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I would control the moon for you!

von

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"Special Chapter: The Marriage"

“Das ist nicht dein verdammter Ernst, Jung Daehyun!”, Youngjae riss so hart an Daehyuns Schulter herum, dass er mit einem Schreck die Augen aufriss und einen Zentimeter im Bett zurück wich. Sein Atem ging schwer, bis er vor seinen schlaftrunkenen Augen das Gesicht seines besten Freundes erkennen und sich wieder beruhigen konnte.

“Das könnte ich dir auch sagen…”, jammerte er leise, zog sich beleidigt die weiße, nach Weichspüler riechende Decke über den Kopf. Doch Youngjae machte ihm auch das wieder zunichte und zog am anderen Ende daran herum, bis Daehyun komplett ohne Decke in seinem Bett lag und müde und genervt an die Decke starrte.

“Du verschläfst sogar deine eigene Hochzeit, du Idiot”, jammerte Youngjae so nervös und aufgeregt, das Daehyun nicht anders konnte, als ihm ein kleines Lächeln zu schenken. Vorsichtig richtete er sich ihm zu liebe auf und ging sich über das müde Gesicht.

Er heiratete heute.

Richtig.

“Wir müssen noch so viel erledigen, ich weiß nicht mal, wo mir der Kopf steht”, brabbelte Youngjae aufgeregt, ging im Zimmer auf und ab, schnappte sich irgendwelche Dinge, um sie dann wieder hektisch an ihren Platz zurück zu stellen.

Es wäre nicht Daehyuns Hochzeit, wenn sie nicht von Yoo Youngjae organisiert werden würde.

“Hey… beruhig dich”, meinte Daeh mit sanfter Stimme, schaffte es, ihn wenigstens zum stehen bleiben zu zwingen.

“Es wird perfekt werden, also mach dir keine Sorgen”, ohne es vorgehabt zu haben, gähnte Daehyun, sorgte dafür, dass Youngjae ihn alleine mit seinem Blick wieder dazu zwang, sich schlecht zu fühlen. Sachte verdrehte er die Augen, richtete sich auf und streckte seine müden Glieder.

“Zufrieden?”, meinte er, spürte mit jeder Sekunde die er wacher wurde, dass die Erkenntnis über seine Hochzeit auch in seiner Brust Fuß zu fassen schien. Nur würde er seine Nervosität niemals offen zeigen - nicht vor Youngjae, der seit einem Monat kein anderes Thema mehr kannte.

Bevor Youngjae etwas erwidern konnte, er hatte den Zeigefinger schon protestierend in die Höhe gehoben, klopfte es unverhofft an der Tür.

“Wer zur Hölle stört gerade jetzt? Ich hoffe nicht dass es Yongguk ist, man sollte seinen Verlobten am Tag der Hochzeit nicht sehen, das ist Tradition”, grummelte Youngjae vor sich hin, doch als er die Tür öffnete, schnitt ihm ein ganz anderes Gesicht das Wort ab. Yoongis grünen Haare waren leicht nach hinten gekämmt, er trug ein weißes schlichtes T-Shirt. Doch Daehyuns Blick viel sofort auf das kleine schwarze Sportband um sein schmales Handgelenk.

Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment.

“Was gibts?”, wollte Youngjae schulterzuckend wissen, der die komische Luft im Raum nicht einmal zu spüren schien. Es war nicht so, das Daehyun noch immer wütend war, es war die komische Erinnerung daran, was passiert war.

Eine Erinnerung daran, dass seine Hochzeit nicht das einzige war, was in den Köpfen der Leute stattfand.

“Kann ich… kurz mit Daeh alleine reden?”, wollte er mit ruhiger Stimme wissen, sanft und gelassen, sodass Daeyhun sofort spürte, was das zu bedeuten hatte. Yjae holte tief Luft, Daehyun wusste sofort, was er hatte sagen wollen.

“Yjae, lass uns bitte kurz alleine”, kam er ihm deswegen zuvor, erntete einen vorwurfsvollen Blick, der die Worte “Wir haben keine Zeit mehr, Idiot” nur so heraus schrie. Doch er schien an Daehyuns ernstem Blick zu verstehen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war.

Mit einem kleinen, ergebenden “Na schön”, ging er neben Yoongi aus der Tür.

Ein leises Klicken ertönte und Yoongi kam einen kleinen Schritt auf ihn zu, schaute Daehyun lange in die braunen Augen - nur so lange, bis sein Blick auf den schwarzen Anzug wanderte, der demonstrativ an Youngjaes Kleiderschrank hing.

“Bist du schon aufgeregt?”, wollte er zurückhaltend wissen und Daeh schenkte ihm ein sachtes Lächeln.

“Hier geht es nicht um meine Hochzeit richtig?”, meinte er, sorgte dafür das Yoongis Aura sich ertappt hin und her schlängelte. Leise seuftze er und ließ sich auf Youngjaes Bettkante nieder. Daehyun tat es ihm gleich und schaute ihn von der anderen Seite des kleinen Zimmers an.

“Es ist eine Menge passiert… seit wir das letzte Mal geredet haben”, fing er an, vorsichtig schob er das schwarze Band an seinem Handgelenk hin und her. Doch nie weit genug, das die rote Narbe darunter sichtbar wurde und sein Blick fiel für eine ganze Weile aus dem Fenster, als würde er nach den richtigen Worten suchen.

“Ich hatte immer das Gefühl, das du eine Entschuldigung verdient hast, Daehyun”, seine Stimme wurde leiser, beinah als hätte ihn der Mut verlassen, dieses Gespräch zu führen. Daehyun wollte etwas erwidern, doch irgendwas in Yoongis Augen sagte ihm, das er nicht an der Reihe war, zu sprechen.

Und im nächsten Moment ertönte bereits ein kleines, schwaches Lachen aus seiner Kehle.

“Ich dachte damals so sehr, dass meine Probleme wichtig sind. Viel wichtiger und schlimmer als alle anderen”, Yoongi schenkte sich selbst ein belehrendes Lächeln, “ich hab mich so schnell verraten gefühlt, als hätte sich die ganze Welt gegen mich gestellt”.

“Yoongi”, sagte Daehyun vorsichtig.

“Nein, es ist okay. Ich bin nicht gut in dieser ganzen Sache, ehrlich. Es hat mich eine ganze Stunde gekostet, aufzutauchen”, seine Stimme war leicht rau, fast als hätte er diese Gedanken schon viel zu lange in sich hinein gefressen.

“Ich ertrage es nicht, wenn du so mitleidig klingst”, meinte er, “ich hätte damals erkennen müssen, dass ich nicht an der Reihe war, wütend auf dich zu sein”.

Vorsichtig schenkte Daehyun ihm ein Lächeln.

“Du warst verletzt, das ist alles”, meinte er sachte. Yoongis Blick legte sich wieder auf die Szenerie draußen, lange blinzelte er immer wieder leicht gegen die sachte Mittagssonne, fast als würde ihm erneut etwas klar werden, oder als würde er sich an etwas Wichtiges erinnern.

“Du hast dich verändert, Yoongi”, sagte Daehyun, sorgte dafür dass seine grünen Augen sich auf ihn legten. Im ersten Moment verdutzt, doch es verwandelte sich schnell in ein zaghaftes Lächeln.

“Haben wir das nicht alle, nachdem was passiert ist?”, fragte er.

“Wahrscheinlich hast du Recht… ich vergesse selbst oft genug, dass meine Hochzeit nicht das einzige ist, was wichtig ist”, meinte er nachdenklich, wusste nicht, wo die tiefe Traurigkeit herkam, an seinem eigentlich schönsten Tag.

“Daeh, darf ich dich um etwas bitten?”, fragte Yoongi plötzlich, sachte nickte Daeh, wusste nicht, was er zu erwarten hatte, doch er war sich sicher, Yoongis Wunsch erfüllen zu wollen.

“Erlaubst du mir, dir und Yongguk ein Geschenk zu machen?”, fragte er sanft, seine grünen Augen blitzen plötzlich auf, fast als wäre es eine tiefe Freude, diese Worte endlich sagen zu dürfen. Daehyun schaute ihn lange an, beobachtete seine weiche, grüne Aura, wie sie wie Seide in der Luft lag und ihm ein tiefes Gefühl von Ruhe gab.

“Natürlich”, lächelte er glücklich, Yoongi stand mit einem glücklichen Lächeln auf. Daehyun schaute ihm hinterher, als er mit schnellen Schritten durch das Zimmer lief, Daeh in der Tür einen letzten Blick über die Schulter schenkte, ehe er wie ein leichter Windhauch wieder verschwunden war.

Nach einem ganzen Moment der Stille stand Daeh auf, ging den kleinen Schritt zum Kleiderschrank hinüber und griff nach dem schwarzen Stoff des Anzugs.

“Wir machen es tatsächlich…”, stellte er flüsternd fest, der weiche Stoff fühlte sich beinah wie eine Versprechung Yongguks weicher Haut an, als wäre es ein Vorgeschmack auf alles, was noch kommen würde. Sachte legte er den Stoff auf seine Wange und schloss für wenige Sekunden die Augen.

So viele Monate waren vergangen, so viele Wochen und Tage. Daehyun spürte Yongguks Aura immerzu, wenn er alleine war, wenn sie zusammen waren, selbst wenn er viel zu weit weg war, als das es möglich wäre. Ansonsten hätte er es nicht ausgehalten, ihn alleine zu lassen, alleine zu schlafen, nachts das Gefühl zu haben, er könnte ihm wieder entrissen werden.

Diese Angst hatte mit keinem Tag der vergangen war abgenommen und wenn er nicht mit einem lauten Geräusch das Kratzen der Tür auf dem Boden gehört hätte, wäre er wahrscheinlich genau in diesem Moment sehnsüchtig in sein Zimmer gestürmt.

“Alles okay?”, hörte er Youngjaes sanfte Stimme und vorsichtig öffnete Daehyun seine Augen.

“Alles ist perfekt”, flüsterte er leise, schenkte seinem besten Freund ein Lächeln, von dem er sich nur allzu gerne anstecken ließ. Sein aufgeregter Atem beruhigte sich für ein paar Sekunden und Daehyun ließ den weichen Stoff los.

“Ich heirate heute”, sagte er mit brüchiger Stimme, aus irgendeinem Grund überschwemmte ihn ein so großes Glücksgefühl, das er endlich wirklich realisierte, was heute für ein Tag war.

Er würde Bang Yongguks Mann werden.
 

“Sagt wer?”, brummte Yongguk grimmig, als Himchan ihm jetzt schon zum dritten Mal gesagt hatte, dass er Daehyun an dem Tag seiner Hochzeit nicht sehen durfte.

Tradition, was ein Schwachsinn.

“So ist es nun mal und jetzt hör auf dich über alles was ich sage zu beschweren”, sagte Himchan, zerrte ihn mit einer unsanften Bewegung wieder von der Tür weg und setze ihn wie einen kleinen Jungen auf sein leeres Bett. Yongguk seufzte lange und ausgiebig.

“Meinst du nicht du nimmst das alles etwas zu ernst?”, brummte er dann. Himchan hob beinah entrüstet und eingeschnappt die Brauen in die Höhe und riss den Mund auf. Es hätte nur noch gefehlt dass er wie eine alte, geschockte Dame die Hand auf die Brust gelegt hätte.

“Ich glaube du bist derjenige der es ein bisschen zu wenig ernst nimmt”, feuert er dann zurück, nicht wirklich erfolgreich, da Yongguk ganz genau wusste, wie stark sein Herz schon seit dem Moment schlug, den er aufgewacht und realisiert hatte, dass heute der Tag gekommen war.

Es war schwer gewesen es überhaupt über die Monate nicht jedes Mal vor Augen geführt zu bekommen - es gab in der gesamten Schule fast kein anderes Thema mehr. Leute hatten ihnen gratuliert, wenn sie still in der Bibliothek gesessen hatten, wenn sie beim Essen, beim Lernen oder ihm Unterricht waren. Sogar Leute, die sie noch nie vorher gesehen hatten, taten so, als wären sie Popstars.

“Du bist aufgeregt, richtig?”, meinte Himchan nun in einem sanften Ton, die Entrüstung und alles bei Seite geschoben. Yongguk schenkte ihm einen unsicheren Blick, wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte.

“Es ist ein komisches Gefühl…”

“Na ich hoffe doch, ein gutes”

“Ja… mehr als das. Ich glaube das ist, was mir so Angst macht”, meinte Yongguk leise. Himchan musterte ihn lange, Yongguks Hände spielten miteinander, er drehte das silberne Armband hin und her, welches er schon so oft hatte von sich reißen wollen.

Doch es erinnerte ihn nicht nur an Rotus - auch daran, dass er nie wieder kommen würde.

“Hey, hör mal zu”, fing Himchan sachte an, ließ sich neben ihm auf die Bettkante fallen, das Yongguk leicht auf und ab wippte. Sachte musste er deswegen lächeln.

“Kommt jetzt eine Ansprache alá Himchan?”, wollte Yongguk nur ironisch wissen, schaffte es jedoch nicht, ihn irgendwie zu verunsichern - er schien zu wissen, was er sagen wollte.

“Du und Daehyun seit kein gewöhnliches Paar, in jeder Hinsicht”, fing er an, “doch nur weil nichts um euch herum jemals normal war oder sein wird, heißt das nicht das ihr es nicht verdient habt glücklich zu werden. Erlaub dir das endlich selbst”, meinte er.

“Ich will aber das alles normal ist”, sagte Yongguk mit brüchiger Stimme, war nie gut darin gewesen, seine Gefühl so offen auszusprechen. Das Schweigen fiel ihm leichter - aber er war nicht mehr an der Reihe zu schweigen, nicht seit er Daehyun die Welt zu Füßen legen wollte.

“Daeh hat es verdient keine Angst mehr haben zu müssen”, flüsterte er, sachte legte Himchan ihm eine Hand auf die Schulter.

“Und das muss er auch nicht mehr, genauso wenig wie du, verstanden?”, meinte er eindringlich, doch Yongguk erhob sich, lehnte sich sachte mit verschränkten Armen an die Fensterbank und starrte zum silbernen Mond hinauf.

“Weißt du, was das für ein Gefühl ist zu wissen, das Daehyun hätte sterben können?”, fragte er in den Raum hinein, richtete es nicht einmal an Himchan oder sich selbst, eher wollte er es von dem Mond wissen, der sie immer wieder daran erinnerte, dass alles okay war.

“Du müsstest am besten wissen, das er nicht so schwach ist”, meinte Himchan. Für einen kleinen Moment verlor sich Yongguk in der Vorstellung von Daehyun, wo er jetzt gerade war, was er machte oder mit wem er redete - ganz normal.

“Er ist etwas besonderes”, flüsterte er geistesabwesend, “ich hätte niemals gedacht das mein Leben einmal so enden würde, es war alles so vorbestimmt und unausweichlich gewesen. Doch dann war er da, einfach so, ist rückwärts in mich hinein gerannt wie ein tollpatschiges Kind”, sachte entkam Yongguks Kehle ein Lachen, als er sich daran erinnerte und langsam schenkte er Himchan einen Blick.

“Sein Leben war so von Glück erfüllt, wenn er lachte hatte ich das Gefühl wenigstens ein bisschen von dem vergessen zu können, was passiert war”, sagte er leise, weiterhin tief in Gedanken.

“Doch Rotus ist nicht mehr da. Du musst nicht mehr aus der Ferne beobachten, wie andere glücklich sind. Du bist jetzt ein Teil davon”, Himchan stand auf, legte ihm erneut die Hand auf die Schulter und lange schaute ihm Yongguk in die Augen.

Nur eine Sekunde später legte er fest seine Arme um ihn, schenkte ihm eine feste, ernstgemeinte Umarmung, ehe er tief und beruhigt ausatmete.

“Und jetzt wird geheiratet”, lachte Himchan leise.

“Du hattest Recht, mir geht der Arsch auf Grundeis”, Yongguk lächelte, sorgte dafür dass Himchan durch seine Wortwahl noch lauter lachte, ehe er den schwarzen Anzug anhob, der neben ihnen auf dem Bett gelegen hatte.
 

Es waren Stunden, viel zu viele Minuten, in denen sich Yongguk gewünscht hatte, Daehyun endlich zu sehen. Der schwarze Stoff fühlte sich warm und vertraut auf seiner Haut an, die weiße Rose ruhte stumm und doch auffällig an seiner Brust, als Himchan endlich die Tür seines Zimmers öffnete.

“Bereit?”, meinte er sanft, ohne nachzudenken, nickte er und ging an ihm vorbei in den leeren Korridor. Die Stille war komisch bedrückend, ließ Yongguk nur noch mehr das Klopfen seines Herzens hören, die lauten Gedanken in seinem Kopf.

Himchan blieb in der Tür stehen, folgte ihm dann wenige Schritte hinter ihm. Yongguk konnte die Blumen am Geländer der Wendeltreppe erkennen, weiße Rosen, wie sie an seinem Anzug ruhte und kleine, leuchtende Lichter, die ihm den Weg weisen würden. Der Geruch von Blüten und etwas süßlichen erfüllte die Luft, doch nichts war ein Vergleich zu dem Gefühl in seiner Brust, als er sehen konnte, wie sich am anderen Ende des Korridors die Tür öffnete.

Die Zeit stand still, als Daehyun einen Schritt nach draußen machte, seine braunen, schimmernden Haare in Yongguks Blickfeld kamen.

Seine goldene Haut, seine kastanienbraunen Augen.

Er schaute nach vorne, erblickte ihn erst, als er tief ein und aus geatmet und sich umgekehrt hatte. Seine Brust hob und senkte sich ruhig, der schwarze Anzug perfekt auf seinen schlanken, zierlichen Körper zugeschnitten.

Yongguk hatte das Gefühl nicht atmen zu können, als ihn all diese Gefühle erneut überschwemmten.

Daehyun war perfekt.

Er war viel zu perfekt, als dass er es begreifen konnte.

Langsam und mit zitternden Schritten, kamen sie aufeinander zu, blieben schwer atmend vor der Wendeltreppe stehen, nicht im Stande, den Blick voneinander los zu reißen.

“Hi…”, flüsterte Daeh mit zittriger, sanfter Stimme, das Yongguk nicht anders konnte, als leise zu lachen. Heiser und rau kam es aus seiner trockenen Kehle. Seine Finger griffen nach seiner Hand, er spürte wie kalt und feucht sie war, doch das Gefühl ihn endlich wieder zu berühren, erfüllte ihn mehr als alles andere.

“Es war schrecklich, dich nicht sehen zu dürfen”, flüsterte Daehyun dann, blickte ihm in die schwarzen Augen, Yongguk konnte sehen, wie sich seine Wangen rosé färbten. Sachte und überwältigt von seiner Schönheit, lächelte Yongguk.

“Himchan hat mich in meinem Zimmer eingesperrt”, lachte er heiser, schaffte es, Daehyun ein weniger nervöses Grinsen auf die Lippen zu zaubern.

“Was auch nötig war, sonst hättet ihr diesen Moment sowas von zerstört”, kam Himchan belehrend von hinten, Youngjae nickte nur bestätigend, das Beide nicht anders konnten, als glücklich zu grinsen, gleichzeitig den Kopf zu schütteln, als wären sie dankbar, sie als Freunde zu haben.

“Bist du bereit?”, sagte dann Yongguk sanft und so leise, dass nur Daehyun es hören konnte. Doch etwas blitze in seinen braunen Augen auf, etwas so tiefes, das Yongguk es erst nicht greifen konnte.

“Zuerst muss ich dir mein Geschenk geben”, meinte er sanft, umklammerte fest seine Hand, schaffte es, das Yongguks Herz noch schneller schlug. Yongguk war der Meinung gewesen, zu wissen dass er keine Geschenke mochte - das alles was er wollte war, ihn endlich seinen Mann nennen zu dürfen. Nicht mehr länger zu warten.

Doch Jung Daehyun belehrte ihn erneut etwas Neuem.

Dass er sogar noch mehr als perfekt war, das Yongguk das Gefühl hatte, seine Brust würde vor Liebe zerspringen.

“Schau”, flüsterte er leise, richtete den Blick die Wendeltreppe herunter, Yongguk folgte seinem verwundert.

Er konnte es erst nicht fassen, blinzelte angestrengt, um die vielen Gedanken zu ordnen, die ihm durch den Kopf schnellten, wie Blitze in einem Sturm. Er löste sich vorsichtig von Daehyun, um dieser zierlichen Frau näher zu kommen, die am Fuße der Treppe stand und zittrig blinzelte.

“Mein Yongguk…”, sagte sie mit brüchiger Stimme, Yongguks Schritte wurden schneller, er kannte diese Frau, auch wenn er sie noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Seine zittrigen Hände griffen nach ihren, sie waren kalt und blass, doch ihre Augen füllten sich mit so viel Wärme, das Yongguk das Gefühl hatte, nicht denken, nicht sprechen oder gar atmen zu können.

“Mama…”, flüsterte er so schwach, dass es beinah nur einem Krächzen nah kam - doch sie hatte verstanden. Heftig und unter Tränen nickte sie, als könnte sie es selbst nicht fassen, ihn vor sich zu haben.

So viele Geschichten hatte er über sie gehört, egal wie oft Rotus versucht hatte, es vor ihm zu verbergen. Vor ihm stand der einzige Mensch und der letzte Mensch, den Rotus jemals geliebt hatte.

Seine Mutter.

Wie oft hatte er versucht, sie zu suchen, zu verstehen, was damals passiert war. Doch sie war zu einem Schatten geworden, er hatte längst die Hoffnung verloren, sie zu finden. Die Hoffnung darüber, dass sie wirklich existierte.

Sie war so ganz anders als er sie sich vorgestellt hatte. Ihre Haut war blass, dicke schwarze Haare umrahmten ihr Gesicht, ein sanftes, blaues Sommerkleid hing ihren schlanken Körper herunter.

Keine Reißzähne, keine Aura.

Yongguk hatte so viel von ihr, seine Nase, die schwarzen, dunklen Augen, die schmalen Lippen.

Sie war so normal, wie er sich sein Leben immer gewünscht hatte. Und plötzlich rückte alles in den Hintergrund, alles was Yongguk jemals erlebt hatte, die Erinnerung an Rotus und seine Kindheit war plötzlich nur noch ein schwarzes Kapitel in einem staubigen Buch.

Und er hatte dieses Buch endlich zugeklappt, es ins Regal gestellt und vergessen.

“Ist er das?”, fragte seine Mutter, Bang Yuna und ihre dunklen Augen legten sich auf Daehyun. Er war wenige Stufen herunter gekommen, schenkte Yongguk ein so sanftes, glückliches Lächeln, das er das Gefühl hatte, an seinem Glück zu ersticken.

Heftig nickte er, nicht im Stande, etwas zu sagen.

Yuna ging wenige Schritte vorwärts, ließ Yongguks Hand keine Sekunde los.

“Danke”, sagte sie mit zittriger Stimme, streckte die Hand so lange nach ihm aus, bis Daehyun sie in seine eigene nahm und vorsichtig nickte - als wäre es ganz selbstverständlich.

Doch nichts an diesem Mann war selbstverständlich.

Yongguk hatte das Gefühl, einen zerbrechlichen Diamanten in seinen Händen zu halten - seine einzige Aufgabe im Leben war, ihn zu schützen und zu lieben.

Am liebsten wäre er hier stehen geblieben, hätte ihm noch hier den Ring an den Finger gesteckt, doch seine Mutter hob langsam seine Hand an, legte sie mit einer sanften Bewegung in Daehyuns.

Ihr Lächeln war wie Gold, doch er war das einzige was Yongguk ansehen konnte. Vorsichtig kam Daehyun die letzten Stufen herunter und klammerte sich an seiner Hand fest, bereit endlich die letzten Schritte zu tun, die sie noch von ihrer gemeinsamen Zukunft trennten.

Yuna lief zwischen Youngjae und Himchan, Yongguk hatte beinah das Gefühl immer wieder den Kopf herum reißen zu müssen, sicher zu gehen das es kein Traum war, der sich vor seinen verwirrten Augen abgespielt hatte.
 

Und sie betraten den Speisesaal, den Ort, der ihr Schicksaal an dieser einen Halloween Nacht entschieden hatte. Der Raum glich einer Kirche, die hohen Kronleuchter strahlten heller als jemals, die riesige Fensterfront warf ein warmes, orangefarbenes Licht in den Raum. So viele Gesichter drehten sich ihnen zu, Daehyun konnte seine Großmutter sehen, wie sie mit einem sanften, glücklichen Lächeln ganz vorne auf einer der hellbraunen Bänke saß. Weiße Rosen überall, der Raum schien auf seine eigene Art zu glitzern, durch die glücklichen Gesichtsausdrücke, die hellen leuchtenden Augen.

Himchan ging an ihnen vorbei, stellte sich auf die kleine Bühne, die weiß verziert direkt vor ihnen stand, Youngjae nahm Yongguks Mutter bei der Hand, führte sie mit vorsichtigen Schritten durch den kleinen Gang und setzte sich neben Daehyuns Großmutter.

Daehyun und Yongguk blieben dort stehen, wo sie waren.

“Zu viel?”, flüsterte Yongguk zittrig, spürte, wie die Aufregung ihn plötzlich komplett überschwemmte.

“Es ist perfekt”, flüsterte Daeh mit einem sanften Lächeln, machte den ersten Schritt, zog Yongguk sachte hinter sich her.

So wie es immer gewesen war. Yongguk blickte auf ihre Hände, auf seinen schlanken Rücken und seine gold-braunen Haare.

So war es schon immer gewesen. Daehyun war gerade aus, war vorwärts gegangen und hatte Yongguk mit sich gezogen, ihm bewiesen, dass der Weg den er ging, der richtige war. Das der Weg vorwärts ein heller und erfüllter Weg war.

Ein leises Klavierspiel drang durch die Boxen über ihren Köpfen, beinah erleichtert, warf Yongguk Youngjae ein sanftes Lächeln zu. Der Hochzeitsmarsch, hätte in keiner Hinsicht zu ihnen gepasst.

Himchan lag ein weißes Band über die Schultern, der schwarze Anzug ersetzte die schwarze Robe, auch wenn er kein richtiger Priester war, wussten alle, dass Himchan diesen Job übernehmen musste.

Er, als Yongguks ersten besten Freund, war perfekt für diesen Job.

Youngjae stand auf, nahm Yuna erneut bei der Hand, mit leisen, sanften Schritten stellen sie sich Daehyun und Yongguk zur Seite. Beinah schon sehnsüchtig schenkte Yongguk seiner Mutter einen Blick, streckte die nervöse, zittrige Hand nach ihr aus.

“1 Jahr, 365 Tage, 8.000 Stunden”, ertönte Himchans kräftige Stimme in diesem stillen und wunderschönen Raum.

“Ich muss niemanden daran erinnern, was vor dieser Zeit passiert ist. Was uns alle eingeholt und erschüttert hat”, er atmete tief, sorgte dafür dass Daehyun eine Gänsehaut über den Rücken zuckte, “doch das Schreckliche was wir alle mit unseren Augen erblicken konnten, was wir mit Händen greifen und verstehen konnten - war nicht alles, was wirklich da war”, sagte er mit so einer Kraft, das Yongguk spürte, dass sie ihm durch Mark und Bein gingen.

“Liebe kann man nicht greifen, nicht sehen oder verstehen. Obwohl sie da ist, genau vor unseren Augen”, Himchan blickte sie an, Daehyun hatte längst den Blick von ihm losgerissen, ihn auf Yongguk gelegt. Er versuchte zu vergessen, dass sein Herz viel zu nervös pochte, wollte daran glauben, dass sie die einzigen Beiden hier waren.

Yongguks schwarze Augen legten sich auf ihn und plötzlich schien Himchans Stimme zu verschwimmen, die Welt um sie herum existierte mal wieder nicht.

Yongguks Hand drückte seine so fest, das er das Gefühl von Haltlosigkeit verlor. Es war zu viel Glück auf einmal, zu viel hiervon, war viel zu perfekt, als das Daehyun es verarbeiten konnte.

Seine Großmutter war hier, ihr sanftes Lächeln erfüllte den Raum.

Yongguks Mutter war wieder gekehrt, das Glück in seinen schwarzen Augen, würde Daehyun nie wieder vergessen.

Es war alles wovon er immer geträumt hatte, was ihn daran erinnerte, dass er alles war, was er brauchte.

Himchan sprach bereits die Worte, die wichtig waren, er stellte die Frage, die einzig und alleine beantwortet werden sollte, verlor keine Zeit für Worte, die längst tausend Mal in Daehyun und Yongguks Kopf gesprochen worden. Doch selbst das, konnte Daehyun nur durch einen schweren Schleier seiner Gefühl wahrnehmen.

“So wollen wir die Frage stellen, auf die die Beiden seit diesem Tage gewartet haben”, sagte Himchan. Daehyun wollte sich ihm zuwendet, seine Hände zitterten unerbittlich, vor der Erwartung, dass er die drei Worte endlich sagen konnte.

Doch plötzlich spürte er etwas in seinen Gliedern, ein kleines, warmes Gefühl um seine Knöchel. Erschrocken riss er den Blick los und starrte auf den gerade noch hellen, kahlen Boden.

Gras wuchs aus dem Boden, wo gar keine Erde war, vor ihnen verschwand die Bühne, auf der Himchan gestanden hatte. Ein kleiner Tisch baute sich vor ihnen auf, aus einem sanften, grünen Nebel, sodass Daehyun endlich verstand, was passierte, als er sich umdrehte. Die Bänke waren verschwunden, vor ihnen eine ewig wirkende Wiese aus dem hellsten Gras, weiße Blumen wehten im Wind, wo gar kein Wind sein sollte.

Das Dach über ihren Köpfen hatte sich durch den blauen, strahlenden Himmel ersetzt. Blütenstaub tänzelte durch die Luft und überwältigt grinsend, schaute Daehyun den kleinen Tisch an, neben dem Himchan stand, genauso wenig verstand, was passiert war. Es lagen Bücher daneben, Titel die Daehyun wiedererkannte. Es war der Tisch aus der Bibliothek, die Bücher die Daehyun und Yongguk gelesen hatten.

“Was ist das?”, flüsterte Yongguk überwältigt.

“Yoongis Geschenk”, sagte Daehyun genauso überwältigt und glücklich zur selben Zeit. Doch er wusste, das war ein Werk von Min Yoongis Magie, dieser grünen, ruhigen Aura von heute morgen.

“Es ist perfekt”, flüsterte er dann, es war, wie er es sich vorgestellt hatte, nur er und Yongguk, er konnte sich nicht mal eine Sekunde schlecht fühlen, das die Gesichter hinter ihnen verschwunden waren.

“Jetzt frag schon”, lachte er glücklich, schenkte Himchan einen aufgeregten Blick. Yongguk konnte nicht anders, als zu grinsen, Daehyuns Lachen war wie die Sonne.

“Warte”, sagte er dann hektisch, als Himchan ansetzen wollte, fortzufahren. Yongguk ließ Daehyun nicht los, zog ihn mit sich zu dem kleinen, braunen Tisch, wie er Inmitten dieser riesigen Wiese stand und griff nach der kleinen schwarzen Box.

“Ich möchte dich selbst fragen…”, flüsterte er sanft, Daehyun hatte nicht gewusst, was er vorhatte, doch jetzt überschwemmte es seine Brust mit so viel Freude und Aufregung, dass er nicht aufhören konnte zu grinsen.

Er holte den kleinen Ring heraus, auch wenn er so stark und gelassen wirkte, zitterten seine Finger. Seine schwarzen Augen legten sich auf Daehyun, der noch immer nicht aufhören konnte, überwältigt von seinen Gefühlen zu grinsen, wie ein kleines Kind.

“Willst du das wirklich tun? Willst du den Rest deines Lebens mit mir verbringen?”, flüsterte er brüchig, nicht nur seine Finger, sondern auch seine dunkle Stimme zitterte.

“Natürlich”, sagte Daehyun sofort, heiße Tränen stiegen ihm in die Augen, als Yongguk seine Hand anhob, der goldene, kalte Ring auf seine erhitzte Haut traf.

Daehyun versuchte den zweiten zu greifen, auch seine Finger zitterten.

“Und willst du-?”, fing er an, nicht mal in der Lage, seine Frage auszuformulieren.

“Für immer und ewig”, sagte Yongguk fest, leise schluchzte und lachte Daehyun gleichzeitig, als er den goldenen Ring auf seinen schlanken Finger schob und Yongguk sofort sein erhitztes Gesicht zwischen seine Hände nahm. Er spürte den kalten Ring auf der Haut, wie ein Versprechen, das er jetzt wirklich sein Mann war.

“Ich liebe dich”, flüsterte er brüchig, doch es war keine Zeit mehr für Worte. Yongguk legte seine Lippen auf seine, der Kuss war inniger, heißer und liebevoller, als jeder davor. Es war wie ein Versprechen, ein Band, eines das für immer bestehen würde.

Daehyun konnte das Klatschen nicht einmal richtig wahrnehmen, auch wenn es den Raum so laut erfüllte, das es von den hohen Wänden hallte.
 

Es war alles egal, alles nicht mehr wichtig.

Es zählte nur, das Bang Yongguk sein Leben war, sein Alles.

Und nun war er sein Mann.

Für immer.



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