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Vergessen

Den Tod im Blick
von

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Drei (Reise und Tod)

Klaus war tot, Mag war tot, Lian war tot, meine Eltern waren tot. Und für zwei dieser Tode war Kira verantwortlich. Hatte ich noch Angst vor dem Tod? Ich horchte in mich hinein und fand nur noch abgestumpfte Gleichgültigkeit.

Was hielt mich eigentlich noch hier? Das erste Mal, seit ich mich erinnern konnte, war mir noch nichts so klar geworden: Ich wollte Kira finden, teils aus Gerechtigkeit, teils aus Neugier. Ich wollte wissen, wie er tötete. War er wirklich ein Gott, oder einfach nur ein bösartiges Genie?

Ich wollte ein Agent werden, koste es, was es wolle.
 

„Ich hätte noch eine Frage“, begann ich. „Wird das FBI weiter gegen Kira ermitteln oder gibt es jemand anderen, an den ich mich wenden kann?“

Der Agent schaute mich zuerst verwirrt und dann verärgert an.

„Was willst du denn besprechen?“, fragte er mich. Als ich ihm nicht antwortete, gab er etwas nach und antwortete brav auf meine Frage. „Auf jeden Fall kannst du es dann nur bei der japanischen Polizei versuchen, das FBI stellt die Ermittlungen ein. Wir können nicht zulassen, dass wir noch mehr Agenten in den Tod schicken. Es ist ja nicht nur dein Cousin gestorben, nein, Kira hat sie alle auf einmal vernichtet und das trotz strengster Geheimhaltung.“ Mr. Zounboum klang nun etwas verbittert und ärgerlich, fasste sich aber wieder schnell. Das war meine Chance, jetzt wusste ich, wie ich in rumkriegen konnte.

„Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Ich wollte schon länger Agentin werden und möchte trotz Minderjährigkeit ermitteln. Ich kann mich perfekt tarnen, weil niemand so einen jungen Agenten vermutet.“

„Wir arbeiten aber nicht mehr an dem Fall.“ Der Agent blieb hart, aber nicht mehr lange.

„Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Wollen sie den Mörder nicht auch bestrafen. Ich habe meine Eltern, meinen Cousin und meine beste Freundin verloren, habe nichts mehr zu verlieren. Außerdem möchte ich mit L reden.“ Flehend blickte ich ihn an. Anfangs wurde seine Miene etwas weicher, dann wieder mit einem Mal hart. Anscheinend war mein Gerede nicht so gut gewesen, wie ich gehofft hatte.

„Was verheimlichst du mir? Ich habe schon oft genug mit lügenden Kollegen zusammengearbeitet, mit mir kannst du nicht spielen. Sag mir einfach, warum du so um den heißen Brei herumredest.“

War ich so einfach zu durchschauen? Die Wahrheit konnte ich Mr. Zounboum nicht sagen, die musste ich für mich behalten, oder konnte sie höchstens dem verrückten Genie L anvertrauen, wenn sie es jemandem sagen musste. Kurz überlegte ich, dann fasste ich einen Entschluss.

„Es tut mir leid.“ Das war ein guter Anfang. „Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber es ist sehr wichtig. L könnte ein gewisses Detail übersehen haben, das darf aber auf keinen Fall in Kiras Ohren kommen und irgendwie hat Kira auch von den Agenten Wind bekommen, also habe ich kein besonderes Vertrauen gegenüber allen anderen.“

„Und L vertraust du?“, fragte der Agent mich ironisch.

„Ja.“ Hundertprozentig tat ich das zwar nicht, aber es war besser, das hier nicht zuzugeben. Wenn L und Kira dieselbe Person waren, wie es manche im Internet behaupteten…nein, darüber wollte ich erst gar nicht nachdenken.
 

Mr. Zounboum seufzte, dann zog er das Handy aus der Tasche.

„Ich schaue, was sich machen lässt, aber glaube besser mal nicht, dass du für uns Agentin spielen kannst. Du bist nicht einmal ausgebildet.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

Dank der offenen Tür konnte ich aber beim darauffolgenden Telefongespräch zuhören.

„Ich weiß, wie verdächtig sie sich macht, aber wenn sie einen wichtigen Hinweis hat…zumindest die japanische Polizei sollten wir informieren…du denkst, dass Kira zur japanischen Polizei gehört? ...Sollten wir sie vielleicht doch unbemerkt einschleusen…gegen Kira sind alle Mittel recht…ja ich verstehe…gib mir eine halbe Stunde.“ Dann legte er auf, steckte kurz mit den Worten: „Ich rede noch kurz mit den Erwachsenen“, den Kopf bei der Tür herein und verschwand gleich wieder.
 

Die Fahrt dauerte eine Viertelstunde. Anscheinend trafen wir einen von Mr. Zounboums Vorgesetzten.

Wie der Agent meine Tante und meinen Onkel von meiner Agentenidee überzeugt hatte, wusste ich immer noch nicht, aber er musste verdammt gut sein.

Wir schritten auf ein großes kastenförmiges Betongebäude zu, in dem sich anscheinend das FBI befand. Ein schon etwas älterer Herr öffnete uns die Eingangstüre. Jack, er hatte mir gesagt, dass ich ihn so nennen durfte und ich war froh, dass das sein richtiger Name war und ich mich nicht versprechen konnte, führte mich die schwach beleuchteten Gänge entlang, vorbei an Metalltüren und formell angezogenen Männern.

Endlich kamen wir vor einer Tür zum Stehen, wie ein Gentlemen hielt mir Jack die Tür auf und ich betrat den Raum.

Ein ziemlich kleiner Raum. Hinter Stapeln aus Papier und Akten, verbarg sich ein ebenso kleiner Mann, der mich mit strengem Blick musterte.

„Das Fräulein Evelyn also…“, kurz blickte er wieder in Richtung Tisch, ich konnte aber nicht sehen, was er sich anschaute. „Stimmt es, dass sie einen Unfall hatten und sich an die Dinge von dem Unfall nicht erinnern können.“ Er blickte mich wieder prüfend an.

Anscheinend hatte das FBI so seine Quellen, das wussten eigentlich nur Tante, Onkel und Psychologe. Wahrheitsgemäß nickte ich mit dem Kopf.

„Das Genie ist aber anscheinend erhalten geblieben.“ Jetzt lächelte er kurz. Meine Tante hatte mir erzählt, dass ich früher ziemlich viel wusste.

„Mein Gehirn ist immer noch dasselbe. Falls sie wollen, kann ich benötigtes Wissen noch erwerben.“

Darauf lachte der Mann.

Und wie es sich herausstellte, war George, der auch Leiter einer kleinen Abteilung war, ein sehr netter Mann. Und er liebte es ungemein, im Hintergrund zu arbeiten.

„Ich kann euch einen Flug und falsche Identitäten besorgen, in Japan seid ihr aber auf euch angewiesen“, schlug er nach einem längeren Gespräch vor. „Aber keine Agentenpässe, sonst flieg ich raus.“

Damit war es beschlossen.

Noch ein letztes Mal fuhr ich nach Hause, um Koffer zu packen und mich von Tante, Onkel und Cousine zu verabschieden, dann ging es los.
 

Mit einem anderen Auto wurde ich von Jack, der jetzt Cloude hieß und mein Vater war, abgeholt und wir fuhren zum Flughafen. Unterwegs prägte ich mir meinen neuen Namen ein: Julia Emilia Brighten. Schade, dass Emilia mein zweiter Name war, der hätte mir echt gefallen.

Ich war noch nie geflogen, aber Cloude schaffte es, uns wie routinierte Fluggäste aussehen zu lassen. Schließlich war dies offiziell eine Geschäftsreise.

Als ich im Flugzeug saß, schlief ich ein. Schließlich war es gerade Vormittag und ich war die ganze Nacht wachgewesen.

Und ich träumte von Kira, von meiner ersten Begegnung mit dem Killer, immer und immer wieder, wachte aber trotzdem nicht auf.

„Die Welt ist verdorben“, sagte Kira. „Machen wir zwei sie doch wieder besser.“



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