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Wahre Liebe

You and Me ♥
von

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Kapitel 1

Mit schnellen Schritten schlängelt sich der Mann durch die Massen, welche unter ihren Regenschirmen Schutz suchen, oder aber wie er durch den Regen laufen, versuchen diesem schnell zu entfliehen und bei ihrem Ziel anzukommen oder sich einfach irgendwo unterstellen zu können. Seine Beine tragen ihn mit großen Schritten über den weiß gepflasterten Platz zu dem großen, in alt Barockem Stil erhaltenen Gebäude zu. Ein paar Stufen erheben sich aus dem Boden und verbinden den Platz mit dem auf erhöhtem Fundament errichteten Gebäude. Rasch aber dennoch vorsichtig, um nicht auf dem kalten nassen Boden auszurutschen, überwindet er die Stufen und verschwindet zwischen den hohen Marmorsäulen, die bis zum Dach nach oben reichen und sich dort zu mehreren Bögen verbinden, hindurch und auf eine der dortigen Türen zu, welche er auf drückt und sich ins trockene Innere des öffentlichen Gebäudes rettet. Noch auf dem Teppich, welcher im warmen Inneren vor der Tür aufgelegt ist und das Wasser von draußen abfangen soll, bleibt er stehen. „So ein Sauwetter!“, murmelt er und blickt sich kurz zu der Tür um, durch welche er den Regen sehen kann, welchem er soeben entkommen ist. Leise fluchend wuschelt er sich durch sein kurzes, dichtes, schwarzes Haar, versucht so das Wasser aus diesem zu verbannen, ehe er sich über die Schultern und die Arme wischt um das Himmelswasser so gut wie möglich von seinem Mantel abzustreifen.
 

Als er mit dem Zustand seines Mantels einigermaßen zufrieden ist, streift er sich diesen ab und legt ihn sich über seinen Arm, streift die Schuhe auf dem Teppich ab und hebt seinen Blick um die hohen alten Gemäuer zu inspizieren und zu erfahren in welches Gebäude er sich geflüchtet hat, zumindest bis der Regen nachlässt. Es dauert nicht lange, bis er einen Schriftzug entdeckt, welcher ihm die gewünschte Auskunft gibt. New York Public Library. Genervt seufzt er auf. Heute ist wirklich nicht sein Tag. Zuerst entscheidet er sich heute einmal zu Fuß zu gehen und wird nach nur wenigen Augenblicken von diesem Regenschauer überrascht und flüchtet sich in die Bibliothek, dem Ort den er nie freiwillig betreten hat, selbst während dem Studium nicht. Er wendet sich wieder zur Tür um, immerhin gibt es auch noch die Möglichkeit wieder in den Regen nach draußen zu gehen und bis zum nächsten Coffee-Shop zu laufen, oder aber, er dreht sich wieder zum Schriftzug um, er verbleibt hier. Es ist keine schwere und lange Überlegung die ihn zu seiner Entscheidung verleitet, hier in der warmen Bibliothek zu bleiben. Immerhin haben sie Winter und so ist es draußen nicht nur nass, sondern auch bitter kalt. Ergeben seufzt der Schwarzhaarige ein weiteres Mal und setzt schließlich einen Fuß vor den anderen um tiefer ins Innere des alten nicht barocken aber in Beaux-Arts-Stil erbauten Gebäudes.
 

Stille begrüßt ihn, in jedem Raum oder auch Saal den er betritt. Die äußeren Wände sind mit Deckenhohen Bücherregalen verkleidet, welche natürlich bis obenhin vollgeräumt sind. Leitern ermöglichen den Zugriff auf die Bücher in den oberen Reihen, oder aber in anderen Räumen auch schmale Balkone oder auch Stege, welche die Regale in drei Stockwerke unterteilen und über Wendeltreppen erreichbar und auch verbunden sind. Große Kronleuchter hängen von den Decken und erfüllen die Räume mit Licht. In einigen Sälen sind Tische aufgereiht und Stühle drängen sich um diese, während Tischlampen in der Mitte befestigt sind und zusätzliches Licht spenden. Viele der Tische sind belegt. Menschen aber auch viele Studenten tummeln sich dort für Recherchen. Ziellos treibt es den Mann weiter durch die Hallen. Von einer in die nächste, wo sich die Bücherregale nicht nur an der Wand tummeln, sondern auch den Raum teilen in viele kleine Gänge. Ein Bild welches sich über drei Stockwerke raufzieht, wie man erkennen kann, wenn man in der Mitte unten steht. Jede Regalreihe schließt an das Geländer, welches den Blick in das obere und untere Stockwerk gewährt und gleichzeitig vor Stürzen bewahrt. Von unten wirkt das Bild nicht wie eine Bücherei sondern wie viele Balkone und Galerien in einer Oper oder einem Theater. Egal wie viele Menschen sich in den Räumen tummeln, ist es trotz allem doch immer still, hin und wieder durchbricht das Öffnen eines Kohlesäurehaltigen Getränks oder das Tippen auf einer Tastatur die Stille. Obwohl dem Schwarzhaarigen Stille eigentlich sehr behagt, ist genau dies immer der Punkt den er an Bibliotheken suspekt und gar ein wenig gruselig findet, wenn sich hunderte Menschen in einem Raum oder tausende in einem Gebäude tummeln und nichts zu hören ist außer Stille und ganz leise vereinzelte Schritte.
 

Gelangweilt und desinteressiert streift der geschäftlich gekleidete Mann durch die Bibliothek, findet sich schließlich in den Gängen der Geschichtsabteilung wieder, wo die Weltgeschichte in abertausenden Büchern festgehalten wurde, ordentlich sortiert nach Ländern und teilweise auch Jahr. Ein kleines Gähnen kommt über seine Lippen als er eines der Bücher herauszieht und aufschlägt, kurz in diesem blättert. Die Seiten sind schon vergilbt und abgenutzt, ein Zeichen das das Buch schon alt und oft verwendet wird. Die dunklen Augen des Mannes bleiben bei ein paar der Überschriften hängen, welche ihn das Buch wieder schließen und den Titel lesen lassen, ehe er es zurückstellt und die Buchtitel der Bücher rund herum kurz betrachtet. Ein weiteres Sortierungskriterium erkennt. Der Betreff oder auch Bereich des Buches. So hat es ihn dem Anschein nach nun in der Geschichtsabteilung zum Regal der Mafia-Geschichte geführt. Ein minimales Lächeln liegt auf seinen Lippen, da sich so nur allzu leicht das Interesse an dem Buch erschließen lässt. Seine Augen wandern weiter, so schließlich auch seine Beine die ihn weiter tragen, in einen anderen Raum, in welchem statt Regalen kleinere und größere Glaskästen aufgebaut sind, welche sehr wertvolle und Antike Bücher zeigen, aufgeschlagen auf irgendwelchen sporadisch ausgewählten Seiten. Die alte, heut kaum noch leserliche Schrift präsentieren, sowie die alte Rechtschreibung. Vereinzelt stehen ein paar Globusse, verschiedener Größen dazwischen und verdeutlichen die Annahmen von der Welt in den verschiedenen Jahren.
 

Er wendet sich wieder ab von den Glaskästen die in dem beinahe hellen Raum stehen und den Deckenhohen Bücherregalen zu, nähert sich einem von diesen und betrachtet die Bücher, welche noch mehr Geschichte zu beherbergen scheinen. Mit Sicherheit, immerhin gibt es genug Länder mit ihrer jeweiligen eigenen Geschichte. Wahllos berührt er die obere Kante des Buchrückens von einem der Bücher und kippt es zu sich, betrachtet kurz den Zustand der Seiten von oben und lässt es locker wieder zurückkippen, in seine ursprüngliche Ausgangshaltung, wobei Staub aufgewirbelt wird, welcher dem Mann direkt entgegen schlägt und ihn kurz husten lässt, während er mit der Hand vor seinem Gesicht fächert, um so die Staubpartikeln zu vertreiben. Eindeutig werden die Bücher und Regale nicht bei der täglichen Boden und wohl auch Tischreinigung, falls diese wirklich täglich durchgeführt wird, oder auch nächtlich, nicht berücksichtigt, geschweige denn herrscht auch kaum Interesse an dem Buch, welches er ohne den Buchrücken zu lesen, oder minimales Interesse daran zu haben, ausgesucht hat.
 

Sich räuspernd wendet er sich wieder um und folgt weiter seinem planlosen Weg, durch das Gebäude, in welchem er in fast jeder Ecke und Winkel, den Regen auf das Dach oder gegen die Fenster prasseln hören kann, was ihn voran treibt auf seiner gelangweilten Erkundungstour. Er wechselt die Halterung seines Mantels, von seinem Unterarm zu seiner Hand und lässt diese locker neben seinem Körper mitschwingen, während er die andere in seine Hosentasche steckt und seine Augen weiter wandern lässt. Nichts, aber auch gar nichts hier, erregt sein Interesse in irgendeiner Art und Weise. Er seufzt leise und verlässt den Raum mit den Regalen, bis oben hin vollgestopft mit Büchern und althergebrachtem Wissen.
 

Ein länglicher heller Raum erstreckt sich zu seinen Seiten. Heller Marmor zeigt sich am Boden und an den Säulen die sich zur Decke ziehen und mit einer Wölbung ins die Decke übergehen, demnach befindet sich direkt darüber das Dach. Direkt vor ihm führen zwei Treppen die eine schwingt nach links die andere nach rechts, in das untere Stockwerk. Große Fenster prangen ihm gegenüber in der Wand und geben das prasselnde Geräusch des Regens weiter. Unschlüssig blickt sich der Schwarzhaarige zu den Seiten um, welche die Wege zu den anderen Sälen darstellen. Gelangweilt wendet er sich zu seiner rechten um, um dort seine Tour durch die städtische Bibliothek fortzusetzen. Für einen Moment lang mustert er die Treppe die sich am Ende des Ganges nach oben streckt. Auf die typische altbewährte Art zu einer zwischen Plattform führt und von dort nach rechts ins Dach wegführt. Er wendet den Blick desinteressiert wieder ab. Mit Sicherheit führt diese Treppe nur zu einem Lagerraum.
 

Verwundert bleibt er stehen, als leise, sanfte Klänge an seine Ohren dringen. Für einen Moment blickt er sich um, ob noch andere Gäste auf diesem Flur sind. Zum ersten Mal seit er dieses Gebäude betreten hat, ist sein Interesse geweckt. Woher kommen diese zarten, lieblichen Klänge, in der sonst so stillen Bibliothek? Er macht ein paar Schritte vorwärts. Die Klänge werden lauter, je weiter er sich dem Ende des Ganges nähert und lassen sich langsam auch als Töne eines Klaviers erkennen. Vor der Treppe, die zum Dach führt, kommt er wieder zum Stehen und schließt die Augen um den Klängen zu lauschen, welche diese Stiege herunterhallen, ihn magisch anziehen, und ihn dazu bewegen, die Treppe langsam und auch behutsam nach oben zu steigen, der Melodie entgegen. Ein schmaler Gang erstreckt sich vor ihm, als er die Treppe erklommen hat. Vom Ende des Ganges fällt Licht durch den Torbogen und wird begleitet von den wunderschönen Tönen des Klaviers. Als wäre in dem Raum ein Reh, welches er verschrecken könnte, nähert er sich mit bedachten Schritten dem Torbogen und blickt ins Innere des Raumes, von dem er dachte, dass es ein Lagerraum sei.
 

Das Tageslicht fließt durch das Glasdach und erfüllt den Raum mit Licht, lässt ihn hell und freundlich wirken. Bücherregale zieren die Wände und verhüllen das dortige Mauerwerk. Nur die breiten alten Marmorsäulen werden nicht von Bücherregalen versteckt. In einer Ecke steht ein Globus, in einer anderen ein Teleskop, welches auf das Glasdach nach oben gerichtet ist. Ein Schachtisch mit zwei Stühlen ziert den Raum. Zwei Sofas stehen ebenfalls im Raum und sind auf dessen Mitte zugerichtet, wo das Prunkstück des Raumes steht. Der Flügel aus dunklem Holz, welches das Klavier älter aber vor allem Edel wirken lässt. Der Raum liegt leer da, außer der jungen Frau, die auf das Klavier und ihr Spiel konzentriert ist, befindet sich niemand hier. Zaghaft macht er ein paar Schritte in den Raum hinein, lässt die junge Frau nicht aus den Augen. Ihre Augen geschlossen konzentriert sie sich auf die Melodie, die ihre Finger wie von selber spielen. Ihn hat sie noch nicht bemerkt. Schweigend mustert er sie. Ihre feinen, weichen Gesichtszüge, welche so entspannt wirken, die süße Stupsnase, die geschwungen, vollen, zartrosa Lippen. Die geschlossenen Augen, bei denen er sich fragt welche Farbe sie wohl haben mögen, ob sie so außergewöhnlich sind wie ihre streng zurückgebundenen rosa Haare. Der Mann macht einen weiteren Schritt auf das Sofa und das Klavier zu. Plötzlich schnellt ihr Kopf zur Seite, ihr Gesicht in seine Richtung. Die Melodie wird durch stumpfe Klänge unterbrochen, als ihre Hände auf die Tasten fallen und das Stück unschön beenden. Überrascht blicken ihn die Augen der Frau an. Erscheinen blau wirken aber auch grün, haben mit Sicherheit ein wundervolles Farbspiel welches die Iris prägt und ihre Augen so außergewöhnlich wirken lässt wie ihre Haare. Am liebsten würde er sich ganz nah zu ihr beugen, nur um herauszufinden welche Farbe ihre Augen nun wirklich haben.
 

„Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken und schon gar nicht stören.“, erhebt der Schwarzhaarige seine relativ tiefe männliche Stimme, wagt sich gleichzeitig die Schritte näher zu den Sofas. „Ihre Melodie hat mich hergelockt.“, fügt er hinzu, während er langsam wieder den prasselnden Regen am Dach wahrnimmt. Ihre Lippen verziehen sich zu einem Lächeln und sie senkt verlegen ihren Blick. Untypisch für ihn zaubert sich auch auf seine Lippen ein zartes Lächeln. „Wieso verraten Sie mir nicht, welches Ihr Lieblingsstück ist, dann spiel ich es für Sie.“, gibt die Rosahaarige von sich und blickt etwas schüchtern wieder zu ihm auf, sanft streicht sie sich den Haaransatz entlang, als wäre dort eine Strähne die sich aus ihrem Ballerina-Dutt gelöst hat. Abwartend betrachtet sie den Mann, mit den schwarzen, weich aussehenden Haaren und den dunklen unergründlichen Augen die fast schwarz wirken, was nicht möglich ist, denn es gibt keine schwarzen Augen, außer vielleicht er trägt solche Kontaktlinsen um seine wahre Augenfarbe zu verschleiern. Im Allgemeinen wirkt er sehr seriös und geschäftlich in seinem schwarzen Anzug, der eindeutig maßgeschneidert ist, so wie er sitzt und dem weißen Hemd dessen erster Knopf oben offen ist und auch die dunkle Krawatte gelockert davor hängt, was aber in keinster Weise schlampig wirkt. Für einen Moment lang fragt sich die junge Frau, warum dieser Mann hier ist, wenn er so sehr nach Geschäftsmann aussieht, dass sein Tag sicherlich gefüllt ist mit Terminen. „Mir wäre es lieber, wenn Sie dieses Stück ein weiteres Mal spielen könnten.“, erwidert der Schwarzhaarige und obwohl sein Gesicht so gleichgültig wirkt, klingt er dabei sehr freundlich. Ein kleines verlegenes Lächeln legt sich auf die Lippen der Frauen, ehe sie sich vor dem Flügel etwas aufrichtet und auf die Tasten hinab schaut.
 

Schweigend beobachtet er sie dabei, wie sie wieder zu spielen anfängt und bereits mit ihren ersten Fingerbewegungen wieder wundervolle Töne den Raum erfüllen. So leise wie möglich legt er seinen Mantel über die Armlehne des einen Sofas und lässt sich selber auch auf dieses sinken, lehnt sich zurück. Für einen Moment fährt er sich durch seine bereits wieder trockenen Haare, ehe er den Arm sinken lässt und seine komplette Aufmerksamkeit nur auf die Frau vor ihm richtet, die für ihn kaum älter als eine College-Absolventin zu sein scheint. Seine Mundwinkel zucken leicht nach oben, als er seine Augen schließt um sich nur noch auf die Melodie des Liedes zu konzentrieren und diese voll in sich aufzunehmen.
 

Schüchtern wirft die junge Frau einen Seitenblick zu ihrem stillen, höflichen Zuhörer, welcher zu ihrer rechten auf dem alten Sofa sitzt und mit geschlossenen Augen ihrem Spiel lauscht, dabei so entspannt und friedlich wirkt. Er scheint die Musik wirklich zu genießen, was sie doch sehr freut. Sie hat nicht oft Zuhörer, aber wenn ist es doch das schönste wenn die Klänge den lauschenden erfreuen und er es vor allem genießt. Möglicherweise kennt er das Lied auch nur nicht, dass er nicht sagen kann ob sie einen falschen Ton gespielt hat oder nicht, aber bei vielen Stücken bemerkt man dies auch ohne es kennen zu müssen. Die Blaugrünäugige wendet ihren Blick wieder auf die schwarzen und weißen Tasten über die ihre Finger tanzen und wie von selbst die Melodie erzeugen. Die sie mit Freude und Glück erfüllt und sie an alte Zeiten erinnert. So wie ihr Zuhörer schließt auch sie ihre Augen und gibt sich voll und ganz der Melodie des Klaviers hin.
 

Das Geräusch der Regentropfen verschwindet wieder komplett. Die Klänge erfüllen den Raum, übertönen alles und sorgen dafür dass man vergisst wo man ist, was gerade um einen passiert, dass man die Zeit vergisst und all die Sorgen die einen die ganze Zeit belasten und quälen. Man entspannt sich und blendet alles aus. Ein sanftes Vibrieren holt die junge Klavierspielerin zurück in die Realität, wo die Zeit unaufhörlich vergeht und es nicht nur Sonnenschein und Regenbogen gibt. Langsam öffnet sie die Augen und senkt den Kopf zu ihrer Brust um unter ihrem Arm hindurch zu ihrem Smartphone zu schauen, welches neben ihrem Becken auf dem Hocker liegt und durch den Lederüberzug gedämpft wird, da sie es aber an ihren Oberschenkel gelegt hat, nimmt sie das Vibrieren ihres Handys wie ein sanftes Kitzeln wahr. Ihr Blick richtet sich auf die Zeitanzeige des kleinen Gerätes, welches zusätzlich aufblinkt um sie zu erinnern wie spät es ist. Stumm seufzt die Rosahaarige, spielt noch zwei Takte der Musik und lässt sie dann sanft aus Klingen, wendet sich sogleich ihrem Smartphone zu und stellt den Wecker aus.
 

Überrascht von dem schnellen Ende öffnet der Schwarzhaarige seine Augen wieder und beobachtet die Frau dabei, wie sie sich mit einem Handy in der Hand vom Klavier wegdreht. „Tut mir leid, aber ich muss jetzt los.“, entschuldigend lächelt sie ihm zu, ehe sie sich vorbeugt und ihre Jacke und ihre Tasche aufhebt, welche neben dem Hocker am Boden abgelegt waren. Vorsichtig klappt sie den Deckel über die Tastatur, ehe sie ihre Tasche schultert und sich ihre Jacke über ihren Unterarm hängt, schweigend an ihm vorbei geht und in Richtung des Torbogens. Schweigend und auch etwas enttäuscht wegen des abrupten Endes blickt er ihr nach. Der prasselnde Regen ersetzt das Geräusch der sanften Klavierklänge, die den Raum erfüllten. An der Tür angekommen bleibt die junge Frau nochmals stehen. Für einen Moment mustert er sie, in ihrer warmen Weste, welche ihren Oberkörper einhüllt und den flachen Stiefeln. „Vielleicht verraten Sie mir ja das nächste Mal ihr Lieblingsstück.“, mit einem leichten Lächeln wendet sie sich nochmals zu ihm um, ehe sie ohne ein weiteres Wort den Raum verlässt.
 

Ihre Beine tragen sie durch den schmalen kurzen Gang zu der alten steinernen Treppe, welche sie flink hinab tippelt und im unteren Stockwerk auf die Stiegen in die unteren Stockwerke zusteuert. Für sie birgt das alte, öffentliche Gebäude keine Rätsel und Verwirrungen mehr. Oft genug ist sie schon durch die alten Mauern gegangen. In gewisser Weise schon fast ein Rückzugsort für sie geworden im letzten halben Jahr, als sie vor einem Gewitter herein geflüchtet ist und alles fasziniert erkundet hat. Der Baustil dieser alten Gemäuer ist einfach nur beeindruckend und faszinierend und gefällt ihr ausgesprochen gut. Es wirkt so edel und jedes Mal wenn sie so ein Gebäude betritt fühlt sie sich kurzzeitig wie eine Prinzessin in einem großen prunkvollen Schloss, deswegen kommt sie auch so gerne her, aber meist ist ihre Zeit begrenzt. Sie schafft immer nur kleine Abstecher hier her, aber diese versucht sie regelmäßig einzuhalten. Lächelnd zieht sie etwas an ihrem Schal, welcher um ihren Hals geschlungen ist und fährt ihn dann über ihre Schulter nach hinten nach. Selbst wenn sie nicht allzu viele freie Zeit hat, findet sie es nicht schlimm, denn immerhin wird ihre Zeit von etwas beansprucht was sie liebt, demnach ist es nicht falsch und auch keine Belastung. Natürlich gibt es Tage wo sie lieber etwas anderes machen würde, aber trotz allem ist es besser, als täglich gelangweilt und genervt in einem stickigen Büro zu vergammeln.
 

Nach nur wenigen Minuten hat die Blaugrünäugige das alte Gebäude durchschritten und kommt in der Eingangshalle zum Stehen. Ihr Blick richtet sich durch das Glas von einer der Türen nach draußen, auf den nassen Vorplatz vor der Bibliothek. Menschen laufen über diesen. Regenschirme drängen sich aneinander. Einfarbige und bunte, schwarze und weiße. Zeichnen von oben ein buntes Muster, welches in ständiger Bewegung ist und nie zur Ruhe kommen will. Vereinzelt laufen ein paar Leute in eine Jacke, mit Kapuze gehüllt zwischen durch, selbst die, ohne Regenschirm, werden kaum nass, da sich die Schirme zusammenschließen wie ein Dach dass vor dem Regen schützt. Hin und wieder lauft eine Person ohne jeglichen Schutz durch den Regen, drängt sich an den anderen vorbei zur nächsten U-Bahn-Station. Die Rosahaarige lächelt leicht und stellt ihre Tasche kurz am Boden ab, um sich ihre Jacke anziehen zu können. Kurz zieht sie sich die Kapuze über ihre Haare und schultert ihre Tasche wieder. Mit einem Lächeln blickt sie sich ein letztes Mal für den Tag nach hinten um, in die pompöse Eingangshalle, ehe sie die Tür aufdrückt und nach draußen in den Regen tritt. Sogleich drückt sie ihre Tasche vorne gegen ihren Oberkörper um sie vor fremden Eingriffen zu schützen und überquert den Platz um in der Menschenmenge unter zu tauchen und sich mit dieser zu verbinden auf ihrem Weg zu ihrem nächsten Ziel.
 

Die Schirme sind an solchen Tagen meist das auffälligste was eine Person an sich hat. Fast alle Menschen die ihr auf den Straßen begegnen und ihr entgegen kommen tragen dunkle unauffällige Kleidung oder greifen auf andere freundlichere aber ebenso unauffälligere Farben zurück. Verbinden sich zu einem lebenden Schwarzweiß Bild mit Sepia-Tönen, aus welchem die Regenschirme, so wie die Ampeln und Lichter und deren Spiegelungen am Boden, die farbigen Highlights darstellen, welche dem Bild etwas Leben einhauchen. Und die Blaugrünäugige ist Teil von diesem Bild, in dessen Hintergrund die Wolkenkratzer nach oben ragen und von dem Nebel der dort oben hängt verschlungen werden. Die einzigen Menschen die sich an solchen Tagen von der Masse abheben sind die Polizisten in ihren Neongelben Jacken, welche für die Sicherheit auf der Straße sorgen sollen oder aber auch den Verkehr regeln, welcher nicht so trüb wirkt wie das Bild welches die Menschen abgegeben. Ein Großteil der in New York City verkehrenden Wagen sind sowieso die gelben Taxis, die die Straßen verstopfen und sämtliche Parkplätze belegen, über die nasse Straße fahren und hin und leider auch durch tiefe Lacken, aus welchen sie Fontänen von Wasser auf die Menschen, am nebenherführenden Gehsteig, spritzen und diese mit dem dreckigen, kalten Nass einsauen.
 

Die Rosahaarige muss leicht schmunzeln. Viele der Menschen die ihr entgegen kommen, halten den Schirm nicht nur so als wollten sie sich vor dem Regen schützen, sondern auch so als wollten sie ihr Gesicht von der Welt abschirmen, dass keiner auf sie aufmerksam wird oder sie an diesem elenden Tag sieht. Jeder will einfach nur Zuhause in seinem Bett liegen, anstatt hier draußen durch den Regen zu gehen, oder zu den U-Bahn-Stationen zu laufen, welche ebenso überfüllt sein werden wie die Taxis und Straßen. Selbst die geizigen Leute greifen heute auf ein Taxi zurück, das sie so trocken wie möglich ankommen, wo auch immer sie hinwollen. Andere wiederrum haben sowieso ihren privaten Fahrservice der sie täglich durch die Gegend chauffiert und man nur noch den Gehsteig oder den Vorplatz überqueren muss und dort wenige, kaum erwähnenswerte Tropfen abbekommt.
 

Ihre Blaugrünen Augen erfassen einen kleinen Coffee-Shop an einer Straßenecke. Eigentlich ist es der kleine Coffee-Shop von dem sie sich auf dem Weg von der Bibliothek zum nächsten Ort einen Tee oder im Sommer auch einen Milchshake holt. Der kleine Shop der wirklich kleine aber trotzdem gut und gerne besucht ist, wo einem, wenn man ihn betritt nicht nur der Geruch von gerösteten Kaffeebohnen entgegen strömt sondern auch der frisch gebackener Cupcakes und Torten, wo man immer, egal bei welchem Wetter, mit einem echten freundlichen Lächeln begrüßt wird und nicht lange warten muss, wo man sich die Gesichter und Vorlieben immer wiederkehrender Gäste merkt. Sie seufzt leise, gerne würde sie sich nun einen holen, aber genau an Tagen wie diesen ist der Coffee-Shop immer überfüllt und sich einen Tee zu holen würde nur Zeit kosten, die sie zwar locker wieder aufholen würde, wenn sie in die U-Bahn einsteigt, aber sie geht lieber, egal bei welchem Wetter zu Fuß, als sich in die muffelige, vollgestopfte U-Bahn zu drängen, dort von irgendwelchen Leuten angestarrt zu werden. Sie hat keine Probleme damit angestarrt zu werden und ist es auch gewohnt, es behagt ihr nur nicht ganz wenn sie in einer U-Bahn sitzt.
 

Abgesehen davon verbrennt sie so die Kohlenhydrate die sie klammheimlichen gegessen hat, weil sie manchmal einfach nicht widerstehen kann, auch wenn sie weiß, dass es wichtig ist, für Menschen wie sie, dass sie fit und schlank ist. Die junge Frau bleibt bei einer weiteren der unzähligen Ampeln stehen, dicht an dicht mit anderen ihr unbekannten Menschen, welche sich vor der Ampel zusammendrängen und warten dass diese auf grün umschaltet. Wie so oft fällt ihr in diesen Momenten der Größenunterschied zu vielen anderen auf, auch wenn sie die durchschnittliche Größe für eine Frau hat.
 

Der Regen fällt noch immer unaufhörlich auf die Stadt herab, versucht in die Jacken und Mäntel der Bewohner einzudringen und bis zu der darunter liegenden Kleidung vorzudringen, um diese zu durchnässen. Dazu hat er aber kaum die Chance, vor allem als sich die Menge wieder in Bewegung setzt, sich schnell von der Stelle entfernt, als könnten sie so dem Regen entkommen und an einen trockenen Ort in die Sonne flüchten, die sich an diesem Tag hinter den Wolken und dem Nebel vor der Stadt versteckt. Die Rosahaarige löst sich aus der Menge, als sie auf der anderen Seite des Gehsteigs ankommen. Während die Massen immer weiter geradeaus strömen, folgt sie der Straße rechts hinunter. Sie bettet die Hände vor ihrer Brust aneinander und kreuzt schließlich einen Moment lang ihre zierlichen Finger. Es sind genau diese Tage, an denen sie am liebsten einen heißen Tee in einem Becher hätte, den sie durch die Gegend tragen darf und Schluckweise leert bis sie bei ihrem Ziel ankommt.
 

Ihr Blick bleibt an einem der Bäume hängen, welche in dieser Straße wachsen und der nur zu deutlich den jährlichen Witterungsprozess zeigt. Viele der Blätter liegen total verwelkt und Braun um den Stamm herum, nur noch wenige Blätter hängen an den Ästen und Zweigen, kein einziges von ihnen weist noch die prächtigen Herbstfarben auf, die die Blätter in den vergangenen Monaten angenommen hatten. Sie haben keine Kraft mehr dem Wetter Stand zu halten und fallen zu Boden, wo sie zu Haufen zusammen gerecht, oder auch mit einem Laubsauger aufgesaugt werden, wenn sie nicht sogar zuvor noch mit einem einzigen Schritt zerbröselt und fein zermahlen werden. Ein leichtes Lächeln bildet sich auf ihren zartrosanen Lippen. Fernab des Trubels auf den belebten Straßen, allein auf dem Weg, ohne andere Menschen die sich an einen drängen, kann man sogar die zartweise Wolke erkennen, die die Atemluft beim Ausatmen bildet, sobald der Atem in der Luft gefriert. Oh ja, der Witterungsprozess ist weit fortgeschritten, ebenso das Jahr, welches bald nur noch Tage zu zählen hat. Vergangene Nacht wurde wieder einmal mit der nicht aufzuhaltenden, immer schnell vergehenden Zeit, die Monatsgrenze in den letzten Monat des Jahres überschritten. Nur noch Tage, dann steht Weihnachten vor der Tür, darauf folgt Silvester und dann kommt auch schon das neue Jahr. Hoffnungsvoll blickt die Rosahaarige in den Himmel, dass bald weiße Flocken herab fallen werden und die Stadt zudecken. Sich nicht nur die Läden sondern auch das Wetter auf Weihnachten einstellen.
 

Kurz bleibt sie stehen, der Straße zugewendet und blickt zu beiden Seiten, wie man es schon als kleines Kind lernt, ehe sie schnell über die Straße läuft und auf das renovierte, große Gebäude auf der anderen Straßenseite zu. Einst wird es sicherlich viele Wohnungen beherbergt haben, wenn es nicht sogar zwei Wohngebäude waren, die zusammengeschlossen und nun zu dem umgebaut wurden, was es jetzt ist. Hell hebt sich die Fassade von denen der Gebäude rings herum ab. Auch wenn das grundlegende Gebäude schon Jahre alt ist, wirkt es durch die Renovierung doch wie ein neues Gebäude, als hätte man das alte abgerissen und das neue hier aufgezogen, aber dem ist nicht so. Sie selbst hat den Renovierungsprozess einige Male mitverfolgt, immerhin war es schon immer ihr Wunsch, ihr Traum einmal hier dazuzugehören. Lächelnd drückt sie die große schwere Tür auf und betritt das warme Innere, zieht sich die Kapuze vom Kopf. Sogleich ist das kalte regnerische Wetter von draußen vergessen und sie begibt sich nach einem kurzen Blick im freundlichen Eingangsbereich, sogleich auf die Stiegen zu um ins obere Stockwerk zu gelangen. Raum 5 wird nun der Raum sein, in dem sie sich die nächsten Stunden mit einigen anderen aufhalten wird und auch wenn, sie alle ernst bei der Sache sind, machen sie all zusammen doch etwas was jeder von ihnen liebt, und was von jedem ebenso geliebt wird, wie von ihr.
 

Die Blaugrünäugige lächelt leicht, als sie die Tür zu Raum 5 aufdrückt und sie hinter sich leise wieder zufallen lässt. „Hey, Leute.“, grüßt sie die wenigen, die bereits anwesend sind. Still such sie sich einen Platz an der Wand und schält sich aus ihrer Winterjacke, die sie an die Garderobe hängt, ehe sie sich am Boden niederlässt, aus ihrer Jeans schlüpft und aus ihrer Tasche ein paar Beinstulpen und ihre weißen, ledernen Schuhe, welche sie die nächsten Stunden brauchen wird. Die Stulpen legt sie für einen Moment zur Seite, diese wird sie sich später überziehen, wenn sie ihre Schuhe, ordentlich angezogen hat. Sie seufzt einmal kurz auf und schlüpft aus ihrer warmen Weste, legt ihr darunter liegendes Outfit frei, ehe sie in die Schuhe schlüpft und deren Bänder ordentlich um ihre Unterschenkel bindet, bevor sie sich ihre warmen weinroten Beinstulpen überstreift.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute :)

Das Klavierstück das Sakura spielt ist dieses hier.
Natürlich gibt es davon auch eine länger Version.

Freut mich das viele von euch hier her gefunden haben und das Interesse an dieser FF schon sehr groß ist!
Danke auch für eure lieben Kommentare zum Prolog!
Nach wie vor arbeite ich noch an dem ganzen "Auftreten" was noch etwas dauern könnte, da zur Zeit Kapitel schreiben etwas im Vordergrund steht. Aber ich hoffe das ich bald schöne Bilder finde die passen!

Ansonsten ja. Ich war noch nie in New York City oder der hier erwähnten und beschriebenen Bibliothek, also das hier nicht so genau nehmen, so stelle ich es mir einfach vor! ;)
Ja, wer kann jetzt schon genau erraten welche Berufe die beiden jeweils ausführen? Ich habe immer weider so kleine Hinweise reingestreut, zumindest versucht (ob die wirklcih so klein waren)?

Und ja: Sakura hat Blaugrüne Augen, ich weiß weicht ein bisschen von Original ab, aber ich stehe einfach total auf blaue Augen und wenn ich sie mit grünen Augen schreibe zieh ich ihr immer grün an und so kann ich jetzt auch zu blau greifen, was ziemlich oft passiert, da ich grün nicht unbedingt als Farbe für Kleidung mag.

Gut, genug von meinem Blabla.
Kapitelnamen werden noch folgen (oder auch nicht).
Wenn Sakura irgendein Stück spielt werde ich dieses wie oben immer angeben!

Bis zum nächsten Mal!

Lg. ZitroneneisSaly Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  dragonfighter
2016-10-29T12:54:42+00:00 29.10.2016 14:54
Super Kapitel! Du hast es echt toll beschrieben :)
Von:  Sasu1988
2015-10-26T15:45:44+00:00 26.10.2015 16:45
Huhu..sehr interessant...sasuke ist Geschäftsmann und Sakura Tanzt vll als Lehrerin?oder bringt sie das Klavierspielen bei? ??aaach...ich freu mich so das es weiter geht ^-^
Mach bitte schnell weiter 😊😊😊
Lg Sasu 🐉 😊
Von:  Kleines-Engelschen
2015-10-22T20:12:43+00:00 22.10.2015 22:12
das kapitel war echt wundervoll. ich fand es schön und detailliert geschrieben. freue mich sehr auf das nächste. mach weiter so

greetz
Von:  steffi1801
2015-10-22T19:45:35+00:00 22.10.2015 21:45
Bin Gespannt, wie es weiter geht.
Freu mich schon drauf 😊.
Lg
💛💖💛💖💛💖💛💖💛


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