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Resident Evil

Afterlife
von

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Raccoon City

Es war ein Tag wie jeder andere auch. Rain befand sich gerade in der Umkleide und zog nach einem langen Arbeitstag die Uniform aus. Verschwitzte Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Heute hatten sie einen spontanen Großeinsatz, der den westlichen Bereich der Stadt betraf. Verrückte Einwohner hatten wild protestiert und Eigentum der Umbrella Corporation zerstört. Dazu gehörte auch das kleinere Firmengebäude am Rande von Raccoon City. Man hatte sofort das Spezialkommando der Firma her zitiert, das von One angeführt wurde und in dem Rain Mitglied war. Die Situation war dank der hervorragenden Ausbildung von Umbrella schnell unter Kontrolle, doch die Worte der blonden Frau spukten in ihrem Kopf herum.

Diese Stadt gibt es gar nicht! Sie lügen uns an! Wir sind alle nicht echt! Diese Worte hatte sie immer und immer wieder gesagt bis One ihr eine Kugel durch den Kopf jagte. Rain konnte sich einfach nicht an die Kaltblütigkeit der Umbrellasoldaten gewöhnen, doch woanders hatte man sie nicht gewollt. Weder bei der Stadtpolizei, noch beim CIA oder dem FBI. Frauen waren nur als Sanitäter zu gebrauchen und nicht an der Front. Trotz allem war sie hier die beste Schützin.

Langsam drehte sie den Wasserhahn auf und ließ erst kaltes, dann kochend heißes Wasser über ihren Körper laufen. Was ließ eine Frau so durchdrehen? Eigentlich scherte Rain sich einen Scheißdreck um irgendwelche Details der Einsätze, doch es verfolgte sie.

Sie zog das enge Haargummi aus den Haaren und massierte ihre Kopfhaut mit Shampoo ein. Der Duft nach Kiwi verbreitete sich.

Wahrscheinlich würde es sie auch nicht weiter kümmern, wenn da nicht diese ständig wiederkehrenden Alpträume wären. Fast jede Nacht träumte sie von irgendwelchen Untergrundlaboren und von irgendwelchen Mutationen, doch es ergab einfach keinen Sinn. Immer wenn sie angestrengt versuchte sich an irgendwelche Details aus dem Traum zu erinnern, schnitten höllische Kopfschmerzen ihren Gedankengang ab.

Einmal hatte sie J.D. darauf angesprochen, der ihr bestätigte, dass er ebenfalls solch seltsame Träume hatte. Spätestens da war Rain‘s Misstrauen geweckt. Und nun dieser Vorfall.

Das letzte bisschen Schaum verschwand im Abfluss.

Vielleicht tat sie weiter daran gut, sich aus den Angelegenheiten anderer rauszuhalten, doch andererseits könnte die Kacke auch ziemlich am Dampfen sein. Als Rain aus reiner Langeweile, weil sie mal wieder auf J.D. warten musste, einen Angestellten von Umbrella nach seinem Arbeitsbereich fragte, war dieser nervös geworden und hätte sie vermutlich am liebsten gleich zum Schweigen gebracht. So ziemlich alle verhielten sich merkwürdig, außer J.D. Salinas.

Er war ihr engster Kamerad und obwohl er ihr manchmal ziemlich gegen den Strich ging, war sie froh, ihn zu haben. Jeden Freitag gingen sie ein Bier zusammen trinken und Rain war sich nicht sicher, ob er sich manchmal mehr von den Abenden versprach, doch engere Beziehungen waren nicht so ihr Ding. Die engste Beziehung, die sie pflegte, war die zu ihrer 9mm Knarre. Trotz allem war sie dankbar für den einzigen vernünftigen Kerl in der Truppe.

„Hey, soll ich dir beim Duschen helfen?“, ertönte eine Stimme aus der benachbarten Umkleide.

„Wenn du auch nur einen Schritt hierein wagst, hast du ein schickes Loch zwischen deinen Augen, J.D!“

Zügig warf sie sich ein Handtuch um und drückte ihre Haare aus.

„Dann schwing mal deinen süßen Hintern aus der Dusche und zieh dir was an.“

Die Umkleidetür fiel ins Schloss. Der Kerl hatte wohl immer einen dummen Spruch parat, aber Rain war nicht anders. Selbst in den beschissensten Situationen hatten die beiden noch Zeit um sich unpassende Sachen auszudenken. Ihr Mundwinkel glitt nach oben. Sie waren einfach auf derselben Wellenlänge und dafür mochte sie ihn.

In völliger Eile trocknete sie sich ab und zog sich ihre Jeans, ein weißes Tank-Top und die Lederjacke über. Dann noch schnell in die Sneakers geschlüpft und die Haare so gut wie möglich trocken gerubbelt.

„Immer diese Eile“, raunte sie, während sie die Umkleide verließ.

„Frauen und ihr Beautywahn.“

Dafür kassierte er einen Schlag in die Seite, doch dann nahm er sie in den Schwitzkasten und zog sie bis aus dem Gebäude.

„Hey, jetzt reicht es aber mal! Ich bin doch kein Teddybär, mit dem du kuscheln kannst!“

Daraufhin ließ er sie los und beide lachten lauthals. Das war noch eine Eigenschaft von J.D, er konnte andere ihre Sorgen und Nöte vergessen lassen.

Während sie die Straße entlang schlenderten, kam dennoch der heutige Einsatz wieder in ihren Sinn.

„Sag mal, was hältst du von dem Vorfall heute?“ Die Sonne ging gerade unter, weshalb es leicht frisch wurde. Also machte Rain schnell die Jacke zu und steckte ihre Hände in die engen Hosentaschen. „Ich meine, es war schon ziemlich verrückt, oder?“

„Was ist schon normal? Denk doch mal nach.“ Er tippte leicht Rain mit einem Finger gegen die Seite vom Kopf. „Wenn eine Firma schon so eine Eilte Einheit wie uns braucht, dann ist doch klar, dass sie öfters mal Probleme hat, oder?“

Rain dachte über seine Worte nach. Sie klangen logisch, aber die Frage ist, was es mit diesen „Problemen“ auf sich hatte und vor allem welche Art von Problemen es war.

„Du hast wohl Recht, aber wie können Leute so durchdrehen? Es waren ja auch nicht nur zwei, sondern gleich zwei Dutzend.“

„Verrückte gibt es überall“, sagte er mit einem Schulterzucken.

„Vielleicht bin ich ja dann auch verrückt.“

Als Rain kurz zu ihm blickte, sah sie wie sein Blick ernst wurde. Wenn er so schaute, konnte man ihm einfach nicht in die Augen schauen ohne das Gefühl zu haben, dass er wie in einem offenen Buch in einem las.

„Wie meinst du das?“

„Na ja, ich habe immer wieder diese Träume und-“

„Träume haben wir alle, Rain.“

„Aber selbst wenn ich versuche meine Vergangenheit zu ordnen, habe ich Lücken im Gedächtnis.“

Sie spürte wie J.D. sie an der Schulter festhielt und zu sich drehte. Sie wandte ihren Blick weiterhin nicht vom Boden ab.

„Keiner kann sich daran erinnern wie er als Baby in die Windel geschissen hat. Wir vergessen einfach mit der Zeit. Ich meine, das ist doch ganz natürlich. Außer du bist so ein Genie, was mit Millionen Nachkommastellen im Kopf rechnen kann.“

Rain schmunzelte leicht. Wieder hatte es J.D. geschafft sie aus einem tiefen Gedankenloch zu holen.

„Vermutlich haben Sie Recht, Doktor Einstein.“

„Sag ich doch.“

Rain schenkte ihm ein kleines Lächeln und machte auf Absatz kehrt, als sie plötzlich mit jemandem zusammenstieß.

„Entschul-“ Rains Stimme versagte.

Hellblaue Augen schauten sie an. Augen, die sie kannte, aber sie konnte sich nicht erinnern oder doch?

„Ich habe Sie nicht gesehen, tut mir Leid“, sagte die Frau mit dem schulterlangen blondbraunen Haar.

Diese Stimme. Auch diese löste irgendetwas in Rain aus, doch sie wusste nicht was. Kopfschmerzen ließen Rain zusammensinken.

„Rain?“, fragte J.D. besorgt.

Rain. Ich mach mir Sorgen um deine Verletzungen. Diese Worte hatte jemand zu ihr gesagt, doch von wem stammten sie? Tausende Explosionen lösten sich in ihrem Gehirn aus. Was zum Teufel geschah hier?

„Krepier mir jetzt hier nicht, Rain! Verdammt nochmal, wir brauchen einen Notarzt!“

Hier stirbt keiner mehr. Aufbauende Worte, doch es waren nicht J.D‘s Worte oder doch? War es in einem Einsatz vorgekommen? Nein, Rain erinnerte sich nicht an solch eine Situation, jedenfalls nicht mit J.D, doch irgendwo im Unterbewusstsein wollte sich etwas hervor graben. Eine Erinnerung, die alles erklären würde. Rain schrie unter Schmerzen auf und kniff die Augen zu. Das letzte, was sie sah, war der Vollmond am Nachthimmel, bevor sich schließlich eine riesige Lichtexplosion vor ihrem inneren Auge abspielte.

Dann eine blaue Flüssigkeit. Schwamm sie in irgendetwas? Nein, es war eine grüne Substanz. Oder doch nicht? Verzehrte Stimmen drangen an ihr Ohr. Dann folgte wieder eine Schwärze.

Schweißgebadet wachte sie in ihrem Schlafzimmer auf. Ihr Blick ging starr zur Decke. So etwas hatte sie noch nie geträumt. Es war alles so real und doch schien sie nur geschlafen zu haben. Um sich zu beruhigen strich sie über ihr weißes Bettlaken und zurück blieb eine Spur von einer blauen Flüssigkeit, die sich noch zwischen ihren Fingern befunden hatte.

Nein, diesmal war es kein Traum gewesen.



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