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Die vierte Mauer

Um mein Herz gebaut
von

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Der Wahrheit ins Gesicht blicken

Tage vergingen. Wochen. Monate. Sogar Jahre.

Es hatte sich einiges geändert und doch nichts. Er lebte immernoch hinter diesen Mauern, half wie immer seinem Großvater und steckte seine Nase in das Buch, immer und immer wieder. Nun wo er Jemanden hatte, mit dem er darüber sprechen konnte, kamen ihm die Seiten noch viel bunter vor als vorher. Sie schienen zu leben.

Das was sich nicht geändert hatte war die Tatsache, dass er für einige Prügelknaben noch immer eine Zielscheibe darstellte, allerdings war Eren oft zur Stelle, wenn er dies mitbekam und beschützte ihn. Die Erleichterung und das Glück, welches er dabei empfand wurde jedoch von Scham begleitet. Noch immer fiel es Eren und besonders Mikasa so leicht diese Jungs zu vertreiben und er war der Einzige der überhaupt nichts ausrichten konnte.
 

Zweifel stiegen in ihm auf und verursachten einen Druck in ihm, den er an manchen Tagen kaum aushalten konnte. Er musste lernen sich selbst zu verteidigen, er musste irgendwie stärker werden. Ob die beiden bereits insgeheim schlecht von ihm dachten? In so einer Welt wie dieser starben die Schwachen doch bekanntlich zuerst. Wenn sie weiter so schnell heranwuchsen und er so bleiben würde, würden sie ihn irgendwann zurück lassen, auch wenn sie jetzt noch Freunde waren. Eren hatte ihm öfter von seinem Wunsch erzählt dem Aufklärungstrupp beizutreten und einige male waren sie dabei gewesen, als der Rest davon zurückkehrte. Und trotzdem wollte Eren sich daran beteiligen.. er war so mutig. Er wollte raus... raus in die Welt und diese retten, vor diesen Monstern die sich hinter den Mauern tummelten. Das war bewundernswert.

Diesmal saßen sie alle drei zusammen auf einer Treppe nahe des Wassers.
 

Wind kam auf und wehte kleinere Blätter weg, die beim tanzen im Wind knisterten.

"Aber es ist doch wahr. Es ist leichtsinnig zu glauben, dass wir innerhalb der Mauern für immer und ewig in Sicherheit leben könnten.", sagte der Blonde, umhüllt vom eigenen Missmut.

Das war absurd. Eingesperrt, von Generation zu Generation. War es das wirklich wert?

"Auch wenn die Mauern hundert Jahre lang nicht zerstört wurden...gibt es keine Garantie, dass sie auch heute halten werden."

Eine Menschheit die sich selbst einbunkerte, für immer und ewig. Das war krank. Es klang, als hätte diese Menschheit aufgegeben. Jahrzehnte, Jahrhunderte der Evoluiton, alles umsonst, sie aufgegeben hatten zu kämpfen und sich mit einem Blick gegen eine Mauer zufrieden gab.
 

Sein Monolog wurde beendet, jedoch nicht von den Worten einer seiner Freunde. Es war ein grelles Licht, ein Blitz, obwohl das der Himmel keine Gewitterwolken aufwies. Es war so hell, dass es ihn blendete und kurz darauf verlor er den Halt und fiel zusammen mit seinen Freunden von der Treppe. Die Erde unter ihnen bebte und hinderte sie daran aufzustehen. Was war nur passiert? Der Schreck in seinen Knochen saß dort noch fest, trotzdem entschloss er sich dazu aufzustehen als er den Aufruhr auf der Straße hörte. Ein paar Erwachsene rannten in die Richtung, aus der dieser laute Knall gekommen war und riefen etwas von einer Explosion. War es wahr? Eine Explosion? Was sollte es auch sonst sein? Es konnte nichts gutes sein. Und trotzdem rannte er in diese Richtung. Warum? Was wollte er dort?

Irgendwo hoffte er mit eigenen Augen sehen zu können, dass alles in Ordnung war. Das Adrenalin durchströmte seinen Körper und als er an einem größeren Platz angekommen war, wo sich bereits mehrere Leute versammelt hatten, die nur in eine einzige Richtung starrten, blieb er stehen und hielt die Luft an.
 

Zuerst erkannte er nichts, doch dann sah er soetwas wie eine Hand hinter all dem Qualm. Auf der Mauer. Das hatte er sich nicht eingebildet, nein. Spätestens als Mikasa und Eren mit dazu kamen und diese Hand ebenfalls entdeckt hatten, war er sich sicher.

"Aber.. diese Mauer ist fünfzig meter hoch..", brachte er mit zitternder und aufgelöster Stimme hevor. Waren Titanen nicht eigentlich kleiner? Und hatte denn Niemand ihn kommen sehen? Soetwas konnte man doch nicht übersehen! Langsam kam auch der Kopf des Titanen hinter der Mauer hervor, er bewegte sich schwerfällig und langsam, doch Niemand rannte weg. Alle starrten wie gebannt auf das was vor ihnen passierte.

Was würde als nächstes passieren? Oder viel mehr: WIE würde es passieren? Wie würden sie nun sterben?

Zum ersten mal in seinem Leben sah er einen Titan vor sich und er war sich sicher, dass es auch das letzte mal sein würde. Gerade noch hatte er darüber gesprochen, dass es nicht ewig so weiter gehen konnte. Aber er wollte dieses Recht nicht behalten! Warum nur hatte er überhaupt den Mund auf gemacht?!
 

Tränen schossen in seine Augen, die eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr geschlossen wurden und deswegen brannten. Fest kniff er die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und blickte erneut auf zur Mauer. Es war kein Traum. Würde es jetzt etwas bringen zu rennen? Aber wohin?

Der Titan hatte ein Gesicht.. ohne Haut, es war so als wäre einem Menschen die Haut abgezogen worden. Schatten über den bedrohlich wirkenden Augen, die weiter im Gesicht verborgen waren, Dampf zischte aus teilen seines Gesichtes wie bei einer Maschine.
 

Dieses Gesicht.... es schaute auf sie herab.

War es wirklich das, was sich hinter der Mauer befand? Das, was er zu sehen bekam, wenn er wie seine Eltern die Mauer verlassen würde um die Welt zu sehen, wie sie in den Büchern geschrieben war? Sie kamen nie wieder zurück. Gab es das alles überhaupt wirklich? Es musste doch.. oder? Zum ersten mal zweifelte er daran, dass das was in den Büchern seiner Eltern stand wahr war.

Warscheinlich war dieses Gesicht auch das letzte gewesen, in welches sie blicken mussten..

Das Gesicht der Wahrheit hinter den Mauern von Shiganshina.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuugii
2018-02-20T23:12:09+00:00 21.02.2018 00:12
Urg, so spannend... ;__;)/

Einfach dieser Schicksalsschlag...! Erst ist alles in Ordnung und Armin fühlt sich endlich richtig glücklich, weil er Freunde gefunden hat und auf eine bessere Zukunft sieht, doch dann dieser harte Twist, der einem immer wieder das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Fassungslosigkeit, die er empfindet, hast du gut beschrieben und auch die Fragen, die er sich stellt, finde ich sehr passend zu seinem Charakter. Armin analysiert durchgehend. Er denkt über seine Umgebung nach und wägt seine eigene Position ab und wie viel er sich erlauben kann. Er hinterfragt sich selbst, aber auch andere. Auch seine tief verwurzelten Zweifel und die Furcht seine Freunde zu verlieren, sind typisch für ihn. Du sprichst hier den Konflikt, den er erleidet an und das muss ich loben, weil man eben merkt, dass du dich mit ihm wirklich auseinandergesetzt hast und dich richtig in ihn einfühlen konntest. Ich mag, dass Armin so unsicher ist und man hofft echt, dass es besser wird.

Hier und da Rechtschreibfehler und zwischendurch Patzer bei der Zeichensetzung, aber insgesamt sehr flüssig, abwechslungsreich und spannend geschrieben. Auch diese gedanklichen Einwürfe – die Fragen, die sich Armin sich selbst und dem Leser stellt – finde ich klasse. ♥

Freue mich aufs nächste Kapitel!


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