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Löwenherz

von

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Der Geisterrat

Weit war das Mittagessen zwar nicht mehr entfernt, aber trotzdem hatte Dorcas bereits wieder Hunger. Aus einem ihr nicht erfindlichen Grund, hatte sie beim Frühstück kaum Hunger gehabt und nicht darüber nachgedacht, dass sie vielleicht Kraft für den Tag benötigen würde.

In der Stunde hatten sie Kräuterkunde. Das war zwar sicher nicht Dorcas Steckenpferd, aber trotzdem ein Fach an dem sie sich aktiv beteiligte. Schließlich wollte sie Aurorin werden, wenn das mit den Holyhead Harpies nichts wurde, und dafür musste sie auch in Kräuterkunde einigermaßen abschneiden. Schließlich brauchte man auch Kräuter für die Zaubertränke, die man brauen musste.

Gerade war sie dabei gemeinsam mit Evelyn und Mira Talkalot eine Panzerbeere auszuhöhlen, da sah sie, wie in einiger Entfernung James, Sirius, Remus und Peter hinter Miss Pennyfeather, der Professorin für Muggelkunde, und den Slytherins zu einigen aufgestellten Bänken liefen.

Am Vortag war noch wesentlich mehr passiert als nur die Bestrafung durch den Henker.

James und die Anderen hatten beschlossen, dass sie, nach einem Quidditchverbot für James, welches von Professor McGonagall ausgegangen war, bis zu den ZAG Prüfungen im Wald wie Muggel überleben wollten.

Das ganze hatte damit geendet, dass Sirius ausversehen Peter mit einer Muggelwaffe verletzt hatte und Professor Dumbledore schließlich daraus die Konsequenz gezogen hatte, sie bräuchten wohl etwas Nachhilfe in Muggelkunde.

Also hatten nun ganz Slytherin und die Jungs von Gryffindor Muggelkunde.

Verträumt starrte Dorcas über die Ländereien, die in ein gleißende, warmes Sonnenlicht getaucht waren zu den Gestalten gegenüber herüber.

Auch Avery war dabei.

Vorsichtig lehnte sie sich gegen eine der Säulen, die den Bereich vor dem Gewächshaus, an dem sie arbeiteten, überdachte.

Avery und James schienen einiges an Spaß zu haben. James hatte mal etwas angedeutet, dass ihre inneren Muggel befreundet waren.

Kurz wandte Dorcas sich nach hinten um. Eve hing bis zu den Ellenbogen in der Panzerbeere um ihr Inneres zu entfernen, was sie, wofür auch immer, gerade brauchten.

Dorcas war mit ihren Gedanken bereits wieder abgeschweift und sah erneut auf die kleine Traube Schüler auf den Ländereien.

Sie schienen ein Theaterstück vorzuführen. Worüber genau konnte Dorcas nicht genau erkennen. Alles was sie verstand war, dass sie jemanden mit einer Panzerbeere bewarfen.

Ein tiefer Seufzer entfuhr Dorcas, dann wandte sie sich ab und kehrte vollends zu Eve und Mira zurück um ihnen bei ihrer Aufgabe zu helfen.

"Ist das die letzte Stunde vor dem Mittagessen?", erkundigte sie sich und half Mira nun dabei die Innereien der Panzerbeere zu entfernen. Mira hatte erwähnt, dass sie das glitschige, schleimige Gefühl an ihren Händen nicht schätzte. Mira, dankbar abgelöst zu werden, zuckte nur mit den Achseln und grinste schief. "Jap!"

Dorcas grummelte ungehalten und nahm sich einen der kleinen Löffel um weiter Kerne zu entfernen.

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde bis die Ganze Panzerbeere ausgehöhlt war. Glücklicherweise hatte Eve zugestimmt die Schnitzereien zu übernehmen. Dorcas konnte zwar zeichnen, traute sich aber einen so präzisen Umgang mit einem Messer eher nicht zu.

Dankbar die Doppelstunde Kräuterkunde überstanden zu haben machte sie sich von den Gewächshäusern mit Eve, Lily, Mary und Melanie auf den Weg zur Großen Halle.

Kurz vor den Stufen, die in das Eingangsportal führten sah sie sich selbst Barty Crouch Jr. gegenüber, der ihr fies entgegen grinste. Sie konnte diesen kleinen, feigen Schmarotzer nicht ausstehen. Er hing immer mit dem kleinen Black rum und fühlte sich, nur weil sein Vater ein hohes Tier im Ministerium war, wohl besonders erhaben.

Zu allem Überfluss wusste sie, dass er Damien einen Drohbrief geschrieben hatte.

Weil die anderen Mädchen gerade in ein Gespräch vertieft waren nutzte Dorcas die Gunst der Stunde und rempelte den jüngeren Schüler unsanft mit ihrer Schulter an.

Allerdings hatte sie die Rechnung ohne den weinerlichen Petzer gemacht.

"Hey!", rief Crouch aus und rieb sich die allem Anschein nach schmerzende Schulter. "Was sollte das Meadowes?!"

Ein fieses Grinsen schlich sich auf Dorcas' Gesicht. "Naja was läufst du auch vor meine Füße!"

Noch bevor Dorcas es jedoch verhindern konnte sprintete der jüngere Schüler nach vorne und tippte Lily auf die Schulter.

"Hey Evans", wandte er sich an Lily, "Deine Freundin Meadowes hat mich angerempelt. Einfach so!"

Sofort drehte Lily sich mit vor Wut zuckender Schläfe und strafendem Blick zu Dorcas um. "Fünf Punkte Abzug, Dorcas!"

Fassungslos musterte sie ihre Freundin und schüttelte leicht enttäuscht den Kopf. Ohne jemand anderen es hören zu lassen murmelte sie: "Verdient hatte er es jedenfalls... Mieser kleiner Feigling..."

Lily seufzte ein wenig theatralisch und die anderen fuhren mit ihrer angeregten Unterhaltung fort.

Die wuchtigen Tore des Schlosses öffneten sich für sie alle und sie bogen ab um die große Halle zu betreten.

Vor ihnen erstreckten sich die langen Haustische, die wie immer für das Mittagessen gedeckt waren.

Trotzdem war etwas anders als sonst. Auch wenn einige Schüler an ihren eigenen Tische verweilten, hatte sich eine Traube von Schülern um den Hufflepufftisch versammelt. Erst als Dorcas und ihre Freundinnen sich ihnen näherten sah sie was vor sich ging.

Die meisten der Hausgeister hatten sich an diesem Tisch zusammengefunden.

Dorcas runzelte stutzig die Stirn, wandte sich fragend zu Lily und gesellte sich schließlich zum Rest ihres Hauses.

Die anderen ihres Jahrgangs - James, Sirius, Remus und Peter - begrüßten sie mit einem Nicken und einem fragenden Schulterzucken.

Auch sie machten nicht den Eindruck zu wissen was genau hier vor sich ging.

Die Geister, darunter auch der Fast Kopflose Nick, schienen in eine hitzige Diskussion vertieft zu sein.

Auf dem Tisch stand eine Wahlurne die zur einen Hälfte schwarz und zu anderen Hälfte weiß bemalt war. Dorcas kam diese Wahlurne unangenehm bekannt vor. Sie erinnerte an den Traum den sie an diesem Morgen gehabt hatte.

Ein Blumenmädchen, dass zwiegespalten gewesen war, hatte von allen Schülern eine Abstimmung darüber verlangt ob er, wer auch immer er war, erlöst oder verbannt werden sollte.

Dorcas hatte für verbannen gestimmt. Sie schüttelte sich. Plötzlich kam ihr die Große Halle um ein vielfaches kälter vor. Allem Anschein nach war alles näher an ihrer eigenen Lebensrealität als sie es vermutet hätte.

Die Graue Dame, mit all ihrer ehrerbietenden Grazie schien mehr als unerfreut zu sein.

"Ich weiß nicht...", merkte sie an.

"Die Frage ist auch nicht ob, sondern wie, es überhaupt möglich wäre Mister Sweets für immer vom Gelände der Schule zu verbannen. Schließlich attackiert er die Schüler" fiel ihr da Nick ins Wort. Er schien, wie auch der Baron und die Graue Dame mehr als besorgt zu sein.

So gefährlich hatte Dorcas die Situation mit Mister Sweets bis zum vorigen Abend nicht eingeschätzt.

"Nun", begann da der Baron, "werte Dame ich denke Sir Nicholas hat recht. Ist es überhaupt möglich einen Geist zu erlösen? Könnten wir erlöst werden?"

Pikiert sah die Graue Dame den Blutigen Baron an und räusperte sich. "Das ist tatsächlich eine gute Frage."

"Die Frage die sich stellt ist, wofür unsere Schützlinge gestimmt haben. Deswegen sage ich, wir sollten die Abstimmung endlich auswerten!", mischte sich schließlich auch der Fette Mönch ein.

Ein zustimmendes Raunen ging durch die Reihen der Geister.

"Peeves, werte die Abstimmung aus!", befahl der Blutige Baron und wandte sich an die Schüler.

Der Poltergeist war während der Diskussion immer wieder hin und her durch die Massen der Schüler geschwirrt und hatte immer mal wieder die Geister in ihrer Diskussion gestört.

Jetzt folgte er der Anweisung und nahm die hölzerne kleine Kiste an sich, die vor den Geistern auf dem Tisch stand. Sie schien aus Holz zu sein, war aber auf einer Seite schwarz auf der anderen weiß lackiert.

Einen nach dem anderen zählte Peeves die Namen auf, wofür sie gestimmt hatten und führte dazu noch eine Strichliste um nachher den genauen Stand der Auszählung verkünden zu können.

Es sah ziemlich schlecht für Mister Sweets aus. Die meisten Schüler hatten dafür gestimmt ihn brutal zu verbannen. Besonders auffällig war allerdings dabei, dass die freundlichen und fairen Hufflepuffs auch dafür waren Mister Sweets zu verbannen.

Mit strafendem Blick warf irgendwann der Fette Mönch, als Peeves gerade einen weiteren Hufflepuff genannt hatte ein: "Hufflepuffs? Was habt ihr euch dabei gedacht?"

Dorcas schnaubte nur leicht. Sie hielt nicht viel von den Hufflepuffs. Immerzu waren sie sehr auf sich selbst fixiert und gar nicht bedacht darauf fair oder gar freundlich zu sein.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Auszählung durch Peeves beendet. In der großen Halle herrschte totenstille. Dorcas war sich sicher, dass man die Luft hätte schneiden können, wenn man es denn nur versucht hätte.

Die Mehrheit hatte dafür gestimmt den Geist zu verbannen. Grausam zu verbannen.

Besonders schockiert war die Miene des Fetten Mönchs. Was seine Schüler sich dabei gedacht hatten, konnte er sich scheinbar nichtmal selbst erklären. Das Schweigen dauerte nur einen Moment lang an. Dann begannen alle Schüler wild durcheinander zu plappern und zu diskutieren.

Erst der Fast Kopflose Nick, der sich erhob und sie alle mit einer Aufmerksamkeit bedeutenden Geste zum Schweigen brachte, konnte sie alle wieder beruhigen.

"Nun, sind denn alle anwesenden Schüler zur Genüge über die Umstände des Todes von Mister Sweets informiert?", erkundigte er sich und sah sie alle an.

Dorcas runzelte nachdenklich die Stirn. "Naja", begann sie zögerlich und der Fast Kopflose Nick wandte sich zu ihr, "ich weiß nicht so genau was hier vor sich geht. Ich hab den Geist auch noch nie gesehen."

Daraufhin ging ein zustimmendes Raunen durch die Schülermenge.

Der Ausdruck auf dem Gesicht des Geistes war verständnislos. Er seufzte und schien sich dann, nach einem Augenblick ein Herz fassen.

Nachdem er noch einmal vielsagend in die Gruppe geschaut hatte, berichtete er schließlich von der Geschichte von Mister Sweets. Zu Lebzeiten war er ein Bäckerlehrling gewesen und hatte sich in die Tochter des Bäckers verliebt. Um seine Liebe zu beweisen und um ihre Hand anzuhalten hatte er eines Tages ein Brot für sie gebacken. Auf dem Weg war er von den anderen Lehrlingen des Dorfes aufgehalten und zusammengeschlagen worden. Doch was niemand gewusst hatte, war das Mister Sweets eigentlich ein Magier gewesen war. Ein Unausgebildeter. Als ihm diese Ungerechtigkeit widerfuhr, und er dem Tode nahe, vor seinen Peinigern, auf dem Boden lag brach alle Magie aus ihm heraus und er tötete die anderen Lehrlinge. Dann starb er. Ohne, dass er noch selbst für sein Verbrechen gestraft wurde war er verdammt gewesen in dieser Welt zu verweilen. Der Henker, der James am vorangegangen Abend ausgepeitscht hatte, war gewesen um jemanden für diese Morde zu verurteilen.

Ein betretenes Schweigen lag nun wieder über der Großen Halle. Doch dann verlangten alle nach einer erneuten Abstimmung. Schließlich waren sie nun alle über die genauen Ereignisse im Bilde. Nach kaum mehr als zehn Minuten war die erneute Abstimmung durchgeführt und Dorcas war mehr als froh darüber. Sie hatte nun für weiß gestimmt. In ihrem Traum war alles so unwirklich und verschwommen gewirkt, dass sie nicht richtig verstanden hatte worum es ging. Diese Verurteilung wollte sie nicht für den Rest ihres Lebens mit sich herumtragen.

Die Auszählung die wieder durch Peeves ausgeführt wurde, war schnell getan und Dorcas, die sich absichtlich bei Avery aufgestellt hatte konnte sehen wofür er abstimmte: weiß.

Einen Moment brauchte Peeves, doch dann verkündete er: "Weiß überwiegt."

Es dauerte eine Weile, bis der Blutige Baron wieder die Stimme erhob: "Es gibt die Möglichkeit ihn von seinem Leiden zu erlösen und ihm einen letzten Wunsch zu erfüllen. Dazu müsst ihr ein Ritual durchführen.

Sobald der Himmel sich nachtschwarz gefärbt hat, soll das Grab von Mister Sweets gefunden werden.

Ihr müsst seine Knochen ausgraben. Drei Paare müssen gefunden werden, die folgende Kriterien erfüllen: Sie sind noch nicht in einer Liebesbeziehung, da es Differenzen gibt. Als Zeichen, dass sie bereit sind, diese Probleme zu überwinden sollen sie sich um Mitternacht bei der Zeremonie küssen und aufrichtig erklären, welche Bedeutung dieser Kuss für sie hat.

Den Kopf von Mister Sweets müsst ihr finden und seinen restlichen vergrabenen Knochen beigefügt werden. Anschließend soll das Grab wieder mit vielen Blumen hergerichtet werden.

Wollt ihr Mister Sweets und sein Blumenmädchen wiedervereinen so müsst ihr süßes Gebäck für das Blumenmädchen im offenen Feuer backen so wie er es zu Lebzeiten stets getan hat.

Eine Schülerin soll stellvertretend für die Geliebte des Geistes auftreten."

Wieder brachen verschiedene Diskussionen aus und einige der Schüler fanden sich bereits in Gruppen zusammen, die verschiedene der Sachen diskutierten und besprachen, denn ihnen allen war klar was nun zu tun war.

Auch Dorcas wurde nun von einer freudigen Erwartung übermannt. Es mussten sich drei Liebespaare finden. Liebespaare die noch nicht zusammen waren. Liebespaare die durch Differenzen noch nicht zueinander gefunden hatten. Und auch wenn sie wusste, was sie wollte, so nagten Zweifel an ihr. Zweifel, ob sie mit der Idee, die sich breiter machte in ihrem Herzen, wirklich etwas erreichen konnte.

Wie durch einen Tunnel sah sie James, Sirius Remus und Peter an, die sie zu sich winkten und vorschlugen in den Gemeinschaftsraum zurück zu kehren um dort zu besprechen was nun weiter geschehen sollte. Mit einem Nicken stimmte sie zu und folgte ihnen dann schweigend und in Gedanken versunken aus der Großen Halle.



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