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postskriptum

von

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einer von vielen


 

But with you I'm feeling something, that makes me want to stay

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„Hey! Hörst du mir überhaupt zu?“
 

Penelope riss mich aus meinen Gedanken und sah mich empört an. „Du hast mir nicht zugehört!“, warf sie mir zu und schob ihre Unterlippe vor. Es gab eine Zeit, da bin ich sofort dahin geschmolzen, als sie das getan hat. Aber jetzt... ich verspüre nicht den Drang sofort alles stehen und liegen zu lassen, damit die brünette Hexe gegenüber von mir glücklich war oder ich sofort alles in meienr Macht stehende Tat, um es ihr Recht zu machen. Ich seufzte nur.
 

„Tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken woanders“
 

Sie rümpfte die Nase. „Das hab ich mitbekommen“ Aber auch ihr bissiger Unterton war mir gleich. Ich hatte mich nur aus einem Grund mit ihr getroffen: Weil ich Hoffnung hatte, dass meine erste Liebe etwas in mir regen könnte. Aber das tat sie nicht. Weder ein kleines Bauchkribbeln noch der Wunsch mit ihren Haaren zu spielen waren vorhanden. Und ich hatte wirklich sehr gern mit ihren Haaren gespielt. Wann immer wir zusammen saßen und ich mit meinen Hausarbeiten schon fertig war. Aber Zeit heilte wohl alle Wunden... in dem Fall die von einem ehemals verrückten Verliebten.
 

Nachdem ich lediglich an meiner Kaffeetasse nippte und sie ansah, fuhr Penelope fort. Sie begann von ihrer Arbeit zu erzählen und wie schwer das Leben als Heilerin sei. Wenn es mich... doch nur ein klein wenig mehr interessieren würde. Aber das tat es nicht. Viel eher sehnte ich mich nach dem Ende dieses Gesprächs. Ich konnte mir viel besseres vorstellen, als Penelope zu zuhören. Meine Gedanken schweiften wieder ab, sie blieben bei jemand anderes hängen. Braune Augen, gelocktes und weiches hellbraunes Haar. Die Mundwinkel stets zu einem halbherzigen Grinsen verzogen.
 

Als mein Blick durch das Café wandten, blieb ich an einem Kopfschopf hängen. Es war die rosafarbige Schleife im Haar, die mich in die Vergangenheit katapultierte. Damals trug sie diese auch immer. Jetzt hatte sie bestimmt eine andere, denn ihr rosanes Haarband war bei mir.
 

Nach dem Krieg, der in Hogwarts stattfand, hatte ich Lavender Brown im St. Mungos kennen gelernt. Kennen gelernt wohl etwas später, aber dort hatte ich sie zum ersten Mal getroffen und sie bewusst angesehen. Sie lag mit ihren Verletzungen auf der Krankenstation im St. Mungo und starrte den ganzen Tag aus dem Fenster. Die rosa Schleife, die sie in ihren Haaren trug, schimmerte durch die Sonnenstrahlen. Eine Zeit lang ging ich immer an ihrem Zimmer vorbei, wenn ich meinen Freund Oliver Wood besuchen wollte oder selber Doktor Lowe aufsuchte. Ich konnte mir einen Blick durch das Türfenster nicht verkneifen. Wie eine Puppe saß sie im Bett. Lavender bewegte sich kaum, die einzige Geste, die ich ausmachen konnte war, wie sie geistesabwesend über den Verband an ihrem rechten Schulterblatt strich. Alle paar Tage standen neue Blumen an ihrem Bett aber ansonsten schien sich nichts zu verändern.
 

Es war der achte Tag, als ich sie auf dem Flur sah. Harry und Ron waren bei mir, aber sobald Lavender in unsere Richtung gesehen hatte, war Ron untergetaucht. Harry lachte seinen besten Freund aus und klärte mich schließlich auf, was es mit den beiden auf sich hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lavender so sehr an Ron gehangen hat, denn, als sie zu uns sah, blickte sie uns ausdruckslos an. Ihr Blick war an uns vorbeigegangen, dann wurde sie von einer Heilerin auch schon wieder zurück in ihr Zimmer gescheucht. Der kurze Blick hatte gereicht, um mich an sie erinnern zu können. Als ich noch zur Schule gegangen war, sie hing immer mit zwei indischen Mädchen rum. Hatte ich sie vielleicht mal zurecht gewiesen? Da war sie noch voller Rebellion und Trotz gewesen, als ich sie zurück in den Gemeinschaftsraum geschickt hatte nachdem ich sie nachts auf dem Flur erwischt hatte.
 

„Du hast etwas verloren“, ich eilte mit schnellen Schritten auf sie und hob ein rosafarbiges Band auf. Verwirrt sah sie mich an, dann verzogen sich ihre feinen Mundwinkel zu einem halbherzigen Lächeln. „Dankeschön“, Lavender stopfte das Band achtlos in die Tasche des Morgenmantels ehe sie endgültig von der Heilerin in ihr Zimmer geschoben wurde.
 

Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr ich mich nach diesem halbherzigen Lächeln sehnen würde.
 

Obwohl es Oliver schon lange besser ging und ich ihn nicht besuchen musste, war ich dennoch jeden Tag im St. Mungo. Und das nur, um ein paar wenige Sekunden auf Lavender zu erhaschen. Allerdings wurde ich enttäuscht, denn sie befand sich nicht mehr in dem Zimmer. Der einzige Hinweis darüber, dass sie noch da war, war die Vase mit den Blumen. Aber vielleicht hatte man auch einfach nur vergessen, diese abzuräumen.
 

„Suchst du wen?“, eine junge Heilerin sprach mich an und beobachtete mich. Etwas argwöhnisch, wenn man mich fragte. Als ob ich hier nicht sein dürfte. Blondes Haar umrahmten ihr Gesicht und ich war mir sicher, dass ich diese blauen Augen schon mal irgendwo gesehen habe. Sie hatte eine kleine Stubsnase und viele Sommersprossen auf den Wangen. Aber andererseits bildete ich mir das öfter ein. Das ich Leute kenne. „Ist Dr. Lowe heute da?“, redete ich mich raus und sah sie angespannt an. Ihre Gesichtszüge wurden weicher, immerhin war Dr. Lowe als bekannter Kopfheiler weltweit anerkannt und behandelte Patienten die psychisch nicht so fit waren. „Du bist in der falschen Abteilung“, antwortete sie sanft. „Ich bring dich hin“ Einen Moment zögerte ich, denn eigentlich wollte ich nur Lavender sehen. Andererseits... ich sollte sowieso wieder Dr. Lowe besuchen und mit ihm reden. Die Albträume wurden wieder schlimmer, Schlaf der länger als 3 Stunden ging wurde Luxus. Die Lücke, die Fred hinterlassen hatte war groß, den Krieg habe ich noch nicht verarbeitet... und das ich meine Familie verraten habe, nagte auch noch an mir.
 

„Okay“, murmelte ich und sah ein letztes Mal durch das kleine Türfenster. Ein klein wenig zu lang. „Miss Brown wurde weggebracht. Sie kommt erst nächste Woche wieder“, informierte mich die Heilerin als sie meinem Blick folgte. Da ich mich nicht traute zu fragen weswegen, ließ ich es einfach und folgte ihr, obwohl ich den Weg zu Dr. Lowes Büro kannte.
 

„Dr. Lowe?“, die junge Heilerin klopfte kurz an der Tür, ehe diese überschwänglich aufschwang. Der Mann mittleren Alters sah mich überrascht an, dann lächelte er. „Mr. Weasley. Schön, dass wir uns wiedersehen“, er wies auf den Platz vor seinem Schreibtisch und ich setzte mich zögernd. Die Heilerin verschwand wieder. Ich seufzte leise und ließ dann das spontanes Gespräch mit Dr. Lowe über mich ergehen.
 

Danach hatte ich Kopfschmerzen und keinen Nerv mehr, nach Oliver zu sehen. Er würde sich schon nicht zu Tode langweilen. Stattdessen ging ich in den Hinterhof, in denen die Patienten spazieren gehen konnten. Der Boden war übersät mit Apfelblüten und auch jetzt flogen die Blüten in der Luft rum, sobald nur ein leichter Windhauch sie berührte. Meine Schritte waren langsam und ich wusste nicht, was ich hier noch machte wenn ich nur den Wunsch hatte, mich in mein Bett zu vergraben. Auf eine Bank setzte ich mich schließlich und ließ meinen Blick wandern. Es war kaum was los, ich sah Kinder, die spielten, ältere Patienten, die einen Spaziergang wagten. Und dann sah ich sie.
 

Lavender stand zwischen den Bäumen. Ich wusste nicht wohin ihr Blick ging, denn sie starrte wieder in die Weite.
 

„Hast du denn keine Angst im Blütenmeer zu ertrinken?“, fragte ich, mein Mund war schneller als mein Hirn. Aber noch schneller waren meine Beine, denn ich stand nur wenige Meter von ihr entfernt. Wie, bei Merlins Zauberhut, war ich so schnell zu ihr gekommen?
 

Ich löste sie aus ihren Gedanken, sie sah mich an. An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie versuchte mich einzuordnen. Ihre Mundwinkel hoben sich. „Du bist Percy oder?“ Ich erwiderte das Lächeln wie ein Volltrottel und konnte nichts sagen. Oder anders gesagt: Ich war zu blöd um etwas zu sagen. Trauen tat ich mich das eh nicht, weil ich mir selber nicht vertraute. Wer wusste, was für ein Müll rauskommen würde.
 

„Was machst du denn hier?“, ihre Stimme war sanft. Sanft und leise. „Äh.. ich... Freund... besucht“, würgte ich raus und hätte mich ohrfeigen können. Percy Weasley, stell dich nicht so an, schalt ich mich selbst und presste die Lippen aufeinander. Ihr Lachen war glockenhell. „Nein, was machst du hier“, wiederholte sie ihre Frage und ich sah sie fragend an. Was meinte sie? Sie wartete geduldig auf eine Antwort, und dann, nach zwei Minuten, in den sie mich ansah, wusste ich endlich was sie meint. Das ich überhaupt denken konnte, während ihr Blick auf mir lag, war schon ein Wunder.
 

„Ich hatte heute ein.. Gespräch mit Dr. Lowe gehabt. Diese Gespräche sind meistens ziemlich anstrengend und ich dachte, dass man hier ein wenig aufatmen könnte“, antwortete ich in dem besten Englisch, dass ich kannte. Besser als das Gebrabbel von eben. „Dr. Lowe...“, wiederholte sie, dann nickte sie. „Er war auch schon ein paar mal bei mir“, erzählte sie, allerdings ging sie nicht weiter darauf ein. Wir verfielen in ein Schweigen und wie von allein hob ich meine Hand, um eine Blüte aus ihrem Haar zu pflücken. Sie wich geschockt zurück und starrte mich an. „Ich.. tut mir leid. Du hattest was im Haar“, rutschte es über meine Lippen und sie sah mich an. „Tut mir leid“, formte sie lautlos mit ihren Lippen. Dann drehte sie sich um und ich unterließ es, ihr hinterher zu gehen. Zurück blieb nur das beklemmende Gefühl in meiner Brust.
 

Das nächste Mal sah ich Lavender in der Winkelgasse. Die Winkelgasse trug noch immer die Spuren des Krieges, aber nicht mehr lange und auch dies würde sich ändern. Hier und da waren noch Läden geschlossen, aber die meisten hatten das Geschäft wieder aufgenommen. Wie auch Qualität für Quidditch. Sie war zusammen mit einem dunkelhäutigen Mädchen. Beide standen sie vor dem Besengeschäft und sahen sich die neusten Modelle an. Meine Schritte wurden immer langsamer, mein Blick weilte auf ihr. Sie lachte und mir wurde warm ums Herz. Ziemlich bescheuert, ich hatte kaum ein richtiges Gespräch mit ihr angefangen. Das einzige Gespräch, dass wir geführt hatten, hatte sie nach nur wenigen Minuten abgebrochen. Ich fragte mich noch immer, weswegen sie plötzlich gegangen ist, ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Bisher hatte ich die Gedanken, die ich hatte, mit niemanden geteilt. Ich wusste einfach nicht, mit wem.
 

Ohne zu merken, stand ich nur noch wenige Schritte von ihr entfernt und ich gab ein komisches Geräusch von mir, welches eigentlich ein Räuspern sein sollte. Lavenders Freundin stieß sie mit dem Ellbogen an, dann kicherte sie. Lavender sah mich an, legte den Kopf schief. „Hey“, grüßte sie mit einem halben Lächeln. „Selber hey“, erwiderte ich und ich konnte nicht anders, als anfangen dumm zu grinsen. „Ha-Hast du Lust auf ein Eis?“, schon wieder, mein Kopf war zu langsam. Natürlich nicht, sie war mit ihrer Freundin hier. Überrascht sah sie mich an, dann wandte sie sich an ihre Freundin. „Na geh schon!“, drängte sie und schob sie in meine Richtung. „Parvati sollte auch gleich wieder da sein. Keine Sorge“, trällerte sie fröhlich und winkte mir zum Abschied, dann tauchte sie in der Masse unter. Etwas ungeschickt, aber es hatte geklappt. Ich hatte eine weitere Chance mit ihr zu reden.
 

Wir saßen bei Florean Fortescues Eissalon, allerdings war es nicht Florean Fortescues, der uns bediente. Es war jemand anderes und ich vermutete, dass es jemand aus seiner Familie sein müsste. Allerdings fragte ich nicht nach, denn wenn es um den Verlust eines Familienmitgliedes ging, dann war ich der falsche Ansprechpartner. „Fliegst du, Percy?“ Ich sah von meinem Eisbecher auf und betrachtete sie. Dann schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich war schon immer beschäftigt gewesen.. Regeln zu befolgen und zu lernen“ Es entlockte ihr ein kleines lachen. „Ich erinnere mich, als du Vertrauensschüler warst. Ziemlich auf Regeln erpicht“, stimmte sie mir zu und löffelte sich etwas Schokoladensoße vom Glas. „Irgendjemand musste für Recht und Ordnung sorgen!“ „Und dem Chaos hinterher aufräumen, den deine Brüder hinterlassen hatten? Ich kann mich gut an die Streiche erinnern, die Fred und George hinterlassen haben“, Lavender kicherte. Sie erwähnte Fred, aber zum ersten mal war es, dass ich nicht das Gefühl hatte, in ein Loch zu fallen.
 

Nach diesem Nachmittag folgten viele weitere Treffen. Hin und wieder schrieben wir Briefe. Wenn man das denn Briefe nennen konnte. Meistens waren es nur kurze Memos, in denen ich knapp mit Worten umging und sie mir ausführliche Antworten schrieb. Manchmal holte ich sie ab. Aber dann gab es auch Zeiten, an denen sie spurlos verschwunden war. Sie erzählte mir nichts davon und tat am nächsten Tag dann so, als wäre nichts passiert. Aber mir machte das nichts aus. Lavender hatte mich verzaubert, mit ihrer Art, mit dem Lächeln, welches sie mir schenkte. Ich wusste nicht, wieso Ron mich komisch ansah, wenn ich von einem Treffen mit ihr berichtete. Hermoine schien nicht so angetan von ihr zu sein, aber sie sagte mir lediglich, dass ich aufpassen sollte. Ich wusste nicht wieso, sie war doch ein ganz normales Mädchen. Lavender war ganz anders als in den Erzählungen. Aber das wunderte mich nicht, denn der Krieg veränderte Menschen. So wie es mich verändert hat.
 

„Wieso bist du hier?“, fragte sie mich plötzlich, als wir an einem Sommertag abseits von London waren und uns mit einem Picknickkorb abgesetzt haben. „Wieso bist du immer da, wenn ich an dich denke. Wieso hast du noch nicht genug von mir, obwohl ich dich immer wegschiebe und distanziert bin?“ Ich saß im Schneidersitz gegenüber von ihr und war kurz dran gewesen mich über den Nudelsalat herzumachen. Aber ihre Frage ließ mich die Gabel sinken und ich sah sie an. Es stimmte, jedes mal, wenn ich dachte, ich wäre ihr näher gekommen, trat sie zwei Schritte zurück. Sie hielt mich auf Distanz und dennoch konnte ich nicht anders, als sie weiter sehen zu wollen. Selbst wenn die Geheimnisse, die sie vor mir verbarg groß waren. Irgendwann würde sie es mir erzählen, da war ich mir sicher. „Weil“, begann ich und wählte meine Worte sorgsam aus, „du mich vergessen lässt, was passiert ist“ Das ich brutales Herzklopfen hatte, sie nicht mehr aus meinem Kopf bekam oder ich nervös wurde, wenn sie mich anlächelte, sagte ich nicht. Es war sowieso verrückt, mehr als ein paar Wochen kannten wir uns nicht trotzdem hatte ich das Gefühl, dass eine Ewigkeit seit dem Moment in St. Mungos vergangen war.
 

Nachdenklich legte sie ihren Kopf in den Nacken und sah gen Himmel. „Was macht dich so sicher, dass ich nicht eher der Grund bist wenn die Vergangenheit dich einholt?“ „Tust du nicht“, erwiderte ich. „Noch nicht“, entgegnete sie und ich wusste nicht, was sie damit meinte. Ich hätte gern nachgefragt, aber ihr Blick verriet mir, dass sie mir nicht verraten würde, was sie meinte.
 

Womit sie nicht gerechnet hatte war, dass ich sie an diesem Tag küsste.
 

Ein paar Tage später, nachdem ich Lavender einfach geküsst hatte, lag ich zu Hause auf meinem Bett. Der volle Mond schien hinein, so, das ich kein Licht brauchte um mich in meinem Zimmer zu orientieren. Außerdem lag ich sowieso nur auf dem Bett. Ich war im Fuchsbau, denn meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich während der Behandlung bei Dr. Lowe daheim wohnen sollte anstatt alleine in London. Und vielleicht war es ganz gut. Ich hatte am Tag eine weitere Sprechstunde mit Dr. Lowe gehabt, in dem wir wieder über den Krieg geredet haben. Wir haben wieder über Fred geredet. Oder eher; wir haben es versucht. Ich wollte nicht über ihn reden. Das Ende vom Zauberstab war, dass ich sein Büro wütend verlassen und ihm an den Kopf geschmissen hatte, dass ich nicht wiederkommen würde. Ich konnte nicht über meinen verlorenen Bruder reden, die Wunde war noch zu frisch obwohl mehr als drei Monate vergangen waren. Lavender hatte Fred ein einziges Mal erwähnt. Und ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihr darüber reden konnte. Allerdings habe ich es noch nie versucht. Denn auch wenn ich das Gefühl hatte, war ich mir nicht mehr sicher.
 

Meine Gedanken wanderten weiter.
 

Der Kuss. Es war etwas schönes gewesen, ihre weichen Lippen zu spüren. Meine Mundwinkel hoben sich, dann sprang ich aus dem Bett. Es war einfach: Vielleicht sollte ich es einfach wieder machen, denn es war etwas gewesen, was mich die Zeit vergessen gelassen hat. Und ich hatte Recht, denn sie hatte mich nicht in die Vergangenheit befördert.
 

Noch ehe ich meine Jacke anziehen konnte, klopfte es an meinem Fenster. Es war eine Eule, eine Eule, die ich nicht kannte. Etwas verwunderlich öffnete ich das Fenster und machte den Brief auf. Ein rosa Haarband fiel aus dem Umschlag und währen die Eule hektisch davon flog, huschten meine Augen schon über die Zeilen, die Lavender fein säuberlich aufgeschrieben hatten.
 

Percy,
 

ich habe es dir gesagt, nicht wahr? Das ich dich zurück in die Vergangenheit bringen werde. Vielleicht nicht jetzt. Vielleicht auch nicht morgen. Aber irgendwann werde ich die Kontrolle über mich verlieren, ich werde dich nicht mehr erkennen, ich werde dich sofort wieder in den Krieg mitnehmen, den du vergessen willst. Und ich werde dich schlimmer verletzen, als ich es jetzt tue.

Danke, dass du für mich da warst. Danke, dass du die Zeit mit mir verbracht hast. Danke, dass du mich für wenige Stunden vergessen gelassen hast, was mit mir passiert ist.

Während ich in der Vergangenheit festsitze, weil ich nun mal bin, was ich bin, hält dich nichts auf weiter zu gehen. Geh weiter. Halte dich nicht mit mir auf.
 

Es ist besser so. Vertrau mir.
 

Liebste Grüße an dich,

Lavender
 

Langsam ließ ich den Brief sinken. Ich hob ihr Haarband auf. Es war, als würden die Puzzleteile sich zusammen fügen und mir ein Bild zeigen. Plötzlich verstand ich, wieso Lavender mich die ganze Zeit auf Abstand hielt. Wieso sie für ein Tage verschwunden war. Wieso sie mich jetzt verließ. Wieso Hermione mir sagte, ich sollte vorsichtig bei ihr sein.
 

Es ist besser so, wiederholte ich ihre geschriebenen Worte in meinen Gedanken. Aber ich wusste, dass es nicht stimmte.
 

Auf der Rückseite des Pergaments stand ein einziger Satz, dessen Aufforderung ich nachkommen sollte:
 

PS: Vergiss mich nicht, Percy
 

Mein Herz brach dennoch.
 

„Hey, Weasley!“ Penelope knallte die Kaffeetasse auf den Tisch. „Man, hör mir doch mal ein bisschen mehr zu!“, sie sah mich ärgerlich an, dann stand sie auf. „Ich geh mal auf Toilette... dann kannst du ja von dir erzählen!“ Vorwurfsvoll sah sie mich an, dann rauschte sie an mir vorbei. Wunderbar. Vielleicht sollte ich einfach gehen, wenn sie wiederkam. Mir irgendeine Ausrede einfallen lassen. Ich kramte schon mal ein wenig Kleingeld für den Kaffee und den nicht angerührten Sandwich an, als ich es hörte.
 

Ihr Lachen. Direkt sprang ich auf und sah mich hektisch um. Hastig legte ich ein paar Galleonen auf den Tisch, dann nahm ich meine Jacke und lief aus dem Café. Das Penelope nach mir rief, hörte ich nicht, ich hatte nur Kopf für Lavender. Ich wollte sie nicht wieder aus den Augen verlieren. Nicht, nachdem ich sie zwei Jahre lang nicht aus meinem Kopf kriegen konnte.
 

Sie hatte Unrecht. Ich steckte in der Vergangenheit. Mit ihr.
 

Da war sie. In nur wenigen Schritten wäre ich bei ihr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Finvara
2015-11-21T17:51:22+00:00 21.11.2015 18:51
Hej :)
Vielen Dank für diesen süßen OS <3
Ich mag so bittersüße Geschichten, mit einem offenen Ende. Das lässt mich irgendwie erfüllt zurück.
Ich freue mich auch sehr über Percy(Lieblingsweasley) und Lavender. Zwei zu wenig beachtete Charaktere, die so unfassbar toll sind. Ich mag Lavenders Entwicklung. Obwohl der Krieg sie getroffen hat und sie erwachsener geworden ist, hat sie eine gewisse Leichtigkeit. Schön finde ich, dass du die Werwolfsthematik aufgegriffen hast und sie Narben hat.
Percy mag ich auch sehr. Ich mag gebrochene Charaktere, Charaktere die Hilfe brauchen. Die Sache mit Fred hat mich echt traurig gemacht, also das ihn das immer noch so belastet. Da hab ich auch einen klitzekleinen Kiritkpunkt: Ich finde es ein bisschen schade, dass er sich Penelope sie fies gegenüber benimmt. Ich kann es verstehen, ich mache es auch gerne. Jeder tut das. Aber da hätte ich vielleicht einen namenlosen Charakter genommen.
Aber wie gesagt, dass ist nur eine Kleinigkeit und alles andere ist an sich stimmig, gerade das er ihr hinterher rennt aus dem Cafe. Und diese unglaublich süße Geste mit der Schliefe, die sie ihm schickt. Ich wünsche ihnen ein Happy-End.
Und dir danke ich, für die wundervolle Geschichte, die du mir gezaubert hast, obwohl es dir Schwierigkeiten bereitet hat.
Liebste Grüße
Fin


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