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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Geistesabwesend starrte ich seit bestimmt zehn Minuten die Tür an, durch die mein Vater verschwunden war. Was er wohl damit gemeint hatte, dass er zu härteren Maßnahmen greifen würde?

Ich hatte keine Angst davor, dass Law mich erneut körperlich verletzte. Das war mir egal. Vielmehr versetzte es mir einen Stich ins Herz, was aus unserer Beziehung zueinander geworden war. Wenn ich das mit früher verglich...
 

Auch als ich klein war, hatten wir so unsere Probleme miteinander gehabt. Law war halt nie der liebevolle, fürsorgliche Vater gewesen. Das hätte einfach nicht seinem Wesen entsprochen. Das Gefühl, dass er mich hassen würde, hatte ich früher jedoch nie gehabt. Das hatte ich erst, seit ich 7 war. Und es war über die Jahre hinweg immer schlimmer geworden. Ich wusste bis heute nicht, was ich damals getan hatte, dass mein Vater mich nicht mehr mochte.
 

Aber trotzdem hatte ich einmal zu ihm aufgeschaut. Damals hatte ich einfach versucht, über seine emotionale Kälte hinwegzusehen und mir durch Training meiner Kräfte seinen Respekt zu verdienen. Bis ich eingesehen hatte, dass es keinen Sinn hatte.

Ich verzog mein Gesicht. Dass ich einmal den Mörder meiner Mutter als Vorbild gehabt hatte, verursachte bei mir Übelkeit. Ich nahm mir fest vor, nie wieder daran zu denken.
 

In einer Stunde würde Law also hier auftauchen, um aus mir Informationen über den Marinespion rauszuholen.
 

»Aber... Eigentlich wusste ich doch nichts, was Law weiterbringen würde... Dass sich ein Spion an Bord befand, ahnte er ja schon selbst. Und wer das war, wusste ich ja auch nicht. Was wollte er denn dann bitteschön von mir wissen?«
 

Trotzdem war es mir, als ob ich etwas wichtiges übersehen hätte. So ging ich gedanklich noch einmal die Gespräche mit dem Vizeadmiral durch. Ich fand jedoch nichts, was auf die Identität des Spions schließen lassen würde. Ich wusste nicht einmal, ob es sich um einen oder mehrere Spione handelte. Das einzige, was auf den Spion auf jeden Fall zutreffen musste, war, dass er schon längere Zeit an Bord war. Weiterbringen tat mich diese Erkenntnis nicht, denn das traf auf ungefähr zwei Drittel der Mannschaft zu.
 

Warum dachte ich überhaupt darüber nach? Sollte mir doch nur recht sein, wenn sich hier ein Marinespion an Bord befand und Law auf die Nerven ging.
 

Ein Blick auf die Wanduhr verriet mir, dass Law hier jeden Moment auftauchen würde. Die Bedenkzeit war wie im Flug vergangen. Ich ging nicht davon aus, dass er mir glauben würde, dass ich nichts wusste, was ihn weiterbringen würde. Und selbst wenn, würde ich ihm nichts sagen.
 

Ich schloss meine Augen. Ich fühlte mich unglaublich müde und erschöpft. Zudem war mir viel zu warm. Als ich eine Hand auf meine Stirn legte, fühlte ich, dass sie ungewöhnlich warm war.

Super, dass ich Fieber bekam, war genau das, was ich jetzt brauchte. Nachher pumpte Law mich noch mit irgendeinem Zeugs voll. Law...
 

»Was hatte er vorhin nochmal zu mir gesagt?«
 

"Ich werde nicht zulassen, dass jemandem aus meiner Crew etwas zustößt, nur weil du, meine eigene Tochter, keinen Bock hat, mir die Wahrheit zu sagen."
 

Also gab er sowieso mir die Schuld. Die Schuld dafür, dass wir verfolgt wurden, dass die Crew in Gefahr war und wahrscheinlich auch dafür, dass der Spion überhaupt erst an Bord gelangt war. Dabei suchte er doch die Crewmitglieder aus, und nicht ich. Wenn, dann war es überhaupt seine Schuld.
 

Was er mit dem Spion machen würde, wenn er ihn finden würde, wollte ich gar nicht erst wissen. Law verstand bei Dingen wie Illoyalität oder Verrat keinen Spaß, sicher würde er seiner sadistischen Ader freien Lauf lassen. Der Spion konnte einem fast Leid tun.
 

Ich lächelte müde, als ich erkannte, dass mir diese Fakten einen Weg boten, endlich aus diesem Leben zu verschwinden. Law war eh schon sauer auf mich. Würde ich nun einfach behaupten, dass ich der Marinespion sei, müsste er mich theoretisch ausschalten, oder? Ich wusste, dass das ein dämlicher Plan war, aber ich versuchte grade alles, um aus dieser scheiß Situation zu entkommen.

So beschloss ich, Law noch ein letztes Mal so richtig auf die Nerven zu gehen. Innerlich hoffte ich, dass er mir nur dieses eine Mal meine Lüge nicht anmerken würde.
 

Nur wenige Minuten später öffnete sich die Tür und Law betrat das Zimmer. Er wies Penguin an, dieses zu verlassen und setzte sich anschließend mit dem Stuhl direkt neben mich. Sein Blick ruhte dabei auf mir. Erst nun fielen mir die dunklen Augenringe auf, die sein Gesicht um Jahre älter erschienen ließen. Ob er des Nachts so viel arbeitete? Oder verbrachte er einfach so viel Zeit damit, böse Pläne zu schmieden? Letzterer Gedanke brachte mich innerlich zum Grinsen, nach außen hin bewahrte ich jedoch mein Pokerface.
 

Still lag ich in meinem Bett und wartete darauf, dass er das Wort ergriff. Ein unangenehmes Schweigen entstand, ehe Law zum Reden ansetzte: "Und, bist du zur Vernunft gekommen?"
 

Seine Stimme klang genervt und ungeduldig. Ich überlegte, wie ich ihm meine Lüge nun am besten auftischte, ohne dass er etwas bemerkte. Also begann ich damit, Gegenfragen zu stellen, um die Konversation in die richtige Richtung zu lenken.
 

"Das kommt sich darauf an, wie du Vernunft definierst, Law." Deutlich sah ich, wie ein fragender Ausdruck auf sein Gesicht trat.
 

Oh, wenn er nur wüsste, wie viel hinter dieser Aussage steckte. Denn das, was ich vorhatte, wäre in seinen Augen gewiss alles andere als vernünftig.
 

Ohne auf meine ihm wahrscheinlich seltsam vorkommende Bemerkung weiter einzugehen, sprach Law weiter: "Mina, du weißt, was ich von dir wissen will."
 

"Nö, tut mir Leid. Aber ich bin mir sicher, dass du es mir nun lang und breit erklären wirst."
 

Sichtbar genervt rieb er sich die Schläfen. Ich genoss es in vollen Zügen, ihm so auf die Nerven zu gehen.
 

"Sag mir einfach, was du über einen möglichen Marinespion auf unserem Schiff weißt."
 

Ich weiß nicht, ob das daran lag, dass ich vermutlich Fieber hatte, aber ich fühlte mich total high. So kam es, dass mir seltsame Antworten einfielen. Sehr seltsame sogar. Aber es gehörte zu meinem Plan, ihn erst einmal zu provozieren, ehe ich die große Bombe würde platzen lassen. Denn wenn ich in all den Jahren etwas gelernt hatte, dann, wie man Law so richtig auf die Palme bringen konnte.
 

"Achsooo, der Spion. Wieso sagst du das nicht gleich? Du redest sicherlich von Günther, oder?"
 

Sein Gesichtsausdruck ließ sich nun am besten beschreiben, wenn man sagte, dass er dreinblickte wie ein Auto.

"Mina, ich wüsste es wohl, wenn es jemanden auf diesem Schiff geben würde, der Günther heißt."
 

"Ups, mein Fehler. Warte, wie hieß er noch gleich? Ich glaube, es war... Kevin? Oder doch Hans-Jürgen?"
 

Laws verwirrtem Gesichtsausdruck wich Wut. Dies spiegelte sich auch in seiner Stimme wieder, welche nun nicht mehr genervt, sondern vielmehr kalt war.

"Mina, treib es nicht auf die Spitze und hör auf, deine Spielchen mit mir zu spielen. Hast du Informationen über die Identität des Spions?"
 

Ich ließ mein Gesicht einen ernsten Ausdruck annehmen, damit Law mir die folgenden Worte auch wirklich abkaufte. Auch meine Stimme ließ ich emotionslos klingen.
 

"Ja, ich besitze Informationen darüber."
 

Ich sah, wie sich Laws Augen verengten. Abwartend sah er mich an. Ich ließ einen Moment verstreichen, ehe ich ihm fest in die Augen blickte und ihm mit eiskalter Stimme die wohl größte Lüge meines Lebens auftischte:
 

"Ich bin es gewesen, Vater. Ich habe der Marine Informationen übermittelt und dafür gesorgt, dass sie euch verfolgen. Ich bin der Marinespion, den du suchst."



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