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I´m only human after all

von

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Er kam sich ein wenig vor wie ein Hinterwälder als sein Boss ihn in sein neues Aufgabengebiet einweihte und Woody anschließend sein Büro zeigte. Sein eigenes Büro … . Dies war ihm zuvor stets verwehrt geblieben. „Haben sie ansonsten noch Fragen?“, erkundigte sich Buzz freundlich. „Nein, aber wenn sich welche auftun sollten, weiß ich ja, wo ich sie finde“, Woody lächelte, was den Blonden zufrieden nicken ließ. „Dann bis später und viel Erfolg“, verabschiedete sich sein Chef von ihm. Der Neuling atmete tief durch und schaltete seinen Arbeits-Pc ein. Woody hatte die Aufgabe, eingegangene Aufträge zu bearbeiten, Kunden zu kontaktieren oder anzuwerben. Da ihm dies nicht gänzlich fremd war, behielt er sich einen gesunden Optimismus. Zudem schien Buzz nicht die Art von Boss zu sein, der bei Kleinigkeiten bereits an die Decke ging, geschweige den unnötigen Druck auf seine Mitarbeiter aufbaute. Ganz im Gegenteil: Er machte einen sehr kompetenten und sympathischen Eindruck. „Und attraktiv ist er oben drein noch“, dachte Woody.
 

Er schüttelte bei diesem Gedanken hastig den Kopf. Buzz war sein unmittelbarer Vorgesetzter, daher sollte er sich lieber nichts vormachen. Woody seufzte und bearbeitete die ersten E-Mails. Bis zur Mittagspause war er relativ eingespannt. Man könnte meinen, dass er nur auf diesen Job gewartet hatte, denn er ging ganz in der Arbeit auf. Endlich war er nicht länger nutzlos, von seinen Ersparnissen oder Jessies Verdienst abhängig, die ihn in der Vergangenheit sehr oft finanziell unterstützt hatte. Besonders was jene Sache betraf. Es klopfte an Woodys Bürotür. „Herein“, krächzte er. Es war sein Boss, der nun vor ihm stand und ihn mit besorgtem Blick musterte. „Sie sollten ihre Pause nicht vergessen“, ermahnte er seinen Mitarbeiter. „Nicht, dass sie uns noch zusammenbrechen.“ Woody fuhr unwillkürlich auf und nickte. Buzz erklärte ihm, wo er die Kantine fand und bot ihm an, ihn dort hin zu begleiten. So folgte er dem Blonden. Unterbrochen wurde ihr Vorhaben gelegentlich, in dem Buzz ihn seinen neuen Arbeitskollegen vorstellte. Die Kantine war riesig und bot eine Vielzahl an delikat klingenden Gerichten. Woody entschied sich dennoch schlicht für Nudeln mit Bolognese-Soße. Er wollte sich in eine der hinteren Reihen setzen, doch Buzz kam ihm zuvor.
 

„Setzen sie sich doch zu uns“, bot er ihm unverblümt an und deutete auf den Tisch in der Mitte, wo schon einige seiner neuen Kollegen saßen. Woody war es nicht gewohnt, dass sein Vorgesetzter so locker war, aber willigte trotz Bedenken ein. Buzz stellte ihm die restlichen Mitarbeiter am Tisch vor. Da war beispielsweise Allan, der recht gebildet wirkte mit seiner Brille und den kühlen Blick. Er nickte Woody zu. Barry, ein aufgeweckter, hellblonder Typ, die recht kindlich wirkte, war ihm sofort sympathisch. Mit ihm kam er sofort ins Gespräch. Und so vergingen die Minuten wie im Flug, obwohl er sich anfangs ziemlich unbehaglich gefühlt hatte. Die Runde löste sich auf. „Kommst du noch mit raus?“, fragte Barry den Braunhaarigen. Sie waren relativ schnell zum Duzen übergegangen. „Es sei denn du bist Nichtraucher.“ „An sich schon, aber es ist ja mein erster Tag“, Woody lachte. „Also kann ich dich ruhig begleiten.“ Sie gingen zur Außenterrasse der Firma, die sich im zweiten Stock befand. Barry suchte einen Platz am Gelände, holte eine Zigarette samt Feuerzeug hervor und zündete sie an. „Auch eine?“, er hielt Woody die Packung entgegen, der dankend ablehnte. Er beobachtete den Rauch, den Barry zog. „Der Boss scheint dich zu mögen.“
 

Sein Gegenüber lächelte ihn an. „Jedenfalls kommt es so rüber als ob er dir eine Menge zutraut. Ich habe es selten erlebt, dass er jemanden so schnell eine Zusage gibt. Ich musste da echt lange warten.“ „Echt?“, Woodys Augen wurden größer. Das hätte er nun tatsächlich nicht vermutet. „Ja“, Barry machte eine galante Handbewegung. „Doch wenn man ihn erst überzeugt, dann hält er sehr viel von einem. Du kannst dich praktisch frei entfalten. Das hatte ich bisher bei keinem anderen Arbeitgeber. Die haben mir immer sehr auf die Finger geschaut. Unser Vorgesetzter ist da gänzlich anders. Und dieses Vertrauen, was er uns entgegenbringt, wird belohnt. Jeder hier gibt sein Bestes. Ich bin glücklich, dass ich ein Teil der Firma sein darf.“ „Das glaube ich“, äußerte Woody. Er fühlte sich schlichtweg geehrt, dass Buzz ihm so schnell sein Vertrauen geschenkt hatte. Und das trotz dieser Lücke in seinem Lebenslauf. Für viele wäre dies bereits ein Ausschlusskriterium gewesen.
 

Woody nahm sich vor, alles zu tun, um Buzzs Entscheidung zu stärken und zu bestätigen. So gab er nach der Mittagspause erneut Gas. Ihm fiel nicht einmal auf, dass die Uhr neunzehn anzeigte, so vertieft war er. „Sie sind ja noch hier“, stellte Buzz amüsiert fest als sich sich beim Kopierer trafen. „Ach“, Woody lachte. „Das ist kein Problem für mich. Die Arbeit macht mir Spaß.“ „Gibt es denn keinen, der daheim auf sie wartet?“ „Na ja“, druckste Woody. „Nur meine Schwester. Allerdings sehen wir uns nicht jeden Tag.“ Sein Chef wirkte etwas deprimiert. Warum? Woody konnte sich keinen Reim darauf machen. „Mindestens haben sie jemand“, sprach Buzz plötzlich. „Sie sollten Feierabend machen und den Abend gemeinsam verbringen. Familie ist wichtig.“

Einmal mehr wurde Woody nicht schlau aus ihm, stimmte jedoch zu. Also packte er seine Sachen und fuhr den Pc runter. „Ich wünsche ihnen einen schönen Feierabend“, sagte er zum Abschied zu Buzz, der nickte und dies ebenfalls erwiderte. Woody wollte gerade zur Tür hinaus gehen als plötzlich Barry auf ihn zu lief. „Heyyy“, rief dieser euphorisch. „Du hast wohl auch Überstunden gemacht, was?“ „Ähm … ja“, antwortete Woody knapp. „Und was geht heute noch so bei dir?“ „Nicht viel“, grummelte er. „Wahrscheinlich irgendein Fertiggericht kochen und den Feierabend vorm TV einläuten. Und bei dir?“ „Ich wollte in eine Bar in der Nähe gehen. Magst du nicht mitkommen? Dein Plan klingt ziemlich öde.“ „Hmmm“, Woody überlegte. „Ja klar, wieso nicht.“ „Super“, Barry strahlte ihn an. „Keine Sorge, ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich bereits montags die Kante geben.“ „Das ist beruhigend“, meinte Woody. Sie verließen gemeinsam die Firma.
 

„Du arbeitest also seit sechs Jahren für Star Command?“, wiederholte Woody den vorherigen Satz seines Begleiters. „Jep“, plauderte Barry und nahm einen Schluck seines Bieres. „Nicht schlecht“, gab Woody zu. „Nicht wahr? Und wie lief es bei dir? Was hast du bisher im Leben gemacht?“ Erneut musste er seine Lebensgeschichte hervor holen. Seine einjährige Pause erwähnte er zwar, aber nicht wieso diese erfolgte. „Ich hatte ein paar private Probleme“, umschrieb Woody es. „Oha“, machte Barry. „Na ja, dann will ich lieber nicht weiter fragen. Es ist schließlich deine Privatsphäre.“ Woody war ihm dankbar. Er hatte schon mit Gegenfragen gerechnet. Sie unterhielten sich daraufhin über belangloses Zeug: Super Bowl, die neusten Netflix Serien und ihre damalige Schulzeit. Nach einer Weile machte sich das Bier bemerkbar und Woody spürte einen unangenehmen Druck auf seiner Blase. Er entschuldigte sich bei Barry. Die Toiletten waren nicht weit weg vom Tresen.
 

Innerlich sprach er den gleichen Wunsch aus wie so oft: Das eine der Toilettenzeilen frei sein möge! Natürlich musste Woody ausgerechnet jetzt Pech haben. Ungeduldig wartete er also. „Probleme?“, fragte ihn ein breit gebauter Kerl. Er erwiderte nichts dazu, woraufhin der Kerl nur verächtlich schnaufte. Endlich wurde eine Kabine frei. Manchmal hasste Woody es, sich was dies anging so einschränken zu müssen. Doch er war hier – er lebte endlich sein Leben, das er sich jahrelang erträumt hatte und selbst wenn er sich gegen die letzte Operation entschieden hatte, war er stolz auf sich. Viel zu lange hatte er sich stets nach anderen gerichtet. Endlich war dies vorbei. „Man ich dachte, du wärst ins Klo gefallen“, Barry lachte auf. „Ach … ich trinke eben sehr selten“, fasste es Woody zusammen. Sein Begleiter schlug vor zu bezahlen. Somit lösten sie ihre Runde auf. „Hat Spaß gemacht“, resümierte Barry. „Können wir gerne wiederholen.“ Dazu sagte Woody natürlich nicht nein. Er gewann selten Freunde dazu und wenn sie dann die Wahrheit wussten, betrachteten ihn die meisten von oben herab. Aber dieses Mal würde er „Stealth Leben“. Das hatte er sich geschworen.



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