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Verspätete Rache

von

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Disclaimer: Die aus Gravitation eingesetzten Charaktere gehören voll und ganz Maki Murakami.
 

Vielen Dank an meine Beta Akane-chan. Deine Vorschläge schaffen es immer wieder, mich in die richtige Richtung zu schubsen.
 

-*-*-
 

Verspätete Rache 21
 

-*-*-
 

“Ich bin enttäuscht von dir, Kentaro.”
 

Obwohl er innerlich vor Angst zitterte, hielt Segawa dem eisigen Blick seines Arbeitgebers stand und beobachtete ihn dabei, wie er mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen die Tür zu seinem Arbeitszimmer hinter sich zuzog und sich dagegen lehnte.
 

“Es tut mir leid”, murmelte er kaum hörbar und wusste genau, dass jedes seiner Argumente verschwendet war. Dennoch wollte er es wenigstens versuchen und so das Schlimmste von Tohma und sich selbst abwenden. “Ich dachte, es würde uns helfen...”
 

“Helfen?!” Kitazawas Miene verlor abrupt ihre vergebliche Gelassenheit und der Blick, mit dem er seinen Angestellten bedachte, zeigte eine beunruhigende Mischung aus unterdrücktem Zorn und kalter Entschlossenheit, die Segawa deutlich machte, wie dicht er davor stand, sein Leben zu verlieren. “Wie konntest du es wagen, Tohma in Yukis Zimmer zu lassen? Du hast seinen Schrein entweiht! Niemand außer mir hat etwas dort drin zu suchen!”
 

“Tohma war kurz davor aufzugeben. Ich hatte Angst, er würde sich etwas antun, wenn er nicht wenigstens eine kleine Erinnerung an sein altes Leben behalten darf. Ich habe nur versucht...”
 

Kitazawa packte den anderen Mann am Kragen seines Hemdes und zerrte ihn dicht an sich heran. “Es ist ganz allein meine Sache zu entscheiden, was Tohma braucht und was nicht! Misch dich nie wieder in meine Angelegenheiten, oder du wirst es bereuen!”
 

Die Antwort gar nicht erst abwartend, ließ er ihn sofort wieder los und trat einen Schritt zurück. “Du bist ebenso mein Eigentum, wie Tohma es ist. Glaub nicht, ich würde dich verschonen, nur weil du mir einmal einen Gefallen getan hast. Wenn du meine Anweisungen noch ein einziges Mal missachtest, dann wirst du feststellen, dass nicht du es bist, der die gerechte Strafe dafür empfängt. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.”
 

“Natürlich”, flüsterte Segawa tonlos und wurde mit einem aufmunternden Klaps auf den Rücken belohnt.
 

“Sehr schön. Dann komm jetzt mit. Wir müssen eine Menge besprechen. Und damit du siehst, dass ich nicht nachtragend bin, darfst du meinem kleinen Liebling später sein Abendessen bringen.”
 

Segawa folgte wortlos, während er sich immer wieder fragte, was Kitazawa dem verzweifelten Musiker diesmal angetan haben mochte.
 

~~~
 

“Vielleicht ist es besser, wenn ich nicht mitkomme.”
 

Überrascht sah K auf, als sein Beifahrer das Schweigen unterbrach, das seit einigen Kilometern zwischen ihnen geherrscht hatte. “Wieso? Sie könnten nützlich sein.”
 

“Möglich.” Irgendetwas schien den Schriftsteller zu belasten. Er starrte aus dem Fenster und war offensichtlich mit seinen Gedanken meilenweit entfernt. “Ich fürchte nur, dass ich die Nerven verlieren könnte. Ich will Tohma helfen, ich will ihn in Sicherheit wissen und das wird mein Urteilsvermögen wahrscheinlich beeinträchtigen. Dieses Risiko will ich nicht eingehen.”
 

“Und Sie glauben, ich wäre dafür besser geeignet?”, fragte K mit ungläubig hochgezogenen Augenbrauen nach.
 

“Sie haben jahrelange Erfahrung im Ermitteln. Da kann ich nicht mithalten. Ich denke, ich werde statt dessen meine Schwester besuchen. Mika braucht in dieser Zeit sehr viel Unterstützung und ich habe ständig das Gefühl, nicht genug für sie zu tun.”
 

K sagte nichts mehr und schlug ohne zu zögern den Weg ein, der sie zu Tohmas Haus bringen würde.
 

~~~
 

Durch das voll beladene Tablett in seinen Händen behindert, schaffte Segawa es nur mit Mühe, die Tür aufzustoßen und das dahinter liegende Zimmer zu betreten, ohne etwas von dem Kaffee oder dem Orangensaft zu verschütten.
 

“Abendessen!”
 

Keine Antwort. Verwundert runzelte er die Stirn und stellte erst einmal das Tablett ab, ehe er sich umschaute. Von Tohma keine Spur.
 

Was hatte Kitazawa ihm angetan? Beunruhigt warf er einen Blick auf das Bett, dessen zerwühlte Kissen und Laken zwar bewiesen, dass es benutzt worden war, aber ansonsten keinerlei Hinweis auf den Verbleib des Gefangenen boten.
 

“Tohma?”
 

Segawa drehte sich langsam einmal um sich selbst, doch der Raum war und blieb leer. Da abgeschlossen gewesen war, gab es nur noch einen einzigen Ort, an dem der Musiker sich aufhalten konnte, doch der hochgewachsene Mann zögerte, Tohma bis ins Bad hinein zu verfolgen. Wahrscheinlich duschte er gerade und all die Aufregung war umsonst. Andererseits war es genauso gut möglich, dass er sich etwas angetan hatte...
 

Kurz entschlossen näherte er sich der Badezimmertür und klopfte sachte mit den Fingerknöcheln gegen das dünne Holz.
 

Nichts.
 

Die Ungewissheit war für ihn nicht länger zu ertragen und so stieß er die Tür auf und blickte sich beinahe panisch in dem kleinen Raum um.
 

“Tohma!”
 

Erschrocken fiel er neben der zitternden Gestalt auf die Knie, die sich in den schmalen Spalt zwischen Toilette und Duschkabine gezwängt hatte und sich in einem beängstigend monotonen Rhythmus vor und zurück wiegte.
 

“Was ist passiert?!” Segawa verstand die Welt nicht mehr. Gestern erst war Tohma fast wieder wie früher gewesen. Er schien glücklich zu sein und jetzt das. Was um alles in der Welt war nur geschehen, um ihn in diesen Zustand zu versetzen?
 

Der andere reagierte nicht. Statt dessen wiegte er sich immer weiter in diesem beängstigenden Rhythmus hin und her und Segawa fiel erst nach einigen Minuten auf, dass der blonde Keyboarder seine Hände gegen die Brust gepresst hielt, als ob er sich verletzt hätte.
 

“Sag mir, was geschehen ist! Bitte, ich will dir doch nur helfen!”
 

Zunächst schien es, als hätte der andere ihn gar nicht gehört, doch dann wandte Tohma langsam den Kopf in seine Richtung und sah ihn mit tränenblinden Augen an, bevor er ihm mit einem leisen Schluchzen die Arme um den Hals warf und sein Gesicht in Segawas Hemd vergrub.
 

~~~
 

“Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?”
 

K verbeugte sich lächelnd vor der adrett gekleideten Empfangsdame und reichte ihr seine Karte. “Crawd Winchester, Madam. Ich hätte gerne Ihren Geschäftsführer gesprochen.”
 

Die junge Frau studierte die schlichte Visitenkarte in ihrer Hand gründlich und sah dann mit ausdrucksloser Miene auf. “Tut mir leid. Mr. Vandenbrook ist ohne vorherige Terminvereinbarung nicht zu sprechen.”
 

“Es handelt sich aber um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit.” K lehnte sich vertraulich vor und kramte schon wieder in seiner Tasche. Schließlich hatte er gefunden wonach er suchte und zückte seinen Ausweis. Das er schon lange nicht mehr beim Secret-Service angestellt war und es sich bei diesem Ausweis um eine unverschämte Fälschung handelte, würde er ihr natürlich niemals auf die Nase binden. Er konnte nur hoffen, dass sie sich nicht mit diesen Dingen auskannte.
 

“Bitte sagen Sie dem Geschäftsführer, dass es sich um eine vertrauliche Angelegenheit handelt, die leider keinen Aufschub duldet. Sollte er nicht mit mir sprechen wollen, wird sich ein Einmischen der hiesigen Polizei nicht verhindern lassen. Und wo die Polizei ist, ist auch die Presse nicht weit. Sie können sich sicherlich vorstellen, was dies für ihre Firma bedeutet.”
 

Für einen Augenblick befürchtete er, keinen Erfolg zu haben, doch wie schon unzählige Male zuvor erfüllte das Täuschungsmanöver auch hier seinen Zweck. Der Gedanke, unter Umständen bei einer internationalen Ermittlung hautnah dabei sein zu dürfen, erfüllte die Sekretärin mit kaum verhüllter Erregung. Ihre Augen weiteten sich in plötzlicher Sensationslust, doch sie fragte nicht weiter nach. Rasch stand sie auf und verschwand durch eine Tür in der Wand neben ihrem Schreibtisch. Gleich darauf erschien sie wieder und hielt K einladend die Tür auf. “Sie haben Glück. Mr. Vandenbrook hat Zeit für Sie.”
 

“Vielen Dank.” K ging rasch an ihr vorbei und blieb überrascht stehen. Er hatte ein großes Büro erwartet, aber was sich nun seinen Blicken darbot, übertraf all seine Vorstellungen. Direkt gegenüber der Tür zog sich eine riesige Glasfront von einer Seite des Büros zur anderen und sorgte dafür, dass die untergehende Sonne dem Eintretenden in die Augen fiel. Geblendet trat K einen Schritt zur Seite und sah sich gleich darauf einem kleinen, rundlichen Mann mit Halbglatze gegenüber, der ihn freundlich anlächelte.
 

“Treten Sie doch näher, Mr. Winchester.” Vandenbrook wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und nahm gleich darauf dahinter Platz. “Meine Sekretärin sagte mir, Sie haben einige dringende Fragen an mich?”
 

“Vielen Dank, dass Sie mich so kurzfristig empfangen konnten”, gab K freundlich zurück und entschloss sich, seine Lügengeschichte nicht übermäßig zu strapazieren. Er holte ungefragt seinen Ausweis hervor und atmete erleichtert auf, als Vandenbrook nur einen kurzen Blick darauf warf.
 

“Mir war nicht bewusst, dass ich eine Wahl hatte”, stellte Vandenbrook mit einem angestrengten Lächeln fest und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. “Wie kann ich Ihnen helfen?”
 

Der Amerikaner beschloss, so schnell wie möglich an die Informationen zu kommen, die er benötigte. “Ich bin hier, weil ich Ihnen Fragen zu Ihrem Angestellten Segawa Kentaro machen stellen wollte.”
 

Vandenbrook zog überrascht die Augenbrauen hoch. “Segawa? Darf man fragen, was ihm vorgeworfen wird?”
 

K schüttelte bedauernd den Kopf. “Es tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht allzusehr ins Detail gehen. Sagen wir nur, dass er unter Umständen Verbindung zu einem Mann hat, den wir schon seit Jahren suchen.”
 

“Tja, da kann ich Ihnen wahrscheinlich nicht wirklich weiterhelfen. Segawa-san ist schon vor über einem Jahr aus unserem Unternehmen ausgeschieden.”
 

“Tatsächlich?” Der ehemalige Agent runzelte ungläubig die Stirn. “Nach meinen Informationen ist er noch bei Ihnen angestellt.”
 

Vandenbrook zuckte bedauernd mit den Schultern. “Ihre Quellen müssen sich irren. Segawa hat vor mehreren Monaten gekündigt. Ich habe leider keine Ahnung, wo er sich im Augenblick aufhält.”
 

“Verzeihen Sie, dass ich Ihre kostbare Zeit in Anspruch genommen habe.” Hier würde er nichts mehr erfahren. Enttäuscht schob K seinen Stuhl zurück und stand auf. “Nochmals vielen Dank für Ihr Entgegenkommen.”
 

Der andere erwiderte die angedeutete Verbeugung und kaum hatte sich die Tür hinter seinem Besucher geschlossen, nahm er sein Handy und wählte die Nummer seines Arbeitgebers.
 

~~~
 

Es hatte lange gedauert, bis es Segawa gelungen war, den zitternden Musiker dazu zu bewegen, sein Versteck zu verlassen und es dauerte noch einmal doppelt so lange, bis er endlich aus ihm herausbekommen hatte, was geschehen war.
 

Nun saß der Musiker auf dem heruntergeklappten Deckel der Toilette und Segawa untersuchte vorsichtig die geschwollenen Finger von Tohmas rechter Hand.
 

“Du hast Glück. Sie sind nicht gebrochen. Wahrscheinlich wollte er dir nur einen Denkzettel verpassen.”
 

Segawa wartete vergeblich auf eine Antwort. Tohma hielt den Kopf gesenkt und umklammerte weiterhin seine schmerzende Hand. Das abrupte Zurückfallen in die alten Verhaltensmuster war mehr, als Segawa ertragen konnte. Betroffen warf der Leibwächter alle Bedenken über Bord und zog den Kleineren in seine Arme. “Es tut mir Leid”, flüsterte er kaum hörbar und vergrub das Gesicht in die weichen blonden Haare des anderen. “Es tut mir so Leid.”
 

“Du hast ihm von dem Kaninchen erzählt, nicht wahr?”
 

Wie kam er denn jetzt darauf? Verwundert schwieg Segawa lange Sekunden, ehe er zögernd nickte. Der enttäuschte und verletzte Blick des Keyboarders traf ihn bis ins Mark. Doch warum machte die stumme Anklage in den traurigen grünen Augen ihm so viel aus? Gefühle, welcher Art auch immer, für den Gefangenen zu entwickeln, würde ihn nur in Schwierigkeiten bringen.
 

Aber für eine Umkehr war es längst zu spät.
 

“Du solltest deine Hand kühlen.” Segawa nahm einen Waschlappen und hielt ihn unter den Wasserhahn. Dann wickelte er ihn behutsam um Tohmas verletzte Finger. Dieser seufzte erleichtert und schloss für einen Moment die Augen.
 

“Danke.”
 

“Schon gut. Lass uns jetzt diesen ungastlichen Ort verlassen”, wechselte er rasch das Thema und zog Tohma auf die Beine. “Dein Abendessen wartet und wer weiß, wie er reagiert, wenn du ihn noch einmal enttäuschst.”
 

Sie wechselten ins Schlafzimmer und Segawa begann damit, das mitgebrachte Essen auf dem kleinen Tisch zu arrangieren. “So, fertig.”
 

Als er sich umdrehte, stand Tohma dicht hinter ihm. Er sah ihn so lange an, dass es Segawa unbehaglich wurde, doch plötzlich stellte der Musiker sich auf die Zehenspitzen und drückte dem überraschten Leibwächter einen scheuen Kuss auf die Wange. Dann wandte er sich ab und setzte sich an den Tisch, wo er unverzüglich zu essen begann.
 

Segawa berührte fassungslos die Stelle, an der er immer noch die sanfte Berührung von Tohmas Lippen spüren konnte. “Ich komme dann später das Tablett holen”, murmelte er verstört und eilte davon. Es sah verdächtig nach Flucht aus.
 

Keiner der beiden dachte an die Kamera, die jede ihrer Bewegungen aufgenommen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  WolfwithoutFox
2008-11-30T13:50:19+00:00 30.11.2008 14:50
UI....ich liebe deine ff
aber bitte bitte schreib bald witer ich halts vor spannung kaum noch aus das ist echt schlimm^^
Von: abgemeldet
2008-11-10T20:00:41+00:00 10.11.2008 21:00
Ui~
Thoma wird ein Psychopath dachte ich erst
*___________*
Echt super, besonders gut wieder das Kapitel abgebrochen
(wie geht es nur weiter??? =)). Du bist echt fies.
Aber bald kommt sicher eine Fortsetzung?


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