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Sanguis et Gladius

Blut und Schwert
von

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Chapter 9: Vergebung

Renard rannte einfach geradeaus. Er wollte nur noch weg von diesen irren Schattenelfen. Doch seine Wunden machten ihm zu Schaffen. Ebenso wie der Hunger und der Durst. Er war sehr geschwächt, aber er lief einfach weiter, ohne auf dem Weg zu achten. Warum nur hatte er dieser Schattenelfe vertraut?!? Er hätte sich doch denken können, dass sie ihn verrät! Er war so im Gedanken vertieft dass er die knorrige Baumwurzel, die aus der Erde ragte, nicht bemerkte. Natürlich blieb er mit dem Fuß darin hängen und legte sich ordentlich aufs Maul. Er fiel direkt in das seichte Wasser eines kleinen Flusses. Renard war am Ende seiner Kräfte. Verletzt und geschwächt. Er hatte nicht mal mehr die Kraft um aufzustehen. Ein paar Minuten lag er einfach nur da mit geschlossenen Augen. Da spürte er plötzlich eine samtig weiche Berührung an seiner Wange. Renard öffnete die Augen einen Spalt und blickte in zwei feurig rot-gelbe, echsenhafte Augen, die in einem großen, mit schwarz-grauen Schuppen bedeckten Schädel saßen. Vereinzelt hingen dem seltsamen Wesen lange, graue Haarsträhnen ins Gesicht. Renard schloss kurz die Augen und öffnete sie dann ganz. Erst jetzt bemerkte er den großen, pferdeartigen Körper, der auch mit schwarz-grauen Schuppen bedeckt war. Das Wesen hatte zwar Beine wie ein Pferd, aber statt Hufen hatte es drachenartige Klauen. Außerdem hatte es keinen Schweif wie ein normales Pferd sondern eher die Rute eines Löwen. »Ein… ein Drachenpferd…?« murmelte der Vampir ungläubig. Er hatte bisher nur in Geschichten von diesem mystischen Wesen gehört. Er hätte nie gedacht, je eines in Wirklichkeit zu sehen. Das Drachenpferd schnaubte ihm ins Ohr, so als wolle es ihn zum aufstehen bewegen. Renard spürte, wie langsam seine Lebensgeister wieder zurückkehrten. Er stand auf, so wie es das Drachenpferd von ihm verlangte. »Ich danke dir.« sagte der Vampir, als er dem Pferd über die samtige Nase strich. Es wieherte, wobei das Wiehern echohaft klang und leicht an eine Art Brüllen erinnerte. Renard lächelte als plötzlich die Schmerzensschreie von Soraya zu hören waren. Renard erschrak und wand seinen Kopf sofort in die Entsprechende Richtung »SORAYA!!« Das Drachenpferd fixierte ihn mit seinen feurigen Augen. Es schob den Vampir mit seinem drachenartigen Kopf in die Richtung, aus der die Schreie kamen. »A… aber… bis ich ankomme ist sie bestimmt schon tot…« meinte Renard. Er wusste nicht, ob er wirklich zurückkehren sollte. Schließlich hatte Soraya ihn ja verraten und ausgeliefert. Allerdings… ihn schmerzte das Herz bei dem Gedanken daran, sie zerfetzt und leblos aufzufinden. Das Drachenpferd wieherte laut und ließ ihn aufsteigen. Renard hielt sich an den Hörnern, die zwischen den Ohren des Drachenpferdes saßen, fest, als das Tier los galoppierte. Das Drachenpferd schien regelrecht durch den Wald zu fliegen. Kein Wunder, denn Drachenpferde waren doppelt so schnell wie normale Pferde.

Soraya lag zitternd auf dem Waldboden. Ihr Körper war übersät mit Stichverletzungen und um ihr hatte sich bereits eine große Blutlache gebildet. Sie konnte kaum mehr die Augen offen halten. Sie schloss die Augen ganz und lauschte. Sie hörte schnelle Schritte, die immer lauter wurden. »SORAYA!!» rief Renard. Er sprang vom Rücken des Drachenpferdes und lief zu der schwer verletzten Schattenelfe. Diese erschrak, als sie seine Stimme erkannte. »R… Renard…« begann sie. Ihre Stimme klang etwas heiser »B… bitte geh w… wieder.« murmelte sie leise. Sie versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. Renard dachte nicht einmal daran zu gehen. Er hob sie vorsichtig hoch und trug sie zu dem Drachenpferd. Erschöpft und geschwächt lehnte Soraya ihren Kopf an die Schulter des Vampirs. Er war tatsächlich zurückgekommen. Soraya war glücklich, aber gleichzeitig hatte sie Angst um ihn. Fafnir würde seine Aura aufspüren. Abermals flüsterte Soraya, dass Renard lieber wieder gehen sollte, aber er ignorierte sie einfach. Er setzte die Schwarzhaarige vorsichtig auf den Rücken des Drachenpferdes. Kaum das die Schattenelfe mit dem warmen, schuppenbedeckten Körper des Tieres in Berührung gekommen war, spürte sie, wie ihre Wunden langsam heilten. Ihre Sicht wurde wieder klar und sie erkannte, auf welch erhabenem, seltenen und mächtigen Geschöpf sie saß. Soraya stockte der Atem als Renard hinter ihr aufstieg. Reflexartig klammerte sich die Schattenelfe an den Hals des Drachenpferdes. Renard hingegen hielt sich wieder an den Hörern fest. Gerade als das Tier sich in Bewegung setzte, war aufgeregtes Stimmengewirr zu hören »SCHEIßE!!! STEHT DA NICHT SO RUM!! HALTET SIE AUF!!!« schrie Fafnir wütend. Renard erschrak. Er trieb das Drachenpferd an und es gehorchte. Das Tier stieg auf und schoss dann regelrecht an den Schattenelfen vorbei ins Dickicht des Waldes. Dank des kräftigen Körpers und den Drachenschuppen machte dem Drachenpferd das Geäst des Dickichts nicht das geringste aus und schon bald war es zwischen den Bäumen verschwunden.

Fafnir blickte dem Pferd wütend hinterher und ballte die Hände zu Fäusten. Baki, eine sehr junge Schattenelfe, zielte mit ihrer Armbrust auf die Stelle, wo das Drachenpferd verschwunden war. Fafnir jedoch hielt sie davon ab »Lass es, Baki. Sie sind zu schnell und zu weit weg. Du würdest sie eh nicht treffen. Und außerdem war das ein Drachenpferd. Drachenpferde kontrollieren das Feuer und teilweise auch Gift. Hättest du es angegriffen wäre das dein sicherer Tod gewesen.« Baki senkte die Armbrust wieder »Natürlich, Clan-Führerin Fafnir.« meinte sie unterwürfig. Sie und ihr älterer Zwillingsbruder Laki waren mit 15 die jüngsten in Fafnirs Jagdtruppe. Besonders Baki bewunderte Fafnir. In ihren Augen war die Silberhaarige einfach die Größte. »Und außerdem…« fuhr Fafnir fort »Drachenpferde haben eine extrem starke Aura. Es wird ein leichtes sein, sie aufzuspüren!« Die Augen der Clanführer begannen, sich zu verändern: Ihre Pupillen zogen sich zu dünnen Strichen zusammen und ihre sonst weinroten Iriden nahmen eine blutrote Farbe an.

Soraya klammerte sich an den Hals des Drachenpferdes. Auf ihre Wangen legte sich eine leichte Röte, als sie Renards Körper so nah bei sich spürte. Die Bäume flogen nur so vorbei und plötzlich lichtete sich der Wald vor ihnen: Das Drachenpferd galoppierte genau auf eine tiefe Schlucht zu. Soraya erschrak. Sie starrte nach vorne und war kurz davor, einfach abzuspringen. Renard jedoch legte einen Arm um sie. Mit der anderen Hand hielt er sich weiterhin am Horn des Pferdes fest »Hab Vertrauen. Uns wird nichts passieren.« Bevor Soraya irgendwie reagieren oder etwas auf Renards Worte erwidern konnte sprang das Drachenpferd – und flog regelrecht über dem Abgrund der gut 10 Meter breiten Schlucht hinweg. Das Drachenpferd setzte auf der anderen Seite der Schlucht auf und ließ Renard und Soraya absteigen. Die Schattenelfe war etwas zittrig auf den Beinen. Nicht etwa wegen den Verletzungen. Eher wegen der Tatsache, dass Renards Körper so nah an dem ihren war. Außerdem war sie es nicht gewohnt, auf einem Pferd zu reiten. Erst recht auf keinem Drachenpferd. Die Schwarzhaarige brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. Unterdessen strich der Vampir dem Drachenpferd über die samtige Nase »Vielen Dank. Ohne dich hätten wir das nie geschafft.« bedankte er sich bei dem Tier. Auch Soraya berührte, wenn auch eher zögerlich, die Nase des Pferdes. Es schnaubte. »V… vielen D… Dank.« meinte die Schattenelfe eingeschüchtert. Das Pferd hob und senkte den Kopf, so als würde es nicken. Dann sprang es in einem Satz auf eine der Felssäulen und war auch schon verschwunden. »Ab jetzt müssen wir alleine weiter.« meinte Renard, als er dem Drachenpferd, welches von Felsen zu Felsen sprang und langsam immer kleiner wurde, nachsah. »W.. wir…?« fragte Soraya vorsichtig. Renard drehte sich zu ihr um und lächelte. Er… lächelte? Obwohl sie ihn verraten hatte?!? »Na klar.« meinte er lächelnd. »…warum…? ich habe dich verraten…..« meinte Soraya traurig. »Es ist ok. Ich kann deine Lage verstehen und ich verzeihe dir.« Soraya sah auf. Sie konnte einfach nicht mehr anders: Sie fiel dem Vampir um den Hals »D… Danke, Renard.« flüsterte sie ihm ins Ohr…



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