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Ocarina of Time

von

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Das Zeitportal

Lange Zeit blickte Link dem davon sprintenden Pferd hinterher, während der prasselnde Regen langsam abflaute.

„Meinst du, er erwischt die Beiden noch?“ Navi kroch aus seiner Mütze und schaute besorgt zu ihm herab.

Mit angespannt aufeinander gepressten Lippen schüttelte Link den Kopf, wobei ihm ein Wassertropfen von den Wimpern ins Auge lief. Blinzelnd sah er noch immer in Richtung Hügelkette. „Ich habe keine Ahnung. Ich hoffe wirklich, sie können ihm entkommen.“

Am weit entfernten Horizont riss die Wolkendecke allmählich auf und vereinzelte Sonnenstrahlen tanzten über die Steppe.

Navi wandte sich in Richtung Hyrule-Stadt und deutete auf den breiten Graben. „Was hat Zelda dir eigentlich zugeworfen?“ Link drehte sich um und ging langsam auf das Gewässer zu. „Das lässt sich doch leicht herausfinden.“

Ohne zu Zögern sprang er in den Graben und tauchte nach dem kleinen, dunkelblauen Gegenstand, der mehrere Minuten zuvor an seinem Kopf vorbei geflogen war.

Als er wieder auftauchte, tröpfelte der Regen nur noch zaghaft aus den Wolken und die Sonne kämpfte sich an immer mehr Stellen ihren Weg frei.

„Was ist es? Was ist es?“ Die Fee schlug aufgeregt mit ihren schillernden Flügeln und musterte Link genau, der mit einem seltsamen Blick auf die kläglichen Überreste von Salias Okarina schaute, als er aus dem Graben krabbelte. Ein tiefer Schmerz machte sich auf seinem Gesicht breit und er schloss die Augen, als er den Arm ausstreckte und die Hand öffnete, um Navi sehen zu lassen, was Zelda ihm hatte zukommen lassen.

Auf seiner Handfläche balancierte er eine nachtblau glasierte Okarina mit einem silbernen Mundstück und einem goldenen Triforce-Emblem. Sie war fast doppelt so groß wie das kleine Exemplar von Salia, das Ganondorfs Pferd zermalmt hatte, und das Sonnenlicht brachte ein sonderbares Funkeln in der Glasur hervor.

Navi schlug sich die Hände vor den Mund und keuchte auf: „Die Okarina der Zeit!“

„Was?!“ Link blickte aus großen, rot geränderten Augen zu ihr hoch. „Das ist die Okarina der Zeit, Link!“, wiederholte die noch immer völlig verblüffte Fee. „Das ist das vermutlich mächtigste Artefakt im Besitz der Königsfamilie! Zelda muss dir wirklich sehr vertrauen.“

Nachdenklich drehte der Junge das edle Musikinstrument zwischen seinen Händen. „Das bedeutet, wir können das Portal zum Heiligen Reich öffnen!“

Navi nickte bedächtig und blickte in Richtig Stadtzentrum. „Ja. Ich bin mir sicher, genau deswegen hat Zelda dir die Okarina zugeworfen. Sie hofft darauf, dass du allein zu Ende bringst, was ihr angefangen habt.“

Dann richtete sie ihren Blick auf Link, dem noch immer vereinzelte Wassertropfen über die Arme liefen. „Du musst ins Heilige Reich gehen und das Triforce finden, um mit seiner Macht Ganondorf aufzuhalten.“

„Ich weiß. Zelda glaubt an mich, ich darf sie nicht enttäuschen. Aber hast du eine Ahnung, wo sich das Portal befindet?“

Die Fee wiegte grübelnd den Kopf hin und her. „Ja, ich glaube, ich weiß es. Man nennt den Zugang zum Heiligen Reich auch das Zeitportal und hier in Hyrule befindet sich die Zitadelle der Zeit. Möglicherweise finden wir dort, was wir suchen.“

„Alles klar.“ Link nickte und warf einen letzten wehmütigen Blick auf die Trümmer von Salias Okarina.
 

Die Zitadelle der Zeit, eine Kirche am östlichen Rand der Stadt, war ein riesiges Gebäude aus hellem, cremefarbenem Stein mit schmalen, kunstvoll gehauenen Verzierungen. Ihr Inneres bestand aus einem einzigen, abwechselnd mit weißen und schwarzen Marmorplatten ausgelegten Raum.

Wenige Schritte hinter dem Eingang war eine ähnliche Bodenplatte wie Link sie schon auf der Lichtung in den Verlorenen Wäldern gesehen hatte. Doch anstatt eines vierstrudeligen Zeichens war auf dieser ein rundes Ornament mit jeweils drei sich abwechselnden Dreiecken und Kreisen abgebildet.

Auf der anderen Seite des langen Raumes ragte ein steinerner Altar in die Höhe. Links Schritte hallten von den Wänden wider, als er durch die totenstille Zitadelle bis an deren Ende ging.

Auf dem Altar waren drei flache Vertiefungen und eine Inschrift zu finden: „Derjenige, der die drei Heiligen Steine in der Hand hält, nehme die Okarina der Zeit und spiele die Hymne der Zeit.“

Nachdenklich kratzte Link sich am Hinterkopf und sah Navi hilfesuchend an. „Die Hymne der Zeit? Ich hab gedacht, ich könnte einfach vor mich hin flöten.“

Die Fee zuckte die Schultern und machte ein ratloses Gesicht, woraufhin ihr Schützling seufzte: „Naja, ich fang einfach mal an. Vielleicht kommt mir die Erleuchtung ja noch.“

Geradezu zärtlich platzierte der Junge Kokiri-Smaragd, Goronen-Opal und Zora-Saphir in den dafür vorgesehenen Einbuchtungen und nahm die Okarina der Zeit zur Hand.

„Vielleicht heißt das Wiegenlied ja eigentlich ‚Hymne der Zeit’?“, überlegte er und wollte die Flöte an die Lippen heben, als ihm ein gefaltetes Stück Papier auffiel, das im Mundstück des Musikinstruments steckte.

Die Tinte darauf war durch das Wasser des Burggrabens verlaufen, aber wenn er sich konzentrierte, konnte der Knabe die Botschaft dennoch entziffern: „Wenn du das hier liest, dann bin ich schon weit weg an einem unbekannten Ort. Ich wollte auf dich warten, doch Impa drängte auf eine Flucht, denn Ganondorf scheint unsere Pläne zu erahnen. Gerne hätte ich dir dieses Lied selbst beigebracht, doch ich musste fort. Ich hoffe, du kannst Noten lesen. Zelda. P.S.: In Gedanken bin ich bei dir.“

Unter den handgeschriebenen Zeilen waren Notenlinien und eine kurze Notenabfolge aufgemalt. Mit einem knurrenden Laut ließ Link den Zettel sinken und sah Navi frustriert an.

„Was hast du?“, fragte diese angesichts seines verstimmten Gesichtsausdruckes besorgt. Link seufzte und erklärte: „Die Hymne der Zeit ist ein anderes Lied. Zelda hat es hier aufgeschrieben, aber ich kann doch keine Noten lesen!“

Die Fee hob beschwichtigend die Hände und ließ sich auf dem Altar nieder. „Lass mich mal sehen.“

Nach ein paar Herzschlägen breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Was würdest du eigentlich ohne mich machen?“

Verwirrt zog Link die Augenbrauen zusammen, doch bevor er etwas sagen konnte, stimmte Navi eine wunderschöne, sakrale Melodie an.

Nachdem er einen Moment staunend gelauscht hatte, schloss der Junge die Augen und prägte sich die Tonabfolge ein. Dann hob er die Okarina an die Lippen und ließ das geheiligte Instrument erklingen.

Die Hymne der Zeit tönte durch die Zitadelle und hallte von den Wänden wider, bis die Melodie voll und satt klang, obwohl nur ein einziges Instrument benutzt wurde.
 

Das gläserne Triforce in der Wand hinter dem Altar leuchtete golden auf und die steinernen Torflügel des Zeitportals begannen sich mit einem schleifenden Geräusch zur Seite zu bewegen.

Link ließ die Okarina sinken und tauschte aufgeregte Blicke mit Navi aus, die zwischen Goronen-Opal und Zora-Saphir stand.

Ohne darauf zu warten, dass sich die Türen ganz öffneten, verstaute der Junge das Instrument und quetschte sich zwischen den massiven Steinplatten hindurch.

„Warte auf mich!“, rief Navi, die den Anschluss verpasst hatte, und vor lauter Eile beinah über ihre eigenen Füße stolperte, als sie über den Altar lief.

Hinter dem Portal befand sich eine große, runde Halle, deren Boden treppenartig anstieg. Auf der obersten Stufe befand sich ein rechteckiger Stein mit Triforce-Emblem, in dem ein prächtiges Schwert mit einem lilaschimmernden Griff, der sich wie Flügel zu beiden Seiten ausstreckte, und glänzender Klinge steckte.

Als Navi zu Link aufschloss, stockte ihr der Atem. „Ich glaub, ich werde verrückt! Link, weißt du, was das ist?“

Der Junge schüttelte den Kopf und ging langsam auf die edel wirkende Waffe zu.

„Das ist das Master-Schwert!“ Navis Stimme überschlug sich vor Aufregung. „Der Legende nach wurde es von den Weisen höchstpersönlich geschmiedet und von den Göttinnen gesegnet und besitzt nun die Macht, Böses zu bannen. Außerdem heißt es in den Erzählungen, dass der Herr der Zeiten, der größte aller Helden, diese Waffe einst geführt hat.“

„Der Herr der Zeiten?“ Link betrachtete fasziniert sein verzerrtes Spiegelbild in der eleganten Schneide.

„Ja.“ Navi nickte und fuhr dann in einem dozierenden Ton fort als würde sie eine Unterrichtsstunde halten: „Vor Äonen von Jahren soll Hyrule von tiefer Finsternis überrollt worden sein und nur der Herr der Zeiten war dazu in der Lage, es zu retten. Seitdem wird seine Seele angeblich beständig wiedergeboren, um permanent über das von den Göttinnen geschaffene Land zu wachen. Ich nehme an, deswegen nennt man ihn den Herrn der Zeiten.“

„Vermutlich ist sein Schwert das Letzte, was den Zugang zum Heiligen Reich sichert“, mutmaßte Link, der seine Hand über den glatten Griff gleiten ließ.

„Gut möglich“, stimmte Navi zu. „Es heißt, nur ein Mensch, der reinen Herzens ist, könne das Master-Schwert aus dem Zeitfels ziehen. Also los. Sei nicht feige und versuch’s.“

Junge und Fee tauschten letzte Blicke aus, bevor Link sich vor die majestätische Klinge stellte, die fast genauso lang wie er groß war. Der Knabe stemmte die Füße gegen den massiven Stein und zog mit aller Kraft an dem polierten Griff der Waffe.

Leichter als erwartet ließ diese sich aus dem sogenannten Zeitfels ziehen und Link grinste begeistert seine Fee an, als ihm plötzlich eine Art Stromstoß in die Glieder fuhr und ein helles Licht aus dem Schlitz im Stein drang.

Das blendend weiße Licht hüllte Link ein, während er mit dem Master-Schwert in der Hand zusammenbrach. Alle seine Gliedmaßen schienen auf einmal vollkommen taub zu sein.

Plötzlich hörte er hinter sich ein gespenstisches, dunkles Lachen. „Gut gemacht, Kleiner. Ich wusste, ich würde Prinzessin Zelda nicht brauchen. Es war viel einfacher, dir zu folgen. Ich war mir sicher, dass du den Zugang zum Heiligen Reich öffnen würdest. Ich muss dir danken.“

Wegen des grellen Lichts konnte der Junge nicht erkennen, wo der Mann stand, doch er hörte an der Stimme deutlich, wer ihm gefolgt war: Ganondorf!

Er wollte aufstehen und sich mit einem wilden Kampfesschrei auf den Gerudo stürzen, aber er konnte sich kein Stück rühren. Es war als bestünde sein Körper plötzlich nur noch aus Watte.

Trotzdem versuchte er mit aller Macht, sich auf die Füße zu stemmen, als seine Lider schwer wurden.

Verzweifelt versuchte er dagegen anzukämpfen, doch sein Kopf fiel mit einem dumpfen Geräusch auf seinen ausgestreckten Arm. Unter halb geschlossenen Lidern hinweg sah er, wie Ganondorf noch immer lachend an ihm vorbei ging.

Dann wurde die Welt um ihn herum schwarz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Labrynna
2017-11-09T15:04:40+00:00 09.11.2017 16:04
Ich danke dir. :)

Bald geht's so richtig rund! Irgendwie fängt für mich die Geschichte von OoT erst so richtig nach Durchschreiten des Zeitportals an - der Rest ist mehr so Vorgeplänkel. ^^
Von:  obelix
2017-11-09T13:59:11+00:00 09.11.2017 14:59
Wieder einmal ein interessantes und schönes kapitel. Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

MfG obi😁


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