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RacheEngel

von

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Die Ruhe vor dem Sturm Teil 1

 

Rei's POV:

 

Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mich nach ein paar Stunden hätte ich mich halbwegs abreagiert haben würde. Falsch gedacht. Mal wieder.

Ganz im Gegenteil: Ich war genauso wütend, wenn nicht sogar noch aufgebrachter, als zuvor.

Das Resultat davon war, dass inzwischen gut zehn meiner Wurfmesser in der Wand über meinem Schreibtisch gerammt worden waren- und Nummer elf hielt ich in der Hand.

Es war ein blankes Wunder, dass ich meine Kajüte noch nicht zerstört hatte, so sauer war ich gerade und es gehörte einiges dazu mich so dermaßen aus der Fassung zu bringen! Allein schon die Vorstellung, dass ich ihn zehn Tage lang an der Backe gehabt hatte! Himmel war ich froh, dass das jetzt vorbei war! Leicht ließ ich das Messer durch meine Finger gleiten, streifte dabei meine Fingerkuppen, die ich mir inzwischen auch schon blutig gebissen hatte. Genau wie der feine Schnitt an meinem Hals, etwas unter der großen "x"-förmigen Narbe, die dort vorzufinden war.

Ein feines Rinnsal an Blut verließ die Verletzung und färbte den Saum meines Hemdes leicht rötlich. Ich weiß, mein Körper ist nur so mit Narben übersät. Egal wo. Ob es meine Arme sind, Beine, Oberkörper, Rücken. Der einzige Teil der noch frei von Schnitten ist, ist mein Gesicht. Und auch das hatte schon im Alter von sieben Jahren etwas einstecken müssen.

In diesem Alter hatte ich mein linkes Auge verloren. Mein rechter Arm war zwar durchgehend tätowiert, Schulter und Teile meiner rechten Brusthälfte mit eingeschlossen, aber auch diese waren Übersät von Narben. Die älteste ist wohl mein "X", wenn man mein Auge außen vor lässt.

Als Alou angefangen hatte mit mir zu reisen hatte sie einmal den wohl dümmsten >Ärztespruch< fallen gelassen, den ich in meinem ganzen Leben gehört hatte. Und ich hatte schon einige dumme Sachen gehört.

"Rei, dein Körper ist dein zu Hause. Zerstöre ihn nicht rücksichtslos, wie die Leben dieser Ratten." Ich hatte nur gelacht. Es klang einfach so banal und absurd in meinen Ohren. Aber bei mir klang auch einiges anders, als bei dem Rest meiner Crew.

Ich zog leicht die Brauen zusammen und beförderte das elfte Messer in die Wand. Dieser Typ! Es gehörte wirklich einiges dazu mich so wütend zu machen. Mich so ausrasten zu lassen, dass ich es sogar ablehnte diese Person zu töten.

Aber auch das hatte dieser Wicht geschafft! Wow, er brach heute wohl sämtliche Rekorde! Man sollte ihm einen Orden verleihen! Tz!

Wie ich das gerade doch alles hasste! Ich reagierte immer so - andere würden sagen - merkwürdig. Ja, das beschrieb es wohl sehr gut. Jedes Mal, wenn ich von irgendjemandem als Frau bezeichnet wurde, überkam mich so ein absolut undefinierbares Gefühl!

Es war einfach ekelhaft, anders konnte ich es nicht beschreiben. Ich stand total unter Strom. Mein kompletter Körper juckte höllisch und es hörte auch nicht auf!

Fest zog ich die Beine an, krallte meine Hände fest in meine Oberarme. Immer wieder rutschte ich hektisch auf dem Boden hin und her, änderte meine Position.

Alles brachte es nichts. Pausenlos durchströmte mich dieses unerträgliche Gefühl mir die Haut auf kratzen zu müssen, sie mir vollständig, schmerzhaft langsam von den Knochen abzuziehen! Ich war nicht nur ein Sadist im Kampf oder zu anderen, wenn sie meine Regeln missachteten. Nein, ich hatte generell keinerlei Probleme mit Schmerzen. Warum sonst testete ich fast jede Waffe an anderen oder, wenn niemand da war eben an mir selbst.

Wieder fing ich an, an meinen Fingerkuppen herum zubeißen. Selbst als ich das Blut an meinem Finger schmeckte, hörte ich nicht auf.

In diesen ganzen Jahren lernte man einfach die Schmerzen auszuhalten, sie gar nicht mehr zu spüren.

Auf einmal hörte ich ein leichtes, recht zaghaftes Klopfen an meiner Tür. Ich zog die Brauen zusammen, sah auf. Das klang sehr verdächtig nach Savio. Auch wenn ich gerade nicht wirklich mit jemandem sprechen wollte, stand ich auf und ging zur Tür, um ihn herein zu lassen. Nur, dass es gar nicht Savio war, der vor meiner Tür stand.

"Alou?"

Irritiert und stirnrunzelnd sah ich die Blonde an, die nun vor mir stand. Sie lächelte leicht, sah mich an. Die Art wie sie mich anblickte irritierte mich. So hatte sie mich noch nie angesehen und ich kannte sehr viele Blicke von diesem Mädchen. Gott, hatte viele Mimiken auf Lager!

„Hey...“, sagte sie dann, nachdem ein sehr peinliches Schweigen zwischen uns getreten war. „Kann ich...eh...reinkommen?“

Ich ließ die Türklinke los und deutete nach innen, als Zeichen, sie sollte mir folgen.

„Ich sag's dir gleich. Ich bin gerade nicht sonderlich gut bei Laune, also halt dich kurz.“

Damit setzte ich mich an meinen Schreibtisch, zog die Messer aus der Wand und legte sie vor mich auf den Tisch. Alou stand währenddessen leicht unbeholfen in meiner Kajüte herum, sah mich an.

„Himmel! Alou, setzt dich hin, verdammt! Da wird man doch wahnsinnig!“

Ich ließ es mal außer Acht, dass ich ohnehin schon kurz davor war, wahnsinnig zu werden – wenn das nicht schon ohne mein Wissen passiert war...

Die Blonde nickte, setzte sich dann leicht zögernd neben mich hielt aber genügend Abstand von mir, so dass es für mich akzeptabel war. Wow, wenigstens das konnte sie! Hätte ich ihr ja gar nicht zugetraut, wenn man bedachte wie ihr intelligenter Bruder so drauf war! Meine Augen zogen sich zusammen und ich fing wieder an, an meinem Handgelenk zu kratzen. Macht der Gewohnheit.

Eine ganze Weile war es still.

„Fängst du dann mal an, oder willst du nur hier Rum sitzen und Löcher in die Luft schweigen?“, fragte ich dann relativ kühl.

Alou seufzte auf.

„Rei, ich weiß, dass du gerade echt nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen bist, aber ich...“

Ich unterbrach sie mit einem trockenen Auflachen meinerseits. Verdutzt sah sie mich an. Ich grinste und verwuschelte ihr die Haare.

„Alou. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass es mir gerade so richtig scheißegal ist, was du verbockt hast.“

Jetzt sah sie mich noch verwirrter an, als zuvor.

„Wie meinst du das?“, fragte sie und richtete ihre Haare wieder.

„Das heißt, dass du deinen Intelligenzbolzen von Bruder nie im Leben toppen kannst.“, erwiderte ich kalt, ohne aufzublicken.

„Was...wieso?“

„Ich hab ihn rausgeworfen.“, erklärte ich schlicht, machte mit meinen Aufzeichnungen.

„Wie rausgeworfen!“

Ich seufzte, sah zu ihr, blickte ihr kurz in die Augen.

„Rausgeworfen wie >Er ist kein Teil mehr von dieser Crew<“

„Was hat er jetzt schon wieder verbockt!“ Sie sah mich an. „Ich hab doch auch...“

„DU hast aber selbst diese Grenze nicht überschritten. Er schon.“

Meine Stimme bebte. Angesäuert ließ ich meinen Arm in Ruhe, griff nach meiner Augenklappe und ließ sie auf meine Haut zurück schnalzen.

„Rei, lass das sein.“

Ich ignorierte sie, machte einfach weiter. Alou sah mich streng an. Ich wusste schon was dieser Blick bedeutete. Es war mir aber so ziemlich egal.

„Rei, was hat er gemacht?“

Ich schwieg, starrte an die Wand, während Alou mich weiter ansah. Konnte dieses Mädchen mal aufhören mich so penetrant anzustarren!?

„Rei.“

Ich schwieg weiter.

„Rei, ich rede mit dir!“

Ich seufzte auf.

„Lässt du mich dann in Ruhe, wenn ich es dir sage?“

Sie nickte sofort. Oh Mann, so nervig konnte doch echt nur sie sein! Schlimm mit diesem Mädchen! Seufzend strich ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und nahm, sehr zum Missfallen meiner Vize, meine Augenklappe ab, wandte mich dann an sie.

„Also ich höre?“, sagte sie dann schnell, verschränkte die Arme vor der Brust.

Angesäuert presste ich die Lippen aufeinander, fuhr mir einmal durch die Haare, zupfte an meinen wenigen Wimpern die ich noch hatte (da ich mir sämtliche Wimpern ausriss, wenn ich gereizt war), und fing dann an ihr höchst mies gelaunt, das mitzuteilen was vor nicht allzu langer Zeit an Deck vorgefallen war. Ich endete erst dort, als ich Renji der Akuma verwiesen hatte und in meiner Kajüte verschwunden war.

Die ganze Zeit über starrte mich Alou an, unterbrach mich nicht ein einziges Mal, was bei ihr wirklich eine Seltenheit war.

Während ich gesprochen hatte, war ihr schneller die Farbe aus dem Gesicht gewichen, als die Grand Line ihr Wetter änderte. Inzwischen war sie so weiß im Gesicht, als sei sie eine lebende Kalkleiste, oder eine wandelnde Leiche.

Mit geweiteten Augen und geöffnetem Mund starrte sie mich an. Die Fassungslosigkeit war ihr nur so ins Gesicht geschrieben.

Mann, Alou! Glotz nicht so! Ich habe mich nicht gerade vor deinen Augen in einen Zombie verwandelt, der dein Hirn fressen will! Nein, ich habe dir nur mitgeteilt, was dein Bruder für Scheiße verzapft hat, damit ich ihn hier Rauswerfe und seine beschissene Fresse nicht noch ein einziges Mal zu Gesicht bekommen will!

Sie glotzte mich eine gefühlte Ewigkeit so an, ehe sie dann aufstand. Ihre Finger zitterten. Was war denn jetzt los? Wehe die kotzt mir hier rein!

„Entschuldigst du mich bitte einen Augenblick?“, gab sie dann sehr angesäuert und höchst bissig von sich. Ihre Augen verengten sich. Ich zog nur die Augenbrauen hoch, wies mit dem Kopf in Richtung Tür und noch bevor ich etwas hätte sagen oder denken können, lief sie einfach aus meiner Kajüte.



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