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Schöne heile Welt

von

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Die Anderen

KAPITEL 10

Die Anderen
 

In der ersten Pause wurden Elbie und Alan dann auch sofort vom Rest der Klasse umzingelt und nach allen Regeln der Kunst ausgequetscht. Tja, solche Verhörtaktiken wurden bisher bloß in OZ- Büros angewendet. Wie hatten sich die Zeiten doch geändert, dass nun sogar die Schüler an den Schulen zu derart radikalen Mitteln griffen.

Elbie und Alan gingen die vielen Fragen anscheinend ziemlich auf den Wecker. Sie sahen sich verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit um.

Duo und Hilde saßen auf ihren Plätzen: Duo, weil er sich nicht wieder mit Krücken durch die Gegend schleppen wollte, und Hilde, weil sie Duo nicht allein da einsam sitzen lassen wollte, denn Heero, Relena, Quatre und Chang hatten den Klassenraum verlassen, um weiter mit Tamara zu beratschlagen.

"Hey", drehte sich Hilde plötzlich zu Duo um, "ist dir schon mal aufgefallen, dass Quatre und Tamara DAS GANZE WOCHENENDE zusammen verbracht haben? Und ich finde, sie verstehen sich jetzt noch viel besser als vorher! Ob da was zwischen ihnen läuft?"

Duo starrte gerade aus. Also diesen Gedanken musste er erst einmal verkraften.

Heero, Tamara und die anderen standen am Ende eines leeren Ganges und diskutierten.

Naja, eigentlich diskutierten Relena, Quatre und Chang. Die beiden Geschwister hielten sich geschickt zurück.

Heeros Entschluss stand fest. Er würde sich auf keine weiteren Diskussionen mit Relena einlassen. Er würde das Problem bei nächster Gelegenheit allein klären.

Tamara seufzte leicht und sah den Gang entlang, als sich ihr Blick plötzlich aufklärte.

Heero, welcher dies bemerkt hatte, folgte ihren Augen und sah Elbie und Alan den Gang entlang kommen, die sich wohl irgendwie aus dem Raum geschlichen hatten.

"Ruhe!", raunte er schnell Relena und Quatre zu, als Tamara überrascht ausrief:

"ELBIE? ALAN? Das ist ja eine Überraschung! Was macht ihr denn hier?"

Mit diesen Worten lief Tamara auf ihre alten Freunde zu und fiel ihnen in die Arme. Weder Elbie noch Alan konnten ihr auf ihre Fragen antworten, da sie krampfhaft in Tamaras Umarmung nach Luft rangen. Schließlich konnte sich Elbie doch daraus befreien und überließ Alan ganz allein Tamaras Knuddelorgie.

"Hey, Tamara", sagte sie atemlos. "Du gehst jetzt auch auf diese Schule? Wie denn das? Du hast doch an dem Austauschprogramm gar nicht teilgenommen?"

Tamara blickte auf und antwortete: "Nein, denn ich fand die alte Schule eigentlich ganz okay. Aber ich bin doch umgezogen! Ich wohne jetzt hier auf der Erde bei meinem Bruder!"

"Dein Bruder?", fragte Alan.

Tamara ließ nun auch endlich ihn los und lächelte zu Heero hinüber.

"Darf ich vorstellen? Mein Bruder Heero, seine Freunde Quatre und Chang und Relena! Elbie, Alan und ich sind alte Freunde!"

Heero und die anderen sahen noch immer verdutzt auf Elbie und Alan. Tamara schien aber auch wirklich jeden zu kennen!

"Wo ... Woher kennt ihr euch denn?", brachte Relena schließlich heraus.

"Ach, Tammy und ich sind auf die gleiche Schule gegangen, bevor ich hierher wechselte. Und Alans Eltern haben mal einen Auftrag für meinen Vater ausgeführt, und ... naja, so haben wir uns kennengelernt. Als ich mich dann für das Austauschprogramm vorbereiten musste, hab ich dich dann total aus den Augen verloren, Tammy! Ich hatte schon Angst, ich würde dich nicht wiederfinden!", erklärte Elbie.

"Darum brauchst du dir sicher keine Sorgen machen, Elbie. Ihr zwei würdet euch wohl auch in den entlegensten Winkeln der Galaxis finden", lachte Alan.

"Das Schicksal scheint euch da wohl wieder zusammengeführt zu haben", bemerkte Quatre. "Das ist schön. Ich freue mich für euch!"

Tamara lächelte Quatre glücklich an.

"Du glaubst an das Schicksal?", fragte Elbie Quatre interessiert. "Ich glaube nämlich ..."

Elbie konnte leider nicht ausreden, denn das Stundenklingeln überraschte alle ziemlich unvorbereitet. Tamara schreckte hoch und rief verzweifelt: "Nein! Ich muss doch zurück in meinen Klassenraum! Mist, warum kann ich denn nicht in die gleiche Klasse gehen, wie ihr?"

"Weil du einfach zu spät geboren wurdest, du Pechvogel!", rief ihr Elbie noch zu, welche sich auch schnell auf den Weg zurück in die Klasse machte.

"Na, warte!", drohte Tamara. "Noch ein paar gute Noten und ich werde einen Antrag auf Vorversetzung stellen! Und dann komme ich auch in eure Klassenstufe! Bäh!" Und schon war sie die Treppen hinaufgesprungen und davongehuscht.

"Uah", schauerte Alan, "sie in unserer Klassenstufe! Welch grausige Vorstellung!"

Quatre und Chang waren schon vorgelaufen, die anderen folgten ihnen. Sie kamen zwar schon so oder so zu spät zum Unterricht, aber sie wollten den Lehrer nicht noch mehr reizen.

Bevor sie den Unterricht betrat, drehte sich Relena noch einmal in die Richtung um, in die Tamara verschwunden war. Sie konnte es nicht beschreiben, aber es war wieder da.

Dieses Gefühl, welches sich tief in ihrer Magengegend einnistete und für eine innere Unruhe in ihr sorgte.

Dieses Gefühl, das ihr sagte, dass etwas nicht stimmen würde.

Dass ihre schöne, heile Welt aus irgendeinem Grund wieder dabei war zu zerbrechen.

Sie hatten gerade Computertechnik.

In dem Fach war Duo einfach spitze.

Dennoch langweilte er sich. Quatre hatte ihm nur kurz auf einem Zettelchen geschrieben, was sich draußen auf dem Flur ereignet hatte, und hatte sich dann wieder auf den Unterricht konzentriert.

Duo hatte niemanden, mit dem er quatschen konnte, denn alle waren mit ihren Aufgaben beschäftigt oder sie wollten sich einfach nicht mit ihm unterhalten. Vielleicht sollte er es wagen, und eine kleine Zänkerei mit dem Lehrer anfangen?

Duo überlegte gerade, wie er ihn wohl ganz gerissen auf die Palme bringen könnte, als es an der Tür klopfte.

Der Lehrer unterbrach (wieder mal) seine Ausführungen und ging nachsehen.

Duo streckte sich, um auch etwas sehen zu können, aber sein schmerzendes Bein machte seiner Neugier einen Strich durch die Rechnung. Seufzend lehnte er sich zurück und wartete ab.

Er staunte jedoch nicht schlecht, als plötzlich Trowa in die Klasse kam. Trowa Barton.

Anscheinend waren Catherine und der Zirkusdirektor wieder zurückgekommen, so dass Trowa wieder die Schule besuchen konnte - oder musste, je nachdem.

Trowa war gerade dabei, auf seinen alten, bisher leeren Platz zu gehen, welchen Quatre schon vor einigen Tagen wieder geräumt hatte, als er die Neuen in der Klasse bemerkte.

Er ging direkt an Elbie vorbei und sah ihr mitten ins Gesicht. Sie war es! Sie war es tatsächlich! Trowa war schockiert, aber er ließ es sich nicht anmerken.

Ja, er kannte die beiden Neuen.

Elbie Mackenzie und Alan Thomas. Das, so glaubte er, müssten zur Zeit ihre Namen sein.

Ihre Anwesenheit beunruhigte ihn.

Er war ganz in Gedanken versunken, als der Lehrer ihn ansprach: "Name und derzeitige Adresse, bitte!"

"Was?", Trowa wurde aus seinen Gedanken hochgeschreckt.

"Nur für die Vollständigkeit der Klassenliste ... hähä ... also: Name und Adresse, bitte!", doch im Hinterköpfchen dachte sich der Lehrer: 'Oh, nein! Es geht schon wieder los! Er hat bestimmt wieder eine Gedächtnislücke und weiß wieder mal nicht wer er ist und was er hier macht! Verdammt! Wenn er mir wieder mit der Ich- weiß- zwar- nicht- wer- ich- bin- aber- Sie- können- mich- Trowa- nennen- Masche dumm kommt, dann weise ich den Jungen in die nächstbeste Psychiatrie ein! Und da kann mir Heero mit so vielen Morddrohungen kommen, wie er will!'

Doch zu seiner Überraschung antwortete Trowa, nachdem er sich schnell wieder gefasst hatte: "Trowa Barton. Derzeit sesshaft beim Zirkus, die Adresse finden sie in den Ortsverzeichnissen."

Damit setzte sich Trowa und schien wieder der typisch unauffällige Schüler von eh und je zu sein. Doch seine Blicke waren unbemerkt auf Elbie und Alan gerichtet.

Was hatten die hier zu suchen?

Irgendwann schließlich schrieb Trowa entgegen seiner Gewohnheiten einen Brief an Duo. Wenn ihm jemand etwas über die Neuen erzählen konnte, dann bestimmt der neugierige Duo, der seine Nase doch in alles, was auch nur annähernd nach Schwierigkeiten roch, hineinsteckte.

Duo seinerseits war hoch erfreut über diese plötzliche Kommunikationsbereitschaft.

Er wusste zwar nicht, was in den Ferien so alles passiert war und warum sich alle so verändert hatten, aber er fand seine Freunde so viel angenehmer: Heero war nicht mehr so schweigsam und verbissen, er scherzte und lachte auch mal von Zeit zu Zeit, Trowa hatte keine Amnesie mehr und wollte Zettelchen schreiben, Quatre war nicht mehr so versteift und Chang hatte seine Abneigung gegen Frauen auf ein akzeptables Mindestmaß herabgeschraubt. Duo verbrachte also den Rest der Stunde damit, Trowa brieflich über die neuen Mitschüler aufzuklären, wobei er die wiederholten Ermahnungen des Lehrers geschickt zu ignorieren wusste.

So geschickt, dass er zu Stundenende noch ein paar Extrahausaufgaben aufgebrummt bekam, die er aber sowieso nicht zu machen gedachte.

Aber Trowa blieb misstrauisch.

"Was haben sie hier zu suchen?"

Der Unterricht war schon lange vorbei und die meisten Schüler waren schon längst nach Hause gegangen, doch Trowa war es gelungen, Tamara in einem unbeobachteten Augenblick in eine Ecke zu zerren und sie dort zur Rede zu stellen.

"Also? Was haben sie hier zu suchen?", fragte er sie noch mal.

"Ich weiß nicht, was du meinst, Trowa!" Tamara stellte sich dumm.

"Oh doch! Das weißt du ganz genau!"

Er beugte sich zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr: "Ich meine die Anderen! Warum sind sie hier?"

Tamara lächelte ihn vielsagend an.

"Erst schnüffeln sie beim Zirkus rum und nun tauchen sie auch noch in der Schule auf! Sag mir nicht, dass das ein Zufall ist! Denn alle Zufälle, die mit dir zu tun haben, sind doch im Grunde nur geschickt vertuschte Operationspläne, oder?" Trowa sah sie aus seinen sonst so ruhigen und besonnenen Augen herausfordernd an.

Sie waren immer noch in der Schule. Tamara konnte hier nicht so ausrasten, wie im Zirkus, ohne das Risiko einzugehen, dass jemand vorbeikommen und sie bemerken würde.

Statt dessen sah sie ihn nur traurig an und fragte: "Was ist daran so falsch?"

Trowa sagte nichts.

"Warum ... ist es denn verboten, dass sie auf die gleiche Schule gehen?"

Trowa antwortete nicht.

"Versteh doch! Es ist vorbei! Wir wollen weder dir hinterher spionieren, noch irgendeine andere Aktion planen! Wir wollen nur unser eigenes Leben führen! Ich möchte dieses Leben mit meinem Bruder und meinen neuen Freunden genießen, aber auch meine alten Freunde sollen daran teilhaben ... deshalb freue ich mich auch so sehr, dass Elbie und Alan hier sind! Du solltest diese Sache vergessen., Trowa!"

Sie sah ihm tief in die Augen.

"Bitte!" Ihre Stimme war fast ein Flüstern.

Trowa erwiderte noch immer nichts, sondern ging nun einfach stumm an ihr vorbei. Er trat auf den leeren Schulgang hinaus und ging ein paar Schritte nach links.

Als er hörte, dass Tamaras Schritte sich in die andere Richtung entfernten, drehte er sich noch einmal um und rief ihr hinterher, nachdem er sicher war, dass niemand da war, der ihn sonst noch hören konnte: "Ich habe eine eurer Waffen gefunden!"

Tamara blieb abrupt stehen und sah zurück zu Trowa.

"Was?"

Er sah sie ruhig an.

"Du weißt schon, was ich meine. Das weißt du doch immer!", antwortete er.

"Wo?" Tamaras Stimme war kalt, emotionslos und furchtbar ernst.

Trowa senkte die Stimme und sah sie von unten her bedrohlich an:

"Am Tatort!"

Tamara erschauerte.

"Es war SEINE Waffe!"

Wut schwang in Trowas Stimme mit.

Sie starrte ihn immer noch unverwandt an.

Er konnte Tamara ansehen, dass dieser Schlag sie getroffen hatte.

Damit war die Diskussion für Trowa beendet.

Er drehte sich einfach um und ging leise davon.

Tamara stand noch eine Weile allein auf dem Flur und dachte nach.

Dann verhärteten sich ihre Gesichtszüge und sie ging entschlossen in Richtung der Ausgänge. Heero und Quatre wollten in einem Cafè in der Nähe auf sie warten.

Aber vorher hatte sie noch etwas zu erledigen.

"Hallo, ihr Anderen!", sagte Tamara in einem ironischen Ton.

Elbie und Alan, die sich gerade auf dem Weg zu einem Shuttle befanden, drehten sich überrascht um.

"Hallo, ihr anderen, die ihr so verdächtig im Zirkus herumschleicht!"

Alan sah sie fragend und empört zugleich an.

"...und euch auch noch erwischen lasst!"

Tamara war ziemlich sauer.

"Wer hat uns bemerkt?", fragte Elbie hart.

"Trowa!" Tamara sah sie streng an.

"Ich habe auch was von deinem kleinen Prügelanfall heute früh mitbekommen, Alan!"

Alan nahm Haltung an und sah Tamara direkt in die Augen.

"Die ganze Schule weiß davon! Lenk nicht unnötige Aufmerksamkeit auf euch! Lass gefälligst die Finger von Wufei! Ich möchte keine weiteren Zwischenfälle, klar?", herrschte sie ihn an.

"Ja, Sir", antwortete Alan.

Tamara drehte sich weg.

"Behaltet Trowa im Auge! Er wird weiter herumschnüffeln und euch dicht auf den Fersen bleiben, also verhaltet euch möglichst unauffällig!"

Wenn Tamara so mit Elbie und Alan sprach, hatte sie etwas Diktatorisches, Befehlendes an sich.

Sie entfernte sich einige Schritte und auch Elbie und Alan setzten ihren Weg in die entgegengesetzte Richtung fort, als Tamara ihnen, ohne sich umzudrehen, noch zurief:

"Er hatte eine unserer Waffen!"

Elbie und Alan drehten sich beide schockiert um.

"Wer?", rief Elbie aufgebracht aus.

"Doch nicht etwa der Angreifer von Samstagnacht?", rief Alan besorgt.

"Trowa hat sie gefunden", erwähnte Tamara, als sie sich zu ihnen wieder hindrehte.

"Verdammt, wenn er damit zur Polizei ...", begann Alan.

"Wird er nicht", unterbrach Tamara ihn schnell.

"Aber", überlegte Elbie, "dann hat sich die Waffe doch gar nicht selbst zerstört. Das bedeutet doch nur, dass ...", sie stockte.

"Genau! Der Angreifer WOLLTE, dass man die Waffe findet!", beendete Tamara ihren Satz.

Elbie sah sie mit aufflammender Panik an.

Tamara lächelte schmerzvoll: "Da will uns wohl jemand etwas anhängen!"

"Soll ich der Sache auf den Grund gehen?", fragte Elbie beunruhigt.

"Nein", lehnte Tamara ab. "Ihr verhaltet euch vollkommen unauffällig! Ich selbst werde dem Fall nachgehen! Trowa hat euch zu sehr ins Auge gefasst!"

"Aber dich doch auch", wagte Alan es, einen zaghaften Einspruch einzubringen.

"Ja, ... schon", meinte Tamara.

Dann lächelte sie. Sie lächelte so, wie sie es immer tat. Ein Lächeln von Herzen.

"Aber im Gegensatz zu euch, habe ich Heero!"

In ihr Lächeln mischte sich kurz ein hässlicher bösartiger Wesenszug, doch er verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war, und Tamara rannte leichtfüßig wie ein kleines Mädchen zum Treffpunkt mit ihrem großen Bruder.

Elbie und Alan sahen ihr besorgt hinterher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nostradamus_MB
2003-10-10T00:17:08+00:00 10.10.2003 02:17
Ah, ein wunder, eine der wenigen (für nicht shonen ai-fans) guten gw geschichten. zwar ein bissle occ, aber hey was soll's, sowas ist doch nicht schlimm.
der schreibstiel ist auch gut. die handlung ist spannend. und was noch viel wichtiger ist, ich weiß beim besten willen nicht wie's weiter gehen könnte (das macht es nur um so spannender!).
ich hoffe du wirst weiter geschreiben.

nos / michel


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