Zum Inhalt der Seite

Schöne heile Welt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eindringling (?)

KAPITEL 2

Eindringling (?)
 

Relena bemerkte sie zuerst. Sie war ein junges Mädchen, wahrscheinlich aus den unteren Klassen, aber sie hatte sie noch nie zuvor gesehen. Wer war sie?

Relena wurde misstrauisch. Heero und die anderen waren gerade in eine heftige Diskussion vertieft, an der sich auch Chang beteiligte. Sie hatten die Blonde noch nicht bemerkt.

Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Jungen in der Klasse, welche nun neugierig den Kopf nach der unbekannten Schönheit renkten.

Diese stand etwas unsicher immer noch im Türrahmen. Der Lehrer war für die Pause zu einer privaten Besprechung abberufen worden, dennoch traute sie sich nicht so recht hinein. Sie trug ihre langen blonden Haare offen, so dass sie einen interessanten Kontrast zu ihren vollkommen schwarzen Klamotten darstellten. Ihre Augen, welche von ihrem Pony fast vollkommen verdeckt wurden, schweiften suchend durch die Klasse, bis sie sich schließlich auf Heero Yuy fest hafteten. Sie machte aber immer noch keine Anstalten den Raum zu betreten oder Heero auch irgendwie nur ein Zeichen ihrer Anwesenheit zu geben. Sie stand einfach nur da und wartete ängstlich und nervös, während sie von allen angegafft wurde, was ihr sichtlich unangenehm war.

Relena hatte jede ihrer Bewegungen verfolgt. Sie kochte innerlich, was sie sich doch eigentlich gar nicht erklären konnte. Sie kannte dieses Mädchen nicht. Sie wusste nichts über sie und sah sie doch eigentlich zum ersten Mal. Als zukünftige Diplomatin war es ihre Pflicht, möglichst vorurteilsfrei jeder Person gegenüber zu stehen. Doch sie konnte sich nicht gegen ihre aufkommenden Gefühle wehren. Ihre Instinkte verrieten ihr, diesem Mädchen nicht zu trauen. Sie war wie ein Eindringling in Relenas Augen. Ja, ein Eindringling. Ein Eindringling in ihr Territorium. Dieses Mädchen gehörte hier nicht hin. Da war sich Relena sicher. Sie hatte ein ungutes Gefühl.

Chang bemerkte Relenas gedankliche Abwesenheit und folgte ihrem Blick, so dass auch er die blonde Schönheit sah.

Seine Reaktion fiel aber bei weitem anders aus als die von Relena. "Hey, Heero, ist das nicht die, mit der du auch zur Schule gekommen bist?", rief er laut und etwas überrascht aus.

Quatre drehte sich ruckartig um und war ebenfalls überrascht. Jedoch wohl eher, weil dieses Mädchen aus der Nähe betrachtet noch hübscher aussah als aus der Entfernung.

Während Hilde nun auch neugierig die Fremde beäugte, funkelte Relena Heero böse an. '...mit ihr zur Schule gekommen?', ging es ihr durch den Kopf. 'Was zum Teufel hat Heero mit DER zu schaffen?'

Heero lehnte sich in aller Seelenruhe nach hinten, beugte seinen Kopf, so dass auch er die Kleine in der Tür sehen konnte und sah sie fragend an.

Duo war der einzige, der nichts sehen konnte, weil ihm alle anderen den Blick versperrten. Er verrenkte sich in alle Richtungen, konnte jedoch keinen Blick erhaschen. "Jetzt reicht's mir aber! Ich will auch was sehen!", sagte er lautstark und stand mit einem solchen Schwung von seinem Stuhl auf, dass dieser nach hinten wegflog. Als er die blonde Gestalt am anderen Ende des Zimmers erblickte, wurde er jedoch ganz still. Eine unbemerkte Röte stieg in sein Gesicht und Duo hatte echt alle Mühe, seine Fassung zu bewahren. Und dann sah er wieder nichts mehr, denn Heero war aufgestanden und versperrte ihm nun wieder die Sicht. Duo schreckte aus einem tranceartigen Zustand auf und suchte verzweifelt nach irgendeinem coolen Spruch, den er jetzt loslassen könnte.

Als das Mädchen in der Tür Anstalten machte zu gehen, sagte Heero: "Entschuldigt mich mal kurz!" und begab sich dann in ihre Richtung. Alle sahen ihm fassungslos hinterher. Relena war zutiefst schockiert und irgendeiner Reaktion unfähig.

Das Mädchen sah Heero aus großen Augen an, als dieser sie sanft an der Schulter packte und mit sich um die Ecke zog. Die anderen starrten ihm immer noch ungläubig hinterher.

Chang war derjenige, welcher überraschender Weise als erster die herrschende Stille durchbrach. "Ich will sehen, was da los ist!", brachte er heraus und huschte dann in Richtung Tür.

Duo wusste nicht was ihn mehr überraschte: Heeros Beziehung zu einem so hübschen Mädchen oder Changs unbeherrschte Neugier. "Das ist doch der Hammer! Da hat sich unser kaltblütiger Heero über die Ferien doch eine nette kleine Liebschaft angelacht...." Er wollte eigentlich noch ein 'Hach, hat der's gut' hinzufügen, doch Relena machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Der letzte Kommentar hatte ihr den Rest gegeben und ihr Geduldsfaden war nun endgültig gerissen. Entschlossen folgte sie Chang zur Tür, wo die beiden sich auf die Lauer legten und vorsichtig um die Ecke lugten. Noch bevor sie sich versehen konnten, standen bzw. hockten auch Duo, Hilde und Quatre neben ihnen.

"Wir wollen doch auch wissen, was da vorgeht", brachte Quatre entschuldigend hervor.

Heero stand am Ende des Ganges und redete mit der Unbekannten. Er stand mit dem Rücken zu den anderen und verdeckte so leicht die Gestalt des Mädchens, doch sie war es. Eifersucht funkelte in Relenas Augen auf. Hilde, welche Angst hatte, dass Relena die Nerven verlieren und einen Aufstand machen würde, fasste sie leicht am Arm und machte "Pssst!", um sie zur Ruhe zu rufen.

Sie konnten leider nicht hören, worüber die beiden sprachen. Nur ein leises Flüstern drang bis zu ihnen herüber.

Und dann geschah es: Die Kleine lächelte Heero lieblich an. Und als ob das noch nicht genug wäre, konnte Relena genau erkennen, wie Heero, als er sich leicht drehte, zurück lächelte. Heero hatte ein Mädchen angelächelt. Ganz freiwillig. Und dieses Lächeln kam von Herzen. Sein ganzes Gesicht strahlte eine derartige Sympathie für dieses fremde Mädchen aus, dass es Relena das Herz brach.

"Ich muss mal aufs Klo", brachte sie mühsam hervor und stand dann geräuschvoll auf und ging für Heero und seine neue Freundin klar sichtbar davon. Das Mädchen sah ihr fragend hinterher und auch Heero sah besorgt in ihre Richtung, doch das entging Relena. Duo hatte keine Worte mehr. Er sah ihr sprachlos hinterher.

"Ich geh ihr mal nach", rief Hilde besorgt und war auch schon in Relenas Richtung verschwunden.

Das blonde Mädchen erblickte nun Duo, Quatre und Chang, welche sich wohl zu weit aus ihrer Lauscherecke herausgewagt hatten. Die drei fühlten sich auf frischer Tat ertappt und lächelten sie nur verlegen an. Von Heero traf die drei ein böser Blick, als die Kleine sich von ihm zu verabschieden schien. Sie stellte sich kurz auf die Zehenspitzen und gab Heero einen Kuss auf die Wange, worauf sie anschließend mit einem leicht fliegenden Schritt in einem Seitengang verschwand.

"Gott sie Dank, dass Relena DAS nicht gesehen hat, sonst würde hier sehr schnell ein weiterer Weltkrieg toben", flüsterte Duo leise.

Heero stand noch eine Weile da und sah dem Mädchen glücklich hinterher. Er lächelte wieder. Dann wurde er aber schlagartig ernst und begab sich zurück ins Klassenzimmer, ohne an seine drei neugierigen Freunde auch nur ein einziges Wort zu richten.

Als es zum Unterricht klingelte, waren Hilde und Relena immer noch nicht wieder da. Heero, Duo, Quatre und Chang wechselten kein Wort.

"Er hat sie angelächelt", brachte Relena unter Zähneknirschen hervor. Sie lehnte im Damenklo an einer Seitenwand und starrte ins Leere. Hilde stand ein Stück von ihr entfernt und sah sie mitfühlend an. Sie wagte es nicht, irgendwas zu sagen, aus Angst, Relenas Wut nur noch zu schüren.

"Angelächelt", wiederholt sie tonlos. Dann verhärteten sich ihre sonst so zarten Gesichtszüge und ohne Vorwarnung drehte sie sich plötzlich um und schlug mit voller Wucht gegen die Wand. Hilde zuckte zusammen, da der Schlag so heftig war, dass die Kacheln davon wackelten.

"Angelächelt", wiederholte sie wieder. Dann trat sie gegen die Wand. Immer und immer wieder.

"Als ich ihn heute angelächelt habe, hat er nicht mal eine Miene verzogen! Und SIE lächelt er an!!!!!", brach es schließlich aus ihr heraus. Sie stieß sich von der Wand ab und lief nun aufgebracht vor den Waschbecken auf und ab.

'Wie ein verletztes Raubtier', dachte Hilde ängstlich. Sie hatte Relena noch nie so wütend erlebt.

"Wer ist sie? Warum benimmt er sich zu ihr so herzlich? Wir kennen ihn schon so lange und zu keinem von uns, war er je so freundlich!" 'Zu mir jedenfalls nicht' ... das war es doch, was Relena sagen wollte. Hilde sah sie nur mitleidig an.

Relena lehnte sich wieder an eine Wand und sank zu Boden. Sie vergrub den Kopf zwischen ihren Armen, um ihre Verletzbarkeit vor Hilde zu verbergen. Sie war doch stark. Sie durfte jetzt nicht weinen. Sie zog doch nur voreilige Schlüsse. Von so etwas darf sie sich nicht beeinflussen lasse. Sie darf sich nicht aus der Fassung bringen lassen. Nein, nicht sie. Sie war doch Relena. Relena Peacecraft!

"Relena!" Hildes sanfte Stimme drang zu ihr durch. "Wir sollten jetzt in den Unterricht zurückkehren."

Relena stand auf und sah Hilde aus festen und selbstsicheren Augen an.

"Ja, du hast recht. Lass uns gehen!" Ein erzwungenes Lächeln sollte ihre Aussage untermauern.

Sie bereute ihren kurzen Zusammenbruch von eben und wollte ihrer Freundin daher um so mehr ihre eigentliche Stärke zeigen. Sie war doch Relena Peacecraft. So etwas würde sie nicht zu Fall bringen. Sie würde auch mit dieser Situation fertig werden. Sie würde kämpfen! Kämpfen um Heero!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück