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Schöne heile Welt

von

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Relena vs. "Etwas Blondes"

KAPITEL 3

Relena vs. "Etwas Blondes"
 

Den Rest des Tages sprachen Relena und Heero kein Wort mehr miteinander. Im Unterricht war es leicht, einander zu ignorieren. In den Pausen flüchtete Relena immer mit irgendeiner Ausrede aus dem Klassenraum : "Ich muss zu meinem Schließfach." - "Ich will mir was zu essen holen." - "Ich will mir was zu trinken holen." - "Ich muss noch jemanden anrufen." usw. In Wirklichkeit streifte sie durch das Schulhaus und lugte in jeden Klassenraum, um so die mysteriöse unbekannte Rivalin auszumachen. So war sie es gewohnt. Es war wie in der Kriegsführung : Kenne deinen Feind! Und Relena kannte sie, die sie doch eindeutig als ihren Feind oder immerhin als ihre Rivalin ansah, doch gar nicht.

Wichtig war es erst mal, ihren Namen herauszufinden, ihr Alter und ihre Klasse ... leider war Relena in allen drei Punkten erfolglos. Die mysteriöse Unbekannte blieb bis zum Ende des Tages mysteriös und unbekannt. Vielleicht hätte sie Hilde oder Duo oder sonst wen um Hilfe bitten sollen, aber es war ihr peinlich, derart eifersüchtige und zickige Gefühle zu haben. Sie wollte sich so nicht vor ihren Kameraden präsentieren.

Hilde und Quatre kümmerten sich um Schuldinge, Heero hingegen verbrachte die Pausen wie immer schweigend. Und Chang tat es ihm gleich - Duo vermutete schon, dass eine seltsame Krankheit (Schweigeritis genannt) die Runde machte, denn er war derjenige, der am meisten unter dieser kühlen und distanzierten Atmosphäre zu leiden hatte. Der arme geschwätzige Kerl musste sich dann wohl oder übel mit den übrigen "niederen Normalzivilisten" unterhalten, wobei diese Unterhaltungen meist aus gemeinen beleidigenden Witzeleien von Duos Seiten und unterdrückter Wut auf Seiten der Angesprochenen bestanden.

So ziemlich jeder der Freunde war froh, als dieser erste Schultag endlich zu Ende war. Heero, Duo, Quatre und Chang versammelten sich vor dem Schulgebäude, weil Duo noch auf Hilde warten wollte.

Wieder sagte keiner ein Wort. Duo versuchte verzweifelt einen Impfstoff gegen die Schweigeritis zu entwickeln.

"Hey, Trowa war ja heute gar nicht da...."

Keine Reaktion.

Chang sah in die Ferne, Quatre auf den Boden und Heero irgendwohin.

"Was meint ihr? Ob er immer noch beim Zirkus ist?"

Wieder keine Reaktion.

"Ich würde es ihm zutrauen..."

Kein Kommentar.

Nicht mal ein "Hn" von Heero war zu vernehmen.

"Ja, ich finde euch alle auch sehr gesprächig heute! Es ist wirklich immer wieder ein Vergnügen mit euch zu reden!"

Keine Reaktion.

Nur Quatre scharrte betreten mit dem Fuß auf dem Boden.

Duo wurde langsam aber sicher ärgerlich.

"Oh, ja, das hat mir die ganzen Ferien lang soooooo gefehlt...."

Sarkasmus - Duos letzte Zuflucht.

Er atmete erleichtert auf, als Hilde und Relena kamen. Dann konnten sie ja endlich alle nach Hause gehen..

Hilde kam zu den anderen und begann mit etwas Small-Talk-Geplänkel; Duo war schon froh, dass überhaupt jemand mit ihm redete, denn Relena schien sich auch mit Schweigeritis angesteckt zu haben. Jedenfalls stand sie etwas entfernt von den anderen und starrte auf die Straßenkreuzung. Von seinem Standpunkt aus konnte Duo natürlich nicht erkennen, auf wen Relena da eigentlich starrte, als sie plötzlich sagte: "Geht schon mal allein nach Hause! Ich hab noch was dringendes zu erledigen."

Mit diesen Worten verschwand sie auch schon in Richtung Kreuzung. Niemand von ihnen hatte das junge blonde Mädchen gesehen, das die ganze Zeit versuchte, sich dort vor Relenas bösen Blicken zu verstecken.

Nach einigen Minuten entschlossen sich dann Duo und Hilde nach Hause zu gehen. Chang und Quatre folgten ihnen wortlos, nur Heero wurde etwas nervös. Schließlich folgte auch er ihnen.

Als sie an der Kreuzung waren, trat die blonde Schönheit aus der ersten Pause auf Heero zu. Duo, Quatre und Chang wurden ungewollt rot und starrten sie wie die Affenmenschen an.

"Wo warst du? Ich hab auf dich gewartet?", fragte Heero leise mit einer Mischung aus Besorgnis und Vorwurf.

"Entschuldige, bitte", antwortete die Angesprochene mit einer sanften und überirdisch klingenden Stimme. Duo und Quatre waren hin und weg.

"Ich ....ich habe mich mit ein paar .... Klassen ... ja, Klassenkameraden getroffen ... und .... und wir .... naja, sie wollten mir die Umgebung zeigen ... ich ...ich geh dann später allein nach Hause ... Tschüss!", brachte sie hastig und stockend heraus und verschwand dann so schnell, wie sie gekommen war. Heero war misstrauisch. Sie blickten ihr sprachlos hinterher. Für Duos Geschmack waren alle heute ein wenig zu oft sprachlos. Er fand als erster seine Worte wieder und nutzte diesen Vorteil natürlich, um irgendeinen dämlichen Kommentar loszulassen.

"Was denn? Kein Küsschen auf das Wängelein?", fragte er neckisch.

Ein drohender Blick von Heero war die einzige Antwort, die er erhielt.

'Tja', dachte sich Duo,'schön, dass die Kommunikation zwischen Heero und mir wenigstens wie immer klappt.'

Lächelnd folgte er Heero, welcher nach Hause ging und auch die anderen brachen auf, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Die Blonde sah ihnen von der gegenüberliegenden Straßenseite hinterher, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Als alle verschwunden waren, drehte sie sich um und sagte ernst:

"Sie sind jetzt weg. Was willst du also?"

Sie blickte Relena fest in die Augen, welche den Blick erwiderte.

Relena hatte die Kleine schon von weitem entdeckt und sie abgefangen, bevor sie mit Heero reden konnte. Sie hatte ihrer Rivalin unmissverständlich zu erkennen gegeben, dass sie mit ihr reden wollte. Allein. Unter vier Augen. Und zwar sofort.

Nun standen sich die beiden Mädchen gegenüber und betrachteten sich feindselig.

Relena bereitete sich geistig auf die kommende Auseinandersetzung vor.

"Du weißt, wer ich bin?", fragte sie überlegen und versuchte die Kleine einzuschüchtern.

"Nein. Ist das denn von Bedeutung?", erwiderte diese herablassend.

Relena brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und sich nicht sofort wutentbrannt auf dieses kleines arrogante Ding zu stürzen, wie ein hungriger Säbelzahntiger.

"Ich bin Relena Peacecraft. Die rechtmäßige Erbin des Königreiches Peacecraft und Diplomatin im äußeren Dienst!" Na also, wenn das jetzt keinen Eindruck bei der schinden würde, dann...

"Und? Schön für dich! Was willst du von mir?"

Relena sah sie nur einen Moment lang total baff an.

Diese Respektlosigkeit war ja wohl nicht zu ertragen! Na gut, Relena war bereit, in die Vollen zu gehen.

"Ich wollte mal mit dir 'reden'." Sie ließ eine eindrucksvolle Pause. "Über Heero."

Die Blonde zeigte keine Reaktion darauf. Sie blickte Relena fest und bereit zum Gegenangriff an. Beide waren jetzt auf Konfrontationskurs.

"Du scheinst dich ja sehr gut mit ihm zu verstehen." Relena begann um sie herumzuschleichen, wie ein Raubtier um ihre Beute. Dabei sah sie sich die Kleine von oben bis unten an. Relena wollte ihr einen Eindruck von Überlegenheit vermitteln, von Autorität.

Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Blonden und sie erwiderte heimtückisch: "So? Scheint es?"

Relena fuhr fort: "Ja, ich meine ... hey, wieviele Mädchen lächelt Heero denn schon an?Wo habt ihr euch denn kennengelernt?"

"Auf der medizinischen Station einer Randkolonie", war die knappe Antwort.

Relena bereitete ihre nächste Frage vor, als die Kleine sagte:

"Ich weiß ja nicht, was du dagegen hast, wenn Heero lächelt, aber ich habe heute wirklich noch einiges vor. Wenn du also mit deinem Verhör zu einem baldigen Ende kommen würdest, Relena Peacecraft, rechtliche Erbin des Königreiches Peacecraft und Diplomatin im äußeren Dienst, dann wäre ich dir wirklich zutiefst zu Dank verpflichtet!"

Relena war einfach nur verblüfft und total entrüstet über das Ausmaß dieser Ironie. Herausfordernd traf sie der Blick dieses kleinen blonden Miststücks. Noch nie hatte sie jemand derart gereizt. Sie war einen Moment lang sprachlos und suchte krampfhaft nach den richtigen Worten, um ihrem Gegenüber diese Frechheit heimzuzahlen. Sehr schnell hatte Relena begriffen, dass jedes falsche Wort dieser Fremden nur einen weiteren Angriffspunkt ermöglichen würde.

Und so war es auch, denn diese Denkpause nutzte die Kleine wieder schamlos aus und erwiderte selbstsicher:

"Was? Kommt nichts mehr? Gut, dann gehe ich jetzt. War echt nett mit dir zu plaudern!"

Und mit diesen Worten nahm sie ihre Tasche vom Boden und ging um Relena herum.

Diese fasste sich aber blitzartig und packte ihre Rivalin stark am Arm und hielt sie so zurück. Sie war unheimlich schwach. Relena hätte wohl keine Schwierigkeiten gehabt, sie sofort zu Boden zu werfen, aber sie begnügte sich damit, sie vorerst nur mal festzuhalten.

"Lass mich sofort los!", fauchte sie Relena dennoch gefährlich an.

"Oder was?", erwiderte diese. "Willst du mich dann beißen?"

Mit einem heftigen Ruck befreite sie sich aus Relenas Griff und baute sich dann in einiger Entfernung vor ihr auf.

"Fein ... dann setzen wir unsere Unterhaltung halt fort ... ach, darf ich Sie eigentlich duzen, oder soll ich sie mit Eure Hochwohlgeboren oder Eure Majestät anreden?"

Der Hohn und die Verachtung in ihrer Stimme brachten Relena noch mehr zum Kochen.

"Du kleines Miststück. Achte mal besser auf deinen Ton, denn ich möchte dir wirklich nicht raten, mich zum Feind zu haben!" Obwohl sie doch schon längst wusste, dass es dazu schon zu spät war. Die beiden waren bereits Feinde. Und mitten in einem erbitterten Kampf.

"Wo waren wir also stehen geblieben", setzte Relena ihr Verhör fort und gewann langsam ihre Selbstsicherheit und Stärke wieder. "Ihr habt euch also auf der Krankenstation einer Randkolonie getroffen. Und wie? War Heero mal wieder verletzt und als du ihn so leidend und gequält auf seinem Krankenbett gesehen hast, hat es wohl gefunkt?"

Aus Relenas Stimme sprach ihre Eifersucht, aber auch ihre Verletzlichkeit drang durch.

Die Blonde blickte Relena plötzlich verwundert und überrascht an.

"Oder hast du armes kleines Ding Probleme gehabt, weil dich irgendein böser wilder Typ bedroht hat und der gute Heero war dein Retter in der Not, welcher sich nach geglückter Rettungsaktion als der Prinz deines Lebens herausgestellt hat?"

Die Augen der Kleinen weiteten sich immer mehr. Sie starrte Relena nur noch verdutzt an.

"Oder halt ... vielleicht war dein Vater irgendein berühmter Wissenschaftler, der mit Heero geschäftlich zu tun hatte und ihr habt euch durch die Arbeit kennengelernt ... oder ... vielleicht hast auch DU Heero das Leben gerettet und er..."

Relena hätte in ihren Ausführungen einer Vielleicht - war - es - so - oder - so -Welt ewig weiterfahren können, doch ihre angebliche Rivalin unterbrach sie unhöflich.

"Halt mal! Halt! Hol mal tief Luft! Und vielleicht klärst du mich dann mal auf, wovon du redest! Was bitte schön, glaubst du denn, was zwischen mir und Heero läuft?"

Sie klangt ungläubig und sah Relena erwartungsvoll an, welche nun etwas unsicher wurde.

"Hä?", brachte sie nur heraus. Dann riss sie sich zusammen. "Versuch dich jetzt bloß nicht herauszureden! Ihr kommt zusammen zur Schule, er ist so scheiß freundlich zu dir und lächelt dich an und... und... naja, jeder Blinde sieht doch, dass da was zwischen euch läuft!"

Relena war echt aufgebracht. Ihre Verzweiflung begann langsam die Oberhand zu gewinnen. Ganz im Gegensatz zu ihrem Gegenüber.

"Dass was zwischen uns läuft? Was?", fragte sie. Und dann kam die Erleuchtung. "Du glaubst, dass Heero und ich ein PAAR sind?"

'Die will mich mit aller Gewalt lächerlich machen', dachte Relena. Sie stand fassungslos da. Unfähig ihre mühsam vorbereiteten Argumente auszusprechen.

"Hör mal, ich...", begann sie eingeschüchtert.

"Dass ICH Heero liebe und ER mich?", fragte die Blonde fast lachend.

Relena senkte den Blick. Sie war den Tränen nahe und konnte diese mies kleine Intrigantin nicht länger ansehen. Wie durch einen Nebel drang plötzlich deren sanfte und mitfühlende Stimme zu Relena.

"Du liebst ihn, oder?"

Das war die Frage.

Oder?

Gab es denn ein Oder?

Relena blickte auf und sah in ein Gesicht von Ruhe und Vertrauen. Es war überhaupt nicht mehr die kleine herablassende und sarkastische Schlampe, für die sie die Kleine gerade noch gehalten hatte.

Relena versuchte ein letztes Mal sich zu verteidigen:

"Jetzt hör mal zu! Ich liebe ihn nicht! Ich bin nur eine gute Freundin, die sich Sorgen um ihn macht! Bilde dir bloß nicht ein, dass du einfach so daher kommen kannst und mir mit ....du ... du...., du kleine miese ..... ich werde dich .... ich werde .... Bilde dir bloß nichts darauf ein, du..."

Naja, eine Verteidigung war das nicht gerade, aber es war das Beste, was Relena in diesem Moment geistiger und emotionaler Verwirrung herausbringen konnte.

"Mein Name ist Tamara."

Relena sah sie fragend an. "Was?"

Die Blonde kam ganz ruhig auf Relena zu, baute sich vor ihr auf, sah ihr in die Augen und schüttelte ihr dann die Hand.

"Tamara Yuy"

Sie lächelte, genauso wie sie Heero angelächelt hatte.

Und dann ging sie.

Relena war einen Moment fassungslos, da sie nicht begriff, was das eben war. Sie war nah daran sich wieder aufzuregen und schrie Tamara hinterher: "Hey, was fällt dir ein! Komm sofort zurück!!!!!! Tamara Y...."

Klick! Soeben hatte die eingegangene Information ihres Sinnesorgans, welches im Fachgebrauch auch oft "Ohr" geschimpft wird, über ihre Nervenbahnen Relenas Gehirn erreicht, wo diese Information in einem doch recht langsamen Tempo dann verarbeitet wurde.

"Yuy", flüsterte Relena. Die kleine hatte doch tatsächlich Yuy gesagt. Tamara Yuy.

"Warte!", schrie Relena panisch, "bist du etwa..." Sie wagte es nicht, weiter zu sprechen.

Tamara rief ihr im Weggehen noch freundlich hinterher: "Bis bald, Relena Peacecraft, rechtliche Erbin des Königreichs Peacecraft und Diplomatin im äußeren Dienst! Man sieht sich!"

Relena stand einfach nur da. Unfähig irgend etwas zu tun. Sie stand einfach nur da und sah Tamara ungläubig hinterher.

"Tamara Yuy .... bist du etwa ..... seine Schwester?"



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