräusch wieder erklang. Der Recke presste die rissigen Lippen aufeinander und spitzte die leicht wackelnden Ohren. Navi klammerte sich an seine Tunika und lauschte mit angehaltenem Atem ins Halbdunkel.

„Das... Das klingt wie ein Gorone!“, platzte es plötzlich aus ihr heraus, als sie das seltsame Wimmern endlich erkannte. Sofort stürzte Link davon und rannte laut schnaufend den schwülen Gang hinab, auf der Suche nach dem gefangenen Felsenwesen.

Als er die Zelle endlich entdeckte, wollte er seine Geschwindigkeit drosseln, rutschte aber auf einer kleinen Wasserpfütze aus und schlidderte ungebremst gegen das Eisengitter.

Aus der Ecke der Zelle ertönte ein erschreckter Aufschrei, als der Hylianer unter lautem Gepolter mit den dicken Gitterstangen kollidierte.

„Alles in Ordnung?“ Navi, die sich reflexartig von seiner Schulter abgestoßen hatte, bevor er gegen das Eisen geknallt war, schwebte über ihm und musterte ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Stöhnend hievte Link sich wieder auf die Füße und hielt sich den schmerzenden Kopf.

Über seinem rechten Auge klaffte eine stark blutende Platzwunde von ungefähr einem Zentimeter Länge. Das Blut, das in breiten Bahnen über sein Gesicht lief, bildete einen schaurigen Kontrast zu dem schwarzvioletten Hämatom, das er sich im Waldtempel zugezogen hatte.

„Autsch...“ Mit vor Schmerz verzogenem Mund befühlte Link seine Verletzung, während Navi ein leicht steifes Stück weißen Tuchs aus seinem Lederbeutel zog. Dankbar nickend nahm der junge Mann das Taschentuch entgegen und presste es zur Blutungsstillung auf seine Wunde, wobei er aus ängstlich blickenden Knopfaugen gemustert wurde.

Navi lächelte dem Goronen ermutigend zu und winkte ihn ans Gitter. „Alles in Ordnung. Link und ich sind hier, um dich hier raus zu holen.“

Sofort weiteten sich die runden, schwarzen Augen des Steinwesens und es kam so nah wie möglich an die Eisenstäbe heran. Durch einen roten Schleier stellte der Hylianer fest, dass die Wangen des Felsentiers tränennass waren.

Mit zitternden Händen umfasste der Gefangene die Gitterstäbe und fixierte Navi mit einem durchdringenden Blick. „Sagtest du gerade, Link sei hier? Der Link?“

„Stets zu Diensten.“ Der junge Held stopfte das weiße Tüchlein, das inzwischen voller dunkelroter Flecken war, zurück in den unglaublichen Lederbeutel und lächelte in Richtung Zelle. Sein blutverkrustetes Gesicht wirkte mit der blassen Haut, den dunklen Bartstoppeln und dem lilaschimmernden Hämatom gespenstisch.

Der Gorone blinzelte überrascht und starrte ihn mit offen stehendem Mund an. „Du bist Link, der Dodongo-Töter?“

Seufzend rollte Link mit den Augen. „Ja. Und ja, ich weiß... ich wirke mickrig.“

Der Gorone lächelte ihn mild an und schüttelte den Kopf. „Nein, das meinte ich nicht. Ich war nur überrascht. Dein Auftritt wirkte ein wenig... tollpatschig.“

Link tauschte ungläubige Blicke mit Navi, während er auf den Bodenschalter zuging, der wenige Meter entfernt aus dem Boden ragte. „Super... Jetzt bin ich mickrig und tollpatschig. Langsam frage ich mich, warum ich diese Steinfresser überhaupt rette...“ „Weil du der Held bist, mein Lieber.“ Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen stupste die Fee ihrem Schützling gegen die Nase, als er den Schalter hinunterdrückte.

Der befreite Gorone trottete langsam auf Link zu und legte ihm die schwere Pranke auf die schmerzende Schulter. Doch anstatt zurückzuzucken, biss der Hylianer die Zähne zusammen und wandte sich dem Felsenwesen zu, das ihn freundlich anstrahlte. „Hab Dank, mein Freund.“

„Gern geschehen. Und jetzt sollten wir von hier verschwinden.“ Link drückte die kühle Steinhand ein wenig und machte dann einen Schritt zur Seite, um seine dumpf pochende Schulter zu befreien.

Seite an Seite schritten Hylianer und Gorone den Gang hinab, als das Steinwesen plötzlich herumwirbelte und zur Zelle zurücklief. Irritiert zog Link die Stirn kraus und starrte angestrengt ins Dämmerlicht.

Nach wenigen Minuten kam der Gorone mit einem verschwörerischen Grinsen zurück und streckte seinem Retter die Hand entgegen, in der etwas kleines Silbernes glitzerte. „Das hätte ich beinah vergessen! Diesen Schlüssel haben meine Gefängniswärter verloren, als sie mich letztens... besucht haben. Ich habe ihn in einer hohlen Fuge versteckt, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.“

Vor Freude wäre Link dem Goronen am liebsten um den Hals gefallen, doch stattdessen grinste er nur zu Navi hoch und nahm den filigranen Generalschlüssel an sich.
 

„Woah!“ Erschrocken sprang Link zur Seite, als vor ihm plötzlich eine riesige Feuerfontäne in die Höhe schoss. Kaum, dass der junge Hylianer durch die verschlossene Tür getreten war, war er auch schon auf dem abschüssigen Boden herabgerutscht – geradewegs in Richtung eines riesigen Bodenlochs, aus dem nun die Flammen schlugen.

Navi beobachtete mit vor Schreck riesig geweiteten Augen, wie Link zwei brennende Härchen ausdrückte, die offensichtlich durch den Luftzug zu nah an das Feuer heran gekommen waren.

Mit einem entschuldigenden Grinsen drehte der junge Held sich zu seiner Fee um und blickte sie wie ein unschuldiges Lämmchen an. „Wäre fast schief gegangen...“ Bevor Navi etwas Bissiges entgegnen konnte, das seine Fähigkeiten als Held in Frage stellen würde, wandte er sich von ihr ab und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.

Wie Link mit Erstaunen feststellte, befanden sie sich in einer Art Käfig aus silbrig schimmerndem Draht. Langsam richtete er seine Augen auf die über ihm schwebende Plattform, die mit massiven Trägern an der einzigen Steinwand befestigt war, als ihm etwas auffiel.

Schnell machte er ein paar Schritte zurück, legte den Kopf in den Nacken und verengte die Augen zu Schlitzen, um besser erkennen zu können, was er dort oben sah. „Sag mal, Navi, ist das da oben ein Steinblock?“ Mit lang ausgestrecktem Arm deutete der Hylianer nach oben, während seine Fee sich das Ganze aus der Nähe ansah.

„Ja, du hast Recht. Das ist ein ziemlich massiver Steinquader. Aber warum fragst du?“ „Meinst du, ich könnte ihn von da oben runterschubsen?“ Irritiert blinzelte Navi ihren Begleiter an. „Möglich. Aber weshalb solltest du das tun wollen?“ Stumm deutete Link auf die noch immer lodernde Feuerfontäne schräg hinter ihm.

Mit verwirrt in Falten gelegter Stirn starrte die zierliche Fee auf seinen Rücken, während er prüfend am Drahtgerüst zog, um sicherzugehen, dass es sein Gewicht halten würde. „Das bringt dir doch überhaupt nichts, wenn du den Klotz von da oben runterschubst. Lass uns lieber einen Weg hier raus suchen.“

„Es bringt mir sehr wohl etwas“, widersprach der Herr der Zeiten und schob prüfend eine Stiefelspitze in ein Loch des Drahtgeflechts. „Dieses Ding da macht mich nervös, wenn es hinter mir zischt und faucht. So kann ich nicht denken!“
 

Behände erklomm Link die Drahtwand, bis er mit dem Kopf beinah an die Decke stieß. Glücklicherweise hatten sich die Maschen als groß genug erwiesen, dass er seine Stiefelspitzen bequem hindurch stecken konnte und so ein wenig mehr Halt fand.

Dennoch taten ihm die Finger weh, als er oben ankam, und er war froh, dass er endlich auf die Plattform hinter sich springen konnte.

Navi saß bereits grinsend auf dem Steinquader, als er mit einem dumpfen Geräusch auf der gefliesten Plattform aufsetzte. „Das hat aber ganz schön lange gedauert“, neckte sie ihn mit amüsierter Stimme, während der junge Mann missmutig die Stellen an seinen Fingern betrachtete, an denen der dünne Draht in sein Fleisch geschnitten hatte.

Zaghaft trat er an den Klotz heran und warf einen Blick in die Tiefe, um sicherzugehen, dass der Block tatsächlich auf dem störenden Loch im Boden landen würde. Dann warf er sich mit seinem vollen Körpergewicht gegen den warmen Stein und schob ihn ächzend über die Kante, während Navi es sich auf seinem Kopf bequem machte.

Mit einem lauten Krachen schlug der massive Quader auf dem Boden auf und begrub die Feuerfontäne unter sich. Grinsend blickte Link zu Navi herauf, die sich so weit nach vorne lehnte, dass er ihr lächelndes Gesicht sehen konnte. Sie wollte gerade zu einem „Gut gemacht“ ansetzen, als die Erde zu beben begann.

Erschrocken krallte die winzige Fee sich an Links langen Haaren fest, während der junge Hylianer krampfhaft versuchte, das Gleichgewicht zu halten. „W-W-Was g-g-geht-t-t-t hier-r-r-r v-o-o-o-r?“, stammelte er, während er mit schreckgeweiteten Augen immer mehr auf den Abgrund zu torkelte.

Bevor Navi die Chance zu einer Antwort hatte, schallte plötzlich ein lautes Dröhnen an ihre Ohren. Überrascht wollte Link den Kopf herumreißen, doch in dem Moment rutschte er von der Kante und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe.

Navi stieß ein markerschütterndes Kreischen aus, aber anstatt am Boden aufzuschlagen und sich sämtliche Knochen zu brechen, landete Link auf dem Steinquader, den er mehrere Minuten zuvor die Plattform hinabgeschubst hatte.

Stöhnend setzte der junge Held sich auf und blickte sich verwirrt um.

An den Rändern des Blocks züngelten sich heiße Flammen entlang und die Wände des Raums rauschten in einem unförmigen Gemisch aus Braun-, Rot- und Schwarztönen an ihm vorbei.

Navi landete mit blassem Gesicht vor seinen Füßen und starrte ihn aus großen Augen an, bevor sie sich schluchzend gegen sein Schienbein warf und es fest umklammerte. „Ich... Ich dachte, ich hätte dich dieses Mal wirklich verloren.“ Dicke, bunt schillernde Tränen kullerten über ihre Wange, während Link ihr vorsichtig mit einem Zeigefinger über den Rücken strich. „Ja, das dachte ich auch. Was ist überhaupt passiert, dass ich immer noch lebe?“

Schniefend wischte die Fee sich über die Augen und holte tief Luft, bevor sie mit zitternder Stimme erklärte: „Unter diesem Raum muss eine Magmakammer sein, die unter unglaublichem Druck steht. Jedenfalls ist die Feuerfontäne wieder ausgebrochen und hat den Block einfach mit in die Höhe gedrückt.“

Erschrocken riss Link den Kopf hoch und starrte mit großen, panischen Augen auf die schnell näher kommende Decke des hohen Raums. Nur noch wenige Augenblicke und dann würde er zwischen Steinquader und Decke zerquetscht werden.

Mit wilden, hektischen Schlägen pumpte sein Herz adrenalinhaltiges Blut durch seine Adern, während Link und Navi verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Situation suchten.

Es waren nur noch weniger als ein halber Meter und der Herr der Zeiten versuchte bereits, sich mit seinem zu frühen Tod abzufinden, als seine Fee plötzlich jubelnd in die Hände klatschte und davon flog. „Spring, Link! Hier drüben ist ein Loch in der Decke. Du schaffst das!“

Mit einem beherzten Sprung katapultierte Link sich durch die Luft und bekam die Kante des rettenden Lochs zu fassen, gerade, als der Steinquader hinter ihm laut krachend gegen die Decke schlug und zerbrach.

Ächzend zog der junge Hylianer sich auf den rettenden Boden und ließ sich lang auf den Rücken fallen, während Navi über seinen Brustkorb tänzelte. Sein Herz hämmerte wie wild und seine Knie waren derartig weich, dass sie weggeknickt wären, hätte er in diesem Moment versucht aufzustehen.
 

Nachdem er mehrere Minuten auf den angenehm warmen, braunen Steinfliesen gelegen und darauf gelauscht hatte, wie sich sein unregelmäßiger Herzschlag langsam wieder beruhigte, rappelte Link sich wieder auf und öffnete die protestierend quietschende Stahltür, die weiter in den Tempel hinein führte.

„Hier oben ist es um einiges kühler“, stellte Navi überrascht fest und musterte Link von der Seite, dessen Stirn zum ersten Mal seit sie den Tempel betreten hatten, nicht von Schweißperlen überzogen war. Der junge Mann streckte die Arme nach hinten und sog die angenehm temperierte Luft tief ein, bevor er in der Nähe eine weitere Zelle entdeckte.

Schnell eilte er zu ihr herüber, nur um festzustellen, dass sie von dieser Seite aus nicht zu öffnen war. Frustriert trat er gegen das Gitter, was den gefangenen Goronen heftig zusammenzucken ließ, doch er wagte nicht, aufzublicken und nachzuschauen, wer vor seiner Zelle stand.

„Ich glaube, wir sollten lieber weiter nach dem Hammer suchen, anstatt hier zu stehen und zu fluchen, nur weil eine der Zellen sich nicht öffnen lässt.” Navi zog ihrem Schützling leicht am Kragen seiner inzwischen wieder normal temperierten Tunika und richtete ihren Blick auf eine schmale, drahtbespannte Wand, an der man weiter nach oben klettern konnte.
 

Geschwind erklomm Link die Mauer und fand sich in einer Art Irrgarten mit hohen Mauern aus hellem Stein wieder. Langsam schritt er durch die engen Gänge, während sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breitmachte, so als sei Gefahr im Verzug.

Navi betrachtete nachdenklich seinen verkniffenen Gesichtsausdruck und stupste ihn mit ihrer kleinen Faust gegen die Schulter. „Hey, was ist los, Zwergenheld?“ Überrascht blinzelte er zu ihr herauf und starrte seine Fee mit offenstehendem Mund an. „So hast du mich ja ewig nicht mehr genannt.“

Sie kicherte amüsiert, wobei ihre Stimme klingelte wie kleine Glöckchen, und grinste. „Naja, eigentlich bist du inzwischen ja auch schon dem Zwergenalter entwachsen – zumindest körperlich.“

Bevor Link etwas entgegnen konnte, spürte er plötzlich immer stärker werdende Vibrationen in dem gestampften Lehmboden und hörte ein schleifendes Geräusch, so als zöge jemand etwas Schweres über Stein. Irritiert warf er einen Blick über die Schulter und erstarrte.

Hinter ihm rollte eine riesige, mit rotbraunen Lehmbrocken befleckte Felskugel auf ihn zu und drohte ihn zu erfassen. Ohne ein weiteres Wort stürmte der junge Mann davon, in der Hoffnung irgendwo einen Spalt oder ein Loch zu entdecken, in dem er sich vor der rollenden Gefahr verstecken konnte.

„Hey, was... Wo willst du hin?!“, brüllte Navi ihm hinterher, doch er drehte sich nicht um, um es ihr zu erklären. Sie würde ihm sicher folgen, um eine Antwort aus ihm heraus zu pressen. Ein erschrecktes Aufquieken hinter ihm verriet ihm jedoch, dass Navi bereits wusste, weshalb er rannte, als gelte es der Erste am beliebtesten Stand auf Hyrule-Stadts Marktplatz zu sein.

Seine Lunge schmerzte und brannte bereits, als er um eine Ecke schoss und in ein paar Hundert Metern Entfernung eine kleine Nische entdeckte. Ein letztes Mal mobilisierte er all seine Kräfte und sprintete auf die rettende Ecke zu, während die bedrohliche Kugel immer mehr aufholte.

Mit einem flinken Hechtsprung konnte der junge Hylianer sich gerade eben noch in die Nische retten, bevor der runde Fels gegen die nächste Wand donnerte, wo er mit einem schmatzenden Geräusch eine kleine Eidechse zermalmte, die über die warmen Steine gekrabbelt war.
 

Heftig atmend lehnte Link sich gegen die gemauerte Wand der Nische und wartete darauf, dass sich seine Atmung wieder normalisierte. Navi saß mit abgespreizten Beinen vor ihm und schnappte ebenfalls atemlos nach Luft, als die belustigte Stimme eines Goronen an ihre Ohren drang: „Das war aber knapp, ihr Zwei.“

Überrascht rissen die beiden Abenteurer ihre Köpfe herum und entdeckten ein weiteres der gefangenen Steinwesen, das herzlich lächelnd am Gitter seiner Zelle stand und sie aufmerksam musterte.

Langsam und mit noch immer heftig pochendem Herzen ging der Herr der Zeiten auf den wie frisch poliert blitzenden Bodenschalter zu, während er den Blick des Goronen in seinem Rücken spürte.

Kaum, dass sich das Gitter schleifend zur Seite bewegt hatte, trat das noch immer lächelnde Felsentier an ihn heran und legte ihm seine riesige Hand auf die noch immer leicht schmerzende Schulter. „Hab Dank, Kleiner. Du bist Link, nicht wahr?“

„Du bist der Erste nach Darunia und Hector, der mich erkannt hat.“ Der junge Mann grinste leicht zu dem befreiten Goronen hoch, der ihn um mindestens einen Kopf überragte, und wand sich aus dessen Pranke heraus.

Er konnte zwar nicht sagen, warum dem so war, doch er hatte es noch nie gemocht, wenn man ihn ungefragt angefasst hatte.

Der Gorone ließ seinen Arm locker an seiner Seite herabfallen und zwinkerte Link zu. „Das war nicht so schwer. Ich bin der Gorone, der dich damals vor Darunias Thronsaal angesprochen hat. Die Meisten von uns haben dich jedoch nie wirklich zu Gesicht bekommen oder haben nicht auf dich geachtet, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen waren.“

Link dachte an seinen kurzen Zwischenstopp in Goronia vor sieben Jahren, seine verzweifelten Versuche, Einlass in den Raum des Regenten zu erhalten, den Goronen, der ihm damals Hilfe angeboten und ihn auf die richtige Spur gebracht hatte – und daran, wie unhöflich er sich damals ihm gegenüber verhalten hatte.

Mit brennenden Wangen starrte er auf seine Stiefelspitzen und entdeckte Navi, die es sich auf seinem rechten Fuß gemütlich gemacht hatte. „Ich... Ich hab mich nie dafür bedankt, dass du mich damals auf die entscheidende Idee gebracht hast, oder?“

Der Gorone lachte leise in sich hinein. „Nein, hast du nicht, aber das ist schon in Ordnung – und spätestens jetzt wären wir wohl quitt. Hab Dank, Link.“ Mit diesen Worten rollte das Steinwesen sich zusammen und schoss mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit durch die engen Gänge des Labyrinths davon.
 

Auf der anderen Seite des Raumes fanden die beiden Abenteurer eine Tür, durch die sie in einen eigentümlichen Gang gelangten, dessen Boden zum Großteil weggebrochen war, sodass nur noch ein schmaler Steg zu der Tür in der gegenüberliegenden Wand führte. Als wäre das nicht genug gewesen, entdeckte Link, als er genauer hinsah, dass die stählerne Tür von dicken Eisenstäben blockiert war.

Suchend blickte er im Raum umher, als Navi plötzlich einen Pfiff ausstieß. „Schau mal nach unten. Ist das nicht der Raum mit der eingestürzten Brücke?“

Prüfend warf Link einen Blick durch den kaputten Boden. In einiger Tiefe erkannte er die kleinen steinernen Inseln inmitten eines riesigen Sees aus brodelnder Lava. Schnell wandte er sich wieder ab, während ihm bei dem Gedanken daran, von dem schmalen Steg abzurutschen und in diesem Teich zu landen, ein Schauer über den Rücken lief.

„Hier drüben ist ein Schalter.“ Navi schwebte vor einem aufwendig gearbeiteten Auge, das aussah als wäre es aus purem Gold.

Link hob eine Hand mit ausgestrecktem Daumen in ihre Richtung, um ihr stumm für diesen Fund zu danken, und fragte: „Meinst du, du kannst ihn umlegen? Sonst muss ich’s mit dem Fanghaken oder Pfeil und Bogen versuchen.“

Die zierliche Fee machte ein lässiges Gesicht und stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüfte. „Du traust mir auch gar nichts zu, oder? Sieh her und staune, Ungläubiger.“ Mit einem breiten Grinsen lehnte Navi sich gegen den Schalter, der sich problemlos hineindrücken ließ.

Fast augenblicklich wurden die Eisenstäbe hochgezogen und der Weg war frei.
 

Als er durch die Tür trat, zitterten Links Beine noch immer. Der Balanceakt über den schmalen Steg hatte ihn mehr Nerven gekostet, als er sich eingestehen wollte.

Dennoch sollte ihm keine Pause vergönnt sein.

Kaum, dass er einen Fuß auf den festen, über einen Lavasee gespannten Drahtseilboden gesetzt hatte, loderte hinter ihm laut fauchend eine alles vernichtende Flammenwand auf.

„Hört das denn nie auf?“, jammerte er, während er mit Navi auf der rechten Schulter durch den Raum hastete, wobei seine Schritte laute, dumpf dröhnende Geräusche auf den dicken Drahtfäden machten.

„Da oben ist eine Tür!“, rief die Fee, doch ihre Stimme wurde immer leiser, als sie erkannte, dass der Ausweg von dicken Eisenketten blockiert war.

„Na super...“, grummelte Link, während er schnaufend vor der immer näher rückenden Feuerwand davonlief. Dankbar dachte er an seinen nützlichen, verzauberten Beutel und strich unbewusst über das weiche Leder.

Er wollte sich nicht einmal vorstellen, wie es wäre, mit all seinen schweren Ausrüstungsgegenständen bepackt vor Gefahren wie der Felsenkugel oder den züngelnden Feuer wegrennen zu müssen.

„Da drüben ist noch eine Tür – und die ist offenen!“, jubelte Navi plötzlich und streckte einen Arm aus, um ihrem Schützling den richtigen Weg zu deuten.

Link drehte seinen Kopf in die angezeigte Richtung und blickte sich fragend um.

Tatsächlich!

In der Nähe erstreckte sich eine kleine Treppe, die zu einer leicht offenstehenden Tür führte. Keuchend nahm der junge Hylianer die Beine in die Hand und spurtete so schnell er nur konnte auf den Ausgang zu.

Anstatt sich mit der Treppe aufzuhalten, sprang er mit einem gewagten Sprung an den oberen Treppenabsatz und zog sich unter Aufbietung all seiner Kraft hoch. Gerade, als er die Füße über die Kante zog, loderte die Flammenwand an der Treppe vorbei.

Mit großen Augen blickte der erschrockene Held zu seiner Fee auf. Wäre er nur wenige Sekunden langsamer gewesen, hätte er sich jetzt neue Stiefel kaufen müssen.
 

„Langsam wird mir das echt zu viel. Dieser Tempel ist ja riesig!“ Link schlug laut krachend die verwittert wirkende Holztür ins Schloss, die daraufhin knirschend zersplitterte, was er jedoch kaum beachtete.

Stattdessen ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und stellte überrascht fest, dass er sich nun oberhalb des Steinirrgartens befand. Unter ihm rollten die bedrohlichen Felskugeln wie Murmeln durch die Gänge.

„Wohin jetzt?“ Navi sah sich fragend um, während ihr Begleiter eine der Kugeln beobachtete und grübelte, wie sie auf dem ebenen Boden in Bewegung bleiben konnten.

„Ist das da hinten eine weitere Zelle?“ Link versuchte trotz der Entfernung klar zu sehen, doch alles, was er erkannte, war ein metallenes Blitzen. Seine Fee zuckte geschmeidig mit ihren schmalen Schultern und richtete die Handflächen in Richtung Decke. „Keine Ahnung. Wollen wir nachsehen?“

Geschickt sprang der junge Mann von Mauer zu Mauer, wobei er darauf achtete, den riesigen Steinkugeln, welche die Wände des Labyrinths um mehrere Zentimeter überragten, aus dem Weg zu gehen. Nach einigen waghalsigen Sprüngen landete er auf einem etwas breiterem Podest, das dem engen Gefängnis gegenüber lag.

Mit einem Schreck musste er feststellen, dass die Zelle ein vergittertes Loch in der Außenwand des Raums war. Es gab keinerlei Möglichkeiten, sich davor zu stellen und genauso wenig gab es Platz für einen Druckschalter.

Navi überquerte den kleinen Graben zwischen Podest und Zelle ohne Probleme und zwängte sich durch die eng beieinander stehenden Gitterstäbe, während Link auf der anderen Seite ungeduldig von einem Fuß auf den nächsten trat.

Der gefangene Gorone staunte nicht schlecht, als er die winzige, leuchtende Frau entdeckte, die sich zu ihm in die Zelle gestohlen hatte. Ungläubig rieb er sich immer wieder über die tiefschwarzen, runden Augen, was Navi ein wenig kichern ließ.

„Du... Du bist eine Fee aus dem Kokiri-Wald, oder?“ Seine Stimme war selbst für einen Goronen sehr tief und hallte dröhnend von den nackten Wänden wider.

Navi nickte und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als das Steintier so heftig in die Hände klatschte, dass sie erschrocken zusammenfuhr. „Du bist Navi, nicht wahr? Das bedeutet, dass Link hier ist! Den Göttinnen sei Dank!“

Mit großen Augen starrte die Fee den Gefangenen an. „Woher kennst du meinen Namen?“ „Du wirst in vielen unserer Geschichten erwähnt.“

Ein funkelndes Strahlen schlich sich in Navis grüngoldene Iriden und ihre Mundwinkel bogen sich zu einem ungläubigen Lächeln nach oben. „Ich… bin… Teil eurer Geschichten?“

Doch bevor der Gorone ihr ausbreiten konnte, wie groß die Rolle war, die sie in ihren Erzählungen spielte, gab Link ein schnaufendes Geräusch von sich. „Navi! Beeil dich!“

„Oh... ja, das hätte ich fast vergessen.“ Die Fee hüstelte leicht und mahnte sich selbst stumm, bei der Sache zu bleiben. „Hast du eine Ahnung, wo der Schalter für deine Zelle ist?“

Der Gorone legte den Kopf schief und überlegte. „Nein, tut mir leid. Aber er muss irgendwo auf einer dieser Mauern sein, denn ich hab bei den Fütterungen die Wächter springen hören, bevor sich das Gitter bewegt hat.“ „Alles klar. Wir werden uns draußen mal umsehen. Bald bist du wieder frei.“
 

Nach einigem Suchen entdeckte Link den Bodenschalter auf einem in der Nähe befindlichen Podest. Winkend standen die beiden Abenteurer an der Kante und blickten dem befreiten Goronen hinterher, der sich einen Weg aus dem Raum suchte.

Langsam ging der junge Hylianer über einen breiten Vorbau auf die kaputte Tür zu, durch die er vor einigen Minuten in den Raum getreten war. „Ich glaube, hier ist nicht mehr viel zu entdecken.“

Navi warf die Stirn in Falten und überschlug die Beine. „Aber da hinten war doch nur noch eine verschlossene Tür.“ Link seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß. Aber mir ist wieder eingefallen, dass–“

Doch bevor er den Satz beenden konnte, brach plötzlich der Boden unter ihm weg und er stürzte mit einem überraschten Aufschrei in die Tiefe.

Während er fiel, wurde sein Geist erstaunlich klar, wie er mit einer seltsamen Gleichgültigkeit feststellte. Er konnte sogar die dreckigen Fugen zwischen den Fliesen, die mit jedem Meter immer mehr von einem satten Baumrindenbraun zu einem zarten Blattgrün wechselten, erkennen.

Dass eine der Wände von einem rautenförmigen Flechtwerk dicker Drahtseile überzogen war, registrierte er jedoch erst mit einiger Verzögerung.

Mit einer Drehung um die eigene Achse, versuchte er näher an das rettende Gitter heran zu kommen, während Navi wie verzweifelt an seiner Tunika zog, als würde das seinen Fall bremsen. Dicke Tropfen Angstschweiß liefen über seine Schläfen, als er den Draht mit den Fingerspitzen berührte.

Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und versuchte, seinen linken Arm noch länger zu machen, bis er endlich eine der vorbeisausenden Maschen zu fassen bekam.

Er schlug hart gegen die Wand, wobei er sich die Unterlippe aufbiss, und kam ruckartig zum Stehen. Seine linke Schulter schmerzte höllisch, doch immerhin war er gerettet.

Er lehnte seufzend seine Stirn gegen die Wand und atmete tief durch, bevor er sich keuchend an den nur noch kurzen Abstieg machte.

Navi saß stocksteif auf seiner Schulter und fragte sich, wie oft sie noch Todesängste um ihn würde ausstehen müssen, bis es einmal zu spät war oder er seine Aufgaben endlich erledigt hatte, als Link vor ihnen die stabilen Eisenstäbe eines weiteren Gefängnisses entdeckte.

Wie die Beiden überrascht feststellten, hatten sie diese Zelle schon einmal gesehen – allerdings von der anderen Seite.

Zu Links Befriedigung mussten sie dieses Mal nicht wieder unverrichteter Dinge abziehen, sondern fanden stattdessen den Schalter, der zu dem Gittermechanismus gehörte.

Der Gorone bedankte sich knapp und verschwand dann derart schnell, dass Link ihm ungläubig hinterher starrte. Er hatte gar nicht gewusst, dass sich diese schwerfällig wirkenden Wesen mit solch einer Geschwindigkeit bewegen konnten.

„Und wohin jetzt?“, erkundigte sich Navi.

„Zurück nach oben.“ Link stand schon wieder am Gitter und begann langsam und mit noch immer weichen Knien seine Kletterpartie.

„Aber da kommen wir doch gar nicht weiter“, wandte seine Begleiterin ein und warf ihm mit in Falten gelegter Stirn einen zweifelnden Blick zu. „Die einzige, noch mögliche Tür ist verschlossen.“

Der junge Hylianer nickte und zog sich weiter hoch, während seine Fee ein grübelndes Gesicht zog. „Das ist mir klar. Aber ist dir schon mal aufgefallen, dass wir etwas Wichtiges vergessen haben?“

Navi starrte ihn verständnislos an und schüttelte leicht den Kopf.

„Wir zwei Schlaumeier haben einen Generalschlüssel“, erinnerte Link sie. „Wir kommen durch jede Tür in diesem verfluchten Tempel.“

Vor Überraschung über ihre eigene Blödheit kippte Navi die Kinnlade herunter, doch sie schloss den Mund wieder tonlos, als ihr nichts Gescheites einfiel, das sie darauf hätte antworten können.
 

Durch die verschlossene Tür gelangten sie in einen riesigen, runden Raum, der völlig friedlich wirkte. Doch wie Link schon bald eigenen Leib erfahren musste, trog dieser Schein.

Zielsicher steuerte der junge Held auf eine weitere Stahltür zu, als Navi ihn plötzlich am Kragen seines Hemdes festhielt, das inzwischen völlig verdreckt war. Zwar spürte er das schwache Reißen kaum, aber er hatte während seiner Reise schon mehrfach bewiesen bekommen, dass es besser war, auf Navis Warnungen zu hören.

„Was hast du?“ Er blickte sie ratlos an, doch sie verschob missbilligend den Mund. „Was ich habe? Die Frage ist eher, was du hast. Willst du dich rösten lassen?“

Irritiert blinzelte Link zu ihr hinab, während sie ein kleines Steinchen vom Boden aufhob und zwischen zwei vor ihnen stehende Eisensäulen warf. Sofort schossen orangerote Flammen aus den metallenen Zylindern und ließen den jungen Mann überrascht nach Luft schnappen.

Navi setzte sich wieder auf seine Schulter und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Das ist ein Feuerlabyrinth. Du kannst da nicht einfach durchmarschieren.“

Schnell sammelte Link so viele Steinchen wie er mit einer Hand tragen konnte und trickste sich so durch die tückische Anlage.

Hinter der Tür war ein weiterer Zellenblock, in dem ein gefangener Gorone saß. Er hatte die Arme um die angezogenen Beine geschlungen und weinte bitterlich.

Mit einem mitleidigen Lächeln trat Link an die Gitterstäbe und versuchte das zitternde Wesen zu beruhigen. „Hey, hab keine Angst. Wir sind hier, um dich zu befreien.“

Der Gorone blickte auf und schniefte laut, beruhigte sich aber zusehends, als er erkannte, dass die beiden Gestalten vor seiner Zelle nicht zu Ganondorfs Schergen gehörten.

Mit langen Schritten ging Link auf den rostbraunen Bodenschalter zu und trat ihn mit voller Kraft herunter, doch nichts passierte.

Knurrend startete er noch weitere Versuche, die darin endeten, dass er mit vollem Körpereinsatz auf dem Schalter herum sprang. Jedoch sollte keine seiner Anstrengungen Früchte tragen.

Keuchend und schwitzend gab er schlussendlich auf und sah den Goronen schulterzuckend an. „Das hat keinen Sinn. Der Schalter ist zu eingerostet. Aber ich lass mir etwas einfallen und komme dann zurück. Versprochen.“

„Finde den Goronenhammer. Damit sollte es gehen.“ Der Gorone stand schon seit geraumer Zeit am Gitter, umklammerte zwei der Eisenstangen und beobachtete seinen seltsamen Besuch. Link nickte ihm zu und verließ eiligen Schrittes den Raum.
 

Hinter der Tür erwartete ihn ein weiteres Feuerlabyrinth, doch dank dem Trick mit den Steinchen stellte es keine große Herausforderung dar. Schnell wand Link sich durch die heißen Gänge und erreichte ein niedriges Podest, das zu einer mit edlen Stoffen bespannten Holztür führte.

Zielsicher steuerte der junge Held auf diese zu und ergriff ohne zu zögern den Türknopf.

Gerade, als er ihn drehen wollte, fiel ihm die seltsam weiche und warme Beschaffenheit auf, doch er hatte keine Chance, um reagieren zu können. Kaum, dass er seine Hand um den Knauf geschlossen hatte, schnellte die «Tür» auf und schlug ihn hart gegen die Wand.

Augenblicklich schoss ihm heißes Blut aus der Nase und tropfte von seinem Kinn auf seinen Hemdkragen, während Navi ihn stumm, aber mit vor Schreck unglaublich riesigen Augen anstarrte.

„Das muss eines dieser Monster sein, vor denen Shiek mich gewarnt hat“, murmelte Link, während er sein salziges Blut auf den Lippen schmeckte. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, wobei das aufgeraute Leder seiner Handschuhe über seinen Dreitagebart kratzte.

Er nahm sich vor, sich auf dem Rückweg in Kakariko rasieren zu lassen, bevor er den mysteriösen Shiekah in der Zitadelle der Zeit aufsuchte.

„Ich glaube, ich hab schon mal von diesen Wesen gehört“, überlegte Navi laut, während sie über Links breite Schultern schritt.

„Dabei hast du nicht zufällig aufgeschnappt, wie man sie am besten kleinkriegt, oder?“ Der junge Hylianer spuckte einen Mundvoll blutigen, rötlichen Speichels aus und befühlte sein Nasenbein, das zum Glück nicht gebrochen war.

„Lass mich kurz überlegen.“ Die zierliche Fee setzte sich grübelnd auf seinen Kopf und kaute auf der Unterlippe, während Link seinen Wunderbeutel nach etwas zu trinken durchforstete.

Als er seine Hand wieder aus dem Säckchen zog, hielt er eine mit einer tiefroten Flüssigkeit gefüllte Flasche in den Händen und zog skeptisch die Stirn kraus. Trotz der wenig vertrauenerweckenden Farbe war Link mutig genug, einen Schluck zu nehmen und stellte überrascht fest, dass der nach Beeren duftende Saft nicht nur gut schmeckte, sondern auch sehr durstlöschend war.

„Du könntest es mit einer Bombe versuchen.“ Navis Stimme klang nicht wirklich überzeugt, doch ihr Begleiter verkorkte dennoch schnell seine Flasche und tauschte sie gegen eine der schwarzen, explosiven Kugeln ein, die er an einer der flammenden Wände des Labyrinths entzündete.

Mit einem schadenfrohen Grinsen beobachtete er, wie das heimtückische Türmonster von der Explosion in Fetzen gerissen wurde und den Blick auf die eigentliche Tür frei gab.
 

„Was ist das denn?!“ Erschrocken wich Link vor einem riesigen Flammenwesen zurück, das den nächsten, hellbraun gefliesten Raum bevölkerte und mit seinen brennenden Armen nach ihm griff.

Navi versteckte sich so gut wie sie konnte unter Links Zopf und schielte an seinem Hals vorbei. „Das ist ein Feuertänzer. Er sieht gefährlich aus, aber zum Glück ist er es nicht. Siehst du den dicken, dunklen Knubbel in seinem Inneren?“

Der junge Held nickte konzentriert, während er einer weiteren Attacke des feurigen Angreifers auswich und fasziniert feststellte, dass das Feuer des eigenartigen Wesens permanent die Farbe wechselte – von Rot zu Blau zu Grün und wieder zurück.

„Diese kleine Knolle ist dein eigentlicher Gegner“, fuhr Navi fort, „alles andere dient nur zur Abschreckung. Wenn du es schaffst, ihn aus seinem Feuerkleid zu reißen, hast du leichtes Spiel.“

Ihn aus seinem Feuerkleid reißen?

Link legte den Kopf schief, während Navis Worte durch seinen Kopf hallten. «Damit kannst du Gegenstände zu dir heranziehen» hatte sie vor wenigen Tagen in Boris’ Hütte zu ihm gesagt, als sie ihm die Funktionsweise des Fanghakens erklärt hatte.

Ob das wohl auch für Lebewesen galt?

Schnell zerrte er seinen Fanghaken aus seinem Lederbeutel, während Navi ihn aufmerksam von der Seite musterte. Als sie den Gegenstand in seiner Hand erkannte, machte sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht breit. „Ah! Das ist eine sehr gute Idee!“

Die Kette des Fanghakens rollte sich mit einem lauten Rasseln ab, während die Spitze durch die Luft sauste und den Körper des Feuertänzers durchschlug. Sofort betätigte Link den Schalter für den Aufrollmechanismus und das Innere des Angreifers wurde mit einem harten Ruck aus seiner feurigen Rüstung gerissen.

Link ließ den Griff des Fanghakens los und zog blitzschnell sein Schwert, mit dem er die unglückselige Kreatur halbierte, bevor der fallengelassene Haken laut scheppernd auf den Fliesen aufschlug.
 

Durch eine laut quietschende Stahltür betraten die beiden Abenteurer den nächsten, kreisrund angelegten Raum. Auch hier dominierten beigebraune Fliesen und Ziegelsteine das Bild und das laute Schlagen von Fledermausflügeln durchdrang die schwüle Luft, doch davon nahmen der Hylianer und seine Fee kaum etwas wahr.

Wie gebannt starrten die Zwei auf eine Art Altar, den man über eine schmale Wendeltreppe erreichte. Auf dem wuchtigen, aber niedrigen Tisch lag silbern schimmernd ein imposant wirkender Hammer, der die Beiden erleichtert aufatmen ließ.

Der Goronenhammer!

Leider war der steinerne Altar von einer undurchdringlichen Flammenwand umgeben, die bedrohlich und heiß in Richtung Decke loderte…

„Schnell Navi! Du fliegst rechtsrum, ich geh linksrum“, forderte Link. „Wir müssen den Schalter finden, der das Feuer abstellt. Schrei, wenn du etwas findest.“

Gehorsam schwang sich die Fee in die Luft, während Link in die andere Richtung davon hastete. Er war noch nicht weit, als Navis zarte Windspielstimme ihn zurück hielt. „Hier! Ich hab etwas!“

Mit einem gezielten Tritt stieß Link den Bodenschalter hinab und jubelte laut auf, als die Flammen rund um den Altar züngelnd erloschen. Doch kaum, dass er seinen Fuß ein wenig anhob, merkte der junge Held, dass der Schalter sich langsam wieder nach oben drückte.

Fragend blickte er sich um, aber er fand nichts, das schwer genug gewesen wäre, um es auf den Schalter zu stellen.

Er warf einen skeptischen Blick zum Altar hinauf und schätzte grob die Entfernung. „Hm... könnte knapp werden, aber ich versuch’s. Drück mir die Daumen, Navi.“

Mit vollem Körpergewicht drückte Link den Schalter so weit nach unten wie nur irgend möglich und sprintete so schnell wie er konnte los. Sein Herz trommelte hektisch in seiner Brust, während er die Treppenstufen hinaufhastete und sich gleichzeitig wild mit dem Schwert um sich schlagend vor den angriffslustigen Fledermäusen verteidigte, die sich mit lautem Fauchen auf ihn stürzen wollten.

Als er endlich oben ankam, sah er die Flammen schon wieder langsam auflodern, doch er griff ohne weiter darüber nachzudenken auf den Altar und riss den schweren Goronenhammer an sich.

Völlig außer Atem, aber glücklich, es geschafft zu haben, stützte Link die Hände auf die leicht gebeugten Knie und atmete tief durch, als Navi neben seinem Ohr auftauchte. „Ähm... ich will ja nicht meckern, aber dein Arm brennt.“

Erschrocken riss der junge Mann den Kopf herum und entdeckte eine kleine, sich langsam durch den Stoff fressende Flamme am Ärmel seines Hemdes, das ein wenig verrutscht war und unter der Tunika hervorguckte.

Schnell schlug er das Flämmchen mit seiner behandschuhten Hand aus und schulterte den gewaltigen, silbernen Hammer, dessen Schlagfläche rund und in etwa so groß wie Links Handfläche war. „Lass uns zurück gehen, Navi. Wir haben einem Goronen versprochen, ihn aus seiner Zelle zu lassen.“
 

Der bahnbrechenden Gewalt des Goronenhammers hatte der verrostete Schalter nichts entgegenzusetzen.

Mit einem lauten Knirschen bewegte sich das Zellengitter zur Seite und der gefangene Gorone trabte mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen auf Link zu. „Hab Dank, mein edler Retter.“ Ein wenig verlegen winkte der junge Mann ab, als sein Gegenüber ihn prüfend ansah. „Du suchst einen Weg in Volvagias Raum, nicht wahr?“

Überrascht nickten Link und Navi als wären sie zwei Köpfe von ein und derselben Person. Der Gorone lächelte wissend und bedeutete seinem Retter, ihm zu folgen.

Eiligen Schrittes verließen die Drei den düsteren Zellenblock und traten zurück in den Raum mit den Feuerlabyrinthen. Vor ihnen ragte eine riesige, viereckige Säule in die Höhe, die Link auf gute fünfzehn Meter Höhe schätzte.

Mit dem Zeigefinger seiner beeindruckend großen Pranke deutete der Gorone auf die Säule und lächele Link erneut an. „Mit dem Relikt der Goronen ist es kein Problem, in Volvagias Raum zu kommen.“

„Relikt der Goronen? Meinst du den Goronenhammer?“ Der Herr der Zeiten drehte den polierten Silberhammer zwischen den Händen und grinste, als er Navis seltsam verzerrtes Spiegelbild entdeckte.

„Ja, genau.“ Der Gorone verschränkte die Hände, als wollte er dem Hylianer als Trittleiter dienen. „Mit dem Hammer kannst du bestimmt diese Säule hinabschlagen. Eigentlich müsste sie direkt vor der Tür zu Volvagias Reich in dem Raum unter uns aufkommen. Hier, ich helfe dir hoch.“

Schnell verstaute Link den wertvollen Hammer in seinem Beutel und trat ein wenig zögernd in die ihm dargebotenen Hände. Kaum hatte er seinen Fuß in die Hilfsstellung gesetzt, spürte er auch schon, wie er mit gewaltiger Kraft hochgeschleudert und durch die Luft geworfen wurde. Mit einem überraschten Keuchen kam der junge Held tatsächlich auf dem Kopf der Säule an.

Lächelnd winkte er zu dem hilfreichen Goronen hinab und zog dann den Hammer, um mit voller Kraft auf die Säule zu schlagen. Navi hielt sich ob des lauten Dröhnens die Ohren zu, doch schon bald zeigten Links Schläge Erfolg. Zunächst wackelte die Säule nur ein wenig, aber dann stürzte sie gemeinsam mit dem jungen Mann auf ihr in die Tiefe.

Für einen kurzen Moment verloren seine Füße die Bodenhaftung, doch als die hinabgestürzte Säule mit einem lauten Platschen in dem Lavateich landete, setzte Link sanft wieder auf ihrer glatten Oberfläche auf und sah sich der bronzebeschlagenen Tür gegenüber, durch die Darunia früher am Tag verschwunden war.

Entschlossen fasste der Herr der Zeiten den Goronenhammer fester und sprang zu der Tür herüber.

Endlich war seine Zeit gekommen, seinem Goronenbruder beizustehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2017-11-21T20:30:10+00:00 21.11.2017 21:30
hi Labrynna

wie immer es gut geschrieben und interessant. Armer Link wird nicht für vollgenommen von den Goronen . naja das gib es auch eben Kritiker die nur das einband sehen und nicht denn Inhalt des Buches .

Mit freundlichen grüßen Obi
Antwort von:  Labrynna
21.11.2017 21:58
Da hast du leider vollkommen Recht...

Wie immer lieben Dank für den Kommentar und das Lob. :)


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