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Star Trek - Timeline - 01-02

Kadettenjahre - Teil-2
von

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Waffenstillstand


 

3.
 

Waffenstillstand
 

Tar´Kyren Dheran erwachte nach gut sieben Stunden Schlaf. Sich völlig entspannt fühlend ließ er seine Augen geschlossen und atmete einige Male tief durch. Dabei dachte er mit Vorfreude an seine Familie, die er bald schon auf Andoria wiedersehen würde. Erst nach einigen Augenblicken registrierte er, dass er nicht mehr auf der Seite lag, wie am Abend als er eingeschlafen war, sondern auf dem Rücken. Erst jetzt bemerkte er auch den weichen Druck in der linken Seite, am Oberkörper und über der Brust.

Ahnungsvoll öffnete er seine Augenlider etwas und blinzelte hindurch, an seinem Körper hinab.

Christina Carey musste einen noch unruhigeren Schlaf haben, als er, denn sie lag eng an ihn gekuschelt und hatte ihren Kopf auf seine Schulter gebettet. In seinem linken Arm liegend ruhte ihr linker Arm nun quer über seiner Brust. Erst jetzt bemerkte der Andorianer, dass er selbst, unter der Decke, seine rechte Hand auf ihre Hüfte gelegt hatte.

Ganz vorsichtig, beinahe Millimeter um Millimeter, hob er sachte seine Rechte an und zog sie in Zeitlupe zurück, damit die Frau nicht vorzeitig erwachte. Wenn sie, nach ihrem gestrigen kleinen Zwist, nun aufwachte und ihn wach vorfand, in dieser etwas peinlichen Situation, dann konnte keiner wissen wie sie reagieren würde.

Tar´Kyren Dheran hatte es gerade eben geschafft, seinen rechten Arm auf seiner Seite des Bettes auf die Matratze zu legen, als Christina Carey die ersten Anzeichen von sich gab, zu erwachen. Schnell schloss der Andorianer seine Augen und atmete so flach er konnte. Nach seiner Ansicht war es das Beste, sie offiziell zuerst erwachen zu lassen. Dann musste ihr diese Situation nicht peinlich sein. Diese Frau etwas zu ärgern, für ihr gestriges Verhalten, war für ihn in Ordnung gewesen, aber beschämen wollte er sie wirklich nicht. Im Grunde gefiel sie ihm sogar, abgesehen von ihrem etwas aggressiven Verhalten, am Vortag.

Mit einem hellen Schnurren erwachte Christina Carey und der Andorianer glaubte förmlich zu spüren, wie sich ihr Körper verspannte, als sie die Situation realisierte. Fast hätte er sich verraten und gelächelt, als sie sich, so wie er vor wenigen Augenblicken, in Zeitlupe von ihm zurückzog. Ein leises Rascheln verriet dem Andorianer, dass sie die Bettdecke zurückschlug und ganz behutsam das Bett verließ. Offensichtlich wollte sie ihn nicht wecken.

Dheran entschloss sich dazu, so zu tun, als hätten ihn ihre Bewegungen aus dem Schlaf geholt und geräuschvoll reckte er sich mit noch immer geschlossenen Augen, wobei ein leises, schnelles Tappen von Füßen an seine Ohren drang. Der Kadett vermutete, dass sie rasch ins Bad gelaufen war. Er gab ihr noch einige Sekunden, bevor er sich etwas aufrichtete und seine Augen öffnete. Er schien richtig vermutet zu haben, denn ihr Slip und ihre Uniform waren vom Hocker verschwunden.

Zufrieden mit der Entwicklung an diesem Morgen legte er sich wieder zurück, wobei er die Finger seiner Hände hinter dem Kopf verschränkte, und blickte zur Zimmerdecke hinauf, ohne sie wirklich zu sehen. Noch immer glaubte er ihren warmen, weichen Körper auf seinem zu spüren. Vor seinem geistigen Auge entstand ihr Abbild, so wie er sie kurz vor dem Einschlafen gesehen hatte. Dabei war sie ihm beinahe vorgekommen, wie ein überirdisches Wesen. Einer Sternengöttin gleich.

Als Christina Carey nach geraumer Weile wieder den Schlafraum betrat und bemerkte, dass der Andorianer wach im Bett lag, warf sie ihm einen missbilligenden, kühlen Blick zu und meinte: „Sie können nun das Bad benutzen. Falls Sie es morgens benutzen, heißt das.“

Tar´Kyren Dherans Tagtraum zerplatzte in demselben Moment, wie eine Seifenblase.

Jetzt geht das schon wieder los, dachte er frustriert. Die schenkt einem nichts. Dabei war sie es gewesen, die sich gestern Abend, ohne zu duschen zu Bett begeben hatte. Er beschloss jedoch, diesmal nicht darauf einzugehen. Wortlos blickte er ihr nach, bis sie im Wohnraum verschwunden war, bevor er sich ins Bad begab um zu duschen.

Als der Andorianer fünfzehn Minuten später, vollständig bekleidet, den Schlafraum verließ, stellte er fest, dass Christina Carey das Quartier bereits verlassen hatte. Vermutlich hatte sie sich zum Speisesaal des Raumschiffes begeben um zu frühstücken. Auch er verspürte Hunger und so machte er sich auf den Weg dorthin. Vielleicht war ein gemeinsames Frühstück mit dem Lieutenant eine gute Gelegenheit, ihr angespanntes Verhältnis zu einander etwas zu verbessern.

Als Tar´Kyren Dheran den Saal betrat stellte er fest, dass er nur mäßig besucht war. Da die Mitreisenden aus den verschiedensten Zeitzonen der Erde an Bord gekommen waren, und die unterschiedlichsten Essgewohnheiten besaßen, wunderte er sich nicht darüber. Er entdeckte die schwarzhaarige Frau an einem der Tische entlang der Fenster.

Sich zunächst zum Replikator begebend, wo er sich eine Andorianische Knollenwurzelsuppe, und ein Altairwasser bestellte, steuerte er schließlich auf den Tisch zu, an dem Christina Carey Platz genommen hatte. Er räusperte sich unterdrückt und fragte mit gedämpfter Stimme, als sie überrascht zu ihm aufsah: „Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Schlaf, Lieutenant Carey. Gestatten Sie, dass ich mich zu Ihnen setze? Wir hatten gestern einen wirklich unglücklichen Start, und ich würde sehr gerne Frieden mit Ihnen schließen, für die restliche Zeit dieses Fluges.“

Christina Carey schien mit allem anderen gerechnet zu haben, als mit diesem Friedensangebot des Andorianers, denn sie blickte ihn für einen langen Moment sprachlos an, bevor sie auf die bequeme Bank gegenüber ihres Platzes deutete. „Von mir aus.“

Die ist ja noch sauer, überlegte der Kadett missmutig bei ihrer kühlen Reaktion, nahm aber nichts desto trotz ihr gegenüber am Tisch Platz. Das Tablett mit dem Wasserglas und der Suppenschüssel vor sich auf den Tisch stellend registrierte er erst jetzt, dass die junge Frau von der Erde tatsächlich einen gesunden Appetit zu haben schien, denn sie hatte sich ein recht umfangreiches Menü zusammengestellt. Er nahm einen Schluck von seinem Altairwasser und hob erneut an.

„Ich möchte nicht, dass Sie ein falsches Bild von mir bekommen, Lieutenant. Ich hätte Sie gestern Morgen, auf der Sternenbasis, wirklich nicht im Regen stehen gelassen, wenn ich nicht selbst so verdammt knapp dran gewesen wäre. Und alles was danach passierte hat sich dann irgendwie unglücklich aufgeschaukelt. Natürlich war ich selbst nicht unbeteiligt daran. Für meine kleinen Sticheleien, gestern Abend, möchte ich mich entschuldigen.“

Christina Carey blickte in das Gesicht des Andorianers, während sie einen Bissen von ihrem Rührei mit Speck zu sich nahm. Schließlich rang sie sich durch zu sagen: „Also schön, Kadett. Ich habe gestern auch nicht gerade meinen besten Tag gehabt, also vergessen wir das besser und vertragen uns.“

Dheran atmete erleichtert auf und begann zufrieden damit, seine Knollenwurzelsuppe zu löffeln. Um einen Bissen herum erkundigte er sich bei Christina Carey: „Der Captain des Schiffes sagte, sie verlassen es ebenfalls auf Andoria. Besuchen Sie Freunde dort?“

Zunächst schien die Schwarzhaarige keine große Lust zu haben, auf seine Frage zu antworten. Doch dann erwiderte sie zögernd: „Nein, ich leite dort ein kleines Forschungsteam der Sternenflotte. Das Sternenflottenraumschiff, das sie nach Andoria brachte, flog leider ohne mich ab. Sie halten mich vielleicht für verrückt, Mister Dheran, aber ich glaube ernsthaft einen entscheidenden Hinweis gefunden zu haben, der auf die exakte Position der Verlorenen Eisstadt, Kharon-Dhura, hinweist.“

Die junge Wissenschaftlerin schien mit einer anderen Reaktion gerechnet zu haben, denn sie hob etwas verwundert ihre Augenbrauen, als Tar´Kyren Dheran sie begeistert ansah, und hastig erklärte: „Halten Sie wirklich für möglich, dass sie kein Mythos ist? Mich fasziniert dieses Thema, und ich glaube, dass unsere andorianischen Historiker seit Jahrhunderten an der falschen Stelle gesucht haben. Die haben nämlich, aufgrund alter Schriften, diese Stadt immer im Bereich der nördlichen Eiswüste gesucht. Ich denke aber, dass die schlicht einige ähnlich klingenden Namen von Gebiets- und Orts-Angeben falsch übersetzt haben. Ich selbst vermute daher, dass sich diese Stadt, falls es sie je gegeben hat, unter dem Eis der südlichen Eiswüste von Thlanek zu suchen ist.“

„Exakt zu demselben Schluss bin ich ebenfalls gelangt, Kadett.“

Die irdische Wissenschaftlerin schien den vorangegangenen Zwist mit dem Andorianer vollkommen vergessen zu haben, als sie ihn mit leuchtenden Augen ansah. „Ich konnte herausfinden, dass der alt-andorianische Name der Provinz Clorisev, Agrona lautete. Später wurde dieser Name scheinbar mit der Region um Agrana verwechselt. Seitdem wird die Verlorene Eisstadt dort oben vermutet, statt südlich von Clorisev.“

Tar´Kyren Dheran ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken.

„Das wäre absolut möglich. Wissen Sie, zu Beginn meiner Ausbildung wollte ich Wissenschaftler werden, weil mich das Thema Archäologie begeistert hat. Und es ist immer noch so. Ich betreibe meine Studien auf diesem Gebiet allerdings sein zwei Jahren mehr privat. Zu meiner Schulzeit habe ich mit den Legenden rund um die Verlorene Eisstadt intensiv beschäftigt. Ich habe mir aus allen Hinweisen Karten zusammengestellt, mit möglichen Orten, an denen Kharon-Dhura existiert haben könnte. Dabei haben sich drei Orte, südöstlich von Clorisev, tief im Gebiet der südlichen Eiskappe, herauskristallisiert. Später, als ich meine zivile Shuttle-Ausbildung auf Andoria absolvierte, bin ich oft in dieses Gebiet hinein geflogen. Ich kenne mich dort also gut aus, Lieutenant. Wenn Sie meine Hilfe annehmen möchten, würde ich mich sehr freuen. Ich könnte Ihnen die Karten mitbringen und sie übersetzen. Damals habe ich alles auf Andorianisch darauf notiert, und meine Schrift ist nicht die Beste.“

„Das wäre toll, Mister Dheran“, gab die Frau erfreut zurück. Doch dann fiel ihr etwas ein und ein wenig nachdenklich erklärte sie: „Ich bin mir jedoch nicht sicher, was das Oberkommando der Forschung dazu sagen wird. Ich hätte die Verantwortung für Sie, und wenn Ihnen etwas passiert, dann fällt es auf mich zurück.“

Der Andorianer lächelte unmerklich. „Dann lassen Sie das, mit dem Oberkommando. Ich mache Urlaub daheim, und wo ich mich während des Urlaubs aufhalte, das geht das Oberkommando der Forschung nun wirklich nichts an. Wir könnten...“

„Uns zufällig getroffen haben“, beendete Christina Carey verstehend den Satz ihres Gegenübers und grinste augenzwinkernd. „Gar keine dumme Idee, Kadett Dheran. Aber hatten Sie denn in Ihrem Urlaub nicht etwas anderes vor?“

Ein Schatten überflog das Gesicht des Andorianers und seine Antennen bogen sich leicht nach hinten. „Doch, ich besuche meine Familie. Ein paar Tage werde ich auch mit ihr verbringen, Lieutenant. Aber die Aussicht darauf, vielleicht die Verlorene Eisstadt zu finden, ist zu verlockend. Meine Familie wird das verstehen. Außerdem ist meine Ausbildung Ende Mai des folgenden Jahres beendet, und dann werde ich sie bereits wiedersehen.“

Christina Carey nickte zustimmend. „Das würde perfekt passen. Ich brauche auf Andoria ohnehin mindestens drei Tage Vorbereitungszeit, schon um das Basislager einzurichten, von dem wir unsere Exkursionen starten wollen. Wenn Sie dann zu uns stoßen wäre das der ideale Zeitpunkt, Kadett. Ich werde Ihnen nachher die Koordinaten geben, wo Sie unser Lager finden werden.“

Begeistert stimmte Tar´Kyren Dheran zu, wobei ein beinahe fiebriger Glanz in seine Augen trat. „Haben Sie, bei all dem Krempel, den Sie mitgeschleppt haben, auch die Unterlagen über den vermutlichen Standpunkt? Ich könnte ja schon einmal einen Blick darauf werfen und Ihnen dann etwas zu der betreffenden Gegend sagen. Ich habe einige der unterirdischen Tunnel dort erkundet. Vielleicht liegt einer davon in dem fraglichen Gebiet.“

Unterdrückt lachend bremste Christina Carey etwas den überbordenden Elan ihres Gegenübers, indem sie meinte: „Der Krempel ist meine wissenschaftliche Ausrüstung. Und ja, ich habe die Unterlagen dabei. Aber ich muss Ihnen wohl ganz klar sagen, dass die Aussicht auf einen tatsächlichen Erfolg fraglich ist. Immerhin gibt es nur Aufzeichnungen, in denen Kharon-Dhura erwähnt wird. Vielleicht ist sie wirklich ein Mythos.“

Dherans Miene sagte nur zu deutlich, dass er dies nicht recht glauben wollte.

Die Wissenschaftlerin deutete schließlich mit ihrer Gabel auf ihn und schlug vor: „Wissen Sie was? Zuerst frühstücken wir in aller Ruhe zu Ende, und danach sehen wir in aller Ruhe die Unterlagen an. Wir landen erst in etwa elf Stunden. Zeit genug also.“

Tar´Kyren Dheran stimmte erfreut zu: „Klingt sehr gut, Lieutenant.“
 

* * *
 

Sechs Stunden lang hatten Christina Carey und Tar´Kyren Dheran im Quartier die Köpfe zusammengesteckt und eine gegenseitige Achtung vor einander war in diesen Stunden gewachsen. Die Wissenschaftlerin war erstaunt über das umfassende archäologische Fachwissen des Andorianers, das dem ihrer Teammitglieder in keinster Weise nachstand.

Tar´Kyren Dheran seinerseits staunte darüber, was die schwarzhaarige Frau über die Geschichte seines Volkes im allgemeinen, und über die Legenden und Sagen in Bezug auf die Verlorene Eisstadt im Besonderen, wusste. Immer wieder beobachtete er zwischendurch die junge Wissenschaftlerin, wenn sie gerade nicht darauf achtete. Er nahm wahr, wie sie sich zwischendurch immer wieder die langen Haare aus dem Gesicht strich, das zusammenkneifen ihrer Augenlider, wenn sie sich konzentrierte, das auf ihn seltsam wirkende Kräuseln der Haut auf ihrer Nase wenn sie lachte, und den Schwung ihrer Lippen. Wenn sie sprach dann klang ihre Stimme glockenrein und nicht zu hell, für seinen Geschmack. Auch dieser Gegensatz zu seiner stets etwas rauchig, heiser klingenden Stimme gefiel dem Andorianer über alle Maßen gut.

Er mahnte sich zur Ordnung, als sie von dem Daten-PADD in ihren Händen aufsah und fragte: „Wissen Sie, warum die Eisstadt aufgegeben worden ist, Kadett? Ich habe versucht das herauszufinden, aber keinen Hinweis finden können, was der Auslöser dafür gewesen sein könnte. Es heißt in den historischen Aufzeichnungen lediglich, dass die Stadt etwa 2500 Jahre nach ihrer Errichtung aufgegeben wurde. Also vor rund 4500 Jahren. Gab es auf Andoria, in der Vergangenheit, vielleicht größere Krankheits-Epidemien?“

Der Andorianer, jetzt wieder ganz bei der Sache, erwiderte: „Das schon, aber keine so tödlichen, wie in der Vergangenheit der Erde. Auf Andoria wurden nie tausende oder gar Millionen Leben von einer Krankheit gefordert. Zu keinem Zeitpunkt in unserer Geschichte, soweit sie bekannt ist. Wenn die Stadt aufgegeben wurde, so muss das andere Gründe haben, denke ich. Immer vorausgesetzt, dass diese Stadt wirklich kein Mythos ist. Oder aber unsere historischen Aufzeichnungen sind unvollständig.“

„Möglicherweise wurde sie gar nicht verlassen“, sinnierte Christina Carey leise, wobei sie offen ließ, was sie damit genau meinte. Sie räusperte sich und fuhr fort: „Aber vielleicht werden wir das bald erfahren.“

„Sofern die Eisfee und der Schneeprinz auf unserer Seite stehen“, bemerkte Dheran in Gedanken, was ihm erst bewusst wurde, als Christina Carey ihn überrascht ansah.

Tar´Kyren Dheran beeilte sich zu erklären: „Kumari – die Eisfee, und Rakari – der Schneeprinz gehören zur andorianischen Mythologie. Ursprünglich, so die Legende, war Andoria eine tote Welt. Die Lebenssporen der Sternengötter waren zwar auch auf dieser Welt gelandet, aber sie konnten sich nicht entfalten. So ruhten sie über Äonen im ewigen Eis von Andoria. Dann, in ferner Vergangenheit, erschienen zwei Wesen im Andor-System, die seit dem Anbeginn der Zeit, bis zum Ende der Zeit, ruhelos durch das Universum reisen: Kumari und Rakari; in ewiger Liebe einander verbunden. Der Legende nach berührte beide das Schicksal des Mondes Andoria, der niemals Leben tragen würde, so sehr, dass sie um sein Schicksal weinten. Die Tränen waren von solch heißer Leidenschaft, dass sie sich in blaue und goldene Flammen verwandelten, noch bevor sie die Oberfläche Andorias berührten. Sie drangen in den toten Kern des Mondes ein und heizten ihn, mit der in ihnen eingehüllten Kraft von Liebe und Leidenschaft, soweit auf, dass sich eine atembare Atmosphäre bildete und die Sporen aus dem All sich entwickeln konnten. Auf diese Weise, so der Legende nach, entstand das Volk der Andorianer, und auch heute noch spüren wir Andorianer, durch die Kraft der Ewigen Flammen im Kern unserer Heimatwelt, Liebe und Leidenschaft stärker in uns brennen als jedes andere Gefühl.“

Als der Andorianer geendet hatte, schimmerten die Augen der Wissenschaftlerin feucht, und ergriffen schluckte sie, bevor sie leise sagte: „Das ist eine sehr romantische klingende Legende. Ich kannte sie bisher nicht.“

Dheran, der den Gemütszustand der Frau erahnte, erwiderte ablenkend: „Ich vermute, dass es auf der Erde ähnliche Legenden gibt.“

Abrupt das Thema wechselnd, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, fragte er: „Wann haben Sie Ihren Abschluss an der Akademie gemacht, Lieutenant. Wäre Ihr Rang nicht, ich würde Sie kaum älter schätzen, als mich selbst.

„Sie sind ein Charmeur, Kadett Dheran“, spöttelte die Irin. „Ich habe meinen Abschluss im Sommer des Jahres 2358 gemacht.“

„Dann waren Sie in demselben Jahrgang, wie mein Freund Valand Kuehn“, stellte Dheran sinnend fest.

Die Wissenschaftlerin hob leicht ihre Augenbrauen und schnippte mit den Fingern. „Dieser Name sagt mir etwas. War Ihr Freund zufällig bei der RED SQUAD?“

„Ja, das war er.“

„Dann weiß ich jetzt, warum Sie mir die ganze Zeit über so bekannt vorgekommen sind, Mister Dheran.“

Die Wissenschaftlerin sah in die Ferne. „Wenn ich mich nicht täusche, dann waren Sie damals oft in der Begleitung dieses besagten Kadetten, und zweier Mädchen, die ebenfalls der RED SQUAD angehörten. Mich hat nur die gesamte Zeit über das Rot an Ihrer Uniform verwirrt, da Sie damals eine blau abgesetzte Uniform getragen haben, wenn ich mich richtig erinnere. Offensichtlich hat es bei Ihnen, am Ende, dann für eine Mitgliedschaft bei diesen Elite-Kadetten nicht gereicht, so wie bei mir.“

Der Andorianer schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nicht, wie bei Ihnen. Man hat mir, kurz nach Beginn meines zweiten Jahres an der Akademie, angeboten der RED SQUAD beizutreten. Ich lehnte es ab weil mir eine Organisation innerhalb einer Organisation stets suspekt gewesen ist. Die Beziehung zu meiner damaligen Freundin, eines der beiden von Ihnen erwähnten Mädchen, zerbrach daran, da sie das seinerzeit als Affront aufgefasst hat.“

„Das kann ich mir gut vorstellen“, entfuhr es Christina Carey prompt. Einen Moment später lächelte sie entschuldigend und fügte hinzu: „Es tut mir leid, für Sie.“

Dheran nickte nur etwas abwesend. Er erinnerte sich in diesem Moment an den ersten Abend auf dem Campus, als er mit seinem Kommilitonen John McTiernan unterwegs gewesen war. John hatte ihn seinerzeit auf eine hochgewachsene Schwarzhaarige mit blau-grauen Augen und apartem Gesicht hingewiesen. Nach seiner Aussage soll sie ihn damals interessiert angesehen haben. Er selbst hatte zu der Zeit nicht darauf geachtet, doch die Beschreibung des Freundes passte zu Christina Carey. Sollte das wirklich sie gewesen sein? Er konnte sich dies momentan kaum vorstellen, doch die Hinweise waren da.

Tar´Kyren Dheran wurde abgelenkt, als Christina Carey ihn ansprach. „Ist etwas?“

Dheran konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt. „Nein, ich musste nur kurz an den ersten Tag an der Akademie denken.“

Forschend in die Augen der Frau blickend wechselte er erneut abrupt das Thema, indem er rau sagte: „Ich möchte mich nochmal dafür entschuldigen, dass ich Sie, gestern Abend, beim zu Bett gehen, so gereizt habe. Natürlich können Andorianer nicht durch feste Objekte sehen. Tut mir leid, Lieutenant.“

Bei der irgendwie trotzdem vergnügt wirkenden Miene Dherans erwiderte die Irin ironisch: „Ja, klar, so sehen Sie aus. Vergessen wir das lieber ganz schnell.“

Der Andorianer nickte zustimmend, eine Geste, die er sich während der letzten Jahre auf der Erde angeeignet hatte. Dabei bemerkte er, dass die Finger ihrer Rechten mit einem goldenen Kreuzsymbol spielten, das sie an einer dünnen Kette um den Hals trug. Zuvor hatte er darauf nicht geachtet. Neugierig erkundigte er sich: „Was bedeutet dieses Symbol?“

Es dauerte einen Moment, bis die Irin erkannt hatte, was er meinte. „Oh, das Kreuz. Im christlichen Glauben steht es für jenes Kreuz, an das man den Sohn Gottes geschlagen hat. Er starb daran, um die Menschheit zu retten.“

„Sie glauben daran?“

Die Irin wand sich etwas, bevor sie zugab: „Nun, im Grunde nicht. Ich trage es mehr als eine Art Glücksbringer.“

Der Andorianer blickte die Frau verständnislos an. „Als Glücksbringer? Weil das Kreuz diesem Sohn Gottes so viel Glück gebracht hat?“

Verblüfft starrte Christina Carey den Andorianer an. Seine irgendwie berechtigte Frage brachte sie aus dem Konzept. „Nun ja… Ich meine, nein… Verdammt, Sie können wirklich komische Fragen stellen, Mister. Dem Glauben nach, wäre heute übrigens sein Geburtstag. Der sogenannte Heilige Abend.“

Dheran nickte ernsthaft. „Verstehe. Dann hatten wir, als wir erwachten, den Heiligen Morgen, und haben jetzt den Heiligen Nachmittag.“

„Nein, der gesamte Tag heißt Heiligabend.“

Die Antennen des Andorianers begannen, sich unruhig in alle Richtungen zu bewegen. „Heiligabend – morgens früh im Bett. Das ergibt für mich keinen Sinn.“

Die Irin seufzte schwach. „Ich werde es Ihnen erklären, falls in den nächsten Tagen Zeit dazu sein sollte. Aber bitte nicht jetzt. Ich schlage vor, dass wir später weitermachen und erst einmal etwas zu Mittag essen. Ich sterbe sonst vor Hunger.“

Dheran, dem diese Redewendung nicht unbekannt war, machte eine zustimmende Geste. „In Ordnung, essen wir etwas.“



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