Love is Patient, Love is Kind.
Die Blumen, merkt Hinami, lassen sich nicht vom Krieg beeindrucken, der um sie herum wütet. Sie scheren sich nicht um den Beton, der ihnen von oben die Luft und das Licht abzuschnüren versucht. Vielleicht, flüstert ihr Herz, vielleicht ist Liebe eine Blume. Es ist ein schöner Gedanke. Vielleicht lässt sie das Flattern in ihrem Magen deshalb auch dann nicht los, wenn sie zusieht, wie Ayato sich Blut von den Wangen wischt, auch wenn alles in ihr schreit, dass schon genug Leute gestorben sind, weil alle reden und niemand hört. Der Krieg hat genug Opfer gefordert und Hinami will, dass er endet.
Ayato ist erst ein Soldat, dann ein Junge.
Sie hat ihn nie anders gekannt, aber manchmal fragt sie sich, ob er sich nicht auch wünscht, wieder ein gewöhnliches Leben zu führen. So etwas gibt es nirgends in Tokyo, es ist eine allgegenwärtige Realität, aber vielleicht, wenn sie die Stadt verlassen würden, vielleicht könnten sie weniger Black Rabbit und Yotsume und etwas mehr Ayato und Hinami sein.
Sie lacht über ihre eigene Dummheit. Zu gehen ist ein Tagtraum. Gehen tut man beim Phönixbaum nur, wenn man stirbt. Und zum Sterben ist es noch zu früh — sie hat zu tun, er hat zu tun, sie beide wollen diese bessere Welt sehen, die ihnen mit trügerischem Lächeln von jenseits des Krieges zuwinkt. Aber es ist ein Versuch wert.
Es gibt keinen richtigen Moment für das, was sie tut; keinen richtigen Augenblick dafür, wie ein verliebtes Mädchen mit ihren Fingern durch sein Haar zu fahren, keine Zeit dafür, sich jede Einzelheit an seinem Gesicht zu merken. Man nimmt, was man kriegen kann.
Und wenn das hastige Küsse mit blutigen Händen in kalten, zerfallenen Gemäuern bedeutet, dann ist es okay. Wenn es die Nacht wach verbringen bedeutet, nur damit sie alle imaginären Narben auf seinem Körper nachfahren kann, dann sei dem so.
Hinami kann ausharren. Liebe ist eine Blume, redet sie sich ein, und wenn der Ruf der Sonne stark genug ist, wird sie kein Beton der Welt aufhalten können.
