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Ghost

von
Koautor:  Yulice

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Colin Wyler – Kapitel 6

Ich wusste nicht was die da oben noch über mich losließen, aber das wollte ich auch gar nicht. Natürlich hatte Lola Recht, aber dennoch ließ ich mich nicht herumkommandieren und schon gar nicht belehren. Ich war dreißig und konnte das gut alleine. Und dazu brauchte ich keinen arroganten Arsch. Schon gar keinen Bullen. Ich hatte hier genug dumme Cops, die mir das Leben schwer machten. Mir hin und wieder Strafzettel verpassten, ohne einen Grund. Oder mich wegen sonstigen kleinen Delikten drankriegen wollten. Wenn nur halb so viele Cops wie er im örtlichen Revier so drauf wären, dann wären die Straßen hier sauberer. Nicht vor Gesindel – das bestimmt auch – aber ganz sicher vor korrupten Cops. Er war vielleicht ein Arschloch, aber er wusste wie er seinen Job zu machen hatte. Zumindest schätze ich ihn so ein. Das sagte mir auch sein fehlendes Feingefühl. Aber wieso dachte ich so viel über ihn nach? Er hatte meine Gedanken gar nicht verdient.

Den Rest des Tages kümmerte ich mich um meine Gäste, kleine Reparaturen und sehr viel Bürokram. Ich war die meiste Zeit in meinem Büro, tätigte Anrufe oder erledigte ausstehenden Papierkram. Wenigstens hatte ich hier meine Ruhe. Auch wenn Lola hin und wieder hereinschnallte. Allerdings wegen der Arbeit und nicht um mir erneut eine Standpauke zu halten. Sie wusste zwar vieles, aber bei manchen Dingen die wichtig waren, holte sie immer noch meinen Zuspruch hinzu, bevor sie es verarbeitete. Ich hatte sie in meiner Jugend kennengelernt. Damals waren wir auch ein verrücktes Gespann. Sie hatte in einem der Drag Queen Clubs gekellnert und im Büro gearbeitet. Daher konnte sie mir hier auch gut unter die Arme greifen. Auch wenn es eine andere Branche war. Es hat auch eine ganze Weile gedauert bis ich sie soweit hatte, zumindest normale Klamotten anzuziehen. Aber ein bisschen Farbe hatte sie immer noch irgendwo. Entweder knallrote oder pinke Schuhe, krasses Make Up oder irgendwelche Broschen. Wenigstens konnte ich ihr die Broschen abnehmen, die wie ein Schwanz geformt waren. Das wollte ich hier dann doch nicht sehen. Alles andere war mir eigentlich egal, solange es nicht zu übertrieben wirkte. Immerhin arbeitete sie jetzt in einer Pension und nicht mehr im Club. Apropos… ich hatte heute richtig Lust die Sau rauszulassen. Ich musste die angestaute Wut und meine Verzweiflung irgendwie kompensieren.

Der Abend kam daher nicht schnell genug. Die Schichtwechsel gingen gut über die Bühne, daher konnte ich mich dann auch langsam verziehen. Ich wohnte entgegen vieler Erwartungen nicht in der Pension. Ich verbrachte schon genug Zeit hier, da wollte ich mich wenigstens abends zurückziehen können. Sonst müsste ich ja ständig darauf achten was ich anziehen musste oder wie ich mich zu verhalten hatte. Und das wollte ich in meiner Freizeit gänzlich ablegen. Hier würde ich mich nicht entspannen können, auch wenn ich als Kind hier gelebt hatte.

Meine Wohnung befand sich nur ein paar Blocks die Straße runter in einem frisch renovierten Gebäude. Es war bloß eine Zweizimmerwohnung, aber mehr brauchte ich auch nicht. So oft wie ich gerne da wäre, war ich nie. Nach meiner Arbeit sprang ich also zu Hause unter die Dusche und zog mir endlich normale Klamotten an. Hemden und Anzüge konnte ich nicht mehr sehen. Daher entschied mich für ein schwarzes Tanktop, dunkle enge Jeans und eine Lederjacke. Dazu Springerstiefel. Immerhin war es Herbst und somit nicht mehr ganz so warm draußen. Aber im Club brauchte ich die Jacke ja nicht. Ich glaube, wenn mich einer meiner Gäste so sehen würden, sie würden mich nicht wiedererkennen. Meine Haare stylte ich mir fast nie. Sie standen schon von Natur aus in alle Richtungen ab. Aber da ich heute jemanden aufreißen wollte, machte ich mich eben schicker und stylte sie mittig nach oben.

Nun endlich ausgehfertig, machte ich mich auf den Weg. Es war ein Wunder, dass wir hier überhaupt einen Schwulenclub hatten. Das lag wohl daran, dass in der Stadt die normalen Clubs nur so boomten und sie wohl lieber die hatten, als einen Schwulenclub. Die mussten dann eben nach weiter außen ausweichen. Zum Glück für mich. Der Club den ich besuchte, war nichts Besonderes, eben wie alle anderen auch, aber er war nahe und ich hatte bisher hier immer Glück gehabt. Gutaussehende Typen fanden ihren Weg auch hier hin. Ich konnte nicht sagen, dass ich ein Betthase war, der von Top zu Top sprang, aber sagen wir mal so, meine Partnerwechsel bestand nicht nur aus einer einzelnen Zahl. Ich hatte auch noch nie eine langatmige Beziehung. Nichts hielt über zwei Monate. Was halt auch an meinem Job lag und meine wechselbaren Launen. Aber ich hatte damit kein Problem. Solange ich mich hin und wieder abreagieren konnte.

Ich begrüßte den Türsteher mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und einem Schulterklaps, ehe ich mich in den bereits gut gefüllten Club schob. An der Garderobe gab ich meine Jacke ab und zeigte nun allen hier, meine reiche Tattoosammlung. Ich war sehr stolz darauf. Auf jedes einzelne. Außerdem ließ es mich verwegener aussehen. Ohne Umschweife steuerte ich auch gleich die Tanzfläche an. Ich wollte erst mal etwas tanzen ehe ich mir einen Drink holte. Vielleicht gab mir auch gleich einer einen aus. Wieso also nicht?

Es dauerte auch nicht lange und ich hatte einen ziemlich heißen Tanzpartner gefunden. Er war etwas grösser als ich, nicht schlecht gebaut und das was sich grade an meinem Hintern drückt schien auch nicht ohne zu sein. Genüsslich schloss ich die Augen und konzentrierte mich grinsend darauf, den Typen mit meinen Bewegungen wahnsinnig zu machen.

Oh ja, ich wollte heute Abend definitiv meinen Spaß. Der Tag war zu frustrierend gewesen, als dass ich den Abend ungenutzt ließ. Ich hatte große Lust zu spielen. Und der Typ der an meinem Arsch klebte eignete sich hervorragend dazu. Aber erst mal drehte ich mich zu ihm um und nickte zur Bar. Ich bekam Durst und er Lust auf mehr. Wie gewollt, gab er mir dann auch ein Bier aus. Durstig schüttete ich es hinunter, aber beließ es, mich groß mit dem Typen zu unterhalten der an meinem Ohr zu knabbern begann. Ich ließ es über mich ergehen, ohne ihm weiteren Anreiz zu geben. Ich suchte bereits die Tanzfläche für einen weiteren Mitspieler ab.

“Ich bin Lucas.”, schnurrte mir mein jetziger Tanzpartner ins Ohr. Schön für ihn. Ich wollte aber nicht seinen blöden Namen wissen, sondern Spaß haben. Weshalb ich mit meiner Hand seinem Körper hinunterwanderte und hart zupackte. Daraufhin erntete ich ein Stöhnen.

“Schön für dich.”, sagte ich nun auch das was ich eben noch gedacht hatte. Er lachte nur amüsiert auf. Offenbar stand er drauf. Na dann brauchte ich ja keine Rücksicht zu nehmen. Ich war heute Abend definitiv auf etwas härteren Sex aus. Aber ob er der Kandidat werden würde, den ich mit nach Hause oder vielleicht doch besser in den Darkroom nahm, würde sich noch zeigen.

Ich leerte mein Bier schließlich und zog mein Opfer wieder auf die Tanzfläche. Schließlich wollte ich noch etwas mehr Appetit sammeln. Ich stellte mich mit Lucas in die Nähe eines anderen Typen, den ich eben noch von der Bar aus ausgemacht hatte. Er war ebenfalls groß und hatte eine breite Statur. Er hatte ein leichtes Bäuchlein, aber das störte mich nicht. Es war immerhin fest und ich brauchte es heute Abend einfach wilder. Ich begann mich also erneut mit Lucas zu bewegen, drehte mich dann aber um und tanzte den zweiten Kandidaten an. Lucas störte sich nicht daran, oder er bemerkte es einfach nicht, denn ich hatte ihm meine Kehrseite zugedreht. Während ich mit einem Bein zwischen den Beinen des neuen Typen tanzte. Ich begann mich an seinem Bein zu reiben. Der Angetanzte besah mich nun genauer. Mit deutlichem Interesse in seinen Augen. Es dauerte auch nicht lange bis er sich auf mich einließ. Ihn störte Lucas wohl genauso wenig wie mich.

Er trat näher an mich heran, so dass kaum noch Abstand zwischen unseren Leibern herrschte. Hm~ so war es richtig. Von vorne ihn und von hinten ein anderer. Aber ich war heute auf keine Gruppennummer aus, aber davor etwas spielen konnte ich ja.

Meine Hose war auch schon beträchtlich enger geworden. Ich war eingekeilt zwischen zwei Typen, die beide versuchten so viel wie möglich von mir zu erwischen. Den Takt des Liedes tief in mir spürend, das Vibrieren unter meinen Füssen, die heißen Leiber an mir fühlend, hob ich meine Arme an und bewegte mich sinnlich zwischen ihnen. Das suchte ich. Freiheit. Ungezwungenheit.

Einige Augenblicke später ließ ich meinen Blick aber durch die Menge schweifen. Ich wollte sehen wie andere reagierten. Immerhin waren wir schon eine heiße Zusammenstellung.

Ich ließ meinen Blick also schweifen, blieb aber dann überrascht an einer der Lounges hängen. Bildete ich mir das nur ein, oder starrte der Kerl da zu uns rüber? Ich konnte nicht genau erkennen wie er aussah, aber seine Augen blitzen eindeutig in unsere Richtung. Da schien es wem zu gefallen was er sah. Na das wollen wir mal sehen.

Ich mochte es Publikum zu haben, aber auch sie mit meinem unvorhersehbares Verhalten zu schocken. Ich war auch hier unberechenbar.

Ich legte meine Hände nun an die von Lucas, die sich besitzergreiffend an meine Hüfte gelegt hatten. Nicht gerade sanft, schob ich sie von mir, drehte mich zu ihm um und gab ihm einen kräftigen Stoß. Dabei schmiegte ich mich an den Kerl, den ich zuvor noch von vorne angetanzt hatte und sah nun zu wie Lucas nach hinten strauchelte. Sichtlich verwirrt. Ich grinste ihn hämisch an. Zeigte ihm deutlich, dass ich genug von ihm hatte. Natürlich verschwendete ich keinen Gedanken daran, dass sowas auch gefährlich ausgehen konnte. Das tat ich nie. Ich ließ mich immer von meinen Instinkten leiten. In dem Punkt konnte mir keiner was. Ich hatte durch meinen Kontakt zu Geistern ein gutes Gefühl für sowas. Und Lucas schätzte ich nicht so ein. Er war zwar sichtlich erbost, aber zu feige um sich mit dem Kerl anzulegen, den ich grade ungeniert antanzte. Dieser lachte nur dunkel und wandte sich mir nun zur Gänze zu.

“Du bist also den, den sie Wildkatze nennen.”, ging ihm wohl ein Licht auf. Ich schmunzelte nur. Mochte ich den Spitznamen irgendwie. Außerdem war ich lieber eine unberechenbare Wildkatze, als ein Bottom der jeden neuen ansprang, der hier auftauchte. Denn dazu war ich mir echt zu schade.

“Freut mich.”, meinte ich daher nur breit grinsend zu dem Typen. Den Blick aber kurz zu der Lounge schweifend, nur um zu sehnen ob ich noch immer einen Zuschauer hatte. Den Schopf eines Bottoms zwischen seinen Beinen hatte ich bis jetzt noch gar nicht gesehen. Als mir dies aber bewusst wurde, keuchte ich erst recht auf. Oh dem gefiel definitiv, was er hier sah.



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