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Forever Dream

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Danke noch einmal an meine namenlose Muse für ihre harte Arbeit am Vater.

Und natürlich an alle Leute, die mir Kommentare geschrieben haben oder einfach so mitlesen!

Drama, Baby, Drama!
.... an diesem Kapitel habe ich noch einmal gleich im Kapitel-Textfeld gearbeitet und dann vergessen, vor dem Veröffentlichen zu speichern... dann war der ganze Feinschliff wieder weg... und vermutlich sind jetzt wieder Fehler drin, die raus waren... Buhu. Komplett anzeigen

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Why Can't You Be Happy at the Emerald Bar

“Willkommen zurück”, sagte der Mann am Tisch. „Ich habe einige sehr interessante Dinge gelernt, während du weg warst. Möchtest du wissen, welche das waren?“

Unfähig sich zu rühren stand hide in der Küchentür, während er verarbeitete, was er dort vor sich sah. Vater. Tisch. Ein Bier. Qualitativ hochwertige Papierbögen. Obwohl es auf dem Kopf stand, erkannte er seine Zeugnisunterlagen. Seinen Namen. Buchstaben von C bis F. Das Siegel der Schule. Sein Innerstes zog sich erst schmerzhaft zusammen und gefror dann zu Eis. Kalter Schweiß brach ihm aus.

Der ältere Mann sah ihn noch eine wie es schien genau bemessene Zeiteinheit lang abwartend an, bevor er die Stimme wieder erhob. „Ich fand das mit dem Zuschicken schon die ganze Zeit merkwürdig. Und es stellt sich raus, mein eigener Sohn lügt mich an. Aber darüber reden wir später.“ Er tippte auffordernd auf das Zeugnis. „Erklär mir das.“

Während ein Teil von hide noch starrte und lautlos die Lippen bewegte, war ein anderer verzweifelt dabei, eine mögliche Antwort zu finden. Eine Entschuldigung war das einzige, das ihm einfiel. Doch die Worte, die stattdessen aus seinem Mund kamen waren: „Du… du warst an meinen Sachen?“

Sein Vater klopfte zweimal mit den Fingern auf den Tisch. „Tu jetzt bloß nicht entrüstet, Sportsfreund. Erklär mir das.

Er war ruhig. Er war erschreckend ruhig. hide schluckte. Das war der Zeitpunkt, sich umzudrehen und zu sehen, dass er weg kam. Doch seine Beine reagierten nicht auf die Aufforderungen seines Hirns – vielleicht, weil er ihnen nicht genau sagen konnte, wohin sie denn rennen sollten. Es gab keinen Ort, an den man vor sich selbst fliehen konnte. Er senkte die Augen zu seinen Unterlagen. Erklären… was wollte man da erklären?

„…Ich hab es wirklich versucht“, sagte er schließlich leise. „Aber ich schaff es nicht.“

Sein Vater lehnte sich ein wenig zurück und sah ihn jetzt eindeutig finster an. „Du hast schon das letzte Jahr zweimal gemacht. Man sollte doch meinen, das würde bei einem durchschnittlich intelligenten Menschen was bringen.“

hide sagte nichts und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. Das war wieder eine dieser rhetorischen Aussagen, auf die jede Antwort falsch war.

Sein Vater hob die Augenbrauen und zog ein anderes Blatt aus dem Stapel. „Also gut. Du willst nicht darüber reden? Dann besprechen wir doch mal, wann ich das hier zur Kenntnis genommen habe. Immerhin habe ich hier eindeutig schon unterschrieben.“ Er hielt das Blatt kurz in Richtung hide und schaute dann selbst noch einmal gespielt überrascht darauf, bevor er es zurück auf den Tisch legte. „Da stellt sich mir die Frage, was ich in den letzten Jahren vielleicht sonst noch so alles unterschrieben habe.“

hide starrte auf den Boden vor seinen Füßen und schüttelte leicht den Kopf.

„Hideto“, sagte der ältere Mann scharf.

hide hörte auf, auf seiner Unterlippe herumzukauen. Er atmete einmal zittrig durch. „Ich… nur… weil ich nicht wollte, dass ihr enttäuscht seid.“

Sein Vater stützte sich schwer auf den Tisch und er lehnte sich ein Stück nach vorn. „Enttäuscht? Als du damals durchgefallen bist, da war ich enttäuscht. Jetzt bin ich stinksauer.“ Seine Stimme wurde ein Stück lauter und vor allem gereizter. „Ich meine, was bildest du dir ein? Du rennst hinter meinem Rücken rum, fälscht meine Unterschrift und lügst mir ohne Scham ins Gesicht! Für wie bescheuert hältst du mich, huh?“

Nein, er konnte nicht damit aufhören, seine Unterlippe aufzubeißen. Genauso, wie er es nicht schaffte, die Augen vom Boden zu heben und dem durchdringenden Blick des anderen Mannes zu begegnen.

Sein Vater atmete durch und nahm die Handflächen von der Tischplatte und legte sie vor dem Unterbauch ineinander. „In Ordnung“, sagte er dann, wieder ruhiger. Es war wirklich diese Ruhe, die hide einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. „Ich sag dir jetzt, wie es in Zukunft hier laufen wird. Du kommst nach dem Unterricht direkt nach Hause und dann will ich dich auf dem Hintern sitzen und was tun sehen. Kein Herumtrödeln, kein Fernsehen, keine Gitarre. Du zeigst mir alles, was aus der Schule kommt. Und wenn ich noch einmal merke, dass du mir irgendwas verheimlichst, dann wird es richtig ungemütlich, Freundchen.“

… wie jetzt? Das war alles? hide hob den Blick langsam und äußerst misstrauisch. Er traute dem Frieden nicht. Das hier lief zu glatt. Doch wonach auch immer er suchte, er fand es nicht. Genauso zögernd, wie er ihn gehoben hatte, senkte er den Blick wieder. Langsam nickte er seinen Schuhen zu. „Ok.“

Der ältere Mann nahm einen Schluck Bier, warf noch einen Blick auf die Noten und legte das Blatt dann mit einem Schnauben wieder weg. „Ist dir denn während du deine Arbeiten für mich unterschrieben hast, kein einziges Mal aufgefallen, dass du da vielleicht gegensteuern solltest?“

Doch noch nicht vorbei. Diese Diskussion konnte sich ziehen. Und vermutlich würde er sie jetzt jeden Tag haben – bis er die Schule verließ, auf die eine oder die andere Art. „Ich hab’s versucht“, murmelte er schließlich noch einmal leise. Das Plastik der Tüte, die er immer noch hielt, schnitt ihm inzwischen unangenehm in die Finger. Es knisterte, als er ein wenig umgriff.

„Ah ja, hast du das? Seltsam, dass man davon hier überhaupt nichts sieht. Und anscheinend blieb daneben trotzdem noch genug Zeit, um drei Abende die Woche mit deinen Freunden herumzuhängen.“

hide runzelte die Stirn. Auch wenn es schlauer war, einfach nichts zu sagen: Da war eindeutig ein Fehler in der Logik. „Das mach ich doch erst seit ein paar Wochen“, erklärte er seinen Füßen zaghaft und nahm die Tüte mit einem erneuten Knistern in die andere Hand.

„Oh. Na dann“, sagte der Mann am Tisch gespielt erleichtert, als ändere das alles. „Dann ist ja gut. Dann kann ich wohl erwarten, dass das hier in ein paar Monaten noch schlechter aussieht. Aber halt – es liest sich ganz so, als ginge das kaum! Stell das Zeug weg, das macht mich wahnsinnig.

hide schluckte mehrmals und wandte sich zur Anrichte, um endlich die Tüte abzustellen. Seine Hände zitterten wieder. Das war er. Das war sein Leben. Und es gab keinen Weg daran vorbei. Er steckte die Hände in die Jackentaschen und ballte sie dort zu Fäusten, um das Zittern unter Kontrolle zu bekommen und drehte sich dann langsam wieder zum Tisch um.

Sein Vater machte gerade eine alles einbeziehende Handbewegung zu seinen Unterlagen. „Wie kamst du auf die grandiose Idee, so viel Zeit mit dem Unsinn zu verbringen, wenn du wusstest, dass das hier so aussieht?“

„Ich…“ Die anderen hatten ihn ein paar Stunden lang vergessen lassen, wie es stand. Er hatte es einfach verdrängt. Der hide, der Gitarre spielte und der, der gerade hier in der Küche stand, diese beiden und alle zwischen ihnen begegneten sich nur äußerst selten – in Momenten wie diesen. Und hide hasste diese Momente.

„Also?“, hakte sein Vater nach, als nichts passierte.

„Ich…“, begann hide noch einmal, „ich… hab… einen Ausgleich gebraucht.“

„Wozu, zum Nichtstun?“

hide spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, ohne dass er gewusst hätte, warum. Er war nicht traurig. Glaubte er. Vermutlich war er einfach emotional überfordert. „Nein“, sagte er, als er seiner Stimme nach einigen Augenblicken wieder traute. „Zum Versagen.“

Sein Vater stützte den Kopf auf die Hand. „Ist dir klar, was es für dich bedeutet, wenn du deinen Arsch nicht hochkriegst?“

„Ich… habe keinen Abschluss“, sagte hide.

„Bravo. Und weiter?“

„Ich gehe nicht an die Uni.“

„Und?“

Ihm war bewusst, dass sein Vater an dieser Stelle ‘Dann lebe und sterbe ich als Versager‘ hören wollte, um sich sicher zu sein, dass sein Sohn die Tragweite dessen, worum es hier ging, umrissen hatte. Doch stattdessen dachte er an Taiji, der so genau wusste, was er vom Leben wollte, Yoshiki, der sich um nichts zu scheißen schien, das ihn nicht interessierte und den immer so ruhigen Tomo, bei dem er sich inzwischen auch ziemlich sicher war, dass er nicht zur Schule ging. Also sagte hide schließlich: „… vielleicht ist das nicht so schlimm.“

„Aha! Nicht so schlimm.“ Er setzte eine interessierte Miene auf. „Gut. Dann erzähl mir noch mal, wie deiner Meinung nach die nächsten drei Jahre aussehen. Bitte.“

„Ich… ich mach die High School… vielleicht… und dann such ich mir eine Arbeit… und dann… mach… ich… nebenher… Musik?“

„Hhm. Interessant. Und das wird Erfolg haben, weil…?“

hide schluckte noch einmal. Er hätte sich das mit der Musik verkneifen sollen. Nun musste er seine Worte mit Bedacht wählen.

„Ich spiele einfach gerne.“ Er überlegte einen kurzen Moment, ob er sagen sollte, dass es vielleicht wichtiger war, etwas zu machen, das einem Spaß machte und zu hoffen, dass es einen irgendwohin brachte, wo man auch sein wollte, als ein Ziel anzupeilen und stumpf darauf hinzuarbeiten. Ohne dieses Argument wirkte sein Satz sogar in seinen eigenen Ohren kindlich naiv. Doch er war vom Wahrheitsgehalt seiner möglichen Aussage selbst nicht überzeugt und der Moment verstrich.

Ein unzufriedener Zug erschien um die Mundwinkel seines Gegenübers. „Ich meinte nicht deine Musik, die du angeblich nebenher machen willst. Ich meinte, wie du in der Schule und deiner zukünftigen Arbeit Erfolg haben willst, wenn du offensichtlich nur andere Dinge im Kopf hast!“

Fast hätte hide mit den Schultern gezuckt. Da war er überfragt. Er hatte nur wenig Erfahrung mit Erfolg. Zwar konnte er sich gerade noch von der Regung abhalten, doch etwas antworten musste er trotzdem. „V-vielleicht muss ich das gar nicht. Ich… ich denke… dass es vielleicht… also… vielleicht sind diese Dinge ja… die richtigen und… man … ich… könnte es einfach mal… probieren?“ Er hatte das mit Überzeugung sagen wollen, doch ein Satz, der schon mit einem Stottern begann, konnte ja zum Ende hin nur leiser werden. Seine letzten Worte waren kaum mehr verständlich.

Sein Vater musterte ihn für unangenehm lange Weile.

„Aha. Probieren. Na gut. Dann glaubst du also ernsthaft, du stellst dich da hin, spielst ein bisschen Gitarre und dann kommt da einfach wer und denkt sich: 'Ah, genau den hab ich schon immer gesucht und ich möchte ihn auf jeden Fall dafür bezahlen'?“

hide grub die Fingernägel schmerzhaft in die Handinnenflächen und wich seinem Blick aus. Wenn man es so sagte, klang es wirklich bescheuert. Vielleicht hätte er sich mit Taiji darüber unterhalten sollen, wie der seinen Eltern die grandiose Nachricht überbracht hatte, dass er ab heute nur noch Bass spielen würde. Doch irgendwie bezweifelte hide, dass eine Aussage à la ‘Ich mach das, weil ich geil bin, kommt drauf klar‘ hier sonderlich viel helfen würde.

„Also, in deiner Welt, passiert das ... warum genau?“

Ich mach das, weil ich geil bin, dachte hide, komm drauf klar.

Mann, das klang nicht einmal in seinem Kopf nach ihm selbst. Das konnte er unmöglich verkaufen.

„Ich bin gut“, sagte er schließlich leise in Richtung Kühlschrank.

Sein Vater fand den Kühlschrank nicht annähernd so interessant wie er. „Ah. Du bist gut.“

„Ja“, sagte hide etwas lauter und dann, bevor er etwas dagegen tun konnte: „Wenn du mir mal zugehört hättest, wüsstest du das.“

„Jetzt sag mir nicht, ich soll meine Zeit auch noch mit diesem Krach verschwenden!“

Er war zurück auf der Kaimauer, im goldenen Licht der Abendsonne. Neben ihm sagte Yoshiki gerade: ‘Das hier, das ist der Beginn von etwas Wundervollem.‘ Er hatte das gemeint. Er hatte das wirklich gemeint. hide ballte die Hände zu noch festeren Fäusten. „Das ist kein Krach!“, platzte es aus ihm heraus. „Es ist besonders und selbst wenn es das nicht wäre, wäre es mir immer noch wichtig und wenn du dich einen Scheiß für mich interessieren würdest, würde dir das reichen!“

„Hideto!“, sagte die Stimme seiner Mutter entsetzt. Sie war irgendwann während seiner kleinen Tirade in der Tür erschienen. Seine Mutter – freundlich, fleißig und absolut unscheinbar. Es war hide ein Rätsel, wie sie das hier aushielt. Aber keines, das er heute lösen wollte.

„Nein!“, fuhr hide sie also unwirsch an. „Mir steht’s bis hier!“ Er machte eine Geste auf Kopfhöhe. „Machen wir uns doch nichts vor, und wenn sie mir noch fünf Extra-Jahre geben, werd ich die High School nicht schaffen! Die ganze Zeit habt ihr mich genervt, dass ich wissen soll, was ich machen will und jetzt hab ich was gefunden und es passt ihm auch nicht! Ich bin euch dankbar und alles, aber es ist meine Sache, was ich mit mir anfange und wenn es nicht klappt und ich irgendwann irgendwo abgebrannt auf dem Gehweg verrecke, dann ist das halt so!“

Noch in dem Moment, in dem er es ausgesprochen hatte, erkannte er, dass er zu weit gegangen war. Da war ein gefährliches Flackern in den Augen seines Vaters. Bevor er noch irgendetwas anderes tun oder sagen konnte, gab es ein lautes Poltern, als der Tisch – die einzige Barriere zwischen ihnen beiden – gepackt und mit allem, was sich darauf befunden hatte zur Seite hin umgeworfen wurde. hide registrierte noch, wie das Zeugnis wie in Zeitlupe an ihm vorbeiflog und in seine Ecke davonsegelt.

Sein Vater war in der Bewegung aufgestanden. Der Tisch blockierte jetzt den Weg zur Tür, wo seine Mutter noch mit vor den Mund geschlagenen Händen stand. hide machte einen instinktiven Schritt nach rechts, um aus der Ecke herauszukommen und den Abstand zwischen sich und dem älteren Mann zu vergrößern. Dieser taxierte ihn und seine Stimme war schwer und gefährlich, als er gezwungen ruhig sagte: „Fein. Du willst dein Leben ruinieren? Dann mach es. Aber dann bist du nicht mehr mein Sohn.“

In der darauffolgenden Stille hallte das Ticken der Küchenuhr wie Donnerschläge durch den Raum. Von draußen drangen gedämpft die Geräusche eines weiteren schönen Sommertages herein. Sie wirkten unnatürlich laut, die Sekunden unnatürlich lang. Unwirklich. Das passiert nicht, sagte eine Stimme in hides Kopf ungläubig und lachte dabei. So was passiert einfach nicht im echten Leben. Und wenn es passiert?, sagte eine andere Stimme. Sie saß in der Herzgegend. Was auch immer sich dort gerade aufgebäumt hatte, war nun wieder weg. Plötzlich fühlte er sich ruhig und kalt. Was passierte, passierte. Was auch immer. All das betraf ihn nicht mehr. „Ok“, sagte der hide, der in der Küche stand schließlich, nach etwas, das Sekunden oder Dekaden gewesen sein konnten. „Ist in Ordnung. Weil du warst schon seit Jahren nicht mehr mein Vater.“

Er hatte keine Zeit mehr zu reagieren, nicht mal die Zeit, abwehrend die Arme zu heben, als eine Hand sein Gesicht traf. Die Wucht der Ohrfeige riss seinen Kopf zur Seite und brachte ihn einen Moment aus dem Gleichgewicht. Hinter dem Schlag hatte eine Kraft gelegen, wie man sie nur gegen einen anderen Mann einsetzte. Für einen Moment war er selbst nur eine Hülle, die Welt weit weg. Dann kam der Schmerz, der von seiner Wange und seinem Kiefer ausstrahlte. Sein linkes Ohr klingelte. Er schmeckte Blut.

hide riss sich aus der Schockstarre und ging nun endlich in eine Schutzhaltung. Fokus Gesicht. Gesicht war wichtiger als Oberkörper – Spuren im Gesicht führten zu Fragen. Gleichzeitig wich er noch einen halben Schritt zurück. Dann hatte er die Anrichte im Rücken. Seine Mutter hatte kurz aufgeschrieben, aber sie war wieder verstummt. Erstarrt.

Der ältere Mann kam näher und der halbe Schritt war nun wirklich schnell überbrückt. Das hier war nicht vorbei.

hide ging seine Optionen durch. Es waren nur zwei: Flucht oder Aushalten. Es waren immer nur zwei. Und in Situationen wie diesen lief es immer auf Aushalten hinaus. Er konnte sehen, wie sich die Hand erneut hob. Innerhalb von Sekundenbruchteilen schätzte er ab, wo der Schlag landen konnte, wie stark der Schmerz sein würde, was danach passierte und ob ihm das weiterhalf. Doch plötzlich hörte er etwas. Es kam aus der seltsamen Leere in seinem Brustkorb. Die kleine Stimme in seiner Herzgegend kämpfte sich durch die Panik. Es gab eine dritte Option. Zum ersten Mal gab es eine dritte Option. Mit einfachen, stechend klaren Worten rechnete sie es ihm so vor, dass es keine andere Logik zuließ. Wenn du nicht sein Sohn bist, sagte sie, ist er nicht dein Vater. Wenn er nicht dein Vater ist, ist er nur irgendein Kerl. Wenn er nur irgendein Kerl ist… hide zog die rechte Hand zurück und ballte sie zur Faust …gibt es keinen Grund, sich nicht zu wehren.

Und an dieser Stelle endete alles Denken.

Er spürte, wie seine Faust Kontakt mit etwas Hartem herstellte und wie dieses Harte ungesund knirschte. Sein Vater musste nicht damit gerechnet haben, denn er taumelte mit einem unterdrückten Schmerzenslaut ein paar Schritte zurück und hielt sich dann die Nase. Fassungslos sah er seinen Sohn an, dann senkte er die Hand, prüfte ob etwas blutete. Das tat es. Und nicht zu wenig. Reglos wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte hide für ein paar Sekunden überfordert auf die Szene, in der er sich auf einmal befand. Er hatte keine Ahnung, wie er sich hier hereinmanövriert hatte. Heute Morgen noch war doch alles in Ordnung gewesen! Das passierte nicht. Es passierte einfach nicht. Im Haus nebenan knallte jemand eine Tür zu und das brach den Bann. hide atmete Luft aus, die er bereits seit geraumer Zeit angehalten haben musste; sein Blick wanderte einmal zwischen seiner Mutter und seinem Vater hin und her und blieb schließlich an ihr hängen.

„Das“, fing er zittrig an, „das wollte ich nicht...“

Seine Mutter blickte zurück, seinen Namen lautlos auf ihren Lippen. hide schluckte trocken und wandte sich mit größter Willenskraft wieder seinem Vater zu. Auch dieser sah ihn an. Sein Gesicht und seine Hand waren blutverschmiert. „Raus“, sagte er nasal doch unüberhörbar kalt. „Raus aus meinem Haus.“

Unmissverständlich.

Die Erkenntnis, dass ihn gerade nur die absolute, totale Überraschung rettete, traf hide. Und er musste hier verschwunden sein, bevor sich der andere Mann davon erholte.

Langsam, langsam und vorsichtig bewegte er sich, den Blick immer auf seinen Vater gerichtet, einmal durch den Raum, stieg über den Tisch und ging an seiner Mutter vorbei. Er spürte noch ihre Hand an seinem Oberarm, doch schüttelte sie ab. Im Flur schließlich wandte er sich um. Und rannte. Aus der Wohnung, die Treppe hinunter, aus dem Haus, die Straße hinunter. Er hatte noch die Geistesgegenwart, sich während des Laufens den Ärmel seines Pullis dort gegen die Unterlippe zu drücken, wo sie aufgeplatzt war und blutete. Ansonsten versank alles hinter einem Schleier. Er hätte nicht sagen können, wo er war, wie es ihm ging, was passiert war, registrierte weder sein Seitenstechen noch die Blicke derjenigen Passanten, die ihn lange genug ansahen um merken zu können, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er rannte einfach, und als er schließlich nicht mehr rennen konnte, verlangsamte er zum Gehen. Doch er hielt kein einziges Mal an.

Erst in der Innenstadt fiel der tranceähnliche Zustand allmählich von ihm ab. Dafür traf ihn die Realität dessen, was er da soeben getan hatte – oder glaubte, getan zu haben, denn was ihn anging, konnte es genauso gut ein Albtraum gewesen sein – plötzlich mit der Wucht eines einfahrenden Shinkansen. Was es bedeutete. Er konnte nicht mehr zurückgehen. Und er wollte auch nicht. Was sollte es bringen? Aber was würde dann aus ihm werden? Nebenher Musik hatte er gesagt. Auf einmal erschien ihm 'Ich lebe und sterbe als Versager' allerdings wesentlich realistischer. Das Bild, wie er mit vierzig Jahren in einem kleinen 24-Stunden-Store den Boden wischte, tauchte vor seinem inneren Auge auf. Er würde in einem Einzimmerapartment wohnen, in dem nachts die Kakerlaken durch die Rigipswände krochen. Niemand würde Neujahr mit ihm feiern. Stattdessen würde er in der Menge von Menschen vor dem Tempel stehen und dann merken, dass man manchmal mitten unter Leuten am einsamsten war.

Auf einer Brücke schließlich blieb er stehen, lehnte die Unterarme auf das Geländer und folgte dem Fluss mit den Augen, bis er weit vorne ins Meer mündete. Der Wind fuhr ihm durch die Haare, warm und leicht salzig. Seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und seine Hände zitterten so sehr, dass er die Finger auf dem Geländer zu Fäusten ballte. Es half gegen das Zittern, aber kaum gegen die aufsteigende Panik. Was sollte er jetzt machen? Sollte er gleich eine Etage tiefer gehen und die Obdachlosen fragen, ob er mal bei ihnen wohnen konnte? So übermorgen, wenn ihm das Geld ausging? hide seufzte und vergrub das Gesicht in den Armen. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Er brauchte ganz dringend Ideen. Und sie mussten wirklich verdammt gut sein.

Auf einmal hatte er eine Idee.

Ihm schwante allerdings schon jetzt, dass sie möglicherweise nicht zu den Guten gehörte.
 

-X-
 

Er hätte im Nachhinein nicht mehr sagen können, wie genau er den Weg hinter sich gebracht hatte. Doch plötzlich stand er vor einem Haus, an das er sich vage zu erinnern glaubte. Er ging zur Haustür hinauf, verfehlte die Klingel zwei Mal, nahm noch einen Schluck aus der Flasche und klingelte. Ein paar Sekunden passierte nichts. Die Erkenntnis, dass es bereits dunkel war und was das für andere Leute vielleicht bedeutete, schlich sich leise in hides Hinterkopf, doch bevor sie vollständig im Denkzentrum angekommen war, ging die Tür auf. Yoshikis Mutter. hide lehnte sich an den Türrahmen, als dieser sich ihm plötzlich näherte. Das war aber ein anschmiegsamer Türrahmen! „Gud‘n Aben‘ Frau Hajaschi“, sagte er so höflich wie möglich, „is' Yoschgi da?“

Frau Hayashi reagierte ein paar Sekunden lang überhaupt nicht, so perplex war sie. Dann ordnete sie ihn zu. „Ach du liebe meine Güte! Yoshiki!“ Das letzte Wort rief sie laut über die Schulter ins Haus. „Junge“, sagte sie dann wieder in Richtung hide, „wie bist du denn beieinander!“

„Kein Grund sur Pahnig“, sagte hide beruhigend. Die arme Frau sah ja aus, als habe sie einen Geist gesehen! Er war es doch nur! Seine Hand streichelte abwesend den Türrahmen. So ein weicher Türrahmen! „Mir gehd’ssuper.“ Er hob den Blick auf eine Bewegung hinter Frau Hayashi.

Yoshiki war die Treppe hinuntergekommen.

„hide?“, fragte er entgeistert und schob sich neben seine Mutter in den Flur. Als er nahe genug herangenkommen war, kam ihm Taijis Stimme in den Kopf: Man riecht es. Ja, man roch es deutlich. Und das war nur die Rückmeldung von einem seiner fünf Sinne. Das sah nicht gut aus. Das sah überhaupt nicht gut aus. Gute Güte hatte der andere Junge ein Glück, dass ihn niemand unterwegs aufgegriffen hatte!

„Äh, ja… geh einfach rein, ich… mach das…“ Mit sanften Nachdruck schob Yoshiki seine Mutter von der Tür weg und in den Flur. Hoffentlich reichte das Momentum aus, um sie weiter bis ins Wohnzimmer zu befördern. Erst, als seine Mutter aus Sichtweite verschwunden war, wandte er sich an den Jungen in der Tür.

„hide?“, fragte er noch einmal.

hide schaute an sich hinunter und schien scharf nachzudenken.

„Ja“, sagte er schließlich mit einiger Überzeugung.

„Nein, ich meine… was ist los?“

„Ich binbetrunk‘n.“

„Ja, das …“

„‘S tut mir leid, dassich hier bin“, murmelte hide dazwischen, bevor Yoshiki den Satz beenden konnte. „Es is‘ … Ich wuss‘ nur nich‘… Also … Ich kannnich‘…“ hide lehnte auch den Kopf an den Türrahmen. Mann, er hatte gedacht, dass ein bisschen auflockernde Medizin hier Wunder wirkte! Doch scheinbar nicht. „Sorry …“, schlurrte er schließlich.

Yoshikis Blick wanderte tiefer. hide protestierte nicht, als er ihm die fast leere Eisteeflasche aus der Hand nahm. „hide, wie viel hattest du?“, fragte Yoshiki und warf einen prüfenden Blick erst auf die Flasche und dann auf den Jungen auf seiner Türschwelle. Er sah irgendwie nicht aus, als wäre er zum Feiern hier. Geruchstest. Jap. Eindeutig Whiskey.

„Ichweißnich“, meinte hide und zog angestrengt die Augenbrauen zusammen. „Wieviel is‘ das?“

Yoshiki sah nochmal auf die Flasche und wurde eine Nuance blasser. „Ach du Scheiße.“ hide musste einen Pegel haben, der ihn selbst bereits ruhiggestellt hätte. Es war eigentlich unmöglich, dass er noch stand.

„Ach, daspasscho… ‘s war übern Tag verteilt…“ Plötzlich wurde hide verdächtig still und schloss die Augen. „Yoschgi, dasis‘ mit jetz‘ unangenehm, aber ich glaub, ich muss mich übergeb‘n.“

Innerhalb von Sekunden überschlug Yoshiki die Möglichkeiten, die er hatte, wenn er nicht wollte, dass ihm hide über die Tatamimatten und die Schuhe kotzte. Die Toilette war zu weit weg. Das naheliegendste war der Vorgarten. Doch gerade ging der spießbürgerliche Herr Hirayama von gegenüber mit seinem ekligen kleinen Scheißköter vorbei, der Yoshiki ohnehin schon nicht leiden konnte und der seiner Mutter regelmäßig am Gartenzaun Vorträge hielt, was sie in der Erziehung seit dem Ableben seines Vaters alles falsch gemacht hatte und dass es ohnehin besser wäre, sie würde noch einmal heiraten, damit wieder ein Mann im Haus war. Yoshiki hätte ihm gerne mal kräftig in den Hintern getreten. Als hätte sein Mutter sonst keine Probleme! Lange Rede, kurzer Sinn – noch bevor er diesen Gedankengang vollständig zu Ende gebracht hatte, hatte er bereits instinktiv entschieden, dass das Blumenbeet keine Option war. Er zog hide nach drinnen, knallte die Tür zu und schob ihn, noch in Straßenschuhen, in die Küche.

Sie schafften es gerade noch rechtzeitig. Als sie über die Schwelle traten, hielt sein Gast sich bereits die Hand vor dem Mund. Yoshiki schubste ihn ungewollt unsanft in die richtige Richtung.

Dann übergab hide sich in die Spüle.

So in etwa zumindest.
 

-X-
 

Eine Stunde später lag hide in einem von Yoshikis Yukatas auf dessen Futon, versteckt zwischen Zudecke und Kissen. Irgendwie hatte er ihn durch eine halbe Flasche Wasser langsam soweit ausgenüchtert, dass man aus ihm hatte herausbekommen können, was überhaupt los war. Währenddessen hatte er sich noch zwei Mal übergeben und das zweite Mal eher unglücklich – daher auch der Yukata. Yoshiki fühlte sich ausgelaugt. Er hatte mehr oder weniger nutzlos dabeigestanden, als hides Organismus eine Alkoholvergiftung abgewendet hatte, hatte ihn dann mit Wasser und einem Eimer auf die Kissen im Wohnzimmer verfrachtet und die Küche geputzt und den Eimer relativ schnell als eine äußerst weise Entscheidung erkannt. Dann hatte er beschlossen, dass er hide das hier erst einmal ausschlafen lassen musste und ihn die Treppe nach oben dirigiert, wo er noch einmal Unheil von den Tatamis abgewendet hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, den anderen Jungen halbwegs frisch zu machen und ins Bett zu packen. Dann hatte er sich gezwungenermaßen ebenfalls umgezogen. hide hatte einen Großteil des Prozedere nicht sonderlich hilfreich aber zumindest widerstandslos über sich ergehen lassen. Jetzt starrte er an die Zimmerdecke.

„Also…“, sagte Yoshiki schließlich, „soll ich deine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du hier bist?“

hide schüttelte den Kopf.

„Ich mein nur. Was, wenn sie nach dir suchen.“

hide schüttelte noch einmal den Kopf und zog sich die Decke übers Gesicht.

„Ok…“

Yoshiki wechselte von der Pose mit dem angezogenen Knie in den Schneidersitz.

„Soll ich gehen?“

Der Deckenberg bewegte sich in einer Art, von der Yoshiki glaubte, dass es ein weiteres Kopfschütteln war.

„Ok…“, sagte Yoshiki noch einmal. Draußen fuhr ein Auto vorbei, dann war es wieder still. Die Uhr auf seinem Schreibtisch tickte leise und gleichmäßig vor sich hin. Das Nichtstun war fast unerträglich. Doch Yoshiki fiel nichts ein, was er sagen oder tun konnte, um diese Situation besser zu machen. Die letzte Stunde hatte ihn die Tatsache gerettet, dass es etwas zu tun gehabt hatte. Doch jetzt waren hier nur noch hide, er und ein Desaster, mit dem er nicht gerechnet und für das er keine Lösung hatte. Kurz wünschte er sich, er könne es mit Toshi diskutieren. Aber das ging aus mindestens drei verschiedenen Gründen nicht. Ihm blieb nur das Nichtstun und das Aushalten.

Er wartete noch fast eine weitere Stunde, ob hide noch etwas sagen wollte, doch nichts passierte. Also räumte er schließlich gegen ein Uhr seinen Gästefuton auf den Boden neben hide, legte sich hin und knipste das Licht aus. Es erschien ihm unwahrscheinlich, dass er Schlaf finden würde. Scheiße, verfluchte, dachte Yoshiki noch.

Dann schlief er ein.

Er träumte, dass er in der Schule war. Er träumte, dass seine Mutter ihm sein Lieblingsessen mitgegeben hatte. Er träumte, dass Toshi frustriert war, weil sein Baseballteam schon das vierte Spiel der Saison verloren hatte und dass er ihm sein Essen gab. Er träumte, dass er aufwachte und sich dachte, was das denn für ein sinnloser Traum gewesen war. Ein Schatten erschien auf der anderen Seite seiner Schiebetür. Er war furchteinflößend.

Noch mit dem letzten Nachklang einer vagen Angst in der Brustgegend wachte Yoshiki wirklich auf. Seine innere Uhr tippte auf irgendwas gegen drei Uhr morgens. Es war ruhig im Haus und er konnte nicht sagen, was ihn geweckt hatte, doch jetzt, wo er wach war, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Er hob den Kopf leicht an und schaute durchs Halbdunkel. hide hatte ihm den Rücken zugedreht, und obwohl er nur einen halben Meter entfernt lag, war es schwer, mehr zu erkennen als Umrisse.

„hide…?“

hide wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. „Ich bin der größte Versager der Welt. Und das ist alles so scheiße peinlich. Es tut mir so unendlich leid.“

In Yoshiki mischten sich Erleichterung darüber, dass hide überhaupt wieder reagierte, mit Bestürzung über das, was und vor allem wie er es sagte und der Hilflosigkeit, die in den letzten Stunden natürlich nicht einfach verschwunden war. Es war ein komisches Gefühlskonglomerat.

„Nein, das bist du nicht und es ist in Ordnung. Komm, wir finden eine Lösung.“

hide schwieg.

„Alles wird gut.“

Ein Schnauben drang herüber. „Nein, wird es nicht. Du unterschätzt, was für ein Haufen Mist ich bin.“

Yoshiki tastete auf der Suche nach hides Schulter neben sich, doch er fand stattdessen flauschige Haare. Auch gut.

„hide, du bist mit Abstand die liebenswerteste Person, die ich je getroffen hab.“

hide schniefte.

„Es wird alles gut“, wiederholte Yoshiki noch einmal, mit der beruhigenden Stimme, die man sonst bei kleinen Kindern anwandte, und kämmte mit seinen Fingern durch die Haare. Er wusste nicht ganz, ob er das für hide machte oder für sich selbst, aber vermutlich war es auch egal.

Ein paar Minuten passierte nichts. Dann sagte hide schließlich mit seltsam belegter Stimme: „Ich hab einfach… keinen Plan. Ich setz gerade total mein Leben in den Sand.“ Yoshiki zog die Hand zurück, als hide sich aufsetzte. Er hörte das Geräusch, wie eine Plastikflasche mit Flüssigkeit gehoben und geöffnet wurde. Es gluckerte, als hide trank.

„Brauchst du eine Tablette?“

„Nein…“ hide schraubte die Flasche wieder zu und stellte sie neben sich auf den Boden. „Ich hab keine Kopfschmerzen. Ich glaub, mein Blutwhiskey ist dazu noch zu hoch…“ Er legte sich wieder hin, diesmal auf den Rücken, und schniefte noch einmal.

Yoshiki betrachtete sein Profil im gedämpften Licht der Laternen draußen. Seine Augen wurden besser, je länger er in die Schatten stierte.

„Ich hab’s wirklich versucht“, sagte hide nach einiger Zeit. „Familie, Freunde, Schule, das alles. Ich hab’s wirklich versucht. Ich weiß nicht, warum es nicht funktioniert. Vielleicht bin ich einfach ein… ein Staubsauger des Elends.“

„Du hast jetzt die letzten Stunden darüber nachgedacht und das ist die beste Metapher, die dir eingefallen ist?“, entwischten Yoshiki die Worte, bevor er sie zurückhalten konnte. Sofort biss er sich auf die Unterlippe und wünschte, er könnte die Frage wieder reinstopfen. Doch neben ihm erklang ein Geräusch, das wie ein Mittelding aus Schluchzen und Prusten klang. Es erinnerte Yoshiki an das Grunzen eines Meerschweinchens.

„Gefällt dir schwarzes Loch der Misere besser?“

„Nicht wirklich, Nein…“

Yoshiki drehte sich wieder auf den Rücken. Eine Minute verging, in der er wortlos in die Dunkelheit über sich starrte und versuchte, die richtigen Worte zu finden. Worte, wie sie den Leuten in Filmen immer in solchen Situationen einfielen; Worte, die auf einmal alles besser machten. Schließlich stemmte er sich auf den linken Ellenbogen hoch und drehte sich in der Bewegung wieder zu hide. Kurz überlegte er, das Licht anzuschalten, doch er wusste, dass solche Gespräche in den kleinen Stunden des Morgens fragile Angelegenheiten waren. „Das ist alles nicht deine Schuld.“ Nein. Das waren nicht die magischen Worte. Aber gut. Einen Versuch war es wert.

„Vielleicht. Vielleicht nicht. Ich weiß es nicht… Ich weiß grade gar nichts.“

„Nichts vielleicht. Es.ist.nicht.deine.Schuld“, sagte Yoshiki nachdrücklich.

hide machte ein leises, glucksendes Geräusch. Es hätte der Ansatz eines Kichern sein können, wenn seine Stimme dazu gepasst hätte, als er sagte: „Ich weiß nicht ganz, wessen Schuld es sonst sein soll, dass ich bei allem versage, was ich anfange...“

„Ja, aber das…“, fing Yoshiki an. Er stockte. Er hatte schon wieder kein Ende für diesen Satz. „Schau dir Taiji an“, sagte er schließlich. „Der ist ein Loser nach so gut wie jedem Standard. Und seine Eltern werfen ihn auch nicht raus. Und meine Mutter mich auch nicht.“ Gut, er war wohl zugegebenermaßen ein Sonderfall, das gestand er sich selbst zu… Aber es reichte, um hier den Punkt zu unterstreichen.

Eine ganze Weile lang antwortete hide nichts. Yoshiki wünschte sich einen Bühneneingang zu seinem Hinterkopf, um herauszufinden, was dort an Gedanken herumgeisterte. Schließlich atmete der andere Junge einmal etwas tiefer durch und sagte: „Er ist kein schlechter Kerl, es ist nur…“ hides Stimme verlor sich in der Nacht. Es ging nicht um Taiji. „Aber ist ja auch egal“, sagte er nach einigen Herzschlägen Pause. „Es ist jetzt, wie es ist. Tut mir leid, dass du da jetzt mit drin hängst. Und alles. Ach, Scheiße.“ Es raschelte, als er die Decke ein Stück höher zog, bis zur Nasenspitze.

Yoshiki seufzte still und legte sich ebenfalls wieder hin. An der Wand hinter hide verschluckte die Dunkelheit das Poster von Bowie. Ihm fiel nichts mehr ein. Zu sagen oder zu tun. „Komm“, meinte er schließlich. Er war dazu zurückgekehrt, hide den Kopf zu kraulen. „Versuch, ein bisschen zu schlafen. Morgen denken wir nach. Wir kriegen das hin.“

hide reagierte nicht. Ihre Unterhaltung war beendet. Yoshiki seufzte leise, hörte aber nicht mit dem Streicheln auf, bis er schließlich, noch mit seiner Hand irgendwo auf hides Schulter, in einen leichten, unruhigen Schlaf abdriftete.
 

Als er das nächste Mal aufwachte, war es draußen bereits hell, doch das Licht, das durch den Spalt in den Vorhängen fiel, war das graue Licht des Morgens und nicht das gleißende Licht eines Sommertages auf seinem Höhepunkt. Als er auf seinen Wecker linste, zeigte dieser kurz nach halb acht. Yoshiki ließ sich wieder auf den Futon zurückfallen. Er hatte dieses schwammige Gefühl, das schlechte Nächte oft im Gepäck hatten und Kopfschmerzen, die irgendwo aus dem Nackenbereich kamen. Noch einmal Umdrehen und Weiterschlafen war eigentlich die Lösung dieses Problems. Doch wenn Yoshiki sich einfach Umdrehen und Weiterschlafen könnte, hätte er insgesamt weniger Probleme. Jetzt war er wach, das Gedankenkarussell kam langsam in Schwung und diese Nacht war definitiv vorbei.

Neben ihm hatte sich der andere Junge halb auf dem Bauch eingerollt und atmete tief und gleichmäßig. hide sah älter aus wenn er schlief, dachte Yoshiki. Der Schlaf nahm seinem Gesicht das einnehmende Lächeln und seinen Augen das Leuchten. Er sah ernster aus, erwachsener. Und müde.

Yoshiki gab seinem Körper noch ein paar Minuten, um sich auf die Realität eines neuen Tages einzustellen, dann stand er auf, verließ leise das Zimmer und ging nach unten in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel. ‘Umeboshi sind im Kühlschrank‘, stand darauf. Yoshiki nickte sich selbst und ein wenig seiner Mutter zu, auch wenn die es natürlich nicht sah. Gute Mutter. Doch erstmal sollte hide alles, das man mit Schlaf beheben konnte, in Ruhe ausschlafen.

Ratlos drehte sich Yoshiki in der Küche einmal um sich selbst, schaute einmal in besagten Kühlschrank und in die Küchenschränke. Er hatte keine Lust auf nichts, also machte er sich schließlich Kaffee und aß eine Banane. Dann ging er in den Flur und überlegte, Toshi anzurufen. Doch das ging genauso wenig wie ein paar Stunden zuvor, also verwarf er den Gedanken. Was tun? Da war ein hide in seinem Zimmer, das Klavier war zu laut und allein im Haus lassen wollte er den anderen Jungen auch nicht. Wäsche, dachte Yoshiki und nippte an seiner Tasse. Eigentlich musste mal irgendjemand die Wäsche machen. Er war im Grunde immer ein großer Fan davon, dass dieser irgendjemand seine Mutter war, doch vielleicht war ein wenig Mithilfe seinerseits in Anbetracht der Tatsachen nur fair.

An diesem Punkt seiner Gedanken hörte er ein leises knisterndes Geräusch hinter sich und drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um eine einsame Kakerlake unter den Kühlschrank verschwinden zu sehen. Igitt… passierten solche Dinge einem auch in Amerika?
 

Zweieinhalb Stunden später hatte Yoshiki mit seiner Mutter telefoniert, zwei Ladungen Wäsche gewaschen (wobei eine davon nur aus den Sachen bestand, die hide und er gestern getragen hatten) und sie draußen im Garten aufgehängt, geduscht und drei neue Kakerlakenfallen in der Küche aufgebaut – zum Glück, ohne noch einmal einem der Krabbler zu begegnen.

Als er gegen halb elf schließlich das nächste Mal in sein Zimmer lugte, war hide wach. Er hatte irgendwann in den letzten Stunden eines von Yoshikis letzten verbliebenen Kuscheltieren vom Regal genommen – einen Bären - ihn neben sich gesetzt und streichelte gerade abwesend eines der plüschigen Ohren.

„He“, sagte Yoshiki.

„He“, sagte hide. Er setzte sich auf und schob den Bären ertappt zur Seite.

„Wie geht es dir?“, fragte Yoshiki.

hide erwiderte seinen Blick für einen Sekundenbruchteil und sah dann wieder weg. Er zuckte mit den Schultern. „Es geht so.“

Yoshiki nickte langsam. Das war vermutlich eine sehr adäquate Einschätzung der Lage.

Zusammen mit der darauffolgenden Stille drohte sich auch die Ratlosigkeit des Vorabends wieder schwer über sie beide zu senken. Yoshiki beschloss, dass er das nicht zulassen würde. „Willst du baden?“

hide zuckte noch einmal mit den Schultern. „Ich sollte wohl.“

„Ok, dann lass ich dir ein Bad ein und dann isst du was und dann badest du und dann schauen wir weiter.“ Der Gastherr drehte sich um.

„Ich hab keinen Hunger“, folgte ihm hides Stimme auf den Gang.

Yoshiki verschwand mit einem „Es könnte mir nichts egaler sein“ ins Bad.

Während das Badewasser einlief, kehrte er mit den Umeboshi zu hide zurück. Er ließ sich neben den Futons auf den Boden fallen. „Hier.“ „Danke…“, sagte hide müde und nahm den Teller in die eine und die Stäbchen in die andere Hand. Er sah schrecklich aus und das auf einer ganz anderen Ebene als nach ihrer gemeinsamen epischen Nacht. Langsam steckte er sich eine der kleinen Früchte in den Mund und kaute bedächtig darauf herum. Yoshiki kannte diese Vorsicht. Bei Umeboshi als Katermittel gab es nur zwei Optionen: Es blieb drin oder man hing noch einmal mindestens eine halbe Stunde über der Schüssel. So oder so wurde es besser.

hide schluckte den Bissen hinunter und senkte abwartend den Teller. Nach etwa einer halben Minute nickte er langsam und aß eine zweite. „Ich hasse Umeboshi“, sagte er nach der dritten. „Unerfreulich“, antwortete Yoshiki. hide zog einen Mundwinkel hoch und stellte den Teller mit der letzten Frucht darauf zur Seite. „Ich hab meine Bonuspunkte bei dir aufgebraucht, oder?“ Yoshiki seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin bloß fertig und ich hab Hausarbeit gemacht und da sind Kakerlaken in meiner Küche. Alles keine schönen Dinge. Also los, geh baden, Handtuch liegt da und ich bring dir was zum Anziehen…“

Mit einem vagen Geräusch der Zustimmung rappelte sich hide langsam hoch. Er musste sich an Yoshikis Kopf abstützen. „Du… kommst klar?“, fragte dieser. „Uh-hu“, machte hide, beruhigender Weise nicht sonderlich überzeugt, und tappte dann langsam auf den Gang und aus Yoshikis Sichtfeld. Dieser seufzte und watschelte auf den Knien hinüber zu seinem Schrank, um einen frischen Yukata zu suchen.
 

Nach einer halben Stunde kehrte hide zurück, als Yoshiki gerade die Betten gemacht und einmal durchgelüftet hatte. Jetzt war es zwar eine ganze Ecke wärmer im Zimmer (Yoshiki saß präventiv schon einmal vor dem Ventilator), aber dafür roch es nicht mehr dezent nach wenig edler Spirituose. Er wirkte immer noch eher wackelig.

„Alles in Ordnung?“

Der andere Junge schloss für einen Moment die Augen und legte zwei Finger an die rechte Schläfe. „Ja. Nein. Keine Ahnung. Warmes Wasser. Kreislauf. Und ich hatte noch nie in meinem Leben solche Kopfschmerzen...“

Das überraschte Yoshiki nun eher weniger. „Leg dich am besten nochmal hin.“ Es klang weniger wie ein Vorschlag als wie eine Anweisung.

hide blieb noch ein paar Sekunden unschlüssig im Raum stehen, gestand sich dann ein, dass er keinen besseren Vorschlag hatte und ließ sich wieder auf den Futon fallen. „Gehst du weg?“, fragte er mit einem Seitenblick.

„Kommt drauf an“, antwortete Yoshiki neutral. „Soll ich?“

„… Nein.“ hide stockte. „Ist das peinlich?“

Yoshiki musste schmunzeln und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Ich glaube, das Stadium der Peinlichkeit haben wir schon überschritten.“

„Gut“, sagte hide matt und angelte nach dem Bären. Dann drehte er dem Zimmer wieder den Rücken zu und zog die Decke trotz der Wärme noch ein Stück höher. „Gut…“

Yoshiki zog den Block unter dem Tisch hervor, auf dem er Texte vor sich hinkritzelte, wann immer ihm ein paar Zeilen durch den Kopf schossen und nahm das Wörterbuch vom Regal. Nachdenklich betrachtete er, was er die letzten Tage so fabriziert hatte. Die englische Grammatik war stellenweise nach wie vor ein Mysterium. Doch bereits nach wenigen Wörtern hielt er inne. Er schaute von seinen Lyrics hoch und in Richtung des ihm zugewandten Rückens.

„hide…“

„Mmh?“, murmelte dieser.

„In Zukunft, wenn dir nicht gut ist… es ist ok, wenn du was trinken willst. Aber tu mir einen Gefallen und ruf irgendjemand an, damit er mit dir trinkt, in Ordnung?“

hides Hand hörte auf, den Bären zu streicheln und ein paar Sekunden passierte nichts. Als er schließlich antwortete, klang es ein wenig bitter. „… das endet sonst nie so wie gestern. Ich kann auf mich aufpassen.“

Yoshiki seufzte lautlos. „Ich will dich doch nicht bemuttern. Ich will nur… dass du mit jemandem redest, dem du wichtig bist.“

hide schnaubte, doch Yoshiki war nicht bereit, an diesem Punkt nachzugeben. Das war wohl das Mindeste, das man von jemandem verlangen konnte, der einem gestern – unter anderem - über die Hose gereihert hatte. „Versprich mir, dass du dich nicht mehr allein betrinkst. Versprich es.“

Ein genervtes Geräusch antwortete ihm. „… Ok, ok. Mann.“

Er zog sich die Decke über den Kopf und war verschwunden.
 

hide schlief noch einmal vier Stunden, ohne sich auch nur umzudrehen. Am Nachmittag schließlich befand er sich nach Yoshikis Einschätzung in einem Zustand, der ein ernsthaftes Gespräch zuließ.

„Ok“, sagte Yoshiki und kniete sich hide gegenüber auf den Boden seines Zimmers. „Lass uns das pragmatisch machen. Was ist gerade dein größtes Problem?“

Sein Gegenüber dachte eine halbe Minute lang nach, in der er den Bären in seinem Schoß knautschte. „Keine saubere Unterwäsche“, sagte er schließlich.

Yoshiki musste gegen seinen Willen lachen. Die Ernsthaftigkeit der Situation erzeugte in Kombination mit dieser profanen Aussage eine unwiderstehliche Komik. hides Grinsen geriet allerdings seltsam schief. Yoshiki riss sich mit einem Räuspern zusammen. „Entschuldige. Aber: Unterwäsche? Ernsthaft?“

„Ja, es war ein hartes Rennen zwischen Geld und Unterwäsche, aber sie hat gewonnen.“

„Mit Geld könntest du Unterwäsche kaufen.“

„Aber ich habe Unterwäsche. Genau wie ich andere Klamotten und eine Zahnbürste habe“, sagte hide und drehte den Bären einmal um hundertachtzig Grad, bevor er den Blick wieder auf Yoshiki richtete. Dieser schaute auf seine Finger, während er nachdachte. Es dauerte nicht lang, denn die Liste mit möglichen Lösungen war kurz.

„Dann bleibt nur, dass du nach Hause gehst und deine Sachen holst.“

„Das wäre dann die naive Variante“, sagte hide zynisch. „Denn das gibt mir dann noch keinen Ort, an den ich meine Sachen bringen könnte und für so einen Ort bräuchte ich erstmal Geld und für Geld bräuchte ich eine Arbeit und für eine Arbeit müsste ich irgendetwas können, was ich nicht tue. Ich bin ein wohnungsloser Loser ohne Abschluss. Siehst du jetzt, warum die Unterwäsche die Wurzel allen Übels ist?“

Yoshiki seufzte. Ja, er sah das.

„Außerdem kann ich nichts tun“, fuhr hide fort. Seine Hände hatten sich um den Bauch des Teddys verkrampft. „Ich meine, ich bin noch nicht mal neunzehn. Legal gesehen könnte ich auch vier sein. Ein dummes Kind. Das macht keinen Unterschied.“ Er schwieg ein paar Sekunden in denen er abwesend in die Luft starrte und sagte dann leise aber bestimmt: „… ich hab es so unendlich satt.“

Yoshiki atmete durch und schaute auf sein Plüschtier. So wie hide es drückte, quollen die Augen etwas hervor und das war nicht hübsch. hide hatte Recht. „Also“, sagte er schließlich, „ich weiß nicht, was wir machen können, hide. Ehrlich. Ich hab keine Ahnung. Ich kann dir nur anbieten, dass du hier bleiben kannst, bis sich das alles beruhigt. Wenn es dir nichts macht, dir ein Zimmer mit mir zu teilen.“

Ein überraschter Blick kehrte zu seinem Gesicht zurück und fand seine Augen. „Wirklich?“

Yoshiki nickte. „Ja. Aber ich warne dich, ich bin nachtaktiv.“

hide hob mit einem leichten Lächeln die Schultern. „Ich nehme an, als der Bittsteller, der ich bin, kann ich mich nicht beschweren. Sind deine Eltern im grünen Bereich dabei?“

„Meiner Mutter ist es recht.“

„Und deinem Vater?“

Yoshiki schwieg ein paar Sekunden. Dann sagte er, in einem präzise gewählten, abschließenden Tonfall: „Ich hab keinen Vater mehr.“

hide starrte ein paar Sekunden lang. „Oh.“ Er sah auf die Tatamis und dann zurück zu seinem Gastgeber. „Wow. Sorry. Ich wollte nicht… Warum hast du nie was gesagt?“

Yoshiki schüttelte den Kopf. „Es war nicht wichtig. Es ist auch jetzt nicht wichtig. Wichtig ist, dass du hierbleiben kannst.“

Der andere Junge nickte. Diesmal ohne zu lächeln. „Das wäre toll.“

Sie sahen sich einen Moment lang an. Dann nickte Yoshiki ebenfalls. „Ok. Hast du Hunger?“

„Eigentlich nicht. Aber ich denke, es wär besser, wenn ich was esse.“

Yoshiki nickte noch einmal. Eine weise Einsicht. „Meine Mutter arbeitet noch und mir ist wirklich nicht nach Kochen. Was hältst du von Eiern und Toast zum Abendessen?“

„Unorthodox“, sagte hide, erneut mit dem leichten Anflug eines Lächelns, „aber ich erlaube es.“

„Gut…“ Yoshiki stand auf. „Dann komm.“

hide setzte den Bären auf seinen Futon und erhob sich.

„Hast du Marmelade?“, fragte er, während er hinter Yoshiki die Treppe hinunterstieg.

„Zu Eiern?“

„Das ist lecker.“

„Das ist eklig.“

Sie aßen zu Abend. Dann kuschelten sie sich zurück in die Betten und schauten eine Komödie, ohne sich wirklich danach zu fühlen. Aber das war vielleicht auch etwas viel verlangt.
 

Am Samstag blieben sie lang liegen und redeten über dies und das – über alles außer über das Thema, das so unübersehbar mitten im Raum stand, dass es fast unmöglich schien, es auch nur eine Sekunde lang zu vergessen. Aber sie konnten zumindest so tun als ob. Es war fast normal, bis die Stimmung schließlich gegen Mittag wieder kippte. Yoshiki hätte nicht genau sagen können, wann genau oder warum, doch er vermutete, dass es etwas damit zu tun hatte, dass er hide seine eigenen Klamotten wiedergegeben hatte. Vielleicht war es auch die Erkenntnis, dass sie heute Bandprobe hatten und hide es rigoros ablehnte, mitzukommen. Auf jeden Fall bekam er die Laune danach nicht mehr aus dem tiefen Loch heraus, in das sie gekrabbelt war.

Gegen eins saßen sie am Küchentisch bei einem normalen Mittagessen oder einem sehr späten Frühstück und gerade hatten sie kein Thema mehr. Also aßen sie schweigend. Das hieß, Yoshiki aß. Ihm gegenüber stocherte hide in seinem Gemüse herum. Er sah zwar nicht mehr so fertig aus, aber Appetit hatte er scheinbar immer noch keinen. Etwas an dem Anblick gefiel Yoshiki so gar nicht.

„Soll ich nicht doch lieber hier bleiben?“, fragte er zum gefühlt zehnten Mal an diesem Tag.

hide schüttelte den Kopf. „Du musst gehen. Wenn wir beide nicht kommen, wissen sie, dass irgendetwas nicht stimmt.“

Das wussten sie vermutlich so auch schon, dachte Yoshiki, doch er sah hides Standpunkt. Mit einem Seufzen stand er auf und räumte seine Teller in die Spüle. Wenn er nicht zu spät sein wollte, musste er los. Er ging kurz nach oben, holte seinen Block, seinen Geldbeutel und seine Jacke und griff auf dem Weg zurück die Schlüssel zum Raum vom Haken im Flur.

„Ok“, sagte Yoshiki, als er wieder in die Küche kam. „Und du bist sicher, dass du nicht mitkommen willst?“ Er öffnete den Küchenschrank und zog das alte Currypastenglas mit dem Haushaltsgeld seiner Mutter vom oberen Regal. Sie brauchte immer einen Hocker, wenn sie selbst drankommen wollte.

hide schüttelte den Kopf noch einmal und steckte sich ein Stück Kartoffel in den Mund. „Nein. Und bitte sag den anderen einfach, ich wäre immer noch krank.“

Yoshiki nahm sich großzügige 500 Yen für die Fahrkarten und stellte das Glas zurück. Er nickte zögerlich. „In Ordnung… Du kannst Musik hören oder ans Klavier gehen oder an die Gitarre oder… keine Ahnung. Fühl dich einfach wie Zuhause.“ Er stockte. „Oder Nein, lieber nicht… Du weißt, was ich meine.“

hide zog einen Mundwinkel hoch und pflügte noch einmal sein Gemüse um. „Ja. Danke.“

„Gut…“ Unschlüssig blieb Yoshiki im Raum stehen. Er schaffte keine Verabschiedung.

Nach einigen Sekunden hob hide den Blick von seiner Schüssel. „Was wird das hier?“, fragte er mild und zog auch den anderen Mundwinkel hoch, so dass sie ein vollständiges Lächeln bildeten. „Jetzt geh schon. Mein Leben ist komisch, nicht deins. Es hat keinen Sinn, wenn wir beide deswegen rumhängen.“

„Ok“, sagte Yoshiki und nickte, mehr um sich selbst von dieser Entscheidung zu überzeugen. „Dann… geh ich jetzt. Bis heute Abend.“

hide hob die Hand zum Abschied. „Bis dann.“

Als Yoshiki sich in der Tür noch einmal flüchtig umdrehte, war er zu seinem Mittagessen zurückgekehrt.
 

-X-
 

„Yoshiki!“, sagte Taiji scharf. „Einsatz auf der Drei-Und! Immer noch!“

Der Schlagzeuger brach den Rhythmus mit einem letzten ‘Pling‘ auf dem Ride ab und zerrte sich mühsam mental ins Hier und Jetzt. Hu…? Oh… „Ja“, sagte er schließlich fahrig. „Entschuldigung.“

Taiji starrte ihn ein paar Sekunden regungslos an. Dann kam er um Toshi und das Schlagzeug herum und hielt sich seine Hand erst an die eigene Stirn und patschte sie dann in Yoshikis Gesicht. „… bist du krank?“, fragte er. Yoshiki schlug die Hand mit einem unwilligen „Bäh!“ weg. „Mir geht’s gut. Geh zurück, wir machen das nochmal. Mir fehlt die Leadgitarre... Pata- … sorry, Tomo, kannst du bitte Lead spielen?“

Tomoaki nickte und hob gleichzeitig die Schultern. „Nicht sicher“, sagte er und wandte sich seinem Griffbrett zu. „Ich versuch‘s.“

„Tu das. Taiji!

Der Bassist stand immer noch neben ihm und beäugte ihn kritisch. Dann drehte er sich zu ihrem Sänger.

„Toshi, Yoshiki ist kaputt. Mach was.“

„Jetzt stell dich schon wieder an deinen Platz, Asstard!“, fauchte Yoshiki genervt. Das brauchte er heute wirklich so gar nicht!

Taiji verdrehte die Augen. „Hab mich geirrt“, sagte er und machte sich auf den Rückweg.
 

-X-
 

Als Yoshiki an diesem Abend nach Hause zurückkehrte, war es bereits fast halb zehn. Er wusste eigentlich nicht genau, warum es so spät geworden war – ihm war die Probe nicht sonderlich produktiv vorgekommen. „Guten Abend Mama“, sagte er mit einem Blick ins Wohnzimmer, wo seine Mutter irgendeinen Film mit Terence Hill ansah. „Hallo mein Schatz“, grüßte sie zurück und stellte den Ton aus. Yoshiki scannte den Raum. Sie war allein. Es hätte ihn auch irgendwie befremdet, hide gemütlich neben seiner mit einem flauschigen Bademantel und ihrem lindgrünen Pyjama bekleideten Mutter sitzend vorzufinden, andererseits hätte es ihn irgendwie auch nicht über alle Maßen überrascht. „Ist hide oben?“, fragte er am Ende dieses Gedankengangs. „Ich denke ja“, antwortete sie. „Er war vorhin noch mal unten, um sich was zu Trinken zu holen. Vielleicht hat er sich hingelegt.“

Yoshiki nickte und wandte sich zum Gehen. Als er in den ersten Stock hinaufstieg, sah er in seinem Zimmer allerdings Licht brennen und hörte leise aber deutlich Queens Spread Your Wings. Ironie des Schicksals, dachte Yoshiki mit einem leichten Kopfschütteln. Bestimmt machte hide das mit Absicht…

„Ich hab diesen komischen Purin gekauft“, sagte Yoshiki, noch während er die letzten Stufen hinaufstieg. Keine Reaktion. Er öffnete die Schiebetür und fragte eine Spur leiser: „… hide?“ Vielleicht schlief er ja doch schon. Man schlief gut zu Queen.

Aber der Raum war leer.

Ratlos stellte Yoshiki den Erdbeerpurin auf dem Tisch ab und trat wieder auf den Gang hinaus. „hide?“ Er lugte in die Toilette und ins Badezimmer. Dann schaute er aus dem Badezimmerfenster, nach hinten in den kleinen Garten, der wenig mehr war als ein Stück verbrannter Rasen. Niemand.

Yoshiki verließ das Bad wieder. In der Bewegung erhaschte er einen flüchtigen Blick auf sein eigenes Gesicht im Spiegel, besorgt und eine Spur blasser als sonst. Da war dieser ernste Zug um seine Mundwinkel, der eines Tages bestimmt blieb, wenn er nicht aufpasste.

He spends his evenings alone in his hotel room, sang Freddie Mercury,

Keeping his thoughts to himself, he'd be leaving soon

Wishing he was miles and miles away

Nothing in this world, nothing would make him stay.

Ein kalter Schauer lief Yoshiki den Rücken hinunter und von einer plötzlichen, irrationalen Panik gepackt hastete er die paar Schritte zurück und riss die Tür des Zimmers gegenüber von seinem auf.

Es war leer.

Das Licht der Straßenlaternen fiel von draußen durch die lange nicht geputzten Fenster und ließ die feinen Staubpartikel in der Luft sanft glitzern.

Unten klingelte das Telefon.

Yoshiki hielt sich am Türrahmen fest und versuchte, seinen hämmernden Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Warme, abgestandene Luft, der holzige Geruch alter Tatamimatten und die saure Note leicht muffig gewordenen Papiers umfingen ihn. Er schob die Tür wieder zu, bevor die Atmosphäre noch ganz tief begrabene Erinnerungen wieder an die Oberfläche zerrte und ging stattdessen im Gang in die Hocke. Da waren schwarze Punkte vor seinen Augen. Fahr runter, beschwor er sich, ganz ruhig. Alles ist gut, solange du nichts anderes weißt. Vielleicht ist er nur spazieren. Den Kopf frei kriegen.

Und langsam und tief atmen.

Er atmete ein paar Mal langsam und tief. Die Punkte wurden weniger.

Oder vielleicht hatte hide sich aufgerafft und holte sein Zeug. Idiot. Das hätte er doch sagen können! Er hätte ihm doch dabei geholfen… Yoshiki rieb sich die Nasenwurzel. Was sollte er jetzt tun? Erstmal musste er wirklich die Musik ausmachen. Mercury sang jetzt Fight From the Inside und Hey you boy, think that you know what you're doing war gerade nichts, das er hören wollte. Und der fetzige Beat passte auch so gar nicht zu seiner Stimmung.

„Yoshiki!“, rief seine Mutter die Treppe hinauf, gerade als er die Nadel von der Platte genommen hatte. „Es ist für dich!“
 

-X-
 

Zwei Kilometer weiter ging Toshi gerade auf dem Weg von der Toilette ins Bett am Telefonapparat vorbei, als es klingelte. Er nahm sofort an. „Ja?“, fragte er unwirsch in den Hörer. Wer um diese Uhrzeit anrief, gehörte entweder zur Familie oder durfte nicht mehr mit Höflichkeiten rechnen. Es war nach zehn und es gab Kinder in diesem Haushalt, verflucht noch eins!

„…“

Toshi kannte diese Stille. Er wechselte den Hörer in die linke Hand. „Yoshiki?“

Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang seltsam erstickt. „Toshi… kannst du herkommen?“

„Jetzt?“, fragte Toshi irritiert. Sie hatten sich doch erst vor einer Dreiviertelstunde an der Bahnstation getrennt!

„Ja. Jetzt. Bitte.“

Toshi schloss die Augen und lauschte in die feinen Nuancen zwischen den Worten. Uh-oh… Diesen Tonfall hatte er schon länger nicht mehr gehört. Und er hatte ihn kein bisschen vermisst. „Ok“, sagte er betont deutlich. „Atmen. Was ist los?“ Noch hatte er sich nicht in Bewegung gesetzt. Dazu war ihm die Grundlage doch etwas zu dünn. Sein Hinterkopf hatte allerdings schon begonnen darüber nachzudenken, in welcher Reihenfolge er was erledigen musste, um schnellstmöglich unterwegs zu sein.

„…“

„Yoshiki.“

„Ich… hab versprochen, das nicht zu erzählen, aber… ich…“

Toshi hörte ein zittriges Atmen auf der anderen Seite.

„Donnerstagnacht… ist hide hergekommen“, begann Yoshiki schließlich. „Und…“

Er erzählte. Nachdem er mal angefangen hatte, ging es flüssig, in kurzen, prägnanten Sätzen. Toshi hörte nur zu. Er sagte nicht einmal Mmh oder Aha oder Oh Scheiße. Als Yoshiki geendet hatte, senkte sich eine tiefe Stille über sie beide und obwohl sie nicht am gleichen Ort waren, einte sie das. Toshi sah um die Ecke auf die Küchenuhr. Sie telefonierten nicht mal zehn Minuten. Er kam sich vor, als wäre er um Jahre gealtert.

„Toshi?“, fragte Yoshiki nach einigen Sekunden. „Bist du noch dran?“

„Ja…“, antwortete Toshi und rieb sich übers Gesicht. Er verstand plötzlich, warum Yoshiki gewollt hatte, dass er vorbeikam. Er fühlte sich von der Gesamtsituation überfordert. „Das… ist nicht gut.“

„Ja“, sagte Yoshiki kläglich. „Aber das ist es noch nicht.“

Der Junge auf der anderen Seite der Leitung stöhnte. „Da kommt noch mehr?“ Toshi stützte sich auf das Telefontischchen. Ok. Bring it.

„Gerade hat hides Mutter hier angerufen. Sie sucht nach ihm. Also ist er nicht nach Hause gegangen.“

Toshi nickte. Natürlich. Das machte die Lage perfekt. „Ok“, sagte er nach ein paar Sekunden, in denen er bereits begonnen hatte, die Füße aus seinen dicken Schlafsocken zu schälen. „Ich komm.“
 

-X-
 

Fünf Minuten später war Toshi auf dem Rad draußen auf der Straße, unterwegs in Richtung Innenstadt. Um diese Uhrzeit fuhren kaum noch Bahnen und er hatte keine Minute zu verlieren. Er trat in die Pedale, bis seine Lunge schrie und die Muskeln an seinen Waden brannten.

Dann trat er weiter.
 

-X-
 

Yoshiki hatte sich in seine Decke gekuschelt und sich ans Fenster gesetzt. Er sah nach draußen in die Nacht, ohne zu wissen, worauf er eigentlich wartete. Vielleicht Toshi. Vielleicht hide. Vielleicht jemanden, der ihm sagte, was er tun sollte. Er zog die Füße etwas mehr an, weiter unter die Decke. Seine Zehen waren kalt und ihn fröstelte ein wenig, trotz der schwülen Wärme draußen. Die Teetasse, die seine Hände umschlungen hielten, war inzwischen leer und kalt. Kurz wandte er den Blick zu seinem Wecker. Es war kurz vor Mitternacht. Es fühlte sich später an.

Draußen kamen leise Schritte die Treppe nach oben. Seine Mutter war genauso nachaktiv wie er, wenn ihr Arbeitsalltag es zuließ. Oder vielleicht schlief sie einfach ebenso schlecht wie ihr Sohn… er wusste es nicht.

Die Schritte stoppten vor seiner Tür; sie musste sehen, dass noch Licht brannte. Yoshiki konnte hören, wie die Fusuma langsam aufgeschoben wurde. Er drehte den Kopf minimal, um ihr zu zeigen, dass er zuhörte. Vielleicht wollte sie ihn trösten. Oder sie hatte einen mütterlichen Ratschlag. Er konnte wirklich einen von der Sorte gebrauchen.

Doch als sie sprach war ihr Tonfall nicht besorgt und er war auch nicht sonderlich liebevoll.

„Yoshiki“, sagte sie verwundert und ein wenig ärgerlich. „Was hast du denn heute gekauft?“

Draußen huschte ein schwarzer Schatten über die Straße. Katze. Yoshiki runzelte die Stirn und betrachtete die still daliegenden kleinen Einfamilienhäuser, die kaum vorhandenen Gärten, die Mittelklasseautos. Inmitten seiner düsteren Gedanken machten ihre Worte irgendwie keinen Sinn und er brauchte ein wenig, bis sich ihm ihre Bedeutung erschloss. „…Was?“, fragte er schließlich mit einiger Verspätung und drehte sich vollständig zu ihr um. Das erschien ihm gerade wie die absonderlichste Frage der Welt. Als hätte er nichts Wichtigeres im Kopf!

Seine Mutter stand hinter ihm in der Tür.

In der Hand hatte sie das Currypastenglas.

Es war leer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
"When we honestly ask ourselves which persons in our lives mean the most to us, we often find that it is those who, instead of giving advice, solutions, or cures, have chosen rather to share our pain and touch our wounds with a warm and tender hand. The friend who can be silent with us in a moment of despair or confusion, who can stay with us in an hour of grief and bereavement, who can tolerate not knowing, not curing, not healing and face with us the reality of our powerlessness, that is a friend who cares." Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  SamAngel
2017-04-26T20:52:24+00:00 26.04.2017 22:52
Oh mein Gott..armer Hide..er tut mir einfach nur leid

Und dann schaffst du es, dass das ganze Kapitel mit seiner Schwere für ein paar Zeilen leichter, ja fast schon beruhigend wird, nur um dann wieder n Cliffhanger einzusetzen..ich hasse und liebe Dich dafür :D

LG
Sam
Von:  NatsUruha
2017-04-26T16:02:23+00:00 26.04.2017 18:02
Oh je oh jeee.. Armer Hide.. *seufz*
X.x

Ehhh... ich Finde Türrahmen nicht weich! Mir tun die immer weh.. Q.Q

Hu? Warum kann Yoshi.. Toshi nich anrufen? Hü?

>>"Was ist dein größtes Problem?
"Keine saubere Unterwäsche"<< xDDDDDD
Trotz der bescheidenen Situation Hides... hab ich da lachen müssen...
Sorry Hide.. O.o

>>„Toshi, Yoshiki ist kaputt. Mach was.“<< AAAAAAAWWWWWW is das süß.. xD

Wtf... Hide... O.o
Hat der ernsthaft.. das Geld genommen?
Oh mano O.o
Und wo ist er jetzt hin? X.x
Von:  PantheraSade
2017-04-26T09:27:55+00:00 26.04.2017 11:27

Emerald Bar … erinnert an Absinth und Opium, die einen weit, weit fort mit den Gedanken "Fliegen" lassen.

Dieses Kapitel ist das bis her düsterste.
Es liegt förmlich eine betrübende Schwere auf einem.
Man geht flüssig durch die Hochs und Tiefs von hide…
Was dein angenehmer Schreibstiel ermöglicht.

Wie auch bei den anderen Kapiteln hast du, für den ein oder anderen, neuartige Dinge eingebaut. Ich liebe das :)
Rede ist hier von diesen "Umeboshi".
Nachdem du es geschafft hast mit Purin und frittierten Shiat anzufixxen, landen diesmal Umeboshi beim nächsten Japanladeneinkauf im Körbchen.

Danke für deine Mühe, Liebe und deinen Detailreichtum in dieser Fanfiction.
So wohl die Erwähnung von Erdbeben als auch sonstige Kleinigkeiten lassen deine Leser in diese Welt eintauchen, versinken und damit eins werden. Om xP

Man freut sich auf die nächsten & hoffentlich bald wieder fröhlicheren Kapitel!
… Denn der zerstörendste Teil, der steht dir ja noch bevor …




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