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Die vierte Mauer

Um mein Herz gebaut
von

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Strudel der Gefühle

Er konnte seinen Augen kaum glauben. So sehr er sich anstrengte, er konnte nichts in der Ferne erkennen. Es war blau. Alles war blau. Der Himmel. Und auch der riesige blaue Teppich, der sich vor ihnen erstreckte und die Landschaft verschlang.

Armin blickte hinunter, bis er den Boden erkannte. Sand. Immer wieder schubste sich das Wasser nach vorn und zog sich wieder zurück. Das musste es sein. Der Ozean. Das Meer.

Nie hätte er auch nur im Traum daran geglaubt nocheinmal die Gelegenheit zu haben diesen zu sehen. Das, was seine Eltern sehen wollten. Seine Eltern.. sie waren nicht hier. Oder?

Kurzzeitig kamen Zweifel in ihm auf. Vielleicht hatten sie es bis hier hin geschafft. Und sich etwas aufgebaut und warteten hier auf ihn.

Doch im selben Augenblick wurde ihm klar, dass dies nur Wunschdenken war, angetrieben von den aufkommenden Gefühlen während er ins blaue Wasser schaute.

Menschen waren nunmal so. Sie waren nie zufrieden und wünschten sich immer mehr. Auch wenn dies überhaupt nicht möglich war.
 

Seine Eltern waren nicht hier. Und auch sein Großvater nicht. Schwer schluckte Armin und ließ seinen Kopf hängen, drückte die Hand gegen sein Gesicht und schluchzte.

"Mama... Papa.. Ich bin am Meer...", wimmerte er leise und stellte sich vor, wie stolz sie wären. Zwei Sillhouetten vor einem grellen Licht. An seine Gesichter erinnerte er sich nicht. Aber seinen Großvater erkannte er vor seinem inneren Auge sehr gut. Er hatte ihm schließlich auch seinen Namen gegeben.

Der Junge war überwältigt von seinen Gefühlen und wusste nicht was er zuerst fühlen sollte. Freude oder Schmerz.

Eren schaute unbeholfen zu seinem Kindheitsfreund, lächelte dann aber entschlossen und nahm seine Hand.

"Komm, wir gehen runter!", sagte er und weckte den sensiblen Blonden so aus seiner Starre. Mit großen Augen schaute er zu ihm auf, wischte sich mit dem freien Arm durchs Gesicht um die Tränen los zu werden und nickte. Er war so aufgeregt. Es war nicht mehr weit, dann konnte er das Wasser berühren. Er würde den Strand betreten und den Sand unter seinen Füßen spüren, würde schmecken ob das Wasser tatsächlich so salzig war, wie es im Buch beschrieben war.

Seine Schritte fühlten sich an als würde er auf Wolken laufen. Konnten sie ihren Augen trauen? Sie sahen doch wirklich was sie sahen, oder?
 

Sie kamen näher, immer näher.

"Hör auf zu weinen Armin, das ist das Meer oder? Das ist ein Grund zur Freude, du wolltest es doch immer sehen! Wir wollten es sehen! Es sieht genauso aus wie du es mir erzählt hast!"

"Ich freue mich doch!", behuaptete er. Und so war es auch. Nur war das Gefühl so stark, dass kein Platz mehr in seinem Kopf war und so musste eben die ganze Tränenflüssigkeit weichen. Erneut wischte er sich mit dem Ärmel übers Gesicht. So wie er hier flennte fühlte er sich wieder wie 6. Nur am weinen, auch wenn das bei weitem nicht die selbe Situation war.

Eren grinste breit und blieb stehen, nahm sich seinen Aufklärer Umhang und rieb damit ordentlich durch das Gesicht des Blonden.

"Du kannst doch gar nichts sehen, wenn das so weiter geht.", sagte er und strich ihm ein paar verirrte Strähnen nach hinten.

Sie hatten ihre Kameraden nicht vergessen. Vielleicht waren sie sogar auch hier. Ignorieren konnten sie das ganze hier gewiss nicht!

"Ich weiß. Ich will ja aufhören.", sagte Armin und lachte verlegen, schniefte, holte einmal tief Luft und nickte. Vielleicht lag es auch am Schlafmangel. Oder es war tatsächlich einfach zu viel für ihn.

Eren zog ihn wieder mit und blieb mit Abstand vor dem Wasser stehen. Er schien respekt davor zu haben, da es sich ständig vor und zurück bewegte. Jetzt wo sie hier standen, war es... noch immer riesig. So viel Wasser aufeinmal hatte er noch nie gesehen.

Armin hockte sich hin, zog Eren damit runter. Seine Hand wollte er nicht los lassen. Er wollte diesen Moment mit ihm zusammen erleben, deswegen wählte er auch die Hand mit der er seine fest hielt. Vorsichtig streckten sie beide die Arme aus und hielten sie knapp über den dunkeleren Sand. Das Wasser kam und sie beide wurden nervös, hielten sich gegenseitig davon ab die Hand wieder zurück zu ziehen.

Es war nur Wasser. Irgendwie war es total idiotisch sich so zu benehmen, aber.. es war Meerwasser! Als es ihre Hände berührte, zogen sie diese doch schnell weg.

"Es ist eiskalt!", rief Eren aus. Sie lösten ihre Hände und starrten diese an.
 

Eren fackelte nicht lange und leckte sich neugierig über den Finger.

"PFÜÄH!!! Pfüh! Ärgh!", gab er halb würgend von sich und spuckte zur Seite aus. Auch wenn diese Reaktion genug information gab, tat Armin es ebenfalls. Vielleicht nur die Spitze des Fingers, nicht gleich den ganzen. Und dennoch verzog er das Gesicht.

Es war wirklich extrem salzig... Wenn sie all dieses Salz nutzen könnten, könnten sie damit mehr als die ganzen Mauern versorgen!

"Schmeckt echt widerlich...", sagte Eren, schaute dann zu Armin.

Dieser nickte.

"Wie es im Buch steht.", antwortete dieser und wünschte sich, dass er es dabei hatte. Tief atmete er nochmal die Meeresluft ein. Es roch hier nicht nach Blut, Tod oder sonstigen unschönen Dingen. Es war einfach erfrischend und so rein. Eren nahm eine Hand voll nassem Sand und warf diesen hoch. Natürlich bekamen es beide ab.
 

"Uah, Eren! Was sollte das?!", fragte er verwirrt.

"Ich wollte es ausprobieren. Fühlt sich echt komisch an.", sagte er und grinste. Armin lachte ein wenig, schüttelte den Kopf und zog eine Muschel aus dem Sand. Dann stand er auf und betrachtete sie genau. Sie war ein wenig kaputt, hatte auch einen riss, aber die Innenseite leuchtete wie ein Regenbogen, wenn das Sonnenlicht drauf schien. Es war wie in einem Traum...

Nach einer Weile in der beide still waren und die ganze Umgebung auf sich wirken ließen, stand Eren ebenfalls wieder auf und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

"Auch wenn ich das Meer zum ersten mal sehe, kommt es mir gar nicht so vor.", murmelte er, laut genug so dass es Armin hören konnte. Das Rauschen des Wassers war doch etwas laut.

Fragend sah Armin zu ihm und versuchte zu ergründen was er damit meinen konnte.

"Weißt du.. irgendwie...", begann der Braunhaarige wieder und löste seine 'coole' Haltung und zuckte mit den Schultern.

Dann sah er zu ihm und schwieg einen Augenblick, bevor er wieder zum Wasser sah.
 

"Irgendwie hatte ich den Ozean die ganze Zeit bei mir."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuugii
2018-10-27T12:21:29+00:00 27.10.2018 14:21
Der letzte Satz von Eren ist so schön... so richtig bedeutungsvoll und man hofft echt, dass er noch etwas dazu sagt und weiter erklärt, warum er dieses Gefühl hat!

Ich bin ja schon mal froh, dass die beiden keinen Titan entdeckt haben, sondern sich einen Traum erfüllen konnten und sie endlich das weite Meer zu Gesicht bekommen. Die Vorstellung, dass Armin einfach anfängt zu weinen, weil er von seinen eigenen Gefühlen überrumpelt ist, finde ich irgendwie süß, doch noch niedlicher fand ich ja, dass Eren einfach die Initiative ergreift und seine Hand nimmt, damit sie gemeinsam das Meer betrachten können. Das hat so einen leicht romantischen Unterton. Ich finde es einfach schön, wie sehr sie sich umeinander sorgen und sich mit kleinen Gesten zeigen, wie sehr sie sich schätzen und mögen. Fände es echt mies, würden sie jetzt direkt miteinander rummachen.

Dass die beiden ihren gemeinsamen Traum erfüllen konnten, ist super, doch da muss jetzt einfach viel mehr kommen. ♥


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