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Herz über Kopf (AU)

Thorki AU
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halloooo zusammen.
Weiter gehts!

Vielleicht kurz zum Titel: Ja, man erwartete Teil II, aber irgendwie ist es so stimmiger für mich. "Die große Jagd - Teil II" wird also das nächste Kapitel sein, da es auch tatsächlich bei der Jagd ansetzt.

Dieses Kapitel hat mir irgendwie einiges abverlangt und ich hoffe, es ist plausibel geraten. Außerdem wollte ich YumeKahoko's Vorschlag ein wenig einbauen und einen winzigen Blick auf Lokis Erinnerungen werfen, vor allem aber die Altersfrage offiziell klären. Danke dafür!
Danke auch an FenrirWolf für eine Meinung, die mich endlich hat eine Entscheidung treffen lassen, wie das Kapitel abzuschließen sei. Es hat mir echt nen Schubs verpasst xD Komplett anzeigen

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Alte und neue Wunden

"Au... kannst du nicht aufpassen?!"

Loki zuckte mit seinem Arm weg als Thor den Pfeil endlich entfernt hatte und warf dem Blonden einen bösen Blick zu, denn dieser ging bei seinem Tun wenig zimperlich vor.

Thor hingegen seufzte nur angestrengt. "Wenn du nicht leibhaftig vor mir sitzen würdest, könnte ich dich für eine zickige Magd halten."

"Und ich dich für einen groben Idioten!"

"Oh, tut mir Leid das ich kein Heilmeister bin!", verdrehte der Donnergott die Augen, auch wenn Loki tief unter der Anstrengung etwas wie Belustigung bemerkte. Amüsierte ihn das alles jetzt auch noch? Sie hatten zwar gewonnen, das stand außer Frage, dennoch; Seit dem Verklingen der anfänglichen Euphorie versuchte Loki dem sturen Prinzen klar zu machen, wie gefährlich sein heldenhafter Auftritt gewesen war, doch Thor schien taub für seine Kritik zu sein. Es machte Loki fast wahnsinnig, Thor hätte sich ernsthaft verletzen können!

"Thor, du bist einfach so ins offene Feld gelaufen, das war absolut leichtsinnig!"

"Entschuldige, aber du warst nun mal keine große Hilfe!"

Thor fuhr sich ungehalten durch die Haare, drehte dem Trickster den Rücken zu und begann brummend ein Lagerfeuer zu entfachen. Loki reckte das Kinn beleidigt, denn Thor hatte nicht ganz unrecht.

Nicht ganz unrecht? Du bist auf dem Boden rumgerollt, starr vor Angst. Großer Auftritt.

Okay, er musste das unbedingt richtig stellen.

"Thor, ich hab dir gleich gesagt, dass wir zu jung sind. Ich habe keinerlei Erfahrung im Kampf!"

"Du bist zu jung", murrte Thor genervt zurück und begann die Feuersteine zu verfluchen, weil sie während des unerwarteten Angriffs im nassen Gras gelegen hatten. Mit einem lauten Fluch schmiss er sie schließlich weg und starrte frustriert auf das Feuerholz, das sie gesammelt hatten.

Loki rollte mit den Augen, trat direkt hinter Thor und beugte sich über den sitzenden Donnergott, die rechte Hand ausgestreckt. Fast augenblicklich loderten Flammen in dem Holz auf und ein knisterndes, warmes Feuer begann sich auszubreiten.

"Sagt Bescheid, wenn ein gewisser Du-Bist-Zu-Jung Euch sonst irgendwie behilflich sein kann, mein Prinz." Loki lächelte zuckersüß, auch wenn seine Stimme vor Sarkasmus strotzte. Thor brummte.

"Loki das ist kindisch."

"Vielleicht ~", antwortete der Trickster noch immer schnippisch, ließ sich aber doch neben Thor auf einem Baumstamm nieder. "Verzeih wenn ich ein bisschen überreagiere, aber der Hochmut eines Prinzen hat dazu geführt, dass man mir in den Arm geschossen hat. Weißt du womit Magier zaubern? Ganz genau, mit ihren Armen."

Die Verletzung würde ihn schwächen, aber eigentlich wusste Loki tief im Inneren, dass der Vorfall ebenso seine Schuld war. Er war nicht aufmerksam gewesen, hatte sich von dem Donnergott ablenken lassen. Er hätte Frandi spüren müssen bevor sie aufgetaucht war, sie war schon immer nachlässig darin gewesen sich zu verbergen. Es war sogar zum großen Teil sein Versagen, wenn er ehrlich war.

"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man mir derart nachstellen würde..."

"Lass gut sein Thor", seufzte Loki laut und zog beide Knie etwas an, so dass er seinen Kopf darauf ablegen konnte, den heilen Arm müde vor die Augen gelegt. "Es war nicht deine Schuld. Ich hätte vorsichtig sein müssen, ungeachtet deiner Überzeugung. Und dein Vater hätte dich ruhig etwas mehr Bescheidenheit lehren können. Ich glaube, das täte deinen Überlebenschancen ganz gut."

Loki drehte seinen Kopf leicht zur Seite, legte ihn auf seinem Arm ab und grinste Thor schief an. Die Miene des Donnergottes schien hart zu bleiben, doch langsam verzogen seine Mundwinkel sich zu einem unglaublich süßen Schmunzeln.

"Und Erik hätte gut daran getan, dir ein wenig Respekt beizubringen!", konterte der Blonde, nun offensichtlich wieder in Spiellaune.

Sehr gut.

"Ich habe sehr wohl Respekt, Eure Hochheit, aber nicht vor dem Wunsch blind ins Verderben zu rennen, getrieben einzig von dem Glauben unantastbar zu sein", säuselte der Schwarzhaarige amüsiert. Thors Grinsen wurde breiter.

"Ach wirklich? Nur mit dem Glauben? War das vorhin nicht überzeugend genug?"

"Genau genommen wärst du ohne mich wahrscheinlich deine hübschen blonden Haare losgeworden. Sie hätten dich natürlich nicht getötet, das wäre gegen die Regeln, aber ohne deine Haare hättest du echte Probleme bei den Mädchen!"

"Loki!", lachte Thor leicht empört, seine aufgesetzte, vorwurfsvolle Miene löste sich nun endgültig auf. Stattdessen griff er eines der Felle vom Boden und warf es dem Trickster über, ein belustigtes Leuchten in den Augen.

"Was denn? Ich sage nur die Wahrheit! Ohne Haare sähst du furchtbar aus!", grinste Loki breit und zog sich mit der gesunden Hand die Decke vom Kopf. Verdammt, so sehr er es auch wollte, Loki konnte dem Donnergott nicht böse sein.

"Es tut mir Leid Loki. Ich wollte all das vorhin nicht sagen, es war unangebracht."

"Ich weiß." Ich wollte es auch nicht. Bitte verzeih.

Doch kein weiteres Wort kam über Lokis Lippen, stattdessen erhob er sich von dem Stamm und schlenderte zu seiner Stute, wo er ein kleines Satteltäschchen öffnete und eine Daumengroße Phiole herausholte.

"Was tust du da?"

Loki wandte sich wieder um, gerade rechtzeitig um zu sehen wie Thor sich für einen Blick fast den Hals verdrehte.

"Du hast eine offene Wunde und das hier wird sie säubern", erklärte Loki kurz, war mit wenigen lautlosen Schritten wieder bei dem Donnergott und kniete sich vor ihn. Den Korkenverschluss öffnete er mit den Zähnen und der rechten Hand, spuckte das störende Stück achtlos zu Boden und begann vorsichtig etwas von der golden schimmernden Flüssigkeit auf Thors Schulter zu träufeln, welcher freundlicherweise seine Tunika herunterzog.

"Du hast mehr Geduld in solchen Dingen als ich...", bemerkte Thor leise, während er nahezu fasziniert zusah wie die geschickten Finger ihre Aufgabe bewältigten; Loki träufelte etwas von der Flüssigkeit genau auf die Wunde, verschloss das Fläschchen wieder und verrieb alles vorsichtig mit seinen Fingerkuppen.

Du hast es bereits einmassiert. Spätestens in zwei Minuten wird er dein Gefummel hinterfragen. Naja, zwei Minuten waren besser als nichts, oder? "Deine Talente liegen auf dem Schlachtfeld, Thor. Du warst bereits im Kampfgetümmel als die Angst noch meine Beine lähmte."

Thor lachte amüsiert auf. "Ich werde niemandem erzählen wie viel Angst du hattest. Versprochen."

"Wie gütig von dir", entgegnete der Trickster spöttelnd als Thor plötzlich sein Handgelenk packte und ihn leicht zu sich zog, was den Schwarzhaarigen zwang ihn anzusehen; Thors Gesichtsausdruck nach hatte er gerade den Spaß seines Lebens damit, den Trickster etwas zu quälen. Außerdem hatte der Blonde wieder seinen Kreuzverhör-Blick aufgesetzt.

"Na los, sag schon!"

"Was denn?"

"Du weißt genau was ich meine!"

"Thor, nicht schon wieder dieses Thema!"

"Doch genau dieses Thema. Und ich werde dich nicht eher gehen lassen, bis du mir erzählt hast, wen du geküsst hast." Thors Lächeln mochte amüsiert sein, doch Loki erkannte etwas wie Ungeduld in den blauen Augen: Es war sogar eine Mischung aus Ungeduld und Wut, was Loki stutzig machte. War Thor etwa sauer, weil er es nicht wusste? Ließ es ihn so sehr verzweifeln? Aber wieso nur?

"Wer mich geküsst hat", korrigierte der Schwarzhaarige, spürte aber wie der Griff um sein Handgelenk stärker wurde. Thor schien es nicht zu merken, so vernarrt war er auf eine Antwort, aber Loki spürte seine Knochen unangenehm knirschen.

Na los sag es ihm. Das wird sicher lustig!

Lustig! Ganz sicher nicht. Der Trickster hatte absolut keine Ahnung wie Thor reagieren würde; manchmal machte er den Eindruck als wolle er mehr von dem Schwarzhaarigen als nur seine Gesellschaft (wobei Loki das als Hirngespinst abtat) und dann wiederrum waren da Dinge wie die Rotharrige Asin in seinem Bett. Wer sollte da denn durchblicken? Dennoch, Thor würde ihn in dieser Sache sicher nie wieder in Ruhe lassen, also konnte er auch gleich damit herausrücken. Loki seufzte.

"Es war Balder. Auf dem Fest. Aber mach dir keine Sorgen, er war einfach total betrunken, er ist sechzehn, ich denke er war einfach nur neugierig. Sicher gibt es ein Mädchen das er mag und... -"

Plötzlich schnellte der Donnergott vor, packte Loki am Kragen und küsste ihn. Es war als hätten die Welten aufgehört zu existieren.

Die grünen Augen waren weit aufgerissen, beeindruckt von der Innigkeit und Härte mit welcher Thor vorging und ehe Loki sich versah lag er im feuchten Gras, Thor hatte beide Hände auf seine Schultern gestützt und suchte sich gierig einen Weg zu Lokis Zunge, die er sanft und doch fordernd zu erforschen begann. Es musste ein Traum sein. Ja, er träumte, das konnte nicht real sein! Aber es fühlte sich besser an als jeder Traum den er kannte.

Atemlos gab Loki nach, teilte seine Lippen und versuchte schwer atmend nach Luft zu schnappen, so vehement nahm der Donnergott ihn ein. Thors Gewicht drückte ihn in den Boden, seine Lippen ließen kaum einen Atemzug zu und je mehr er sich aufbäumte, umso stürmischer wurde der Blonde.

Immerhin gab es hier keine Türen, an die irgendjemand klopfen konnte.

Letzten Endes war es Lokis innere Stimme die ihn ablenkte und auch wenn sie anfangs nur ein leises Flüstern war, fernab dieses wundervollen Moments, so begann sie nun allmählich zu schreien.

Ihr wurdet gerade angegriffen. Was wenn noch mehr hier sind? Und was passiert, wenn sie euch sehen du schlaues Kerlchen, mh?

Thor hatte sich währenddessen einen Weg an Lokis Hals gebahnt, seine Hände glitten ungeduldig unter Lokis Tunika, bis der Trickster aufkeuchte.

„Thor, es könnten noch mehr kommen!“, brachte er atemlos hervor, versuchte mit seinen Händen Halt in den blonden Strähnen zu finden, doch die einzige Antwort die er bekam war ein Knurren. Ein Schauder durchfuhr Loki augenblicklich, als sich scharfe Zähne in seinen Hals bohrten.

Es tat weh. Sehr. Aber noch viel besser als der Schmerz war das warme Gefühl das Loki währenddessen umfing. Er spürte, wie kleine Bluttropfen seinen Hals entlangliefen, doch es störte ihn nicht, im Gegenteil; er wollte dem Donnergott alles geben was er zu bieten hatte. Der Schwarzhaarige stöhnte und bäumte sich auf.

Nichts hätte ihn gerade stören können, wäre da nicht dieses verdammte Gewissen und die Angst erwischt zu werden, was augenblicklich bedeutete, dass sie wohl nie wieder unbeschwert Zeit miteinander verbringen konnten. Die Nachricht würde schneller zum Allvater dringen als sie aus dem Gras aufstehen konnten und wenn Thor schon versucht hatte Loki ihm Badehaus zu verbergen, was würde sie dann erwarten, wenn sie vor den Allvater treten mussten, um sich zu erklären? Das wäre das Ende ihrer seltsamen Beziehung. Inakzeptabel

Schwer atmend ließ Loki langsam eine Hand an die Wange des Donnergottes gleiten, der gerade mehr einem Berserker glich als allem anderen, besessen von seinem Ziel Loki vollkommen einzunehmen. Es brach dem Schwarzhaarigen fast das Herz ihn zu unterbrechen – unterbrechen zu müssen – und außerdem war es genau das, was er selbst am wenigsten wollte.

„Thor…“, flüsterte Loki atemlos, leise, während die schmalen Finger über die bärtige, raue Wange fuhren.

Thor knurrte erneut; leiser, tiefer als vorhin, seine Zunge glitt ein letztes Mal über die gerötete, völlig zerstörte Haut am Hals des Tricksters, dann stützte er sich etwas höher und hielt inne. Loki konnte seine Augen nicht sehen weil sie von wilden blonden Strähnen verhangen waren, doch er spürte wie der Blonde mit sich kämpfte; Wie er um Fassung und Beherrschung rang.

Gut, er hat die Lage offensichtlich verstanden.

„Es tut mir Leid Thor…“

„Versprich mir, dass du nicht wegläufst.“

„… Weglaufen? Wieso sollte ich… Wovor?“

„Vor mir.“

Thor verharrte über dem Trickster, bewegte sich kein Stückchen und war nicht bereit nachzugeben, ehe er eine Antwort erhalten würde. Loki musste unwillkürlich schlucken, der Donnergott meinte es verdammt ernst, so viel war offensichtlich.

Vorsichtig suchten Lokis Finger seinen eigenen ramponierten Hals auf und glitten über die versiegten, lediglich von Blut feuchten Stellen. Einen Moment lang betrachtete er seine roten Fingerkuppen fasziniert, so als wäre ihm völlig neu wie schön Blut sein konnte; Wahrscheinlich war es das auch nur, weil Thor es war, der es von ihm wollte.

Langsam streckte Loki seine Hand aus, fuhr mit den blutigen Fingern über Thors Lippen und löste damit sofort ein bedrohliches Knurren aus, das bröckelnde Selbstbeherrschung ankündigte. Bei Hel, wie er dieses Geräusch jetzt schon liebte…

„Ich verspreche es“, flüsterte Loki schließlich leise.

Thor machte den Eindruck, als würde das Gewicht der Welt von seinen Schultern fallen und so atmete er scharf ein und aus, ehe er langsam begann sich aufzurichten. Zugegeben, es war sicher schwer dem bekanntesten Lügner etwas zu glauben, Loki wusste das. Dennoch, es war das ehrlichste Versprechen das er je zu geben bereit gewesen war und scheinbar merkte Thor das, auch wenn er sonst eher etwas langsam schien, wenn es um solch delikate Angelegenheiten ging.

Mit einem Ruck zog Thor auch den Trickster vom Boden hoch und streifte ein paar grüne Halme von seinen Schultern, fast ein wenig beschämt, dass er ihn so überfallen hatte, an Ort und Stelle in noch nassem Gras.

„Das Feuer wird dich trocknen und… leg dich hin, ich übernehme die Wache heute Nacht.“

„In Ordnung.“

Loki nickte, wusste, dass Thor darauf bestand und keine Widerrede der Welt ihn überzeugen konnte, sich diese Aufgabe zu teilen. So zog er lediglich seine Tunika zurecht, mit noch immer heißen Wangen und schnappte sich zwei Felle, um sich am Feuer niederzulassen.

Mittlerweile war es stockfinster und man würde das Feuer in Kilometern Entfernung noch ausmachen können, weshalb eine Wache unverzichtbar war. Loki machte es sich so bequem er konnte und richtete die smaragdgrünen Augen hinaus in die Dunkelheit. „Wir sollten nachts weiterziehen.“

Thor wickelte sich ebenfalls in ein paar Felle und ließ sich an der Kopfseite des Tricksters nieder, die blauen Augen ebenfalls in die ferne Schwärze gerichtet. „Denkst du das wäre von Vorteil?“

„Nun, wir sind die wohl größte Zielscheibe die durch Asgards Wildnis zieht. Wieso sollten wir uns derart jagen lassen? Wir könnten selbst zum Jäger werden.“

Thor grinste leicht und sah wieder zu dem Schwarzhaarigen. „Na sieh an, Herr Ich-habe-keine-Erfahrung-im-Kampf will in die Offensive gehen?“

„Sei kein Idiot, Thor. Du weißt dass ich Recht habe!“

„Natürlich“, grinste der Donnergott und beugte sich zu dem Trickster herunter, um ihn erneut zu küssen. Loki versteifte sich augenblicklich, auch wenn er unbewusst etwas mitging, als Thor sich wieder von ihm löste. Verdammt, was machte dieser Kerl nur mit ihm?

„Keine Angst, es ist stockfinster“, beruhigte Thor ihn leise lachend und lehnte sich bequemer an dem Baumstamm an. „Ich werde morgen früh etwas schlafen und dann sehen wir zu, dass wir unser Ziel im Dunkeln erreichen.“

Loki konnte nur nicken, während seine Augen an den noch geröteten Lippen des Donnergottes hingen und er überrascht feststellte, dass er selten etwas so sehr gewollt hatte wie Thors Aufmerksamkeit.

„… bist du denn nicht sauer wegen Balder?“, wollte Loki plötzlich wissen.

Thor schmunzelte. „Ich kann es ihm ehrlich gesagt nicht übel nehmen, so sehr ich es auch versuche.“

Langsam fuhr eine Hand des Blonden an Lokis Hals und streichelte sanft über die zerbissene Haut. Der Trickster zuckte nicht einmal. „Aber er wird sehen müssen, dass du kein Interesse hast.“

„Achja? Wer sagt das?“

„Loki…“, brummte der Donnergott tief und fühlte sich offensichtlich bereits herausgefordert, ein freches, aber sehnsüchtiges Lächeln im Gesicht. „Provoziere mich nicht.“

Loki grinste. „Würde ich nie tun…“

Doch in den grünen Augen stand das Versprechen, dass er Thor bis zum äußersten reizen wollte, nur um zu sehen was passierte. Dafür jedoch sollten sie besser alleine sein.
 

~
 

Als Loki am nächsten Morgen erwachte, brach gerade die Dämmerung an. Thor saß noch immer am schwach lodernden Feuer und sah pflichtbewusst in Richtung des Waldes und auf die Ebenen hinaus.

Loki nutzte den Moment um den Kronprinzen ausgiebig zu betrachten: die Konturen seines Kinns, breit und aristokratisch, die wachen Augen die nachdenklich aber aufmerksam umherwanderten und wie das Feuer sich darin spiegelte. Es war seltsam aber Loki kam nicht umhin zu lächeln. Vielleicht konnten sie ja öfter hier her kommen, ein Lager aufschlagen und…

Und dann was? Du hast keine Ahnung davon. Von nichts.

Loki biss sich auf die Unterlippe. Das stimmte natürlich, er hatte keine Ahnung wie das war, miteinander zu schlafen, außer er hatte es früher bereits getan und es lag irgendwo in seinem Unterbewusstsein. Er war zudem keine Frau… ob Thor wohl…?

Loki wusste nur, dass er es unbedingt wollte.

„Du bist wach“, stellte der Donnergott lächelnd fest, doch diesmal blieb er aufrecht sitzen. Natürlich, es dämmerte und man konnte sie und ihr Lager sicher wieder sehen. "Es war ruhig nachts, ich glaube die anderen sind bereits weiter gezogen."

"Dann treiben wir sie vor uns her", schlug Loki vor und Thor grinste. Offensichtlich gefiel es ihm wie ernst Loki die Sache nahm und dass er auch ohne Erfahrung im Kampf bereit war in die Offensive zu gehen.

"In Ordnung. Ich leg mich kurz hin und...", die blauen Augen glitten über Loki und dieser zog nur mahnend eine Braue hoch. Thor verkniff sich alles Weitere und lächelte stattdessen. "Weck mich am Nachmittag."

"Na los schlaf jetzt, ich werde es schon nicht vergessen."
 

Am späten Nachmittag saßen sie wieder auf ihren Pferden und ritten nur langsam vorwärts, um den größten Teil ihrer Strecke den Schutz der Dunkelheit abzuwarten. Anfangs ritten sie schweigsam, doch schon bald spürte Loki wieder die musternden Augen auf sich ruhen: Ein klarer Indikator dafür, dass Thor ihn etwas fragen wollte, aber noch darüber nachdachte.

„Frag schon“, murrte Loki, wandte den Kopf aber ab, um über die Ebene blicken zu können.

„Bin ich so durchschaubar?“, wollte Thor belustigt wissen.

„Für mich schon.“

Thor lächelte leicht und schien ganz froh darum, dass keine ausführlichere Erklärung folgte. Offenkundig war es für ihn vollkommen in Ordnung, dass Loki ihn derart durchschauen konnte.

„Du weißt nahezu alles über mich Loki, doch über dich weiß ich gar nichts.“

„Du weißt alles was du wissen musst. Mehr weiß ich auch nicht“, war die trockene Antwort. „Es gibt nicht viel zu erzählen.“

„Wie alt warst du, als du nach Asgard kamst?“

Loki seufzte. „Meinem Körper nach zu urteilen war ich etwa in Balders Alter. Zumindest schätzte man mich so und so blieb es. Also könnte man sagen ich bin nun offiziell 18 Jahre alt. Ich erinnere mich zwar nicht, aber es ist mir auch egal.“

„Möchtest du denn gar nicht mein Alter wissen?“

„Du bist 26, Thor. Jeder weiß das.“

„Wirklich?“

„Natürlich. Na los, ich sehe dir liegt noch mehr auf der Zunge.“

Thor grinste zweideutig. „Leider liegt nicht das auf meiner Zunge, was ich mir dort gerade am meisten wünschen würde…“

„Thor!“, rief Loki empört und schlug gegen den breiten Arm, was ungefähr rein gar nichts bewirkte, außer ein tiefes Lachen des Donnergottes.

„Verzeih… Also… ehm, du erinnerst dich an gar nichts mehr?“

„Nein“, log Loki wie aus der Pistole geschossen, auch wenn das nur teilweise stimmte.

Da waren Fetzen von Erinnerung, Fragmente eines früheren Lebens, doch sie waren stets in Alpträume verpackt und derart verzerrt, dass der Schwarzhaarige nicht sagen konnte, was davon Erinnerung und was Horrorfiktion seines Gehirns war. Allerdings stellte er sich doch manchmal die Frage, ob sein Leben zuvor nicht sehr grausam gewesen sein musste, bei solchen Träumen.

„Nun, wenigstens kannst du auf diese Art unbelastet in die Zukunft schauen, nicht wahr?“

Loki stockte kurz; er hätte irgendwie kaum gedacht einen solchen Satz von Thor zu hören. Doch tatsächlich entlockte es dem Trickster ein ehrliches Lächeln.

„Ja, vielleicht hast du Recht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YumeKahoko
2016-01-12T21:55:34+00:00 12.01.2016 22:55
Fühle mich gerade hochgradig geehrt das du das so eingebaut hast*o*
Aber jetzt ist alles geklärt und das Kapitel liest sich wunderbar.
Ein Kuss, der erste Kuss von ihnen. Oh wie wunderschön. Ich hab mir schon gedacht das wenn es dazu kommt man Thor wohl nur schwer stoppen könnte. Dieses Tier XP
Und dieses Versprechen. Genau so hab ich mir diese Szene irgendwie vorgestellt, nur das du es geschafft hast sie noch tausendmal besser zu machen als in meiner Vorstellung. Bravo dafür.
Ich bin so gespannt wie es weitergeht und was noch alles so passiert!!!
Bis dahin.

LG Yume-chan
Antwort von:  Seregil
13.01.2016 09:11
Kein Problem :D ♥
Ich sagte ja ich lege wirklich Wert auf Anmerkungen und wenn sie mir sinnvoll erscheinen, werden sie schnellstmöglich umgesetzt. Immerhin soll es ja lesbar und logisch bleiben.
Und ich muss sagen, dass mich dein Lob echt in Verlegenheit bringt, vielen Dank dafür, es freut richtig sehr, dass dir mein Kopfkino in diesem Bereich so gut gefallen hat :D
Danke ♥
Von:  Garm
2016-01-12T17:06:52+00:00 12.01.2016 18:06
Ich hab den Kuss fast überlesen weil ich null mit dem gerechnet habe... Dabei hätte ich das tun müssen >.<"
Es war ja so süß

Die Anstrengung die dir das Kapitel scheinbar bereitet hat liest man aber auch nicht raus, ganz im Gegenteil es ist wie ein kleiner Fluss den man plätschern hört :)
Weiter so Liebes freu mich schon auf mehr
Antwort von:  Seregil
13.01.2016 09:09
Haha, da siehst du mal wie überrascht Loki erst war ♥
Wie immer danke fürs Lesen meine Liebe, deine Meinung ist mir immer wichtig. Daher glaube ich einfach mal, dass man es gut lesen kann x3 Ich beeil mich beim Schreiben natürlich xD


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