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Falsches Aschenputtel

Märchen-Geheimnisse
von

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Der Eingang in eine andere Welt, in eine Welt wo es die Märchen wirklich gab. Ob viele seinen Vater für verrückt erklärt hatten? Caden wusste nicht was er darüber denken sollte.

Seit er klein war, bestand seine Familie lediglich aus ihm. Sein Vater und seine Mutter – niemals hatte er sie kennen gelernt. Abgegeben in einem Heim, welches selbst keinerlei Wissen über seine Familie zu haben schien. Caden durfte sich nicht beschweren, er war als kleines Kind in eine neue, fremde Familie gekommen, mit recht viel Geld war er aufgewachsen, jeder Wunsch war von seinen Lippen abgelesen wurden und er war immer mit dem Wissen aufgewachsen, dass er adoptiert war.

Dennoch, er wollte wissen was mit seiner Familie passiert war. Weswegen er abgegeben wurden war. Nachforschungen brachten nichts zu Stande, auch wenn er versuchte alles Mögliche in die Wege zu leiten. Irgendwann hatte er die Suche aufgegeben – wenn es keine Informationen gab, bedeutete dies wohl einfach, dass die Eltern nie Kontakt gewünscht hatten und das musste auch er wohl oder übel akzeptieren.

Doch gerade dann, als er alles aufgeben wollte – erhielt er einen Brief. Es waren nur wenige Tage nach seinem 21. Geburtstag als er Post erhalten hatte. Erst einmal bei Seite gelegt, hatte er ihn sich am Abend näher angesehen. Der Briefumschlag war alt, die Briefmarke ein schönes Exemplar, welches Prinzessin und Prinz zeigte. Das Briefpapier leicht vergilbt, aber ansonsten gut erhalten und die Schrift war schwungvoll und schön zugleich. Im Umschlag mit drinnen, befand sich ein Schlüssel, wie auch ein Brief, in dem dokumentiert wurden war, dass ein gewisses Herrenhaus an ihn gehen sollte, mit Erhalt des Briefes.

Schnell war klar, wer diesen Brief geschrieben und verschickt hatte und nach anfänglicher Skepsis, hatte sich Caden tatsächlich die Adresse genauer angesehen und herausgesucht wo er diese fand. Bei spezielle Seiten wie Google Maps konnte man auch genauer sehen wie die Umgebung denn ausschaute und auch das Haus war zu erkennen – ein älteren Herrenhaus, nicht mehr gut in Schuss und es sah aus, als wäre es unbewohnt und auch unbewohnbar! Damit schwand auch die Hoffnung dort seine Eltern zu treffen, keinesfalls würden sie in einem solchen Gebäude hausen, oder? Da er bereits in einer eigenen, kleinen Wohnung lebte, brauchte er sich vor Niemanden zu erklären, als er schnell ein paar wenige Sachen einpackte und sich auf den Weg zum noch unbekannten Ort machte, wo sein Erbe auf ihn wartete.
 

Dies war nun bereits ein wenig vergangen, längst saß er im alten Herrenhaus, der Schlüssel hatte die Tür einfach geöffnet, doch wie schon erwartet lebte hier Niemand, dennoch war das Haus soweit eingerichtet, dass man hier leben könnte, sah man davon ab das die Fenster staubig waren und auch keine Gardinen hingen dort. Er hatte in jeden Raum kurz geschaut, ehe er dann schließlich auf dem Dachboden gelandet war. Bei jedem Schritt machte es unter ihm unheimliche Geräusche und das war nur bedingt beruhigend. Er hatte die vielen Kartons durchgekramt und sich einiges angesehen. Viel wusste er immer noch nicht. Es gab ein paar Bilder, scheinbar von seinen Eltern, zusätzlich viele Bücher, vor allem über Märchen oder aber über die Wissenschaft über mehrere Welten und Realitäten neben derer die sie kannten.

Es war alles sehr alter Kram, dem er nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Bis er auf ein Tagebuch seines Vaters stieß, in dem er scheinbar die Entdeckung einer anderen Welt dokumentiert hatte. Er hatte durchgeblättert und gelesen wenn etwas dick markiert wurden war.
 

01.März 1993

Ich habe den Weg in eine andere Welt gefunden. Nach mehreren Experimenten und Versuchen, habe ich es geschafft im Bild der Märchen, eine Tür zu öffnen, durch welche man auch in die Welt der Märchen kommen kann. Vor meiner ersten Reise werde ich mich genügend vorbereiten um auf alles Mögliche vorbereitet zu sein. Meinen Forschungen nach, wird das Reich gänzlich anders sein, als die Welten unserer Bücher.
 

11. Juni 1993

Ich habe es geschafft mich als Bäcker in der Stadt „Cinis“ einzubringen. Die Leute waren bisher allemal sehr freundlich zu mir, wenn auch sie immer mehr Fragen über meine Herkunft stellen. Dafür befrage ich sie ebenfalls über ihre Welt, die mir gänzlich unbekannt ist. Unsere Märchenfiguren – Rapunzel, Dornröschen, Hänsel und Gretel – sie alle existieren wirklich. Das Königreich ist gigantisch und in vielen verschiedenen unterteilt. Jedes Märchen scheint seinen eigenen, kleinen Teil zu haben. „Cinis“ ist das größte Königreich in Vergleich zu den Anderen und somit ist es das Hauptkönigreich. Meinen Nachforschungen nach, ist „Cinis“ das Königreich rund um Aschenputtel, bisher bin ich ihr noch nicht begegnet, die Wahrscheinlichkeit soll gering sein, da sie größtenteils im Palast bleibt, da ihr Vater befürchtet sie könnte sterben.
 

05. Oktober 1993

Auf dem Marktplatz verkaufe ich mittlerweile Brötchen und anderes Gebäck. Beim Abbau aller Lebensmittel und Gegenstände, begegnete ich tatsächlich der verhüllten Aschenputtel. Goldene Löckchen fielen ihr um das Gesicht, eine zarte Gestalt im feinsten Samt, mit großen, schönen, blauen Augen. Mit viel Glück schaffte ich es sie dazu zu überreden das wir uns doch mal treffen, da ich ihr gern einige Fragen stellen würde.
 

04. Januar 1994

Aschenputtel und ich haben uns bereits mehrere Male getroffen. Mittlerweile habe ich erfahren, dass man sie normal „Cendrine“ nennt, im Palast wird sie häufig eingesperrt, damit sie nicht rauskommt. Denn bisher scheint es so, als könnte sie keine Kinder gebären – somit ist die Gefahr hoch das es keine Nachfolgen für Aschenputtel geben wird. Sobald eine Figur in dieser Welt ausstirbt, soll sie auch in unserer Welt aussterben, sie nannte mir Namen die ich niemals zuvor gehört hatte.

Nach und nach erzählte ich ihr von meiner richtigen Welt und sie brannte darauf sie kennen zu lernen. Diese Welt hier sei nichts für sie.
 

22. Juli 1994

Cendrine und ich sind uns die letzten Wochen und Monate immer näher gekommen, mittlerweile führen wir eine Beziehung, verborgen vor allen anderen. Bei einer Allgemeinuntersuchung im Palast ergab sich, dass sie scheinbar schwanger geworden ist – bisher hält sie es geheim, denn es gibt Niemandem dem sie ihren Vater vorstellen kann. Weswegen ich es nicht sein soll, darüber hüllt sie sich in Schweigen.
 

14. April 1994

Unser Sohn erblickte heute die Welt. Ich habe es geschafft sie aus dem Palast zu bringen, um bei der Geburt dabei sein zu können. Ihre Hebamme wusste von allem Bescheid, ich Zweifel daran das wir es lange noch vor dem König geheim halten können.
 

14. Juli 1994

Cendrine ist zwei Monate nach der Geburt unseres Sohns spurlos verschwunden. Jäger und Bürger durchsuchen den gesamten Wald, um sie zu finden. Heute fand man sie – ihre Leiche. Nach den Mörder wird noch gesucht, leider merke ich immer mehr misstrauische Blicke und wie Bürger Vergleiche zwischen unserem Sohn und Cendrine ziehen, dabei war er kaum ein paar Monate alt. Hier scheinen Kinder schneller älter zu werden als normal.

Weiß man eventuell bereits dass er ihr Sohn ist? Und wer ist der Mörder von meiner geliebten Cendrine?
 

Besonders die letzten Seiten interessierten ihn aber, vielleicht gab es ja Informationen darüber, weswegen er abgegeben wurden war? Er konnte zwar ein wenig was über eine Schwangerschaft herauslesen, aber dann brach das Tagebuch ganz plötzlich ab:
 

14. August 1994

Die Flucht ist mir gelungen. Das Reich hinter dem Bild ist gefährlicher als gedacht. Jedoch konnte ich nicht nur mich retten, sondern auch-
 

Er steckte das Tagebuch in seine lederne Tasche die er immer dabei hatte und schob die durchgekramte Kiste nach hinten weg und erhob sich. Caden klopfte sich den Staub von der Hose und ging nun zu einem großen Kleiderschrank. Dort drinnen entdeckte man Kleidung, die man wohl eher zu Karneval anziehen würde. Laut dem Tagebuch hatte sein Vater diese Kleidung angezogen, wenn er einen Abstecher in die Welt hinter dem Bild gemacht hatte.

Caden sah sich die Kostüme an, alle ziemlich gut erhalten dafür, dass sie wohl eine ganze Weile hier gehangen hatten. Manche wirkten eleganter als andere, vom Kostüm eines Bäckers, bin hin zu der eines Adligen gab es wohl alles hier. Er ließ den Schrank offen, als er weiter über den Dachboden hinweg ging, neben einem alten Schreibtisch, lag etwas großes, verhüllt in einem Tuch, als er es auswickelte, entlarvte er es als ein breites Bild. Zu erkennen war ein gesamtes Märchenbuch, Hänsel und Gretel am Pfefferkuchenhäuschen, Rapunzel mit ihrem Turm, Schlösser, Burgen, das Meer mit Meerjungfrauen – man konnte allerlei bekannte Märchen entdecken. Er strich über das Bild, die Oberfläche war ein wenig aufgeraut. Er lehnte das Bild an die Wand an und strich ein wenig Staub weg, der trotz Tuches einen Weg auf das Bild gefunden hatte.

Er betrachtete es noch einmal etwas von Weiten, man merkte direkt dass dieses Bild ein wenig älter war! An der oberen rechten Ecke löste sich das Bild ein wenig vom Rahmen und Caden drückte es wieder dran, um es wieder zu recht zu rücken. Als er das Bild mit dem Ellenbogen streifte, merkte er keinen Wiederstand, es war wie ein Loch an dieser Stelle. Irritiert schaute er hinab. Vom Bild her kamen Wellen, sie endeten erst kurz vor dem Rahmen. Caden zog seinen Arm zurück, die Wellen hörten augenblicklich auf. Experimentierend berührte er erneut mit dem Ellenbogen das Bild und auch dieses Mal tauchte dieses seltsame Loch auf und Wellen schlugen über das Bild hinweg. Er entfernte den Arm und streckte seine Hand aus, wieder konnte er das Bild normal berühren, als wäre nie was gewesen – interessant.

„Das Reich hinter dem Bild“, murmelte Caden vor sich, scheinbar war sein Vater nicht so verrückt gewesen, wie man zuerst denken mochte.

Er kramte das Tagebuch wieder heraus und blätterte zu den ersten Seiten. Caden überflog erneut die vielen Sätze, auf was sollte er am besten achten? Wahrscheinlich auf die Kleidung. Sein Blick ging zurück zum Schrank, er besah sich die verschiedenen Kostüme erneut und nahm sich eines heraus. Es war scheinbar die Kleidung eines Normalbürgers, ein beiges Gewand, ungebügelt, mit ein paar Löcher, aber er nahm an, dass dies so sein sollte. Er legte seine Kleidung ab und zog das Gewand drüber. Seine Kleidung legte er ordentlich zusammen und auf dem Schreibtisch ab. Sicherheitshalber nahm er sich noch ein Kostüm mit, was aussah wie aus der höheren Schicht. Mit etwas Falttalent, schaffte er es in seine Tasche zu quetschen. Die Tasche legte er sich dann auch um die Schulter, ehe er sich wieder vor das Bild kniete, er stieß wieder mit dem Ellenbogen dagegen, der Rest des Armes wurde dann ganz einfach im Bild verschluckt.

Er musste weiter runter beugen, damit er auch mit dem Rest des Körpers durchkam. Mit dem Arm, der bereits im Bild steckte, versuchte er sich irgendwo abzustützen, es war wackelig auf der anderen Seite, dennoch wagte er es und ging als nächstens mit Kopf und Oberkörper durch das Bild, Der Unterkörper kam schließlich schnell nach. Er öffnete vorsichtig die Augen, es roch nach Wald, nach Laub und Regen.

Es wurde wackelig, seine Balance zu halten war recht schwierig und als er sich mehr umsah – da wusste er auch weswegen. Caden atmete tief durch und riss die Augen auf, krallte sich so gut es ging fest.

Das Bild… Das hätte ihn ruhig auf einem festen Boden absetzen können! Stattdessen saß er mitten auf einem recht dicken Ast fest, wie er gut erkannte, war er auch ziemlich weit oben. Er sah hinter sich, einen Rückweg gab es scheinbar nicht, aber kroch er in Richtung Baumstamm, ganz langsam und nach und nach voran. Als er am Stamm ankam atmete er tief durch und umarmte ihn beinahe schon. Wie kam er jetzt heil nach unten?

Er sah am Stamm hinab und krallte sich mehr fest, ehe er den linken Fuß ausstreckte, nach unten zu einem anderen Ast. Er wippte etwas darauf, ehe er den rechten Fuß nachsetzte. Langsam kletterte er nach unten, sein Herz klopfte wild in seiner Brust. Er hatte keine Höhenangst, aber es war dennoch einfach nicht sein Ding in einer Baumkrone zu stecken. Nach und nach kam er langsam hinunter, der Baum war so hoch, dass es mehrere Minuten Zeit beanspruchte, als es passierte – er rutschte weg. Die Versuche sich festzuhalten schlugen fehl, seine Hände rissen auf.

„Wah!“, schrie er erschrocken auf.

Äste schlugen gegen seinen Körper, aber der Fall war nicht so tief, schnell kam er am Boden an – oder auf etwas anderes. Unter ihm ächzte es, er hörte eine dunkle, bedrohliche Stimme, aber bevor er was sagen konnte, wurde es dunkel vor ihm, dass Letzte was er sah war ein zartes Gesicht, umrandet von rotem Haar und einem Cape.
 

„Das gibt’s doch nicht! Fällt der einfach auf mich drauf – auf mich!“, polterte eine dunkle Stimme. „Und jetzt muss ich ihn auch noch tragen!? Das ist… das ist eine totale Frechheit!“

„Nun halt doch mal die Luft an“, grummelte ein junger Mann mit rotem Cape zurück. „Du bist der große, böse Wolf – da wirst du jawohl den jungen Mann dort tragen, der wiegt kaum mehr als ich und mich trägst du auch ab und an!“

„Ja, aber auch nur, weil du andauernd hinfällst…“, brummte der ‚große, böse Wolf‘ vor sich hin.

Trotz des Fliegengewichts seines Gepäcks, war er ziemlich glücklich als er ihre kleine Hütte entdeckte. Sofort ging er ein wenig schneller und schließlich kamen sie an. Den jungen Mann, der vor nicht allzu langer Zeit auf ihn gefallen war, wurde auf einem bettähnlichen Gestell abgelegt – wenn nicht besser gesagt abgeworfen. Seufzend streckte er sich erleichtert und zog das Cape seiner Begleitung runter welcher wohl geglaubt hatte an ihn einfach vorbei gehen zu können, packte gleichzeitig nach dessen Arm.

„Channi-“, fing die Person an sich zu beschweren, wurde aber von hungrigen Lippen unterbrochen.

Mit einem Ruck drückte der Wolf den Jungen mit Cape gegen eine der Wände, die Lippen lösten sich nicht dabei, eine Hand verkrallte sich in dem roten Haarschopf, während er die zarten Finger an seinen Schultern und dem Rücken spürte.

Nur langsam ließ er zu, dass der Kleinere den Kuss löste, brummend vergrub er das Gesicht in der Halsbeuge, die Hand vom Cape-Träger landete in seinem Nacken und als er ihn dort kraulte, knurrte er wohlwollend auf.

„Reid…“, nuschelte der böse Wolf.

Er hörte ein Seufzen und schließlich wurde er auch bei Seite geschoben. Neben dem Schlafplatz landete die Tasche des Fremden, welche seine Begleitung getragen hatte.

„Irgendwie erinnert er mich an Jemanden“, murmelte Reid leicht.

„Mir doch egal. Morgen setzen wir ihn aus, wir haben genug Sorgen ohne einer Person die auf Bäume klettert und runter fällt.“

Reid verdrehte die Augen und drehte sich zum Wolf um. Schwarz-braunes Haar, durch welche zwei Ohren hervorstachen, zeigte das es kein normaler Mensch war, hinzu kam noch ein Schweif in Hinternnähe – und sein Charakter zeigte ebenfalls wer er war: Der große, böse Wolf. Oder auch einfach: Channing.

„Wir setzen ihn nicht einfach aus“, verdrehte Reid die Augen und setzte sich an das Bettrand, strich vorsichtig ein paar der blonden Strähnen aus dem blassen Gesicht.

Unter dem linken Auge konnte man einen Pigmentfleck erkennen und nachdenklich starrte er die Person weiterhin an.

„Cinis…“, murmelte er schließlich.

„Was sagst du?“, fragte Channing gähnend nach und betrachtete argwöhnisch wie sanft der Jüngere das Gesicht des Fremden berührte.

„Wir müssen nach Cinis.“

„Nach… Cinis? Auf gar keinen Fall. Dort lebt dieser blöde Jäger, der mit seiner blöden Waffe herumfuchtelt und meint dich vor mich beschützen zu müssen!“, wiedersprach der Wolf sofort grimmig.

„Du bist halt der Wolf, ist doch klar dass er was gegen dich hat“, verdrehte Reid die Augen.

„Warum willst du nach Cinis?“, fragte Channing nach und überging die Jäger+Wolf=Feinde Tatsache einfach.

„Ich glaube, ich weiß woher ich diesen jungen Herrn kenne, aber lass uns noch Warten bis er aufgewacht ist!“
 

Der große, böse Wolf hasste es zu warten und sich gedulden zu müssen. Die gesamte Nacht verschlief ihr Gast und dafür musste der Wolf mit seinem Liebsten auf dem Boden schlafen, dass Bett war immerhin besetzt. Bequem war der Boden keinesfalls und ihr „Wecker“ war auch alles andere als nett. Denn mal wieder, fiel irgendetwas auf ihn drauf und wäre da nicht etwas auf ihn, würde er sofort aufstehen, stattdessen saß er kerzengerade da.

„Autsch, verdammt“, murmelte die Person auf ihn.

Goldblonde Strähnen fielen ihm ums Gesicht und er richtete sich bereits auf. Das Gewand war ihm etwas knapp, aber das machte kaum was aus.

„Was soll das!?“, blaffte Channing schlecht gelaunt und sorgte damit auch dafür, dass der letzte Schlafende wach wurde.

Es dauerte dann nicht lange bis sie alle an einem Tisch saßen, mit Brot und Fleisch, Channing aß es bevorzugt roh.

„Also, ich bin Reid. Und das hier, dass ist Channing. Manchmal etwas grob, aber eigentlich ganz lieb!“, übernahm sein Käppchen die Vorstellung vor dem Fremden.

„Du bist… Rotkäppchen!“, schrie der Fremde dann fast schon und zeigte au Reid, dann deutete er auf Channing. „Und DU bist der Wolf! Wow!“

Was war daran denn ‚Wow‘? Channing grummelte leicht, er hasste solch eine Lautstärke am Morgen.

„Ach ja… Ich heiße Caden“, stellte sich schließlich der Fremde vor und betrachtete die beiden Gastgeber.

Rotkäppchen hatte blutrotes Haar, helle Haut und hellbraune Augen. Er trug ein rotes Cape und darunter eine Leinenhose, sowie ein lockeres Hemd. Sein Nachbar, der große, böse Wolf, war wesentlich größer und muskulöser, er besaß dunkles Haar, gold-gelbe Augen und ein markantes Gesicht. Er trug wohl auch etwas Gewandähnliches, dadurch dass es ziemlich zerrissen war, konnte man davon aber nur noch wenig erkennen. Die Hütte bestand aus Holz und war spärlich eingerichtet, Caden fragte sich, ob die Beiden hier lebten oder nur übergangsweise hier unter kamen.

„Caden also…“, murmelte Rotkäppchen und betrachtete ihn gleich nochmal. „Wir werden heute in die Stadt gehen und sollten uns hübsch anziehen, los Channing!“

„Iff effe nof!“, mampfte dieser ihm entgegen und wedelte mit seinem Essen herum

Caden sah zwischen den beiden hin und her. Die Märchenwelt unterschied sich zu dem, was sie in ihren Büchern hatten. Rotkäppchen und der Wolf waren scheinbar mit einander befreundet, wenn nicht sogar mehr, wenn er das so betrachtete und sie lebten zusammen im Wald. Er war gespannt auf was er sonst noch so stieß.
 

Nachdem sie sich alle umgezogen hatten, ging es durch den Wald. Es verwunderte ihn ein wenig das keine Fragen dazu gestellt wurden von wo er kam, aber er würde es nicht als erstes ansprechen und sich damit selbst in eine Falle locken. Caden trug seine noch eingepackte Kleidung, die hochwertiger aussah, auch seine Begleiter hatten ihre „Lumpen“ gewechselt, der Wolf trug zudem eine Mütze, wahrscheinlich um zu verbergen wer er war.

Es sollte zu der Stadt gehen, in welcher sein Vater gelebt hatte, vielleicht hatte er ja Glück und er fand heraus was genau passiert war?

Bevor sie das Königreich betreten konnten, mussten sie durch ein Tor, sie wurden abgetastet und durchgelassen, innerhalb der hohen Gemäuer wirkte alles sehr angespannt, an mehreren Orte standen Waschen positioniert und hielten wohl Ausschau nach Verbrechern. Es wirkte leicht übertrieben.

„Was ist denn hier los?“, fragte Caden an Rotkäppchen Reid gewandt.

„Jemand ist durch das Tor gekommen“, dabei schaute er ganz merkwürdig zu ihm. „Das macht hier alle immer sehr durcheinander. Seit damals.“

„Was war damals?“

„Die Prinzessin wurde getötet und ihr Mörder wurde erst gefasst als Wachen ihm durch das Tor folgten. Seitdem sucht man nach dem spurlos verschwundenen Kind.“

„Weswegen? Soll es etwa die Nachfolge antreten?“

„Höchstwahrscheinlich, ja“, nickte Reid leicht und betrachtete ihn erneut.

„Jäger auf zwei Uhr!“, grummelte es da neben ihm, der böse Wolf war nicht sehr begeistert und starrte nach unten, während sich der Schritt verdoppelte und nur Caden sich irritiert umschaute, einen Jäger konnte er nicht entdecken, doch spätestens dann, als ein Schuss zu ertönen war, der ihn nur knapp verfehlte, weil Rotkäppchen sich mit ihm umschmiss, war er sich sicher dass es einen gab.

„Was soll das!?“, zischte Reid dem Wolf zu, welcher sich neben sie gestellt hatte und Ausschau hielt.

„Da scheint Jemand Aschenputtel töten zu wollen.“

„Aschenputtel!?“, fragte Caden irritiert.

„DICH!“, riefen schließlich Reid und Channing gleichzeitig.

Aschenputtel. Er? Laut den Tagebucheinträgen ergab dies wohl nur Sinn, aber weswegen wollte man ihn dann töten? Und woher wussten gerade Channing und Reid das er scheinbar Aschenputtels Nachfolger darstellen sollte?

„Ich sagte doch der Jäger hat sie nicht mehr alle“, sagte Channing noch und half ihnen Beiden zügig hoch, schubste sie Beide etwas grob hinter eines der Gebäude. „Und nicht nur gegen mich hat er war. Natürlich hört er auf diese falsche Figur!“

„Wer ist diese ‚falsche Figur‘?“, fragte Caden nach, während es an den Rand von Cinis ging, die Mauer entlang, schnellstmöglich, so lange wie der Jäger scheinbar brauchte um die Verfolgung aufzunehmen.

„Nihel“, antwortete Rotkäppchen. „Aschenputtel starb. Ihr Mörder war angeblich ihr eigener Mann und starb ebenfalls. Da der Nachfolger verschwunden war und ist, musste ein neuer Nachfolger gekrönt werden.“

„Und ICH soll dieser eigentliche Nachfolger sein?“

„Du hast den Pigmentfleck, dass blonde Haar und alles weitere von ihr, wenn man dich sieht, werden alle davon überzeugt sein, dass du der wahre Nachfolger bist“, erklärte Channing. „Und wir werden reich belohnt.“

„Euch geht es im Grunde nur um die Belohnung!?“, murrte Caden.

„Ja, natürlich. Leider will Nihel seinen Thron natürlich nicht aufgeben. Wie auch immer er von dir erfahren hat – er wird versuchen dich zu töten. Schnellstmöglich. Also müssen wir dich zum Palast bringen – ebenfalls schnellstmöglich.“

„Stopp!“, zischte Channing plötzlich und hielt sie auf. „Der Eingang wird bewacht… Den Jäger kann ich allerdings nicht entdecken.“

„Wäre ja auch zu einfach gewesen“, murmelte Rotkäppchen. „Da brauchen wir wohl Unterstützung.“

„Wow…“

„Was ‚Wow‘?“, fragten Rotkäppchen und der Wolf gleichzeitig und folgten schließlich den Blicken von Aschenputtel, ehe sie murrten. „Typisch Prinzessin-Nachfolger.“

„Was soll das denn heißen?“, grummele Caden und funkelte die Beiden böse an.

Reid deutete auf den jungen Mann, dem gerade mehr als genug nachschauten. „Das ist ein Prinz… Gedankenblitz! Los, schmeiß dich vor ihn.“

„Bitte?“, fragte Caden leicht überfordert, während er bereits mehr in Richtung Hauptweg geschubst wurde. „Das kann ich nicht!“

„Und wie du kannst!“

Damit er sich nicht zurückzog, gab Channing ihm einen beherzten Schubser, direkt vor das Pferd des Prinzens, welches daraufhin wild zu wiehern begann und sich auf die Hinterbeine aufstellte. Das Caden nicht erschlagen wurden war, war wohl pures Glück und mehr nicht. Böse schaute er zum Wolf, da hatten sich zwei gefunden die zusammen passten, dabei dachte er immer Rotkäppchen wäre ein unschuldiges, süßes Ding – von wegen!

„Geht es Ihnen gut?“

Mit großen Augen schaute Caden zurück zum Prinzen, bisher war hier ja alles, alles andere als normal gewesen, sah man vom Wolf ab, der genauso bösartig wie in den Büchern war, aber diese Person dort, war schöner als jede die er bisher gesehen hatte – ein wahrer Prinz halt. Allgemein vertrug er dieses ganze Chaos relativ gut, ob der Schock über alles noch käme?

Eine Hand riss ihn aus den Gedanken, hochgeholfen wurde ihm und schon stand er wieder da und wurde vom Prinzen selbst angelächelte – und er selbst starrte ihn immer noch an, später wäre ihm das sicherlich peinlich.

„Mein Name lautet Jamain, Prinz von Cinis“, stellte er sich erst einmal vor. „Wie lautet ihr Name.“

„Ä-ähm… Ich bin… Caden.“

„Herr Prinz“, kamen Channing und Reid schließlich dazu, Cadens Hand wurde augenblicklich losgelassen. „Wir bitten um Audienz bei Ihnen, Nihel und dem König.“

„Weswegen?“, fragte Jamain direkt nach und wandte den Blick ab.

„Prinz!“

„Immer wenn man ihn nicht braucht“, knurrte Channing. „Kommt dieser Irre!“

„Beruhige dich“, murrte Rotkäppchen und schob den Wolf hinter sich, als der verrückte Jäger der vor nicht allzu langer Zeit geschossen hatte, ankam.

Eigentlich sah er aus wie ein netter Bursche. Aber auch nur eigentlich!

„Shan, was hast du denn?“, drehte sich Jamain natürlich in die Richtung, aus welcher er gerufen wurden war.

Der Jäger kam joggend zu ihnen, gekleidet in Bärenfell-Weste und dunkler Leinenhose, dass Haar hing schulterlang herunter, von Nahem betrachtet sah er in Cadens Augen wesentlich ungefährlicher aus, als er ihn sich vorgestellt hatte nach dem Schuss. Shan drängte sich zwischen Jamain und dem Trio.

„Das dort ist ein Eindringling aus der anderen Welt“, verkündete der Jäger und zog eine kleinere Waffe aus seinem Gürtel – und schon sah er wesentlich unfreundlicher aus. „Scheinbar sind der Wolf und Rotkäppchen Verbündete von ihm.“

„Jetzt bin ich es wieder…“, grummelte der Wolf und Reid warf ihm einen bösen Blick zu.

„Das ist alles ganz anders als dargestellt wird!“, mischte sich das Rotkäppchen ein und schubste Caden in Channings Arme, um sich vor Jäger und Prinz aufzubauen. „Und deshalb wollen wir zum König, es wird ihn sicherlich interessieren was wir zu sagen haben.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Infos zu diesem Teil und zu Teil 2:

Cinis -> ist latainisch und bedeutet „Asche“ – abgeleitet von Aschenputtel

Die „Nichts“ -> sind meist weitere Kinder von bekannten Märchefiguren oder von unbekannten Menschen. Sie werden als „Nichts“ in der Welt leben, außer sie haben das Glück als Nachfolger einer zu früh verstorbenen Figur auserwählt zu werden oder können die Geschwister stürzen Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2016-04-07T04:40:50+00:00 07.04.2016 06:40
⊂(◕‿◕)つ Heyyy,

ich fand das war eine Tolle Idee mit dem Sohn der Aschenputtel und seinem Weg zurück in die Märchenwelt und wie er es entdeckt hat, nachdem er sein ganzes Leben ohne eine Ahnung davon zu haben in der Realität verbracht hat.

Gefallen hat mir auch, die Welt in der die Märchen nicht so sind, wie wir sie kennen :)

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  jyorie
07.04.2016 06:41
Lädst du es auch auf ff.de hoch?
Antwort von: abgemeldet
07.04.2016 17:12
Hey :)

Freut mich das du mir auch ins Original folgst x3
Und das es dir bisher gefallen hat!

Ja, die Story wurde heute auf ff.de hochgeladen. Da ich nicht weiß ob ich den Link hier posten darf, einfach bei "Prosa" und "Märchen", Titel ist der Gleiche wie hier ;)

LG Baku
Antwort von:  jyorie
08.04.2016 06:28
hab einen Autoren-Favo auf dich :) da bekomme ich den Link, wenn du was neues Machst :D

ja, die Geschichte ist toll :DDDD
Von:  Toja_Satsuma
2016-04-05T19:47:20+00:00 05.04.2016 21:47
Also,
Ich hab die Geschichte nun ganz gelesen und muss sagen: Sie gefällt mir sehr gut. Die Idee ist schön und grade gegen Ende, der Cliffhanger ist sehr spannend. Da wartet man wirklich gerne auf das 2. Kapitel bzw den 2. Teil.

Eine Sache jedoch ist etwas merkwürdig: Deine Zeitsprünge sind etwas seltsam. Ich brauchte manchmal ein zwei Sekunden um zu verstehen dass da plötzlich ein Zeitsprung war. Evtl währe da ein Absatz übersichtlicher?

Ansonsten liest es sich super. Ich mochte sogleich alle Hautbeteiligten Chars. :)
Deine 'Dezenten' andeutungen was fur ne Rolle Caden in der Geschichte, haha, hat und wie es dann teilweise weiter aufgelöst wurde...aber halt noch immer mit den großen Fragezeichen.

Super Arbeit :)
Ich hoffe dein Wichtelkind hatte sich gefreut.
Ich freu mich auf Teil 2

LG
Rune
Antwort von: abgemeldet
05.04.2016 22:00
Hey :)

Das freut mich zu hören das dir die Geschichte gefällt! Am zweiten Teil sitze ich auch schon und ich hoffe auch dieser wird dir später dann gefallen.

Mit dem zeitsprung ist immer etwas schwierig bei mir. Ich mag solche "~ein paar Stunden später~"- Sachen nicht, aber ich werde schauen, dass ich mir dann was anderes ausdenke um es übersichtlicher zu machen!

LG Baku
Antwort von:  Toja_Satsuma
05.04.2016 22:07
Warum kann man keiner Antwort antworten?

Hehe :)
Dann freu ich mich mal.

Das versteh ich. Mag ich persönlich auch weniger. Wende es zwar zumeist in RPGs an aber in FFs kommt es etwas seltsam.
Aber es gibts ja auch x umschreibungen.
Aber man konnte ja letztlich sehen, dass es einem Zeitsprung gegeben hat, der las sich nur so flüssig...das er etwas unterging.

LG
Noch immer Rune
Von:  catgirl13
2016-04-04T16:53:11+00:00 04.04.2016 18:53
Bitte schreib weiter das nicht stimmt echt spannend ^^


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