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ANY Adventure

von
Koautoren:  Erenya  KiraNear

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eris Aufgaben:
So, du hast das Verhör oder wie auch immer man das nennen kann, überlebt und auch schon einen Verbündeten gefunden! Das ist doch was!

1. Jonghyun hat dich in dein Zimmer gebracht. Während du alleine bist, nutze die Chance um zu überprüfen, was du alles bei dir am Körper trägst. Anschließend sortierst du deine Gedanken. Stelle eine Theorie über das Ende des Verhörs auf und überlege dir, was das für dich bedeuten könnte. Lass einfach deine Gedanken schweifen.
Jonghyun wird dir eine Schüssel (Größe deiner Wahl) mit Bibimbap servieren. Du kannst entscheiden, ob es mit Rind oder Tofu ist, genauso wie das Gemüse. Die Chilipaste muss allerdings enthalten sein. Dazu bekommst du eine leichte Brühe, ebenfalls in einer kleinen Schale.
2. Ihr beschließt, eine kleine Tour durch das Schloss zu machen, da du dir gerne etwas zeigen lassen möchtest. Dein Fokus liegt dabei auf einer möglichen Büchersammlung – immerhin bist du ja eine Geschichtenerzählerin. Jonghyun wird dich dabei begleiten und das eine oder andere erzählen. Du kannst ihm zuhören, wenn du möchtest. Oder du denkst dabei an den Manga/Anime.
3. Irgendwann kommt in die oberen Stockwerke, als du Soo-Won in der Ferne siehst. Versuche Jonghyun irgendwie abzulenken, damit du dich ihm in Ruhe nähern kannst. Du kannst dich gerade noch in einem kleinen Versteck (Hinter einer Säule, einer Geheimwand o.a.) verstecken, als sich die Oberhäupter der 5 Clans treffen. Höre dem Ganzen zu, versuche aber, dich dabei nicht erwischen zu lassen. Solltest du die Clanchefs bei deinem Lauschen auch sehen können, versuche jeden von ihnen mit ein-zwei Sätzen zu beschreiben. Du kannst auch gerne anschließend immer deine Meinung zu dem jeweiligen Charakter dort lassen.


Kiras Aufgaben:
Liebe Kira,
wir befinden uns nun offiziell in Kapitel 5. Was wirst du erleben? Wie wird deine Reise werden? Wir werden es erfahren.

1. Aufgabe: Hak hat Fisch gebraten, doch du und er scheinen die einzigen zu sein, die ihn Essen. Traumatisiert ignoriert sie sogar sein Angebot, dass er einen Vogel filitieren könnte. Er ist eindeutig nicht begeistert, dass Yona nichts isst und beauftragt dich damit, sie zu überzeugen doch noch etwas zu sich zu nehmen. Lass dir was einfallen, damit sie wenigstens ein paar Bissen zu sich nimmt.

2. Aufgabe: Da ihr euch in der Nähe eines Flusses befindet und Yona sich doch mehr als dreckig gemacht hat bei ihrer Flucht, beschließt Hak, dass sie im Fluss baden sollte. Und du als einziges Mädchen in der Runde sollst sie begleiten. Du kannst die Zeit natürlich auch nutzen um zu baden. Oder dich zu waschen. Yona wird auf jeden fall Baden.

3. Aufgabe: Nach den Blutegeln, die Hak von Yona entfernt, wirst du ihn erwischen, wie er die Haarnadel der Prinzessin in seiner Hand hält. Frage ihn was er damit will und ob er es der Prinzessin wieder geben wird. Hak wird natürlich nicht erwähnen, warum diese Haarnadel für beide etwas besonderes ist und stattdessen das Thema wechseln indem er dir sagt, dass ihr nachher noch etwas weitergehen werdet und du im Wald die Augen nach nahrhaften Dingen aufhalten sollst.

4. Aufgabe: An eurem neuen Lager fallen dir recht schnell die Augen zu. Als du mitten in der Nacht aber wach wirst, bist du ganz allein. Nicht lange denn Hak erscheint mit der Prinzessin auf dem Arm, Blut Tropft an seinen Beinen herab. Wenn du fragst, was passiert ist, wird Hak sagen, dass sie von Schlangen angegriffen wurden. Er kennt sich aber mit sowas aus und kann Schlangenbiss behandeln. Er wird Yona dann ihre Spange wieder geben und offenbaren, wohin eure Reise gehen wird. In seine Heimat, dem Wind-Clan. Komplett anzeigen

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Unangenehme Begegnung

Noch immer fühlte ich mich unwohl und wünschte mir, ich wäre an einem anderen Ort. Gleichzeitig wusste ich, ohne diese beiden Personen würde ich hier nicht sehr lange überleben.

‚Ob ich damit dann wieder nach Hause kommen würde, wenn ich hier sterbe? ‘

Auf diese Frage fand ich keine Antwort und so ließ ich den Gedanken wieder fallen. Zumal ich mir einen Tod durch ein Wildtier, Banditen oder Verdursten nicht gerade sehr angenehm vorstellte.

‚Man kann sehr lange ohne Nahrung auskommen, aber nur drei Tage ohne Wasser. ‘

Noch immer musste ich an das denken, was uns der Arzt erzählt hatte. Damals, als ich mir als Kind die Lebensmittelvergiftung eingefangen hatte. Damals, als ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt hatte. Ich fühlte mich mehr als erschöpft und war zu überhaupt nichts mehr zu gebrauchen. Wenn ich das nun bis zu meinem langsam eintretenden Tod spüren müsste …

Da mir die Vorstellung nicht behagte, versuchte ich meine Konzentration wieder auf die aktuelle Szene zu richten. Yona hat sich nach wie vor nicht von der Stelle bewegt, dass sie ihre Blumenkette berührt hatte, war die letzte und einzige Bewegung gewesen. Ansonsten saß sie still auf ihrem kleinen Baumstumpf, wie eine wunderschöne, aber auch traurige Statue. Oder auch wie eine empfindliche Porzellanpuppe, wie die mehreren Dutzend die meine Tante besaß. Würde ich sie berühren, würde sie unter meinen Fingern zu Staub verfallen.
 

~~*~~

 

[JUSTIFY]Es fiel mir nicht gerade leicht in meiner neuen Kluft zu laufen, da ich mit dieser Art von Kleidung nicht vertraut war. Und doch musste ich schnell gehen, damit ich nicht von dem Berater Soo-Wons abgehängt wurde und man dies als Fluchtversuch sehen konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr lauft ganz schön langsam...“, merkte der Berater an und ich konnte förmlich spüren, wie seine Blicke auf mir lagen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich bin diese Art von Kleidung nicht gewohnt und der Stoff erscheint mir teuer zu sein. Ich will ihn nicht beschmutzen oder zerstören, nur weil ich ein ungeschicktes Stück bin.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich hob den schweren Stoff etwas an, damit ich nicht auf diesen trat und mich der Länge nach auf den Boden legte. Am Ende wollte man mir noch unterstellen, ich hätte den Berater Soo-Wons attackiert. Es wäre zumindest ein gefundenes Fressen für ihn gewesen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr tragt sicher keine Waffen bei euch?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Habt ihr welche gefunden als ihr mich hergebracht habt?“, fragte ich murrend und sah zu dem Berater, der mich jedoch keines Blickes würdigte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wer weiß, was ihr noch bei euch getragen habt, unter eurer Kleidung. Selbst der unscheinbarste Gegenstand kann eine Waffe werden. Und ihr kommt aus einem fremden Land, dass wir nicht kennen. Wer weiß, zu was ihr ausgebildet wurdet.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er machte sich keine Mühe sein Misstrauen zu verbergen. Verübeln konnte ich es ihm nicht. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich eigentlich keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte, hätte ich wahrscheinlich auch dieses Misstrauen empfunden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir sind da.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich hatte während unserer Unterhaltung gar nicht bemerkt, dass wir gar nicht so weit gelaufen waren. Mein Zimmer musste also ziemlich nahe am Thronsaal sein. Oder so. Mit dem Grundriss des Palastes war ich nicht vertraut. Ich kannte nur einige Orte aus dem Manga und selbst die hätte ich wohl nicht wieder erkannt, weil eine Holzplanke der anderen glich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Die Wachen werden euch noch einmal abtasten um sicher zu gehen, dass Sie nichts aus ihrem Zimmer entwendet haben und als Waffe nutzen könnten. Ihnen wurde aufgetragen vor allem nach spitzen Gegenständen zu suchen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was? Uhm... ich werde nur ungerne von Männern abgetastet.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war mir wirklich unangenehm, denn wer wusste, was in den Köpfen dieser Männer vor sich ging. Wenn schon in meiner „zivilisierten“ Zeit Männer Schweine waren, wie sollte dass dann erst jetzt sein?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie werden euch nicht unsittlich berühren. Soo-Won-sama garantiert dafür.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte. Doch wie ich Soo-Won einschätzte, würde das auch eintreffen. Noch dazu hatte ich keine andere Wahl. Was auch immer ich tat, ich konnte mich nur verdächtiger machen, als ich eigentlich war, oder sein wollte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich holte tief Luft und streckte meine Arme aus, so wie ich es immer im Fernsehen gesehen hatte, wenn man bei der Flughafen Leibesvisitation abgetastet wurde. Für den Berater Soo-Wons war das das Zeichen, dass ich bereit war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch er schien es sich anders überlegt zu haben und statt einen Wächter zu rufen, begann er selbst, höchst persönlich meine Arme abzutasten. Vorsichtig und doch Gewissenhaft, so dass mein Kopf Rodeo fuhr und ich hoffte, dass er an anderen Körperregionen nicht auch so gewissenhaft war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Könnten Sie bitte schneller machen... das ist etwas unangenehm.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Soo-Won-sama ist der Einzige der jetzt noch die Thronfolge antreten kann. Ihn an einen Attentäter zu verlieren, wäre ein großer Verlust für dieses Land. Daher... versteht bitte, dass wir alle Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hätte ich nicht gewusst, dass es keinen Grund zur Sorge gab, ich hätte ihm wohl geglaubt und es einfach tapfer ertragen. Doch ich kannte die Wahrheit und alles in meinem Körper schrie danach es ihm eiskalt ins Gesicht zu brüllen. Ihm zu offenbaren, was ich wusste und dass ich ihre Lügen bereits durchschaut hatte. Doch ich konnte es nicht und musste es selbst jetzt tapfer ertragen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Keine Waffen“, lautete sein Urteil und ich war froh, dass er diverse Stellen mit seiner Gründlichkeit ausgelassen hatte. Erleichterung machte sich breit, denn zwischendrin hatte ich mich doch schon gefragt, was ich sagen würde, wenn er behauptete, dass mein BH eine Waffe war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was auch immer ihr tut... seid Euch im Klaren, dass Soo-Won über euer Leben oder euren Tod entscheidet.[/JUSTIFY]Er stellte sich an die Tür und öffnete sie, wobei sie aufschwang und ich ins Innere blicken konnte.

 
 

~*~

 

„Hier, es ist kein Palastessen, aber alles, was wir hier haben.“

In der Zwischenzeit hatte Hak die Fische ausgenommen und sie über dem offenen Feuer zubereitet. So bekam jeder von uns ein großes Blatt, mit einem gebratenen Stockfisch darüber. Zwar konnte ich ihn dank meiner faulen Nase nur ein wenig riechen, aber der Geruch, den ich erschnuppern konnte, regte meinen Appetit an.

„Vielen Dank“, brachte ich nur heraus, nahm den Fisch an und pustete ihn ein wenig an. Ich war noch nie jemand, der heißes Essen mochte und warte immer wieder ab, bis es zu einer Temperatur heruntergekühlt war, die für mich angenehmer war. Gleichzeitig fragte ich mich, wie andere Menschen es schafften, auch wenn ich es nicht selbst schaffen wollte. Yonas Fisch legte er zu ihren Füßen ab, bevor er sich mit seinem eigenen Fisch auf einen Baumstamm ihr gegenüber setzte. Mit dem Feuer zwischen uns, könnte man glauben, wir wären auf einem Blind-Campingausflug. Doch das waren wir nicht, nein, wir waren auf der Flucht und wussten nicht, was aus uns werden würde.

Leider konnte auch der leckere Geruch des Fisches Yona nicht aus ihrer Starre erwecken.

‚Ob sie überhaupt mitbekommen hat, dass Hak ihr etwas zu essen hingelegt hat? Ob sie überhaupt Hunger hat? ‘

Zwar versuchte ich mich in ihre Lage zu versetzen, doch da mir gleichzeitig der Magen immer mehr vor Hunger rumorte, fiel es mir zunehmend schwerer. Nur zu gerne würde ich in den Fisch hineinbeißen, halte mich jedoch zurück, da Yona den ihren nicht aß. Es kam mir unfreundlich vor, zumal ich Hak nicht unnötig reizen wollte. Immerhin bin ich nur bei ihnen mit dabei, da ich mich um Yona kümmern sollte. Doch dazu müsste sie etwas essen, um bei Kräften zu bleiben.

Innerlich breitete sich eine gewisse Verzweiflung in mir aus. Zum Essen zwingen konnte ich sie nicht, aber sonst wüsste ich auch nicht, ob und was ich tun sollte. Am liebsten wäre es mir, sie würde von alleine zum Fisch greifen und ihn essen. Sie müsste nicht mal einen Ton von sich geben. Doch sie tat nichts, was mich noch mehr verzweifeln ließ. Ich wusste: Würde ich ihr nicht helfen können, würde ich aus der Gruppe fliegen. Hak würde da keine Gnade kennen und ich könnte ihn sogar verstehen. Eine unbekannte Anzahl an Feinden war hinter den Beiden her und er wollte sie nur beschützen. Er war schon durch sie gehandikapt, ich wäre nur noch ein weiteres Gepäckstück, das er durch die Gegend schleppen muss.

 

Der Gedanke machte mich traurig, zumal mir Yona Leid tat. Ich konnte mir auch ihren Schmerz nur halbwegs vorstellen und wünschte, ich könnte irgendwie dafür sorgen, dass sie diesen Schmerz verlieren oder vergessen könnte. Doch so einfach war das Leben nicht, ob nun real oder fiktiv.

‚Nun ja, dann werde ich ihr irgendwie helfen müssen …  aber wie? Ich kann ihr ja schlecht den Mund aufreißen und was reinstopfen, nein, das geht nicht. Ich kann sie auch nicht kontrollieren oder hypnotisieren. Aber wie könnte ich sie nur dazu bringen? Vielleicht hilft es ja, wenn ich es vormache. Hak macht es ja anscheinend auch. ‘

Ich nahm meinen Fisch erneut in die Hand, pustete ein wenig und begann, ihn langsam zu essen. Hak hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, um dem Fisch mit wenig Mitteln einen guten Geschmack zu verpassen. Er hatte Recht, das hier wäre kein Fisch, den man so im Restaurant bekommen würde, geschweige denn in einem Palast. Aber er war besser als nichts, besonders unter diesen Umständen und es wäre auch nichts, weswegen ich mich beschweren würde.

Stattdessen versuchte ich, Hak für seine Kochkunst zu loben, in der Hoffnung, dass das Yona zum Essen bringen würde.

„Hak, du hast den Fisch echt gut zubereitet, er schmeckt sehr lecker“, sagte ich ehrlicherweise und biss demonstrativ ein weiteres Mal in mein Mahl hinein. Unser Koch dagegen zuckte nur mit den Schultern, ob ihm das Kompliment überhaupt berührte, konnte ich seinem Gesichtsausdruck nicht wirklich ablesen.

Auf der anderen Seite war Hak nicht besonders gesprächig oder kam aus sich heraus, etwas, was ich auch oft von mir selbst kannte. Daher ging ich einfach davon aus, dass es ihm schon gefiel, aber er nichts dazu sagen wollte. Stattdessen war sein Blick wie der meine auf Yona gerichtet, die ihren Fisch unangetastet kalt werden ließ.

Doch im Gegensatz zu mir wusste Hak offenbar ganz genau, was zu tun war. Mit wenigen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen sich und seiner Prinzessin. Kaum stand er neben ihr, beugte er sich vornüber und begann auf sie einzureden.

„Prinzessin? Wenn Ihr den Fisch nicht essen möchtet, kann ich auch gerne einen kleinen Vogel zubereiten. Wäre euch das lieber?“

Wie befürchtet ignorierte sie auch das Angebot, so lecker es auch geklungen hatte. Ich wusste zwar nicht, was Hak nun dachte, aber ich konnte mir vorstellen, dass nun auch ihm die Möglichkeiten ausgegangen waren. Mein Freund meinte zwar, dass ich viel zu oft viel zu früh aufgeben würde, aber in solchen Situationen war mein Hirn wie gelähmt. Sodass ich keine weitere Möglichkeit mehr sehen konnte.

Sein leicht frustriertes Ausatmen bestätigte meine kleine Theorie.

„So geht das nicht. Hey, du, Kira – hilf Yona. Sie muss etwas essen, muntere sie auf oder mach irgendwas, was Frauen halt so machen.“

 

Ich konnte nicht verhindern, dass mir kurz eine Augenbraue nach oben führ. Zwar hielt ich nichts von den ganzen Gender Debatten und fand sie mehr als nervig, dennoch hatte ich immer einen Unterschied zwischen anderen Frauen und mir gespürt. Andere Frauen wussten sofort, was sie sagen mussten, wie sie handeln und agieren müssen, sobald es jemanden schlecht ging. Ich dagegen war immer total aufgeschmissen und fühlte mich unfähig. Als wäre es eine Art Naturwissen, welches mir nicht weitergegeben wurde. Eine Art Instinkt, mit dem ich nicht ausgestattet wurde. Zwar konnte ich manchmal erkennen, wann man lieber den Mund hält, aber das war es auch schon. Aber das konnte ich ihm ja schlecht sagen, weswegen ich mich meinem Schicksal ergab. Früher oder später würde er erkennen, dass ich nicht gerade die sozialste Person der Welt bin und fortschicken. Was dann passieren würde … nun, das würde ich noch herausfinden müssen.

Mit dem Gedanken, dass ich jederzeit verstoßen werden könnte, ging ich auf Yona zu und begann, sie vorsichtig an der Schulter zu streicheln. Hak hatte sich dagegen wieder auf seinen Baumstamm verzogen und beobachtete uns genau.

Mein Kopf wurde immer blanker und mit dem Verschwinden meiner Gedanken gingen auch meine halbgaren Ideen unter, die ich mir in den letzten Sekunden hab einfallen lassen.

„Yona – haben Sie denn keinen Hunger? Hak hat sich viel Mühe gegeben und er macht sich Sorgen um Sie. Außerdem ist der Fisch sehr lecker, möchten Sie ihn denn nicht wenigstens probieren?“

Langsam nahm ich ihren Fisch in die Hand, brach ein kleines Stück seines Fleischs an und hielt es ihr unter den Mund. Der Duft stieg in ihre Nase hoch, was noch keine Reaktion in ihr hervorrief.

Zwar machte ich mir aufgrund dessen, was ich während meiner Schulsanitäter Ausbildung gehört hatte, Sorgen um meine Finger, aber ich hielt ihr den Fisch weiterhin unter die Nase. Schließlich und zu meiner Überraschung öffnete sie den Mund und ließ sich von mir füttern. Glücklicherweise begann sie, wenn auch sehr langsam, das Stückchen zu kauen und runterzuschlucken.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, immerhin hatte ich nun doch etwas Erfolg.

„Sehen Sie, Fräulein Prinzessin, Hak hat unser Essen vorzüglich zubereitet, da kann man sich echt nicht beschweren.“

Sie wehrte sich nicht, als ich ihr noch ein paar weitere Stückchen hinhielt und aß auch diese brav auf.

‚Uff, wenigstens hat das funktioniert, ich hatte schon Angst, sie würde mir vor Hunger noch ohnmächtig werden oder so. ‘

Ich warf einen kurzen Blick auf Hak, doch dieser hatte sich wieder abgewendet und aß den Rest seiner eigenen Mahlzeit. So konzentrierte ich mich darauf, Yona Stück für Stück zu füttern. Selbst wenn sie mich nicht wahrnahm und vermutlich auch nicht den Geschmack auf ihrer Zunge, immerhin war sie wieder so weit in unserer Welt zurück, dass sie sich nicht an ihrem Essen verschluckte. Ein kleiner Sieg, aber es fühlte sich für mich bereits wie ein großer an. Es zeigte mir, dass ich irgendwas wohl richtig gemacht hatte.

 
 

~~*~~

 

[JUSTIFY]Es war nicht das, was ich mir immer als Thronsaal vorgestellt hatte. Er wirkte einfach, geräumig und vor allem leer. Lediglich so etwas wie ein Thron zeigte deutlich, dass hier der Ort des Königs war. Von hier aus wurden Befehle gegeben, Entscheidungen getroffen und... Strategien entwickelt, oder? Die Decke war behangen von kleinen Reispapierlampen, die alles beleuchten sollten und die Fenster war groß. Fast schon gigantisch. Sie hüllten den Saal in ein warmes, helles Licht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch das einzige, worauf mein Blick gezogen wurde, war Soo-Won der eingehüllt in die Kleidung des Königs auf dem Thron saß. Das war er, der unechte, echte Soo-Won. Der Mörder König Ils. Der Mann, der über mein Schicksal entscheiden würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Tretet näher.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich war wie versteinert stehen geblieben und hatte ihn einfach nur angesehen. Und obwohl er mir gebot sich ihm zu nähern, wollte ich alle Vorsichtig nicht fahren lassen. Ich konnte es einfach nicht und das obwohl ich wusste, dass Soo-Won nie wirklich grausam war. In meinem Innersten wusste ich wahrscheinlich sogar, dass er mir kein Haar krümmen wurde und doch wagte ich es nicht mich ihm zu nähern.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nur keine Angst, euch wird nichts geschehen“, versicherte Soo-Won mir mit sanfter Stimme und einem warmen Lächeln.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In seinen Augen war nichts von den Ereignissen des vergangenen Abends zu sehen. Doch gleichzeitig, hätte er auch niemanden täuschen können, der auch nur ein wenig Menschenkenntnis besaß. In seinen Augen lag kein Funken Trauer über König Ils Tod. Und das bereitete mir Unbehagen, denn der König hatte ihn aufwachsen sehen und wahrscheinlich auch Liebe entgegen gebracht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich hoffe es sind nicht meine Wachen die euch verunsichern. Ihr müsst wirklich nichts fürchten, auch wenn die Umstände nicht die erfreulichsten sind.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Erst als Soo-Won die Wachen erwähnte, erkannte ich zwei von ihnen neben dem Thron stehen. Bereit alles und jeden zu töten, der Soo-Won nach dem Leben trachtete. Wozu hatte ich da nochmal diese Leibesvisitation gemacht?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich seufzte innerlich und trat einen Schritt auf den Thron zu. Doch ich beschloss auch weiterhin eine gewisse Distanz zu wahren. Es war schließlich nicht nur Soo-Won, der hier um sein Leben fürchten musste.[/JUSTIFY] 
 

~*~

 

Kaum hatte sich Yona mit Dreiviertel des Fisches füttern lassen, schloss sie ihren Mund und öffnete ihn nicht wieder. So beschloss ich den Rest in den Blättern einzuwickeln und aß schnell den Rest meines Fisches auf, meinen Hunger hatte es zum Glück nicht getrübt. Kaum war ich fertig und habe die Überreste im Gebüsch entsorgt, ohne dabei auf meinen Umweltsinn zu hören, spürte ich, wie sich jemand neben mich bewegte. Hak sah mich direkt an und anschließend zu Yona. Ich folgte seinem Blick.

„Sie braucht ein Bad“, sagte er nur in einem unbestimmten Ton, der mich wissen ließ, dass ich keine andere Wahl hätte. Aber ich musste ihm auch Recht geben, durch die Flucht ist Yona ziemlich dreckig geworden. Und wenn sie sich wohl fühlen sollte, dann müsste ich sie erst einmal sauber machen. Mir selbst half es oft genug, einfach eine entspannende Dusche zu nehmen. Ein Bad im nahegelegenen Fluss würde vermutlich den gleichen Effekt haben. Wenn ich nicht eventuell darauf achten müsste, dass Yona nicht in den Fluss fiel und ertrank.

„Gut, das kann ich gerne machen. Ich kann gerne mit ihr baden gehen, das ist kein Problem.“

Sein Blick sprach Bände und auch wenn er uns nicht direkt zusehen würde, wusste ich, dass er sich in Schrittnähe befinden würde. Damit er einschreiten kann, sollte etwas mit uns passieren.

 

Vorsichtig führte ich Yona von ihrem Baumstamm weg zu dem Fluss, zog ihr die Sachen, die sie am Körper trug aus und achtete immer darauf, dass ich mit ihr sprach.

„So, jetzt nehme ich deine Schuhe, damit sie nicht nass werden. Und jetzt dein Oberteil, das könnte sonst auch nass werden. Das wäre bestimmt unangenehm in der Nacht…“

Auf diese Art und Weise versuchte ich sie ruhig zu halten, da ich nicht wusste, wie viel zu ihr durchdrang und wie viel sie von dem, was ich ihr sagte, verstand. Jedoch blieb ihr Atem ruhig und überhaupt schien sie sich nicht aufzuregen, was ich als ein gutes Zeichen wertete.  Schließlich hatte ich sie entkleidet und führte sie in den Fluss hinein, das Wasser ging ihr bis auf Brusthöhe. Die Wassertemperatur war erträglich, sodass sie nicht frieren musste.

‚Gut, dann kann ich sie ja jetzt saubermachen‘, als mir etwas bewusst wurde. Ich würde mich ebenfalls entkleiden müssen – vor mir doch fremden Menschen. Nervös blickte ich zu Hak, wie erwartet blickte er nicht in unsere Richtung, einzig seine Ohren sind auf uns aufmerksam. Dann sah ich wieder auf Yona. Ihr Blick war immer noch trüb und abwesend.

‚Dann dürfte ja niemand meinen Körper wahrnehmen‘, dachte ich mir und zog langsam meine eigenen Sachen aus. Meine lange, gemütliche Stoffhose, die nur dazu gedacht war, zuhause herumzugammeln, während man sie trug. Mein T-Shirt mit Spaghettiträgern und einem regenbogenfarbenen Totenschädel in der Brustmitte. Meine Unterwäsche und auch meine Sneakersocken. Das alles legte ich mit einer großen Sorgfalt in die Nähe von Yonas Kleidung ab.

‚Da ist absolut nichts sexuelles dran, ich wasche sie nur ab. Wir haben keine Badeanzüge an und ich werde sie auch nicht unsittlich anfassen. Wenn sie wieder zu sich kommt, wird sie sicherlich nichts dagegen haben, dass ich sie sauber gemacht habe. Wir sind beide weiblich, da wird sie es bestimmt verstehen. Und mich sieht sie ja nicht so richtig, zum Glück‘

Mit brennenden Wangen näherte ich mich ihr und stieg ebenfalls in den Fluss. Erneut war ich um die angenehme, nicht schmerzhafte Kühle des Wassers erleichtert. Außerdem verdeckte es das Meiste, trotzdem versuchte ich so gut wie möglich alles zu verstecken. Noch immer zog ich mich ungern vor anderen Menschen aus oder um, selbst vor meinen Freunden war mir das sehr unangenehm. Die Blicke im Sportumkleideraum in der Schule, die spöttischen Sprüche … all das kam wieder in mir hoch. Auch musste ich wieder an all das denken, was mir an meinem Körper nicht gefiel. Die unschönen Dellen, die Dehnungsstreifen, die seltsame Figur – da sich in Yonas Gesicht keinerlei Regung zeigte, atmete ich erleichtert und begann, sie mit meiner Hand zu schrubben. Zuerst hatte ich mich nach einem Hilfsmittel umgesehen, musste aber einsehen, dass es in der näheren Umgebung nichts gab. Und Hak fragen wollte ich in dieser Situation erst recht nicht. Ich ärgerte mich, dass es mir so spät einfiel, wie die Tatsache, dass wir auch keine Handtücher oder derartiges hatten. Sobald wir das Wasser verlassen würden, würden wir frieren. Ob Hak mich dafür verantwortlich machen würde? Andererseits hatte ich nichts bei mir außer meiner Kleidung und die war auch nicht gerade viel, besonders bei meinem Oberteil nicht. Verloren versuchte ich nicht mehr daran zu denken.

 
 

~~*~~

[JUSTIFY]Mit genügend Abstand ihm gegenüber, stand ich vor Soo-Won und kniete nieder, wobei ich hoffte, dass dies korrekt war. Ich wusste ehrlich nichts über koreanische Hofsitten, doch ein Verbeugung, ein demütiger Blick sprachen überall die gleiche Sprache.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bitte erhebt euch. Noch bin ich nicht König“, forderte Soo-Won mich auf und ich tat wie mir geheißen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Erlaubt mir zu fragen, was Ihr wollt. Das Verhör hätte doch jemand anderes führen können und nicht der zukünftige König.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich sah Soo-Won ernst an und hoffte, dass ich diesen Blick halten konnte, denn ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich mich auch insgeheim freute vor ihm zu stehen. So sehr ich ihn fürchtete, so sehr mochte ich Soo-Won.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir haben nicht oft Menschen aus dem Westen hier. Ich war einfach neugierig. Wie heißt Ihr?“, fragte er und verlor dabei nicht sein Lächeln. Wollte er damit mein Vertrauen gewinnen? Vielleicht. Aber das würde ich ihm nicht so leicht machen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Man nennt mich Erenya.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich antwortete kurz und auch nur auf die Frage. Irgendwie fürchtete ich, dass jedes weitere Wort mich verraten könnte. Und das wollte ich vermeiden. Kurze, prägnante Antworten waren da genau das Richtige.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Woher kommt ihr genau?“ Er schien mit zuspielen und doch tanzte er um mich herum wie ein Löwe um einen anderen. So als wartete er darauf einen entscheidenden Schlag zu machen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aus Germanien. Dort lebte ich in einer kleinen Stadt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Habt Ihr Geschwister?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Und eure Eltern?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Die leben denke ich noch. Allerdings bin ich schon zu lange weg um das mit Gewissheit sagen zu können.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Soo-Won musterte mich. Scheinbar versuchte er anhand meiner Mimik abzulesen, ob ich log oder nicht. Aber hey, abgesehen davon, dass ich wusste, dass meine Eltern sich bester Gesundheit erfreuten, hatte ich bisher die Wahrheit gesagt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wie lange seit Ihr denn schon unterwegs?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es dürften nun fast vier Jahre sein.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das kam ungefähr hin. Zumindest lebte ich schon so lange alleine in meiner Wohnung. Das war zwar keine Weltreise, aber für meine Mutter fühlte es sich sicher an als wäre ich am Arsch der Welt und das obwohl wir immer noch in derselben Stadt lebten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist eine lange Zeit. Wenn Ihr zurück kommt habt Ihr sicher viel zu berichten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Einiges. Zumindest habe ich viele Geschichten gehört, die ich den Kindern in meiner Stadt erzählen kann.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Geschichten?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja. Geschichten über Magie, Fantasiewesen wie Drachen, Elfen, Feen. Es gibt dutzende die ich gehört habe und genauso viele habe ich auf meinen Reisen erzählt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Meine Worte verklangen und Schweigen machte sich breit. Ich konnte Soo-Wons Blicken nicht ausweichen, denn ich fürchtete, dass er mich bei meinen Lügen erwischte, wenn ich den Augenkontakt auch nur eine Sekunde abbrach.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr habt auf euren Reisen sicher viel erlebt. Vielleicht haben wir die Gelegenheit mal darüber zu reden. Aber...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Lächeln schwand und sein Blick wurde ernst, als er mich betrachtete. Mein Blut gefror mir in den Adern, denn ich fühlte, dass es nun gefährlich wurde. Wahrscheinlich hatte er mich einfach in Sicherheit wiegen wollen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„erzählen Sie mir erst einmal, was Sie am vergangenen Abend gesehen haben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da war es. Der Moment, den ich irgendwie gefürchtet hatte. Dabei gab es nichts zu fürchten. Ich musste nur bei meiner Geschichte bleiben. Nämlich die, dass ich nichts gesehen hatte. Einfach nur Kampfgeräusche vernommen und mich versteckt hatte. In dieser Version gab es keinen Min-So der erschossen wurde... keine Prinzessin die floh, kein Wissen darüber, dass ich vor König Ils Mörder stand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nichts. Und egal wie oft man mich fragen wird, die Antwort wird dieselbe sein. Ich war spazieren. Ich verlief mich, hörte dann aber Kampfgeräusche. Ich entschied mich, mich nicht einzumischen und suchte mir in den Nebengassen ein sicheres Versteck. Das ist alles. Erst von Euren Berater erfuhr ich, dass der König des Landes getötet wurde.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]'Und Prinzessin Yona mit Son Hak vertrieben.' Der Letzte Satz blieb eher in Gedanken, denn sicher hätte er mich Kopf und Kragen gekostet. Das wollte ich unter keinen Umständen riskieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr habt also niemanden gesehen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein. Bis auf die Wache, deren Kamerad mich liebevoll nieder geknüppelt hat.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich bemühte mich ernst aber nicht zu anklagend zu klingen. Dennoch ein wenig wollte ich Soo-Wons schlechtes Gewissen doch aktivieren. Ich war schließlich nur eine unschuldige Passantin, die man nun auch noch indirekt für etwas bezichtigte, was sie nicht getan hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das tut mir wirklich Leid. Die Wachen sehen nicht oft Menschen aus anderen Ländern. Noch dazu waren ihre Nerven angespannt, schließlich wurde der König ermordet und die Täter unauffindbar.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er versuchte zu beschwichtigen und unter anderen Umständen hätte das wohl geholfen. Aber gerade wollte ich nicht beschwichtigt werden. Ich wollte sauer sein, empört und ihm klar machen, dass man mich nicht so behandelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich könnte darüber hinweg sehen, wenn euer Berater oder rechte Hand oder wer auch immer dieser Herr war, mich nicht bezichtigt hätte, diesen Mord begangen zu haben.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich verstehe, dass euch auch das verstimmt, aber wir dürfen keine Möglichkeit ausschließen. Und, erlaubt mir ehrlich zu sein, es wirkt verdächtig, dass Ihr ausgerechnet in dieser Nacht das Gasthaus verlasst und euch verlauft. Ebenso ist es verdächtig dass... Keines der hiesigen Gasthäuser sich an euch erinnerte.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Katze war aus dem Sack. Oder zumindest eine meiner Lügen. Wie sollte ich das erklären? Nachdenken, ich musste nachdenken.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und schließlich, wie von selbst, als hätte ich einen Plan, kam die Lösung über meine Lippen, als ich seufzte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr seid gut. Ja, ich war nicht in einem Gasthaus. Und ich weiß wie verdächtig es mich wirken lässt, aber... wie ihr sicher bemerkt habt, verfüge ich über kein Gold. Ich konnte mir das Gasthaus nicht leisten, deswegen habe ich mir eine Stelle gesucht, an der ich nächtigen konnte. Es war mir einfach unangenehm das zu erwähnen, denn wer will schon Geschichten von einer Frau hören, die scheinbar nicht gut genug damit verdient?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Oh mein Gott. Es klang so echt. So glaubwürdig so... natürlich. Es war fast schon gruselig. Ich wandte meinen Blick nicht von Soo-Won und sah ihn unerschütterlich an. Ich konnte sehen, wie er nachdachte und sich Wort für Wort durch den Kopf gehen ließ.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Es klingt glaubwürdig. Und ihr müsst euch um eine Bleibe vorerst keine Sorgen machen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein ernster Blick wich wieder einem Lächeln. Ein sanftes, warmes, beruhigendes.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr seid unsere Gefangene... oder viel mehr ein Gast mit etwas eingeschränkten Möglichkeiten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Eine Augenbraue hob sich bei mir wie von Selbst. Scheinbar wusste Soo-Won nicht so recht, wie er meinen Status erklären sollte. Aber ich verstand, dass er mir vermitteln wollte, dass ich den Palast nicht verlassen durfte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Erklärt euch bitte“, forderte ich und Soo-Won nickte. Scheinbar verstehend, warum ich so verwirrt war und mehr Erläuterung forderte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wir können Euch leider nicht einfach so glauben. Auch wenn eure Geschichte glaubwürdig klingt. Aber Ihr sagtet selbst, Ihr seid eine Geschichtenerzählerin. Sicher wisst ihr, wie Ihr wirken müsst, damit eure Worte mehr Macht bekommen. König Il wurde vergangene Nacht ermordet, wir können euch, als potentielle Täterin daher nicht gehen lassen. Allerdings, hindert uns euer Herkunft daran euch einfach in den Kerker zu werfen. Wenn Ihr unschuldig seid und eure Landsleute davon erfahren, könnte es einen ungewollten Konflikt beschwören. Ihr werdet das Zimmer, in dem Ihr aufgewacht seid, beziehen. Aber es wird immer eine Wache davor stehen. Wenn ihr etwas braucht, könnt Ihr es gerne fordern, wir sehen zu, dass wir Eure Wünsche erfüllen. Ihr werdet außerdem nicht nur Brot und Wasser erhalten, wie man es gewohnt bei Gefangenen tut. Seht euch daher bitte nicht als unsere Gefangene, sondern als unseren Gast, bis wir uns im Klaren sind, wie wir mit euch verfahren werden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mir schnürte es schon ein wenig die Kehle zu. Zwar musste ich nichts befürchten, doch wirklich 100 % positiv waren seine Worte auch nicht. Sie sprachen deutlich aus, dass man mir misstraute und das schmeckte mir gar nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr müsst euch wirklich keine Sorgen machen. So lange Ihr hier seid, wird euch niemand etwas tun.“[/JUSTIFY]Das war mir nicht neu. Soo-Wons Berater hatte so etwas angedeutet. Und ich wusste, spätestens jetzt mit größter Gewissheit, dass er nicht zu viel versprochen hatte.
 

~*~

Nachdem ich den gröbsten Schmutz von ihr entfernt hatte, rückte ich von Yona ab und lehnte mich ebenfalls an den Flussrand. Über uns leuchteten unzählige Sterne, ein Anblick, der mir immer wieder aufs Neue gefiel. Nur, dass ich mir ausnahmsweise mal nicht das Genick dabei ausrenkte, wie ich sonst dabei immer gefühlt tat. Zum ersten Mal seit dem Moment, in dem ich in dieser Welt gelandet war, hatte ich das Gefühl, dass ich richtig entspannen konnte. Über uns war nur Stille und die Unendlichkeit des Weltalls. Es fühlte sich unglaublich erholsam an und ich wünschte, dieser Moment würde noch so lange wie möglich anhalten. Als wäre es wirklich nur ein Campingurlaub unter Menschen, die sich zwar gerade erst kennengelernt haben, aber trotzdem miteinander Spaß haben wollten.

Dass das schon allein dank meiner Introvertiertheit nicht gehen würde, wurde mir ein weiteres Mal bewusst. Doch ich wehrte mich nicht gegen diesen Gedanken, verschloss meine Augen nicht vor der Wahrheit.

Die leichte Strömung des Flusses berührte zart unsere nackten Körper und ich versuchte, all das hier zu genießen. Ich versuchte nicht an meinen Körper zu denken; nicht an die Gefahren, die noch vor uns lagen. Schließlich sah ich hinüber zu Yona, guckte, ob bei ihr alles in Ordnung war. Ich wusste nicht, ob ihr das Bad gefiel oder ob sie es überhaupt mitbekam. Aber wie sie so im Wasser saß, den Blick in die Ferne und das lange, rote Haar auf ihren Schultern, erschien sie mir fast schon wie eine Art Engel. Überhaupt waren die Haare etwas, was mir an ihr mit Abstand gefiel und auch, worum ich sie sehr beneidete. Im Gegensatz zu mir war sie mit dieser schönen Haarfarbe auf die Welt gekommen, genauso wie mein Vater. Ich dagegen musste immer wieder auf Färbungen zurückgreifen, ob nun von mir selbst oder bei einem Friseurtermin. Egal, wie oft ich mir die Haare färbte, die grausame Realität kehrte doch immer wieder in Form eines blonden Haaransatzes zurück. ‚Wären die Gene von Mama nicht dominanter gewesen, zumindest nicht in diesem Punkt, hätte ich noch viel mehr, was mich an Papa erinnern würde‘

Wie oft ich das gedacht und auch ausgesprochen hatte, kann ich mittlerweile nicht mehr an den Händen abzählen. Wie gerne würde ich Yona sowohl meinen Neid, als auch meinen Respekt für ihre Haare aussprechen. Doch ich wusste, ich würde damit warten müssen. Ihre heimliche Liebe hatte ihr auch Komplimente gemacht, aber auch dafür gesorgt, dass sie nun in diesem Zustand war. Ich wusste nicht, ob es sie zurückwerfen würde, dazu kannte ich mich mit solchen Dingen nach wie vor zu wenig aus. Daher beschloss ich, erst einmal meine Klappe zu halten und nichts zu sagen.

‚Ich frage mich nur, was sie erst sagen, wenn die lila Tönung rausgeht und man dann dieses rot-lila Haar sieht‘

Gedankenverloren ließ ich mich in den Fluss versinken, ganz so, als würde ich mich von allem reinwaschen wollen. Ich wusste, das würde die billige Tönung nicht aushalten, nur noch eine Haarwäsche und sie wäre raus, aber das störte mich nicht.

‚Immerhin wäre dann mein Haar roter und in einem gewissen Licht würde ich dem Haar von Yona deutlich ähnlicher sehen. Blöd wird es nur, wenn dann der Absatz herauswächst.‘

Zwar hatte ich ihm alles über mein Haar erzählt, aber nicht, dass die Farbe auch rauswachsen würde. Und auch hätte ich hier keine Möglichkeit, es hier zu färben. Immerhin war das eine gänzlich andere Zeit als die, in der ich lebte. In welcher ich vor wenigen Stunden noch war.

‚Was Sinni wohl gerade macht? Wie viel Zeit bei ihm wohl vergeht? Wenn er hier wäre, würde er bestimmt amüsiert sagen: Kein Wunder, dass deine Augen an ihren Haaren hängen bleiben. Oder er würde mich wegen meinem Neid necken. Ich hoffe, zuhause vergeht noch nicht viel Zeit, er wird sich sicherlich nicht erklären können, wohin ich verschwunden bin. Immerhin kann ich nicht einfach aus dem Fenster springen und wenn ich die Wohnung verlassen wollte, müsste ich an ihm vorbeigehen. ‘

 

Kaum war ich wieder aus dem Fluss aufgetaucht, sah ich einen Schatten über uns. Sofort drehte ich mich um, fragte mich auch gleichzeitig, was mit Hak passiert war, als dieser direkt über uns stand. Peinlich berührt versteckte ich meine Brust so gut es ging.

„Hak, was machst du denn auf einmal hier?“, fragte ich ein paar Töne zu hoch. Dass er nun hier stand und unsere nackten Körper sehen konnte, machte mich mehr als nervös. Ich baute auf seinen anerzogenen Anstand und hoffte, dass sich sein Blick auf unsere Köpfe beschränkte.

„Kommt raus, ihr werdet sonst krank. Nehmt das hier zum Trocknen“, sagte er bloß und drehte uns wieder den Rücken zu. Ich sah kurz zu Yona, dann näherte ich mich ihr und half ihr aus dem Fluss. Trotz ihrer geistigen Abwesenheit ließ sich ihr Körper leicht führen. Eine gefährliche Tatsache, die ein Perverser sofort für seine kranken Fantasien ausnutzen würde. Doch da ich nicht zu dieser Art von Menschen dazugehörte, hatte Yona vor mir nichts zu befürchten.

Gerade hatte ich Haks Mantel genommen und wollte die junge Prinzessin abtrocknen, als mir etwas an ihr auffiel. Kleine, schwarze und glitschig aussehende Dinger hingen an dem Körper der Prinzessin. Augenblicklich ekelte es mich und ich malte mir aus, was das alles sein könnte. Parasiten, die an ihrem Körper klebten und in diesen eindringen wollten, um sich an ihrem Fleisch zu laben. Gefährliche Tiere, die ebenso gefährliche Erreger in ihren Körper speisten.

‚Moment, ich war doch auch da drin. Dann müsste ich diese Dinger ja auch an mir dran haben‘

Mein Kopf begann zu rasen und immer wieder spürte ich, wie die Panik versuchte sich in mir breit zu machen. Dass sich auch meine Atmung eher in Richtung Schnappatmung verwandelt hatte, fiel mir auch erst nach wenigen Sekunden auf.

„Was ist denn los?“, fragte Hak und sah mich seltsam an. Ich dagegen deutete nur auf Yonas nackten Körper.

„Sie … sie hat da irgendwas hängen. Irgendwas Lebendiges und das macht mir ehrlich gesagt Angst.“

Ich konnte gerade zu spüren, wie Hak die Augen verdrehte oder sich zumindest seinen Teil dachte. Ohne die leiseste Spur von Scheu nahm er sachte eines der Dinger ab und hielt es mir hin.

„Das sind nur Blutegel. Keine Gefahr“, sagte er. Es schien ihn irgendwie zu amüsieren, dass mir die Egel Angst gemacht hatten. Oder hatte ich mich damit nur noch unnützer gemacht?

Natürlich wusste ich, dass Blutegel nicht wirklich gefährlich waren, nur hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie welche gesehen. Überhaupt mochte ich es nicht, wenn irgendwas am Körper klebte, was dort nicht hingehörte. Besonders, wenn es an Regionen war, an die ich selbst nicht herankam.

Da ich unfähig war, die Dinger auch nur anzufassen, nahm Hak die ganze Sache in die Hand und entfernte vorsichtig die Tiere. Jedes Mal begutachtete er, so gut es ihm im Mondschein gelang, die kleinen Bissstellen der Tiere, konnte jedoch nichts dabei entdecken. Anschließend inspizierte er auch mich, musste aber zu meiner Erleichterung nur zwei kleine entfernen. Sie alle entsorgte er wieder im Fluss und das war auch mir ganz recht. Nur weil ich mich vor ihnen fürchtete, musste das nicht gleich ihr Todesurteil bedeuten.

 
 

~~*~~

 

[JUSTIFY]Es war dieses Mal nicht Soo-Wons Berater der mich begleitet hatte, sondern ein Diener, der mich zurück in das Zimmer führte. Mit einer Wache hinter mir, denn scheinbar war man sich doch nicht so sicher, ob ich harmlos war, oder gefährlich. Fakt war nur, egal was ich tat, ich stand unter Beobachtung und eine falsche Bewegung hätte meinen Tod bedeutet. Ich dachte also besser zweimal nach bevor ich handelte und das war etwas, dass mir absolut nicht lag. Über meine Taten nachzudenken bevor ich sie beging.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Die Prinzessin wäre sicher sehr neugierig gewesen, wenn sie noch hier wäre“, erklärte mir der Diener mit einem freundlichen Lächeln. Er schien deutlich bemüht zu sein, sich nicht anmerken zu lassen, dass er mich wohl wie jeden anderen verdächtigte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich habe gehört, dass die Prinzessin wohl behütet aufwuchs. Manche redeten davon, dass sie wohl ziemlich verwöhnt sein muss und nichts über ihr Land weiß.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Prinzessin Yona wuchs wirklich sehr wohl behütet auf. Aber sie hat einen starken Willen und ist ein gutherziger Mensch. Sie war nie grausam oder böse zu uns. Das arme Ding muss Todesängste durchstehen. Soo-Won-sama lässt sie bereits suchen, denn vermutlich hat sie die Täter gesehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich murrte innerlich. Natürlich hatte Yona die Täter gesehen, doch sie würde nicht mich identifizieren, sondern Soo-Won. Das Soo-Won sie daher nicht suchte um die Täter zu finden oder wieder in Sicherheit zu bringen, war klar.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Also ist die Prinzessin meine einzige Möglichkeit meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Oh nein, bitte denkt nicht, dass ihr von uns als Täter gesehen werdet. Ehrlich gesagt... ich habe euch gesehen und dachte mir: Sie soll König Il umgebracht haben? Niemals. Eure Kleidung war zu auffällig, jeder im Palast hätte euch bemerkt wenn ihr herum geschlichen seid. Und eure blasse Haut, ihr wirkt so als hättet ihr seit Tagen nichts gutes mehr zu essen bekommen. Aber darüber müsst ihr euch keine Sorgen machen. Ihr werdet reichlich bekommen. Wir haben euch sogar ein kleines Frühstück zubereiten lassen. Sicherlich habt ihr nach den ganzen Anstrengungen Hunger.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich sah den Diener an und nickt etwas, auch wenn dieser es nicht sehen konnte, da er mir den Rücken zugewandt hatte. Schon blöd.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Soo-Won... -sama sagte ich könnte euch um Dinge beten, wenn ich sie bräuchte.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja richtig. Braucht ihr denn etwas?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Überrascht wandte der Diener seinen Blick zu mir. Scheinbar war es verfrüht jetzt schon eine Forderung zu stellen. Doch es war eine gute, denn sie würde meine Geschichte nur unterstützen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Schreibwerkzeug und Papier.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wir waren vor meinem Zimmer angekommen, als mir die Antwort über die Lippen kam. Der Diener dachte scheinbar darüber nach, nickte dann aber und lächelte mich sanft an.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich werde es Ihnen nach dem Essen bringen. Aber nun gehen sie bitte wieder in Ihr Zimmer und ruhen sich aus. Der Arzt hat ausdrücklich gefordert, dass sie Ruhe brauchen, nachdem man Sie so rüpelhaft nieder geschlagen hat.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Blick des Dieners richtete sich an meinen Wächter, der im Moment scheinbar Stellvertretend für seine Kollegen stand. Dieser sagte aber nichts. Er verzog nicht einmal eine Miene.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ach ja, wie heißen Sie eigentlich?“, kam es mir plötzlich in den Sinn. Ich wollte diesen Diener immerhin nicht die ganze Zeit siezen oder duzen, ohne auch nur einmal nach den Namen gefragt zu haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich heiße Jonghyun.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dann, danke ich Jonghyun. Ich bin Erenya und wäre es möglich, dass wir die Förmlichkeiten weglassen?“, fragte ich und lächelte, als ich mein Zimmer betrat. Ich spürte, wie etwas wie Erleichterung Jonghyun befiel, wie seine Anspannung wich.[/JUSTIFY]„Ja gerne doch Erenya. Ich bringe dir gleich dein Essen. Mach es dir einfach bequem.“
 

~*~

 

„Danke dir, dass du uns geholfen hast. Ich habe nicht viel Angst, aber es gibt ein paar Dinge, die mich bewegungsunfähig machen.“

‚Wie gut, dass es meine schlimmste Angst hier nicht gibt‘, dachte ich mir, was mich noch mehr erleichterte. Wieder erwiderte Hak nichts und so machte ich mich daran, Yona zuerst abzutrocknen und einzukleiden. Danach kam ich dran.

Während ich mir wieder mein T-Shirt überstreifte, fiel mein Blick auf Haks Hand. Ich sah, dass er einen seltsamen, goldfarbenen Gegenstand festhielt und brauchte ein paar wenige Sekunden, bis ich erkannte, dass es die Haarnadel von Soo-Won war.

‚Ach stimmt, das Ding. Das, von dem ich mir beim Gucken des Animes gewünscht hätte, sie hätte es einfach weggeworfen. Anstatt etwas zu behalten, was sie an etwas sehr schmerzvolles erinnert‘

Da ich aber offiziell nicht in dieser Welt wusste oder zumindest nichts über die Beiden, musste ich die Dumme spielen. Es wäre nicht das erste Mal, immerhin stellte ich mich auch oft dumm, was Spieletitel anging. Manche von ihnen kannte ich bereits, wie z.B. Resident Evil 7 durch ein Gronkh-LP oder Cuphead durch mehrere ASMR-Videos. Dennoch wollte ich das meinen Freund nicht wissen lassen, vor allem, da er Let’s Plays überhaupt nicht mag. Also tat ich an der Stelle so, als wüsste ich gar nichts oder nur das, was gerade als Meme verbreitet wird.

Auf diese Weise näherte ich mich dem jungen Mann und betrachtete neugierig den Gegenstand in seiner Hand.

„Hak, das sieht aber teuer aus, was du da in der Hand hältst. Gehört das nicht der Prinzessin? Lass mich raten, sie hat es verloren und du willst es ihr zurückgeben. Oder ist es kaputt und du willst es für sie reparieren?“

Hak sah mich an und für einen kurzen Augenblick dachte ich, ich hätte etwas Falsches gesagt oder wäre zu weit gegangen. Doch dann lockerte sich sein Blick und ich wusste, wem sein verachtender Gesichtsausdruck wirklich gegolten hatte.

„Wir können hier nicht bleiben. Halt die Augen offen. Wir brauchen neue Nahrung,  vor allem nahrhafte für die Prinzessin.“

Völlig über diesen abrupten Themenwechsel brachte ich gerade noch ein verunsichertes „Ja, das kann ich gerne machen“ heraus, bevor er sich von mir entfernte und nach der Prinzessin sah.

‚Ohje, das wird noch dauern, bis sich mir halbwegs öffnen können. Aber wenigstens hat er mich nicht weggeschickt – und das muss wohl für den Moment reichen‘

 

Als wir uns schließlich auf den Weg machen, kommt mir der Wald noch finsterer vor als bisher. Leider hatte ich mein Handy nicht bei mir, sonst hätte ich mir überlegt, ob ich den Weg vor mir beleuchten soll. So musste ich mich auf das Licht des reflektierenden Monds verlassen, was mir keinen Trost spendete. Es änderte nichts an der Tatsache, dass ich im Dunklen schlechter sah. Zumal ich viele der Pflanzen und Pilze nicht kannte, nicht wusste, was davon giftig war und was nicht. So erzählte ich Hak nur von Beeren und Pilzen, die mir halbwegs bekannt vorkamen. Doch da er sich selbst ebenfalls umsah, wirkte mein Handeln eher wie eine unterstützende Tätigkeit.

Nach einer kurzen Zeit, ich hatte innerlich schon mit einer Wanderung von mindestens drei Stunden gerechnet, ließen wir uns an einem unauffälligen Ort nieder. Hak sicherte die Gegend, bis er Gefahren ausschließen konnte und meinte, dass wir die Nacht hier verbringen konnten.

Wofür ich ihm durchaus dankbar war, denn die Müdigkeit hat sich in meinen Körper geschlichen. Und wie immer, wenn ich müde war, war mir alles andere vollkommen egal, ich wollte nur noch eins: Schlafen. Man kann mir da die interessanteste Sache der Welt zeigen und ich würde trotzdem noch denken: Zeig es mir doch bitte, nachdem ich geschlafen habe, ja?

Kaum hatten wir uns am Lager niedergelassen, fielen mir die Augen zu und meine Gedanken drifteten ins Dunkle. Dass ich ohne irgendein Hilfsmittel eingeschlafen war, fiel mir erst auf, als ich wieder aufgewacht bin. Ohne Uhr hatte ich keine Ahnung, wie spät es war, ich konnte nur erkennen, dass es noch stark dunkel um mich herum war. Von Hak und Yona keine Spur.

Verwundert rieb ich meine Augen.

‚Was ist hier passiert? Hat mich Hak also doch zurückgelassen? Hat er gewartet, bis ich schlafe und ist dann weggegangen? Nein, ich glaube nicht, Hak wäre nicht so ein Typ. Er würde mir schon offen ins Gesicht sagen, dass ich unnütz bin und mich wegschicken. Diese feige Art passt nicht zu ihm‘

Ich kam zu dem Schluss, dass irgendwas passiert sein muss. So rasch, dass Hak nicht die Zeit hatte, mich dafür zu wecken.

Vorsichtig, da unbewaffnet, sah ich mich um, konnte jedoch kaum etwas erkennen. Nur das Rascheln im Gebüsch konnte ich hören und ich fühlte mich doch ein wenig unbehaglich. Schließlich betrat etwas oder jemand unser kleines Lager. Während ich noch versuchte zu überlegen, wie ich mich am besten verteidigen könnte, erkannte ich endlich, dass es Hak war, welcher Yona auf den Armen trug. Diese legte er an die Stelle ab, an welcher sie vorhin gesessen hatte. Zumindest hatte ich das noch erkennen können, bevor meine Augenlider schwer wie Blei wurden. Doch ich erkannte auch etwas anderes, etwas, was mir wieder das übliche mulmige Gefühl in mir auslöste. Blut.

Wie immer konnte ich Blut an anderen nicht sehen und wünschte mir, es würde verschwinden. Ich versuchte, es zu überwinden und fragte mich, wer von ihnen blutete. War es Hak, oder war es Yona? Als Hak schließlich begann, abzusetzen und seine Kleidung zu heben, wusste ich, von wem das Blut stammte.

„Was ist passiert?“, fragte ich und hörte, wie wackelig sich meine Stimme anhörte. All das Blut machte mich nervös.

„Wir wurden von Schlangen angegriffen“, sagte er nur, dann fuhr er mit seinem Handeln fort. Mit einem Mal wurde mir alles klar. Yona musste wie im Anime das Lager verlassen haben, Hak hat es mitbekommen und war ihr gefolgt. Soweit ich mich erinnern konnte, wurde sie dann anschließend von Schlangen angegriffen. Giftige Schlangen, die nichts Gutes im Sinn hatten. Doch Hak kannte sich mit solchen Dingen aus und so konnte er seine Wunde ohne Probleme behandeln. Es dauerte ein paar Minuten, bis er das Gift aus ihr raus- und wieder ausgespuckt hatte, anschließend verband er die Wunde. Gleichzeitig strich er die Prinzessin über den Kopf, sein Streicheln sprach 1000 tröstende Worte und mehr. Und ich, ich konnte nicht mehr tun als den Beiden zuzusehen.

‚Die wären echt ein süßes Pärchen‘, dachte ich so in mich hinein.

Kaum war er mit der Behandlung fertig, legte er ihr die Spange in die offene Hand und streichelte sie noch ein letztes Mal. Dann drehte er sich ein wenig von ihr weg, offenbar wollte er mit uns beiden gleichzeitig sprechen.

„Wir gehen zum Wind-Clan, in meine Heimat“, sagte er bestimmt, aber trocken. Offenbar erwartete er keine Widerworte, doch diese würde er von mir garantiert nicht hören.

„Dort kann man sich um Yona-Hime und auch um dich kümmern. Im Morgengrauen gehen wir los.“

Ich brachte gerade noch ein bestätigendes Nicken zustande, bejahte es noch halbherzig laut und fiel, kaum dass ich mich wieder an meinen Platz gesetzt hatte, erneut in meinen tiefen, traumlosen Schlaf.



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