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Perfect Imperfection

Datekou High Mädchen Volleyball Club
von

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Hoshi - Verplant

„8 Minuten, Nee-chan!“, hörte sie, Tachibana Hoshi 3. Klässlerin und Kapitän der Volleyballmannschaft der Datekou High, die höhnische Stimme ihres kleinen Bruders, der sich gerade in aller Ruhe seine Schuhe anzog, während sie hastig die Bentobox in ihre Tasche steckte und sich den petrolfarbenen Blazer überzog.

„Halt die Klappe, Yuu!“, fauchte sie zurück, während schnell die rosa Häschenpuschen gegen schwarze Lederschuhe tauschte, die Tasche geschultert wurde und sie mit einem „Bis später!“, auch schon die Tür hinter sich zu fallen ließ. Nicht, dass ihr jüngerer Bruder noch auf die Idee kam, sie weiter daran zu erinnern, dass ihr die Zeit davon lief. Dabei war sie gestern wirklich früh im Bett gewesen. Es aber morgens zu verlassen, war kein bisschen leichter gefallen. Den Wecker auf eine frühere Zeit zu bringen, hatte auch nichts gebracht. Wusste Hoshi doch, dass sie noch eine halbe Stunde weiter dösen konnte, bevor ihr zweiter Weckruf starten würde.

Mit schnellen Schritten eilte sie los und hätte beinahe eine Mutter mit Kinderwagen über den Haufen gerannt, weil jene um die Ecke bogen. Sie war gerade noch so auf die Straße ausgewichen und konnte von Glück sprechen, dass kein Auto gekommen war. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie zu der Frau, die ebenso entsetzt zu ihr schaute.

„Es tut mir schrecklich Leid!“, verbeugte sich Hoshi schnell und beeilte sich wieder auf den Gehsteig zu kommen, damit kein Unfall entstand, weil sie auf der Straße stand. „Ist bei Ihnen und ihrem Kind alles in Ordnung?“

Die Frau nickte sachte und beteuerte auch, nach einem weiteren Nachfragen, dass alles in Ordnung sei. „Sei bitte vorsichtiger, damit beim nächsten Mal nicht so glimpflich ausging“, bat die Frau.

Hoshi nickte und verbeugte sich noch einmal, ehe sie auf die Uhr schaute und leise fluchte. Sofort entschuldigte sie sich noch einmal bei der Fremden, ehe sie ihren Weg zur Schule rannte. Dennoch war sie nicht pünktlich, sondern zwei Minuten zu spät. Schwer atmend blieb sie vor ihrem Klassenraum stehen, versuchte sich etwas zu beruhigen und schon auf den tadelnden Blick und eine Strafpredigt von Ito-sensei einzustellen. Doch als sie die Tür aufschob, fand sie keinen Lehrer vor, stattdessen sah sie in einige überraschte und zum Teil amüsierte Blicke.

„Da hast du heute noch einmal Glück gehabt, Tachibana-san?“, hörte sie die spöttische Stimme von Kita Hisagi, einem Jungen aus ihrer Klasse, der ihr gewaltig auf die Nerven ging und das nicht nur wegen seiner blöden Sprüche. Nie trug er die Schuluniform korrekt. Heute fehlte zum Beispiel die Krawatte und die Jacke hatte er wohl auch nicht dabei. Seine hellbraunen Haare, hatte er zu einem Zopf gebunden und eigentlich schrie alles an ihm nach Unruhestifter. Und mit jenen hatte sie ein wirkliches Problem und das lag nicht nur daran, dass man nie sicher war, was sie als Nächstes planten, sondern vielmehr damit, dass sie meist auch mit jedem Mist durchkamen. Wobei es bei dem Rest – von Unschuldslämmern abgesehen – ganz anders aussah. Nachher war es meist noch so, dass Personen für den Mist von Unruhestifter bestraft wurden. Allein bei dem Gedanken fing ihr Blut schon anzukochen. Ihr war dies schon das eine oder andere Mal passiert. Hoshi wandte sich einfach von ihm und ging zu ihrem Platz. Sollte er doch jemand Anderen nerven.
 

„Ito-sensei ist krank und deswegen haben wir eine Freistunde“, erklärte Yamashita Miki und zeigte ein für sie typisches angedeutete müdes Lächeln. Sie war Managerin des Volleyballclubs und eine gute Freundin. „Hast du meine Nachricht nicht bekomme?“

Hoshi blinzelte überrascht, ehe sie ihr Handy aus der Rocktasche herauszog und die Nachricht sah. „Hab ich übersehen. Es war heute Morgen so hektisch“

„Also alles beim Alten. Ist doch keine Neuigkeit!“, musste sich Kita auch schon wieder einmischen und bekam nicht mehr als ein Schnauben zu hören. Hoshi würde ihm nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als notwendig war. Er war eine absolute Nervensäge und bildete sich tatsächlich ein, dass er mit dieser Art gut ankam. Vielleicht zog das bei anderen Mädchen, aber ganz sicher nicht bei ihr!

„Weißt du, was gestern mit Fujita-san los war?“ Hoshi hatte ihre Bentobox hervor geholt, da sie keine Zeit für ein Frühstück gehabt hatte und spürte, wie ihr Magen grummelte. Bei den Worten von Miki sah sie auf und überlegte einen Moment, worauf ihre Freundin hinaus wollte.

„Hm..nein, leider nicht“, sie untermalte dies, in dem sie ihren Kopf schüttelte. „Sie meinte zu mir nur, dass sie etwas zu erledigen hätte. Chika-san hat daraufhin gekichert, was sicherlich kein gutes Zeichen ist. Aber es wäre untypisch für Fujita-san, wenn sie nicht mehr 100 % geben würde. Wir sollten das heutige Training abwarten, bevor wir sie weiter bedrängen.“

Miki nickte.

„Vielleicht hat sie keine Lust mehr?“, musste sich natürlich Kita wieder einmischen und dieses Mal bekam er die Aufmerksamkeit von Hoshi. Wütend wandte sie sich ihm zu.

„Wie kommst du darauf?“, wollte sie wissen und versuchte ihre Stimme ruhig zu halten, dennoch war ein Knurren herauszuhören.

„Na ja, vielleicht hat sie etwas Anderes gefunden“, meinte er schulterzuckend und fügte noch hinzu. „Oder ihr Kapitän zeigt zu wenig Engagement“

„Oh, du!“, knurrte Hoshi und war dabei von ihrem Platz aufzustehen um ihrem Klassenkameraden einen Schlag zu verpassen, auch wenn dies sehr untypisch für ein Mädchen war. Er hatte es aber wirklich verdient. Sie zeigte sehr wohl Engagement, auch wenn sie terminlich das eine oder andere Mal durcheinander warf, aber dafür hatte sie ja auch Miki dabei. Jene hielt sie nun auch an ihrem Blazer fest, damit sie keine Dummheit tat. Und es wäre eine, das stand ganz außer Frage.

„Lass ihn, dass ist es nicht wert!“ Ihre Stimme war ruhig und sie schüttelte nur minimal ihren Kopf. Recht hatte sie, aber er nervte so. Gab es nicht jemanden, der diesen Idioten mal richtig eine verpassen konnte? Eigentlich hielt Hoshi nicht viel von Gewalt, aber Kita schaffte es in regelmäßigen Abständen, dass sie sich wünschte ihn zu schlagen. Nicht mal ihr kleiner Bruder bekam dies hin. Mit einem Knurren ließ sie sich wieder auf ihren Platz sinken. Kita hatte sich mittlerweile verzogen, weil seine Kumpels Aufmerksamkeit von ihm forderten. War auch besser für ihn!

„Wieso kann er sich dann nicht um seinen Kram kümmern?“, murrte Hoshi, während sie ein Stück Okonomiyaki in den Mund schob. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Miki mit den Schultern zuckte.

„Frag ihn doch. Aber bitte erst, wenn du etwas ruhiger bist“ Das würde sie und wenn er keine ordentliche Antwort gab, womit sie felsenfest rechnete, würde sie ihm doch noch schlagen. Vielleicht ließ er sie dann endlich gehen, auch wenn sie dies bezweifelte.
 

Doch als die nächste Stunde begann, war Kita vorerst vergessen. Es stand ein unangemeldeter Test in Geschichte an, der sie milde ausgedrückt zum Verzweifeln brachte. Es war nicht so, dass sie nicht lernte, sondern viel mehr, dass sie die Daten und Fakten einfach gerne durcheinander schmiss und deswegen brütete sie länger über eine Frage, als vorgesehen war.

Sie wollte eine gute Note haben, war es doch ihr letztes Jahr und Fehler waren einfach nicht drin. Ihr großer Wunsch war Kurihara hinter sich lassen, um entweder in Sendai oder gar Tokio zu studieren. Letzteres war aber er reines Wunschdenken. Sie bezweifelte, dass sie wirklich dort an einer Universität genommen oder sich eine WG leisten können würde. Ihr Plan war es Lehrerin zu werden. Sie hörte mit dem Grübeln auf, da es ihr keine bessere Note einbringen würde, und beantwortete die letzte Frage des Tests. Danach drehte sie ihn um, lehnte sich zurück um mit ihrem Stift zu spielen. Bis er schlussendlich mit der Oberlippe an die Nase gepresst wurde. Sie sah selten dämlich aus, aber besser als wenn sie weiter herum zappeln würde. Nur um dann aus der Klasse geschmissen zu werden. Sie hörte ein unterdrücktes Lachen und sah in die Richtung. Es war, wie schon zu erwarten, Kita. Hoshi verdrehte nur ihre Augen. Aber es war nicht nur ihr aufgefallen, sondern auch der Lehrerin, die keine besonders geduldige Persönlichkeit hatte und ihn vor die Tür verdammte. Nun war es an ihr ein Lachen zu unterdrücken, möglichst ohne ebenfalls aufzufallen. Doch sie hatte kein Glück und so stand sie nur wenige Sekunden später neben ihm.
 

„Grins nicht so blöd!“, fauchte sie und wandte ihren Kopf demonstrativ in die andere Richtung. „Das ist alles deine Schuld!“

„Wie bitte?“, wollte er wissen. Er hatte immer noch Probleme sein Lachen zu unterdrücken und prustete bei der Frage. Sie atmete langsam ein und aus um ihn nicht gleich eine Ohrfeige zu verpassen. Wieso nur musste er sie so schnell zur Weißglut bringen? „Du hast doch diese komische Grimasse gemacht, die mich erst dazu gebracht hat. Also wenn man es richtig nimmt...“

„Dann hättest du dich auf deinen Test konzentrieren und hättest nicht zu mir schauen sollen!“, brauste sie auf und drehte sich doch wieder zu ihm, um ihn wütend anzufunkeln. „Warum hast du das überhaupt gemacht? Kannst du deine Aufmerksamkeit nicht auf jemand Anderen lenken, anstatt mich zu nerven?“

„Nein, kann ich nicht!“, kam es prompt von ihm zurück und sorgte dafür, dass Hoshi ihn einen Moment stumm anstarrte. Sie fragte sich, ob sie sich verhört hatte, aber als sie in ein Gesicht sah, wo nicht das dämliche Grinsen oder ein verschwörerisches Funkeln in den Augen zu sehen war, was darauf hindeuten würde, dass er sie gerade auf dem Arm nahm. Nichts. Er sah sie einfach nur verdammt ruhig und ernst an. Ein nervöses Lächeln erschien ihre Lippen, die Arme wurden verschränkt und sie drehte ihren Kopf wieder zur Seite.

„Ja, klar!“, schnaubte sie und wusste gerade nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Musste die Stunde nicht bald vorbei sein? Sie fühlte sich unwohl neben ihm und wünschte sich fast schon den nervigen Kita zurück.

„Es ist die Wahrheit“, hörte sie seine Stimme da auch schon wieder. Immer noch nicht auf die neckende oder spöttische Art, vollkommen untypisch. Ihre Nervosität stieg und obwohl sie wusste, dass es besser wäre in die andere Richtung zu schauen, schielte sie zu ihm. Nein, da war immer noch kein Funkeln. Unruhig wippte sie mit ihren Füßen hin und her.

„Und jetzt willst du sicherlich nach einem Date fragen, oder?“ Sie wollte und konnte sich einfach nicht glauben, was hier ablief. Es war einfach nur surreal. Natürlich kannte sie so Szenen aus dem Fernsehen, Romanen oder gar Mangas, aber ehrlich, so etwas passierte doch nicht im realen Leben und sie brauchte ganz sicher kein Date.

„Hatte ich vor, ja“ War klar, dass er das sagen musste! Sie schnalzte mit der Zunge und verdrehte ihre Augen.

„Nein, hattest du nicht!“, widersprach sie ihm aus reinem Reflex heraus und schüttelte dabei heftig ihren Kopf. „Du bist der nervige Idiot aus meiner Klasse. E...“

Kita hatte anscheinend andere Pläne, als sie zu Ende zu sprechen zu lassen, da er sich einfach zu ihr hinab beugte und sachten Kuss auf die Stirn platzierte. Überrascht über die sanfte Berührung, starrte sie ihn einen langen Moment fassungslos an, ehe sie ihre linke Hand erhob und ihm eine Ohrfeige verpasste. Und da war er dann endlich wieder der nervige Kita. Er lachte und rieb sich über die Wange, auf der man den Abdruck ihrer Hand sah. Ihre Wangen brannten.

„Du lässt echt niemanden mehr an dich ran, seit deine Beziehung mit Hanamiya-kun in Brüche ging, was?“ Sein Blick war immer noch amüsiert, während er sie damit fixierte. „Aber keine Angst, ich bleibe dein nerviger Mitschüler. Ich wollte einfach nur wissen, wie du reagierst, wenn man wirklich nach einem Date fragen würde. Denn es könnte ja sein, dass sich tatsächlich mal jemand in dich verlieben könnte und ehrlich, sowas will ich keinem meiner Freunde antun. Tz!“

„Idiot! Was fällt dir ein?“ Ihre Stimme war ein flüstern, während ihre Wangen glühten und ihre Augen brannten, sie sich aber nicht erlaubte, auch nur eine Träne zu vergießen. Hoshi hob ein zweites Mal ihre Hand und wollte ihm noch eine härtere Ohrfeige verpassen, doch dieses Mal fing er ihre Hand ab.

„Seh es als dämlichen Scherz von mir“, antwortete er mit diesem dämlichen Grinsen, dass ihre Wut nur noch mehr anstachelte. „Zu etwas Anderem bin ich ja eh nicht zu gebrauchen, nicht wahr?“

Die Schulglocke läutete endlich. Schüler verließen ihre Klassen und dennoch schenkte man ihnen nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Ein paar fragende Blicke, etwas Getuschel und dann ging man seinen alltäglichen Dingen nach. Kita gab ihre Hand frei, zwinkerte noch einmal und ließ sie stehen.
 

Während sie zur Sporthalle ging, was sie immer noch nicht über den Vorfall hinweg, auch wenn er sie den Rest des Tages in Ruhe gelassen hatte. Keine dummen Sprüche, nicht einmal seinen Blick hatte sie auf sich gespürt. Es beunruhigte sie mehr, als ihr lieb war. Darüber reden wollte sie nicht und Miki war so aufmerksam um sie in Ruhe zu lassen. Sie hatte sich abgeseilt aus irgendeinem fadenscheinigen Grund. Hoshi blieb im Schatten des Schulgebäudes stehen und versuchte die Gedanken an ihren Klassenkameraden beiseite zu schieben, indem sie auf ihr Handy schaute. Vielleicht gab es Neuigkeiten auf Twitter oder sonst irgendwo etwas Interessantes. Sie war auch schon länger nicht mehr im Kino gewesen. Sollte nicht mindestens ein guter Film laufen? Während sie die Internetseiten durchstöberte, schwirrten ihre Gedanken doch wieder zurück. Ihre letzte Beziehung lag schon gut drei Monate zurück und auch wenn sie unschön geendet hatte, so war sie eigentlich der Meinung, dass sie niemanden von sich stieß, sollte man Interesse zeigen. Dem war aber nicht so, soweit sie wusste. Aber es konnte auch sein, dass sie so etwas nicht mitbekommen hatte. Nach der Trennung hatte sie sich ins Lernen und den Sport gestürzt, es hatte immerhin ein Turnier angestanden, welches sie wie jede andere Mannschaft gewinnen wollte. Gelungen war es ihnen nicht.

Hoshi seufzte, als sie sich daran erinnerte, wie die Jüngeren darunter gelitten hatten und die Drittklässler sie zusammen aufgebaut hatten. Sie selber war pragmatisch veranlagt und hatte nicht getrauert. Sie waren nicht gut genug gewesen. Danach hatte sie allerdings mehr Zeit gehabt um über ihre Trennung nachzudenken. Sie vermisste Hanamiya nicht, aber sie vermisste es in den Arm genommen zu werden und zu wissen, dass da immer jemand war, der ihr Kraft gab. Sie war nicht verschlossenen Anderen gegenüber, aber Schwäche zu zeigen, gehörte nicht zu ihren Stärken und nun fragte sie sich, ob sie sich wirklich hinter dem Lernen verschanzt hatte. Wäre sie bereit für eine neue Beziehung?

Hoshi’s Mundwinkel sanken und sie schnaubte. „Sicherlich bin ich das, aber nicht mit diesem Idioten!“

Sie schüttelte sich noch einmal um ihre Gedanken los zu werden. Danach rannte sie hinüber zu der Umkleide und trieb ihr Team in die Halle, damit sie mit dem Training beginnen konnten. Heute würde sie sich auspowern und nicht mehr an den Vorfall von heute Morgen denken.

Sie registrierte das zufriedene Lächeln von Miki und die überraschten Blicke der Jüngeren, die sich fragten, warum ihr Kapitän so energiegeladen war.



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