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Zerbrochene Seele

von

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Angespannt

Sie hatten Charles im Bett verfrachtet und saßen nun zu dritt im Salon um über das weitere Vorgehen zu diskutieren.

„Auf Dauer muss er auf die Drogen und auf das Serum verzichten“, begann Hank langsam und blickte in die Gesichter der beiden anderen. „Ich weiß nicht ob ich das Serum überhaupt jemals soweit bekomme dass es ohne Nebenwirkungen funktioniert. Aber so ist es auf jeden Fall keine Dauerlösung für ihn. Allerdings sollten wir zuerst das Problem mit den Drogen in den Griff bekommen. Wenn wir beides auf einmal absetzen würden hätte das ungeahnte körperliche Schmerzen für Charles zur Folge.“

„Das wird kein leichtes Unterfangen“, seufzte Raven resigniert. „Er scheint schon stark in der Sucht drinzustecken. Wir werden alle Hände voll damit zu tun haben ihn davon abzuhalten weiter zu konsumieren. Außerdem dürfen wir ihn nicht aus den Augen lassen.“ Aus diesem Grund hatten sie auch Charles Zimmertür abgeriegelt. Zwar wirkte er so als würde er noch eine ganze Weile schlafen, doch sicher war sicher. Nochmal wollten sie ihn nicht in den Unweiten von New York suchen müssen.

„Hast du wenigstens irgendein Schmerzmittel was ihm den Verzicht erleichtern würde?“, wandte sich Erik an Hank. Der Entzug würde wahrlich kein leichtes Unterfangen werden. Wutausbrüche, Halluzinationen, Krampfanfälle und noch mehr würden sich bei Charles einstellen. Er würde sie verfluchen und schlussendlich anbetteln ihm wieder Drogen zu geben. Doch sie durften nicht nachgeben!

„Ich kann ihm etwas spritzen. Aber davon darf er auch nicht zu viel bekommen sonst ist er zum Schluss auch noch davon abhängig…“, antworte Hank nach einer kurzen Pause. „So oder so wird es nicht einfach für ihn. Wir müssen auch sehen dass er wieder an Gewicht zulegt. Er ist ja nur noch ein Schatten seiner selbst.“

„Das ist leider wahr.“ Erik schloss für einen kurzen Moment die Augen. Das alles nahm ihn mehr mit als er eigentlich wollte und zugeben würde. Die Suche nach ihrem Freund hatte ihn erschöpft und er brauchte ebenso wie Raven und Hank eine dringende Portion Schlaf. „Nun ja, wir sollten uns erstmal ausruhen. Wer weiß wie lange Charles uns noch Ruhe gönnt und wir können all unsere Kraft gebrauchen.“

„Ihr wisst ja wo ihr schlafen könnt. Raven kennt ja noch ihr altes Zimmer…“, murmelte Hank zur Antwort, erhob sich. „Gute Nacht.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum.
 

Wenig später fand sich Raven mit Erik in ihrem alten Zimmer wieder. Alles war so vertraut aber gleichzeitig irgendwie fremd, wie aus einem anderen Leben.

„Es fühlt sich an als wäre ich eine Ewigkeit nicht mehr hier gewesen“, murmelte Raven nachdenklich und fuhr ein paar Buchrücken entlang. Ihr Zimmer war noch genauso eingerichtet, wie sie es verlassen hatte. „Wieso hat Charles es nicht schon längst ausgeräumt?“

Erik trat hinter sie, schlang einen Arm um ihre Taille und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. „Vermutlich konnte er noch nicht loslassen…“ Seine Stimme war nur mehr ein raues Flüstern.

Sie standen eine Weile so versunken da und sagten beide kein weiteres Wort mehr. Es war nicht nötig zu reden. Sie wussten beide dass sie einiges falsch gemacht hatten. Doch die Nähe des jeweils anderen spendete zu mindestens ein wenig Trost.

„Meinst du wir haben uns vielleicht in etwas verrannt?“, brach Raven nach einer Weile das Schweigen zwischen ihnen. Langsam wandte sie sich in seinem Griff um, sodass sie Erik in die Augen blicken konnte.

„In was verrannt meinst du?“, fragte dieser ein wenig verwirrt und wusste nicht recht, auf was sie hinaus wollte.

„Charles wollte alles immer friedlich lösen und einen möglichst friedvollen Weg finden uns Mutanten in die Gesellschaft zu integrieren. Er meinte immer es könnte nicht von heute auf morgen gehen dass die Menschen uns so akzeptieren wie wir sind und dass es viel Vorbereitung kosten würde.“ Raven hielt einen kurzen Moment inne ehe sie fortfuhr. „Er sagte immer die Menschen sind blind für Andersartigkeit und dass sie auf Unbekanntes und Unverständliches meistens aggressiv und abwehrend reagieren. Aber er war immer fest davon überzeugt dass wir irgendwann ein Teil dieser Welt sein würden. Ich konnte nie verstehen wie er in dieser Sache so denken konnte, fand in geradezu naiv und träumerisch. Aber vielleicht konnte ich ihn auch deswegen nie verstehen, weil meine Mutation einfach zu offensichtlich ist und ich es einfach leid war mich zu verstecken. Ich wollte einfach ICH sein dürfen. Doch den Pfad den du und ich vor vielen Monaten betreten haben und der so ganz von allen Idealen abweicht die Charles immer verfolgt und gepredigt hat, meinst du nicht dass wir in der Hinsicht nicht ebenso naiv sind?“

Ohne Unterbrechung hatte Erik dem gelauscht, was Raven ihm zu sagen hatte. Nun aber bildete sich eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen. „Du hast doch gesehen dass Charles Kuschelkurs nicht funktioniert“, presste Erik zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und versuchte seinen aufkeimenden Ärger zu unterdrücken. Wie konnte Raven nur an dem zweifeln was sie taten?! „Sie hätten uns auf dieser Insel beinahe getötet! Hätte Charles mich nicht abgehalten, hätte ich diesen einfältigen Menschen richtig demonstrieren können was passiert, wenn man sich mit uns Mutanten anlegt! Dann hätte es so schnell keiner mehr gewagt uns in Frage zu stellen.“

„Aber wenn du die Raketen damals einfach nur abgewehrt und nicht versucht hättest…“, fing Raven leise an, unterbrach sich dann aber als sie in das Gesicht von Erik blickte. Dieser wirkte, als hätte sie ihn geschlagen. Die Vertrautheit zwischen ihnen war auf einmal wie weggeblasen und Anspannung machte sich zwischen ihnen breit. Als hätte er sich an ihr verbrannt ließ er sie ruckartig los und machte ein paar Schritte weg von ihr. „Ich glaube ich werde nun zu Bett gehen…“, murmelte er nur, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ fast fluchtartig den Raum.

Raven verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass sie ihm die Schuld an Charles‘ Unfall unter die Nase hatte reiben müssen. Allerdings musste sie sich eingestehen dass das alles nicht passiert wäre wenn sie auf den Professor gehört hätten. Vielleicht war sein Weg auch nicht immer der optimale, aber ihrer schien es ebenso wenig zu sein, denn sie konnten nicht behaupten dass sie mit ihren Methoden bisher sonderlich viel Erfolg gehabt hätten. Das Einzige was sie vielleicht bisher erreicht hatten war, dass die Menschen anfingen sich vor ihnen zu fürchten. Doch Erfolg konnte man das wahrlich nicht nennen.

Seufzend beschloss Raven sich schlafen zu legen, denn Erik zu folgen wäre sinnlos gewesen. Die Wut auf sie und auf sich selbst würde ein normales Gespräch mit ihm unmöglich machen. Aber vielleicht war seine Wut morgen früh wieder verraucht denn sie hatte ihn nicht absichtlich verärgern wollen. Doch die Situation mit Charles zehrte an ihren Nerven und hatte sie wohl auch dazu verleitet einen Schuldigen suchen zu wollen. Doch schlussendlich zählte nicht wer für diese Situation verantwortlich war sondern nur, dass sie Charles wieder auf die Bahn brachten und das war wirklich alles was zählen sollte…



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