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I´m only human after all

von

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Trotz des gestrigen Abends, kam Woody ohne Probleme aus dem Bett. Seine Laune am heutigen Tag war überaus gut, denn er hatte lange nichts mehr mit anderen unternommen. Diesbezüglich war er Barry mehr als dankbar. „Guten Morgen“, grüßten sie einander. Barry lächelte. „Bist du gut nach Hause gekommen?“ „Klar, so weit entfernt wohne ich ja nicht“, erwiderte Woody. Sie verabredeten sich für die Mittagspause, anschließend schritt er voller Elan zu seinem Arbeitsplatz. Woodys Büro lag neben Buzzs. Er konnte hören, wie dieser telefonierte und irgendwie beruhigt es ihn nahezu, seine Stimme zu hören. Sie hatte diesen melodischen Klang, dem er sich nur schwer entziehen konnte. Woody hätte ihm stundenlang zuhören können, aber die Arbeit rief. Völlig vertieft, wurde er nach einiger Zeit von einem Klopfen an seiner Tür aus seinem Treiben geholt. „Entschuldigung“, Buzz stand vor ihm. Seine Augen wirkten müde als hätte er die halbe Nacht durchgearbeitet. Allgemein machte sich Woody bei diesem Anblick sichtlich Sorgen um seinen Vorgesetzten. „Ähm“, begann der Blonde. „Könnten sie diese Liste für mich abarbeiten? Ich habe heute Mittag einen wichtigen Termin, werde es also nicht mehr zeitnah schaffen. Dies sind alles potenzielle Kunden unserer Firma.“ „Selbstverständlich“, brach es aus Woody hervor.
 

„Vielen Dank“, Buzz lächelte angestrengt und legte ihm die Liste auf den Bürotisch. „Ach und noch etwas. Am Samstag steht ein wichtiges Geschäftsessen an. Ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mich zu diesem begleiten würden. Falls sie sich zeitlich noch nichts vorgenommen haben.“ Überrascht sah er seinen Chef an. „Natürlich“, sprach Woody. „Also ich meine … natürlich begleite ich sie.“ „Sehr gut“, Buzz nickte zufrieden. „Die genaue Uhrzeit gebe ich ihnen noch bekannt.“ Mit diesen Worten verließ er Woodys Büro. Der war immer noch baff. Es war erst die erste Woche und trotzdem vertraute man ihm so einen wichtigen Termin an. Ein wenig kam er sich schlecht vor. Insbesondere gegenüber Barry und den anderen Mitarbeitern, die weitaus länger dieser Firma angehörten. Woody wollte keine Zwietracht sähen. Um sich abzulenken, stürzte er sich in die Arbeit. Gegen dreizehn Uhr holte ihn Barry ab, ansonsten hätte er ihr Treffen fast gänzlich vergessen. „Man, du ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“, stellte der amüsiert fest.
 

Woody sagte nichts weiter. Erst als sie in der Kantine waren, lüftete er sein Schweigen. „Und?“, Barry lachte. „Freu dich doch, dass der Chef dir diese Chance gibt.“ „Bist du ...“, Woody druckste. „Gar nicht sauer?“ „Wieso sollte ich?“, meinte Barry nur. „Jeder hier bekommt eine Chance sich zu beweisen. Da macht er keine Ausnahmen. Und dass er dich dieses Mal gefragt hat, zeigt nur, dass er bereits viel von dir hält.“ „Hmm“, er stocherte in seinem Salat herum. Vielleicht hatte Barry recht. Außerdem konnte er Buzz so eventuell sogar besser kennenlernen. „Na also“, Barry grinste ihn an.

Nachdem die zwei von der Mittagspause zurück kamen, war Buzz bereits weg, wie Woody enttäuscht feststellen musste. Er machte sich an die Liste ran und bis zum Nachmittag, hatte er den größten Teil abgearbeitet. Bevor Woody in den Feierabend ging, erhielt er eine Mitteilung von Jessie, die ihn fragte ob er zum Abendessen vorbei kommen wollte. Natürlich sagte er da nicht nein. Ohnehin hatte Woody ihr vieles zu erzählen. Als er das Gebäude verließ, war Barry fort und so machte er sich auf den unmittelbaren Weg zu seiner Schwester. Im nahe gelegenen Supermarkt, kaufte Woody zur Feier des Tages eine Flasche Wein. Er hatte Jessie so viel zu verdanken, dass dies nur ein kleiner Teil seiner Wiedergutmachung war. Die angenehme Sommerwärme schmiegte sich an Woody und begleitete ihn bis er endlich vor der Wohnung seiner Schwester stand. Sie öffnete beim ersten Klingeln. Stürmisch fiel Jessie ihrem Bruder um den Hals. „Schön, dass du da bist“, begrüßte Jessie ihn. Schließlich nahm sie Woody bei der Hand und zog ihn ins Haus.
 

„Oh man, Jess, hast du wieder für ein ganzes Fußballstadium gekocht?“, erkundigte sich Woody amüsiert, als sein Blick auf den Auflauf fiel und die anderen Köstlichkeiten, die auf dem Tisch thronten. „Du hast doch bestimmt Hunger“, winkte Jessie ab. „Also habe ich all deine Lieblingsspeisen gemacht.“ „Du bist ein Schatz“, er strahlte. „Womit habe ich dich nur verdient?“ Sie nahm seinen Teller und füllte ihn eine mächtige Portion des Nudelauflaufs auf. „So sind Geschwister nun mal“, Jessie zwinkerte. „Aber jetzt erzähl doch mal … wie läuft es an der Arbeit?“ „Puh, wo soll ich nur anfangen?“, Woody überlegte. Schließlich erzählt er ihr von Barry, ihren gestrigen Abend, um abschließend auf Buzz zu kommen. „Tja und Samstag soll ich mit zum Geschäftsessen kommen“, resümierte Woody. „Klingt nicht schlecht“, pflichtete ihm Jessie bei.

Neckisch pikte sie Woody in die Seite. „Und?“, Jessie grinste verschwörerisch. „Was?“, Woody blinzelte. Manchmal konnte er ziemlich auf dem Schlauch stehen. „Na, was wohl?“, sie lachte.
 

„Dein Vorgesetzter natürlich“, Jessie goss sich und Woody jeweils ein Glas des Weines ein, den er mitgebracht hatte. „Er gefällt dir, nicht wahr?“, sprach sie jene Tatsache aus, die Woody versuchte zu unterdrücken. „Schon“, er rollte mit den Augen. „Allerdings ist er mein Vorgesetzter.“ „Das verstehe ich“, sie stieß einen langen Seufzer aus. „Allerdings denke ich, dass du das Recht hast glücklich zu werden, Woody.“ Er runzelte die Stirn. „Ich meinte damit nicht Buzz“, fügte Jessie schnell an. „Du bist ein attraktiver junger Mann. Daher finde ich, dass du dich durchaus sehen lassen und unter Leute gehen kannst. Du machst mir nichts vor. Ich weiß, dass du stark bist und auch alleine klar kommst. Das hast du mir ja jetzt bewiesen. Ich bin nur der Meinung, dass du es nicht musst. Jeder sehnt sich doch nach einem Partner. Jeremy stimmt mir da übrigens zu.“ Sie schwenkte ihr Weinglas. Jessie hatte ihren Freund Jeremy vor kurzem kennen gelernt. Er war in ihre Praxis gekommen mit seinem Golden Retriever – Jessie arbeitete als Tierärztin. Ihr Traumberuf.

Schon als Kind hatte sie stets davon geträumt. Was das anging war Jessie immer sehr zielstrebig gewesen. Und so war es kein Wunder, dass ihr Jeremy sofort verfiel. Was sie anstrebte, dass erreichte sie größtenteils auch. Woody brauchte da leider manchmal ein paar Anläufe. „Jess“, begann er mit einer leicht deprimierten Tonlage. „Du weißt selbst, was mich jedes Mal erwartet, wenn ich mich oute. Meistens sind die Männer dann schneller wieder weg als ich gucken kann. Weil sie mit eben jener Sache nicht klar kommen. Oder ich bin nur irgendein Fetischobjekt für sie. Dabei möchte ich mehr sein. Klar träume ich ebenfalls von einem Menschen, der an meiner Seite steht. Allerdings bin ich realistisch … . Ich werde noch länger Single bleiben bis ich mich auf jemanden einlassen kann.“ „Der Körper ist doch nicht alles“, sprach Jessie lauter aus. „Für dich vielleicht nicht“, brummte ihr Bruder. „Jedoch für die meisten anderen Menschen.“
 

Eine Woge des Schweigens lag über ihnen. Jessie hasste es, wenn Woody so über sich sprach. Sie hatten so lange gekämpft, bis er endlich die Therapie und schließlich die Hormone bekommen konnte. Von der Brustoperation ganz zu schweigen. Ihr tat es damals weh zu sehen wie ihr Bruder kaum in den Spiegel sehen konnte, weil ihn eine völlig fremde Person anschaute. Sie erinnerte sich noch an all die durchgemachten Nächte sowie an Woodys Depressionen. Dass er sich manchmal sogar wünschte er wäre ganz woanders, bloß nicht hier. Durch den Tod ihrer Eltern waren sie beide zu Außenseitern geworden. Selbst wenn ihre Pflegefamilie sie ordentlich behandelte, fehlte doch die Liebe. Es war praktisch nur ein Wohnen auf Zeit, bis sich Jessie und Woody ihre erste eigene Wohnung leisten konnten. Sie half ihm bei seinem College, er ihr im Haushalt. Demnach waren sie tatsächlich das perfekte Team. Und Jessie ließ nichts auf ihren Bruder kommen! Er war ihr ein und alles, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Deshalb wünschte sich sich, dass er glücklich werden durfte.
 

„Hey“, sie lächelte und deutete mit dem Kopf zur Kommode. Dort stand er immer noch. Überall die Jahre hatte sie ihn bewahrt. Woody musste sichtlich schmunzeln als er ihn sah. Mit seinen braunen Stiefeln, dem dementsprechenden Hut und den riesigen Glupschaugen. Als Woody sich dazu entschied endlich seinen Weg zu gehen, brauchte er natürlich einen neuen Namen. Jessie und er hatten sich nahezu den Kopf zerbrochen. Bis ihm sein Lieblingsspielzeug in den Sinn kam: Woody, der Cowboy. Als Kind hatte er sich stets in jene fiktiven Welten geflüchtet, in denen er ein berühmter Sheriff war, der eine ganze Stadt vor dem Bösen beschützte. „Wieso nicht Woody?“, fragte er Jessie zu jener Zeit. Die hatte ihn erst verdutzt angeblickt, zeigte sich dann aber begeistert. Und so hatte er endlich seinen Namen gefunden. Diesen verdankte er seiner geliebten Schwester. „Darf ich ihn mitnehmen? Nur die Woche über?“, bat Woody. „Nur zu“, Jessie lachte auf. „Er gehört schließlich dir! Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du vor Freude beinahe geschrien hast als Dad ihn dir kaufte. Du wolltest ihn unbedingt. Nur diesen und sonst keinen.“ „Ja“, er schmunzelte. „Wenn es doch nur mit allem so leicht wäre.“ Und plötzlich war er wie von selbst mit den Gedanken bei Buzz.



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