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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Diese Nacht hatte ich kaum geschlafen. Zwar war ich todmüde und fertig, aber die Schmerzen hielten mich wach. Auch war ich mir erst heute Nacht der Fakten bewusst geworden, welche ich in den letzten Tagen zu verdrängen versucht hatte:

Meine Mutter war tot. Mein Vater hasste mich. Er hatte meine Mutter getötet. Ich konnte nicht von diesem U-Boot entkommen.
 

Doch ich konnte nicht mehr stark bleiben, und so fing ich mitten in der Nacht an, bitterlich zu weinen. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Wenn er mich so hasste, wieso hatte er mich dann nicht bei der Marine gelassen? Wieso ließ er mich nicht woanders leben, wo ich vielleicht glücklicher wäre?

Nachdem ich mich die halbe Nacht lang mit ebendiesen Fragen gequält hatte, fielen meine Augen dann doch irgendwann zu und ich schlief ein.
 

Ich konnte nicht lange geschlafen haben, ehe ich früh am Morgen durch einen für diese Uhrzeit ungewöhnlich hohen Lärmpegel geweckt wurde. Das U-Boot schaukelte stark hin und her, und da wir unter Wasser waren, war dies auch nicht auf einen starken Wellengang zurückzuführen.

Wurden wir etwa schon wieder angegriffen? Ich schloss meine Augen und kuschelte mich tiefer in mein Kissen. Ich hatte kein schlechtes Gewissen deswegen, Law hätte mich ja nicht vor der Marine "retten" müssen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es mir bei er Marine besser ergangen wäre. Zumindest besser als hier. Lieber wäre ich damals gestorben, als mit Law zur Death zurückzukehren.
 

Trotzdem fragte ich mich schon die ganze Zeit, wer von der Crew der Marinespion war. Von den meisten der Crewmitglieder kannte ich, obwohl ich teilweise mit ihnen aufgewachsen war, nicht einmal den Namen. Theoretisch könnte es jeder sein, und vertrauen tat ich niemandem. Law und mich mal ausgeschlossen, waren das noch knapp 20 Leute, die in Frage kämen. Obwohl ich es für unwahrscheinlich hielt, dass Bepo ein Spion war. Mein Vater und er kannten sich schon seit langer Zeit und er schien mir einfach nicht der Typ für einen Spion zu sein. Oder war das vielleicht alles Fassade?
 

Nun, eigentlich konnte mir das alles ja egal sein. Ich hatte meinen Entschluss gefasst. Eigentlich schon damals, als ich mir mein Katana reingerammt hatte. Aber als mein Vater mich nun niedergeschlagen hatte, hatte das mein Herz endgültig gebrochen. Ich fühlte mich... wie eine leere, leblose Hülle. Niemand würde mich vermissen, die Crew wäre sicherlich eher froh, mich los zu sein. Sobald mein Aufpasser den Raum verlassen würde, um die anderen beim Widerstand gegen die Marine zu unterstützen, würde ich meinen Plan in die Tat umsetzen. Ich wusste, dass Law unter all den Medikamenten, die er hier aufbewahrte, auch Schlaftabletten hatte. Und gegen eine Überdosis von denen würde nicht einmal Law etwas tun können.
 

Leider wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. Denn obwohl wir scheinbar angegriffen wurden, verließ dieses Mal meine Aufsichtsperson nicht das Behandlungszimmer. Ahnte Law etwa etwas?

Frustriert wartete ich mit immer schwerer werdenden Augenlidern darauf, dass ich endlich allein gelassen wurde. Doch irgendwann übermannte mich der Schlaf, den ich heute Nacht so sehr vernachlässigt hatte.
 

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, fühlte ich mich schon viel ausgeruhter. Ich schien einige Zeit geschlafen zu haben, denn der Angriff schien vorüber zu sein. Zumindest war nichts mehr zu hören und das U-Boot fuhr wieder normal und keine Schlangenlinien mehr. Desinteressiert blickte ich durch den Raum, fest im Glauben, wieder von einem dieser Ottos beaufsichtigt zu werden.
 

Um so geschockter war ich, als ich plötzlich in Laws sturmgraue, kalte Seelenspiegel blickte. Gegenüber meines Bettes stand er gegen die Wand gelehnt und musterte mich. Bewegungsunfähig starrte ich ihn an. Das war das erste Mal, seit er mich geschlagen hatte, dass ich ihn sah. Wie lange stand der schon da?

Unter großen Schmerzen versuchte ich, mich aufzusetzen.
 

"Bleib liegen."
 

Beim Klang seiner gleichgültigen Stimme zuckte ich zusammen, ließ mich aber dann wieder in mein Bett zurücksinken. Der hatte mir gerade noch gefehlt, was wollte der denn hier?
 

"Falls es dich interessiert, ich habe vorhin deine Verbände gewechselt."

Bitte was? Er hatte tatsächlich.. Aber das hieß ja dann, dass... Ich spürte, wie mein Gesicht rot wurde.
 

"Jetzt guck doch nicht so. So oft wie du in der letzten Zeit verletzt warst, solltest du dich doch bereits daran gewöhnt haben."

Wütend sah ich nicht ihn an, sondern fixierte einen Punkt hinter ihm an der Wand.
 

"Deine Rippen und dein Arm sollten schneller heilen als normalerweise, ich habe die Brüche operativ mit Platten verstärkt. Das wird sich von alleine regeln. Ganz im Gegensatz zu deiner Wunde, die du dir in der Marinebasis zugefügt hast."

Law nahm sich einen Stuhl, setzte sich direkt an mein Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
 

"Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie heilt die Wunde nicht. Ich vermute, dass es daran liegt, dass das Katana mit Gift kontaminiert war, und zwar mit einem, dass mir unbekannt ist. Es wäre deutlich leichter für mich, ein Gegenmittel zu finden, wenn du endlich mit der Sprache rausrücken würdest, was in der Marinebasis vorgefallen ist."

Ich schwieg. Dass Law so tat, als ob in den letzten Tagen nichts passiert sei, widerte mich an.
 

"Früher oder später wirst du es mir erzählen müssen, Mina. Oder ich werde das als Befehlsverweigerung ansehen. Das Bett wirst du erst wieder verlassen können, wenn alles verheilt ist."

Ich erwiderte nichts. War wahrscheinlich auch besser so, denn sonst wäre das nur wieder in einem Streit ausgeartet.
 

Law sah einfach darüber hinweg, dass ich ihm nicht antwortete, und sprach weiter: "Übrigens wird die parenterale Ernährung ab heute nicht mehr nötig sein und du wirst wieder normale Kost zu dir nehmen können. Den Zugang kann ich also entfernen."

Als er sich vorbeugte, um den kleinen Schlauch und den Venenzugang aus meiner Ellenbogeninnenseite zu entfernen, versuchte ich still zu halten und mich nicht zu wehren. Dass ich zu zittern begann, als er sich mir näherte, konnte ich jedoch nicht unterdrücken.

Beim Gedanken daran, wieder richtiges Essen zu mir nehmen zu sollen, wurde mir kotzübel.

Abwesend nahm ich zur Kenntnis, wie er mir anschließend ein Pflaster über die Stelle klebte.

Ich dachte, dass er mich nun in Ruhe lassen würde. Aber da sollte ich mich gewaltig getäuscht haben.
 

"Kommen wir nun dazu, weswegen ich eigentlich hier bin."

Irritiert sah ich ihn an. Was wollte er denn noch?

"Ich bin mir sicher, dass du mitbekommen hast, dass die Marine uns verfolgt. Bisher weiß ich nicht, woher diese immer so genau in Kenntnis gesetzt sind, wo wir uns befinden. Ich habe jedoch eine Vermutung, Mina."

Fragend blickte ich ihn an. Ob er wusste, dass sich ein Spion an Bord befand?
 

"Du weißt etwas darüber, oder?"

Das war keine Frage, das wusste ich. Vielmehr war es eine Aufforderung, ihm jetzt alles zu erzählen. Trotzdem schüttelte ich meinen Kopf. Ich wäre der letzte, von dem etwas darüber erfahren würde.
 

"Ich hoffe du weißt, dass ich es hasse, angelogen zu werden."

Ich krallte meine Hände in die Bettdecke. Woher wusste er das nun wieder?

"Du warst noch nie eine gute Lügnerin, Mina. Dein Gesicht lässt sich lesen wie ein offenes Buch."

Ja natürlich. Meine Mimik musste mich verraten haben. Law war ein sadistisches Arsch, aber er war nicht dumm, wie ich mir zu meinem eigenen Missfallen eingestehen musste.
 

"Ich weiß, dass irgendjemand auf diesem Schiff Kontakt zur Marine hat. Und, dass du mir irgendwas vorzuenthalten scheinst." Laws Stimme war um einige Grad kälter geworden.

"Vielleicht tue ich das ja. Und, was willst du dagegen machen?" Meine Stimme war leise und brüchig, da ich lange nicht mehr geredet hatte.

"Ich dachte, du hättest nach dem letzten Mal dazugelernt. Scheinbar bist du immer noch genauso stur und kindisch wie vorher. Ich werde nicht zulassen, dass jemandem aus meiner Crew etwas zustößt, nur weil du, meine eigene Tochter, keinen Bock hat, mir die Wahrheit zu sagen."
 

Law stand auf und bewegte sich einige Schritte in Richtung Tür. Kurz vor der Tür drehte er sich jedoch noch einmal zu mir herum. "Ich komme in einer Stunde wieder. Dann möchte ich alles wissen, was du über diese Sache weißt. Ansonsten werde ich zu härteren Maßnahmen greifen müssen."

Mit diesen Worten verließ er den Raum und Penguin, der vermutlich auf mich aufpassen sollte, betrat ihn.



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