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For the World Is Hollow and I Have Touched the Sky

von

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Dorian

Sein Zimmer war winzig.

Eigentlich verdiente es den Namen Zimmer nicht, es war vielmehr eine Kammer, in der er nur mit Mühe und Not ein schmales Bett, einen Tisch mit Stuhl und einen Schrank hatte unterbringen können. Der Raum, der blieb, war so klein, dass er ihn mit einem großen Schritt durchqueren konnte. Doch dafür war die Wand noch intakt und er hatte zwei Fenster, die sich nach Süden hin öffneten. Das war ihm wichtig gewesen.

Nicht, dass Dorian viele Besitztümer gehabt hätte, mit denen er den Raum füllen konnte. Er hatte Kleidung für vier Tage, ein paar Fläschchen Lyrium, die er im obersten Regal des Schranks aufbewahrte, mehrere alte Briefe von Felix, die er damals bei seiner überstürzten Flucht aus seinem Elternhaus mitgenommen hatte, und seinen Stab, der genau in die schmalen Lücke zwischen Schrank und Bett passte.

Einst hatten seine Räumlichkeiten eine halbe Etage des Anwesens seiner Familie in Quarinus eingenommen, jetzt ließ sich sein gesamtes Leben auf wenigen Quadratmetern unterbringen.

Seufzend ließ sich Dorian auf seinem Bett nieder. Die Matratze unter ihm war uneben und wie jedes Bett der Festung mit Stroh gefüllt. Dorian mochte nicht daran denken, was für Insekten darin herumkrabbelten, sonst würde er in der Nacht keine Ruhe finden.

Auf gewisse Weise war ihm klar gewesen, dass er sein gesamtes bisheriges Leben aufgeben musste, um seine Freiheit zu erlangen. Doch was genau das für ihn bedeutete, hatte er erst seit ihrer Ankunft auf der Himmelsfeste wirklich begriffen.

Er hatte kein Geld – nicht, solange ihm die Inquisition noch nicht seinen ersten Sold ausgezahlt hatte – und der Name seiner Familie, der ihm in Tevinter viele Türen geöffnet hatte, bedeutete hier im Süden niemanden etwas. Die einzigen Ressourcen, die er besaß, waren sein magisches Talent und die vielen Jahre Bildung, die er im Zirkel genossen hatte. Alles andere musste er sich von nun an selbst erarbeiten.

Doch Dorian wäre nicht er selbst, wenn er vor einer Herausforderung zurückscheuen würde.

Die Einrichtung einer Bibliothek war nur der Anfang gewesen. Auf ihren Reisen durch Ferelden hatte die Inquisitorin bereits vor dem Angriff auf Haven mehrere alte Schriften Tevinters gefunden, die sie nun Dorian gegeben hatte, damit er sie studierte und alle Informationen zusammentrug, die ihnen im Kampf gegen Corypheus behilflich sein würden.

Und so hatte er es sich in der Bibliothek gemütlich gemacht und angefangen, die Berichte zu lesen.

Dorian war der einzige Magier der Inquisition, der aus dem Norden stammte, darum hatte es ihm niemand übel genommen, dass er die Ecke mit dem einzigen Fenster in der Bibliothek für sich beansprucht hatte. Er vermisste oft das Klima seiner Heimat, insbesondere die langen, warmen Sommerabende, an denen die Sonne erst so spät unterging, dass die Nächte nur wenige Stunden andauerten.

Der Platz am Fenster war nur ein kläglicher Ersatz für die warme Sonne Tevinters, doch es reichte, um die anhaltende Kälte der Festung aus seinen Gliedern zu vertreiben. Außerdem gab es ihm die Gelegenheit, einen Blick hinauszuwerfen und seine Gedanken schweifen zu lassen, wenn er müde wurde und Abwechslung vom Lesen brauchte.

Er konnte die Taverne und einen Teil des Übungsplatzes vom Fenster aus sehen, sowie Cullens Turm gegenüber. Der Kommandant der Inquisition schien ähnliche Schlafenszeiten wie Dorian zu haben, denn egal, wann er nachts nach seinen Recherchen schließlich ins Bett ging, Dorian konnte in seinem Turm noch immer ein Licht brennen sehen. Das verwunderte ihn anfangs, doch dann wurde ihm bewusst, dass Cullen als Anführer der Inquisitionsarmee vermutlich jederzeit erreichbar sein musste, und er dachte nicht weiter darüber nach.

 

Der Sessel war eine Überraschung.

Er stand eines Tages ganz plötzlich in seiner Ecke, und neben ihm Lavellan, die ihr Lächeln beim Anblick von Dorians verdutzter Miene nicht verbergen konnte.

„Ein Geschenk an die Inquisiton“, sagte sie, als Dorian gerade den Mund aufmachen wollte, um sie danach zu fragen. „Ich dachte, da Ihr den ganzen Tag über alten Texten sitzt, hättet Ihr vielleicht Verwendung dafür.“

Andächtig streckte Dorian die Hand aus und fuhr mit den Fingern über das glattpolierte Holz der Lehne. Dies war beste Handwerkskunst, das erkannte er sofort.

„Ich habe ganz gewiss keine Beschwerden“, entgegnete er leise, dann hob er den Blick und sah sie an.

„Doch warum gebt Ihr ihn mir? Ich bin sicherlich nicht der einzige, der ihn gebrauchen kann.“

So sehr er sich auch über das Geschenk freute, er hatte seinen Stolz. Und er wollte nicht wie der arme, verwöhnte Tevinteraner behandelt werden, der auf wohltätige Geschenke angewiesen war, weil er nie gelernt hatte, für sich selbst zu sorgen.

Lavellan schien dies zu spüren und ihre Miene wurde sanft.

„Meine restlichen Berater sind bereits mit dem Nötigsten ausgestattet“, entgegnete sie. „Und ich schätze Euch, Dorian, und bin dankbar für die Dinge, die Ihr für uns tut, und bisher schon getan habt.“

Sie zwinkerte ihm zu. „Seht dies als eine Investition an, die Euch ermutigen soll, auch in Zukunft hervorragende Arbeit zu leisten. Es werden noch viele Texte folgen und Ihr werdet gewiss noch viele Stunden in diesem Sessel verbringen.“

Dorian sah sie einen Moment lang schweigend an, doch schließlich hoben sich seine Mundwinkel.

„Ich denke“, sagte er, „in diesem Fall könnte ich mich dazu überreden lassen, das Geschenk anzunehmen...“

 

Natürlich gab es auch abfällige Blicke und Getuschel, doch das war er bereits aus seiner Heimat gewohnt. Er war ein Vint und ein Magier, mehr Gründe brauchte es nicht, ihm zu misstrauen und einen Bogen um ihn zu machen, wann immer er die Bibliothek verließ.

Sicher, die unverhohlene Verachtung, die man ihm entgegenbrachte, schmerzte ein bisschen, nachdem er auf seiner Reise hierher so viel Toleranz erfahren hatte, doch wo viele Leute zusammen unter einem Dach lebten, schienen sich auch die alten Vorurteile wieder zu verfestigen.

Zum Glück traf dies jedoch nicht auf die Bekanntschaften zu, die er während seiner Reise gemacht hatte.

Lavellan war stets für ein kurzes Gespräch zu haben, wenn sie sich in der Festung begegneten, und auch Varric leistete ihm Gesellschaft, wann immer er an den Abenden jemanden zum Reden brauchte... oder wahlweise auch zum Trinken, wenn ihn der Text, den er an diesem Tag gelesen hatte, ganz besonders frustriert hatte.

Selbst Solas nickte ihm zu oder grüßte ihn kurz, wenn er ihn sah. Nur von Cullen sah Dorian oft tagelang nichts, aber das verwunderte ihn nicht, der Mann musste bis über beide Ohren in Arbeit stecken.

Dorian erkannte schnell, dass es eine unsichtbare Grenze gab, die sich quer durch die Festung zog, und durch den Innenhof und den sich dort befindlichen Übungsplatz verlief. Hinter dieser Grenze schlugen ihm deutlich mehr negative Gefühle entgegen, wenn er den Fehler machte, sie zu überschreiten, was daran lag, dass dieser Teil der Himmelsfeste von den Templern dominiert wurde, die kein Geheimnis aus ihrer Abneigung gegen ihn machten. Dorian lernte, die Grenze zu respektieren, solange es nicht absolut unvermeidbar war, sie zu überschreiten, wie etwa an den Abenden, an denen Varric ihn zu einem Bier in der Taverne einlud, die auf der anderen Seite der Grenze stand.

 

Auch an diesem Abend ging er wieder hinüber, doch sein Herz war leicht und seine Schritte beschwingt, denn er hatte nur wenige Stunden zuvor seinen ersten Sold erhalten. Schon aus der Ferne konnte er hören, dass die Taverne voller war als sonst – Dorian war offenbar nicht der einzige, der an diesem Tag für seine Dienste entlohnt worden war.

Wie immer ignorierte er die Blicke, die sich auf ihn richteten, als er eintrat, und steuerte zielstrebig auf den Tisch zu, an dem Varric bereits auf ihn wartete. Zu seiner Überraschung erblickte er ihm gegenüber die massige Gestalt des Qunari, der, wie Dorian mittlerweile wusste, unter dem Namen Eiserner Bulle bekannt war.

Seine Schritte verlangsamten sich instinktiv – er war schließlich immer noch ein Vint, und die Beziehung zwischen Tevinter und den Qunari war schon immer eine blutige gewesen – doch als Varric ihn sah, erhellte sich sein Blick und er winkte Dorian zu, sich zu ihnen zu gesellen.

Dorian bemühte sich, eine gelassene Miene zu machen, als er sich neben Varric setzte, auch wenn sein Herz vor Nervosität in seiner Brust hämmerte, wie nach einem Wettlauf.

Der Qunari musterte ihn von oben bis unten, dann grinste er.

„Ihr braucht es nicht zu verheimlichen“, sagte er mit einer Stimme, die so tief war, dass sie etwas in Dorian zum Schwingen brachte und sich die feinen Haare in seinem Nacken aufrichteten. „Ich bin Reaktionen wie diese gewohnt.“

Dorian griff nach dem Bierkrug, den Varric wortlos zu ihm hinübergeschoben hatte, und nahm einen Schluck davon.

„Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht“, entgegnete er ungerührt.

Der Eiserne Bulle betrachtete ihn für einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern.

„Wie Ihr meint.“

Sie tranken für eine Weile in Stille, wobei Dorians Blick immer wieder zu dem Qunari hinüberwanderte, ohne dass er es verhindern konnte. Allein die Präsenz des Mannes war einschüchternd, und das lag nicht nur an dem unverhüllten, muskelbepackten Brustkorb und den in gefährlichen Spitzen endenden Hörnern. Der Eiserne Bulle strahlte eine Kraft und Überlegenheit aus, die seinen Gegnern zweifellos eine Heidenangst einjagten, doch die für seine Freunde Geborgenheit und Schutz bedeuteten.

Dorian fühlte sich wie ein Kind neben dem Hünen, doch seltsamerweise hatte er keine Angst vor ihm. Sein Gefühl sagte ihm, dass der andere sich trotz seiner überlegenen Stärke zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle hatte.

Nach einer Weile fiel sein Blick auf die Unterarme des Qunari, die von zahllosen kleineren und größeren Narben übersät waren. Wie so vieles an dem Mann waren sie unverhüllt, was die Abwesenheit des Seelennamens auf seinem Handgelenk nur zu unterstreichen schien. Dorian wusste natürlich, dass Qunari keine Seelennamen besaßen, doch er war noch nie einem von ihnen nahe genug gewesen, um sich selbst davon zu überzeugen.

Die Kirche verdammte Qunari seit jeher als seelenlose Teufel, womit sie es sich in Dorians Augen sehr einfach machte. Doch er war nie ein großer Freund der Kirche gewesen, was nicht zuletzt auch an Aussagen wie diesen lag. Wenn Qunari als seelenlose Bestien galten, weil sie keine Namen hatten... was war dann er?

„Also, Dorian...“, riss ihn schließlich die tiefe Stimme des Eisernen Bullen aus seinen Gedanken. Der Qunari sah ihn offen an. „Darf ich Dorian zu Euch sagen?“

Es war das erste Mal seit dem Beginn seiner Reise, dass jemand ihm diese Frage stellte. Dorian war fast ein bisschen beeindruckt. Doch er war scheinheilige Gesprächseröffnungen wie diese aus seinen tagtäglichen Unterhaltungen in Tevinter gewohnt, und so gab er seine übliche Antwort:

„Nein. Aber es ist nicht so, als könnte ich Euch daran hindern.“

Zu seinem Erstaunen machte der andere jedoch eine nachdenkliche Miene und nickte dann.

„Wie Ihr wünscht, Serah Pavus“, erwiderte er.

Dorian konnte seine Überraschung nicht verbergen. In Tevinter hatte niemand seine Grenzen respektiert – abgesehen von Felix – doch dieser „seelenlose Teufel“ schien es als Selbstverständlichkeit zu erachten, ihn nach seinen Präferenzen zu fragen. Offenbar hatte er den Qunari unterschätzt.

„Ihr seid weit von Eurer Heimat entfernt“, fuhr der Eiserne Bulle fort. Dorian hörte die Frage hinter diesen Worten und beschloss, sie zu ignorieren.

„Ebenso wie Ihr“, konterte er stattdessen. „Was bringt Euch in den Süden, wenn ich fragen darf?“

„Meine Arbeit“, entgegnete der Qunari und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Ich bin Anführer einer Söldnertruppe, die von der Inquisitorin als Unterstützung im Kampf gegen Corypheus angeheuert wurde.“

Er hielt einen Moment lang inne und fügte dann hinzu:

„Außerdem stehe ich mit den Ben-Hassrath in Verbindung und leite alles, was hier passiert, an sie weiter.“

Dorian riss die Augen auf, als er den Begriff hörte, und schob seinen Stuhl zurück.

„Die Inquisitorin hat wissentlich einen Spion der Qunari angeheuert?!“, stieß er ungläubig hervor. „Haltet Ihr mich für einen Narren, dass Ihr denkt, ich würde dieser Geschichte Glauben schenken?“

Zu seiner Überraschung lachte Varric neben ihm plötzlich auf.

„Ich habe Euch doch gesagt, dass es keine gute Idee ist, ihm ausgerechnet bei Eurem ersten Gespräch von dieser Sache zu erzählen“, sagte er zu dem Eisernen Bullen. „Aber Ihr konntet einfach nicht widerstehen...“

Dorian starrte den Zwerg an.

„Wollt Ihr etwa sagen, Ihr wusstet davon?“, fragte er ungläubig.

„Schon seit einer Weile“, meinte Varric und zuckte mit den Schultern. „Ebenso wie die Berater der Inquisitorin.“

Was?!“ Dorian konnte kaum glauben, was er da hörte.

„Ich habe es ihnen gleich bei unserer ersten Begegnung gesagt“, sprach der Eiserne Bulle. „Ich werde Informationen an das Qun weiterleiten, und der Inquisition im Gegenzug dafür die Pläne der Qunari mitteilen. Damit bekommt jeder, was er will, und alle sind glücklich.“

„... und darauf haben sie sich tatsächlich eingelassen?“

Dorian setzte sich wieder hin, doch er blieb weiterhin auf Abstand.

„Nur unter der Bedingung, dass Leliana die Briefe kontrolliert, bevor ich sie abschicke“, erwiderte der Qunari, „damit nur Informationen weitergeleitet werden, deren Verbreitung der Inquisition keinen Schaden zufügen.“

„Ich... verstehe.“

Und das tat Dorian tatsächlich. So misstrauisch ihn die Worte des Eisernen Bullen gemacht hatten, er begriff die Beweggründe hinter diesem Arrangement. Der andere hatte Recht – sowohl die Inquisition als auch das Qun würden bekommen, was sie wollten, ohne dass einer von beiden ernsthaften Schaden erleiden würde.

„Und was gewinnt Ihr bei der ganzen Sache?“, fragte er schließlich, nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte.

„Meine Ruhe vor dem Qun“, entgegnete der Eiserne Bulle und lehnte sich zurück. „Und die Freiheit weiterhin das zu tun, was ich liebe – und zwar zu meinen Bedingungen – nämlich Mistkerlen, die die Welt erobern wollen, die Köpfe einzuschlagen.“

Diese Worte entlockten Dorian ein Lächeln.

„Ihr seid ein seltsames Exemplar Eurer Spezies, Serah“, sagte er.

Der andere grinste. „Und Ihr seid weniger langweilig, als ich es von einem verstaubten Magister erwartet hätte. – Wir Ihr seht, werden wir heute Nacht beide enttäuscht.“

Dorian lachte auf.

„Vielleicht sollten wir in Zukunft mit gutem Beispiel dafür vorangehen, dass eine friedvolle Beziehung zwischen Tevinter und dem Qun möglich ist.“

Der andere lächelte auf eine Weise, bei der Dorian ein angenehmer Schauer über den Rücken lief.

„Vielleicht sollten wir das“, entgegnete er.

 

Nachdem Dorian nach einer Weile schließlich seinen Bierkrug geleert und einen Teil seines Geldes für eine Flasche Wein ausgegeben hatte, dessen Qualität deutlich über der der dünnen Brühe lag, die in Ferelden als Bier verkauft wurde, war es in der Taverne schon wesentlich ruhiger geworden.

Er hatte im Laufe des Abends festgestellt, dass er den Eisernen Bullen vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Der Qunari hatte sich nicht nur als respektvoller Gesprächspartner, sondern auch als ausgesprochen intelligent und humorvoll entpuppt. Was ihn jedoch besonders überraschte, war das offene Geflirte des anderen – und wie wenig sich Varric daran zu stören schien, wenn der Eiserne Bulle Dorian Komplimente machte, auch wenn er hin und wieder die Augen verdrehte.

Ihm war schon öfter aufgefallen, dass man im Süden seine Zuneigungen offener zeigte, als er es aus seiner Heimat kannte. An diesem Abend geschah es jedoch zum ersten Mal, dass er selbst Empfänger solcher Zuneigungen wurde. Und er musste zugeben, dass es sich gut anfühlte.

Selbstverständlich ging er nicht auf das Geflirte ein, so leicht konnte er es dem anderen auch nicht machen. Doch wenn der Qunari hartnäckig bleiben sollte... nun, Dorian war jederzeit für Überraschungen zu haben.

 

Varric hatte sich schon längst zurückgezogen, als Dorian und der Eiserne Bulle schließlich beschlossen, den Abend zu beenden und sich ebenfalls schlafen zu legen. Der Qunari bot ihm an, ihn zu begleiten, doch Dorian lehnte höflich, aber bestimmt ab. Er mochte angetrunken sein, doch zu seinem Zimmer würde er auch noch allein zurückfinden, und so trennten sich schließlich ihre Wege.

Dorian bereute, dass er das Angebot ausgeschlagen hatte, kaum, dass er ein Dutzend Meter über den Hof zurückgelegt hatte. Es war so dunkel, dass er die Männer, die ihm entgegenkamen, nur als Schemen ausmachen konnte, und als er schließlich die Rüstungen, die sie trugen, erkannte, war es bereits zu spät, um umzukehren.

Die beiden Templer, die offenbar auf dem Weg zu ihrem Turm waren, mussten ebenfalls getrunken haben, denn sie schwankten leicht und ihr Atem roch nach Bier.

„Sieh an“, sagte einer von ihnen, ein rothaariger Mann mit vernarbtem Gesicht, und stellte sich Dorian in den Weg. „Es ist der Vint. – Was habt Ihr um diese Uhrzeit hier verloren?“

„Lasst mich passieren“, entgegnete Dorian ruhig, und legte die Hände um seinen Stab, um ihr Zittern zu verbergen. „Ich will keinen Ärger.“

Er wusste, dass es keinen Grund zur Nervosität gab, schließlich war er mächtig genug, um die beiden Templer im Handumdrehen zu erledigen, aber er hasste es, in Situation wie diese zu gelangen.

„Erzählt das Eurem Kumpel Corypheus“, sagte der andere Mann mit finsterer Miene. Er war etwas kleiner, als sein Gefährte, und hatte dunkles Haar und dunkle Augen. „Ihr Vints steckt doch alle unter einer Decke.“

„Ich werde versuchen, daran zu denken, wenn ich ihm das nächste Mal begegne“, erwiderte Dorian genervt. „Könntet Ihr mich jetzt bitte vorbeilassen?“

Anstatt einer Antwort bekam er einen Schlag in die Magengrube. Es fühlte sich jedenfalls an, wie einer, auch wenn es kein physischer Hieb gewesen war, denn keiner der beiden Männer hatte sich von der Stelle gerührt. Doch der Schmerz war nicht weniger intensiv. Dorian hatte das Gefühl, als wäre mit einem Mal sämtliche Luft aus seinen Lungen gepresst worden, und er krümmte sich zusammen und sank japsend auf die Knie.

„Was... was war das?“, keuchte er und hob den Blick. „Was habt Ihr getan?“

Die beiden Männer sahen sich an. Dann grinsten sie, und es war kein Grinsen, das Dorian gefiel.

„Mir scheint, Ihr habt noch nie eine magische Säuberung erlebt“, sagte der Rothaarige. „Was bringen sie eigentlich den Templern in Eurem Land bei...?“

Dorian stemmte sich mühsam hoch.

„Eine magische was?“, fragte er, während er bereits instinktiv in Kampfhaltung ging und beide Hände fest um seinen Stab schloss, um die Magie herbeizurufen...

- Die Magie, die nicht kam.

Dorian riss die Augen auf.

Jetzt wusste er, was sie mit „Säuberung“ gemeint hatten – mit ihren Templerfähigkeiten hatten sie seine Magie blockiert.

Was bedeutete, dass er ihnen ausgeliefert war.



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