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You're the One [?]

Blue & White
von

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White Collar
 

Was hatte er sich nur dabei gedacht nach seiner Hand zu greifen? Er war doch kein Weichei. Verdammt, er verbrachte jeden Tag auf mörderischen 10 Zentimeter High Heels. Das war die Hölle und nicht so ein paar kleine Nadelstiche. Aber verflucht nochmal, er hasste Nadeln. Den nachfolgenden Teil spürte er nicht mehr und er sah es auch nicht, sondern starrte zur Decke und beobachtete Reita nur aus dem Augenwinkel, der hin und wieder zu ihm sah. Er musste ja gestehen, dass er froh war, nicht alleine hier liegen zu müssen. Krankenhäuser machten ihm Angst. Es roch nach Tod und klinischer Reinlichkeit, die prinzipiell nichts Schlechtes war aber in dieser Kombination mochte er das so gar nicht.

Jedoch richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Arzt, als dieser das Besteck beiseite legte und nun damit begann alles nochmal zu säubern und einen Verband anlegte.
 

"So, das war es. Sie bleiben noch so lange hier bis die Infusion durchgelaufen ist. Die Schwester wird Ihnen dann gleich die Papiere zum Ausfüllen reinbringen, sowie das Rezept und die Krücken. Sie können die Fäden von Ihrem Hausarzt ziehen lassen. Ich werde ihm die Dokumente übermitteln. Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung." Der Arzt verneigte sich und verließ dann den Raum während die Schwester alles einsammelte und schließlich auch ging. Tief seufzend fuhr er sich durch die Haare. Er war müde, vollkommen erschlagen von der Infusion, die wohl auch ein paar Schmerzmittel enthielt. Gott, er wollte nur noch nach Hause. Nur fiel ihm ein, dass dort noch eine Chaosküche auf ihn wartete. Länger konnte er sowieso nicht darüber nachdenken, da öffnete sich die Tür bereits wieder und die Schwester brachte ihm alles, wovon der Arzt gesprochen hatte. Also machte er sich daran die Dokumente auszufüllen und zu unterschreiben bevor er sich langsam aufsetzte und ihm kurz etwas schwummrig wurde. Wieder spürte er warme starke Hände, die ihn wieder in eine halb sitzende, halb liegende Position verfrachteten.
 

"Lass das...", murrte er nur und schenkte ihm einen motzigen Blick. Ruki war müde und erschöpft, da wurde er gerne noch ungehaltener als er so schon war.
 

"Die Infusion ist noch nicht durchgelaufen. Bleib liegen."

Wieder schnaubte Ruki verächtlich und schenkte ihm einen Seitenblick.
 

"Ich komm schon klar. Fahr nach Hause. Ich nehme ein Taxi."

Reita schüttelte den Kopf und grinste wieder so frech, wie die anderen Male zuvor.
 

"Nein." Mehr sagte der Handwerker nicht und doch brachte es Ruki zum Kochen. So etwas Dreistes hatte er wirklich noch nie erlebt. Leise knurrend biss er sich auf die Unterlippe und seufzte tief.
 

"Mach doch was du willst..."
 

So kam es auch, dass er von Reita, mit einem Rollstuhl, nach draußen zu seinem Auto gefahren wurde. Gerade fühlte er sich nicht in der Lage mit den Krücken zu laufen aber nochmal tragen würde er sich nicht lassen. Nur über seine Leiche. Den aufkeimenden Gedanken, dass es sich gut angefühlt hatte den warmen starken Körper zu spüren sowie das Gefühl, in Sicherheit zu sein, erstickte er sofort im Keim.

In Reitas Auto sitzend, nahm er nun wirklich wahr, was das überhaupt für ein Gefährt war. In der Tat war es sauber und gepflegt. Das hatte er nicht erwartet und auch das Modell war eher sportlich chic als plump und in die Jahre gekommen. Sein Fahrstil war in Ordnung, hätte aber gerne etwas zügiger sein dürfen, nur war er zu müde um sich zu beschweren.

Den Weg zum Fahrstuhl und in seine Wohnung legte er dann doch mit den Krücken zurück, wies es entschieden von sich, nochmal von Reita getragen zu werden indem er ihn einfach ignorierte. Schlimm genug, dass er ihm folgte wie eine Glucke. Er kam schon klar. Hatte er ja bereits gesagt aber das schien dem Typen absolut egal zu sein.

Wieder in der Wohnung angekommen wandte er sich diesem zu.
 

"Es wird Zeit, dass du gehst. Ich komme ab jetzt klar. Danke.", wimmelte er Reita nun ab und bleib samt Krücken kurz vor seiner Küche stehen, seufzte tief.
 

"Ich gehe, wenn ich sicher sein kann, dass du dich nicht nochmal in Gefahr begibst. Außerdem kann ich dir morgen mit der Küche helfen. Ich vermute, dass der Wasserrohrbruch doch mehr Schaden an der Substanz angerichtet hat, als dem Gutachter bekannt war." Ruki zischte abfällig und ging weiter in sein Schlafzimmer, ließ sich dort auf sein Bett fallen und seufzte tief.
 

"Du bist der Handwerker. Das hättest du sehen müssen also wirst du diesen Schaden in Ordnung bringen. Ich darf morgen sowieso nicht arbeiten gehen. Das ist der absolute Supergau also erwarte ich dich pünktlich hier und ich meine pünktlich.", knurrte er und funkelte den Größeren an, der wieder nur schmunzelte. Konnte der eigentlich noch was anderes? Es trieb ihn schier in den Wahnsinn.
 

"Natürlich aber Finger weg von der Küche. Ich besorge dir noch etwas zu trinken. Nicht weglaufen."

Ruki lachte müde und freudlos.
 

"Sehr witzig.", ätzte er und verdrehte die Augen. Mist. Er war noch geschminkt aber das würde er gleich ändern wenn dieser Quälgeist dann weg war. Dieser kam gerade auch mit einer Flasche Wasser wieder, die er ihm auf den Nachtschrank stellte.
 

"Kann ich dir noch irgendwie helfen?"

Konnte dieser Kerl mal aufhören so unfassbar nett und aufopfernd zu sein? Langsam wurde Ruki wirklich sauer. So viel Aufmerksamkeit war er nicht gewohnt und irgendwie nervte es ihn, auch wenn ihm nicht direkt klar war weshalb.
 

"Nein, ich komme klar. Geh jetzt." Mit einer fortscheuchenden Handbewegung setzte er sich wieder auf und sah zu Reita, der da noch immer stand und vor sich hin grinste.
 

"Natürlich euer Hoheit. Bis morgen früh.", verneigte sich dieser Idiot auch noch worauf er sich das nächstbeste schnappte, ein Kissen, und es ihm direkt an den Kopf warf. Doch er lachte nur, drehte sich im Laufen zu ihm rum und zwinkerte ihm zu. Schnaubend krallte er sich in die Bettdecke, presste die Kiefer aufeinander und knurrte leise. Dieser dreiste Mistkerl.

Wütend stemmte er sich auf den gesunden Fuß, schnappte sich seine Krücken und ging langsam zum Badezimmer. Krücken passten so überhaupt nicht zu ihm. Die Dinger waren absolut unmodisch und würden sein komplettes Erscheinungsbild zerstören, genauso wie die Tatsache, dass er keine High Heels tragen durfte. Flache Schuhe trug er eigentlich nie. Ja, er besaß sie und es gab nur ganz wenige Gelegenheiten zu denen er sie trug aber ansonsten standen sie im Schrank und sahen hübsch aus.
 

Im Badezimmer begann er dann sein Gesicht vom Makeup zu befreien, putzte sich die Zähne und wusch sich. In die Küche warf er lieber keinen Blick mehr sondern ging direkt zurück in sein Schlafzimmer, zog sich aus und ging schlafen insofern er denn Schlaf fand. Vor seinem geistigen Auge tauchte immer wieder Reita auf, der sich so liebevoll um ihn gekümmert und ihn sogar getragen hatte und was tat er? Er war absolut widerlich zu ihm. Nein. Das war falsch. Er hatte ihm gesagt, dass er einen Freund hatte, vergeben war und doch grub er an ihm herum. Der Fakt, dass er nun temporär auf Krücken angewiesen war, war alleine dessen Schuld. Hätte er seine Arbeit direkt richtig gemacht, wäre die Küche nicht runtergekommen und er niemals in die Scherben gelaufen. Ja, so sah es nämlich aus. Vielleicht sollte er doch jemand anderes mit der Wand beauftragen. Dafür war es nur schon zu spät. Tief seufzend zog er sich die Decke bis unters Kinn, rollte sich ein bisschen ein bevor seine müden Gedanken doch einen Schlenker machten und er mit dem Gefühl der starken warmen Arme, die ihn so bestimmt festgehalten hatten, langsam einschlief.
 

Blue Collar
 

So langsam glaubte er, dass Ruki einknickte. Er konnte es sehen. Zwar wehrte sich die kleine Diva enorm aber er hatte es in dessen Augen gesehen. Der Hass, den er ihm dauerhaft entgegen spie, war nicht mehr als Fassade. Vermutlich versuchte der hübsche Blonde ihn einfach nur fernzuhalten. Warum auch immer. Okay, es gab da diesen ominösen Freund. Doch was sollte das für ein Freund sein? Ruki besaß ja nicht mal Bilder von ihm in seiner Wohnung. Selbst bei dem kurzen Aufenthalt in dem schicken Schlafzimmer hatte er kein einziges gemeinsames Foto entdeckt, vom Wohnzimmer ganz zu schweigen. So viel Liebe schien da also nicht zu sein. Deshalb blieb er auch dran. Seitdem er den Kleineren zum ersten Mal erblickt hatte, wie er auf seinen Heels so gekonnt lief, dabei einen Hüftschwung innehabend, bei dem jede Frau vor Neid grün anlaufen würde und ein Temperament, das ihm einfach nur einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ, wusste er, dass er ihn kennenlernen musste. Seitdem war schon eine Menge Zeit vergangen und als Handwerker war es nicht wirklich leicht, jemanden wie Ruki kennenzulernen. Sein Glück war der Wasserrohrbruch und diese Chance würde er nutzen.
 

Deshalb war er auch nun, mit Kaffee und Muffins bewaffnet, auf dem Weg zu seinem Kunden. Er wusste ja, dass er die Blaubeer-Schoko-Muffins mochte und den Kaffee hatte er auch getrunken weshalb er wohl genau richtig gewesen war. Reita wusste ja schließlich nicht, wie der Blonde seinen Kaffee trank.

Seine ganzen Utensilien hatte er dabei aber zunächst würde er das Chaos in der Küche beseitigen, damit er sich überhaupt erst den Schaden ansehen konnte. Den Großteil ließ er erst mal im Wagen, betrat die Lobby und nickte dem Portier gut gelaunt zu während er zum Aufzug ging, hineinstieg und nach oben fuhr. Dort angekommen betrat er die Wohnung der Diva und hörte Geräusche aus dem Wohnzimmer weshalb er sein Werkzeug stehen ließ und nur mit den Leckereien den Raum betrat. Ruki saß auf der Couch, einen Laptop auf dem Schoß während die Nachrichten unbeachtet auf dem flachen Bildschirm vor sich hin flackerten.
 

„Guten Morgen.“, wünschte er lächelnd, fing sich aber nur ein Brummen.
 

„Ich hab dir Kaffee mitgebracht, vielleicht macht dich das munter und einen Muffin für die kranke Prinzessin.“, neckte er weiter und zum ersten Mal, an diesem Tag, sah Ruki zu ihm auf. Sein Blick war müde und giftig als er ihm praktisch den Kaffee aus den Händen riss um einen Schluck davon zu trinken. Kurz schien er zu überlegen, murmelte dann nur irgendetwas vor sich hin, dass er nicht verstand und schielte dann zu der braunen Tüte mit den Muffins.
 

„Ich mache mich dann mal an die Arbeit.“, deutete er Richtung Flur und nahm dann die Tüte an sich. Dabei bemerkte er, dass der Blonde sie nicht aus den Augen ließ und war sein Blick eben noch tödlich gewesen, wirkten die dunklen Augen nun so groß und funkelnd, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Ruki hatte eine weiche Seite aber die mal zu Gesicht zu bekommen schien eine Mammutaufgabe zu sein.
 

„Möchtest du einen Muffin?“, fragte er ganz scheinheilig. Ruki nickte nur mit seinen großen Hundeaugen. Er wusste gar nicht, womit er das verdient hatte. Wieso war sein Kunde plötzlich so? Das verwirrte ihn.
 

„Wie heißt das Zauberwort?“
 

„Gib mir den verdammten Muffin?“, erwiderte er zuckersüß. Aha. Da war er also noch.
 

„Weiter?“
 

„Bitte?“, brummte er ein wenig. Reita lachte leise und reichte ihm die Tüte in der zwei der süßen Köstlichkeiten auf ihn warteten.
 

„Gleich zwei? Willst du, dass ich fett werde?“, rief er ihm nach.
 

„Nein, nur umgänglicher. Zucker soll da helfen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jyll
2017-08-07T15:48:20+00:00 07.08.2017 17:48
Also Reita mag ich nach wie vor, er ist immer noch schön schlagfertig^^. Ruki knickt langsam ein, nach meinem Geschmack vielleicht etwas rasch, aber er hat seine Deckung ja noch nicht ganz aufgegeben.
Dass durch den Wasserschaden die Schränke runterkommen (weiss nicht ob das möglich ist, kann sein), ist natürlich praktisch, damit sie weiter Zeit miteinander verbringen müssen. Der Freund ist so gar nicht auf dem Radar. Ob Ruki ihn komplett vergessen hat?
Ich finde es toll, dass du in jedem Kapitel beide 'zu Wort' kommen lässt, aber nur je einmal, das macht es nicht unruhig.
Antwort von:  Nisshoku
07.08.2017 18:09
Naja, da die FF ja nicht ewig geht und auch nicht darauf ausgelegt ist, muss man das ein wenig beschleunigen. Allerdings ist der Arme verletzt. Das musst du ihm nachsehen ;)
Ja der gute Freund. Er ist wirklich nicht auf dem Radar. Das wird aber noch deutlicher warum.


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