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Zerbrochene Seele

von

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Aufgetaucht

Sie hatten unzählige Clubs abgeklappert, mittlerweile war es sogar dunkel geworden, aber schlussendlich hatten sie ihn gefunden.

„‘Dark Thorne‘, soso… das hätte ich nicht gedacht dass wir Charles mal in sowas antreffen würden…“, murmelte Raven nur und sah sich leicht angewidert um. Das Gebäude machte schon von Außen nicht viel her und hatte bei weitem schon bessere Jahre erlebt, aber von Innen verschlug es den Dreien die Sprache. „Das ist so…“ Hank fehlten die Worte. „Widerlich?“, half ihm Raven, welche mittlerweile ihre menschliche Gestalt angenommen hatte, auf die Sprünge. „Ja ich denke das trifft es am ehesten“, schaltete sich nun auch Erik ein. Er konnte kaum glauben wohin es seinen ehemals guten Freund verschlagen hatte. Niemals hätte er sowas für möglich gehalten, wirklich niemals.

Dumpfe Musik drang an ihre Ohren und gab der ohnehin schon schmuddeligen Atmosphäre ihren letzten Schliff.

„Da drüben ist er.“ Ihre Blicke schnellten zu Charles, welcher in einer dunklen Ecke saß. Zwei Blondinen, etwa Mitte zwanzig, schlank und leicht bekleidet rekelten sich an Stangen vor seinen Augen. Eine Brünette, ebenfalls um die Mitte zwanzig, saß auf seinem Schoß.

„Hallo Charles…“, begrüßte Erik seinen Freund und trat näher an diesen heran. „Ich wusste gar nicht dass es dich seit neustem in derlei Etablissements zieht.“ Er kam nicht umhin dass seiner Stimme ein spöttischer Unterton mitschwang.

„Hallo Erik, dass ich dich nochmal wiedersehe…“ Charles glasiger und wirrer Blick richtete sich auf ihn. Mit auslandender Geste wies er auf einen Platz unmittelbar neben sich. „Setz dich doch zu mir, genieß das Leben mit mir. Ist dieser Ort nicht herrlich?“

„Herrlich, du findest es herrlich hier?“, kam die ungläubige Stimme von Raven, welche nun hinter Erik hervortrat. „Abstoßend, das ist es!“

„Oh und die kleine Raven ist auch dabei. Hätte mir ja denken können dass ihr zusammen auftaucht, denn schließlich habt ihr mich ja auch zusammen verlassen!“ Der bittere Tonfall von Charles entging weder Erik noch Raven.

„Ein Ton von dir und ich wäre bei dir geblieben!“, kam die schnippische Antwort von ihr. Schließlich war es Charles gewesen der ihr gesagt hatte sie könnte ohne schlechtes Gewissen mit Erik mitgehen, auch wenn sie tief in ihrem Innersten wusste, dass das ihr innigster Wunsch gewesen war. „Ja sicher und du wärst bei mir geblieben, dass ich nicht lache! Keiner von euch wollte bei mir bleiben!“ Er bedeutete den beiden Blondinen und der Brünetten zu verschwinden, was diese auch sogleich taten, spürten sie wohl die Anspannung welche sich in der Luft breit machte. „Ihr beiden habt euch noch nicht mal im Ansatz darum geschert was dieser Unfall mit mir gemacht hat!“ Wütend sprang er hoch und baute sich mit den Armen fuchtelnd vor den beiden auf. „Nicht einmal seit ihr vorbeigekommen und habt gefragt wie es mir geht, nicht ein einziges Mal!“ Seine Augen weiteten sich und sein Atem ging stoßweise. „Wieso nicht?! Wieso nicht?!...“ Der Professor wiederholte die Worte wie ein Mantra, erst laut, dann immer leiser werdend bis sie nur noch ein ersticktes Flüstern waren. Wie sehr hätte er die beiden nach dem Unfall gebraucht, seine besten Freunde, doch diese hatten sich von ihm abgewandt und das nur, weil sie eben nicht dieselben Ziele vor Augen hatten.

„Geht einfach wieder…“ Erschöpft ließ sich Charles wieder auf einen der Sessel fallen und fing an hektisch in seiner Jackentasche zu kramen. Zum Vorschein kam eine Dose, welche er mit zittrigen Fingern öffnete, eine Pille rausnahm und diese hastig schluckte, als könnten Raven und Erik ihn davon abhalten wollen.

Diese standen wie versteinert da, was Hank zum Anlass nahm nun auch zu der Gruppe zu treten. Das er mit seinem Aussehen nicht gerade unauffällig war schien in diesem Club niemanden zu stören. Wahrscheinlich waren die meisten ohnehin nicht mehr Herr ihrer Sinne und machten sich daher nichts daraus. „Hör zu Charles, die beiden sind hier um dir zu helfen. Vielleicht haben sie dir nicht in der Zeit geholfen als du sie am Dringendsten benötigt hättest, aber jetzt sind sie hier.“

„Also hast DU sie mir auf den Hals gehetzt… was bist du doch für ein toller Freund Hank“, fing Charles an zu spotten und brach auf einmal in hysterisches Gelächter aus. „Mir geht es blendend! Ich brauche keine Hilfe!“

Bevor irgendjemand reagieren konnte packte Erik Charles auch schon an seinem Kragen und zog ihn so dicht an sich heran, dass ihre Nasenspitzen nur noch wenige Millimeter voneinander getrennt waren.

„Jetzt hör mir mal zu… was auch immer wir getan oder nicht getan haben rechtfertig nicht dein Verhalten! Sei lieber froh dass Hank dir schon so lange zur Seite steht und deine Launen erträgt! Ich frage mich wirklich was aus dem Charles geworden ist den ich mal kannte, denn dieser hat nichts mit dem hier gemeinsam!“ Er verstärkte seinen Griff noch ein wenig, was Charles ein kleines Röcheln entlockte. „Du kommst jetzt mit uns und wir kriegen das wieder in den Griff verstanden?!“ Als sein Freund ihm nicht antwortete verstärkte er seinen Griff abermals, wodurch dieser schon anfing rot anzulaufen. „Genug Erik! Er kriegt keine Luft!“, schrie Raven hysterisch und versuchte Eriks Hand von Charles Hals zu lösen. Dieser schien erst jetzt zu begreifen dass sein Griff wohl etwas zu fest war und lockerte diesen ein wenig. „Ok… ok ich komm mit euch…“, kam die röchelnde Antwort vom Professor, welcher widerstandslos in sich zusammensackte.

Da sich Erik nicht auf die Antwort von ihm verlassen wollte, ließ er seinen Hals los und packte ihn stattdessen am Arm. Zusammen mit Raven und Hank verließen die beiden den Club.

„Ein Glück sind wir aus dieser Spelunke raus“, seufzte Raven erleichtert. Sie verfrachteten Charles im Auto und nahmen selbst in diesem Platz, Hank am Steuer, Raven auf dem Beifahrersitz und Erik neben ihrem Freund, seinen Arm noch immer fest umklammert.

„Sei lieber nicht zu früh erleichtert, der schwierige Teil steht uns noch bevor“, murmelte Erik, als sie sich auf dem Rückweg zu Charles Anwesen befanden, welcher in der Zwischenzeit schon längst eingeschlafen war.

Nachdenklich betrachtete er seinen schlafenden Freund, welcher einen verwahrlosten Eindruck machte. Er hatte sehr stark an Gewicht verloren und wirkte zerbrechlich wie eine Puppe. Ein Bad hatte er auch mal wieder bitter nötig, seine Kleidung war zum Teil zerrissen und war das Blut an seiner Nase?

Erik legte eine Hand an Charles eingefallene Wange und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Wie hatte er nur zulassen können dass das mit seinem Freund passiert war? Wieso hatte er sich nicht getraut nach dem Unfall bei ihm zu sein? Diese verdammten Schuldgefühle die ihn seitdem plagten und die sich bei seinem jetzigen Zustand noch zu steigern begannen. Würde er das jemals wieder gut machen können? Er war sich nicht sicher. Vor allem da er nicht einmal wusste ob sie Charles wieder in die Bahn bringen konnten. Denn dessen Zustand war mehr als kritisch. Doch sie mussten alles versuchen, würden alles geben, dass es ihm wieder gut ging.

Als er seine Augen öffnete und seinen Blick wieder nach vorne richtete sah er geradewegs in die reptilienartigen Augen von Raven, welche ihre Tarnung wieder abgelegt hatte. Für einen kurzen Moment verschmolzen ihre Blicke miteinander und ein funken Wärme glomm in ihren Körpern auf, ehe Ravens Blick zu Charles glitt und Besorgnis auf ihr Gesicht trat. Auch sie sah dass es schlecht um ihren Freund stand.

„Hoffentlich packen wir das...“ Sie musste sich vom Vordersitz ein wenig strecken, doch dann umschloss ihre warme Hand die von Charles. Erik legte seine dazu. „Zusammen werden wir das hinkriegen… irgendwie.“

Schweigend und nachdenklich fuhren sie weiter bis sie das große Anwesen von Charles erreichten. „Wir sind da“, ertönte die Stimme von Hank und riss die beiden aus ihren Gedanken.



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