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3 AM

Frühjahrswichteln '16
von

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3 AM

„Ich mag dich.“

 

Die Worte waren nicht, womit Kei gerechnet hatte, als er in Kuroos Schlafzimmer saß, die Beine überschlagen und neben sich auf dem Schreibtisch das billige Pornoheftchen, in dem er eben noch geblättert hatte.

Kuroo hatte minutenlang nur dumm dagestanden, geguckt wie ein Fisch auf dem Trockenen, und rein gar nichts gesagt. Dann hatte sein Blick sich verändert, die Entgeisterung hatte Platz gemacht für etwas, das ausgesprochen unheilverkündend war, und dann war das nervige, träge Grinsen wieder dagewesen, das den Kerl viel zu oft aussehen ließ wie einen fetten, faulen, zufriedenen Kater.

 

Kei hatte geahnt, dass er zu dem Schluss gekommen war, dass Angriff hier die beste Verteidigung war, aber die Worte brachten ihn trotzdem so sehr aus dem Takt, dass er nun selbst dasaß und starrte wie ein Fisch auf dem Trockenen.

 

Er starrte, verengte die Augen, um den verlegenen Blick in ihnen zu verstecken, und um sein gleichzeitiges Misstrauen zu unterstreichen, beobachtete, wie Kuroo näherkam – langsam, aber selbstbewusst, wie ein Raubtier auf der Jagd. Eine Hand landete auf dem Schreibtisch, Kuroo beugte sich vor, viel zu nah, doch Kei widerstand aus Stolz heraus dem Impuls, sich zurückzuziehen und erwiderte den Blick des Anderen stur.

 

„Und? Hab ich Chancen bei dir?“

 

Kei spürte etwas Heißes in seiner Magengegend, und er beschloss, er mochte es nicht, und er wollte es nicht näher kennenlernen. Er schnaubte, griff nach dem verdammten Schmutzheftchen in der gleichen Bewegung, in der er aufstand, drückte es Kuroo gegen die Brust und ihn damit zurück.

 

„Halt die Klappe.“

 

Und selbst wenn du sie hättest, ich würde es dir nicht sagen.

 

 

***

 

 

„Ich mag dich.“

 

Das zweite Mal, dass Kuroo es sagte, war genauso unverhofft und unerwartet wie das erste Mal.

 

Sie saßen am Küchentisch, über das Abendessen gebeugt, und bis eben noch hatte Kuroo wortreich und uninteressant von seinem Tag erzählt, von der neuen Vorlesung, die so wahnsinnig spannend und cool war, davon, dass Kozume ihm erzählt hatte, dass Hinata durch seine letzte Prüfung gefallen war (wunderte Kei nicht), und von hundert anderen Dingen, denen er nicht einmal zugehört hatte.

 

Der jähe Themenwechsel ließ Kei starren, während sich Hitze in seiner Magengegend staute und das Essen, das er gerade eigentlich verdauen wollte, scheinbar begann, einen wilden Tanz aufzuführen. Betont gelassen legte er die Stäbchen zur Seite und stützte den Ellenbogen auf den Tisch, um sein Kinn auf seine Hand zu betten.

„Ich weiß“, gab er gelangweilt zurück und hob die Augenbraue an – Soll es mich denn kümmern?

Kuroo grinste, völlig unbekümmert von Keis offensichtlicher Ablehnung, lehnte sich seinerseits vor. Selbst über die Trennung des Tisches hinweg kamen er und sein Grinsen unangenehm nahe.

 

„Du hast nie nein gesagt“, fuhr er fort, in einem selbstzufrieden einfachen Plauderton. Das Grinsen auf seinem Gesicht sollte vermutlich charmant und liebenswürdig wirken, aber es sah genauso aufgesetzt falsch aus wie das Lächeln, das Kei üblicherweise seiner Umwelt schenkte.

Die Vertrautheit hätte es fast charmant machen können.

 

„Ich kann es nachholen“, sagte Kei, und gleichzeitig spürte er nicht das geringste Bedürfnis danach, zu tun, was Kuroo von ihm wollte – er war eindeutig genug, ohne dass er dem verdammten Kerl buchstabieren musste, was in ihm vorging. Kuroo lachte, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und grinste nur noch breiter, nur noch selbstzufriedener, nur noch selbstüberzeugter.

 

„Kannst du nicht.“

 

Kei machte sich nicht die Mühe, ihn zu korrigieren. Das war ihm der Aufwand nicht wert.

 

 

***

 

 

„Ich mag dich.“

 

Es war drei Uhr morgens. Sie saßen auf dem Sofa. Kuroo war am Lernen. Kei war am Lernen. Kuroo hatte den Fernseher an, eine dumpfe, diesige Hintergrundbeschallung, die nur als vager Laut durch Keis Kopfhörer drang, die Musik üblicherweise laut genug, um alle störenden Geräusche zu filtern und zu einem unwichtigen Summen in der Ferne verkommen zu lassen.

 

Kuroo schaffte es trotzdem immer wieder, dass Kei ihn hörte.

 

Kei hasste es. Er spielte mit dem Gedanken, die Kopfhörer gar nicht erst abzunehmen, Kuroo einfach zu ignorieren, doch er kannte das Spiel schon lange – Kuroo wusste, wenn Kei ihn gehört hatte, egal wie sehr er es zu überspielen versuchte, und Kei wusste, dass Kuroo es wusste, denn das wissende Grinsen des Schwarzhaarigen verfolgte ihn manchmal noch in seinen Albträumen.

Er seufzte. Nahm die Kopfhörer in einer Bewegung ab, die so langsam war, als wolle er mit dem Zeitschinden dafür sorgen, dass Kuroo seine unnötige Ansage einfach wieder vergaß, und legte sie schließlich in seinem Schoß ab. Kuroos Blick lag auf ihm, breites Grinsen, erwartungsvolle Augen, absolute Selbstzufriedenheit.

 

„Du solltest mir etwas Neues erzählen, wenn du dich interessant machen willst, Tetsurou-San.“

 

Er lachte. Kei sah eine winzige Spur von Verlegenheit in seinem Blick, hörte ein winziges Bisschen davon in seiner Stimme, wie jedes Mal, wenn sein Vorname fiel. Es war der einzige Grund, wieso Kei es tat – es brachte ihn aus der Fassung, und sei es noch so minimalistisch. Er war sich nicht einmal sicher, ob Kuroo selbst es bemerkte, aber es war sichtbar, für Kei, und selbst Tadashi hatte es gemerkt, das letzte Mal, das er zu Besuch gewesen war.

 

„Du hast mir noch keine Antwort gegeben“, war alles, was Kuroo dazu zu sagen hatte, und er grinste immer noch, und es nervte Kei immer noch, und er beschloss, dieser ganzen idiotischen Farce ein Ende zu bereiten.

 

Kurzentschlossen griff er nach seinen Kopfhörern, drehte mit der anderen Hand die Musik so laut, dass er sie auch ohne Hörer auf den Ohren hören konnte und sie zweifelsohne jedes Geräusch der Außenwelt aussperren würde, dann setzte er sie Kuroo auf die unordentliche Frisur.

Er sah völlig entgeistert aus, und die Entgeisterung seines Blicks brachte Kei zu der unangenehmen Erkenntnis, dass Kuroo genauso gut wie Kei wusste, dass diese Kopfhörer bisher noch keinen anderen Kopf als Keis eigenen berührt hatten. Er verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse, während Kuroos wieder in einem Grinsen endete.

 

„Ich dich auch.“

 

Kuroo grinste, wissend, obwohl er nichts gehört haben konnte, aber Kei hatte das unangenehme Gefühl, dass er eigentlich auch schon gar nichts mehr hätte sagen müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yo-Yoshi-Ku
2016-07-03T17:10:48+00:00 03.07.2016 19:10
Ich würd gern was konstruktives sagen, aber mann... das hat mich gerade einfach nur mit Liebe erfüllt~! ♥ > v<)
Ich hatte so gehofft, dass Tsukki am Ende auch endlich mal seine Gefühle ausspricht (wobei ich fast befürchtet hatte, ich würde meinen Fluff nicht kriegen, weil ich dir alles zutraue! : B )
...umso schöner / witziger war das Ende dann jedoch~! :'D ♥

Die beiden sind halt schon sehr verschieden und Tsukki ist echt kein leichter Mensch - wenn man Kuro dann da noch dazu wirft, der eben gerne provoziert....hach~ ♥
Eine wunderbare Story - ich hab sie sehr genossen~! ; v;) ♥
Die beiden sind einfach so precious und wichtig ; ____ ;) Uguhhhhh.
Antwort von:  Puppenspieler
03.07.2016 19:12
Owww, es muss doch nicht konstruktiv sein!!! Deine Kommentare machen mich sowieso immer endlos flauschig!*^* ♥♥♥
Haha! :D Einmal war ich nett! Muss doch ab und zu auch sein! ;) Aber gewöhn dich nicht dran, das wird kein Standard!

Das ist wahr. xD Die beiden sind ein bisschen wie Feuer und Wasser. :')
Das freut mich rieeeeeeeeeeesig!!!!*^* ♥♥♥
Vielen, vielen Dank für deine Kommentare!


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