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A Gambler's Malice

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A Gambler's Malice

Die hellbraune Flüssigkeit schwappte gefährlich in der weißen Porzellantasse hoch, als die Halterin der Tasse diese in kleinen Kreisen bewegte.

Ihr Ausdruck verriet keinerlei Emotionen, als sie den Rand langsam zu ihren schmalen Lippen führte. Sekunden verstrichen, man konnte sehen, wie sie die Flüssigkeit herunter schluckte, ehe sie das Gefäß in aller Ruhe wieder auf den Unterteller stellte.
 

Um genauer zu sein hatte nur eine weitere Person diesen Vorgang genauestens betrachtet und wartete nun gespannt auf eine Reaktion.

Ein leichtes Lächeln, dass trotz allem eiskalt wirkte, bildete sich auf dem Gesicht der jungen Dame: „Yamada, dein Milchtee ist ein kleines bisschen besser geworden. 50 Punkte.“
 

Der junge Mann legte erstaunt beide Hände an die Wangen und wirkte von diesem Kompliment vollkommen schockiert, doch gleichzeitig auch dermaßen enthusiastisch, mit dem Vorsatz, es beim nächsten Mal noch besser zu machen: „Vielen Dank, Miss Ludenberg!“

Voller Ansporn verschwand Hifumi Yamada wieder.
 

Mit einem leisen Seufzen führte Celestia die Porzellantasse wieder an ihre Lippen und beobachtete, wie der Otaku seinen massigen Körper Richtung Küche bewegte.

Eine 4, besser würde ich ihn nicht bewerten, dabei kann er mittlerweile so guten Tee zubereiten, dachte Celestia bei sich und ließ den Blick durch den Speisesaal wandern.
 

Seit sie in dieser Schule gefangen war, hatte sich ihr Traum, ihr Lebensziel fast in Luft aufgelöst. Sollte sie das nächste Opfer sein, konnte sie es sich ganz abschminken.

Dabei war es so ein wundervolles Ziel, dass ihr Leben bereichern würde.
 

Celestia Ludenberg wünschte sich nichts sehnlicher, als in einem europäischen Schloss zu hausen und tagtäglich von den schönsten Männern der Welt bedient zu werden.
 

Nun jedoch hatte sich ihre Welt der Männer auf sieben Exemplare minimiert – wobei, zwei von ihnen waren bereits tot: Leon Kuwata und Mondo Oowada, doch bei genauerer Überlegung, hätten diese beiden eh nicht in ihr Bild gepasst.

Das reduzierte es im Allgemeinen auf fünf Exemplare.
 

Fünf Männer, die ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen sollten.

Doch... wenn Hifumi bereits nur für eine 4 reichte – und das auch nur, weil er einen halbwegs guten Tee zusammen braute – dann konnte der Rest auch nicht wesentlich besser sein.
 

Hach, zu schade, ein erneutes Seufzen kam über ihre Lippen und sie neigte enttäuscht den Kopf zur Seite. Celestia brauchte es sich nur vorstellen und Übelkeit stieg in ihr auf.

Die jungen Männer in schwarzen Fracks.
 

Vielleicht, aber auch wirklich nur vielleicht, konnte sie sich ja von einer anderen Seite an die Sache heran wagen.

Da Monokuma ihnen bis dato kein weiteres Motiv zum Töten präsentiert hatte, gingen sie alle davon aus, dass ihr Leben von nun an ruhig verlaufen würde.
 

Also mussten sie die freie Zeit irgendwie sinnvoll nutzen.

Eventuell bestünde ja die Möglichkeit, dass es unter dem hier anwesenden männlichen Geschlecht einen geeigneten Kandidaten gab.

Celestia sollte sich auf die Suche machen, denn so lange hier Frieden herrschte, konnte und wollte sie ihren Traum nicht aufgeben und so lange sie keine andere Wahl hatte, würde sie eben auf andere Art und Weise daran feilen, diesen Traum in Erfüllung gehen zu lassen.
 

Ihr Stuhl kratzte über den Boden, als sie sich erhob: „Richtet Yamada aus, dass ich seine Dienste für heute nicht mehr beanspruche.“

Aoi Asahina, die ultimative Schwimmerin, die ihr gegenüber saß, erbleichte, als sie das verschlagene Lächeln und den entschlossenen Ausdruck erblickte, ehe sie ein gestottertes: „J-j-j-ja“, hervorbrachte.
 

Deren beste Freundin, Sakura Oogami, die ultimative Kämpferin, die im Gegensatz zu der kleinen Hina doppelt so groß und dank ihrer antrainierten Muskeln auch doppelt so breit war, legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter, doch kaum das sich Celestia von ihrem Tisch entfernte, murmelte sie verschwörerisch: „Wir sollten sie im Auge behalten, ich glaube sie plant etwas bösartiges.“
 


 

Die allmorgendliche Ansage von Monokuma weckte sie abermals und mit verschlafenen Augen stierte Celestia an die schwarzen Seidenvorhänge ihres Himmelbetts.

Sie hatte noch den ganzen Abend über ihren Plan nachgedacht, doch war sie zu keinem wirklichen Entschluss gekommen.

Hifumi machte zwar guten Tee, aber die Anderen?
 

Vielleicht sollte sie bei solch einem Tee noch ein mal vernünftig darüber nachdenken, so erhob sie sich und machte sich fertig um zum morgendlichen Treffen in die Cafeteria zu gehen.

Wie erwartet waren die Musterschüler bereits anwesend und als sie mit leisen Schritten den Raum betrat, achtete niemand von ihnen auf sie.

Doch man hatte ihr bereits den Stuhl vorgerückt und einen Tee hingestellt, wie mittlerweile jeden Morgen.
 

Die Situation erschien vollkommen verzwickt. Keiner von ihren Mitschülern war wirklich zu irgendwas zu gebrauchen, was ihr zugute kommen würde.

Grüblerisch legte sie ihre Stirn in Falten und sah bei ihrer Gehirnakrobatik so finster drein, dass die Mädchen, die ihr gegenüber saßen schon Angst bekamen.
 

Mit einem lauten Scheppern landete die Teetasse an der Wand und zersprang in dutzende Scherben. Schockiert sahen Celestias Mitschüler auf den Scherbenhaufen. Keiner von ihnen wagte es, auch nur ein Wort zu sagen.

Das war mittlerweile die achte, oder neunte Tasse, die die Schülerin an die Wand geworfen hatte, weil ihr irgendwas nicht gepasst hatte.

Und mittlerweile hatten sie auch gelernt, keine Fragen mehr zu stellen.
 

„Yamada! Mach mir einen neuen Tee“, sichtlich gestresst, kratzte sie mit dem metallenen Fingerling über den Tisch.

„M-M-Miss Ludenberg!“, Hifumi rauschte von seinem Stuhl – möglichst weit weg, von dem Biest in Schwarz – direkt zu ihrem, „War etwas mit dem Tee doch nicht in Ordnung?“

Sofort brach dem ultimativem Otaku der Schweiß aus.
 

Doch zu aller Anwesenden Verwunderung gab die werte Dame keine Antwort. Da die Anwesenheit der ultimativen Glücksspielerin nun nicht mehr bestritten werden konnte, wechselten Hina und Sakura, einen Blick, wobei Letztere unmerklich nickte.

„Sag, Celestia, geht es dir gut? Du bist so ruhig?“, etwas unwohl bei dieser Frage rutschte Hina auf ihrem Sitz herum.
 

Hifumi stellte schon keine weiteren Fragen mehr und brachte seinen massigen Körper auf schnellstem Wege in die Küche.

Denn Celestia hatte ihren Blick gehoben und sah die ultimative Schwimmerin, die eben jene Fragen gestellt hatte, mit einem bohrenden Blick an.
 

Doch keine Sekunde später, faltete sie ihre Hände auf dem Schoß und gab ein liebliches Seufzen von sich, als könne sie keiner Fliege etwas zu Leide tun: „Ja, ich bin nur in Gedanken versunken.“ Just in diesem Moment kam Hifumi zurück und stellte das Geschirr vor Celestia ab, in seinem bleichen Gesicht spiegelte sich bereits ein Ausdruck der Panik.
 

„A-aber Sie denken doch nicht darüber nach, mich umzubringen, oder, Miss Ludenberg?!“, rief Hifumi panisch aus und begann am ganzen Körper zu zittern, als wüsste er bereits, dass er das nächste Opfer sein würde.

Und das gerade, wo er erlernt hatte, so guten Tee zu machen.

Ein unheimliches Kichern brachte ihn zum erschauern und mit einem flauen Gefühl im Magen, beobachtete er, wie sich Celestias Lippen nach oben bogen, als hätte sie seine Gedanken gelesen: „Wer würde mir sonst meinen Tee kochen?“
 

Nicht sonderlich beruhigt durch diese Aussage, wollte Hifumi sich gerade eine weitere Bestätigung einholen, dass er auf keinen Fall sterben müsste, als die Tür zur Cafeteria mit einem lauten Knall aufflog und die Aufmerksamkeit nun auf diesem Punkt lastete.
 

„Hehe, tut mir leid für die Verspätung“, verlegen fuhr sich Makoto Naegi durch die Haare – ohne dabei die störrische Strähne zu glätten, die auf seinem Haupt hervor sprang – und ließ sich auf dem freien Platz neben Asahina nieder.

Das plötzliche Auftauchen, mit ebenso plötzlichem Knall seitens Makoto war jedoch nicht das, was sie weiterhin schweigen ließ.
 

Es war, als würde eine paranormale Präsenz die Temperatur im Raum um mehrere Grad sinken lassen und sie alle mit einem unangenehmen Gefühl füllen. Wie eine geisterhafte Existenz tauchte am Kopfende der langen Tafel ein weiterer Schüler in schneeweißer Uniform auf, sagte jedoch kein Wort bezüglich seiner Verspätung, geschweige denn einer Begrüßung.
 

Alle musterten den jungen Mann eingehend, insbesondere Celestia, als sich ein Gedanke in ihr zusammenbraute.
 

Kiyotaka Ishimaru, der ultimative Ehrenschüler und Moralapostel in Person trug tagtäglich eine Uniform. Er behauptete sogar selbst, dass er zehn von ihnen besitzen würde, um sie auch tagtäglich, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr tragen zu können. Er schien diszipliniert genug, um einer Aufgabe als Butler hinterher zu kommen, doch leider war er auch viel zu ehrgeizig und unangenehm laut, wenn ihm etwas gegen den Strich ging.
 

Doch zur Zeit tat selbst das nicht zur Sache, denn seid Mondo exekutiert worden war, war Taka eher ein Schatten seiner selbst und vegetierte vor sich hin. Kam er eigentlich von alleine zu ihren morgendlichen Treffen, oder schleiften ihn die restlichen Schüler immer hier hin?
 

Vermutlich machte sich Makoto Naegi die ganze Mühe, der ultimative Glückspilz, der die Hoffnung einfach nicht aufgeben wollte, das Taka zu seinem alten Ich zurückfinden würde. Dieser Jungspund war beileibe auch nicht als Diener geeignet.

Es lag wohl nicht so sehr an seinem Aussehen, wie bei Hifumi, doch passte diese ehrbare Aufgabe nicht zu ihm, Celestia konnte es sich einfach nicht vorstellen.
 

Oder?
 

Nein, ausgeschlossen. Ein Anzug, oder ein Frack könnte ihm eventuell schon stehen. Doch er war so ungemein impulsiv und schien immer Recht haben zu müssen. Wenn sie an die beiden vergangenen Gerichtsverfahren dachte, die sie bereits hinter sich hatten, dann hörte sie noch immer sein: „Nein, das ist falsch!“, Gebrüll in ihren Ohren klingeln.

Beim alleinigen Gedanken daran zuckte ihr unteres Augenlid bedrohlich.
 

Auf gar keinen Fall, sie würde beide – Makoto und Kiyotaka – mit einer schlechteren Note, als Hifumi bewerten.

Zu dumm, dass auch der Letzte im Bunde nicht sonderlich besser war.

Yasuhiro Hagakure. Nicht nur, dass er, für ihren Geschmack, rumlief wie aus der Gosse gekrochen, seine Art und Weise alleine regte sie auf.
 

Er war bekannt als der ultimative Hellseher, doch seine Voraussagen waren, laut eigener Aussage, immer nur zu 30 Prozent richtig. Und wer der Mathematik fähig war, wusste, dass man auf diese Prozentzahl nicht bauen sollte.

Außerdem kriegte er panische Angst, wenn man das Wort Geist fallen ließ und er ließ dann wiederum verlauten, dass er nichts mit Okkultem am Hut haben wollte.

Und das war schon widersprüchlich genug.
 

Also blieb ihr nach dem ganzen Gegrübel wohl doch nichts anderes übrig und langsam aber sicher pflanzte sich der Gedanke, dass sie jemanden würde töten müssen, um ihr heraus zu kommen, tief in ihrem Inneren fest.
 

Doch in jedem Moment tiefster Dunkelheit, gibt es ein Licht, dass diese vertreiben kann.

Und in diesem Fall war es ein junges Mädchen, welches mit allerlei Krach in die Cafeteria stürmte.
 

„Ba-ba-ba-baaaa! Euer familienfreundlicher Serienkiller ist wieder da!“, ihr irres Lachen wurde sofort von Yasuhiros panischem Aufschrei überdeckt, als sie ihre Scheren schwingend und mit großen Schritten an den Tisch der versammelten Schüler trat.

Die Anspannung an eben jenem Tisch konnte man beinahe greifen, als alle zu dem jungen Mädchen in ihrer dunklen Matrosenuniform aufsahen, in der Hoffnung, dass sie womöglich nur Einbildung war.
 

Leider war dem aber nicht so, denn sowohl ihr merkwürdiger Geruch, als auch das Schnipp, Schnipp, Schnipp ihrer Scheren füllte den Raum bis auf den letzten Meter.

„Was zum Teufel macht die wieder hier?!“, Yasuhiro griff sich in die Haare, als wolle er sich diese ausreißen, während Hifumi versuchte sich hinter seinem Stuhl zu verstecken, was genauer gesagt, einfach lächerlich aussah.
 

„Man, man, man“, erhob der Eindringling nun die Stimme. Touko Fukawa, die ultimative Autorin, oder eher ihr Alter Ego Genocider Syo sah sie alle strafend an und stemmte die Hände in die Hüfte. Jetzt dachten sie, es wäre um sie geschehen und sie alle würden einen grausamen Tod sterben, an Wänden aufgehangen, indem Scheren durch ihre Handflächen gejagt worden waren.
 

„Kyahahaha!“, wieder brach Syo in schallendes Gelächter aus und hielt sich vor Schmerz den Bauch, ehe sich die manische Lache in ein süßes, kleines Lächeln umwandelte – wenn denn nicht ihre lange, rote Zunge zwischen ihren Lippen hervorquoll.

„Nein, wirklich. Was machst du hier?“, fragte Celestia, augenscheinlich die Ruhe in Person und nippte an ihrem Tee, „Normalerweise hältst du es ja nicht für nötig, zum Frühstück zu erscheinen“
 

Als man sie direkt ansprach, machte Syo ein vollkommen verdutztes Gesicht und legte den Kopf zur Seite, als müsse sie noch ein mal genau über ihre Absichten nachdenken, doch schon wieder wechselte ihre Stimmung schneller, als man gucken konnte.

„Ich war den ganzen Tag auf der Suche nach meinem Meister“, ihre Stimme triefte beinahe schon vor gespielter Trauer, „Und da dachte ich mir... IHR HABT IHN ENTFÜHRT!“, mit aller Kraft, zur Unterstützung ihres plötzlichen Aufschreis, rammte sie eine ihrer Scheren in den Tisch und alle Anwesenden fuhren zusammen.
 

Alle, außer Celestia.

Doch die Worte durchfuhren sie, wie einen Blitz. Natürlich, wie hatte sie nur so dumm sein können?

Nebst den vier jungen Männern, die zu nichts zu gebrauchen waren, gab es noch einen weiteren, den sie vollkommen verdrängt hatte, was wohl daran lag, dass er nie zu ihren morgendlichen Meetings kam und man ihn bei bestem Willen höchstens während der Gerichtsverfahren antraf.
 

Langsam erhob die Schwarzhaarige sich und alle Augen richteten sich auf sie.

Sie konnte es schon förmlich vor sich sehen; ihre strahlende Zukunft.

„Entschuldigt mich“, sprach sie leise, als sie sich auf den Weg nach draußen machte und alle Blicke hingen ihr nach, denn keiner von ihnen hätte es auch nur in Erwägung gezogen, sie aufzuhalten.

Vor allem nicht, als ein eiskaltes Lachen seitens Celestia den Raum erfüllte.
 

Celestia durchstreifte die Flure und war zuerst auf dem Weg gewesen, sich zu den Zimmern der Schüler, als ihr einfiel, dass sich ihr Ziel vermutlich wie immer in der Bibliothek der Hope's Peak Academy befand und als sie die Tür erreichte, nahm sie es sich nicht ein mal heraus an zu klopfen, sondern öffnete einfach die Tür und ließ sie hinter sich wieder ins Schloss fallen.

Immerhin war der Raum frei zugänglich für alle Schüler, nicht wahr?
 

Sie versuchte sich in der Dunkelheit zurecht zu finden und noch bevor sie das schwache Licht einer kleinen Lampe erblickte, sprach die Person, die dahinter saß, sie an.

„Müsstest du nicht gerade mit den anderen Versagern in der Cafeteria sitzen?“, normalen Menschen wären bei diesem aalglatten, eiskalten Ton sicherlich zusammen gezuckt, doch Celestia ließ sich nichts anmerken.
 

Sie ging zu dem Tisch an dem ihr Mitschüler saß und zog sich einen Stuhl heran. Erst nachdem sie es sich bequem gemacht hatte, indem sie die Beine überschlug und ihre schmalen Hände im Schoß faltete, richtete sie ihre kalten, roten Augen auf ihr Gegenüber.

Auch dieser schien nicht sonderlich beeindruckt, schloss das Buch, in dem er gerade gelesen hatte und legte es auf den Tisch.
 

Keiner sprach ein Wort, wartete stattdessen darauf, dass der Andere begann zu reden und als sich die Sekunden zogen, seufzte die Lolita dramatisch auf und begann mit ihren Korkenzieherlocken zu spielen: „Schade, ich dachte, du würdest fragen, womit du die Ehre meiner Anwesenheit verdient hättest, Byakuya.“
 

Byakuya Togami, der ultimative Sprössling, Erbe einer riesigen Firma, Einzelgänger, hochnäsig und unheimlich egoistisch hatte für diese Aussage nichts weiter übrig, als ein patziges Ts.

Celestia beobachtete, wie er seine Brille zurecht rückte und das nicht auf irgendeine Weise, sondern mit seinem Mittelfinger, als wäre es eine ganz besondere Aufforderung, sich mit ihm anzulegen.

Schließlich hob er den Blick und obwohl sie im Sitzen auf Augenhöhe waren, war es, als würde er von oben auf sie herab blicken.
 

Das Licht der Lampe umschmeichelte seine harten Züge und in diesem Moment war dem jungen Mädchen bewusst, wie wunderbar es sein würde, gerade ihn zu einem ihrer Butler zählen zu können.

Am Ende war diese dumme Pute doch zu etwas gut gewesen.

„Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten“, sagte sie schließlich und beugte sich verschwörerisch weiter vor, was ihn nur dazu veranlasste unbeeindruckt seine blonden Haare aus dem Gesicht zu streichen.
 

„Ich tue dir einen Gefallen und du dafür wiederum mir“, führte Celestia fort und wartete auf eine Reaktion, die ihr wenigstens einen Anhaltspunkt seines Interesses geben würde, doch anscheinend musste sie noch ausführlicher werden, „Ich werde dir Fukawa vom Hals schaffen und das für immer und im Gegensatz verlange ich nur eine Kleinigkeit von dir.“

Das schien seine Aufmerksamkeit endlich auf sie zu lenken und zu ihrem Erstaunen widmete er sich noch nicht ein mal der wichtigsten Sache in dieser Aussage.

War er etwa so verzweifelt?
 

„Wäre das nicht eher Beihilfe zum Mord?“, fragte er amüsiert und schob sich schon wieder die Brille hoch.

„Oh nein“, sie lachte ihr altbekanntes, eisiges Lachen, „Ganz und gar nicht, denn du wirst gar nichts damit am Hut haben.“

Byakuya antwortete nicht sofort, er neigte den Kopf ein wenig, als würde er abwägen, ob dies wirklich ein so gutes Unterfangen war.
 

Und anscheinend war er wirklich unheimlich verzweifelt, denn er fragte gar nicht weiter nach, was er denn dafür tun müsse, wenn sie es tatsächlich schaffte. Im Grunde war es für ihn sowieso eine Win-Win Situation.

Oder er wägte gerade ab, ob sie es überhaupt schaffen würde, es mit einer wahnsinnigen Serienkillerin aufzunehmen.
 

Dieser Gedanke blieb an ihm hängen und er vermutete, dass es quasi unmöglich wäre, gerade für jemanden, der sich selbst nicht die Hände schmutzig machen wollte. Es war tatsächlich eine interessante Idee, über dessen Ausführung er nur allzu neugierig war.

Mit einem kehligen, kurzen Lachen lehnte er sich zurück in seinen Stuhl und nahm das Buch wieder zur Hand.

„Gut. Dann überrasche mich.“
 

Celestias Augen funkelten vor freudiger Erwartung. Sie hätte nie gedacht, dass es so gut laufen würde, auch wenn die ganzen unausgesprochenen Hinweise auf ihr Versagen, sie nicht weiter bestürzten.

Denn am Ende bekam sie immer, was sie wollte.
 

Mit einem zufriedenen Ausdruck erhob sie sich und verließ die Bibliothek, um sich zurück zur Cafeteria zu begeben, in der Genocider Syo noch immer einen Aufstand machte, als ginge es um ihr eigenes Leben.

Alle Augen richteten sich auf die Tür, als Celestia den Raum betrat und schnurrstracks auf die Wahnsinnige zu marschierte. Zum Erstaunen aller legte sie in einer beruhigenden Geste ihre klamme Hand auf die Schulter des verrückten Mädchens.

„Ich werde dir bei der Suche helfen, okay?“
 

Auch wenn Syo sie nun eher mit einem fragenden Blick ansah, kam Celestia nicht umhin, sich zu rechtfertigen: „Zwei Augenpaare sehen mehr als eines, oder? Zudem wären wir in der Lage mehr Fläche gleichzeitig abzusuchen.“
 

Syo sah sie noch immer an, als würde sie nicht ganz verstehen. Dachte sie überhaupt darüber nach?

Doch schließlich öffneten sich ihre Lippen, nur um folgende Worte hervor zu bringen: „Und was genau erhoffst du dir davon, mir zu helfen?“

„Ich bin Glücksspielerin. Sieh es einfach als ein Spiel an. Und bei jedem Spiel braucht man eine Strategie. Meine Strategie basiert auf Glück, demnach bin ich sehr zuversichtlich, deinen Meister zu finden.“
 

Nachdenklich wiegte Syo ihren Kopf von einer Seite zur anderen und wickelte sich ihre langen, geflochtenen Zöpfe um die Finger, als würde sie es nun wirklich in Erwägung ziehen, während ein weiteres eiskaltes Lachen seitens Celestia den Raum erfüllte.
 

Wie genau Celestia dazu kam, sich mit Syo zu verbünden und vor allem, wie genau Syo darauf kam, dieser auch noch zuzustimmen, konnte keiner in der Cafeteria beantworten. Nicht ein mal, nachdem die beiden Mädchen schon längst wieder gegangen waren.
 

„Was war das denn?“, platzte Hina nach mehreren Minuten hervor und starrte noch immer auf die große Eingangstür.

„Das war auf jeden Fall äußerst seltsam“, mischte sich Kyoko ein und legte nachdenklich ihre Hand ans Kinn.

„Aber es ist uns schon gestern aufgefallen“, Sakura sah ebenfalls nachdenklich drein und verschränkte die Arme vor ihrer breiten Brust, „In letzter Zeit ist sie ungewöhnlich still. Ich habe die Befürchtung, dass sie etwas unverzeihliches plant.“
 

Entgegen aller Erwartungen war es Hifumi, der anfing zu kreischen: „Also will sie mich doch umbringen!“

„Was? Nein, beruhige dich, sie hat doch schon gesagt, dass sie es nicht auf dich abgesehen hätte.“

„Aber Syo ist doch bekannt dafür, dass sie süße kleine Jungen tötet!“, vor lauter Angst bei diesem Gedanken, begann der Otaku am ganzen Leib zu zittern.

Die drei Damen ihm gegenüber schienen von dieser Reaktion jedoch äußerst unbeeindruckt, denn keine von ihnen war erpicht darauf, ihm zu sagen, dass er nicht unbedingt zu diesen süßen, kleinen Jungs zählte.
 

„Ähm, hey... was sagt ihr denn dazu, Jungs?“, mit einem bemühten Lachen, um die Situation herunter zu spielen, wandte Hina sich an die restlichen Schüler an dem Tisch und sah sie fragend an, in der Hoffnung, dass sie ihnen hier aushelfen könnten.

Doch als ihr Blick auf Taka fiel, wurde ihr klar, wie sinnlos das eigentlich war, denn der gute Mann lag mit dem Gesicht voran auf seinem Frühstücksteller.
 

„Vielleicht sollten wir Taka erst mal auf sein Zimmer bringen und ihm die Krümel aus dem Gesicht wischen“, merkte Makoto an, um dem Thema geschickt aus dem Weg zu gehen.

Womöglich war es ihre Chance einen Mord zu vereiteln, doch sie mussten erstmal ihrem Moralkompass aus dieser Misere helfen.
 

Sakura hatte ihn, dank unübertrefflichen Stärke im Gegensatz zu den Anderen, auf die Arme gehoben und wollte ihn nun zu seinem Zimmer bringen. Die anderen Mädchen und auch Makoto folgten ihr, damit sie die Türen aufhalten konnten.

Und kaum hatten sie den Schüler in seinem Zimmer abgeliefert, kam Kyoko Kirigiri schließlich zu einem Endergebnis reiflicher Überlegung: „Es ist keine Frage, dass wir Celestia im Auge behalten sollten, aber sie ist nicht dumm. Nach so einem auffälligem Verhalten einen Mord zu begehen, würde sie direkt zur Hauptverdächtigen machen.“
 

Schweigend sahen sich die Schüler an.

Nein, so dumm konnte sie nicht sein.

Doch was führte sie dann im Schilde?
 


 

Ihr Plan hatte eine kleine Wendung genommen. Zwar war Syo es gewesen, die sie auf die Idee gebracht hatte, doch war sie nunmehr ein störender Faktor in der Verwirklichung ihres Vorhabens.

Celestia musste sich etwas überlegen, um sie schnellstmöglich los zu werden, denn wenn Syo erstmal ihren Meister entdeckt hatte, dann würde sie ihn so schnell auch nicht wieder aus den Augen lassen und sollte Celestia auch nur einen falschen Schritt machen, dann wäre es vermutlich um sie geschehen.

Vollkommen egal, ob sie in das Muster der Killerin passte, oder nicht. Sie wollte es lieber nicht herausfordern.
 

Sie hatte sich mit Syo darauf geeinigt, getrennt zu suchen und während diese im dritten Stock anfing, führten Celestias Schritte sie als erstes zu dem Krankenzimmer. Es brauchte nur eine kleine Vorbereitung, um Syo – oder eher Touko – aus dem Weg zu räumen.

Des Weiteren war es nur logisch, dass ihr Meister sich an dem Ort aufhielt, an dem er sich bisweilen immer aufgehalten hatte.
 

Doch natürlich, nachdem sowohl Touko, als auch ihre bessere Hälfte ihn permanent stalkten, gab es noch die Möglichkeit, dass er sich in seinem Zimmer aufhielt. Dementsprechend versuchte sie es auch dort und klingelte an seiner Tür, doch selbst nach mehreren Minuten machte niemand auf.

Entweder war er tatsächlich nicht anwesend, oder er machte aus Prinzip nicht auf.
 

Stattdessen stießen die anderen Schülerinnen wieder auf die Gothic Lolita.

„Celestia?“

Mit einem emotionslosem Ausdruck, der für ihre Verhältnisse schon leicht genervt aussah, wandte sie sich an das kleine Grüppchen.

„Ja?“
 

„Hilfst du Touko wirklich, oder-“

„Oder habe ich etwas anderes im Sinn?“, vollendete sie den Satz und kam nicht umhin leise zu kichern, „Natürlich helfe ich ihr. Wenn man in dieser Schule überleben will, muss man sich anpassen. Es gäbe keinen Grund für mich, etwas zu tun, was dagegen verstößt.“
 

Nicht sonderlich überrascht von ihren Worten, konnten sie doch nicht anders, als die Stirn zu runzeln. Sakura war jedoch die Erste, die ihre Stimme wieder fand: „Dann sag uns, was genau versuchst du mit deinem Vorhaben zu erreichen?“

In aller Ruhe faltete sie die Hände unter ihrem Kinn und lächelte sie an: „Ich möchte mich nur mit dem jungen Mann unterhalten. Es ist also nichts, worüber ihr euch Sorgen machen müsstet.“
 

Ohne ein weiteres Wort machte Celestia auf dem Absatz kehrt und ließ das kleine Grüppchen mit einem flauen Gefühl zurück.

„Na ja, sie sagt ja ständig, dass man sich anpassen sollte. Vielleicht steckt wirklich nicht mehr dahinter.“
 

Nachdem Celestia einen Teil der Vorbereitungen getroffen hatte, fehlte nur noch eine weitere Kleinigkeit. Sie hatte ihre Arbeiten im Krankenzimmer erledigt und musste nun nur noch vor Syo in die Bibliothek gelangen.

Und als sie die breite Tür zu eben jenem Raum öffnete, hatte sie schon die leise Hoffnung, dass sich Syos Meister doch noch in diesem Raum finden ließe. Doch er war leer.
 

Trotzdem, umso besser.

Die Schulbibliothek war recht groß, gegenüber der Eingangstür waren mehrere Regale, vollgestopft mit Büchern, die jedoch kaum einer von ihnen las. Deswegen waren sie unheimlich staubig. Was Celestia in diesem Moment jedoch gerade recht kam.

Mit vollkommener Behutsamkeit zog sie einzelne Bücher aus verschiedenen Regalen, um keine auffällige, große Lücke zu hinterlassen und stapelte sie auf dem Schreibtisch, der am nächsten zur Tür stand.
 

Da im Grunde von ihnen keiner allzu viel Zeit in diesem Raum verbrachte, waren auch diese Tische mit Staub bedeckt, doch für ihr Vorhaben sollte es reichen, denn immerhin kam es hier hauptsächlich auf die Bücher an.

Und nun hieß es warten.
 

Da Syo die dritte Etage absuchte, würde es nicht allzu lange dauern, bis sie auf die Zweite herunter kam und da sie ebenfalls genau wusste, nach wem sie suchte, würde sie als allererstes in die Bibliothek laufen.

Noch während Celestia ihren Plan schmiedete, wurde die Tür zur Bibliothek aufgestoßen und mit einem lauten: „Halloooo, Meister!“, kündete Syo ihre Ankunft an und trampelte in den Raum.
 

Erschrocken stolperte Celestia und stieß mit ihrer Hüfte gegen den Tisch, was den angesammelten Stapel an Büchern gefährlich zum schwanken brachte.

Noch bevor Syo überhaupt begriff, was hier vor sich ging und sie nach den Büchern greifen konnte, plumpsten sie auf den Boden und verloren durch den Aufprall ihren ganzen, anhaftenden Staub.
 

Erwartungsvoll beobachtete die Glücksspielerin die Szene, als endlich das lang ersehnte Geräusch an ihre Ohren drang.

Hatschi!“

Ihr Plan verlief besser, als sie es sich erhofft hatte.
 

Umringt von einem Haufen alter Bücher saß die junge Schülerin und zog sich verzweifelt an ihren langen, geflochtenen Zöpfen: „W-w-w-was zum Teufel mach ich h-hier?!“

Es brauchte einige Sekunden, bis sich ihr Blick hob und sie durch die runden Brillengläser Celestia auf der anderen Seite des Tisches erkannte, die sich die Hand vor den Mund hielt und erschrocken auf Touko hinab sah.
 

„Oh, nein“, Celestia umrundete den Tisch und sah auf das Mädchen hinab, dass mühselig versuchte, sich aufzurichten, „Du bist- nein, ich meine natürlich sie ist einfach hier hineingestürmt und ich hab mich so erschrocken, dass ich gegen den Tisch gestoßen bin. Und dabei, nun ja“, ihre Augen richteten sich auf die Bücher, die auf dem Boden verstreut lagen.
 

Touko strich ihren Rock glatt und hielt sich den Kopf, als wenn sie Schmerzen hätte. Sie stellte keine Fragen; vermutlich wusste sie selbst, wen Syo in der Bücherei gesucht hatte.

Allerdings hatte Touko das Problem, dass sie nicht das selbe Gedächtnis mit ihrem anderen Ich teilte.

Was in diesem Fall von Vorteil für Celestia war.

Und sie hatte das Glück gehabt, dass ihr Plan langsam aber sicher aufging.
 

Das Wort Glück war nicht umsonst in ihrem Titel 'ultimative Glücksspielerin' enthalten, denn wenn sie gewinnen wollte, dann tat sie es auch.

Und Glück kam immer in zwei Arten daher. Gut und schlecht.

Celestia verließ sich immer auf das Gute und es enttäuschte sie auch nicht.
 

Also war es an der Zeit zu Phase Zwei überzugehen.

„Ich sollte dich wohl besser ins Krankenzimmer bringen“, mutmaßte die Schwarzhaarige und noch ehe Touko dagegen halten konnte, wurde sie am Arm gepackt, spürte, wie sich Fingernägel durch den Stoff ihrer Uniform in ihren Arm bohrten und wurde aus dem Raum gezogen.
 

In schnellem Tempo und mit wackeligen Beinen, war Touko gezwungen hinter Celestia her zu laufen, den ganzen Weg, alle Treppen hinunter, vom zweiten Stock, bis hinunter ins Erdgeschoss. Mit der Zeit gewöhnte sie sich an den Schmerz, der in ihrem Arm pulsierte, an dem sie so harsch gezogen wurde, doch konnte sie sich nicht daran gewöhnen, dass man sie so mir nichts, dir nichts, ins Krankenzimmer brachte.
 

„W-warum kümmert es dich überhaupt?“, schnappte Touko und knirschte hörbar mit den Zähnen. Celestia machte keine Anstalten anzuhalten, oder gar sich umzudrehen. Sie antwortete nicht ein mal, was das andere Mädchen jedoch nicht von ihrem Monolog abhielt: „W-wenn es nach dir gegangen wäre, h-hätte i-ich doch auch von diesen Büchern erschlagen werden können. Es m-macht ja keinen Unterschied, weil es e-euch allen eg-gal ist, o-ob ich hier sterbe, oder n-nicht.“
 

Glücklicherweise erreichten sie die pinke Tür, die zum Krankenzimmer führte gerade rechtzeitig, denn noch mehr von diesem selbstbemitleidenden Gerede und Celestia hätte vielleicht wirklich gut daran getan, sie mit den Büchern zu erschlagen.

Dabei war sie doch so nah an ihrem Ziel.
 

Ihre schmale Hand legte sich auf den Türknauf und mit einem kleinen Dreher, ließ sich der Eingang öffnen. Sie konnte nicht verneinen, dass ihr Herz aufgeregt anfing zu flattern. Nur ein paar Schritte und sie würde Touko zeigen können, was sie hier, nur für sie vorbereitet hatte.

Gleich. Gleich war es so weit.

Ein Schritt. Und noch einer.
 

Ohne, dass sie es verhindern konnte, wurde Touko so hart am Arm gerissen, dass sie nach vorne stolperte und fiel.

Schmerz breitete sich in ihren Beinen aus, ihre Hände landeten in einer eiskalten Flüssigkeit.

Erschrocken riss sie die Augen auf, schnappte nach Luft, doch noch bevor sie ein Wort herausbringen konnte, verschwamm die Szenerie vor ihren Augen und sie fiel bewusstlos zu Boden.
 

Celestia konnte nicht anders, als einen überraschten Ausdruck aufzulegen. Es war erstaunlich, wie gut alles geklappt hatte, erstaunlich, wie einfach es gewesen war, Touko auszuschalten.

Es hatte nur ein wenig Blut aus einer der Konserven aus dem Kühlschrank gebraucht und das Mädchen fiel um, wie eine tote Fliege.

Beinahe schon lachhaft, wie jemand, dessen zweite Persönlichkeit ein Serienmörder war, eine Phobie vor Blut haben konnte.
 

Celestia konnte nur ahnen, wie viel Zeit ihr nun blieb, bevor ihr allseits beliebter Serienmörder wieder auf den Plan trat und sie machte sich die Mühe, das junge Mädchen auf eine der Krankenbetten zu legen und mit einem Mob das Blut vom Boden aufzuwischen.

Immerhin wollte sie auch nicht, dass irgendeiner der anderen Schüler über diese Szenerie stolperte und auf dumme Gedanken kam.
 

Es dauerte gut fünf Minuten, bis das ganze Chaos beseitigt war und sie Touko auf einer der Bahren zurück ließ. So streng festgeschnallt, dass sie sich für einen Moment fragte, ob sie dadurch nicht die Blutzufuhr abtrennen würde.

Doch auch dies tat sie mit einem unbekümmerten Schulterzucken ab.
 

Zuerst führten sie ihre Schritte zurück in die Bücherei, doch wieder erwarten war dort niemand anzutreffen. Für einen kurzen Moment spielte sie sogar mit dem Gedanken in den Speisesaal zu gehen, doch das würde sich sicher als weniger nützlich erweisen.
 

Sie könnte nun die ganze Schule durchstreifen, Ewigkeiten vor Togamis Tür verbringen und klopfen, nur um doch nicht hereingelassen zu werden. Sie könnte die Anderen fragen und so nur noch mehr auf sich aufmerksam machen.

Sie hatten sie bereits im Visier, besonders Kirigiri und da konnte sie sich keinen Fauxpas leisten und am Ende auf dem elektrischen Stuhl landen.
 

Es war ein ungemein hartes Leben in dieser Schule, wenn man sich nicht frei bewegen konnte, wie man wollte.

In einem Moment der Ruhe, fielen ihre roten Augen auf den Federhalter und den kleinen Schreibblock, der daneben lag. Es wäre am einfachsten ihn so zu kontaktieren, als die ganze Schule auf den Kopf zu stellen, nur damit sie ihn endlich fand.
 

Triff mich um acht Uhr im Rec Room der dritten Etage.
 

Der Stift kratzte über das dünne Papier und war kurzzeitig das einzige Geräusch im Raum, ehe sie das beschriebene Blatt heraus riss und ein mal ordentlich in der Mitte faltete.

Es war an der Zeit diesen Teil des Planes hinter sich zu lassen und zu einer höheren Schwierigkeit aufzusteigen. Sie konnte ihm sicher diese Nachricht überbringen, doch ob er am Ende auftauchte, war eine andere Frage.
 

Leise schloss Celestia die Tür zur Bücherei hinter sich und stieg die Treppen hinab, bis sie wieder im Erdgeschoss angelangt war. Es war verdächtig ruhig in den unteren Etagen. Sie vermutete, dass die anderen Mädchen womöglich schwimmen waren, oder sich im Bad aufhielten.

Sie wollte gerade zu der Unterkunft ihres Opfers gehen, als sie hinter sich eine Tür ins Schloss fallen hörte.
 

Celestia blieb stehen und warf einen Blick über die Schulter. Kirigiri war aus ihrem Zimmer getreten und beobachtete sie mit Adleraugen und man konnte zu genau erkennen, wie sich ihr Gesicht von diesem mysteriösen Ausdruck zu einem grübelnden verschob, je länger sie den Blick auf die Lolita gerichtet hatte.

„Wo hast du Fukawa gelassen?“

Celestia begutachtete die seltsame Frau von oben bis unten und antwortete in nicht sonderlich freundlichem Ton: „Sie musste niesen und ist auf ihr Zimmer geflüchtet, als sie mich sah.“
 

Kirigiri runzelte die Stirn und legte nachdenklich die Finger an die Lippen, doch keine Sekunde später verschwand sie den Gang hinunter, ohne ein weiteres Wort.

Kaum verebbten die Schritte und Celestia war sich sicher, dass sie wieder alleine in dem Gang war, trat sie vor die Tür Byakuyas und schob den kleinlich gefalteten Zettel unter dem schmalen Spalt der Tür hindurch, bevor sie einen Blick auf die Uhr warf und beschloss sich noch einen Tee machen zu lassen, ehe sie in den angeordneten Raum ging.
 


 

Der Rec Room war entgegen ihrer Erwartungen unangenehm kalt. Sie strich durch den Raum ließ ihre Hand über den Billiardtisch und dessen Kugeln gleiten die leise aneinander klackerten. Neben dem kleinen Ständer mit den Magazinen blieb sie stehen und zog eines heraus. Kurz blätterte sie es durch, legte es dann aber wieder zurück, als sie es für uninteressant befand.

Just in diesem Moment hörte sie wieder die Tür hinter sich.
 

Sie drehte sich um und betrachtete Togami, der sich mit verschränkten Armen weiter in den Raum bewegte. Er sah sie eindringlich über seine Brillengläser hinweg an und runzelte bereits fragend die Stirn, was sie verschwörerisch Lächeln ließ.

„Ich habe meinen Teil der Abmachung getroffen. Touko sollte dir nicht mehr in die Quere kommen.“

„Wie kann ich dir da vertrauen, wenn du keine Beweise hast?“, ein süffisantes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen und er wandte sich demonstrativ von ihr ab. Sie tat es ihm gleich und widmete sich den Monokuma-Schachfiguren, die auf einem Regal aufgereiht waren.
 

„Oh, ich glaube, mein größter Beweis hat sich schon gezeigt. Oder eher, nicht gezeigt“, Celestia wandte den Kopf zur Seite und betrachtete ihren Mitschüler aus dem Augenwinkel, welcher überrascht, mehr oder weniger, so gut konnte man seinen überheblichen Gesichtsausdruck nie deuten, zu ihr herüber sah.

„In welchem Sinne?“, fragte er schließlich und schritt langsam in dem Zimmer auf und ab, wie ein hungriger Löwe, der sie jeden Moment zerfleischen würde.
 

„Siehst du sie? Hörst du sie? Oder fühlst du sie gar?“, mit vor Stolz erhobenem Haupt ging sie auf ihn zu und faltete die Hände vor ihrem Schoß zusammen. Mit ihren kalten Augen blickte sie zu ihm auf, so liebenswürdig, wie sie eben konnte und sah genau, wie er schwer schluckte, jedoch noch immer seine Fassung bewahrte.

Doch hielt er ihrem Blick nicht allzu lange stand und er wandte den Kopf ab, um in Ruhe darüber nachdenken zu können.
 

Scheinbar hatte er sich gewaltig geirrt.

Als sich ein hinterlistiges Grinsen auf ihren Lippen abzeichnete kam er nicht umhin die Frage aller Fragen zu stellen: „Und was genau willst du jetzt von mir?“

Celestias Augen funkelten und ihr Herz machte einen Sprung. Sie musste nur noch die magischen Worte aussprechen und würde endlich einen Teil ihres Traumes erfüllen können.
 

Gerade als sie Luft holen wollte flog die Tür auf und knallte mit voller Wucht gegen die Wand, sodass sie beide aufschreckten.

„Du mieses Flittchen! Wie kannst du es wagen!“, kreischte eine nur allzu bekannte Stimme und ließ Celestia mit einem Mal noch bleicher werden, als sie eh schon war.

Sogar Byakuya verlor nun vollkommen seine Fassung und sah entsetzt auf die Szene, die sich vor ihm abspielte.
 

„Lass sofort die Hände von meinem Meister!“, mit hoch erhobenen Scheren und ihrer ewig langen Zunge stürmte Genocider Syo auf die beiden zu, in ihrem Blick der pure Irrsinn, als sie ausholte und versuchte zuzustechen.

„Was? Aber wie-?“, augenblicklich sprangen die beiden auseinander, während die Wahnsinnige immer weiter um sich hieb.

Was genau Byakuya machte, konnte Celestia nicht sagen und im Grunde war es ihr auch egal, als sie selbst panisch die Flucht ergriff und das manische Kreischen noch immer in ihren Ohren klingelte, gemischt mit den schnellen Schritten ihrer Verfolgerin.
 

Wie konnte das nur möglich sein?

Sie hatte sich ihrer doch entledigt, ohne einen Mord zu begehen, der ihr eigenes Leben gefordert hätte.

Warum also war das Miststück nun hier und brachte ihren ganzen Plan zur Nichte?

Ihr schriller Panikschrei vermischte sich mit den aggressiven Beleidigungen, mit denen Syo sie jagte und ging schon bald unter ihrer höllischen Lache unter, die im gesamten Gebäude widerhallen zu schienen.
 

Währenddessen saßen Kyoko, Aoi und Sakura in dem hauseigenen Bad und lauschten den gedämpften Schreien zweier ihrer Mitschüler.

„Seid ihr sicher, dass wir nicht einschreiten sollten?“, Aoi legte nachdenklich einen Finger an die Lippen und sah fragend zwischen den beiden anderen hin und her.

„Sie hat es selbst verbockt, außerdem wird Genocider Syo sie nur ein wenig piesacken. Dafür habe ich gesorgt“, verschwörerisch sah Kirigiri die beiden an und ein mysteriöses Lächeln umspielte ihre Lippen.
 

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte Sakura und verschränkte ihre muskulösen Arme vor der Brust. So ganz glaubte sie dem seltsamen Mädchen ja nicht.

„Oh, das ist eine lange Geschichte, für ein anderes Mal.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cathy_Neko
2016-08-11T21:47:41+00:00 11.08.2016 23:47
Oii
Wie ich sehe, hast du zu diesem wundervollen Kapitel noch keine Rückmeldung bekommen. Nun, hier ist die erste.
Genial wie unsere wahnsinnige, äh liebe Syo die Arme Celestia nun piesakt.
Wüsste ja zu gerne, wie Kirigiri, Touko daraus geholt hat.
Du könntest ja noch eventuell ein erklärungskapitel dranhängen.
Sayonara
Cathy
Antwort von:  GodOfMischief
13.08.2016 20:33
Hallo C:
Vielen Dank für dein Kommentar, es freut mich wirklich sehr~
Tja, wie Kirigiri das geschafft hat, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben ;)
Ein Zusatzkapitel ist nämlich nicht geplant.

lg


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