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Playlist of our Life

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V. Memories - David Guetta ft. Kid Cudi

V. I just wanna let it go for the night 

 

Matthew hatte absolut keine Lust Jennas Mitbewohner Paul zu treffen. Weniger, weil er ihn nicht mochte, sondern eher deswegen, weil er derjenige gewesen war, der ihm gestern die Tür aufgemacht hatte. Eigentlich wäre dies kein Grund sich vor einem Zusammentreffen zu grauen, aber eigentlich heulte er normalerweise auch nicht. 

 

Er hatte nicht nur einfach feuchte Augen, nein, als er gestern an ihrer Tür klopfte, liefen ihm bereits zahlreiche Tränen über die Wangen während er schwer ein- und ausatmete. 

 

Auf die Frage, was passiert sei, antwortete er nur mit einem knappen „nichts“, das nicht nur eine fette Lüge war, sondern auch die offensichtliche Nachricht, dass er nicht reden und allein gelassen werden wollte. 

 

Doch keine Stunde später hörte er ein leises Klopfen an Jennas Zimmertür und er sah sich gezwungen, diese zu öffnen, da Paul anscheinend nicht locker ließ. Jegliche Angebote bezüglich eines Gespräches, eines heißen Wohlfühlgetränks oder einer Umarmung wies er schroff ab. 

 

Seine Eltern hatten ihn trotz ihrer kurzen gemeinsam verbrachten Zeit besser erzogen als ein freundliches Angebot mit harschen Worten abzulehnen, aber wenn er etwas mehr hasste, als zu weinen, dann dabei erwischt zu werden. 

 

Aus diesem Grund wollte Matthew Paul auf gar keinen Fall begegnen. Ihr erstes Treffen war in seinen Augen ein reines Desaster gewesen. Nicht nur, weil er den Eindruck einer großen Heulsuse hinterlassen hatte, sondern auch gleichzeitig, weil er superunfreundlich zu ihm war, was dieser keineswegs verdient hatte. 

 

Da seine liebe Freundin allerdings mehrere männliche Mitbewohner hatte, wusste er oft nicht, ob er wirklich Pauls Stimme draußen hörte oder sie nicht doch einem anderen gehörte. 

 

Jenna ist heute Morgen gegen acht aufgestanden, um sich auf den Weg zur Uni zu machen. Matthew wurde durch den verursachten „Lärm“ langsam wach und lag nun seit geschlagenen vier Stunden noch immer auf der Luftmatratze neben ihrem Bett. 

 

Noch nicht einmal zum Zähneputzen konnte er sich aufraffen. Allerdings konnte er sich nicht ewig davor drücken, die gemeinschaftlich benutzen Räume zu betreten. In einem kurzen Moment des Mutes stand er auf und wollte ins Badezimmer gehen, dessen Tür genau in dem Augenblick geöffnet wurde als er davor stand. 

 

Da das Glück schon seit längerem nicht mehr auf seiner Seite stand, begegnete ihm kein Anderer als die Person, dessen Treffen er um jeden Preis hinauszögern wollte: Paul. 

 

„M-morgen“, murmelte er. Paul begrüßte ihn ebenfalls bevor er in sein Zimmer verschwand. 

 

Klasse, dachte er sich, seufzte und fing an sich die Zähne zu putzen. 

 

Wenig später fand er sich danach in der Küche wieder, in der Paul gerade sein Mittagessen zubereitete. 

 

„Ähm, wegen gestern..“, fing er an, doch durch eine lässige Handbewegung wurde er prompt zum Schweigen gebracht. 

 

„Lass gut sein. Du hattest eine schwere Zeit. Und hast sie wahrscheinlich immer noch.“, fügte er hinzu. Mit seiner rechten Hand fuhr er sich durch sein aschblondes Haar bevor er sich wieder zu seinen Nudeln drehte. „Es ist nur, ich habe zwei jüngere Geschwister und die taten auch immer so, als wollten sie nicht reden, wenn sie traurig waren. Dabei haben sie immer nur gehofft, dass einer sich genug kümmert, um weiter nachzuhaken.“

 

Er unterbrach sich kurz, um im Gewürzschrank nach Salz und Pfeffer zu suchen, die er dann seiner Soße dazugab. 

 

„Meine Freundin sagt, dass es zwar einerseits gut sei, dass ich mich nicht einfach durch ein bloßes ‚Mir geht es gut‘ abspeisen lasse, aber andererseits gehe ich den Menschen, die wirklich nicht reden wollten, auf die Nerven. Deswegen ja, mir hat das mit gestern auch Leid zu tun.“ 

 

Nicht so sehr, wie mir dachte sich Matthew, doch er sprach seine Gedanken nicht aus. Er war einfach nur froh, dass er ihm nicht böse war. Doch dann fiel ihm noch etwas anderes sein. 

 

„Ist schon okay, du hast es ja gut gemeint. Und.. danke nebenbei, dass ich mir deine Klamotten ausleihen durfte..“ 

 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, die ihm vor Schreck zusammenfahren ließ. Er sah hoch in zwei grüne Augen, die ihm nichts außer Freundlichkeit und Offenheit entgegenbrachten. Erst jetzt bemerkte er, dass er anscheinend die ganze Zeit auf den Fußboden gestarrt hatte. 

 

„Wirklich kein Ding, man. Dir musst das nicht unangenehm sein. Wenn du aber trotzdem reden willst, meine Tür steht immer offen für dich. Du weißt ja mittlerweile, welche das ist.“ 

 

Damit verschwand Paul mit einem Teller Nudeln in sein Zimmer. 

 

Im Laufe des Tages traf Matthew noch Jennas andere zwei Mitbewohner, die er bis dahin nur durch Hören-Sagen kannte: der Austauschschüler Camilo aus Kolumbien und Felix, der erst vor nicht allzu langer Zeit in das Zimmer von ihrem Exfreund eingezogen ist. 

 

Diese kurze Beziehung, die nicht allzu schön geendet hatte, brachte ihr bei, niemals etwas mit einem Mitbewohner anzufangen. 

 

Gegen Abend kam auch seine beste Freundin wieder nach Hause, die ihn ausnahmsweise ohne einen schnippischen Kommentar begrüßte. Da Montag WG-Abend bei ihnen war, aßen sie alle gemeinsam Abendbrot. Matthew kam nicht umhin als daran zu denken, dass jeder von den vier Mitbewohnern einen mehr oder weniger vollen Terminkalender hatten, aber trotzdem waren sie sich gegenseitig wichtig genug, um wenigstens einen Abend in der Woche miteinander zu verbringen. Er dagegen kochte in seiner Wohnung zwar Essen für alle, aber er, Felias und Charlotte nahmen es zu unterschiedlichen Zeiten ein. 

 

Über den Tisch hinweg bemerkte er Pauls Blick, den er ihm zuwarf. Um ihm zu signalisieren, dass es ihm gut ging und er sich nicht sorgen soll, lächelte er zaghaft. 

 

Zwar brachten ihm alle hier nur Freundlichkeit entgegen und Jenna hatte auch schon gesagt, dass er so lange bleiben konnte, wie er wollte, aber nichtsdestotrotz fühlte er sich hier mehr wie ein Gast statt wie zu Hause. 

 

 

Felias’ Neuigkeiten über den Stand seiner Beziehung versetzte Alissa unpassend in helle Aufregung. Während der Mittagspause zählte sie alles auf, was er von nun an mit seiner neuen Freiheit machen konnte. 

Ihre Reaktion entsprach absolut nicht der Norm und ihren Aussagen nach klang es mehr so, als wäre er gerade aus den Fängen einer ungesunden Ehe entkommen.

 

Oh mein Gott“, fuhr sie wieder fort, „das wird das erste Mal sein, dass wir beide zusammen als Singles weggehen können. Du und ich, Donnerstag Abend im Rosies. Ich sag dir, da lassen wir es krachen.“ 

 

„Alissa.“, seufzte Felias, „ich bin nicht Single. Matthew und ich haben nicht Schluss gemacht. Wir legen nur eine Pause ein.“ 

 

„Wenn man eine Pause von einer Beziehung macht, heißt das keine Beziehung. Wenn du auf Arbeit eine Pause einlegst, arbeitest du doch auch nicht?!“, konterte sie nur. „Also, warum nicht die Pause ausnutzen und währenddessen mit ein paar heißen Kerlen schlafen? Feiern wird von nun an viel lustiger!“ 

 

Einerseits konnte er sich nicht vorstellen, wie das abendliche Weggehen viel lustiger werden konnte, nur weil sich sein Beziehungsstatus etwas geändert hatte, aber andererseits konnte er auch endlich das tun, was er sich seit Wochen vorgestellt hatte: einfach Augen schließen, sich an irgendeinen warmen Körper schmiegen und auf die Avancen eines Mannes eingehen ohne sich selbst an der kurzen Leine halten zu müssen. Aber irgendwie konnte er sich nicht so recht darüber freuen. Er hatte keine Ahnung, ob das für Matthew in Ordnung war, aber auf der anderen Seite war er derjenige gewesen, der so eine Pause vorgeschlagen hatte. Dann sollte er auch mit den Konsequenzen leben. 

 

„Natürlich, Mandy! Felias und ich sind am Donnerstag so etwas von dabei.“, hörte er Alissa sagen. Er lächelte Mandy breit an in der Hoffnung nicht ertappt zu werden, dass er von dem Gespräch gerade eben sehr, sehr wenig mitbekommen hatte. 

 

Mandy erwiderte sein Lächeln und zeigte ihnen einen Daumen nach oben. „Dann sehen wir uns donnerstags, meine Lieben. Und Felias“, flötete sie, „ich habe von dir und deinem Freund gehört. Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur sagen, dass Kerle, die eine Beziehungspause wollen, eigentlich kein Bock mehr auf einen haben, aber gleichzeitig nicht den Mumm besitzen, einfach Schluss zu machen.“

 

Er schluckte hart. Er hatte nicht viel Erfahrung mit Beziehungspausen und er hatte auch noch nicht gegoogelt, was dafür üblich war, aber das konnte Matthew doch nicht meinen?

 

„Du bist ein heißer Feger. Jeder, der dich in den Wind schießt, hat einfach keine Augen im Kopf. Ich würde sagen, du heulst heute und eventuell morgen noch ein bisschen und am Donnerstag Abend suchen wir dir ein Kerl, bei dem du den Namen deines Ex’ ganz schnell vergessen wirst.“ 

 

Felias wollte weder Matthews Namen vergessen noch gab er viel auf das Gerede von Mandy, obwohl sie sich beide eigentlich gut verstanden. Nichtsdestotrotz fand er sich selbst Donnerstag Abend auf der Tanzfläche im Rosies an einen unbekannten Kerl geschmiegt wieder. 

 

Sie hatten sich kurz über deren Leben ausgetauscht, bevor Felias zu einem Tanz gebeten wurde, die er mit einem charmanten Lächeln und einem Funkeln in den Augen nachkam. 

Während er sah, wie Alissa ihm von der Bar aus einen Daumen noch oben zeigte, spürte er die Hände des anderen Studenten auf seinen Hüften. 

Bei dem Auftakt von Memories kam das Gesicht des Anderen immer näher bis sich bei I just wanna let it go for the night, that would be the best therapy for me ihre Lippen berührten. Spätestens bei dem dritten Lied wusste Felias, dass er diese Nacht nicht allein in seinem so ungewohnt kalten Bett verbringen würde. Trotzdem konnte er nicht anders als an Mandys Worte zurückzudenken und wiederholte Matthews Namen in seinem Kopf immer und immer wieder als er zum ersten Mal die Hände eines anderen Mannes auf sich spürte.



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