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Ocarina of Time

von

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Salia

„Warum machst du so ein missmutiges Gesicht?“ Salia trat von hinten an Link heran, der an dem seichten, sich durch das Kokiri-Dorf schlängelnden Bach saß, und legte ihm in einer freundschaftlichen Geste die Hand auf die Schulter.

„Ach, es ist nichts.“ Link zwang sich zu einem Lächeln und schaute zu seiner Freundin auf. Langsam ließ sie sich neben ihm ins hohe, dunkelgrüne Gras sinken.

Wie alle Kokiri trugen auch Link und Salia Kleidung aus grünem Leinen, sodass sie sich in den Wiesen und Wäldern beinah unsichtbar machen konnten. Bis auf Salia, die kurze hellgrüne Hosen, sowie einen passenden Pullunder über einem dunkelgrünen, langärmeligen Shirt trug, kleideten sich die Kokiri in die gleichen groben Tuniken wie Link.

Man konnte daher schon von weitem erkennen, dass Salia etwas Besonderes war.

Sie legte den Kopf schief und sah Link eindringlich an. „Okay“, sagte sie langsam und gedehnt. „Und warum bringt dich dieses Nichts dazu, ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zu ziehen?“ Statt zu antworten, kickte Link mit der Spitze seiner Stiefel einige kleine Steinchen ins Wasser.

Salia rückte ihren grünen Haarreifen auf ihrem dichten, kinnlangen Haar zurecht und musterte Link von der Seite. „Es war wieder einmal Mido, oder?“

Link zuckte mit den Schultern und starrte weiterhin schweigend auf das klare Wasser, das in glitzernden Bahnen an ihnen vorbei floss. „Wenn ich den erwische!“, grummelte Salia und ihre Augen funkelten so sehr, dass sie für einen Moment trotz ihres sanften Wesens wirklich furchteinflößend wirkte.

„Lass es gut sein, Salia“, beschwichtige Link sie müde. „Er hat ja irgendwo Recht. Es muss doch einen Grund geben, warum ausgerechnet ich als Einziger keine Fee vom Deku-Baum bekommen habe. Ich bin anders! Das fühle ich.“

Er blickte auf und Salia musste plötzlich an einem Kloß in ihrem Hals schlucken, der ihr die Kehle zuschnürte. In Links blauen Augen spiegelte sich all der Schmerz, den er über die Jahre unter Midos Schikane hatte erleiden müssen.

„Ach Link...“ Vorsichtig legte Salia ihm die Hand auf den Oberschenkel. Die folgenden Worte hatte sie ihm schon so oft gesagt, doch aus irgendwelchen Gründen fanden sie ihren Weg nicht in sein Bewusstsein – im Gegensatz zu Midos Gemeinheiten. „Natürlich bist du anders als die anderen. Du bist etwas Besonderes. Du bist so ein toller Freund! Die anderen sind doch nur neidisch auf dich.“

Ihm den wahren Grund für seine Andersartigkeit verschweigen zu müssen, versetzte ihrem Herzen einen Stich, doch sie hatte genau wie die anderen Kokiri geschworen, Stillschweigen zu bewahren.

Irgendwann würde Link sein wahres Schicksal offenbart und auch wenn ihr vor diesem Tag graute und allein der Gedanke daran sie traurig stimmte, würde sie sich mit Link freuen, wenn es endlich so weit wäre.
 

Der Junge schaute wieder in Richtung des Flusses, aber seine Augen waren glasig und er schien mit den Gedanken weit entfernt zu sein.

Salia betrachtete sein kinnlanges, verwuscheltes Haar, das er ausnahmsweise nicht unter seiner geliebten Mütze verbarg, sondern sanft vom Wind bewegt wurde. Irgendwie erschien es ihr ein wenig stumpfer als normal. Alles an ihm wirkte müde und abgespannt, sogar seine Schultern zog er verkrampft nach vorne.

Was mochte bloß mit ihm los sein?

Sie bemerkte diese Veränderung schon länger, doch so kraftlos wie an diesem Tag hatte er noch nie gewirkt.

Seine leise Stimme riss sie aus ihren Gedanken: „Du, Salia? Hast du schon mal etwas von einem Schloss Hyrule gehört?“

Ein heißer Schmerz schoss durch ihr Herz. Sollte er näher an seinem Schicksalstag sein als ihr lieb war?

Als sie ihm zaghaft antwortete, war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern: „Es ist irgendwo außerhalb des Waldes. Der Deku-Baum hat einmal davon erzählt. Es soll ein prächtiger Bau aus weißem Sandstein mit vier hohen Türmen und schönen, liebevoll bepflanzten Innenhöfen sein. Die Königsfamilie Hyrules lebt dort. Aber ich habe es nie selbst gesehen. Wir Kokiri können ohne diese von den Göttinnen geheiligten Wälder nicht überleben. Wir sind durch unsichtbare Wurzeln mit unserer Heimat verbunden wie die Bäume mit dem Erdreich.“

„Hm...“ „Warum fragst du?“ „Ich träume seit einigen Wochen jede Nacht davon, dass ich unbedingt zum Schloss müsste. Ich weiß nicht, was ich dort will, aber ich spüre, dass es dringend ist.“

Link seufzte. „Das ist total verrückt. Ich kenne diesen Ort nicht. Ich hatte bis eben nicht einmal etwas davon gehört und trotzdem weiß ich in meinen Träumen ganz genau, wo sich das Schloss befindet und wie es aussieht – auch wenn ich nur die Türme zu sehen bekomme.“

Salia schluckte. Das Ganze klang bedrohlich und sie spürte deutlich, dass der Tag, an dem sie Link verlieren würde, näher war als sie bisher geglaubt hatte.

Während er seinen Traum in allen Einzelheiten vor ihr ausbreitete, erklärte, wie er sich im Laufe der Wochen von einzelnen kurzen Bildfetzen zu dem immer gleichen Film entwickelt hatte, und über mögliche Bedeutungen philosophierte, beobachtete Salia geistesabwesend wie die untergehende Sonne das glitzernde Nass zu ihren Füßen langsam in einen Strom aus flüssigen, feuerroten Rubinen verwandelte.

Als Link schließlich verstummte, hatte sich bereits feuchtklamme Dämmerung über sie herab gesenkt. Abendlicher Tau kroch in die Maschen ihrer Kleidung und ließ die Beiden frösteln.

„Und? Was denkst du?“, hakte Link nach. „Vielleicht solltest du mit dem Deku-Baum darüber reden.“ Salia gab sich große Mühe, Zuversicht in ihre Stimme legen, doch sie klang selbst für ihre eigenen Ohren irgendwie hohl. Link schien jedoch so mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, dass er es gar nicht wahrnahm, was ungewöhnlich für ihn war.

Dieser Traum musste ihn wirklich sehr belasten…

„Ja... Ja, vielleicht hast du Recht. Danke.“ Er lächelte sie an und sprang dann auf die Beine. „Es ist schon spät. Wir sollten zu Bett gehen.“

Langsam nahm Salia seine dargebotene Hand und ließ sich aufhelfen. Während sie den kurzen Weg zu ihrem Haus zurücklegten, sagte keiner ein Wort. Beide hingen ihren eigenen Gedanken nach.

An Salias Haustür schloss Link sie kurz in die Arme und wünschte ihr eine gute Nacht.

Salia blieb noch eine Zeit lang am Durchgang stehen und schaute Link nach, der zu seinem benachbarten Baum schlenderte und behände die Leiter zu seinem höher gelegenen Eingang herauf kletterte. Nachdem er seinen Balkon erklommen hatte, drehte er sich noch einmal um, lächelte und winkte ihr zu. Mit Tränen in den Augen erwiderte sie sein Winken und verschwand dann in ihrem Zimmer.

Sie würde Link schrecklich vermissen.



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