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Forever Dream

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Guess I knew it all along
Says you're a stranger
Here in paradise Komplett anzeigen

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A Stranger Here in Paradise

„Hallooo!“, begrüßte hide Yoshiki und Toshi freudig, als sie am darauffolgenden Abend vor seiner Wohnungstür standen. Seit er Anfang des Monats bei Pata ausgezogen war, stand diese Einladung aus und sie hatten beschlossen, den Anlass mit einer kleinen, nachträglichen Feier des gestrigen Abends zu verbinden. Abgesehen von diesen für sich allein genommen schon guten Gründen war hide nun der Einzige von ihnen, der ausreichend Privatsphäre für geselliges Beisammensein bieten konnte.

„Guten Abend“, sagten Yoshiki und Toshi gleichzeitig. Der Gitarrist machte einen Schritt zurück und sie traten ein. Es ging nur hintereinander. Ein winzig kleiner Flur führte an zwei Türen, vermutlich Bad und Toilette, vorbei in einen Raum, der Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer kombinierte. Es war sehr minimalistisch, doch hide hatte durch die Stellung der Möbel auf jeden Fall das Beste daraus gemacht. Durch zwei große Fenster auf der gegenüberliegenden Raumseite fiel das orangefarbene Licht der Abendsonne herein und ließ die Gitarre in der Ecke leuchten. Es duftete nach Essen.

„Jaaa, es ist klein“, räumte hide ein und wedelte mit der Hand, als wolle er ihre noch nicht geäußerten Worte aus der Luft fischen und gleich dort zerreißen. „Aber das heißt, ich muss wenig putzen. Disst mich nicht und setzt euch. Taiji trinkt Cola mit Rum, was wollt ihr?“ Abwartend lehnte er sich an die Küchenzeile. Ihr Bassist winkte vom Bett aus.

„Weißt du“, sagte Yoshiki und griff in seine Umhängetasche, „du hast mir nie dieses Bier mit Himbeersirup gemacht, von dem du mal erzählt hast. Hier. Sirup. Und hier. Sekt zum Anstoßen.“

„Nice“, sagte hide anerkennend, griff nach den Sektflaschen und tauschte sie im kleinen Kühlschrank gegen eine Flasche Bier.

Dann wandte er seine erwartungsvolle Aufmerksamkeit ihrem Sänger zu.

Dieser schaute wie eine Kuh bei Gewitter. „Ich weiß nicht“, sagte er überfordert. Er hatte keine Erfahrung mit Mischgetränken. „Mach mir einfach… was ohne Aufwand.“

„Ach Gottchen“, sagte hide beschwingt und griff nach den Limetten. „Du bist so putzig. Ich mach dir einfach auch mal eine Rum-Cola und dann schauen wir, wie’s weiterläuft, ok?“

Toshi grinste schief zur Antwort und wanderte zum Fenster hinüber. Wäre es nicht um die Häuserfront gegenüber, hide könnte direkt das Meer sehen. So betrachtete er einen Augenblick lang die teilweise erleuchteten Fenster und die Leben dahinter. Putzig… putzig war Hamster. Putzig war kleiner Junge in einem Matrosenanzug mit einem großen Lolli. Putzig… war schlecht.

Er seufzte innerlich und wandte sich der Auswahl an Sitzmöglichkeiten zu. Es waren nicht viele. Setzte er sich auf den Boden, saß er vermutlich allein. Setzte er sich aufs Sofa, war das Sofa voll. Setzte er sich zu Taiji, setzte sich hide mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Yoshiki aufs Sofa. Egal was er tat, er würde nicht in hides Nähe landen. Also dann. Er setzte sich in angemessenem Abstand neben Taiji aufs Bett. Immerhin war das der Ort, an dem hide schlief. Diese Decke hier bedeckte seinen Körper und auf dieses Kissen bettete er seinen Kopf. Toshi wollte sich noch bremsen, doch da dachte er bereits: Ob es wohl auch nach Vanille roch? …uuund das war ein Gedanke, wie ihn eigentlich nur gruselige Freaks hatten. Mann, dachte Toshi. Er musste wirklich aufpassen, wo das mit ihm und seiner Vernarrtheit hinlief.

Yoshiki hatte es sich unterdessen auf dem kleinen roten Sofa gemütlich gemacht und sah sich um. „Du brauchst dringend mehr Einrichtung. Ist‘n bisschen kahl.“

„Was willst du?“, fragte hide und gestikulierte mit dem Messer, welches er gerade benutzte, um die Limetten zu schneiden. „Ich hab ein Bett, ein Sofa, einen kleinen Tisch, einen hohen Tisch und einen Stuhl. Und diese Pflanze!“ Er deutete aufs Fensterbrett, wo ein vielleicht daumengroßer Kaktus aus einem winzigen Blumentopf spitzte. „Ich bin fantastisch eingerichtet, du Bonze.“ Er warf die Limetten in zwei Gläser und schüttete seine Mischung hinterher. Dann öffnete er den Sirup. „Trinken wir jetzt Sekt oder später?“, fragte er, während er in den Untiefen seines Küchenschranks verschwand und nach geeigneten Behältnissen suchte.

„Stoßen wir später an“, sagte Yoshiki, „wenn Pata da ist. Wo steckt er überhaupt?“

„In Ordnung.“ hide tauchte mit zwei großen Plastikbechern wieder auf und öffnete das Bier. „Ich weiß nicht. Aber da er heute soweit ich weiß nicht gearbeitet hat, schätze ich mal, es hat… ähehehe… schöne Gründe.“

„Was bedeutet ähehehe?“, fragte Toshi.

Taiji warf ihm einen nachsichtigen Blick zu und erbarmte sich, zu definieren. „Kopulation.“

„Taiji!“, rief Toshi. Und wurde rot.

„Meine Güte“, murmelte der Bassist. „Bist du fünf? Was machst du, wenn jemand Penis sagt?“

„Zumindest bin ich nicht ständig vulgär!“, verteidigte sich der Sänger energisch.

„Was ist denn an Kopulation vulgär?“, fragte Taiji verständnislos. „Das ist das biologisch korrekte Wort. Ich hab’s mal nachgeschlagen. Es stimmt.“

„Aber das sagt man ni-“

„Heeee“, machte hide. Er war mit ihren Getränken vor dem Bett aufgetaucht. „Ist wieder gut jetzt. Piep-Piep-Piep, wir haben uns alle lieb.“ Er reichte Taiji und Toshi ihre Colamischung und Yoshiki eins der Sirup-Biere.

„Das“, sagte Taiji und beäugte das pinkfarbene, schaumige Getränk in hides Hand, „muss mit Abstand der schwulste Drink sein, den ich je in meinem Leben gesehen hab.“

„Ich mag Pink“, sagte hide entschieden und schaute dann einmal in die Runde, sein Glas erhoben. „Also dann. Freut mich, dass ihr da seid, esst, trinkt und falls ihr kotzen müsst, trefft bitte die Schüssel – ich weiß, dass du mich gerade ungläubig anschaust und es stört mich gar nicht! Prost!“

Yoshiki, an den der letzte Satz gerichtet gewesen war, verzog das Gesicht zu einem halb amüsierten, halb leidenden Lächeln und nahm einen Schluck von seinem Bier. Es war prickelnd und fruchtig und pappig süß. Er verzog das Gesicht. „Boah. hide. Sorry. Aber ich kann das nicht trinken. Da klebt mir alles zusammen.“ Er gestikulierte auf seinen Mund und stellte das rosa Bier auf dem Couchtisch ab.

„Und das ist dir nicht gekommen, als du den Sirup gekauft hast?“, fragte hide belustigt und wischte sich einen rosa Schaumbart von der Oberlippe.

„Ich hab noch nie Sirup gegessen“, verteidigte sich Yoshiki. „Ich hab das unterschätzt.“

„Wollen wir tauschen?“, bot Toshi an.

Gekränkt drehte sich hide zu ihm. „Sag bloß, dir schmeckt’s auch nicht!“

„Nein, Nein. Alles gut. Ich wollt nur mal probieren.“ Er tauschte Drinks mit Yoshiki und nippte an seinem neuen Glas. Gewöhnungsbedürftig… aber irgendwie besser als das Brennen des Rums im Abgang. „Ich behalte das.“

„Aber hide“, begann Taiji dann und setzte sich in den Schneidersitz, „nochmal zu dieser Freundin.“

„Mmh?“, machte hide. Er war zur Küchenzeile hinübergegangen, um sich Nudeln zu nehmen und warf Taiji einen abwartenden Blick zu.

„‘s‘ sie echt oder was?“

„Ja. Ich hab sie getroffen. Sie ist einen Meter fünfzig hoch und sehr nett.“

„Mmh“, machte Taiji. Es klang beinahe enttäuscht.

„Was?“

„Nichts. Ich dachte nur irgendwie… keine Ahnung. ‘s‘ sie hübsch?“

Der Gitarrist kaufte sich Zeit, indem er Streifen von Omelette, Gurken und Schinken über seine Ramen streute, als wäre es eine Kunst. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, sagte er schließlich ausweichend.

„Aha“, machte Taiji. „Also nicht.“

„Wieso interessiert dich das?“, fragte Yoshiki, der ebenfalls aufgestanden war, um etwas zu Essen abzugreifen.

„Ich weiß nicht. Wir sind Männer. Wir trinken gerade. Wir reden über Mädchen. Das ist eine traditionelle Kombination.“

„Ich glaube, ich fänd’s angenehmer, wenn wir über Mädchen reden würden, die nicht schon zu einem von uns gehören“, bemerkte Toshi. „Das hat so was… stalkerhaftes.“

„Ok“, willigte Taiji ein. „Von mir aus. Yoshiki.“

Yoshiki, dem hide gerade als guter Gastgeber Nudeln auflud, hielt mit einem Stück gemopsten Hühnchen auf halbem Weg zum Mund inne. „… was?“

„Beschreib uns mal deine ideale Frau.“

Der Schlagzeuger ließ erst einmal langsam das Fleisch wieder sinken, steckte es sich dann aber doch in den Mund und ging kauend auf seinen Platz zurück. Dabei murmelte er: „Was ist gerade mit diesem Abend passiert… Ich bin nicht betrunken genug hierfür…“ Und damit war die Unterhaltung für ihn anscheinend auch beendet.

Taiji runzelte die Stirn. „Ihr seid alle seltsam. Das ist doch wirklich kein peinliches Thema.“

„Dann fang du doch an“, verlangte hide. Wie Toshi vorhergesagt hatte, setzte er sich neben Yoshiki aufs Sofa und nahm noch einen Schluck rosa Bier, bevor er nach seinem Essen griff.

„Zwei Brüste, zwei Beine, Kopf, idealerweise einer davon“, erklärte Taiji unbeeindruckt.

„… irr ich mich, oder trifft das auf so gut wie jede Frau zu?“, wollte hide sichergehen.

„Nicht, wenn du bedenkst, dass ein wichtiger Aspekt fehlt“, murmelte Yoshiki und faltete Omelette.

„Welcher?“

„Sie muss mit ihm mitgehen wollen…“

hide kicherte und schlug Yoshiki auf den Rücken. Dieser verschluckte sich an seinem Ei und musste husten. Vielleicht war ihm aber auch einfach nur die Bosheit im Hals stecken geblieben.

„Witzig“, bekundete Taiji trocken. „Ok. Du bist dran.“

Der Schlagzeuger hatte einen großen Schluck Rum-Cola genommen und war dadurch zu seiner normalen Gesichtsfarbe zurückgekehrt. Trotzdem ließ er sich mit der Antwort noch gepflegt Zeit. „Kleiner als ich“, sagte er schließlich, während er die Nudeln durch die Soße zog, „vielleicht europäisch. Lieb, still, geht mir nicht auf die Nerven…“

„Hält aus, dass du ein Kontrollfreak bist…“, erweiterte Taiji ungefragt die Liste.

Yoshiki reagierte, ohne mit der Wimper zu zucken. „… glatte Haare, spielt kein Instrument, raucht nicht, trink nicht und zieht sich ordentlich an.“

„Wieso bloß warst du jemals mit Emi zusammen?“, fragte Toshi und schwang sich aus dem Bett. Er konnte dem Essen nicht mehr länger widerstehen. Taiji tat es ihm gleich, wenn auch mit einem schiefen Grinsen. Er hatte die feine Spitze als einziger im Raum bemerkt.

„Sie war da“, nuschelte Yoshiki in seine Nudeln.

hide lachte auf. „Yoshiki!"

„Wer ist Emi?“, fragte Taiji halblaut, als er neben Toshi an der Küchenzeile stand.

„Eine verflossene, nicht sonderlich epische Sommerromanze“, antwortete Toshi, während er ihnen beiden Nudeln auf die Teller klatschte. Ja… Die vermisste er auch nicht.

Taiji verzog konsterniert das Gesicht. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht“, murmelte er, mehr zu sich selbst, und nahm sich großzügig Schinken, bevor er zum Tisch ging und sich auf dem Boden hide gegenüber niederließ. „Und sag mal“, wechselte er das Thema, „du hattest doch diese Telefonnummer…“

„Uh-hu“, machte hide und präsentierte seinen Unterarm. Dort standen, halb verwaschen, einige Zahlen.

Sein Gegenüber beäugte sie kritisch. „Ah ja. Daraus schließe ich, du möchtest nicht anrufen.“

„Ich hatte mich nicht entschieden“, schmatzte hide an Hühnchen vorbei. „Aber dann hat es das Shampoo für mich getan.“ Er schluckte runter. „Sie war schon nett. Aber… nicht so nett.“ Pata hatte doch gesagt, er müsse keine von ihnen heiraten. Also musste er auch keine anrufen, wenn er nicht wollte.

„Hier wartet wohl jemand auf die perfekte Frau…“

Toshi plumpste neben Taiji auf den Boden und stopfte sich in einem Anflug von etwas wie Trotz Gurkenstücke in den Mund. „Daran ist überhaupt nichts falsch.“

Der Bassist schenkte ihm einen amüsierten Blick. „Du bist so ein Romantiker…“

„Ok, Schluss jetzt!“, grätschte hide dazwischen, bevor Toshi etwas erwidern konnte. „Lasst uns über irgendwas anderes reden.“ Abgesehen davon, dass Toshi und Taiji hier wohl in diesem Leben nicht mehr auf einen Nenner kamen, schwieg Yoshiki auffällig unauffällig in sein Essen. Und das war nicht der Anspruch, den hide an diesen Abend hatte.

Taiji zuckte mit den Achseln und lenkte ein. „Schlag was vor.“

Der Gitarrist hob seine Schüssel, trank die Brühe aus und stand auf. „Ok. Neues Thema: Jemands Unterwäsche ist zu sehen. Ansprechen oder nicht? Diskutiert.“

Taiji warf ihm einen langen und kritischen Blick zu. „Hast du den Rum schon getestet, bevor ich kam?“

„Nein.“ hide wanderte zurück zur Anrichte, um nochmal vom Schinken zu naschen. „Ich bin so.“ Er zwinkerte ihm über die Schulter hinweg zu.

Einen Moment lang verharrte Taiji mit schiefgelegte Kopf. Dann hatte er eine Erkenntnis. „Der Whiskey! Es war der Whiskey!“

hide nahm noch ein Stück Schinken und zeigte gleichzeitig verschmitzt eine winzig kleine Menge zwischen Zeigefinger und Daumen.

Doch wenn Yoshiki inzwischen eins gelernt hatte, dann war es, dass man hides Mengenangaben misstrauen musste. „Ich dachte, du kannst keinen Whiskey mehr sehen.“

„Dachte ich auch“, stimmte hide am Schinken vorbei zu. „Aber es geht wieder.“

Der Schlagzeuger betrachtete ihn einige Sekunden lang offensichtlich verurteilend und wandte sich dann wieder zum Tisch. „Glückwunsch.“

Hinter seinem Rücken grinste hide schief. War der Ruf erst ruiniert… Tja. Konnte man nichts machen. Er trug die Finger am Wasserhahn vorbei und verschwand dann um die Ecke in den Flur. „Sei nicht böööse“, kam hides Stimme in einem schiefen Singsang aus dem Badezimmer, „weil ich hab hier noch was!“

Er hüpfte wieder ins Zimmer und präsentierte eine Packung wie die Lottofee ihre Zahl.

„Was ist das?“, fragte Toshi.

Yoshiki hingegen erkannte es fast sofort. „Ach du Scheiße…“, entfuhr es ihm.

hide nickte grinsend. „Ganz genau.“
 

Fünf Minuten später saß Yoshiki auf hides Schreibtischstuhl und schaute dem Gitarristen skeptisch dabei zu, wie er die Farbe anrührte. Ein schweres Badehandtuch hing über seinen Schultern wie ein Cape. Doch ein Superheld fühlte sich sicher anders. Zum Beispiel nicht von Zweifeln zerfressen. Vielleicht wäre das alles ein bisschen einfacher, dachte Yoshiki, wenn nicht alle Anwesenden meinten, die ganze Zeit kommentieren zu müssen.

„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte beispielsweise Toshi gerade.

„Keine Ahnung“, antwortete Yoshiki und drehte sich auf dem Stuhl ein wenig nach links und wieder nach rechts. „Hab’s noch nie probiert.“

„Ich glaube nicht, dass er den Kopf hat, um blond zu sein“, sagte Taiji.

„Was redest du da?“, fragte hide. „Er hat doch wunderbar androgyne Züge, das läuft. Guck mal hier!“ Er präsentierte Yoshikis Kiefern- und Halspartie.

Dieser verzog das Gesicht. Scheinbar hatten sie soeben die nächste Stufe erreicht: Statt mit ihm zu diskutieren, diskutierte man jetzt über ihn. Ganz toll.

„Äh“, machte er im Versuch eines Protests, doch Taiji kam ihm zuvor.

„Er hat ein Pferdegebiss.“

„He!“, fauchte Yoshiki. Er war schon halb vom Stuhl hochgeschossen, um Taiji eins auf die Fresse zu geben, doch hide drückte ihn energisch wieder zurück.

„Das überdecken wir irgendwann mit Makeup“, beruhigte er sie beide.

„HE!“

hide lachte. „Ich mach nur Spaß. Aber jetzt mal im Ernst. Wollen wir alle machen oder nur einen Teil?“ Er kämmte mit den Fingern durch Yoshikis Haare und es lag zu einem großen Teil daran, dass dieser bereit war, ihm zu vergeben.

„Weiß nicht“, murrte Yoshiki also. „Was sind die Optionen?“

„Tjaaa“, machte hide und teilte den unteren vom oberen Haarteil. „Wir könnten so machen, dass nur oben blond ist und unten schwarz.“ Er ließ die Haare wieder los und zog Yoshiki stattdessen einen etwas schiefen Seitenscheitel. „Oder nur eine Seite.“

„Mmh. Können wir eine Mischung machen?“

„Wie meinst du?“

„Kannst du mir… so was wie einen Sidecut färben? Also alles, was man rasieren würde lassen und den Rest blond.“

„Keine Ahnung“, sagte hide fröhlich und wandte sich zum Schreibtisch, auf dem er seine Utensilien abgelegt hatte. „Probieren wir’s.“ Knisternd entrollte er die Alufolie. „Wo trägst du deinen Scheitel? Rechts, oder?“

„Ja…“

Der Gitarrist fuhrwerkte ein wenig an Yoshikis Kopf herum. „Ach guckt mal, wie süß“, freute er sich nach vielleicht einer halben Minute. „Jetzt, wo deine Haare länger werden, bekommst du Löckchen!“ Er zog an einer von Yoshikis hinteren Haarsträhnen, die sich sofort wieder zusammenzog wie eine Sprungfeder.

„… sag noch einmal süß zu mir“, warnte Yoshiki sehr langsam und sehr ernst, „und ich stell meinem Fuß deinen Arsch vor.“

hide klammerte den Großteil von Yoshikis Haaren aus dem Weg und tätschelte ihm die Schulter. „Das würdest du niemals tun.“ Alufolienknistern.

Yoshikis Zähneknirschen war fast hörbar.

„Ok“, befahl hide, „halt still.“ Yoshiki setzte sich noch einmal aufrechter hin und hide begann, ihm die bläuliche Paste schichtweise in die Haare zu schmieren.

„Weißt du, was du da machst?“, fragte Yoshiki und versuchte, an seinem eigenen Kopf vorbei zu schielen, um zu sehen, was hide da trieb. Das stellte sich als schwierig heraus. Ein eklig glibberig-kaltes Gefühl breitete sich auf seiner Kopfhaut aus und der penetrante chemische Geruch stach ihm in der Nase.

„Jaja“, beruhigte ihn hide, wischte Yoshiki ein bisschen Farbe vom Ohr, wo er gekleckert hatte und nahm nebenbei einen Schluck von seinem rosa Drink. „Ich bin total on top of things.

„Ich fänd’s beruhigender, wenn du nicht alkoholisiert wärst“, murmelte Yoshiki.

„Ja, das hör ich öfter“, stimmte hide zu und reichte ihm schwungvoll seinen Cocktail. „Aber wenn du das hier getrunken hast, stört’s dich nicht mehr.“ Das war ja wohl die Kunst – immer mindestens so betrunken zu sein wie alle anderen. Sonst konnte man ja keinen Spaß haben!

„Aber da“, er drückte Yoshiki die Packung in die noch freie Hand, „schau mal, wie blond genau du werden willst.“

„Ähm…“ Unschlüssig betrachtete Yoshiki die auf der Packung aufgedruckte Farbskala. „… Irgendwas zwischen orange und gelb?“

Taiji streckte die Hand aus und Yoshiki warf ihm die Packung zu. Nachdenklich betrachtete er die Abbildung. „Dafür müsst ihr das glaube ich mehrmals machen. Ihr kriegt das heute nicht viel heller als meine.“

Yoshiki blinzelte irritiert. „Deine sind gebleicht?“

„Was dachtest du? Dass ich zu oft im Schwimmbad war?“ Der Bassist nahm einen tiefen Schluck von seinem Drink.

Es klopfte.

hide stellte die Schüssel auf dem Tisch ab und verschwand Richtung Tür.

„Äh… hide…“, machte Yoshiki vorsichtig. Dem Gefühl nach lief ihm Farbe seitlich den Hals hinunter.

„Ich mach gleich weiter!“, kam hides Stimme aus dem Flur.

Yoshiki drehte sich mit dem Stuhl in Toshis Richtung. „… das war keine gute Idee.“

Sein bester Freund schaute wenig überrascht zurück. „Nein. War es nicht.“

„Aber das wussten wir vorher“, sagte Taiji. „Hallo Pata!“

Pata nickte ihnen zu und hob die Hand. „Meine Tante sagt Grüße.“ Er reichte hide einen unförmigen Stoffbeutel. Dieser lugte hinein. „Geil. Kuchen.“

„hide…“, sagte Yoshiki.

„Jaja.“ Den Kuchen unterwegs auf dem Tisch abstellend, kehrte hide zu seinem Kunstwerk zurück.

„Blond?“, fragte Pata und setzte sich aufs Sofa.

„Japp“, antwortete hide. „Und wenn ich damit fertig bin, stoßen wir an.“
 

-X-
 

Eine Dreiviertelstunde brennenden Juckreizes und zwei Gläser Sekt später hing Yoshiki mit dem Kopf nach unten über der Badewanne, während hide ihm die Haare ausspülte. Das war nicht so toll.

„Mir ist schlecht…“, blubberte er über das Wasser hinweg, das ihm ins Gesicht lief.

„Dann bist du hier ja schonmal am richtigen Ort“, sagte hide fröhlich und griff an ihm vorbei nach dem Shampoo. „Wir haben’s auch gleich." Er drückte Yoshiki den Duschkopf in die Hand und begann, einmal kräftig einzuschäumen. Vanilleduft vermischte sich mit dem chemisch-frischen Geruch der Blondierung zu einem Mix, der Yoshiki sogar dann Kopfschmerzen gemacht hätte, wenn er nicht kopfüber hängen und gegen Sekt ankämpfen würde, der sich seine Speiseröhre hinaufzuwinden versuchte.

hide schien das anders zu empfinden, denn er summt gut gelaunt vor sich hin, nahm ihm die Brause wieder ab, spülte seine Haare aus und erlöste Yoshiki dann endlich aus seiner undankbaren Position über dem Badewannenrand. Sein Nacken tat weh, als er sich aufrichtete und er hielt die Augen gegen die Übelkeit geschlossen, während hide ihm die Haare trocken rubbelte.

„Jetzt schau schon hin“, sagte hide schließlich und warf das nasse Handtuch in die Wanne. „Du hast keine Glatze.“

Vorsichtig öffnete Yoshiki ein Auge und tastete gleichzeitig in Richtung seines Kopfes. Seine Haare fühlten sich anders an, als er das gewöhnt war – irgendwie zäher und strähniger. Auf einmal wurde ihm klar: Er würde Tonnen an Haarpflegeprodukten brauchen. Dann schaute er in den Spiegel. Seine noch feuchten Fransen hatten die Farbe von Haselnüssen. „Nicht schlecht“, sagte er, nachdem er den Kopf einmal nach links und rechts gedreht und auch die farbliche Zweiteilung begutachtet hatte. Ganz und gar nicht schlecht.

„Siehst du?“, sagte hide. „Genial. Ich bin genial!“

„Ja…“ Yoshiki strich sich die Haare nach hinten und wandte sich von seinem Spiegelbild ab. Er sollte den Rest des Abends besser genießen, denn diesmal würde es passieren. Seine Mutter würde ihn umbringen. „Also los, lass uns Whiskey trinken, Einstein.“
 

-X-
 

Spät am nächsten Morgen saßen sie um den Tisch, aßen den mitgebrachten Kuchen und tranken Kaffee. Das beseitigte den Kater und gab nebenbei Toshi die Möglichkeit festzustellen, dass hide kurz nach dem Aufwachen aussah wie ein Hamster, den man mit einem Luftballon abgerubbelt hatte: seine Haare standen in alle Richtungen und er guckte ziemlich verwirrt. Toshi selbst hatte ein wenig Rückenschmerzen, denn ohne es zu merken war er auf einem Flaschenverschluss eingeschlafen. Aus der Art und Weise, wie Yoshiki hin und wieder seine Schultern dehnte schloss er allerdings, dass das Sofa keine bessere Wahl gewesen war. Doch letztlich ging es bei Feiern wie dieser wohl auch nicht darum, sich morgens erfrischt und munter zu fühlen. Immerhin, sie konnten alle noch nach Hause gehen und jede Party, die man noch eigenständig verlassen konnte, musste man wohl schon als Erfolg werten.

Er hatte sich gerade noch einmal Kaffee nachgeschenkt, als etwas klingelte. hide, der sich soeben ein großes Stück Kuchen in den Mund geschoben hatte, strich sich ein paar Krümel von den Fingern und ging kauend zum Telefon auf seinem Schreibtisch hinüber.

„Matsumoto desuuu…“, sagte er gedehnt, wohl um deutlich zu machen, dass er es für zu früh hielt.

„Das ist echt ziemlich guter Kuchen“, stellte Taiji zum wiederholten Mal fest. „Kompliment an deine Tante.“

Pata nahm noch einen Schluck Kaffee. „Richte ich aus.“

„Was?“, fragte hide. „Wann?“

Etwas in seiner Stimme ließ Toshi die Augenbrauen zusammenziehen. Das Gespräch am Tisch verkam zu Hintergrundrauschen, als er den Kopf ein wenig drehte, um zumindest hides Hälfte der Unterhaltung mitzunehmen. Der Gitarrist hatte angefangen, die Telefonschnur um seine Finger zu wickeln.

„Ich nehm an, ihr wollt heute nicht proben?“, fragte Yoshiki auf seinem anderen Ohr.

„Aber… wie?“, fragte hide weiter. Vielleicht bildete Toshi es sich ein, aber er wirkte ein ganzes Stück blasser.

„Das kannst du vergessen“, beschied ihm Taiji. „Ich werd erstmal hundert Jahre schlafen."

„Ok… Und… was…“, murmelte hide.

„Ich muss arbeiten“, teilte Pata mit.

Yoshiki seufzte.

„Ah… Ja… Nein. Ich… ich komm selbst. Ja. Nein… Mama, gib’s auf…“

Vielleicht war es Toshis Schulterblick, der jetzt allmählich Aufmerksamkeit erregte, vielleicht bemerkten sie aber auch nur alle langsam hides angespannten Tonfall, doch spätestens mit dem Wort Mama kam ihr Gespräch zum Erliegen.

„Ja. Bis dann. Danke. Ja. Bis… dann…“

hide legte auf, machte aber keine Anstalten, sich wieder an den Tisch zu setzen. Langsam wickelte er das Kabel wieder von seinen Fingern.

Die vier Jungs am Tisch sahen ihm beunruhigt entgegen.

„Was ist los?“, traute sich Yoshiki nach einigen schweigsamen Sekunden zu fragen.

hide schluckte, sah aus dem Fenster, an die Wand über seinem Bett, dann in ihre Richtung. Seine Lippen formten Worte, doch kein Laut gesellte sich zu der Bewegung. Er schluckte noch einmal, ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder. Dann schließlich sagte er, kaum vernehmbar: „Meine Großmutter ist tot.“

Toshi starrte ihn an.

„Oh Fuck", bekundete Taiji leise so etwas wie Beileid.

„Wann?“, fragte Yoshiki bestürzt, dabei ohne es zu wissen hides Telefonat wiederholend.

hide stützte sich auf seinen Schreibtischstuhl. Er wirkte zu erschüttert, um ein wirkliches Gefühl zu produzieren, doch Toshi fragte sich, wie lange das so bleiben würde. „Vorgestern. Abend.“

Keiner von ihnen sagte etwas, während die Bedeutung seiner Worte langsam einsickerte: Während sie in Yokohama Spaß gehabt, getrunken und geflirtet hatten.

“Ich…”, sagte hide tonlos, “ich… entschuldigt mich.”

Er drehte sich auf den Ballen um und stürzte an ihnen vorbei ins Badezimmer. Der Schlüssel wurde knirschend im Schloss gedreht und eine schwere Stille senkte sich über die vier am Tisch Zurückgebliebenen.

„Wow“, murmelte Taiji nach einigen Sekunden beklommen. „Und ich dachte, ich wüsste, was ein beschissener Morgen ist.“

Langsam stellte Yoshiki seine Tasse ab. Das Frühstück war beendet. „So kann man sich irren…“

Betroffen starrten sie noch ein paar Sekunden auf das, was der Beginn eines schönen, ruhigen Sonntags hätte werden können. Gerade, als Toshi zu der Frage ansetzen wollte, was sie jetzt tun würden, erklang die ruhige Stimme von Pata. „Ok“, sagte sie. „Lasst uns gehen.“ Er erhob sich.

„Bist du wahnsinnig?“, fragte Toshi und rappelte sich ebenfalls auf. Da er versuchte, leise zu sprechen, machte sich seine Entrüstung durch ein kobraartiges Zischeln Luft. „Wir können ihn doch jetzt nicht allein lassen!“ Er hoffte, dass sich seine Empörung ausreichend in seinen Augen zeigte, als er versuchte, Pata durch bloßes Anstarren zum Einknicken zu bewegen. Schnell musste er allerdings feststellen, dass das so gar keinen Effekt hatte, also blickte er auf der Suche nach neuen Verbündeten zu Yoshiki. Zu seinem Entsetzen aber schüttelte dieser den Kopf.

„Yoshiki!“, flüsterte Toshi bestürzt – so bestürzt, wie man eben flüstern konnte. War er denn von kaltblütigen Reptilien umgeben?!

„Toshi“, sagte Yoshiki sachte aber bestimmt und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „Pata hat Recht. Wenn wir eins über hide gelernt haben, dann, dass er mit seinen Gefühlen erstmal allein sein will. Geben wir ihm ein bisschen Raum und… schauen morgen oder so nach ihm. Wenn er Zeit hatte, sich zu sortieren.“

Toshi schüttelte widerwillig den Kopf. Yoshiki hatte Recht, doch das wollte er nicht einsehen. Er wollte hier bleiben und für hide da sein. Tee kochen, eine Schulter anbieten und vermutlich irgendwann mal ausgehen und Schokolade kaufen. Doch er konnte jetzt schon absehen, dass er dieses Spiel verlieren würde. Die Hand drückte zu und verschwand dann von seiner Schulter, als Yoshiki sich abwandte und um das Sofa herumging. Er öffnete den Kühlschrank und dann nacheinander alle Küchenschränke.

„Was tust du da?“, fragte Toshi, der ihm auf den Fersen folgte argwöhnisch. Er war sich gerade nicht sicher, ob er Yoshiki vertraute, was das alles hier anging.

„Ich sagte, wir sollten hide allein lassen“, erklärte dieser, drückte ihm die halbvolle Flasche Bourbon von gestern in die Hand und schüttete den letzten Rest Sekt in die Spüle. „Nicht allein mit Schnaps. Taiji, Zigaretten.“

Taiji, der sich der Säuberungsaktion angeschlossen hatte und gerade Rum und Bier vom Tisch in seine Tasche packte, blickte stirnrunzelnd auf. „Was, wieso?“

„Wir sollten zumindest eins von beidem hier lassen.“ Yoshiki wühlte in seiner Tasche und warf nach kurzem Suchen seine eigenen Zigaretten auf den Tisch, bevor er die letzte Flasche Bier einpackte.

Taiji seufzte, nickte dann aber und legte eineinhalb Packungen Mild Sevens dazu.

Wenige Minuten später hatten sie alle ihre Sachen und – soweit sich das sagen ließ – sämtliche alkoholische Getränke eingesammelt und schlichen durch den Flur nach draußen ins Treppenhaus. Vor der Badezimmertür pausierte Toshi kurz. Die Stille auf der anderen Seite schien absolut, doch er wusste, dass irgendwo dort drin hide war. Ein, zwei Herzschläge lang hielt er den Atem an – und war sicher, dass hide es ihm gleichtat.
 

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Die Rückfahrt war eine schweigsame Angelegenheit. Neben Toshi starrte Yoshiki aus dem Fenster. Ihnen gegenüber hatte Taiji die Arme verschränkt und betrachtete die Spitzen seiner Stiefel. Toshi zählte die Stationen.

Als er schließlich gegen Mittag in seine Wohnung trat, begrüßte ihn seine Mutter am Herd stehend, sein Vater ein Buch lesend und Hiro auf dem Boden sitzend, wo er ein Flugzeug zusammenbaute. Akimi kniete am Tisch und lernte allem Anschein nach gerade das Kanji für Vier.

„Hallo“, sagte Toshi. Die Normalität erschien ihm auf einmal unwirklich und fragil. Er fragte sich, wie lange sie noch halten würde und erschrak im gleichen Augenblick über seine Gedanken. Das musste es sein, dachte er. So musste sich hide immer fühlen.

„Willkommen zurück, Liebling. Na, wie war’s? Essen ist gleich fertig.“

„Ganz gut“, antwortete Toshi. „Nur gegen Ende etwas holprig. Ich… Danke. Ich hab noch keinen Hunger.“

Mit einem entschuldigenden Lächeln schob er sich aus dem verdutzten Radar seiner Mutter und weiter in sein und Hiros Zimmer. Dort ließ er sich an seinen Schreibtisch fallen. Draußen vor dem Fenster war der Himmel leuchtend blau, gespickt mit einigen pittoresken Schäfchenwolken. Es war ein wunderschöner Tag. Ohne wirklich an etwas zu denken blieb Toshi sitzen und starrte über die Felder, bis sich irgendwann ein Arbeitsblatt in sein Blickfeld schob. 3 + 2 = 5, stand da, und 4 – 1 ist 3. Jede Aufgabe hatte Bildchen von Dingen, die man zählen konnte, um auch so auf die Lösung zu kommen.

„Kannst du meine Hausaufgaben anschauen?“, fragte die dazugehörige Mädchenstimme.

Toshi blinzelte irritiert. Wie lange saß er schon hier? War das Mittagessen schon vorbei?

„… klar“, sagte er und nahm das Blatt. Er fühlte sich unwohl. Mit einem Mal war ihm bewusst geworden, wie unendlich fertig er aussehen musste, dass er vermutlich nach Rauch roch und nicht Zähne geputzt hatte. Rock ‘n‘ Roll, yeah.

Er zählte Blümchen und Kätzchen und Frösche.

„Was machst du denn da?“, fragte sie, während er noch dabei war. 1 + 2 = 3.

„Ich schau nachdenklich aus dem Fenster“, murmelte Toshi.

Akimi ging zum Fenster hinüber und sah hinaus, konnte aber offensichtlich nichts entdecken, worüber man nachdenken müsste. „Warum?“, fragte sie also.

„Mein Reisbällchen ist traurig“, sagte Toshi und spürte unwillkürlich ein Lachen der Überforderung seine Luftröhre hochsteigen. Er unterdrückte es mühsam. Doch zu seiner weitaus größeren Überraschung schossen ihm zusätzlich plötzlich Tränen in die Augen und er musste ein paar Mal zu viel blinzeln. Die Zahlen verschwammen und wurden wieder scharf.

Akimi lugte ihm ins Gesicht. „Und deswegen bist du auch traurig?“, fragte sie mit einem so tiefen Verständnis, dass es kein Mensch nach dem zehnten Geburtstag mehr aufbringen konnte.

„Ich versteh einfach nicht, warum es immer er sein muss, dem traurige Sachen passieren“, sagte Toshi leise und zählte die letzte Reihe Schnecken ab. 5 – 5 = 0. „Und ich wünschte, ich könnte es besser machen. Aber ich kann’s nicht.“ Er legte seinen Bleistift weg und gab ihr das Blatt zurück. „Sehr schön.“

Seine Schwester nahm ihre Hausaufgaben wieder an sich, ging aber nicht. Stattdessen legte sie den Kopf schief und schaute ihn unschlüssig an. Und in diesem Moment wurde Toshi klar, dass er soeben zugegeben hatte, dass sein Reisball ein Junge war. Doch das schien egal. Gerade war er traurig. Und sie tat das Einzige, das zu tun richtig war: sie legte den Kopf auf seine Schulter, nahm seine Hand und schloss ihre kleinen Finger um seine.

Und so blieben sie eine lange Zeit.
 

-X-
 

Eine Woche später stand Toshi vor hides Wohnungstür und wippte von den Fersen auf die Fußballen und wieder zurück. Er stand jetzt bestimmt schon zwei Minuten dort, doch konnte sich noch nicht überwinden, sein Hiersein auch kundzutun. Hinter dieser Tür wartete potentiell ein Spektrum an Emotionen auf ihn, von abgrundtiefen Depressionen auf der einen bis hin zu hirnverbrannter Liebe auf der anderen Seite. Und um ehrlich zu sein fühlte Toshi sich nicht ganz bereit dafür. Für nichts davon. Doch was sollte er sonst tun? Wenn er sich jetzt wieder umdrehte und ging, würde er nicht mehr mit sich leben können. Seufzend nahm er die Plastiktüten in seiner linken Hand mit einem Knistern in die rechte, hob die Hand, zögerte und klopfte dann.

Es dauerte.

Toshi klopfte noch einmal. Wie alles im Leben wurde auch das hier mit zunehmender Übung einfacher.

Weiterhin passierte nichts und Toshi starrte auf das Holz der Tür. Ein großer Kratzer zog sich über den Lack wie ein Blitz über einen Herbsthimmel. Er überlegte, zu gehen. Er überlegte, sich auf die Treppe zu setzen und zu warten. Er überlegte, die Tür aufzubrechen. Doch schließlich hörte er Schritte auf der anderen Seite, die Kette und dann den Türriegel. Mit einem tiefen Durchatmen richtete er seine Wirbelsäule noch ein wenig auf und versuchte, ruhig und stark zu wirken.

hide erschien in einem Spalt, erkannte Toshi und öffnete die Tür weiter. „He.“

„Hallo“, sagte Toshi und streckte die Plastiktüten mechanisch vor. „Ich hab Mittagessen und … allgemein Essen mitgebracht. Yoshiki hat gesagt, dass du zurück bist und ich wusste nicht, ob dir nach rausgehen ist und wie dein Kühlschrank von innen aussieht.“ Das gesagt ließ er seinen Blick einmal von hides Gesicht bis zu seinen Zehen und wieder zurück nach oben wandern. Der andere Junge sah aus, als bräuchte er dringend ein paar Stunden erholsamen Schlaf und etwas zwischen die Zähne, doch davon abgesehen hatte er Schlimmeres erwartet. Aus seinem Outfit – T-Shirt (mit Flecken) und Boxershorts – schloss Toshi, dass er nicht mit Besuch gerechnet hatte.

„Oh“, machte hide. „Das… danke. Ich… er ist nicht ganz leer, aber… danke.“

Toshi reichte ihm die Tüten und er betrachtete den Sänger unschlüssig.

„Willst… du reinkommen?“, fragte hide ein paar Sekunden zu spät.

„Ich muss nicht.“ Noch vor dreißig Sekunden hätte Toshi die Frage mit einem festen Ja beantworten wollen, doch gerade war er sich wirklich nicht mehr sicher. In seinem inzwischen berüchtigten Kopfkino hatte er sich – größtenteils zugegebenermaßen höchst unpassende – Szenen ausgemalt, wie aus kumpelhaften Trostspenden gefühlvolle Gesten der Zärtlichkeit wurden. Doch wie hide jetzt so vor ihm stand, müde und ungepflegt und in hellgrünen Kuschelsocken, war ihm bewusst, dass das hier die Wirklichkeit war. Und in dieser Wirklichkeit war noch mehr emotionale Verwirrung vermutlich das Letzte, das er jetzt brauchte. Und vielleicht, dachte ein egoistischerer Nervenstrang in Toshis dorsolateralen präfrontalen Kortex, musste er sich hide wirklich auch nicht in jedem Zustand geben. Er hing ein wenig an seinen letzten verbleibenden Fantasien, die zwischen seinem rosaroten Bild und dem echten hide einen schützenden Kokon gebildet hatten.

Toshi stellte also nachdenklichen Augenkontakt mit drei der bestimmt siebenundsechzig Hundchen auf hides Shorts her, zuckte mit den Schultern und wanderte dann mit den Augen wieder nach oben.

„Doch. Also – Nein. Du musst nicht. Aber…“ hide schaute in die leichtere Tüte. „Da sind zwei Bentos drin, oder? Ich nehm mal an, das eine war für dich?“

Toshi machte eine vage Kopfbewegung, die ein Nicken sein konnte oder ein ‘Meh, was auch immer‘.

hide schaute sich unbehaglich über die Schulter und kratzte sich mit den Zehen des linken Fußes in der rechten Kniekehle, als er fortfuhr: „Es ist bloß… ich… ähm… hab seit letzter Woche nicht aufgeräumt...“

„Mir ist das egal“, sagte Toshi. „Wenn es dir nicht zu unangenehm ist…“

„Nein“, sagte hide, drehte sich um und winkte etwas müde über die Schulter, „das ist ok… ist ok. Bleib hier.“

Toshi trat also ein und schloss die Tür, während hide schon mal die paar Meter durch den schmalen Flur ging. Auf dem Weg sammelte er ein paar Unterhosen ein und warf sie in den Korb neben dem Schrank. Der Sänger schlüpfte aus seinen Schuhen und lugte dann um die Ecke. Die Ein-Zimmer-Wohnung sah aus, als wäre eine Bombe explodiert. Überall – auf dem Schreibtisch, auf dem Sofa, auf dem Boden, im ungemachten Bett – lagen alle möglichen Dinge verstreut, von einem halben, angebräunten Apfel auf dem Tisch bis zu einem einsamen Zahnstocher vor der Badezimmertür. Das ganze Alphabet schien vertreten. Auf dem Fensterbrett lagen vier leere Schachteln neben einem überquellenden Aschenbecher und in der Spüle hatte hide sein Geschirr so nachlässig gestapelt, dass irgendetwas davon beim Versuch des Abwaschs zerbrechen musste. Wollmäuse huschten in die Ecken, als Toshi unsicher die letzten Schritte in den Raum machte.

„… Ja“, sagte hide, der sich zu ihm umgedreht und seinen Blick bemerkt hatte, seufzte und ließ die Schultern hängen. „Gib mir drei Minuten.“ Er begann, im Zimmer herumzuwuseln.

Um sich halbwegs nützlich zu machen, kramte Toshi die letzten zwei sauberen Behältnisse aus dem Küchenschrank – einen Messbecher und ein Glas mit verwaschenen Luftballons darauf – und kochte Tee. Psychologisch gesehen ein schlauer Move, wenn man wusste, dass Menschen einem geneigter wurden, wenn man ihnen ein warmes Getränk anbot. Als er damit fertig war, hatte hide den Tisch freigeräumt und das gröbste Chaos neben dem Bett gestapelt. Toshi öffnete das Fenster weit gegen den penetranten Geruch nach altem Rauch, dann setzten sie sich aufs Sofa. „Hattest du beim Kaufen eine Vorliebe?“, fragte hide und zog die Bentos aus der Tüte. Toshi schüttelte den Kopf und genau wie er es vorhergesehen hatte, nahm hide die Box mit den Garnelen und dem frittierten Tofu.

„Danke“, sagte hide und öffnete seine Box.

„Gern“, sagte Toshi und tat es ihm gleich.

Sie verbeugten sich zueinander und nahmen schweigend einige Bissen. Das leise Brummen des Kühlschranks vermischte sich mit gedämpften Stimmen aus der Wohnung nebenan und den entfernten Schreien einiger Möwen draußen zu einer Kulisse wie aus einem alten Schwarzweißfilm.

„Wie… wie war es?“, stellte Toshi schließlich die schwerste Frage. Sie konnten zwar die nächste Stunde so tun, als wäre nichts gewesen, doch da sie beide genau wussten, dass das nicht stimmte, beschloss er, die Holzhammermethode zu wählen. Es war besser, es am Anfang aus dem Weg zu räumen und dann zu sehen, was zwischen den Trümmern übrigblieb.

hide hörte auf, in seinem Algensalat herumzustochern, starrte kurz auf die Tischplatte und zuckte schließlich mit den Schultern. „Keine Ahnung. Anstrengend. Emotional. Auf so vielen Ebenen.“

Toshi nickte auf eine Weise, von der er hoffte, dass es möglichst verständnisvoll aussah.

„Also…“, sprach hide weiter, als die Stille zu lang wurde, „es war… in Ordnung. Es war eine schöne Zeremonie... Aber ich war scheiße traurig halt, aber ich konnte nichts damit anfangen, weil meine Mutter mir heulend an der Seite hing und ich wusste nicht, ob sie wegen ihr oder wegen mir weint, während mein Vater und ich die ganze Zeit so getan haben, als würden wir uns nicht kennen… Das war…“ Er lachte heiser auf, und das Geräusch jagte Toshi einen kleinen Schauer über den Rücken, so unnatürlich war es. „Echt seltsam. Ja.“ hide schnitt ihm eine Grimasse, die aussah, als versuche er, über Bauchschmerzen hinweg zu lächeln, dann wandte er sich wieder dem Bento zu. Er angelte ein Stück Tofu und kaute darauf herum wie jemand, der sich gerade noch überlegte, ob er sich übergeben wollte.

Toshi senkte den Blick und betrachtete die Fleischstückchen in der oberen rechten Ecke seiner Box. Nie hatte er gedacht, dass etwas Wahres in dieser kitschigen Aussage liegen könnte, doch da war ein Schmerz in seinem Oberkörper, den er sich anders nicht erklären konnte: hide so zu sehen, brach ihm schlicht und einfach das Herz. Und er konnte nichts dagegen tun. Er konnte es ihm ja nicht einmal sagen. Also schwieg er und umklammerte seine Stäbchen, bis hide schließlich weitersprach.

„Weißt du, was der echte Scheiß ist?“, fragte er.

„Was?“, fragte Toshi bemüht sanft zurück.

„Wir hatten zuletzt Anfang April gesprochen. Ich… ich hab’s nicht einmal geschafft, mich nochmal zu melden seitdem.“

Toshi dachte an seinen eigenen Großvater. „Naja“, sagte er schließlich, nicht wissend, ob er mitfühlend oder aufbauend versuchen sollte. „Das… passiert. Wir – du hattest viel um die Ohren. Man… macht halt-“

Doch hide hob die Hand und Toshi verstummte. „Das ist es nicht. Wir… sie hatte mir einen Glücksbringer geschickt. Für die Prüfungen. Und natürlich hat sie dann gefragt, wie es gelaufen ist. Und… ich…“ hide musste einmal schlucken. „Ich hab ihr gesagt, dass ich bestanden hab.“

Toshi schwieg. Er hätte sagen können, dass es in Ordnung war und die Gründe aufzählen, warum es vielleicht sogar stimmte. Doch es war nicht in Ordnung. Und es war zu spät, um noch etwas dagegen zu tun.

Ihm gegenüber blickte hide aus dem Fenster. „Das war das Letzte, was ich zu ihr gesagt hab. Und es war ‘ne Lüge.“ Langsam drehte er den Kopf in Richtung des Sängers. „Was ist falsch mit mir, Toshi?“

Einige schreckliche Sekunden lang wusste Toshi nicht, was er hide sagen wollte. Es waren so unendlich viele Dinge falsch mit ihm, wenn man es objektiv betrachtete. Also entschied er, genau das nicht zu tun. hide musste nicht hören, was er bereits wusste. „Nichts“, sagte er schließlich, in einem Tonfall, den er sich nicht erinnern konnte, jemals bei sich selbst gehört zu haben. „Rein gar nichts.“

Ein paar Sekunden lang schauten sie sich über den Tisch hinweg an.

hide sah zuerst weg.

Sie leerten ihre Boxen schweigend und, falls es hide so ging wie Toshi, ohne echten Appetit.
 

-X-
 

Es war Juni geworden und die typische Witterung Tateyamas hatte ihnen bereits wieder feuchtwarme Luft und die erste Sommerhitze beschert, als Toshi, Yoshiki und Taiji eines Dienstags zusammen zur Probe erschienen. Den Weg über den Parkplatz und die Treppe hinunter diskutierten Toshi und Taiji noch über die Vor- und Nachteile von Ketchup und ob die Europäer diesen zu Nudeln aßen oder nicht, doch unten in der Tür blieb Yoshiki so abrupt stehen, dass Toshi in ihn hineinlief und somit die Unterhaltung zu einem abrupten Ende brachte.

„He“, machte Yoshiki überrascht und ging endlich einen halben Schritt nach vorne, damit auch Toshi (sich die schmerzende Nase reibend) und Taiji eine Chance hatten, einzutreten. „Du bist hier.“

„Jap“, sagte hide. Er spielte leise Tonleitern und ging dabei ein paar Schritte vor dem Sofa auf und ab. Auf diesem saß Pata und nickte ihnen zu.

„Und du probst mit?“, fragte Yoshiki etwas dämlich, als müsse er sichergehen.

„Jap“, sagte hide noch einmal. Seine Hand glitt den Gitarrenhals einmal nach oben und wieder nach unten, dann stoppte er und wanderte in eine Art Solo, das im Grunde ebenfalls nur aus Fingerübungen bestand.

„Dann geht’s dir wieder gut?“, fragte Taiji mit einem flüchtigen Blick über die Schulter, während er sich den Bass umhängte.

„Nein“, sagte hide, ruhig aber bestimmt, und wanderte in einem Halbkreis um das Sofa und dann wieder zurück, als ihm sein Kabel in die Quere kam. Toshi versuchte, einen Blick mit Pata auszutauschen und in seinen Augen irgendetwas darüber zu lesen, was hier passiert sein mochte, doch wie immer gab sein Gesichtsausdruck nicht das Geringste preis. Vielleicht versuchte er deswegen danach hide. Und zu seiner Überraschung sah dieser nicht weg. Sie tauschten einen Blick in der Länge von vielleicht zwei Mississippi. Dann zog hide einen Mundwinkel zu einem halben Lächeln hoch und trottete an seinen Platz, um Pata mehr Raum zu geben. Der Alltag hatte sie wieder. Doch als Toshi sich selbst zum Mikroständer wandte, war ihm kalt. Er hatte in hides Augen etwas gesehen, das er so bisher nur bei einer anderen Person gefühlt hatte – und die befand sich gerade ebenfalls hier in diesem Raum. Einen Abgrund so breit, dass er hide und ihn immer trennen würde, so wie er Yoshiki und ihn trennt. Und einen Abgrund so tief, dass selbst wenn er sein ganzes Leben lang fallend verbrächte, er nie würde herausfinden können, was genau am Grund lauerte.
 

-X-
 

Es war am nächsten Dienstag, als hide, eine Stunde zu spät und mit vom Rennen rotem Gesicht in den Raum platzte und damit den Chorus von Break the Darkness abwürgte. In seiner rechten Hand hielt er einige Blatt Papier, die er gen Decke streckte, als er außer Atem keuchte: „Ich weiß, was ich machen will!“

„Ah ja?“, fragte Taiji.

„Was ist das?“, fragte Toshi und streckte die Hand nach den Seiten aus.

„Ich hab einen Brief bekommen“, sagte hide, stützte sich auf seine Oberschenkel und atmete ein paar Mal durch. „Und Entschuldigung, dass ich zu spät bin. Oj. Pu.“

„Von wem?“, fragte Yoshiki, die Entschuldigung ignorierend. Er führte eine Strichliste. Was die für Konsequenzen haben sollte, wusste er zwar noch nicht, aber es erschien ihm dennoch die Mühe wert – wenn auch nur, damit er irgendwann sagen konnte ‘xy, das ist jetzt schon das einundzwanzigste Mal!‘ oder ‘Ach ja? Aber zumindest bin ich nicht einundzwanzig Mal zu spät gekommen!‘.

hide richtete sich auf und bog seinen Rücken durch. „Von meiner Oma.“

„Ich nehme an, es hat nichts mit einer Zombie-Apokalypse zu tun“, mutmaßte Taiji.

„Nein“, sagte hide und musste lachen. Es klang wieder so, wie es sollte: froh und gelöst. „Meine Mutter hat ihn beim Ausräumen entdeckt. Sie muss nicht mehr dazugekommen sein, ihn abzuschicken.“

„Aber was ist es?“, fragte Pata.

„Werbung!“, rief hide. „Roppongi Hills! Hollywood University für Beauty und Fashion! Das ist es! Das will ich machen!“

„hide“, sagte Toshi, der den Brief hielt sachte, „du brauchst immer noch einen Abschluss hierfür. Hier steht’s. Voraussetzung ist der erfolgreiche Abschluss der Oberschule.“

hide machte eine auffordernde, kreisförmige Handbewegung und sagte: „Punkt Fünf!“

Toshi überflog die Seite, blätterte um, blätterte zurück und las die Rückseite.

„Begabtenprüfung?“, fragte er.

„Begabtenprüfung!“, rief hide.

„Begabtenprüfung?“, fragte Yoshiki. „Was ist das?“

„In Ausnahmefällen kann auch bei fehlendem Abschluss eine Zulassung erwirkt werden, wenn in einem gesonderten Auswahlverfahren gezeigt werden kann, dass eine herausragende Begabung und eine für das Bestehen des Ausbildungsgangs hinreichende Allgemeinbildung vorhanden ist“, las Toshi vor.

„Seht ihr?“, rief hide begeistert. Er lief aufgedreht im Raum auf und ab. „Ich muss denen nur demonstrieren, dass ich Mode und Style kann und ich bin dabei!“

„Ja“, stimmte Taiji zu, doch sprach aus, was alle dachten, als er sagte: „Aber kannst du das?“

hide hielt abrupt in seinem aufgewühlten Marsch inne und drehte sich mit einem vorwurfsvollen Ausdruck im Gesicht zu ihnen um. „Es ist so schön zu sehen, dass ihr als echte Freunde mich dabei unterstützt“, sagte er, ironisch und eingeschnappt, aber in erster Linie verletzt.

„hide“, begann Yoshiki behutsam, „es ist nicht, dass wir dich nicht unterstützen, es ist nur, dass… wir glauben, dass du unterschätzt, wie schwer das werden könnte.“

„Ja Mann“, pflichtete Taiji ihm bei. „Ich meine, du hast doch überhaupt keine Ahnung von diesem ganzen… Zeug. Woher willst du das lernen in… wann auch immer dieses Auswahlverfahren ist. Und noch was anderes: Beauty und Fashion? Ernsthaft? Mal angenommen, du schließt das ab – was bist du denn dann? Mr. Puderquaste?“

Der Leadgitarrist verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen mürrisch zusammen. Kein Zweifel: Er war ernsthaft angepisst. „Aufnahmeprüfung ist Anfang Oktober, ein paar Tage bevor’s losgeht. Ist eine Art Nachrückverfahren. Und zu deiner Information, Nein, ich bin dann nicht Mr. Puderquaste, ich bin danach Kosmetiker und das berechtigt einen auch zum Stylisten und zum Friseur.“

In Yoshikis Hinterkopf klickte es. hides Großmutter war Friseurin gewesen. Kein Wunder, dass er jegliche Kritik an seinem Vorhaben sofort abblockte. Wenn er ihn von diesem Trip runterbringen und damit vor weiteren Enttäuschungen bewahren wollte, musste er es mit herausragendem Fingerspitzengefühl tun. Doch noch während er den Mund erneut öffnete, hörte er Toshi sagen: „Das klingt toll. Ich glaube, du schaffst das. Und ich werd dir gerne helfen, wenn ich kann … auch wenn ich nicht weiß, wie.“

Überrascht drehte Yoshiki den Kopf in seine Richtung. hide tat es ihm gleich. „Dankeschön“, sagte er, allerdings mehr vorwurfvoll als dankbar und weniger in Toshis Richtung als in die der anderen Bandmitglieder. „Ich hab meine Unterlagen schon hingeschickt und ich werd das machen. Und ich find das wirklich scheiße von euch. Ihr könntet mal für zwei Sekunden mit dem Nörgeln aufhören und mir lieber dabei helfen, an ein paar Lösungen zu arbeiten. Ihr Arschlöcher.“

Missmutig ließ er sich aufs Sofa fallen und schaute demonstrativ auf seine Knie.

Der Rest der Band sah sich betreten an.

„In Ordnung“, sagte Yoshiki schließlich. Er kam aus der Nummer nicht raus. „Was brauchst du?“

hide zuckte mit den Schultern, noch unwillig, seine griesgrämige Haltung wieder abzulegen und ihnen zu vergeben. (Dem Schlagzeuger dämmert: Das würde verdammt viele liebe Worte und süße Getränke brauchen.) „Woher soll ich das wissen. Eine positive Grundhaltung. Und ein bisschen Kulanz deinerseits mit den Proben. – Oh komm, mach nicht das Gesicht!“
 

-X-
 

Drei Wochen später spielten sie in einem kleinen Club in Saitama. Jemand, der jemanden kannte, der einen Bruder hatte, der eine Freundin hatte, die dort arbeitete, hatte sie im MOTO gesehen und weiterempfohlen – sie und die Tatsache, dass sie nichts für die Gunst ihrer Anwesenheit verlangten. Yoshiki, überrumpelt und ein wenig geschmeichelt von dem unerwarteten Angebot, hatte zugesagt, bevor er zweimal drüber nachgedacht hatte.

Taiji hatte ihn später dafür getreten.

Als sie gegen ein Uhr gut gelaunt, aber müde und mittelmäßig alkoholisiert nach draußen auf die Straße stolperten, war klar, dass keiner von ihnen heute Nacht noch zurückfahren würde. Dennoch folgten sie dem Schlagzeuger zum Parkplatz, der diese Wahrheit erst einsah, als er den Schlüssel auch beim zweiten Versuch nicht ins Schloss brachte. Yoshiki legte den Kopf aufs Autodach. „Ok. Ich kann auf geinen Fall fah’n“, nuschelte er undeutlich und schloss die Augen. Das Auto war bequem… so bequem…! „Hat einer Geld?“

„Um fünf Leute in ein Hotel einzubuchen?“, fragte Taiji zurück. „Träum weiter, Fuckface…“ Und warum hatten sie kein Geld? Er warf Yoshiki einen vorwurfsvollen Blick zu – oder zumindest versuchte er es. Der Schlagzeuger war nicht einmal in der Nähe der nötigen Aufmerksamkeitsspanne.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Toshi. Dank der sommerlichen Temperaturen würden sie wohl kaum erfrieren, doch die Gegend erschien ihm nicht sonderlich einladend. Die Vorstellung, hier irgendwo zu nächtigen, gefiel ihm gar nicht. Am liebsten hätte er den Vorschlag gemacht, einen ihrer Eltern anzurufen, doch bis die hier auftauchten, war es schon fast wieder Morgen. Außerdem sträubte sich sein gesunder männlicher Machoverstand dagegen, die Worte auszusprechen.

„Vielleicht können wir uns drinnen ein bisschen hinlegen?“, schlug hide vor. „Oder der Typ, der uns eingeladen hat zu spielen, was ist mit dem? Vielleicht nimmt er uns mit?“

„Du willst wirklich zu einem Wildfremden mit nach Hause gehen?“, fragte Taiji. „Hat dir deine Mama denn überhaupt nichts beigebracht? Über fremde Männer und ihre Kaninchenbabys?“

hide verzog das Gesicht, schüttelte aber den Kopf. „Wir sind doch zu fünft. Was soll schon passieren.“

„Ich befürchte, die Diskussion ist hinfällig“, meinte Pata. Er nickte zum Club hinüber, wo gerade flackernd die Lichter über der Tür erloschen. „Und ich glaube, unser Kontakt hat sich auch schon vor einiger Zeit verabschiedet.“

„Ok“, stellte Toshi mit einem leisen Seufzen fest. „Dann sind wir jetzt so weit wie am Anfang.“ Er hatte es bisher nicht gewusst, aber das Führen nächtlicher Diskussionen ohne Ergebnis, während man Alkohol im Blut hatte und eigentlich nur ein bisschen die Augen zumachen wollte, war echt nicht sein Ding. Und zum Thema Augen zumachen… „He, Yoshiki. Nicht hier einschlafen.“ Er rüttelte den Schlagzeuger, der immer noch schlaff auf dem Auto hing.

„Ich bin wach…“, murmelte dieser. „Ich hör euch nur einfach nicht zu…“

„Wow“, sagte Taiji mit einem Kopfschütteln. „Eine Stunde Schlagzeugspielen und ein Bier und weg ist er.“ Sah ganz so aus, als wären sie für den Rest der Nacht ihre eigenen Leader. Da das Zepter gerade also herrenlos rumlag, beschloss Taiji, es zu ergreifen: „Ok. Wir kommen hier nicht weg und haben nichts Besseres zu tun. Ich würde sagen, dann können wir auch einen trinken gehen.“
 

-X-
 

Sie endeten in einem kleinen Restaurant ein paar Blöcke entfernt. Trotz der späten Stunde war es gut besucht und machte einen anständigen Eindruck. An einem Tisch in der Ecke ließen sie sich nieder und bestellten jeder noch ein Bier. Taiji orderte Yakitori, hide ein doppeltes Sesameis und Toshi schließlich Gemeinschafts-Edamame, mehr aus Appetit denn aus Hunger.

Nach einigen Minuten Unterhaltung senkte sich eine müde Stille über den Tisch, die sich erst wieder lüftete, als ihr Essen auftauchte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Yoshiki bereits den Kopf auf die Unterarme gelegt.

„Ich glaub, Eiscreme und Bier ist keine gute Kombination, hide“, gab Taiji zu bedenken.

hide piekte ihm zur Antwort mit dem Löffel in die Wange, bis er seinen Kopf drehte. „Ach ja? Und ich glaube, du solltest auf deinen eigenen Teller gucken, yeah.“

„Ok. Mach, was du willst.“ Taiji rollte mit den Augen und biss in seinen ersten Hühnchenspieß. „Mmh. Lecker. Das hier ist ein gutes Restaurant. Sollten wir uns merken. Yoshiki, willst du einen?“ Der Schlagzeuger reagierte nicht und Taiji lehnte sich ein wenig zur Seite, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Yoshiki? Tz. Eingeschlafen.“

„Gut, dass wir nicht gerade fahren“, sagte hide gut gelaunt. Er steckte sich ein wenig zu gierig ein großes Stück Eis in den Mund und schluckte sofort runter. Schlechte Idee. „AAAAH, Gehirnfrost, Gehirnfrost! Auaaaa!“ Er ließ den Löffel auf den Tisch fallen und hielt sich den Schädel.

Taiji streichelte ihm ohne hinzusehen das Köpfchen und nickte zu Yoshiki hinüber. „Passiert das öfter?“, fragte er. „Denn falls ja müssen wir uns für die Zukunft ein paar Alternativen überlegen. Vielleicht muss ich mal eine Gage zu verlangen“, hängte er den letzten Satz murmelnd an.

„Zwischendurch“, gab Toshi zu. „Aber ist doch logisch. Den ganzen Tag ist er rumgesprungen wie ein Äffchen auf Kaffee, hat nichts gegessen und dann was getrunken. Natürlich knipst es ihm das Licht aus, sobald er mal zur Ruhe kommt.“ Er seufzte und zuzelte ein paar Bohnen aus ihrer Hülle.

„Was kriegt man denn so bezahlt als Gage?“, fragte hide, der sich wieder erholt hatte, jetzt aber sein Eis mit einer gewissen Vorsicht genoss.

„Unterschiedlich. Auf unserem jetzigen Stand irgendwas zwischen nichts und… keine Ahnung. Fünfundzwanzig, sechsundzwanzigtausend. Hängt von der Zuschauerzahl ab, vom Eintrittspreis, vom Verhandlungsgeschick.“ Er zog mit den Zähnen ein Stück Fleisch vom Spieß. „Ich würd mich eher drauf einstellen, dass wir noch ein paar Nächte wie die hier haben werden.“

„Gage…“, seufzte hide, den Löffel an die Lippen gelegt und schaute dabei so verträumt, dass man sich fragen musste, ob er Taijis Antwort überhaupt gehört hatte. „Das wär so porno…“

„hide, wir können froh sein, wenn unsere Einnahmen die Ausgaben übersteigen…“, murmelte Taiji. Vielleicht war es dem Gitarristen nicht aufgefallen, aber gerade zahlten sie drauf. Und das fand er auf Dauer, nun, überhaupt nicht porno, um es mit hides Worten zu sagen.

„Und wenn sie nur dieses Eis abdecken, bin ich froh!“, rief hide ein wenig zu laut. Er räusperte sich und senkte die Stimme wieder. „Hast du eine Ahnung, wie viele Teller ich hierfür spülen muss?“

Der Bassist legte einen leeren Spieß zurück auf seine Platte. „Nein?“

Über den nächsten Löffel Eis hinweg dachte hide nach und sagte schließlich: „Gut. Ich auch nicht.“

Toshis nächste fünf Edamame lang herrschte Stille.

„Das Restaurant macht um drei Uhr zu“, brachte Pata dann ein anderes Thema auf. Er hatte wie Toshi angefangen, vor sich einen kleinen Turm aus leeren Edamame-Hüllen zu bauen. „Was machen wir dann?“

Taiji zuckte mit den Schultern. „Das Beste draus.“
 

-X-
 

Yoshiki wachte davon auf, dass sein Nacken schmerzte und seine Füße kribbelten. Er blinzelte träge und brauchte ein paar Sekunden, bis er wusste, wo er war. Eine vage Erinnerung, wie Toshi ihn zurück zum Wagen geschoben und auf den Sitz verfrachtet hatte, klinkte sich ein. So leise wie möglich öffnete er die Fahrertür und stieg aus. Die Morgenluft draußen war kühl und feucht und winzig kleine Wassertropfen bedeckten seine Haut und hängten sich in seine Klamotten, als er sich ausgiebig streckte und ein paar Meter über den Parkplatz ging, um seine Beine aufzuwecken. Der Himmel im Osten war von einem silbrigen Grau. Es konnte nicht viel später als halb fünf am Morgen sein.

Um ihn herum lag die Stadt noch still da – so still zumindest, wie es im Ballungsraum Tokios eben wurde. Unschlüssig schaute Yoshiki sich um. Er kannte sich nicht annähernd genug aus, um zu wissen, wo man hier um diese Uhrzeit einen Kaffee herbekam und es war niemand unterwegs, den er hätte fragen können. Aber eines wusste er sicher: bei ihm zuhause gab es Kaffee. Und Frühstück. Und Kopfschmerztabletten in rauen Mengen.

Langsam ging er zum Wagen zurück, glitt auf den Fahrersitz und schloss so leise wie möglich die Tür. Er stellte seine Lehne aufrecht, zurrte den Gurt fest und (Nein, klappte nicht sein Tischchen weg, sondern) ließ den Motor an und zog quer über den Parkplatz und hinaus auf die Straße.

Neben ihm gähnte Toshi herzhaft, registrierte die Situation genug, um sich ebenfalls in eine aufrechte Position zu begeben, wachte allerdings nie wirklich vollständig auf. Er lehnte die Stirn an die Scheibe und döste weiter.

Auf dem Rücksitz öffnete Taiji müde ein Auge. „Wiespätis‘es“, fragte er undeutlich.

„Vier Uhr achtundvierzig“, antwortete Yoshiki nach einem Blick auf die Uhr und beglückwünschte sich im Stillen zu seinem hervorragenden Zeitgefühl.

„Was ist falsch mit dir, Mann“, murmelte Taiji unwillig und legte den Kopf wieder auf seiner Jacke ab.

Yoshiki ignorierte ihn. Wenn sie jetzt losfuhren, konnten sie sogar in Tateyama sein, bevor der Berufsverkehr auch nur richtig in die Pötte kam.

Ein kurzer Blick in den Rückspiegel. Taiji versuchte, die Augenbrauen wenig begeistert zusammengezogen, erneut eine halbwegs bequeme Position für seinen Kopf zu finden. Pata blinzelte zweimal und streckte ein Bein. hide, der an seiner Schulter eingeschlafen war, rührte keinen Muskel und schnarchte ihm leise ins Ohr.

Ja. Genau so musste das aussehen nach einer glorreichen Nacht. Yoshiki seufzte.

Begleitet von der schläfrigen Stille im Wagen umrundete er die Bucht. Währenddessen fragte er sich, ob sich die Anschaffung eines anderen Autos lohnte. Früher oder später würde er mehr Platz brauchen – schon zweimal, falls sie öfter irgendwo strandeten. Und er konnte nicht mit Anhänger fahren. Noch ein Manko.

Guten Morgen, liebes Hirn, dachte Yoshiki. Schön, dass du wach bist und schon wieder zehn Dinge gefunden hast, die nicht funktionieren. Ich liebe dich auch.
 

„Ich will uns nicht aufhalten“, meinte Pata schließlich wenige Kilometer vor Ichihara, gerade als Yoshiki die Blende gegen die Morgensonne runterklappte, „aber ich müsste schon seit zwanzig Meilen.“

„Ich hab Hunger“, monierte Taiji, der anscheinend wenig Erfolg damit gehabt hatte, erneut Schlaf zu finden und jetzt dementsprechend gelaunt war.

„Mir ist schlecht. Und ich hab Durst“, quengelte hide. Yoshiki warf mit gerunzelter Stirn einen Blick in den Rückspiegel. Er hatte noch nicht mal bemerkt, dass sie alle drei wach waren und schon hatte er eine Meuterei am Hals. Das hier war ein undankbarer Scheißjob.

„Wie lange noch?“, machte der Leadgitarrist weiter und versuchte, an Pata vorbei nach draußen zu sehen, um herauszufinden, wo sie waren.

„Sind wir bald da?“, hängte Taiji an, der scheinbar auf den Geschmack gekommen war.

„Meine Knie tun weh und mein Nacken auch“, moserte hide weiter und lehnte sich wieder zurück.

„hide nervt mich“, quäkte Taiji.

„Gar nicht wahr, Taiji nervt!“ hide schlug dem Bassisten gegen die Schulter.

Dieser zog ein Bein an und schob hide mit seinem Fuß mehr in Richtung Pata. „Yoshiki, hide schlägt mich!“

„Vielleicht hilft’s“, murmelte Yoshiki, und hörte auf, nach hinten zu sehen. Der Verkehr wurde minütlich dichter und er hatte keine Aufmerksamkeit zu verschenken. Wenn die sich auf der Rückbank gegenseitig umbringen wollten, war das ihre Sache. Tunnel. Brücke. Tunnel. Bergstraße. Wie oft er diese Strecke wohl in nächster Zeit noch fahren würde? Kurzer Blick in den Spiegel. Taiji hielt hide gerade den Mund zu, doch zog die Hand fast sofort mit einem angewiderten „Bäh! Hast du mir gerade über die Finger geleckt?!“ wieder zurück. Die beiden konnten einem wirklich auf die Nerven gehen. Der Unterschied zwischen hide und Taiji war allerdings, dass Taiji nur versuchte, ihn zu nerven, während hide tatsächlich zu einem knatschigen, übermüdeten, hungrigen Fünfjährigen mutiert zu sein schien. Yoshiki setzte einige Dinge auf seine geistige Liste, die er in Zukunft dabeihaben würde. Diese Variante von hide war nämlich wirklich, wirklich anstrengend. Er warf einen Blick auf die Uhr. Immer noch fast eine Stunde nach Tateyama. Und dann musste ja auch noch Pata mal wohin.

„Toshi, schau mal auf die Karte", sagte er und nickte zum Handschuhfach hin.

„Nicht nötig. Da ist eine Tankstelle nach dem Golfplatz“, sagte hide, gerade mit einem Finger in Taijis Ohr, und deutete mit der freien Hand auf die Ausfahrt. „Ich hab sie das letzte Mal gesehen, sie war beleuchtet. Tu mir den Gefallen und fahr da raus.“

Yoshiki hatte kaum geparkt, da drehte sich hide nach links und sagte seltsam gepresst: „Taiji, wenn du an deiner Jacke hängst, steigst du aus.“

Taiji stieg aus und hide kraxelte hinterher. Dann entfernte er sich so schnell er konnte ein paar Meter und übergab sich unter den irritierten Blicken seiner Band, einiger Kunden und des Service-Mitarbeiters in den Straßengraben. Das war es, was Bier, Eiscreme und zu viel Bewegung auf zu wenig Schlaf mit einem Menschen machten.

„Wow“, sagte Yoshiki perplex. „Ihm war wirklich schlecht.“

„Ich hab ihn gestern gewarnt.“ Taiji, der kopfschüttelnd neben ihm aufgetaucht war, beobachtete die Szene mit verschränkten Armen. „Aber er hört ja nie.“

hide zeigte ihm über die Schulter hinweg den Mittelfinger.

Dieses Multitasking-Ding, dachte Yoshiki, hatte wirklich was für sich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke für's Lesen!
Fluff und Drama... eine anstrengende Kombi.
Im nächsten Kapitel habe ich ein wenig Taiji geplant, während hide vor sich hinwerkelt... mal sehen, ob es dazu kommt :D
Planung und Wirklichkeit... der uralte Kampf. xD
Aber ich freue mich! Mit jedem Kapitel kann ich mehr von den Szenen in meinem Kopf ausspeichern. Yay! Und ja - ich weiß, wie es endet! xD Es gibt tatsächlich ein Ziel hier! (Man kann es bei Fluff nicht oft genug sagen, glaube ich........) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SamAngel
2017-08-09T14:29:29+00:00 09.08.2017 16:29
You are very welcome :)

Ich liebe dieses Kapitel..aber wieso isses immer Hide, der leiden muss? *dich fragend anguck..ahhhh..ich weiss..dann Toshi ihn beglucken..auch wenn Hide sich wehrt dagegen*

Die Party war geil beschrieben..und konnte mir Hide's Bude richtig bildlich vorstellen :)

Wieso wusste ich, dass der Morgen danach nich gut enden wird?! Aber das..das hatte ich nicht erwartet.

Die Jungs lernen aus vorangegangenen Fehlern, ne? Kippen ja..Alk nein! *Den Jungs auf die Schultern klopf*

Die Haarfaerbe-Aktion..zu geil!! Yosh hatte wahrscheinlich gehofft, dass Hide es vergessen hat LOL

Ausserdem braucht er ja jetzt "Opfer", an denen er ueben kann (*Gott..das klingt so komisch *prust*)

Ich bin gespannt wie n Flitzebogen, wie es weitergeht.

Mann/Frau liest sich.

LG
Sam


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