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Resident Evil

Afterlife
von

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Wiedersehen

Alice hatte die immer noch bewusstlose Claire an das Bugfahrwerk eines Flugzeuges gefesselt, da sie einen erneuten Angriff vermeiden wollte. Wieso hatte Claire so wütend, schon fast wild reagiert? Gab sie nun Alice ebenfalls die Schuld an all die Grausamkeiten?

Doch dann blitzte erneut das rote Gerät auf ihrer Brust auf und einer der sechs Stränge injizierte ihr wieder etwas. Oder dieses Teil war dafür verantwortlich.

„Was mache ich nur mit dir?“, flüsterte Alice vor sich hin.

Die Sonne ging mittlerweile am Horizont unter und es wurde eisigkalt, schließlich befanden sie sich ja in Alaska. Sie hatte sowieso Glück gehabt, dass zurzeit keine Schneedecke das Landen unmöglich gemacht hatte, doch die Temperaturen machten dem kalten Land alle Ehre.

Schnell sammelte sie einige vertrocknete Äste zusammen und zündete ein Feuer. Gut, dass der Besitzer des Flugzeuges ein Raucher gewesen war, denn sonst hätte sie wohl kaum so schnell ein Feuer zustande bekommen.

Sie ließ das Feuerzeug in ihre Jackentasche gleiten, während sie zu Claire hinüberging. Dieses Teufelsteil leuchtete wieder kurz auf.

„Jetzt reicht es!“ Sie ging in die Hocke und legte eine Hand auf das Gerät. Wie aus dem Nichts traf sie ein Tritt in die Magengrube, der sie auf den Rücken fallen ließ.

Nach Luft schnappend setzte sich Alice erschrocken auf. Claire trat wild um sich und knurrte schon fast animalisch.

„Claire...“

Immer und immer wieder zog sie kräftig an dem Seil und wenn Alice nicht bald etwas unternehmen würde, dann würde das Seil reißen und Claire wäre wieder eine potentielle Gefahr.

„Tut mir Leid, Claire.“

Sie holte einen ihrer Colts heraus, doch anstatt zu schießen, ging sie im großen Bogen um sie herum und schlug mit dem Griff der Waffe gegen ihren Kopf. Hoffentlich war es nicht zu fest gewesen, denn sie sollte nur bewusstlos werden.

Claire gab nur ein kurzes Stöhnen von sich und ließ dann den Kopf vorne über sinken. Jetzt kniete Alice sich neben sie und betrachtete das Gerät genauer. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Umbrella etwas damit zu tun hatte, aber wenn das Teil erst mal ab sein würde, könnte Claire ihr hoffentlich alles erzählen.

Vorsichtig schob sie das Oberteil beiseite und fasste erneut das Ding an, doch diesmal rührte Claire sich keinen Millimeter. Sie prüfte vorsichtshalber den Atem von Claire, der schwach und ruhig ging, bevor sie dann mit großmöglichster Kraft ihr das Teil von der Brust riss. Funken sprühten und Claire schrie kurz auf, doch ihr Bewusstsein kehrte nicht zurück.

Vorsichtig trennte sie die Schläuche von ihrer Haut und tupfte die offenen Wunden sauber, so wie die Platzwunde an ihrem Kopf. Dann setzte sie sich einige Schritte entfernt ans Feuer.

Wer hatte ihr das angetan und was sollte damit bezweckt werden? Sie riss die restlichen Schläuche von dem Herzstück des Teils ab und begutachtete es im Glanz des Feuers. Es enthielt eine Flüssigkeit und wurde offenbar durch die Schläuche, die tief in den Körper hinein gereicht hatten, in den Blutkreislauf oder in das Nervensystem injiziert. Es war eindeutig die kranke Handschrift von Umbrella und als sie die Rückseite betrachtete, fand sie den Beweis. Das Logo der Firma verzierte das glatte Metall.

„Umbrella. Ich habe eigentlich gedacht, dass mit der Zerstörung des Hauptquartieres alles vorbei sei, doch da habe ich mich wohl geirrt.“ Sie seufzte. „Dann war doch alles umsonst.“

Sie überlegte kurz die Kamera rauszuholen, doch sie hatte keine Lust irgendetwas aufzuzeichnen, vor allem, wenn es keine gute Nachrichten waren.

Die Sterne wanderten über das Himmelszelt. Alice konnte kein Auge zu machen, weshalb sie entschied Wache zu halten. Immer wieder drehte sie das Teufelsding in ihren Händen und versuchte sich einen Reim darauf zu machen, doch nichts ergab einen Sinn. Umbrella hätte keinen Nutzen gehabt, willenlose Sklaven zu haben. Nicht jetzt, wo eh schon mehr als zwei Drittel der Welt dem Untergang geweiht war. Vielleicht waren es auch nur irgendwelche Idioten gewesen, die zufällig an die Technologie von der Firma herangekommen waren oder es war einfach mal wieder ein durch geknallter Forscher, der seine letzten Tage noch mit einem verrückten Experiment verbringen wollte. Alles schien absurd zu sein.

Plötzlich hörte sie einen leisen Laut, der sie hochschauen ließ. Claire zuckte zusammen und versuchte sich auch sogleich von den Fesseln zu befreien, doch diesmal schien es keine Wut zu sein, die sie lenkte, sondern Angst und Ungewissheit.

„Ist ja gut“, versuchte Alice sie zu beruhigen und ging auf sie zu.

Claire’s Blick suchte sofort nach dem Schuldigen und ruhte schließlich auf Alice.

„Ist ja gut“, wiederholte sie.

Sie zog noch ein paar Mal an dem Seil, bevor sie endlich Ruhe gab. Alice entschied lieber einen Schritt vor ihr in die Hocke zu gehen um einem eventuellen Angriff aus dem Weg zu gehen, denn sie machte den Eindruck als würde sie Alice kein bisschen vertrauen. Sicher, warum sollte sie auch? Alice hatte sie alleine mit den Überlebenden nach Alaska geschickt und was immer hier passiert war, sie hätte es verhindern können, wenn sie nur mitgeflogen wäre.

„Tut mir furchtbar leid. Aber ich musste dir das Ding hier abnehmen.“ Sie hielt das Metallteil mit dem roten Aufsatz und den Strängen hoch. „Was ist das? Wer hat dir das angetan?“

Alice bekam nur einen misstrauischen Blick von Claire als Antwort. Also schlug sie einen anderen Weg ein.

„Weißt du eigentlich noch, wer ich bin?“

Claire’s Blick veränderte sich nicht. Sie sah wie jemand aus, der auf der Straße von einem wild fremden angesprochen wurde und da sie nicht einfach abhauen konnte, schwieg sie nur. Alice entglitt ein Seufzer. Vielleicht musste sie ihr einfach nur auf die Sprünge helfen.

„Mein Name ist Alice. Wir haben uns vor achtzehn Monaten in der Wüste Nevadas getroffen. Kannst du dich überhaupt nicht erinnern?“ Erwartungsvoll schaute sie Claire an, doch keine Reaktion. „Mikey, Carlos, L.J, K-Mart?“

Ihr Blick veränderte sich, doch es kam immer noch kein einziges Wort über ihre Lippen, also versuchte Alice es weiter.

„Du bist mit einem Hubschrauber nach Alaska geflogen, zusammen mit ein paar Überlebenden. Arcadia. Schon mal gehört?“

Claire schüttelte fast unmerklich den Kopf. Alice‘s anfängliche Freude über das Wiedertreffen mit einer alten Freundin wandelte sich in Enttäuschung. Sie hatte so sehr gehofft zu erfahren, was mit all den anderen passiert war. Wollte hören, dass sie es sich alle in einem schönen abgelegenen Dorf bequem gemacht hatten, doch nichts. Rein gar nichts hatte sie erfahren können und ihr Gefühl sagte ihr auch, dass irgendetwas anderes vorgefallen sein musste, denn diese Stadt Arcadia gab es in Wirklichkeit gar nicht.

„Wie auch immer. Du solltest dich ausruhen. Wir werden bei Tagesanbruch weiterfliegen.“

Claire nickte nur schwach und legte ihr Kinn auf die Brust. Es dauerte nicht lange bis Alice ihren ruhigen und gleichmäßigen Atem hören konnte. Wenigstens eine konnte sich diese Nacht erholen.

Als der erste Sonnenstrahl Alice blendete, verstaute sie alles nötige in ihren Taschen und trat die letzte Glut aus. Vorsichtig band sie Claire los, die immer noch tief und fest zu schlafen schien. Sicherheitshalber fesselte sie erneut die Handgelenke zusammen und verfrachtete sie in den Sitz hinter dem Piloten.

Schnell noch der letzte Check, doch was dann? Sie starrte auf die Koordinatenanzeige. Welche Koordinaten sollte sie jetzt eingeben? Sie hatte ihr Ziel erreicht und nur Enttäuschung gefunden. Nicht nur Enttäuschung, schließlich hatte sie Claire gefunden, aber hilfreich war dies bisher auch nicht gewesen. Hoffentlich würde sie wenigstens bald ein paar Worte mit ihr sprechen, denn wie lange war es her, dass Alice mit jemandem gesprochen hatte? Aber wo sollte sie jetzt hin? Nachdem sie schließlich ein wenig in den Karten rumgestöbert hatte, wählte sie ein unwillkürliches Ziel und startete den Motor.

Davon wurde Claire offenbar wach, denn Alice nahm ihre Bewegung im Rücken wahr, doch sie schwieg weiterhin. Sie hatte erst überlegt, ihrem Gedächtnis weiterhin auf die Sprünge zu helfen, doch sie entschied sich dagegen.

Dafür müsste sie zu sehr in der Vergangenheit kramen und das wäre keine gute Idee gewesen. Es war ihr ja schon schwer gefallen Claire die Namen, der damaligen Begleiter aufzuzählen ohne daran denken zu müssen, wie Mikey, der immer für die Überwachung des Konvois zuständig gewesen war, von drei aggressiven Zombies gefressen wurde, wie Carlos, der ihr gezeigt hatte, dass man selbst in den schlimmsten Zeiten nicht alleine sein musste, in Flammen aufging oder wie L.J, der schwarze Kerl mit der großen Klappe, totenbleich seine Freunde anfiel. Das alles hatte sie tief in sich vergraben und nur ungern wollte sie daran erinnert werden. Also schwieg Alice diesmal.

Kaum hatten sie abgehoben, erinnerte sich Alice an die Kamera und stellte sie vor sich auf dem Bedienpult in Position.
 

Erst zwei Stunden später betätigte sie wie allzu oft den Aufnahmeknopf.

„Vierter Mai, acht Uhr morgens. Nehme Kurs auf Prince Rupert/British Columbia. Erst überfliege ich Vancouver, dann weiter südlich nach Seattle. Von da aus Richtung San Francisco, und dann weiter die Westküste entlang.“ Dies war der Kurs gewesen, den sie sich ungefähr ausgesucht hatte, doch was sie dort zu finden hoffte, wusste Alice selbst nicht. Überlebende? Wohl kaum. Einen sicheren Ort? Nicht auf dieser Welt.

„Mein Passagier ist nach wie vor sehr gesprächig. Was immer das auch für ein Ding war, damit wurde ihr irgendetwas injiziert, wodurch sie ihr Gedächtnis verloren hat.“ Tatsächlich hatte Alice sich auf ein bekanntes Gesicht gefreut, denn besonders Claire hatte sie damals als Kameradin gewonnen, da auch sie in ihrem Umkreis sehr viel Tod und Verderben hatte erleben müssen.

Die größte Gemeinsamkeit bestand wohl darin, dass sie beide sich selbst die Schuld für all das Geschehene gaben, denn Claire hatte damals die Verantwortung für den Konvoi übernommen und einer nach dem anderen verfiel dem Virus. Genau wie Alice, die in Raccoon City alles versucht hatte um dort die letzten Überlebenden sicher rauszubringen und schließlich selbst der kleinen Angie das Leben genommen hatte, weil Umbrella sie dazu gebracht hatte. Man konnte sie steuern, sie zu einer Tötungsmaschine machen, doch das alles war endlich vorbei. Sie atmete tief durch und merkte wie sie leicht zitterte, als sie an Angie’s Gesicht dachte, kurz bevor sie ihrem Leben ein Ende bereitete. Sie verdrängte die Erinnerung.

„Hoffentlich ist das nicht für ewig“, fügte sie dem Videoeintrag noch hinzu und schaltete die Kamera aus.

Stunden vergingen. Alice hatte ihre Mitfliegerin schon beinahe vergessen, als sie plötzlich eine Stimme von hinten wahrnahm.

„Dein Name ist Alice, richtig?“, fragte sie zögerlich.

„Sie spricht“, gab Alice erstaunt als Antwort.

„Das mit dem Angriff tut mir leid.“ Alice schüttelte nur kurz den Kopf. Ihr war bewusst, dass Claire nicht die Absicht gehabt hatte sie anzugreifen, auch wenn es doch ziemlich knapp gewesen war. Bei ihrem ersten Treffen hätte Alice ihr das zugetraut, da sie ihre von Umbrella hervorgerufenen Kräfte gezeigt und Claire Sorge um ihre Schützlinge gehabt hatte, doch heute war dies nicht mehr der Fall. Ehe Alice hätte etwas erwidern können, sprach Claire weiter.

„Ich weiß nicht, was passiert ist. Kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nicht mal, wie ich heiße.“

Alice erkannte den enttäuschenden Unterton in ihrer Stimme und wenigstens in diesem Punkt konnte sie ihr helfen.

„Du heißt Claire. Claire Redfield.“

„Claire“, wiederholte sie.

„Kommt der dir bekannt vor?“

Claire schien zu zögern, vielleicht dachte sie auch einfach nur nach, doch schließlich antwortete sie abermals enttäuscht.

„Ehrlich gesagt, nein.“

Alice erinnerte sich an den Augenblick als sie aus der Glaskapsel gespült und von einem Doktor angehoben wurde. Man hatte sie wie ein Kleinkind behandelt, doch es war auch nötig gewesen. Sie hatte weder gewusst wie man schreibt, noch wie man spricht. Und als man sie nach ihrem Namen gefragt hatte, konnte sie keine Antwort geben. Noch nicht. Im Gegensatz zu Claire, kamen ihr all die Erinnerungen in Bruchteilen einer Sekunde zurück und dann war ihr klar gewesen, dass sie sich in einem Umbrella Labor befunden und man ihr wieder schreckliche Dinge angetan hatte.

„Du wirst dich dran gewöhnen.“ Damit wollte sie Claire eigentlich aufmuntern, doch sie konnte den sarkastischen Tonfall nicht vollkommen unterdrücken.

„Willst du mir nicht mal die Fesseln lösen?“

„Erst, wenn wir uns etwas besser kennengelernt haben“, entgegnete Alice trocken.



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